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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.10.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-10-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188310284
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18831028
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18831028
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- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1883
-
Monat
1883-10
- Tag 1883-10-28
-
Monat
1883-10
-
Jahr
1883
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.10.1883
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— Erste Geilage M Leipziger Tageblatt and Anzeiger. 301. Sonntag den 28. October 1883. 77. Jahrgang. Line französische „preisschrifi". Dir französische Akademie der Wissenschaften hat den letzten Monthyon-Preis einer Schrift zuerkannt, die schon den Galliern zur Zeit des Vercingetorix und den Römern unter dem Eonsulate de» PubliuS Cornelius Tacitu» nützlich ge wesen wäre und vielleicht dürfte ihr verspätete» Erscheinen bei den heutigen Franzosen die Wirkung erzielen, welche die lückenhafte StaatSschrffl „Da vitn, moribus vt poxmlis 6er- uuuü»o" bei den Politikern de« römischen Reiches nicht hervor zubringen vermochte. Schon Tacitu» dcnuncirle die Deutschen seinen Zeitgenossen at» eine große Gefahr für die Welt, die damals, sowert sie bekannt, der römischen Herrschaft unterworfen war. Herr Raoul Frary, der von der französischen Akademie preisgekrönte Autor, nimmt in seiner Schrift »Do llaugor national" *) die Erörterung der „germanischen Frage" da wieder aus, wo sie vor siebenzehn- hundertacktzig Jahren von den lateinischen Historikern ab gebrochen wurde. Der moderne französische Autor unserer Tage hat inzwischen nickt verseblt, au» der Völkerwanderung allerlei Anschauungen und Ausschlüsse cherauSzuklügeln, ja er behauptet geradezu, daß die jüngste Völkerwanderung durch die „preußische Invasion" in Frankreich im Jahre 1876/71 stattgefunden Hab«. Selbstverständlich ist auf diese Weise daö Buch sehr umfangreich geworden und soll zu einem ernsten Versuche der Lösung des welthistorischen Rathsels bezüglich deS romanisch-germanische» ConflickS al» Ferment der zwei- tausendjährigen Geschichte unseres Welttbeils beitragen. Der GeschicktSphilosoph begründet den Zusammenhang der ger manischen Invasionen von Soisson b>S Sedan und weist i» seiner Schlußfolgerung aus einen schrecklichen Weltunter gang hin. Mit dem Einsall der Sigambrer über den Rhein und der Schlacht bei Soisson» beginnt nun die historische,Auseinander setzung zwischen Galliern und Germanen. Die Deutschen, die vor dieser Zeit mit dem Wurfspeer in die Geschickte eingetrelen waren, verschwanden wieder au» derselben- sic rannten sich entweder an der noch ungesckwäckten Macht RomS die Köpfe ein. wie die Eimbern und Teutonen, oder ihre Nationalität verflachte sich in der römischen Cultur, wie dies bei den Gothen. Vandalen und Longobarven der Fall gewesen. Der Verfasser der Prei-sckrift entwickelt nun mit einem Blicke auf daS moderne Gallien, worauf eS eigentlich bei den, Völkerstreite ankomme, daß die Germanen eben jene beiden entscheidenden Eigenschaften besessen, deren Mangel gerade den Verfall RomS verschuldete, nämlich Tapferkeit und Frucht barkeit. welche im Darwin'schen Sinne die überwiegenden Tugenden bei Völkern auSmachen. Die germanischen Frauen waren keusch und züchtig, die Männer stark und tapfer, beides eine Folge der altererbte» Freiheit, wie der römische Niedergang die Wirkung der Jahrbunkerle langen Knechtschaft war. Tie Invasion, wenn auch ost zurückgewiesen, mußte endlich ge lingen und die Karolinger begründeten die neue Wcltordiiuna. indem sie den Westen und Süden vertbcilken und gleichzeitig die au» Osten andrängenben slavischcn Mitbewerber be siegten. Karl der Große gab der deutschen Nation diese Frontvcrändernng nach Osten, die noch gegenwärtig sehr greifbar ihre Nachwirkung äußert. Frary schreibt dem friedlichen Vordringen der Deutschen in den weite» slavischcn Gebieten deS Mittelalters viel größere Wichtig keit für die deutsche Geschichte zu. al» den glänzenden Thaten der Ottone» und Hohenstaufen,- die wirklichen deut schen Eroberer deS Mittelalters seien jene wenig berühmten und bekannten Lehnsherren, die, Schritt für Schritt in die sandigen Ebenen deS Nordens vordringenb, eine harte, ge duldige und emsige Schaar von Ackerbauern mit sich brachten. Diese langsame aber dauernde Invasion schwächte die erobernde Nation nicht, wie einstmals die in da« römische Reich unternommene Invasion. Es waren die« keine Aben teurer mehr, welche, um Beute zu machen, die Welt durch zogen, noch abgelebte Volksstämme, die durch ihre Vermischung verjüngen, aber selbst untcrgehen wollten, sondern Grund besitzer, welche die Grenzen ihres EigenthumS erweiterten und damit gleichzeitig daö ihrer Nation, die ihre Hand nicht auf die Schätze der Unterworfenen, sondern auf die Scholle der Vertriebenen legten. „Auf das germanische Ungestüm", sagt wörtlich der französische Autor, „folgte die deutsche Zähigkeit; sie vernichtet die Besiegten gründlicher, denn der Deutsche setzt sich selbst an deren Stelle. Diese jahrhundertelange nationale Arbeit hat daS preußische Volk, wiewohl ursprünglich ein flavischeS, zu dem gemacht, waS eS heute ist, sie hat die eisernen Grundlagen des Staates geschaffen, welcher einst die Führung der germanischen Nation übernehmen sollte." Es hat diesem Staate nicht an großen Unglücksfällen gefehlt, heißt eS weiter; Jena war vernichtender als Sedan, aber jene» bewies nur die furchtbare Lebenskraft der preußischen Monarchie, rvährcnd, sagt Herr Frary wörtlich, nach der viel geringeren Niederlage bei Sedan alle Welt von dem Niedergänge der französischen Nation überzeugt war. Von den groben Fehlern der französischen Könige abgesehen, war daS erste Kaiserthum so wahnwitzig, die nationale Existenz für sie egoistischen Zwecke eines WclterobererS ein- zusetzen. Mittelbar hat aber Napoleon I. die deutsche Einigung dadurch begonnen, daß er anfing, der schrecklichen Zerrissenheit Deutschlands zu steuern und' damit überhaupt Len Gedanken an die Einheit anzuregen. Napoleon HI. hat sie vollendet, indem er die reife Frucht vom Baume schütteln half. Der Verfasser der PrciSschrift bemüht sich nun. nachzu weisen. daß Fürst Bismarck gründlich die deutsche Vergangen heit studirt habe, um die Zukunft Deutschland» zu'sichern. Diese« ist geeinigt. eS ist mächtig, da« Wort Kaiser Wilhelm'- gilt in der Welt so viel, als einst jenes Otto'S deS Großen, aber gleichwohl ist die Nation nicht zufrieden, nicht einmal sicher; ihr großer Staatsmann fühlt, daß noch etwas zu thun ist. — Der Franzose versucht nun die ZukunftSpläne des deutschen Reichskanzlers zu ergründen und gelangt da zu ganz sonderbaren Meinungen und Schlüssen. „Um eS kurz zu sagen." schreibt Herr Frary, „die germanische Race hat bis jetzt nicht» als ihre staatliche Existenz errungen, sie braucht aber, um nicht zu verhungern, noch Land und Geld." — Der Franzose schau dert, wenn er daran denkt, wo der Deutsche sich da» Geld wieder holen wird, aber er schildert möglichst ausführlich, in welcher Richtung der germanische Landhunger seine Befrie digung suchen dürfte, der so überaus drängend fei. Herr Frary glaubt offenbar wie viele seiner Landsleute, der Deutsche fei bereits jetzt im Frieden nur aus Sauerkohl und Kartoffeln angewiesen, denn er meint „ein so stolzes, unternehmende» und kriegerische» Volk könne sich nicht lange mit grober, un genügender Nahrung zufrieden geben." Wohin soll sich also der nächste Germanensturm richten? Die tropischen Ca lvinen, lautet die Antwort, sind keine Ansiedelungen, nur Pachtungen; Afrika hat sich für die Vandalen verderblich erwiesen, ist auch bereit» vergeben; e« liegt indeß «in andere« AuSkunstSmittel nahe. Die Germanen d^ Alterthum« stürzten sich ans da« weströmische Kaiserreich; jene de« Mittelalter« trieben die Glaven vor sich brr nach dem Osten; die ersteren plünderten, die letzteren gründeten. Beide Wege ständen den heutigen Deutschen offen und in diesem Gedanken findet der ') Line deutsch« Uebersetzung ist von Scheller. Lieutenant im Unial. sächs. 1. Husaren-Regiment Nr. 18, in der Helwing'ichrn Lerlagrbnch Handlung. Hannover, erschienen. Die Red. französische Autor die Erklärung für die deutsche Politik seit dem Franksnrtcr Frieden, zumal für ibre Haltung aus dem Berliner Cvngiesse, wo der deutsche Reichskanzler mit dem Ellenbogen ble Rüsten von der Balkanhalbinsel weggc- schoben babe. Aber die Deutsche», heißt eS weiter, brauchen auch wieder Geld; die fünf Milliarden babcn sie um so weniger lange befriedigt, weil sie wahrgenommen, daß in den Kellern der Dauque de France noch mehr Schätze aufgchäust sind. Die Habsucht allein würde sie vielleicht nicht zum Kriege verleiten, aber Haß und Furcht gesellen sich dazu, um denselben zweifel los zu machen, der Haß. aus der Vergangenheit ererbt und 'nickt gesättigt, die Furcht vor zukünftiger Vergeltung. — Die deutsche Politik setze sür die Verwirklichung ihrer Pläne im Osten voraus, daß Frankreich im Westen völlig ohnniäcklig gemacht werden wüste, um dem ge- sädrlicken Slavismus jede Aussicht auf ein romanisches Bündniß zu bencbmeu. Die Hoffnung, daß die furcht bare Kriegsentschädigung Frankreich zu Grunde richten werde, hat sich nicht erfüllt, wcSbalb man den Aderlaß wiederholen müsse. „DaS Wort Milliarden erhitzt die Ein bildungskraft. es hat etwas Bestrickendes, Magisches." Der nächste sür die Deutschen siegreiche Krieg, heißt eS schließlich, würde vielleicht den Niest Lothringens, den Saun» der Ehampagne-Tbeile vo» Francke Eomtö und Burgund in die Hand deS Feindes dringen; größere Annexionen hesürcktet der Verfasser nickt, weil ein kluger Staatsmann seine unversöhn lichen Geaner nickt allzu sehr vermehre» dürfe, dagegen werde er den Hauptnackdruck aus die Kriegsentschädigung legen. Tie Geschickte lehre, daß während des Verfalls de» römi'cheii Reiches die Barbaren iininer habgieriger wurde», je mehr ihren Gvlddurst die Römer besnedigten. Daö Verlangen wachse i» dem Maße, als es gestillt werde. Wäre der sran- zösisclie StaatScredit erschöpft, so böie sich das Mittel der Occuvation res eroberten Landes, bis die Schuld abgetragen sei. Man sieht, eS ist «me förmliche Warnung sür einen Reisenden, »nt Geld in der Tasche durch einen Wald zu gehen und trotzdem seien die Franzose» noch so unvorsichtig, mit ihren Zwanzigfrancsttücken zu klimpern. Herr Frary in natürlich vollständig überzeugt, daß er da» politisch - biplv- inalische GraS in der Wilbclmstraße zu Berlin wachsen höre und diese Ucberzeugung lbeitt auch jedenfalls die französische Akademie der Wissensttiaslen, weil sie sonst sein Buck schwerlich mit dem Mvntbyon'schen Preise gekrönt haben würde. Dreizehnter Jahresbericht über die Kletnktnder-Bewakranstalt zu VolkmarSdorf vom 1. August 1882 bis 31. Inli 1883. Bei dem Rückblick auf daS jüngst verflossene Verwaltung!- jabr unserer Kinderbewahranstalt habe» wir vollen Grund und Ursache, Gott zu danken und zu Preisen für treuen Schutz und reichen Beistand, den wir abermals erfahren haben und durch den die Anstalt auck in diesem Jahre wieder ei» Segen sür unsere Gemeinde gebticbcn ist. Es wird daS je länger, 'desto mehr anerkannt; der Zudranq zu der Anstalt ist so groß. daß viele Ellern. die ihre Binder anmelven wollten, zurückgewiesen werden mußten. weil die Zahl der Zöglinge allzu groß geworden war. Im Laufe des Jahres vom 1. August 1882 bis 31. Juli 1883 wurden neu ausgenommen an» VolkmarSdorf 76, a»S Sellerhausen 22, auS Anger 7 und anS Crottendorf . Kind, in Summa l06 Kinder, wogegen 44 die Anstalt wieder ver ließen und 2 durch de» Tod u»S geraubt wurden. Tic Zabl der täglichen Beiuckcr schwankte zwischen 92 und "ilti. Während i»i Deccmbcr 1882 nur 166 Kinder eingeschrieben waren, betrug deren Zahl im Juni 1883 122 Zu Ostern d. I. gingen 39 unserer Zöglinge ab, um in die Volksschule einzutrcten. Bezüglich der Beschäftigung, Erziehung und Verpflegung der Kinder ging Alles seinen gewohnten Gang »iid das um so mehr, je weniger schwere und kauernde Krankheiten oder andere trübe Ereignisse hemmend ciliirirktcn. So kennte die körperliche wie die geistige Pflege der Kleinen in rechter Weise ohne Unterbrechung betrieben werden; bald im Spiel- und im Lebrziminer, bald aus dem Spielplätze sich bewegend, fanden die Kinder die beste Gelegenheit, bei Unterricht, LcibeSübnng oder bei freiem Spiel gefördert zu werden. Die größeren Mädchen erhielten außerdem täglich Unterricht im Stricken. DaS WcihnachtSfcsk konnte, begünstigt durch reichliche Bei träge wvhlthätiger Freunde der Anstalt, abermals als ei» rechtes Freudenfest sür die Kinder gefeiert werden. Am Donnerstag den 28. December hatten sich 100 Kinder an den reich bedeckten WeihnachtSlascln gesammelt; hell leuchteten die festlich geschmückten Christbänme; vor Freude strahlten aber auch die Gesicktcken der Kinder beim Anblick der mancherlei Gaben, nacktem sie unter Anleitung der Schwester Anna len zahlreich anwesenden Eltern, Mitgliedern des Vor stände» u. s. w. bewiesen, daß ihnen die Bedeutung deS herr lichen Festes wohl bekannt sei. Als ein ganz außerordentlicher Fest- und Ehrentag ist in der Geschichte unserer Anstalt der 3. Februar 1883 ver zeichnet, an welchem Ihre Majestät unsere allvercbrte Königin Carola, die wohlwollende Beschützerin und Förderin aller Anstalten christlicher Wohltbäligkeik, nanicntlick auch der Kinder-Bcmahranstalten, unS mit ibrem Hohe» Besuche zu beehren geruhcte. Ganz VolkmarSdorf war — so weil es in der Eile möglich geworben — festlich geschmückt; am Eingänge der Anstalt hatten sich einige Corporatione», aber auch die obersten Klaffen hiesiger Schule mit ihren Lehrern ausgestellt; diese begrüßten die Ankommende mit einem Gesang. Ein Gleiches geschah im Spielsaale von Seiten der Zöglinge der Anstalt, wobei ein Mädchen ein einfaches Bouquet zu überreichen die Ehre hatte. Mit sicht licher Theilnahme sab Ihre Majestät einigen, z. Tk. mit Gesang verbundenen Spielen und Marschübungen der Kinder zu und geruhele, mit den anwesenden Mitgliedern des Ver- wattungSratbeS, sowie mit den BorstandSfrauen in gewohnter huldvoller Weise sich zu unterhalten. Nachdem sie fast eine volle Stunde in der Anstalt verweilt, nahm sic am Ansgang auch von einer größeren Schülerin ein Bouquet huldvollst entgegen und verließ uns. begleitet von unser Aller herzlichsten Segens- Wünschen. Dieser Tag wird un« und unser» Zöglingen un vergeßlich bleiben. Am varaufsolgcndenMontag den 5. Februar, wurde den Kindern ein Cbocoladenscst gegeben. Auch die seit einer Reihe von Jahren von dem akademi schen Vereine Philadelphia in Gruppensorm gehaltenen KindergotteSdienste wurden im verflogenen Jahre eben so treulich und emsig gehalten, wie fleißig besucht. Die Zahl der Theilnehmer war immer 136—150. Auch diesen Kindern wurde abermals, und zwar am Dien-tag, den 9. Januar, eine einfache Cbristfrier bereitet. Uebcrblicken wir das Alle«, so haben wir vollen Grund, mit David (Ps. 163, 1. 2.) auSzuruscn: .Lobe den Herrn, meine Seele, und Alle«, wo« in mir ist seinen heiligen Namen. Lobe den Herrn meine Seele, und vergiß nicht, wa« er dir Gute» grtban hat." Daneben aber bat diese» Jabr uns auch «inen reckt schmerzlichen Verlust gebracht. Nack kurzem Krankenlager starb am srüben Morgen de» 1. December 1882 unser langjähriger Cassirer. Herr Wanck, einer der Mitbegründer der Kinder-Bewabranstalt, der bi» zu seinem Lebensende ingleicher Liebe und Treue derselben zugetban blieb und für da» Wohl derselben zu wirken nie ermüdete Er kannte daS Wort deS Herrn: .Wer ein solche- Kind ausnimmt in meineni Name», der nimmt mich auf" (Math. 18. 5). Wir dürfen Hessen, der Herr werde ihm dort vergelten. waS er hier geihan hat, um da« Gotte-reich an den Kindern aus bauen zu Helsen, denn e» steht geschrieben: .Die richtig vor sich gewandelt habe», kommen zum Frieden und ruhen in ihren Kammern" (Jcs. 57. 2). — DoL .der Herr betrübt wohl und erbarmt sich wieder nach seiner großen Gute" (Klage!. Jer. 3, 32). ES galt, die leer geworbene Stelle im VerwaltungSralh« wieder zu besetzen und auö den Mitgliedern desselben einen Cassirer zu erwählen. Beides gelang in bester Weise. Ans unsere Bitte trat Herr Schütz in den Vcrwal- lungSratb »nd Herr Laubuslin übernahm daS Cassengcsckäst, beide in VolkmarSdorf. Möge Gotte» Ange auch im nächsten Verwaltungsjahre über unS und unserer Anstalt wachen und seine Hand unS schützen und segnen. Möge der Herr auch fernerhin die Freunde und Förderer unserer Anstalt derselben geneigt und willig sein lassen, zu Helsen, damit fort und fort daö Werk gedeihe zum Heile unserer Gemeinde und zur Ehre Gotte». VolkmarSdorf und Leipzig im August 1883. Der Vorstand: Rühl, Vorsitzender. Dr. Nöntsch inLeipzig, Schriftführer. Viso. em. Rolbe in Schenefeld Laubnstin. Cassirer, Albrecht, Richter, Felix in Leipzig. Schütz, Der Frauenverein: Frau Felix. Nübl, Forker, Steiniger, Pastor Volkmann, Sladtratb Wagner, Wanck und Fräulein Brandstetter. Allgemeine Uebersicht der Sinnahme und Ausgabe auf das Jahr vom l, Augnsl 1882 bis 31. Juli 1883. Einnab m e. Cassendcstand laut vorigem Abschluß . . . 39.62 Jahresbeiträge . . ' 1645.85 - Geschenke und Leistungen 231,26 - Kostgeld von den Kindern 2635,65 - 3951.71 Ausgabe. Nenumerativn an die Diakonissen-Anstalt zu Dresden 246.86 ^ Gehalte und Weihnachten an die Gehilfinnen 369,— - Steuern sür daö Anstalt-personal .... 25,65 - Heizung und Beleuchtung 172,73 - Kost und WirNschaslögelder 1695.87 - Anschaffungen. Revaraturcn, Jncasso rc . . 399.66 - Zuschuß zu der WeibnacktSbescheerung. . . 61.— - Abzahlung auf die Bauschuld 1006.— - Lvrlrag 137.61 - 3651.72 Anhang. Bericht über den gcgenivärligen Stand unserer Baiiscbuld, welche laut unserem vorjährigen Jahresberichte betrug 16795.73 Hierzu Zinsen, Anschaffungen, Steuern . . 563,57 11359.36 Dagegen gingen ein von verschiedenen Gönnern der Anstalt . . 1663.— « Mictbzin» und Zinsenvergülung auf die Bau schuld . . 666.— - aus der BetricbScasse 1666,— - Saldo der Bauschuld . 8696,36 - 11359.36 Für alle diese gütigen Gaben sage» wir auch hierdurch herzlichen Dank und bitten zugleich dringend, unS durch fernere Unterstützung die drückende Bauschuld recht bald tilgen zu Helsen, Leipzig, im August 1883. Der Vorstand durch A. W, Felix. Entscheidungen des Reichsgerichts. (Abdruck ohne Angabe der Quelle wird gerichtlich verfolgt.) Der Rechtsanwalt W. zu B. ist vom Landgericht auS 8- 185 2tr.-A.-B wegen Beleidigung vernrtheilt. Derselbe war in einem bei dem Amt-aericht zu N, schwebenden Concurse zum Verwalter bestellt, demnächst ebcr seine« Amte» al« Verwalter entlasse», wobei die Entlassung öffentlich bekannt gcinachi wurde. Alle Bcinnhuiigcn des Aiiackiagten, den Emlassungsbeichluß aiizuscchten, blieben erfolglos. AlS Vergütung sür die Geschüftajührmig und an Auslagen wurden ihm anstatt der beanspruchten 2137 nur 888 festgesetzt. Diesen FestsctziingSbeschluß deS Amtsgerichts N, focht er durch eine an da» Landgericht zu G, gerichtete Beschwerde vom 16. August 1882 an. In dieser Beschwerde finden sich mehrfach persönliche Angriffe gegen den Amt->ichter K. zu N. DaS Landgericht hat nun angenommen: daß Angeklagter die Aeußerungen zur Wahrnehmung be rechtigter Interessen gemacht hat, daß er aber dabei die zu lässigen Grenzen überschritten hat und daß da« Vorhandensein einer Beleidigung auS der Form der Aeußerungen hcrvorgcht, dcniqemäß Angeklagter zu Brandenburg am 10. August 1882 de» Amtsrichter K. zu N, »christlich beleidigt hat, D>e vom Angeklagten hiergegen eingelegte Revision vermißt die Feststellung de« »niinu!, iiffuriaixli und stellt ferner den NechtSiatz aus, zur Vollendung einer Beleidigung im Sinne de« 8- >85 des Str.-G.-B. sei ersorderlich, daß der Beleidigte Kenntniß von der Beleidigung genommen und daß solche Kennlnißnalime im Willen deS Beleidigers gelegen habe, während Angeklagter eine Kenntnißnahme des Amtsrichters K, von dem Inhalte des Schrift- satzeS nicht gewollt, TaS R,-G„ II. Strassen., hat am 23, Mai d. I. die Revision verworfen, da zunächst der ausgestellte RechtSsatz nicht al« richtig anerkannt werden kann. Weder au» dem Wortlaute des 8- 185 noch aus dem Begriffe der Beleidigung, al» einer vorsätzlichen und rechlZwidrigen Kundgebung der Mißachtung eine» Anderen, läßt sich die versuchte Einschränkung herleiten. Daraus, daß die Vergehen der übel» Nachrede <8, 186) und der verleumderischen Beleidigung (8, 187) eine Kenntniß einer Dritten von der Kundgebung zur BoranSletzung haben, folgt keineswegs, das, zum Thatbestande deS y. 185 neben derKennlnißeineS Dritten noch diekennt- niß de» Verletzten erforderlich sei: e» genügt vielmehr die Kenntniß eines Anderen, lei e» de« Beleidigten oder eine« Dritten, zur Vollendung de» Delikte» in objectiver Beziehung. Daraus ergiebt sich von selbst, daß im Falle de« 8 185 ein aus die Kennt- nißnahme eine» Anderen von dem Autdrucke der Gering schätzung gerichteter Wille genügt. Au Unrecht vermißt die Revision eine Feststellung de» »urwus inzunancki. Der Vorsatz (d. h. da» Bewußtsein von der Eausalität de« Thun») ist durch die dem Wortlaute de» 8-185 consorme Fest- stellung mit sestgeftellt. Da aber zugleich angenommen ist, daß Angeklagter die Aeußerungen zur Wahrnehmung berechtigter Inter- essen gemacht Hab», genügt« zur Anwendung de» Strasgeletze» da» Bewußtsein von dem beleidigenden Lharakter der Aeußerungen nicht. Indem 8- 193 de» Strafgesetzbuch«» bei dem Vorhanden- lei» aller Ersorderniffe der Beleidigung in objectiver wie in subjectiver Beziehung gleichwohl insoweit Straflosigkeit eintreten läßt, al» die Beleidigung sich al- «in zur Erreichung de» -Zwecke« der Wahrnehmung berechtigter Interessen gebrauchte« Mittel darstellt, wird zur Strasbarkeit eine über den Zweck der Jnteressenwahrung Hinaulgehende oder daneben vorhandene Absicht zu beleidigen er fordert, welch« au« der Form der Aeußerung oder aus den Um ständen, unter welchen sie geschah, hervorgehea muß, Bon dieser Recht-aussassung geht aber auch zweifello« da- Landgericht au». Im genauen Anschluß an die Sprache de» Gesetze« stellt dasselbe fest, daß da» Vordandensein einer Beleidigung au« der Farm der Aeußerungen kervorgeb«. Diese Annahme wird ans die Wahl »er Au»drücke gestützt, deren sich der Angeklagte in seiner Beschwerde bedient da», beispielsweise in der offenbar ironischen Wendung: „Der Donk de« LomurS-Lommissar» .... bat in dem angeiochkenen B'ichluß «inen überaus würdigen Ausdruck gesundcu! 0 undilo otLeiam )uäiei,!?I" sernrr in der Bezeichnung der Molivirung de» EntlaffiinaSbeschlusscS als „leere, inhaltslose Phrase" und den in Bezug aus den Amtsrichter gcbrauchicn Wvrlen: „»ngiialificirbare» Verhalten", „Mangel an Anstand", „vorsätzliche Rechtsbeugung", welche Aeußerungen sänimilich über de» Rahme» sachlicher Angriffe hinan« und aus dem Gedittr der „persönlichen Apostrophirung" liege». Danach ist au« der Wortsorm, in welche die Jntcresscu- ivahrung gekleidet war, unzweideutig die daneben und darüber liiiaus auf Beleidigung des Amtsrichters gerichtete Absicht hcrgeleitet. Lachsen. * Leipzig. 27. October. Ein Dresdner Blatt beschäftigte sich dieser Tage mit den Bahnwärtern der Eisen bahnen und förderte mehrfache Unwahrheiten und entstellte Thattachen zu Tage, weil idm wahrscheinlich die unlauter» Angaben irgend eines unzufriedenen Elementes als Grund lage dienten. Ui» der Wahrheit die Ehre zu geben, sei da gegen Folgendes bemerkt: Beschwerlicher als das Leben der Beamten anderer Kategorie», wie z. B. der Weichenwärter, Slalions- und Fahrbeamten, ist das de« Bahnwärters in keinem Falle; sei» Schaffen und Wirken ist da« leichteste und angenehmste. Daß er während seiner Dienst, stunden, mag e« nun gerade regnen oder niag Soniiciii'ch. n sein, nicht sür immer i» seinem Wärterüause verbleiben kan», gebietet ibm seine Pflicht. Sind jedoch die Züge seiner Strecke passirt, und er hat letztere durchgangen und rcvidirt, io bleibt ihm noch manche Viertelstunde Zeit, sich hiervon wieder auszuruheu. Der Weichenwärter aber und der Stalion«. und Fahröeamte, ist säst ohne Unterbrechung an seine Arbeit evcni, an seine» Posten ge bunden, keiner von birscn darf seinen Platz verlasse», das Rangiren und da« Verkehren der Züge muß stiittsiiiden, mag er auch hierbei den größten Unbilden der A lterung auegesetzt sein. Der Bal nwürtee bat keine Weichen zu bedienen und fällt demnach auch die große Vcronlivortung sort. Sein Bezirk ist durch Sperr- cveiit. Block- signa'.lnasic abgcschützt, und er wird au« diesen beiden Hauptgründen daher auch glücklicherweise nur höchst selten einmal, ja vielleicht nur bei elementaren Ereignisse», in die Lage kommen, eiu Versehen zu begehen, welches einen Uiiglnck.ffal! hervorbringci, und seine Ärodlosigkeit bewerkstelligen könnte. Höchstens kann er da« Heran nahen eines Zuges verschlafe» und so denselben durch sein Absverr- signal ungesetzlicher Weise zum Halte» bringen. — E« ist durchaus nicht bedingt, daß die Kürpcrconstitution eines Bahnwärters von Eisen zu sein braucht und sie ist es auch nicht; denn cs werden hierzu vielfach Invaliden verwendet, welche z» anderen Dienst leistungen im königlich sächsüchen Bahndieiiste durchaus nicht tauglich und zu gebrauchen wären. Der Bahnwärter hat 16 Stunden im Dienst zu bleiben, wovon aber mindestens 4 Stunden zur Erholung verwendet werden könne». Seinen Lohn betreffend, so ist derselbe seiten» der obersten königlichen Behörde in gewiß gerechter Weise ftipulirt und sind die Leistungen im wahren und richtigen Lichte in Betracht und Anrechnung gezogen worden. Außer seinem festen Gehalt und seinem Bekleidung-gelve, sowie einem FeucrungSbcitrag von 60 alte» Bahn- schwellen pro Jahr, ist er im Besitz einer für sich und seine Familie ausreichende» freie» Dienstwohnung, hierzu hat er ein hübsches Gärtchen und meist auch noch ein Stückchen Feld. Gleichzeitig gcuießt er de» große» Vortheil, aus den Landbczirken oder nur in der Nähe einer Stadt zu wohnen; die Einkäusc für seine» Häu-Iichen Bedarf kan» er demnach direct vom producirenden Landmann beziehen. Daß sich viel« Bewerber um dergleichen Stellen finden, hat ersten» seine» Grund darin, daß, wie überall, jetzt da« Angebot größer ist, al» der Bedarf, und zweiten« darin, daß die geistigen Fähigkeiten lange nicht den Höhepunkt zu erreichen brauchen, als wie bei Elementen, die sich um andere Functionen im königl. sächs. Eisenbahn- dieaste bewerben wolle». Gewiß nur ungern venauicht ein Bahnwärter seine Stellung mit einer dergleichen im Gehalt höheren. Ebenso ist auch der Vernich, Bahnwärtern die Stellung von Weichenwärtern zu übertragen, in sehr vielen Fällen nichi auszusühren gewesen, indem der Dienst der Letzteren ihnen zu schwer und anstrengend und ihre Fähigkeiten dazu auch nicht ausreichend waren. Tic Forderungen an die Bahnwärter zu überspannt», fällt durchaus keiner Vorgesetzten Ticiistbchördc ein. Tie Beamten der königlich sächsischen Bahnen ilnterliegen glücklicherweise streng gerechten und humanen An- schaumigen und Behandlungen, Der Bahnwärter genießt seine Freiheit ebensogut als jeder Beamter anderer Kategorien. In jedem Jahre werden ihm gewährt 26 Sonntags-Vormittage zum Besuche de« Gottesdienstes und außerdem noch 26 freie Wochentage, wo er ausruhen und sein Geist sich stärken kann. , . * Leipzig, 28. October. Heute Sonntag Abend 6 Uhr feiert der Verein für innere Mission in Leipzig im großen Saale deS VcreinshauseS (Roß- straße Nr. 9) sein 14. JahreSsest. Die Feier hat sür de» Verein eine erhöhte Bedeutung, da auch vaS zehnjährige Bestehen deS VereinShau >eS in diesen Tag fällt. Von Jahr zu Jahr sind neue Vereine und Gesellschaften, die im Verein-Hause ihren Sai»>iielpiinet baden, lnnzugckommcn und süblen sich hcimathlich in den stillen Nännien, Tic Geschichte dieses Hanse« erzählt von Jahressesten, Vorträgen und Arbeiten sür Hcidcnmission, sür Mission unter Israel, sür Gnstav-Aoolf-Stistung, Armenpflege, von Pastoralconferenzen und Diöcesanversaminiungcn. Der Festbericht, den heule der Director k. Zinßcr erstatten soll, wird diesmal auf daS Gesammtgebict christlicher Liebcöthätigkeii in Leipzig hin- sührcn und nicht allein aus der BcrusSspbärc der Vereins für innere Missten zeugen, sondern auck ans Institutionen und Anstalten hinivcisen, die kein VcrcinShause nabe sichen durch viele ArbcilSbczielniligcn und in verwandtem Geiste ihr Werk auSrichte». Der Bericht wird nach einer dreifachen Gliederung alle Stationen bewahrender, rettender, gewinnender, helfender Liebe in unserer Stadt zu zeigen und auf die innere Mission in der Kinvcrwelt, aus die Fürsorge sür die contirmirte Jugend und die christliche Liebcslhätigkcit in der Familie hinzuweisen habe». Der Vorstand des VercinSbauses richtet herzlich einladende Worte an Alle, Männer und Frauen, denen eS ein HerzenSanliegen ist, in einer stillen Feierstunde sich in die bittere Noth unseres Volkes zu versenken. Er heißt alle Die willkommen, die an den leiblich Verkommenen und Elenden, den Verarmten und Hilflosen, den AuSgcsvgencn und Verführten nicht thcilnahmSlos vvrübcrgeben wollen, sondern im eckten Samariters»»» eingreisen, dienen und helfen, suchen und retten, glücklich und selig machen. Mit solchen Kräften Vars die innere Mission ein gnadenreiches neues Jahr ihrer Arbeit inS Auge fassen. * Leipzig, 26. Oclcbcr. Unsere Realschule I. O., bekanntlich die älteste in Sachsen, begeht demnächst die Feier ihreS 56jäkrigen Bestehens. Wie wir hören, werden sich die alte» Schiller dieser Anstalt an diesem Feste in hervor- ragender. Weise bctheiligcn. Eine sehr zahlreich besuchte Versammlung fand sich bereits am gestrigen Tage im „Restaurant Bierbaum" zusammen, um durch Wahl eines FestcomitSö die ersten Schritte in dieser Richtung zu lbun. Da eine große Anzahl der angesehensten Bürger unserer Stadt der Realschule ilirc Jugcndbllkung verdankt, ist zu erwarten, daß daS Jubiläum in soleiincster Weise begangen wird. —o. Das. beiläufig bemerkt im Jahre 1356 erbaute, Chor der TbomaSkirche, welche« bei dem Neubau der selben, in den Jahren 1482 bis 1496, stehen bllcb, bildete bisher zu dein äußerlich lhcilwcise rcstaurirtc» Gotteshaus« durch sein rnßigcS und verfallenes Aussehen einen störenden Contrast. Seit einigen Tagen ist jetzt daö genannte Cbor umplankt und hat man mit dessen Renovation und den Vor arbeiten zu neuem Abputz begönne». Ist diese Arbeit Voll endet, dann dürfte nur noch die heikle Frage der Renovation der Nord feite der Kirche zu lösen sein. — Tie beliebte Costa - Millvcker'sche (Componift de» „Bcttclstudcnt") EesaugSposse „Ein Blitzmädel" geht heule Sonntag im Earola-Tbeater znm ersten Male in Scene und tritt in der verwandlungSreicben Titelrolle Frl. Alma Morgenroth zum ersten Male aus. Unser KrvstaN- valast-Rcserent hat die Leistungen dieser feschen Soubrette bereit» wegen der außergewöhnlich schneidigen Darstellung
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