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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.04.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-04-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188404074
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18840407
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18840407
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1884
-
Monat
1884-04
- Tag 1884-04-07
-
Monat
1884-04
-
Jahr
1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.04.1884
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>«k Zeit zur Beschlußfassung anlzusetzen und zunächst »och einigennaße» detaillirte Anschläge zu erbitten; S) im Uedrigen da- Conto in Einnahmen und Ausgaben zu ge nehmigen. Herr Referent: die Positionen 3 und 4 seien nach einem beim Vorjährigen Budget geäußerten Wunsch de- Collegium- eingestellt. Die Anträge 1» und d würden gestellt» da man den vom Bauamt hierüber angesertigten Anschlag für ganz ungeeignet zu erachte« ge- Abt habe, denn eS sei mehr nicht darau- zu ersehen» alS was im Budget stehe; im Uebrigen habe man Au-stellangen nicht zu machen. Herr Bürgermeister vr. Trän dl in bemerk, eS könne hier nur ei» Versehen vorliegeu. Beide Ausschußanträge werden einstimmig angenommen. Derselbe Herr Referent berichtet weiter für den Stiftung-» bez. Bau- und Oekonoiliieau-schuß über Epecialbudget „Johanni-Hospital lammt Anhang, de» alteu und neuen Johaunisfriedhos betr.", de- diesjährigen Hau-- haltplanes, ittdrm er Namens dieser Ausschüsse hierzu beantragt: 1) zu Ausgaben: Pos. 36 „Beköstigung der Pfleglinge 83.000 ordentlich" den Rath zu ersuchen, zukünftig nach Analogie der HauShaltpläne für das kranken-, Georgen- und Armenhaus die Anzahl der Insassen und die Verpflegung-- Einheitssätze mit auzusühren; 2) zu Ausgaben Pos. 4? „Authrilige kosten für Unterhaltung der Liebigstraße S20 ^l ordentlich", den Rath zu ersuchen, längt! der Liebig- und Stcphanstraße, da. wo da- JohanniS- hospital Adjaceni ist, Trottoir legen zu lasten und, da nüthig, mit der Universität sich ins Vernehmen zu setzen; 3) im Uebrigen das Spec,aldudget sammt Anhang in Einnahmen und Ausgaben zu genehmigen. Antrag 1 wird gestellt, weil man analog der HauShaltpläne für da- Kranken», Georgen- und Armenhaus wünsche, daß die Anzahl der Insassen und die Berpflegungs-Einheitssätze angeführt werden. Antrag 3 sei daraus hervorgegangen, weil man es einfach alS ein Gebot der Billigkeit gegenüber den anderen Grundstücksbesitzern erachte, da dieselben vom Rarhe zur Trottoirlegung ongehalten worden seien, auch der jetzige Instand des betreffenden Theiles de- Fußwege- bei schlechtem Wetter Veranlassung zu Klagen gegeben habe. Weiter bemerkt der Herr Referent, bei Einnahmen Pos. 8 „Mielhzinsen' habe man vermißt, daß keine Position für die vom Ockonomen Herrn Grüner zu zahlende Miethe, wie solche vom Colle gium im vorigen Jahre beantragt worden sei, eingestellt ist. Zu Ausgaben Pos. 11 „Beitrag zur Herstellung eine- Gitters am Altar- platze 600 außerordentlich" könne man nur Einverständniß er klären, da zu dieiem Zwecke bereits 500 geschenkt worden und in Len übrigen Kirchen die Altarplätze mit Gittern versehen seien. Zu Pos. 3l der Ausgaben wird vom Herrn Reserenteu beantragt: Beschlußfassung auszusctzen, da inzwischen eine Rathsvorlage eingegangeu sei, wonach eine der ALchlerstcllen im Johcinnisthale ausgehobcn und dasür eine Schutz« maunsstelle begründet werden solle. Das Mehr von 200 *-l gegen das Vorjahr bei Pos. 37 der Ausgaben: „UnlerstützuiigSgeldcr 20M>t ordentlich" sei dadurch erklärlich, weil eine größere Anzahl Personen vorhanden ist, die Unterstützung in Folge vollständiger Mittellosig keit erhalte. Bei Pos. 44 der Ausgaben (Für Unterhaltung der Parkanlage aus dem alten Friedhose 1755 ordentlich) sähe man der Einstellung einer niedrigeren Summe bei dieser Position im künftigen Jahre zuversichtlich entgegen. In den Positionen 54 b,S 56 sei der AuSVruek: „Lerlüge" ausgefallen, doch habe man aus ge- thane Anfrage erfahren, daß die- Verlage seien sür Sand, Seise re. bei Pos. 56. Pos. 64 der Ausgaben „HeizungSvorrichtungen an dem Dampjkestel 650 .>l außerordentlich" wird zur Genehmigung vor- geschlageu, da imrn dafür ist, daß hier der vorgeschlagene Versuch gemacht wird. Zum Anhang, den alten und neuen Friedhof be treffend, habe man Wesentliche- nicht zu bemerken; dankbar sei die diesjährige Zusammenstellung der Positionen begrüßt worden. Der Antrag des Herrn Referenten aus Aussetzung der Beschluß fassung zu Post 31 wird unterstützt. Herr Pfeiffer fragt an, ob eS noch nicht möglich gewesen, den Platz v au der Stephanstraße zu veräußern, für den, wie er er fahren, bereits ein ansehnliches Gebot gethan worden sei. Ferner vermiste er einen Ansatz im Budget sür das eiserne Gitter an der Stephanftraße, auch bitte er sür Verbesserung der Mauer um die Sternwarte herum seiten- der Universität Sorge tragen zu wollen. Herr Bürgermeister vr. Tründlin: Neuerdings sei, nachdem der frühere Bieter von seinem gcthanen Gebot wicver zurückgetrcicn, ein anderweites Gebot aus den Platz v gethan worben, doch sei dessen Berwerthung mit Rücksicht aus leine große Tiefe sehr schwer, zumal auch hierbei die Rücksicht aus die Nikolaijchule mit ins Auge zu faste» sei. Das Güter zur Einfriedigung der Gärten a» der Ostseite der Strphanstraße, soweit dieselben dem Johannishospitale gehören, könne sür die verwilligte Summe schöner nicht hergestellt werden, als der Rath seiner Zeit vorgeschlagen, was aber vom Collegium abgelehnt worden sei. Die Versuche, welche man zur Verdeckung der Mauer »m die Sternwarte gemacht habe, seien gescheitert und werde sich daher der Rath wohl an die Universirätsbehörde wenden müssen. Herr Oehler giebt weitere Ausknvft über da- Schicksal de- vor erwähnten Gitter- und betont, daß die Sache beim RathSbanamt sich befinden müsse. Herr Bürgermeister vr. Tröndlin nimmt da- Rath-banamt i» Schutz wegen der vielen Arbeiten und der verschiedenen Anträge über die Art der Ausführung de- betreffenden Gitters. Alle 3 Ausschußanträge, sowie der Antrag des Herrn Reserente» z» Pos. 31 werden einstimmig angenommen. Herr Rechtsanwalt vr. Zenker rcserirt weiter für de» Stif tung»-, Oekonomie- und Bauausschuß über Herstellung einer Pissoir- und Abortanlaae in dem Hofe der Leichenhallen des neuen JohanniSsriedhoses mit einem Aus. wand bis zu 1500 » conto Stammvcrmögen de- Johannis- - st'stS. Der Antrag der vorgenannten Ausschüsse geht dahin: die Herstellung einer Privet- und Pistoiranlage in dem Hose der Leichenhallen des neuen Friedhofes sür nothwendig zu er klären, das vorgelegte Project selbst aber abzulehnen und An- fertigung eines neuen weniger kostspieligeren Projekte- ent gegen zu sehen, da mau von der Nothwendigkeit einer derartigen Anlage überzeugt fei, die Art und Weise der Ausführung, wie sie projectirt ist, na mentlich die Anwendung de- System- Friedrich L Co., aber nicht billigen konnte, weil die Wasserspülung wegen des leichten Einfrie ren- hier nicht angebracht sei. Im Ausschuß sei (obgleich auch hier gegen Widerspruch erhoben wnrde) eine Anlage mit Torfmull an- geregt worden. Der AuSschußantrag erhält debattelo» die Zustimmung de- Colle- ginmS. Bezüglich der Rückäußeruvg de- Rathes aus die Anträge de- Collegium» hinsichtlich der Verpflegung der Insassen de- JohaaaiS- hospitalS beantragt der Sttstung-an-schuß durch seinen Rcserenten Herrn vr. Zenker: der Rath-Vorlage zuzustimmen unter der ^Voraussetzung, daß die Bäckerei im Johanni-Hospital überhaupt nicht mehr be triebe» werde. Herr Referent: Der frühere Ausschußantrag sei nur im In tereste der Petenten vorgeschlagen worden; wenn diese aber weitere Vergünstigungen dadurch wümchten, daß die nach dem Anträge de- Collegiums zu geschehene Lieferung von wöchentlich 4 Pfund Brod wegsalle, hierfür aber das jetzt in 1 40 bestehende wöcheut liche Aversionalquantum aus 1 ^l 80 -C erhöht werde, so stehe der Ausschuß nicht an, die Bitte der Petenten durch Zustimmung zur Rathsvorlage zu realisiren, jedoch setze man voraus, daß dann die Bäckerei im Johaani-hospital überhaupt nicht mehr betriebe» werde. Ohne Debatte tritt da- Collegium dem Ausschußanträge ein stimmig bei, und schließt man die öffentliche Sitzung, um in eine nichtöffentlich« Bexathnng einzutrete». Leipziger Lehrer-Verein. Leipzig, 5. April. In der Sitzung am 20. März ». e. hielt Herr Kirchhofs (III. Bürgerschule s. Kn.) einen Bortrag über „Die Geometrie in der Volksschule mit besonderer Berücksichtigung der Lehrbücher von Mittenzwey und Bock-Schulze." In der Einleitung stellte der Vortragende Be- griff nnd Ziel der Geometrie in der Volksschule fest. In formeller Beziehung hat der geometrische Unterricht durch Betrachten, Zeichnen, Messen und Berechnen der Körper, Flächen, Linien zu bewirken, daß da» Denkvermögen »nd die Sprachkrast der Kinder erhöht werde. Zar Materiellen Bildung trägt er bei, indem er seine Ausgaben au-- fchsteßlich au- dem praktischen Leben und im Besonderen au» dem A»M»»uug-treise der Zöglinge nimmt. G» ist nun scharf zu unterscheiden zwischen der wissenschaftlichen Methvde de» geometrischen Unterricht» aus Gymnasien und Real- schale» »d der elementaren in der Volksschule. Die wichtigsten methodischen Grundsätze bei Ertheilung de- geometrischen Unterricht» t» der letzteren saßt sodann der Referent nach ausführlicher Be- Irünbnng in folglich, Gütz« »»samme» r I. Der Unterricht in der Geometrie der Lolk-Ichnle ist ei» auf Anschauung und Selbstthätigkeit gegründeter Sachuutrrricht; er soll elemeinarisch-entwickelnd, nicht wissenichastlich-dogmatisch ertheilt werde»; es sollen Begriffe gewonnen, nicht aber fertige Lehrsätze aus gestellt werden. Beiveijciide Geometrie, nach welcher ohne Vorbereitung in wissen- schastlich abstrakter Weise Voraussetzung und Behauptung aus gestellt und au fie mathematische Beweise angeschlosseu werden, ist sernzuhalten. II. Die Geometrie in der Volksschule hat sich inuerholb der Schranken einer berechnenden Formenlehre zu bewegen. Sie ist geometrische Formenlehre und arithmetische Geometrie. Jene» ist sie, indem sie die räumlichen Gebilde: Linien, Flächen »nd Körper in ihrer Ganzheit und in ihren Theilen nach Richtung, Lage und Gestalt erkennen und darstellen läßt; diese- ist sie, indem sie durch Messen, Berechnen und Vergleiche» die Grüße der Gebilde seststellt. III. Wes angeschaut und erkannt ist, soll sogleich durch Wort, Bild und Nachbildung in der 1. Schulklasse (in Pappe, Holz. Thon) dai gestellt und berechnet werden. Von der Sache zum Zeichen! Weder dürfen Erklären, Lonstruiren und Messen, Besprechen, Zeichnen und Berechnen innerhalb des Cnrsu» getrennt von einander behandelt oder in verschiedene Jahrescurse gelegt werden, noch dars Formen- lehre isolirt, d. h. ohne im Zusammenhänge mit den Größen- Verhältnissen der nach ihren Forinen betrachteten geometrische» Ge bilde getrieben werden. Darum dars nicht da» Lonstruiren in einem besonderen 2. Lurse nach dem Erklären der Figuren erfolgen; daruin ist die Betrachtung der Kryftallsormen, wie die de- Deltoidvierund- zwanzigflächner- (laoeitetrnsiicre), de- keutiüsonilockellliscksr» n. a. unzulässig. IV. Die Rechenbeispiele sollen an» dem Gesichtskreise de-Schüler» und au- dem praktischen Leben genommen werden; fie sollen frei von zu großer Lomplicirtheit sein und nicht ohne Uebnng-reihen bleiben. V. Für die Begriffe find Abkürzungszeichen zu setzen. Die Formeln sür die Berechnung der Flächen und Körper düisen nicht als mechanische- HilsSmittel vor der Besprechung gegeben werde»; sie müssen sich vielmehr erst au» der Besprechung ergeben. Die Lehrbücher von Mittenzwey und Bock-Schulze entspreche» dem Prin- cip der Anschauung und sind in dieser Beziehung geeignete HilsS- mittel sür den geometrischen Unterricht in der Volksschule. Sämmtliche Thesen wurden nach längerer Debatte in der Sitzung vom 27. März » e. einstimmig oder doch mit großer Majorität angenommen. Die Thesen 6 und 7, vom Quadrat- und Kubikwurzelauszichen und vom geometrischen Unterricht i» Müdchen- classen handelnd, sowie diejenigen Sätze, welche den Lehrplan dieser TiSciplin betreffen, werden vom Vortragenden zurückgezogen, da es wünschcnswcrlh erlcheint, daß sich der Verein zunächst durch specielle Voriräge über beide Punkte genauer insormiren möge. LI. polytechnische Gesellschaft. ID Leipzig, 5. April. End« gut, Alle- gut, konnte mau im Hinblick aus die Reihe von Vortragsabenden, welche in diesem Wintersemester in der Polytechnischen Gesellschaft arrangirt waren, sagen, da den letzten Vortrag Herr Sprachlehrer Ernest Haynel über nommen hatte, der in warmer, herzlicher Weise über „Benjamin Franklin, sein Leben und Wirken sür Mit- und Nach. Welt" sprach. Redner schilderte im Eingang seine- fesselnden Vortrags, daß er gerade da- Lebcn»bild Franklin's sich zum Thema gewählt habe, weil Franklin ein Realist voll praktischer Bestrebungen, aber zugleich auch ein Menschenfreund durch und durch gewesen sei, wa» man sich von den Mitgliedern der Polytechnischen Gesellschaft, die neben ihren gewerblichen Interessen auch den edlen Zweck verfolge, der Jugend in ihrer Sonntagsschule, sowie der Heizer- schule Unterricht angedeihen zu lassen, mit gleichem Recht behaupten könne. Benjamin Franklin hat sich aus niederem Stande rmporgearbeitet. Der berühmte uordamerikanische Staatsmann war zu Boston am 17. Januar 1706 als da» 14. Kind eines armen Färbers, der sich später dem Seifensiederhandwerk zuwandte, geboren und mußte in erster Zeit dem Vater im Seif nsiederhandtverk treulich zur Seite stehen. Da man indessen bald sein Talent erkannte, wurde er mit 18 Jahren aus die latei nische Schule geschickt und ging dann zu seinem Halbbruder James, um die Buchdruckerkunst zu erlernen. Dabei widmete er seine Frei- stunden, oft selbst in der Nacht, dem Lesen nützlicher, wissenschast- licher Werke, und als sein Bruder um 1720 eine Zeitung begründete, lieferte er anonym die ersten schriftstellerischen Versuche in die Spalten derselben, die allgemein Anerkennung fanden. Mißhellig- keiten mit seinem Bruder trieben ihn jedoch von Boston heimlich naä> Philadelphia, wo ihn der Gouverneur der Provinz, Sir William Keith, ausmunterte, eine eigene Druckerei zn etabliren. Franklin ging nach England, .nachdem er sich zuvor mit Deborah Read ver lobt hatte, um in London die nöthigen Arrangement- zu treffen. Da ihn jedoch Keith nur wenig unterstützte, arbeitete er hier in Druckereien und erst nach seiner 1726 erfolgten Rückkehr und nach dem er Buchhalter bei einem Kaufmann Denham gewesen war, ge- lang es ihm, mit Unterstützung guter Freunde eine eigene Druckerei auzulegen. Jetzt widmete er sich mit großem Ersolg der Schrift steller« und flieg mehr und mehr in der Achtung seiner Mitbürger. Seine Einnahmen verwendete er zur Anschaffung von Büchern, und nachdem er eine stattliche Anzahl von Bänden beisammen hatte, «öffnete er die erste öffentliche Bibliothek Amerikas, die heute an 150,000 Bünde saßt, mit der stattlichen Zahl von 8000 Bänden. Auck, schuf er in dieser Zeit die erste Kupferdruckpresse, die schnell allseitigen Anklang fand. Mit seiner Buchdrucker« verband er dann eine Papierfabrik und später eine trefflich vlganisirte „Setzerschule", in welcher den Setzern auch die nöthigen theoretischen Kenntnisse beigebracht wurden. Großes Aussehen machte zur Zeit der von ihm edirte „Kalender vom armen Richard", ein Bolkskalender idealen Genres. Franklin war eS ferner, der Amerika die erste Feuerwehr und die erste Feuer- Versicherungsanstalt schuf, sowie die erste freiwillige Bärgerwehr gründete. Zu dieser freiwilligen Bürgerwehr kam später eine frei willige Armee zur Vertheidigung der Landesgrenzen. Auch als Vater des amerikanischen Schulwesen» muß Franklin bezeichnet werden, da er die erste Akademie zur Bildung der pennsylvanischen Jugend gründete. Andere wohlthätige Einrichtungen waren die in- Leben gerufenen Hospitäler, die Straßenbeleuchtung, sowie die Ein- sühruug de- Blitzableiter-, bei dessen Erfindung er Anfangs al» ein Phantast verschrieen war. Selbstverständlich wurden ihm von seinen Mitbürgern Würden und Ehrenbezeigungen in reicher Anzahl ver liehen. So wurde er zum Generalpostmeister aller englischen, amerikanischen Lolonien ernannt, ging als bevollmächtigter Minister seine- Vaterlandes au den Hof nach Versailler und bekleidete noch in einem Alter von 78 Jahren die Stelle eine» Präsidenten de- Congresses von Pennsqlvauien. Franklin starb, bis an den Tod sür daS Wohl seiner Mitbürger thätia, am 17. April 1790. Aus Mirabeau'S Antrag legte bei seinem Tode die Nationalversammlung in Frankreich Trauer auf 3 Tage an. in Amerika war die Trauer eine unermeßliche. Für seinen Grabstein hatte Franklin die Worte bestimmt: „Hier liegt der Leib Benjamin Franklin's, eines Buch drucker-, gleich dem Deckel eine- alteu Buches, au- welchem der Inhalt herausgenommen, und der seiner Inschrift und Vergoldung beraubt ist, eine Speise der Würmer; doch wird da- Werk selbst nicht verloren sein, sonder», wie er glaubt, einst erscheinen in einer neuen schöneren Ausgabe, durchgeschen und verbessert von dem Ver fasser." Reicher Beifall wurde dem Redner sür seinen fesselnden Bortrag gezollt. Aus den geschästlicheu Mittheilungen des Herrn Baurath vr. Oskar Mothes sei hier nur die Einladung zu der am Sonntag stattfindenden Prüfung in der Heizerschule hervorgehoben. Von paientirteo Neuheiten waren ausgestellt: 1) Ein zusammen- lcgbarcs Notenpult von G. Roßberg in Potschappel, sehr leicht und schnell zusammenlegbar und trotz der eleganten Ausführung bereits zum Preise von 3 käuflich. 2) Hand-sBohrapvarate mit selbstcentrirendem Steinmsutter und eine sehr sinnreich construirte und praktische Webmaschine sür Gewebe von O. E. Haeutzjchel Zu den Handbohrapparaten gehört die nach einer Richtung wirkend« Excelsior-Hand-Bohrmaschine mit selbstcentrirendem Bohrfutter, welche aus der IV. Fachausstellung der Metallindustrie i« Berlin 1883 den dritten Preis «hielt» und der „continuirliche Fiedel- bohr«", der conform dem allbekannten Fiedelbohrer ganz aus Stahl und Eisen hergeftellt und bei welchem die Spindel mit dem Brust- bret zu einem Ganzen verbunden ist. Die Versuche, welche mit den genannten Maschinen augeftellt worden sind, haben überau» güustige Resultate ergeben, und sind von dem Ercelsior-Bohrapparot z. B. schon über 500 Stück in Gebrauch. 3) Neuerungen an ein fachen, Doppel- und Kaftensenftern von Albert Böhme hi«, sehr einfacher und praktisch« Natur, da sie da- leichtere Reinigen der Fenster ermöglichen und vollständige Sicherheit für die mit dem Putzen beschäftigten Personen garantiren. Da- Gleiche ist der Fall bei den 4) ausgestellten Sicherheit-Vorrichtungen gegen da- Heran»- fallen beim Fensterputzen von Albert Taubert hier, bei welchem die mit dem Reinigen beschäftigte Person durch einen Sebutzvorhang, d« sich der Größe der Fenster an- paffen läßt, gesichert wird. 5) Au» der Porzellanniederlage der Meißner Ösen- unv Lhamottewaareusabrik (vormal» L. Teichcrt) waren durch Herrn Heinrich August Böhme hier, Grimmaisch« Straße, schön gearbeitete, künstlerisch geformte und bemalte Por- zellanwaaren, z. B. Teller, Lampen, Tafelaufsätze u. s. w., au»ge- stcllt, die den Bewei» lieferten, daß die Schwesteranstalt der großen köuigl. Porzellanmannsactnr sich durchaus ihrer schö»e» Produkte aus keramischem Gebiete nicht zu schäme» braucht. Herr Baurath vr. Mothes. der die meisten der au-geftelltr» Neuheiten in danken-- werkt,« Weise erläuterte, knüpfte an die Erläuterung der au»gestellten Porzellanwaaren eine Uebersicht über die Geschichte de- Porzellans überhanpt. Der Vorstand der Polytechnischen Gesellschaft kann mit großer G. nugthuung aus di» Reihe von Winter-Abendversammlungen zucückblicken; denn er hat den Mitgliedern in ihnen stet- belehrende wir untrrhattend» Stoff« vorzusühren da- Glück gehabt, so daß er sich des Danke- All«, die der Polytechnischen Gesellschaft nahe stehen, versichert halte» darf. Entscheidungen des Reichsgerichts. lAbdruck ohne Angabe der Quelle wird gerichtlich verfolgt^ Der Droschkenkutscher F. zu H. ist vom Landgericht au- ff- 333 Str.-G.-B. wegen Bestechung aus Grund folgenden Sachverhalt» verurtyeilt. Den« Constabler Schmidt wurde von einer Dame äu ge.eigt, daß ihr von dem Angeklagten, einem Droschkenkutscher, welchen fie sür eine Fahrt habe engagiren wollen, zu viel Geld ab- verlangt worden sei. Bald daraus fand Schmidt den Angeklagten auch nicht im Besitz der vorschriftsmäßigen polizeilichen BcroronungS- karte. Schmidt fühlte sich verpflichtet, von diesen beiden BorsäUea Anzeige zu machen und der Angeklagte bot ihm 2 an» um ihn zur Unterlassnng dieser Anzeige zu bestimmen. Bei der Verurtheilung führt das Landgericht au», e< sei un erheblich, daß nicht feststehe, ob der Angeklagte in der That zu viel gcsordert habe, denn der Constabler Schmidt habe die- angenommen und sich zur Anzeige verpflichtet gefühlt und eben deshalb würde eine Unterlassung der Anzeige eine Verletzung seiner Amtspflicht ent halten haben. Wegen dies« RechtSauSsührung hat der Angeklagte Revision ein gelegt, weil sür die Anzcigepflicht nicht die Meinung des Be amten, sondern die objective Strafbarkeit deranzuzeigenden Handlung maßgebend sei, solche aber, was die Zuvielsorderung an lange, nicht vorliege, indem hierin höchstens der straflose Ver such einer Uebertretung, nämlich der Ueberschreitung der Polizei- lichen Tore, zu finden sein würde. Da- R. - G., III. Strass., hat am 19. November v. I. die Revision verworfen und au-gesührt: Zwar gehört eS nach der klaren Fassung de- ff. 333 Str.-G.-B. zu den objectiven Merk malen des darin vorgesehenen Vergehen- der activen Bestechung, daß diejenige Handlung (oder Unterlassung), zu welcher der Beamte bestimmt werden soll, au sich, d. h. abgesehen von der in der Annahme von Geschenken oder anderen Bortheileu nach 8- 331 Str.-G.-B. stet- liegenden Pflichtwidr>gkeit, eine Verletzung der Amtspflicht in sich schließt und es ist richtig, daß über diese Qualität der begehrten Handlung, wie üb« jedes andere That- bestandsmerkmal, der Strafrichter selbstständig zu befinden hat, ohne an die Meinung de- Beamten gebunden zu sein. Allein da» Gegenth«! hat auch da- Landgericht nicht ausgesprochen; vielmehr geht die Aiinahmc desselben offenbar nur dahin, daß ein Polizei- Beamter krast seines Amtes verpflichtet ist, jede von ihm sür strafbar erachtete Handlung zur Anzeige zu bringen, und daß er pflichtwidrig handelt. wenn er» wiewohl er sich dieser seiner Pflicht bewußt ist, die Anzeige unterläßt. Und diese Annahme erscheint durchaus gerecht- fertigt. Zuvörderst nämlich unterliegt eS keinem Zweiiel, daß in Bezug aus jene Anzeigepflicht die thatsüchliche Richtigkeit des zur Kenntniß de- Beamten gebrachten Vorgangs, in welchem er die Kriterien einer strafbaren Handlung findet, nicht von entscheidender Bedeutung sein kann, sondern daß in allen Fällen die Ueberzeugung de- Beamten von dessen Richtigkeit genügen muß, da ein Polizeibeamter regelmäßig nicht in der Lage ist, hierüber völlige Gewißheit zu erlangen. DaS Nämliche gilt aber von der strafrechtlichen Qualificirung der Thutsachen. Tenn einmal wird solche sehr häufig bedingt sein von einer vollständigen Kenntniß der letzteren, welche dem Polizcibeamten in dem für die Erstattung der Anzeige entscheidenden Zeitpuncte in den seltensten Füllen beiwohnen wird; und sodann kann von ihm überhaupt eine derartige Beherrschung des Rechrsstoffs, wie sie für die zutreffende Beurthcilung der Thalbestände erforderlich ist, nickt verlaogt werden. Er hat daher auch in dies« Beziehung nach dem Ergebniß, zu welchem er bei der ihm obliegenden pslichtmäßigen Prü fung gelangt, sich zu richten. Gewährt ihm diese die Ueber zeugung, daß eine da- strafrechtliche Einschreiten erheischende Hand- lung vorliege, so hat er die zu dessen Herbeiführung nöthige Anzeige zuständigen Orts zu erstatten, und er verletzt seine Amtspflicht, wenn er sich, gegen seine Ueberzeugung, durch anderweile Beweg gründe zur Unterlassung der Anzeige bestimmen läßt. Hieraus folgt, daß derjenige, welcher den Beamten zur Unterlassung einer von diesem für geboren erachteten Anzeige zu bestimmen sucht, ein an sich pflichtverletzcndes Verhalten desselben bezweckt, und daß er, wenn er sich hierzu des Mittels des AnbieteuS, Versprechens oder Gcwälircns von Geschenken oder anderen Vortheilcn bedient, des Vergehens der Bestechung gemäß 8- 333 Str.-G.-B. schuldig macht, ohne daß es der weiteren Feststellung bedarf, daß auch eiu objectiv zulänglicher Grund sür die Anzeige vorlag. vermischtes. — Ueber die Eiskeller des Bictoria-DockS zu London schreibt die „Hamburger Börsen-Halle": Der Handel in frischem Fleisch, das bekanntlich in ge frorenem Zustande durch speciell sür diesen Zweck eingerichtete Schiffe vo» Neuseeland nach Großbritannien verladen wird, hat in den letzten Jahren eine ungeahnte Ausdehnung gewonnen. Die Er- sahrung hat nämlich gelehrt, daß das Fleisch, welches England auf die angegebene Weise von unsere» Antipoden bezieht, falls cs lang sam austhaut, ebenso gut ist, wie das cinheimiiche aus den englischen Märkten seilgebotene Schasfleisch. Es ist interessant, wie die „London and St. Catharine Dock-Company" sich sür den Empfang und die Aufstapelung der Ladung gesrorenen Fleisches eingerichtet hat. Es versteht sich von selbst, daß Schiffe, welche speciell darauf eingerichtet sind, gefrorene- Fleisch zu tranSportiren, diese- Fleisch so rasch wie möglich müssen laden und löschen können; ebenso selbstverständlich ist es aber auch, daß sich in London nicht immer sofort die ge nügende Anzahl Abnehmer für große Ladungen findet, und um den sich au- diesem Umstande ableitenden Consequenzen entgegenzuarbeiten, hat die „Dock-Companv" Eiskeller erbaut, in welchen da- Fleisch für ein, gegen die gewöhnlichen Sätze doppeltes, Lagergeld aus bewahrt werden kann. Ein Mitarbeiter eine- Londoner Blatte- hat dieser Tage den Etablissement-, speciell den Eiskellern der „London and St. Catharine Dock-Company" einen Besuch abgestattet. Seinem Bericht entnehmen wir nachstehende interessante Einzelheiten. Dic e-enannte Gesellschaft, die jetzt mit einem Capital von 10 Miv.vn.'» Lstrl. arbeitet, ist aus der London - Dock - Company hervorgegangen und besaß srüh« nur da- London-Dock, das an der Nordseit« der Themse liegt, gerade dem Tunnel gegenüber. Im Jahre 1823 fand dann die Verschmelzung mit der „St. Catharine Dock - Company" statt und später traten den bereit- vorhandenen noch die „Victoria and Albert Docks" hinzu. Soweit hat die Ge sellschaft jetzt an zw« Stellen Docks in ihrem Besitz, nämlich die „St. Catharine and London Docks" zwischen dem Tower und dem Tunnel, und die „Victoria and Albert Docks" unterhalb Greenwich, die ungefähr 4 englische Meilen am Flußuser in Nnfpruch nehmen, direct gegenüber Woolwich. — In einer halben Stunde fuhren wir, so berichtet unser Gewährsmann, vo» Fenchurchstreet nach der Lustom-House-Station. Die großen Tabak-Speicher passirend, in denen gegenwärtig sür einige Millionen Lstrl. Tabak lagert, erreichten wir bald den Quai X, der sich 500 Fuß weit in» Dock hinein erstreckt und dessen beide Seiten großen Dampfern Anlegeplätze bieten. Unter der Oberfläche diese- Quais, der ungefähr 4000 PardS im Quadrat «»nimmt, befinden sich 30 oder 40 wasserdichte Gelaffe, alle von ansehnlicher Größe. Zwei derselben sind zur Ausnahme von Kälte erzeugenden Maschinen eingerichtet; Lag und Nacht arbeite» hier Dampfmaschinen, und 4 derselben stehen allezeit bereit, um in Gang gesetzt zu werden. Da» Princip, aus welchem diese Maschinen beruhen, ist, daß zusammengepreßte Lust, di« plötzlich sreigelasien wird, scharfe Kätte «zeugt. Die Cylindrr, in welchen die Lust zusammengcpreßt ist, sind mit Ei« überdeckt, und der kalte Slrom, der von ihnen ausgeht, wird durch hölzerne Rühren von zwei Fuß Durchmesser ge leitet , um weiter vermittelst einer Art KrShne in die Gelasse über geführt zu werden, in welchen da- Fleisch ausgestapelt wird. Wenn eine Ladung Fleisch ankommt, werden sogleich die nöthigen Keller ei-kalt gemacht, so daß da» Fleisch der Außenlust nur während d« kurzen Zeit ausgesetzt ist, die erforderlich ist, um dasselbe vom Quai, wo es gelöscht wird, in die Eiskeller zu schaffen, wo e» dann oft viele Wochen liegen bleibt und der Abnehmer wartet. Wer bei einem solche» Transport zugegen ist, wird vor Allem überrascht durch die große Sauberkeit, mit welcher bei demselben verfahren wird. Gerade war eine Ladung Schasfleisch angekommen: jeder Cadaver war in ein weißes Tuch eingewickelt, und von dieser Be deckung befreit, hart wie Ei», aber äußerst reinlich und lange nicht so abstoßend anzusehen, wie man vielleicht anzunehmen versucht ist. Die Keller werden in einer Temperatur von 20—23 Grad Fahrenheit geholten, da die Erfahrung gelehrt hat, daß mindeften- 10—11 Grad Kälte nöthig sind, um da» Fleisch in gutem Zustand« z» «halten. E« ist der Mühe werth» zu beobachte«, wie in diese Methode fortwährend Verbesserungen gebracht werde». Bi» vor kurzem war da- Fleisch aus flachem Boden ausgestapelt worden. ES ergab sich aber, daß aus diese Weise die unterste Lage stet- ver- darb. Diesem wnrde nun dadurch abgeholsen, daß mau aus dem Boden hölzerne Latten von 4 Zoll Höhe und in einem Abstand von 10 Zoll von einander anbrachte. Dadurch wird unter dem Fleisch ein sortwährender Lustzug unterhalten, so daß die unterste Lage jetzt ebenso frisch bleibt wie die oberen. Erst seit zwei Jahren dienen die Keller ihrem gegenwärtigen Zweck. Die erste Ladung gesrornen Fleische- wurde von Sydney gegen Ende 1881 mit dem Schiffe „Strathleven" versandt, doch diese und einig, spätere Bersnche stellten sich alt sehr kostspielig und unvorlheilhaft herau»; jetzt ist dieser Handelszweig aber so blühend, daß die Keller de- Quai welche zur Zeit de- deutsch-sranzösiichen Krieges mit französischem Branntwein angesüllt waren, um diesen vor de» Kapern seiten« deutscher krieg-ichiffe zu schützen, sür da» australische Schasschisf nicht mehr ausreichen, sondern auch diejenigen de- Quai L sür den gleichen Zweck schleunigst eingerichtet werden. Auch au- anderen Theilen der Welt wird das Fleisch bereits importirt. Süd-Amerika sendet große Mengen gesrorenen Schalfleisches und wöchentlich trifft auch ein Import von russischem Ochsenfleisch au- Riga ein. DaS Ocksenfleijch erheischt jedoch eine sorgfältigere Behandlung al- Schaf- fleisch. Es wird sür dasselbe deshalb jetzt ein besonderer Keller der- gerichtet, zur wissenschastlich geregelten, langsamen Ausrhauung de- Ochsenfleisches, ehe dasselbe in den Markt gebracht wird. Betrachten wir jetzt ein Mal, welchen Nutzen die Dock-Gesellschaft au- diesem Handel zieht. Scheinbar ist derselbe ein sehr geringer. Sie berechnet nur V,«ä Per Pfund Fleisch, welche- fie bewahrt und leistet dasür das Folgende: I) transportirt sie da» gelöschte Fleisch per Dock-Eisenbahn nach Quai 2) bewahrt sie k» während einer Woche in ein« Temperatur von 11 Grad Kälte und 3) liesert sie dasselbe, sobald,e» verlangt wird, an die Wagen, welche eS aus den Markt sichren. Der Direcror der Gesellschaft beklagte sich üb« den geringen Nutzen, welche die Dock-Company sür so viele Arbeit habe. „Ja, nun bedenkt aber", sagte eiu Rheder, der gerade an wesend war, „wie viel schlechter wir un- dabei stehen. Wir müssen unsere Dampfschiffe mit denselben Maschinen versehen, wie Ihr sie in den Kellern habt. Dir Maschinen müssen wir als Ballast nach Australien mitsüdren, wo man keine gefrorene Ladungen aus Eng land braucht und von dort verschiffen wir da- Fleisch nach England für 2ck per Psnnd, wofür wir die Bemannung und die Maschine zwei Monate lang arbeiten lassen müssen, während die Dampf«, welche aus diese Weise Fleisch an den englischen Markt bringen wegen de- sür die Kühlmaschinen nöthigen Dampfe- einen halben Knoten per Stund« langsam« fahren". — Wenn man diese Herren sprechen hört, könnte mau zu glauben geneigt sein, daß sie sämmt- lich au» ihrem Unternehmen nur geringen Vortheil ziehen; iu der That stehen sich aber sowohl die Dockgesellschast wie die Dampsschiff- fahrl-gesellschasten bei diesem neuen Handelszweig sehr gut und eS ist nicht unwahrscheinlich, daß binnen 10 Jahren alle Quai- de» Victoria-Dock- zur Aufbewahrung gefroren« Fleisch-Ladungeu ein gerichtet sein werden. Nachdem wir den Quai -1 völlig besichtigt hatten, fuhren wir in einer Dampsbarkaffe östlich läng» de- Victoria-DockS und unter der großen Drehbrücke hindurch, welche da- Victoria-Dock mit dem Albert-Dock »«bindet. Selbst Liverpool bietet kein« merkwürdigere Waffcrpartie, al- wir sie hier erblickten. Wenn man längs de» Albert-Dock fährt, sieht man 1'/, Miles weit an beiden Seiten große Dampfer, welche löschen und laden. Am östlichen Ende diese- WasserwegeS gewahrt man da- neue Pumpsystem, durch welche Ein richtung man eS möglich machen will, den Wafferstaud stcls auf mindesten- 31 Fuß zu erhalten. Demnächst sollen die Pump- maschinen zu arbeiten beginnen und man erwartet, daß deren Pump kraft ausreichend sein wird, die ganze 150 Acres große Wasserfläche der Victoria, und Albert-Docks zu heben und zwar mit einer Schnellig keit von einem Zoll in der Stunde. Tie Besuch« Londons sollten sich nicht entgehen lassen, auch diesem Theile der Stadt gelegentlich einen Besuch abzustatten. — AuS Namangan im Ferghana-Gebiet geht dem Petersburger „Herold" folgender Brief ;u, der eine archäologische Frage von großer Wichtigkeit berührt; derselbe lautet: Namangan, 25. Februar 1884. Ich würde Sie sreundlichst bitten, folgende Zeilen in die Svalten des „Herold" einzurücken; sür die Daten cavire ich, denn sie sind an Ort und Stelle ausge nommen: „Seit einig« Zeit hat der Natschalnik (Befehlshaber) de» Tschustschen kreise- den Sorten die Erlautwß gegeben, Nachgrabun gen bei dem Kischlak (Dorfe) Achssi, ungefähr 30 Werst von hier, an« Syr Darja gelegen, zu machen. Diese haben sich auch sogleich an- Werk gemacht und tapfer Tag sür Tag daraus loS gearbeitet, denn an jener Stelle hat nach Ueberlieserung der Bevölkerung vor 2000 Jahren eine große Stadt gestanden, deren Ruinen, allerding versandet, man überall selbst bei kleinen Nachgrabungen findet. Die Sorten haben keine Kenntniß von Objecten, die einen archäo logischen Werth haben, schinelzen also, sobald sie Werthsachen, Münzen, Ringe, Ketten rc. gesunden haben, dieselben ein. Urnen oder Gesäße, welch« Art dieselben auch sein mögen, Mosaik arbeiten, kurz und gut Alles, was vielleicht eine große Bedeutung hätte, um einen Lichtstrahl aus das Culturleben der damaligen Be völkerung zu werfe», ist der Zerstörung anheimgesallen. So wurde zum Beispiel in diesen Tagen eine Menge Münze» und goldener Sachen gesunden, die man hier in Namangan zum Einschmelzen ge kauft hat. Namentlich zwei größere Armbänder sollen von einer sehr schönen Arbeit gewesen sein, indessen, als ich nachforschte, konnte man mir nur noch einen kleinen Rest davon zeigen, das Uebrige war schon zu einem Klumpen eingeschmolzcn. Es war das reinste Gold. Einen noch größeren Verlust hat jedoch oaS Verbergen von zwei ausgesundenen Menschenleichen der Wifftnschast und Alterthums- kunde gebracht. Die eine Leiche, ein junges Mädchen, steckte in einem irdenen Gesäße, und war, nach Aussage der Augenzeugen, noch so gut erhalten, daß man glauben konnte, dieselbe lei erst 2 bi» 3 Tage vordem gestorben. Wo die Leichen hingckommen sind, konnte ich nicht erfahren, trotzdem ich Geld bot, denn au- Fanatismus vcrrathcn es die Sartcn nicht." Der „Herold" knüpft an diese Zuschrift folgende Bemerkungen: „Wir möchte» constattren, daß es uns als eine Pflicht der (russischen) Regierung erscheint, solche archäologisch hochwichtige Puncte, die für die Geschichte der Vorzeit von nicht zu ermessendem Werthe sind, unter ihre» spccicllen Schutz zu nehmen und die Ausgrabungen selbst zu veranlassen, oder doch jeden Mißbrauch derselben zu controliren. Ueber den Platz selbst bemerken wir noch, daß ungefähr in dieser Gegend der äußerste Grenzpnnct des persische» Reiches, eine Gründung de- Cyrus, von den Griechen deshalb Cy> opolis genannt, gelegen hat, und daß ferner Alexander der Große aus seinem Zuge in Mittelasien, indem er über CyropoliS noch hinausging, eine Stadt angelegt hat, die unter dem Namen „Alexandria eSchate" (äußerstes Alexandrien) bekannt geworden ist. Man sieht, wie wichtig diese Ortschaften sür unsere historische Kenntniß werden können, kann folglich nicht dringlich genug die Regierung ersuchen, jeder Verschleuderung unschätzbarer Ausgrabungen sofort in den Weg zu treten, dagegen deren wissenschaftliche Ausbeutung zu ver- anlassen. --» Abermals wurde in der Nähe des Städtchen» Gottschee im südlichen Krain eine Höhle entdeckt, die gleich der am 2. August 1883 wieder ausgesundenen 80 Meter tiefen Friedlichstem« Eishöhle einen Anziehungspunkt für Forscher und Touristen bilden wird. Die neuentdeckke Höhle liegt in der Nähe des HirisbrunnenS, ungefähr 2 Stunden von Gott schee und drei Viertelstunden von der Eishöhle entfernt. Infolge dcS Umstandes, daß die neue Grotte noch bisher von Niemandem betreten worden ist, sind die Tropsstein- gebilde reich und unversehrt. Nur die erste Halle war von Holzarbeitern, die sie als Unterstand bei Unwetter benutzten, besucht worden; in die Hinteren schönsten Räume hatte sich bisher Niemand gewagt. Tie ersten vier Fünftel der Höhle sind von bedeutender Höhe; im letzten zugänglichen Theile findet sich ein Brunnen, der klare- Trinkwaffer enthält. Zur Sicherung gegen Zerstörungen wurde der schönste Theil der Tropssteingrolte von der Sladtgcmcinde Gottschee durch ein Holzgitter abgesperrt. Die Stalagmiten haben eine Höbe von zwei Meter und darüber; Knochenreste dilu vialer Thiere und Artesacle wurden bisher noch nicht entdeckt Im Verlause de- Sommers 1884 wird eine wissenschaftliche Durchforschung der Höhle vorgenommen werden. Die 16 Ouadratmeilen große und von 26,000 Deutschen bewohnte Sprachinsel Gotlsckee wurde bisher nur sehr spärlich von Deutschen auS dem Reiche be sucht; meist scheute man die zehn Stunden lange Fahrt im Postwagen von Laibach bis Gvttschee. Hoffentlich üben die großartigen Höhlen der alten deutschen Sprachinsel, wie auch so manches andere Interessante mit der Zeit eine stärkere Anziehungskraft auf die Touristen deS deutschen Norden» auS. An gastlicher Aufnahme fehlt «» in Gotlschee niemals.
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