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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.04.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-04-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188404074
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18840407
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18840407
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1884
-
Monat
1884-04
- Tag 1884-04-07
-
Monat
1884-04
-
Jahr
1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.04.1884
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1800 GHoMchr buch wird Bad« »,, einem protest«tlsLr» Fürste» regiert. Und ist esetwa unrichtig, daß dir geistlichen Oberberreu tu Schwaben durch da« weltliche Hau« Württemberg ersetzt morde, sind, und besitzt nicht Preußen die katholischen Rheinprovinzen und die Bisthümer von Trier und Köln, und zählt nicht überhaupt der protestantische König vou Preußen zahlreiche Katholiken zu seinen Untert Hanen? Welches mögen die geheimen Einflüsie fein, die den jungen Herzog bewogen haben, aus seine Rechte zu verzichten, wo eS ihm doch so leicht war, zu beweisen, daß dieselben vou Anderen unter ähnlichen Umständen ungestört au-gcitbt werden dürfen? Sollte «on nicht vielleicht befürchtet haben, daß der mecklenburgisch« Hof, turn» er einmal katholisch geworden wäre, den Berliner Einflüssen Weniger zugänglich sein würde, als die- heute der stall ist? Dir Frage ist sehr delicater Natur, und e< dürsten in dieselbe hochqesteutr Persönlichkeiten verwickelt sein; wir wollen deshalb anch picht de» Versuch machen, dieselbe zu ergründen. Al« Katholiken Wnnnr wir den Herzog Paul und seine Gemahlin nur beglück- wünsche», in ihrer Wahl zwischen dem Segen de« katholischen Glauben« uud den Anrechten aut eine Protestant,,che Krone nicht geschwankt zu haben. Boi» politischen und RcchtSstandpunct aus »der kchmen wir unser Bedauern darüber nicht unterdrücken, daß ^zog«Pa«l nicht mit größerer Energie aus seinem guten Rechte » * « * Bei der Revision der niederländische« Staats- Verfassung wird auch die Thronfolge zur Sprache kommen. Ein Mitglied dcS von der Regierung eingesetzten Prüfungsausschusses, vr. Francombe Sander-, hat in einer (in Utrecht bei BeyerS erschienenen) Denkschrift die Frage eingehend erörtert und die Thronsolgebcrcchtiglen in folgender Reihe vorgesührt: 1) Prinz Alexander (von Oranien), der Sohn deS Königs auS erster Ehe. 2) Prinzessin Wilhelmine (1880 geborene Tochter des König« aus zweiter Ehe). 3) Prin zessin Sophia. Schwester de- König-, Gemahlin de- Groß- Herzog- von Sachsen-Weimar. 4) Deren Sohn Prinz Karl August und deren Tochter Prinzessin Elisabeth. 5) Prinz Albrecbt von Preußen (Sohn der Prinzessin Marianne). S) Fürstin Marie zu Wied (Tochter de- Prinzen Friedrich der Niederlande) und deren Kinder. Außerdem sind auch noch berechtigt der mit einer Tochter (Charlotte) de- deutschen Kronprinzen vermählte Erbprinz Bernhard von Sachsen- Wciningrn, Sohn der Prinzessin Charlotte der Niederlande, ferner Prinzessin Alexandrine, Tochter der Prinzessin Marianne, vermählt mit Herzog Wilhelm von Mecklenburg-Schwerin, und auch die Kronprinzessin Louise von Dänemark. Tochter de- König- Karl XV. von Schweden und Norwegen au» dessen Ehe mit der Prinzessin Louise der Niederlande. * Die vielgerühmte einheitliche Organisation der russi schen Eavallerie möchte leicht am längsten gewährt habe«, wenn sich gewisse, in den militairischcn Kreisen St. Petersburg- umgehende Gerüchte bestätigen sollten. Darnach läge e< nämlich in der Absicht de» Krieg-minister-, neuer dings wieder leichte Cavallerie zu schassen und zu diesem Behuf« mehrere der jetzigen Dragonerregunenter in Husaren- resp. Lancierregimeuter umzuwandeln. * Da» reconstruirte italienische Cabinet ist schon in voller Arbeit, sich die Stellung zu sichern, auf welche eS, »ach Maßgabe der in ihm vereinigten politischen und sach lichen Eapacitäten, gegründeten Anspruch erheben darf. Die D«»utirtenkammer kommt dem Ministerium insofern dabei auf halbem Wege entgegen, al- sie demselben Gelegenheit, sich parlamentarische Lorbern zu verdienen, in Hülle und Fülle Varlsietet. Gegenwärtig ist man mit der Berathung de- Etat» für da» auswärtige Ministerium beschäftigt und wurde dieselbe gestern da- Signal zu einem förmlichen JnterpellationS- st»rm neugieriger Deputirter, wodurch sich aber ein so ge wiegter Praktikus wie Herr Mancini weder überraschen noch verwirren läßt. Man begehrte von dem Ressortminister der auswärtigen Angelegenheiten zu wissen, wie sich Italien zu den Vorgängen im Sudan stellt, waS zum Schutze der italienischen Interessen in den von England oder Oesterreich »ecupirten türkischen Provinzen geschehen sei, respective au geschehen habe, wie Italien- Position in der Allianz mit den mitteleuropäischen Kaisermächten beschaffen sei. wa» der Beitritt Rußland- zu bedeuten habe, inwiefern derselbe auf Italien influiren könne u. s. f. Die Beant wortung diese- interpellatorischen Quodlibet- hat sich Herr Mancim au- leicht begreiflichen Gründen für heute vorbe- Halten» und, wenn er sich entschließt, den Interpellanten reinen «ein einzuschenken, so wird seine Darlegung einen völlig Programmatischen Charakter annehmcn, ohne doch um de«- willen etwa besonder- sensationelle Enthüllungen zu ver brechen. Denn in den leitenden Gesichtspuneten der italienischen Politik ist eine principielle Wandlung weder eingetreten noch Geht solche in Aussicht, da die Voraussetzungen, die ihr zur Grundlage dienen, stabil und a» die Conjunctur geknüpft find, die durch da- mitteleuropäische Frieden-oündniß »Hräsentirt wird. Bei den bekannten Dispositionen der öffentlichen Meinung Italien- weiß man schon im Voran-, in welcher Richtung sich Mancini- Beantwortung der Inter pellation bewegen bürste. * Die ultramontane „Germania" läßt sich von ihrem römischen Corresponventen berichten, daß kürzlich zwischen de» Herren v. Keudell und Depreti« eine Unterhaltung fiattgesunden habe, deren Inhalt, wie folgt, mitgetheilt wird: ..Herr v. Keudell sprach die Hoffnung auS, daß die gegenwärtige CabtnetSkrisi« in einer Weise gelöst werde, daß dadurch die sreund- fchaftlichen Beziehungen zwischen dem deutschen Reich und dem Königreich Italien nicht gelockert würden. Daraus entgegneie der italienische Staatsmann, dies sei auch sein innigster Wunsch, und eben dahin gehe sein ernstlichstcS Bestreben; aber er könne nicht verhehlen, daß Italien Grund habe, mit Oesterreich nicht ganz zufrieden zu sein. Die österreichische Regierung verfahre in Triest zu streng, weshalb der König von Italien sich gezwungen sel>en dürste, in seinen Be »iehungen zu derselben etwas mehr Zurückhaltung an den Tag »> »gen, um feine Popularität nicht zu gefährde», welche die festeste Stütze seine« Throne« sei. UeberdieS sei jetzt Wien und speciell die dortige Nuntiatur der Mittelpunkt aller Agitationen gegen da- Königreich Italien, und diese- müsse sich dadurch unangenehm be rührt fühlen. Auf die Frage deS deutschen Botschafter«, ob Herr Depreti- wünsche, daß er seine Regierung von diesen Beschwerden insormire, antwortete Letzterer, er möge dieselbe nicht zum Gegen stand einer diplomatischen Note machen, wohl aber den Reichskanzler in vertraulicher Weise in Kenntniß setzen." Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" kann der „Ger mania" versichern, daß an dieser ganzen Nachricht nickt ein wahre« Wort ist. Entweder ist ihr römischer Corrc- spendent belogen worden oder derselbe hat sich selbst auf da- Lügen gelegt. Thatsache ist jedenfalls, daß unser Botschafter in Nom Herrn Depreti- seit dem Februar nicht gesehen hat. * Au» Candia, 2t. März, wird der „Dossischen Zeitung" geschrieben: „Die erregte Stimmung, die hier schon seit geraumer Zeit zu Tage trat, manisestirl sich in noch deutlicher Weise, seitdem die Pforte PhotiadeS Pascha für eine weitere Epoche von füuf Jahre» in seiner Eigenschaft al« Generalgouverneur bestätigte. Wenn diese Entschcidnng über Haupt bei irgend einem Theile der Bevölkerung Kreta« rela live Befriedigung erregte, so kann die- nur von den griechisch orthodoxen Einwohnern gelten, die aus die Ernennung eine« «usrlmanischen Gouverneur- gefaßt waren, im Uebrigen aber keine Sympathien für PhotiadeS hegen, während die ottomanifche Bevölkerung kein Hebt daraus macht, daß sie in der Bestätigung PhotiadeS eine tiefgebende Schädigung ihrer Interessen erblickt. Die nationale Agitation für die LoStrennung Kreta« von dem türkische» Reiche zieht immer weitere Kreise. Die Mitglieder de- Beamten- und Richterstandr« machen kein Hehl daraus, daß sie diese Agitation mit allen Mitteln fördern, und die wenigen Beamten, welche sich ihren College» in dieser Richtung nicht anschließen, werden al- Verräther an der nationalen Sacke gemieden und mit Gehässigkeiten verfolgt. Uebcrall glaubte man. daß eine Fortdauer der von PhotiadeS Pascha inaugurirten Verwallung-zustände die Autorität de- Sultan- gänzlich untergraben und ein« Kata strophe heransbeschwören werde. Diese Anschauung hat sich auch in jenen Kreise» festgesetzt, welch« durch di« politischen Strömungen nicht direct berührt werden, denn die desolaten Sicherheit-zuständ« haben allgemeine Beunruhigung hervor gerufen. Im Dorfe Dionysi wurde in diesem Monate ein türkischer Ortsbewohner erschlagen und am l4. wurde in Polemarchi rin Türke ermordet, ohne daß die Tbäter eruirt wurden. In Roka wurden zwei Häuser mittelst Schießpulver- in die Luft gesprengt und auch m diesem Falle bat die lau betriebene gerichtliche Untersuchung kein concretk- Resultat zu Tage gefördert. — Angesicht- dieser Vorfälle ist e« wobt de- greislick, daß die aus eine Aenderung der gesammten Ver- wallung-.Derhältnisse abzielend« national« Agitation fast nirgend« mehr aus Widerstand stößt." * Oberst de Wenton ist von der belgischen „Xsso- ciation inteimntionnlo ckn Longo" zum Generalverwalter de- CongogebieteS ernannt worden. Al» Grund hierfür wird angegeben, daß Stanley allein da« gewaltig anwachsende AroeitSselv nicht mehr bewältigen könne. Außerdem wünsche Stanley nach einem Besuche de» oben» Nilgediet» die wohl verdiente Ruhe in Europa zu genießen. In Brüssel verweilt ur Zeit Capikain Grant Elliott, welcher an der Spitze einer leinen Expedition den Laus de» nördlich vom Congo mün denden Flusse- Kwilu erforscht hat. In Elliott'« Begleitung befindet sich der Sohn de« König« von Kwilu. eine- jener zahlreichen Herrscher, welche die Souverainetät Über ihr Ge fiel an die internationale Gesellschaft abgetreten haben. Capitain Elliott sprach gegenüber Vertretern der Presse die Ueberzeuguna au«, daß der von mensckensressenden Stämmen umwohnte Aruwimi, der größte rechtsseitige Zufluß de« Congo, gleichbedeutend mit Scknveinsurth« Uölle sei und daß man. dem Aruwimi folgend, sehr leicht zum Gebiet de- ober« Nit gelangen könne. Neues Theater. Leipzig. «. April. Nach langer Pause ging Schiller'» Wilhelm Teil" wieder über unsere Bühne: eine LieblingS- dichtung unsere- Volke-, deren Wirkung, trotz de- epischen Zuge-, der einzelne Scenen beherrscht, stet» eine durchgreifende ist. Die gestrige Aufführung, welche lebhaften Beisall fand, war jedenfalls mit Eifer vorbereitet morden. „Wilhelm Tell" ist nicht leicht zu inscenireu wegen seiner vielen Ensemble- eenen, der dekorativen Ausstattung und de- großen Personal». Unbedingte- Lob verdiente gestern die Rütli-Scene: sie war nicht nur stimmung-voll beleuchtet, wobei der Regenbogen nicht ehlte, auch die Tutti gingen präci« und kräftig zusammen, und die zahlreichen Männer von Schwyz. Uri und Unter walden, welche hier da- Wort ergriffen, sprachen klar, ver- iändig und deutlich, ohne daß irgend ein ungehobelter Rhetoriker au- dem Schweizer Volke den Wohlklang der Schiller'schen Verse gestört hätte. Ebenso waren die Volk-scenen in All- dors lebendig arrangirt und die Gruppirung der Volksmenge bei Geßler'« Tod durchaus malerisch. Dagegen klappten mehrere andere Scenen nickt genügend. Die Zwingburg im ersten Acte muß nach de« Dichter« An gaben schon höher emporragen; die Hintere Seite vollendet sein; da man gestern nicht- von einem Dache sah, so begriff man nickt, von wo der unglückliche Schieferdecker herunter» gestürzt fein mußte. Auch war in dieser Scene viel zu wenig Auslauf und Bewegung. In der sonst lebendigen Hauptscene des dritten Acte- waren die sehr wichtigen Worte: „Da widerstreitet unseren Freiheit-rechten" bei dem tumultuarischen Durcheinander nicht recht vernehmbar; in der Scblußscene de« Stücke- kam da- Lebehoch! für Tell ansang- sehr ver einzelt und zersplittert hervor. An, Anfang des fünften AckcS hörte man keine Glocken läuten: doch eine Aufführung von „Wilhelm Tell" oder der „Jungfrau von Orleans", die ohne jede Störung vorüberginge, würde in den Annalen der deutschen Bühne au einem rölhen Kalendertage verzeichnet werden müssen. Der Gesammteindruck der Dichtung blieb am gestrigen Abend immerhin ein entsprechender, und die Be mühungen de» Herrn Gettke waren nicht vergeblich gewesen. WaS die einzelnen Rollen betrifft, so bringt Herr Bax- mann für den Tell Alle» mit, was andere Darsteller, be sonder» die grüblerischen GeniatltätSschauspieler, erst durch besondere Kunst erreichen müssen: schlichte Einfachheit, Na türlichkeit und markige Kraft, nur daß wir die letzten in der großen Hauptscene bei den entscheidenden Worten, die er an Geßler richtet, noch gesteigert sehen möchten. Herr Barmann hat ja die Mittel und die Energie, um die zündende Wirkung hervorzubringen, welche die Worte: Und enrer wahrlich, hält' ich nicht gefehlt, erzielen müssen, wenn sie mit durchgreifender Kraft gesprochen werden. Die Scene mit Baumaarten dagegen, die häusliche Scene am Anfang de- dritten AcleS, da« Wiedersehen mit der Frau im fünften Acte» vor Allem die Erzähluno der Fahrt über den See, der große Monolog und die Worte? die Tell dem sterbenden Geßler zurust: da» wurde uns alle- mit der schlichten Kraft de» AlpensohneS und auch, wo eS erforderlich war, mit zündender Wirkung vorgesührt. Unter den Verschworenen de» Rütli spielt Stausfacher die erste Rolle. Herr Door hatte von den anderen Staufsachern, die wir gesehen, voraus, daß er sich bei den beiden großen Erzählungen, bei dem kleinen CursuS der Schweizer Gcichichte aus dem Rütli und bei dem Bericht über die Ermordung de- Kaiser- einer natürlichen ungezwungenen Sprachweise befliß, während sonst in der Regei hier schon der pathetische Ton anacschlagen wird, welchen Herr Door für die schwung hasten Schlußworte aufsparte. Herr Bischer al« Walter Fürst sprach durchaus verständig und auch mit GesühlSwärme: nur ist sein Organ nickt kräftig genug und entbehrt zu sehr de- WohlklangS, um den Schiller'schen Versen gerecht zu werden. Desto edler erklang der Schmerz und die Begeisterung MclchthalS, den Herr Hosmann spielte, mit jenem schönen warmen und vollen Ton, der diesem Dar steller eigen ist. Die Rolle de- Metchthal hat ihre» Höhen- punct am Schluffe de- erste» Acte», und obschon der Dichter noch später diesem jungen feurigen Schweizer eine größere Er zählung in den Mund legt und ihn auch noch mehrfach an der Handlung sich betbeiligen läßt, so lassen die meisten Mclchthal- spieler ihre Rolle fallen: sic haben all ihr Pulver im ersten Akte verschossen. Die» war nun bei Herrn Hofmann nicht der Fall; namentlich die Scene mit Rudcnz im vierten Acte spielte er au-druck-voll; nur die Erzählung im zweiten Acte, die Begegnung mit dem Vater, konnte, obschon ihr einige warme Lichter aufgesetzt wurden, sich dock noch bedeutsamer hervorheben, al- e« gestern im raschen Fluß der Rede geschah. Herr Tr eu t ler (Baumgarten) spielte die Eingang-scene mit dramatischer Lebendigkeit und war auch aus dem Rütli ein guter Sprecher. Da- letztere gilt besonder» noch von Herrn Stürmer (Itel Reding) und von Herrn Herbst (Rößel- mann). Der Attinghausen de- Herrn Mehr» hatte Würde und Wärme; die Rolle war gut im Detail au-gearbeitet; der elwaS priiciöse Ton, der in ändern Rollen diese« Darsteller zuweilen hervortritt, ließ sich gestern nur in leisen Anklängen hören. Der Ulrich von Rudenz de- Herrn Schwel lach zeigte Feuer, besonder- in den Schlußworten seiner Scene im vierten Acte, doch ist die- Feuer noch immer nicht geregelt genug. Für die Schwärmerei in der Wald scene fand er nicht die rechte Färbung, obschon er die Kopf bedeckung, die dem lyrischen Schwung störend werden konnte, gar nicht mit aus die Bühne brachte. Frl. Salb ach war nickt ohne Wärme, aber doch ohne da- Feuer, welche» die Schiller'schen Mädchengestalten beseelen muß. Frl. Truhn als Gertrud sprach mit edlem Nachdruck in der Scene mit ihrem Gatten. Frl. Brandtmann al» Hedwig zeigte viel Innerlichkeit, doch war sie zu sehr Salondamc; es fehlte die schlichte Natürlichkeit, welche der Gattin Tell'S, der einfachen Schweizerin, eigen sein muß. Ter Johanne« Parricida de- Herrn Sckönseld brachte die innere Zerrissen heit und Zerrüttung de- Kaisermörders zu entsprechendem Ausdruck. Von kleineren Rollen erwähnen wir »och den Fischer de« Herrn Prost, die Söldner der Herren Tietz und Müller, den fflurschütz des Herrn Büller, vor Allem de« Walther Tell der Helene Schneider, welche ihre Rolle ganz trefflich burckiukrte. Die Reinecke'sche Musik, die seit 1869 unsere Tellaussilbrunaen mit ihre» stimmungsvollen Entreakten und Abschlüssen begleitet, suchten auf der Bühne Frl. Car di«, Herr Marion und Herr Goldberg mit Erfolg, mir weniger Glück die barmherzigen Brüder, zur Geltung zu bringen. Eine originelle Leistung war der Geßler deS Herrn Grube. Die Geßler sind sonst meisten- scharf, schneidend, etwas ein- geteusett. Der Geßler des Herrn Grube bchanvelle die Tcll- äfsaire im dritten Acte als einen beiläufigen „Sport", an den er weiter keine innere Bosheit verschwendete: erst atS die Schweizer von ihren Freiheit-rechten zu sprechen begannen, gcrieth er in Zorn und fuhr wie ein Wetter unter sie. Er erschien auch in dieser Scene nach deS Dichter- Angabe zu Pferde, waS wir bisher noch nie gesehen. Der Austritt in der hohlen Gasse dagegen wird ja meisten», nur nicht von den Meiningern» so gespielt, daß hier Geßler und sein Begleiter zu Pferde erscheinen. In der Thal befindet ick hier die Regie in einem peinlichen Dilemma: tritt Geßler zu Fuß aus, so muß nicht nur der Schiller'sche Text mehrfach geändert werden, auch die Scene mit Armgard, eie sich ja dem Pferde in den Weg wirst unv ihm in die Zügel greisen soll, verliert ausnehmend an tragischer Krasl. Die Pferde wiederum pflegen stet« Störungen zu verursachen, die nicht aus da» Conto der Regie gesetzt werden können. Wenn auch Rudolf der Harra» (Herr Werner) gestern sein ' serd gut in der Gewalt hatte, so machte eS doch einige »eitensprünge, welche die Aufmerksamkeit ablenkten. Herr Grube zeigte sich al» sehr sicherer Reiter, der den steilen Weg herunter ritt und sich in der energischen Darlegung seiner weitschichtigen Pläne nicht durch die Aufmerk samkeit auf sein Pferd stören ließ. Gleichwohl kam da» tragische Patho- der heroinenbasten Armgard nicht recht zur Wirkung: Frl. Wilhelm schien eine gewisse Scheu zu oaben vor oem jedenfalls „lhealersrommen" Schimmel, der sich durch ihre Deklamationen, auch als sie ihn am Zügel faßte, nicht weiter irritiren ließ und sie so gemütblich ansah, als wisse er, daß da« nickt viel zu sagen habe: die Kinder aber hielten sich in gemessener Entfernung. ES ist schwer für eine Darstellerin, unter solchen erschwerenden Umständen in eine heroische Stimmung zu kommen. WaS Geßler'S Tod betrifft, so bewunderten wir die gymnastische Gewandt heit de» Herrn Grube, der, von Tell'» Pfeil getroffen, jäh lings vom Pferde herunter aus die Erve stürzte, während sich der Schimmel diese Erleichterung ruhig gefallen ließ. Wir meinen indeß, daß wohl kaum ein Reiter so glattweg vom Pferde heruntergeschossen wird, wie ein Vogel vom Baume, jevensall» aber dachte sich Schiller die Situation anvcrS. AlS Geßler von Tell'S Pfeil durchbohrt wird, fährt er mit der Hanv an da» Herz und will sinken. Armgard ruft: „Er taumelt, sinkt, er ist getroffen" und erst bei einer Zwischenrebe Rudolf'» von Harra» gleitet er diesem vom Pferd herab in die Arme. Immerhin zeigte Herr Grube bei seiner Auffassung .und Durchführung der Scene große Sicherheit und Gewandtheit. Der Auftritt selbst, der zu einem solchen hippologischen Excur« Anlaß giebt, ist vom Dichter schön unv groß gedacht, wird aus der Bühne aber immer nach einer oder der andern Seile hin Anstoß geben. Rudolf von Gottfchall. seinem Reckte kam. Auch den Walzer ..Nur für Natur" mußt« er weit effektvoller und seiner nuancnt zum Bortrag bringen. Hcimtie WinnS repiLieniirte gestern die Else, deren Partie fit mit liebenswürdigem Humor zur Turchsüdrung brachte. Wir hatten gelegentlich der ersten Ausinhrung schon daraus ausnirrksam gemacht, dass der Künstlerin diele Rolle werde ,»komme» müssen und freuen unr dei der Reprise, sie in ihren Händen zu sehe». Die übrige Besetzung war die bereit- besprochene; Maximilian Lareli und Emma Zoche niachieu sich wieder beiouders als Balihaiar Groot, beziehentlich Fürstin Artemisia von Melaspina, um den Erfolg ver- dient. Da- Orckester war gut aus Posten, nur beim Alarm wurde« die Bläser ein wenig auS der Fa'si-na gebracht. k—r. — Kassel» ö. April. Der >>«ndertjähriae Geburtstag Spohr'- ist heute srüh durch Gesänge aus dem Friedlose und om Abend durch die TtesivorsieUi-im e,r Oper „Jessonk-a" in würdiger Weise gefeiert worden. Spohr'« Denkmal ist festlich geschmückt. v. Brüssel, 4. April. Pablo de Sarasate, der sich hier seit 7 oder 8 Jahren nicht harte hören lassen, erzielte in dem am letzte» Sonntage stattgesundenen „Ooocert populairs" einen außerordent lichen Erfolg. Da- sünste und letzte dieser Toncerte ist für de» 20. d. M. ongesetzt uud wird, gleich dem letzten de« Borjahr«, an«» schließlich den Werken Richard Wagner'« gewidmet sein. Wie man hört, sollen der größte Theil de« 3. Act» der „Meistersinger", einschließlich de« berühmten, in Brüssel noch nie gehörten Quintett«, der erste Act de« „Parsifal", da« Borspiel zu „Tristan und Isolde", lowie eine noch zu bestimmende Scene au- den „Nibelungen" zur Borsührmig kommen. — Der Musikmeister de« hiesigen Regiment« der „Guides", F. Stap«, ein geborener Geraer, ist soeben unter Erhebung in den EapitainSgrad zum Geoeral-Juspector der Militai» musikeu de« Königreich« ernannt worden. Musik. Dilettaaten-Orchester'Lereiv. Leipzig, 6. April. In seiner gestrigen 122. Aufführung brachte der Dilettanten-Orchrster-Berein an Orckester werken Symphonie (0 ckur) von Haydn und Symphonie (llckur) ohne Menuett von Mozart zur Wiedergabe. Beide Symphonien bieten ja für das wohlqeübte Dileltanten-Orchester keine großen Schwierigkeiten, und so gelangten sie in schöner Abrundung und mit sorgfältiger Nüancirung zur Ausführung. Die in ihrer anmuthenden Einfachheit und wohlthuender Frische so reizvollen Werke haben bei dem Schwung, mit welchem sie gespielt wurden, gewiß allen Zuhörern reichen Genuß gewährt. Eine nickt unbedeutende Leistung bot da- Orchester fernerhin in der Begleitung de- Sckumann'scben ^moU-Clavier-Con certeS, bekanntlich eine heikle Ausgabe. Bis aus kleine Diffe renzen im letzten Satze haben die Spieler unter der energischen und sicher leitenden Tirection de-Herrn Klesse ihre Schul digkeit in einer sehr anzuerkennenven Weise gethan, und die rhythmisch und bezüglich de« Einsätze- so schwierigen Stellen gelangen meist glücklich. Herr Pfannstiehl, der hier bekannte tüchtige blinde Pianist, spielte das herrliche Xwoll- Concert von Schumann mil Virtuosität unv Accuratesse. Waren namentlich im ersten Satze manche Stellen etwa- malt in der dynamischen Färbung und konnte der gesangreiche zweite Satz noch mehr Wärme de- Tone- vertragen, so zeigte sich doch im großen Ganzen die Auffassung de« jungen Pianisten al- eine gut musikalische, und für die Ueb.r» Windung der bedeutenden Schwierigkeiten de« Werke- zeigt er überall eine weit au-gebildete sichere Technik und auch die unbedingt nöthige musikalische Empfindung. Da- treffliche Spiel de- Herrn Psannstiebl fand reichsten Beisall. Ebenso wurde der Sängerin de- Abend-, Frl. Franzi-ka Gold stein von hier, viele Anerkennung zu Theil. Frl. Goldsteiu sang mit vollem, warmem Ton zuerst eine Arie au» „Alcina" (Vercki prati) von Hänvel. Eine sich bemerkbar machende Befangenheit hemmte anfänglich die volle Entwickelung de- Tone«; später aber verlor sich dieselbe, und die schöne All stimme von schätzenSwerthen Vorzügen, besonders in der mittleren und tiefen Lage, kam zu guter Wirkung. Abgesehen von kleinen AthmungSstockungen gelaiigen ihr auch die Lieder »on Schumann (Wenn ich in Deine Augen seh'), Gäbe (Leb' wohl, liebes Gretchen) unv BrahmS (Sandmännchen) recht ansprechend, und die Sängerin suchte dem Cbarakter eine- jeden Liebe- durch entsprechende Au-druck-weise gerecht zu werden. Ihren Darbietungen folgte lebhafter Applaus. O-kar Schwalm. Carola-Theater. Leipzig. 6. April. Im „Lustigen Krieg" von Johann Strau > präsentirten sich gestern zwei Gäste, Maria Wegmann als Violett», und Herr HanS Kießling al- Marchese Filippo Sebastiani. Maria Wegmann hat sich bei ihrem hiesigen Gastspiel schnell die Gunst deS Publicum- errungen und eroberte sich auch als Lioletta reiche Beisall-spendcn. Es liegt in ihrem Auftreten eine reizvolle Nnmutl, und Eleganz, ihr Spiel ist bereut, ohne jedoch in langweiliger Prüderie das Gewürz der Pikanterie, da- vielleicht in noch etwas reicher Dosis brigemischt werden könnte, bei Seite zu lassen, wie eS gewöhnlich der Fall ist, wenn Opernkräste in Operetten auf Posten gestellt werden, die dann größientheilS „verlorene Posten" sind. Die Gräfin Lomellini bot in dem kurzen Gewand als Unschuld vom Lande ein Bildnisi, das bezaubernd schön, und wußte das Schmeichel- kätzchen dem Oberst Spinola gegenüber so liebenswürdig zu spielen, da > ihr auch die Kritik für diese Leistung, und zwar ohne sie au der Rase herumzusühren, einen Passirschein ertheilen kann. Wa- ihre gesang liche Leistung anlangt, so drang ihre volle, umfangreiche Stimme in den Ensemblescenen kräftig durch und bewährte sich auch iu den Solopartien, namentlich in den oberen Lagen, wieder glänzend. Die Ausdauer, mit welcher sie die hoben Töne, rein und klangvoll, ou«- hält, brachte ihr mehrfach« VcisaNesalven ein. Jedenfalls hat sich Maria Wegmann als eine treffliche Operetlenkraft im Verlauf ihre« diesigcn Gastspiels bewährt. Herr HanS Kießling» von dem ein rinmalige- Gastspiel — ein-, aber eS war kein Löwe — angekündigt war. wird das Schickial deS Mädchen» au- der Fremde tbeilen: „man wußte nicht, woher er kam »nd schnell war seine Spur verlöre«". Der Filippo Se bastiani ist eine echt komische Rolle, und dos sad« Geckenihum, die süßlich« Bornirthcit, die da- Rococozeiialter namentlich zur Signatur hat»,, verbunden mit nichltiagender Geschwätzigkeit, kounte nicht besser gezeichnet ioerden. als durch diesen Marchese, dessen Zünglein wie ein Mühlenrad gehr. Herrn Kießling'« Bild ermangelte aller Reiouche, eo war der Marcheie in Umrissen gezeichnet, aber ohne eigentliche« Leben, so daß der köstliche Humor dieser Figur nicht zu Fünfzigjähriges Jubiläum vou VörffUug L Franke. L.1VH. Leipzig. 7. April. Am 7. April 1834 eröffnet« Karl Friedrich Törffling an diesem Platze eine Buchhandlung, deren Verlag durch Ankauf der R. Laudgras'lchea Publikationen au- Nordhonse« begründet wurde. Heule begeht die Firma, bereu Name ursprünglich „Karl Friedrich Dörffltug" lautete, ihr goldene- Jubiläum. Wenige Tage vor der Februarrevolution de- Jahre« 1848 trat Herr Franz Theodor Franke al- Theiluehmer ei». Bon d« ab hieß die BerlagShandlung, wie ihr Name »och heute ist: .Dörffltug K Franke." Die beiden Sssoci-s arbeiteten volle iebzehn Lahre zusammen. Denn erst am 1. Juli 186Ü wnrdr Herr Franke Alleinbesitzer, Dürffling zog sich in« Privatleben zurück. Er starb neun Jahre später in Zerbst. Wieder siebzehn Jahre »er gingen non, in denen Herr Franke da« Geschäft allein weitersührtr. In dieser Zeit wuch« al« Mitarbeiter in der Buchhandlung ei» Ver» waudter desselben Hera»; dieser Nrffe war e«, dem Herr Frauke, al- er nach 34 jähriger Wirksamkeit sich zurückzog, die Nochsolgeschast in der Oberleitung und im Besitze der Firma Törffling «d Frauke übertragen konnte. Seit dem 1. October 1882 steht also Herr Friedrich Otto Götze an der Spitz« de« Geschäft«. Letztere« hat «tue vorzugsweise theologisch«, kirchliche Richtung. Leipziger Autoren der Firma weist der BerlagSkotalog in reicher Anzahl »ach. Wir bemerken da in erster Linie ft Vr. Karl Graul, deu früheren hiesigen Mission«» direcior, welcher ei» LaukXman» und naher Freund de« verstorbene» Dörffling war and bei Letzterem seinen Reisebericht au« Ostindien, wie seine „Bibltotheca Tamulica" verausgab; seruer Pros. vr. tdool. ' oelemaau („Die Krone de« Hohen Liede«"), Prof. vr. tdool. ahnt« (einig: zwanzig Schriften, daruntrr mehrere Predigtsamm lungen, Ernzelpredigte«, dessen „Lutherische Dogmatik", .Ännerrr Bang de« deutschen ProtestantiSmu«", „Ehristeutdum uud Luther- thum", „Deutsche Rrsormation"), Pros. vr. tdool. Luthardt (nahezu sunizig Schriften, daruuter die zehu Mal aufgelegten Apologetischen Vorträge über die Grundwahrheiten de« Lhriste». thum«, die HeilSwahrbeiteu (fünf Auflagen), die Moral de« Lhriste,. thuni« (drei Auflagen), die modernen Wrllanschauuageu und ihr« praktischen Lonsequenzen (»wei Auslageu), acht Bäud« Predigte», eine sechs Mal ousgelegte Dogmatil, „Die Lehre vom freien Wille» und seinem Berhältniß zur Gnade"), uameutlich auch Pros. vr. tdool. Franz Delitzsch uud Karl Friedrich Keil biblischer Lommeutar iber va« Alte Testament uud ein solcher (von Keil uud NSSgen) üder da» Reue Testament; Delitzsch' Zeitschrift für die gesammte lutherische Theologie und Kirche; dessen „System der christliche» Apologetik , ferner .Handschriftlich« Funde''; „Lonipluteusische Varianten za» alttestamrntlicken Texte"; „Jüdisch-arabische Poesien au« vormnhame» dänischer Zeit"; ein Gpecimen au« Fleischer'« Schule al« Beitrag urr Feier seine« Jubiläum« von 1874; „Physiologie und Musik"); ft vr. lohanne« Delitzsch iun. („Gotte-lehre des Toma« von Aquino''); sh. Harnack; ft Th. W. Danzel; A. v. Harleß, v. Zezlchwitz, B. v. Brückner; ft Fr. Bhlseld (Borträge, Predigten, Abhandlungen). Es würde zu weit führen, wollten wir auch dir auswärtige» Auivre» nach ihren Hauptwerken aussühren. Die periodische Fachpresse besitzt in der Firma Dörsfliug L Franke eine rührige Verlegerin. Bei ihr erscheinen süns Organe: Baufteiu« (Blätter für inner« Mission), die allgemeine evangelisch-lutherische Kirchenzeituug. Luthardl's theologisches Literaturblatt, Pastor vr. Schenkel'- sächsische« Kirchen- uud Schulblatt und Luthardt'S Zeit schrift für kirchliche Wissenschaft und kirchliche« Leben (b. Jahrg ). Die „Bausteine" stehea im 16. Jahrgang. im Befinden Gestern Nach- außerhalb de« Vermifchle«. — Berlin, 5. April. Die Besserung de- Kaiser» macht tägliche Fortschritte, mittag bat der Monarch einige Stunden Bette- zugebracht und ist ihm auch der Aufenthalt außerhalb desselben reckt gut bekommen. Auch der Schlaf war in der vergangenen Nackt, wenn auch nnt einigen Unterbrechungen, rcckl gut. Tie Beschwerden sind gebessert, aber noch nicht ganz gewichen. der Katarrh fährt fort fick zu lösen. Auch den heutigen Nachmittag verbrachte der hohe Herr außerbalb des Bette- und nahm um halb 3 Uhr den längeren Bortrag de- Hosinarschalls Grafen Perponcher entgegen. Altcnburg» 5. April. Erfreulicher Weise können wir mittheilen, daß da- Befinden Ihrer Hoheit der regierenden Frau Herzogin sich derart gebessert hat, daß Bulletin« nicht mehr auSgegeben werden. Möge die Kräftigung unserer verehrten Herzogin auch ferner eine stetige bleioen und Hochvieselbe recht bald wieder sich voller Gesundheit erfreue». (Altenb. Zeit.) — Hannover, 4. April. Der „Hann. Cur." meldet: .In Betreff der vielbesprochenen Schlägerei, die durch da- Eingreifen de- die Scbloßwache commanvirenden Ossicier- in der Kramcrstraße fast den Charakter einer Slraßcnschlacht annabm, ist die Voruntersuchung jetzt, so weil sie der Magistrat zu führen hatte, beendet. Die weitere Untersuchung wird von der behörde geführt werden. Seiten- an da- Commando de- Infanterie. Hierselbst der Antrag gerichtet, die belheiligten und jetzt m die Untersuchung verwickelten Osficiere dieses Regiments wegen Körperverletzung, Widerstand gegen die Staatsgewalt und widerrechtlicher Befreiung von Ge fangenen zu bestrafen; weiter hat der Magistrat bei der Sladtcommandantur gegen den wachthabenden Ossicier der Schloßwacke Klage geführt wegen Ueberschreilung seiner Dienstdesugniß. — Heidelberg. L. April. Die Kaiserin von Oester reich ist heute Nachmittag von Wiesbaden hier eingetroffen. — Austernbänke in der Ostsee. Au» Kiel wird geschrieben: Zn den letzten vierzig Jahren bat man verschieden« Versuche gemacht, um in der Ostsee Austernbänke anzulegen. Die Versuche, welche seiner Zeit mil europäischen Auiiern gemacht wurden, sin» alle mißglückt, da diese Austern sich nickt vermehrten und nach und nach au-starben. Zu den neuesten derartigen Versuchen hat man nun die amerikanische Auster (Ortreu virginiuo») benutzt, welche nach den Unter suchungen, die Professor MöbiuS in Kiel angestrllt, eine ganz andere Austernart ist, al- die europäische. Hie amerikanischen Austern wachsen bi» zu einer Größe von l4 Zoll und zeigen viele physiologische Eiaenlhüinlickkeiten. Während unsere Auster beispielsweise 1 Million Eier jährlich abgiebt, steigt diese Zahl bei der amerikanischen Auster bis auf 9 Millionen. Der Gedanke, amerikanische Anstern im kleinen Bel t ». a. O. au-zusetzen, ging zunächst vo» dem Ingenieur Meyer in Haderoleben auS, welcher eine Gesellschaft zu Wege brachle, ver die preußische Regierung die Erlaubniß zur Anlegung vor Austernbänken in Ver Ostsee ertheilte. Herr Meyer reiste zuständigen Militair- dcs Magistrat- ist - Regiment- Nr. 73 bei der Schlägerei
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