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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.01.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-01-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188401179
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18840117
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18840117
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1884
-
Monat
1884-01
- Tag 1884-01-17
-
Monat
1884-01
-
Jahr
1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.01.1884
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G»sch^»t täglich früh S'/, Uhr. Red«ti«u und Lrpt-tti,u Johauue-gasse 33. Sprecht»-»« -er fie-acti«»: vormittag- 10—13 Uhr. Nachmittag- ü—S Uhr. —«LliLiL-L K8S' - - A«««h»a «er für «1« «ichM-I«r*de Nummer deftlmmten Inserate au Wacheuta-ru di« S Uhr Nachmttta,«, an Ls««- und Festtagen früh di« '/,S Uhr. I« -e« Filialen skr Äns.-^nnahme: Ott« ttlem«, Universitittstraße 31, Laut« Lüsche, Katharineastrabe 18, v. nur di« '/,S vdr ttprigtrTagMatt Auzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- and GeschSstSverkehr. Auflage 18,100. Ldannemratspreis vienelj. 4'/, Mi. incl. Bringer lohn 5 Mk.. durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 20 Pf. Belegexemplar 10 Pf. Vebühren für Extrabeilagen Ohne PostbefSrderung 39 Mk. «tt PostbefSrderung 18 Mk. Snstrate Sgespaltme Petitzeile SO Pf. Gr«ber» Schriften laut unterem Preis. Verzeichnis Tabellattscher u. Zifferusatz nach höher« Taris. ^§17. Donnerstag den 17. Januar 1884. Kerltnnrn unter dem IledartionsÜrich die Spaltzeile SO Pf. Inserate sind stet- an die drpeSitisn zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prueoameranä» oder durch Post- »achnauinc. 78. Jahrgangs Amtlicher Theil. Di« bei dem hiesigen Leihhause in den Monaten Ja«««, Aeprsar, März und April 1888 versetzten oder erneuerten Pfänder, die weder zur Bersallzeit noch bi« jetzt eingelvst worden sind, auch nicht bis zum 31. Januar u. o. «„gelöst werden, sollen den 8. März d. I. «ad folgende Tage im Parterre-Locale de« Leihhäuser öffentlich versteigert werden. E« können daher die in den genannten Monaten versetzten Pfänder nach dem 31. Januar d. I. und späteste«- an» S. Februar d. I. nur unter Mitentrichtung der Auctionskoitrn von 4 Pfennigen von jeder Mark de« Dar lehn« elaaelöst oder «ach Befinde« erneaert werden; vom 6. Februar L. o. an, an welchem Tage der AuctionS- kataloa geschlossen wird, kann lediglich dt« Et«lös«ag derselben unter Mitentrichtung der Auction-kosten von 4 Pfennigen von jeder Mark der ganze« Forderung de« Leihhauses stattfinden, und zwar nur bi« zum 87. Februar d. I., von welchem Tage ab AuctionSpsänder unwider ruflich »eder eiugelöst «och pr»l«»»gtrt werden können. Es hat also vom 28. Februar d. I. an Niemand mehr da« Recht, die Einlösung solcher Pfänder zu verlangen und können dieselben daher von den Ei^enthitmern nur auf dem gewöhnlichen Wege de« Erstehen» wieder erlangt werden. Dagegen nimmt da« Geschäft de« Einlvsen» und Ver setzen« anderer Pfänder während der Auction in den gewöhn lichen Localen seinen ungestörten Fortgang. Leipzig, den 15. Januar 1884. De» Nath» Deputation für Leihhaa» »ud Tpareaffe. Der Inhaber de« abhanden gekommenen Sparkassen, quittung-buche« Serie II, Nr. 65,751, wird hierdurch auf gefordert, sich damit binnen 3 Monaten und längsten« am 20. April d. I. zur Nachweisung seine« Rechte«, bez. zum Zweck der Rückgabe gegen Belohnung bei Unterzeichneter Anstalt zu melden, widrigenfalls der Sparcaflen-Ordgung gemäß dem angemeldeten Berlustträger nach erfolgter Beeidigung seiner Anzeige der Inhalt dieses Buche« auS- gezahll werden wird. Leipzig, den 15. Januar 1884. Die Verwaltung de» Leihhauses «»d der Spareasse. Ruf dem städtischen Lagerplatze vor dem Dresdner Thore sollen am 24. lfd. Monat«, Vormittag« S Uhr- 107 laufende Meter 48 Centim. weite gebrauchte, aber noch in gutem Zu stande befindlich« Muffen. Thonrohre, gegen sofortig« Baar- Zahlung an den Meistbietenden verkauft werden. Leipzig, am 15. Januar 1884. De» Rath» der Stadt Leipzig Straßeabau-Deputatto«. Bekanntmachung. Der Preis der in der hiesigen Gasanstalt producirten Coak«, deren commisfionSweiser Verkauf Herrn Loui« Meister übertragen ist, beträgt von» heutigen Lage a» für jeden Hektoliter loco Gasanstalt 75 und einschließlich de« FuhrlohnS bis an das HauS 90 ^s. Leipzig, den l6. Januar 1834. Die RathS-Deputatto« zur Gasanstalt. Hoh-Auction. Mittwoch, den 88. Jauuar o., sollen von Vor mittags 9 Uhr an im Forstreviere Burga« auf dem Mittel, waldschlage in Abthl. 1l, 12 und 13, in ver Näh« de« Korst bause« an der sogenannten Ehrenberger Linie und der Leutzsch- Wahrener Brücke ca. l50 starke Abrauuihaufe» und 180 starke Langhaufe« unter den öffentlich auShangenden Bedingungen und der üblichen Anzahlung nach dem Meistgebote verkauft werden. Jusamuienkuuft: auf dem Schlage in Abth. 13 der Leuysch-Wahrener Brücke. Leipzig, am 7. Januar 1884. De» Rath» Forst-Deputatto«. an Hoh-Auctlon. Montag, de« 21 Januar sollen von Dor- «tttag» 8 Uhr an im Forstreviere Burgau auf dem Mittelwaldschlage in Abtheilung 11. 12 und 13 in der Nähe de« Forsthauses an der sogenannten Ehrenberger Linie und der Leutzsch-Wahrener Brücke 22 Raummeter Eichen-Nutzscheite» 200 » Eichen- 17 - Buchen- 3 « Ayorn- 1 - Eschen- Breuuschette, 42 - Rüstern- K « Ellern- 10 - Lindcn- 2 - Aborn-Rolleu und 7 » Ellern-Rollea unter den öffentlich auShänaenven Bedingungen und der üblichen Anzahlung nach dem Meistgebote verkauft werden. Zusauiuieufunft: aus dem Schlage in Abtheilung 13 an der Leutzsch-Wabrener Brücke. Leipzig, am 7. Januar 1884. De» Rath» Forst-Dep«t«tio». Nutzholz-Auction. , Freitag, de» 18. Jauuar v., sollen von Vor mittag« 9 Uhr an im Forstrevier Connewitz auf dem Mittel waldschlage >n Abth. 34 circa 124 stark« Eichen-, 19 Buchen-, 67 Rüstern-, 126 »orzügliche Eschen-, 55 Ellern-, 4 A«pen- und 3 Apselbaum-Klütze, sowie 90 Eschen- und 13Rüstcrn Srhtrrhölzer unter den öffentlich aushängenden Bedingungen und der üblichen Anzahlung »ach dem Meistgcbol verkauft werden. z»sa«»enk«uft: auf dem Holzschlage in der Lonne- "tzrr Linie oberhalb ver Rödelbrücke. Eeipzig, am 5. Januar 1884. De» Rath» Forst-Deputatto«. Bekanntmachung. Von heute ab befinden sich die Expeditionen der Stchht- Steuer-Einnahme — Einkommensteuer, Grundsteuer, Hundesteuer. Branbcasse — im Stadthaus«, ivbstuurrkt Rr. 8, Parterre, und diejenigen der Abtbetluag für Bollstreckuug-sachen ebendaselbst, 1 Etage. Leipzig, am 17. Januar 1884. Der Rath der Stadt Letpzlg. De. Trvndlin. Frenzel. Katholische Bürgerschule. Ostern 1884 sind diejenigen Kinder der Schule zuzuführen, welche bis zum 1. April lausenden Jahre« da- sechste Leben-iatzr erfüllt haben; auch werden auf Wunsch der Eltern oder Erzieher solche Kinder ausgenommen, die mit dem 30. Juni diese- Jahre« thr sechste- Lebensjahr vollenden. Anmelduugen haben Montag, den 38.. Dien-tag, den 29. Jauuar, Nachmittags von 2 bis 4 Uhr, und Mittwoch, den 30. Jauuar, vormittags von 8 bi- 12 Uhr, in der Expedition de» Unterzeichneten, Rudolsstraße 7, Hk, zu ersolgen. Bon den aufznuehmeaden Kindern, welche in der hiesigen katho lischen Pfarrkirche getauft worden sind, ist nur der Impfschein, von de» übrigen aber sind da- Tauf- oder Geburt-zeu-oiß uud der Impfschein vorzulegen. I. Löbmanu, Direktor. Holz-Verkauf. Freitag. den 25. Januar o. van Bsrmtttag« » «hr a» sollen in, Forstreviere Oberthau bei Schkeuditz 1) im Hifcheu »ud 2) i« Növerhal; an Ort und Stelle ca. 150 eichen Abschnitte, bi» zu 10 m Lange und bi- 70 ctw Durch«. - 40 rüsten» - » - 8 » - -»SO- » « 50 eschen « »»8». --60- » » ZOahorn » --8». --V0- » » 30 ellern » -»8-» »»40« - öffentlich meistbietend unter den im Termin brkaunt zu macheudr» Bedingungen vertäust werden.' Wiesenburg, de» 11. Jauuar 1884, Der H. Müller. Nichtamtlicher Theil. Die LuLanfrage. Der Schleier, welcher über die englische Politik i» -tvrd- afrika gebrütet war. beginnt sich zu lüfte». Nachdem »Vs Vorkehrungen getroffen find, um die egyptischen Truppen ^u« dem Sudan zurückzuziehen, nachdem der Befehl ertheilt ist, Khartum von den Europäern zu räumen und die Stadt mit der eingeborenen Bevölkerung dem Mahdi zu überlassen, kommt plötzlich au« Kairo die überraschende Meldung, daß Generalkonsul Bariog und General Wood mit den neuen eghptischen Ministern Nubar Pascha und Abdel Kader Pascha in Berathung getreten sind, aus welche Weise der Sudan Egypten erhalten werden könne. Abdel Kader Pascha ist auch bereits mit praktischen Vorschlägen hervorgetreten: Hassan Hamsi soll nach Khartum aufbrechen und der ehemalige Sultan Fabiu« soll sein Hauptquartier in Sordofan und Tarfur auf- schlagen. Man ist hiernach zu der schon an dieser Stelle ver tretenen Auffassung berechtigt, daß die englische Regierung über haupt niemals daran gedacht hat, den Sudan aufzugeben, sondern daß eS ihr nur darum zu thun war, auf diesem Wege daS Pro tektorat Uber Egypten zu erhalten. Di« einzige Erklärung für diese doppelgängige Politik liegt in dem Wunscv, dem Khrdive daS volle Bewußtsein seiner Hilflosigkeit zu verschaffen und den Egyptern zu zeigen, daß ihr alleiniges Heil in der vollen und unbedingten Hingabe au die englische Schutzherrschafl bestehe. Scherif Pascha war noch so naiv, zu glauben, daß ein egyptischeS Ministerium einen eigenen von England un abhängigen Willen haben könne und trat deshalb zurück. Nubar Pascha hat die Lage richtiger verstanden, rr überläßt die Verantwortung für alle Maßnahmen der egyptiscken Regierung England und vertritt heute je nach England« Beliebe» die Preisgabe und morgen die Erhaltung des Sudan. Der Generalconsul Baring braucht Minister, welche blindlings seinen Befehlen gehorchen und nicht erst über die Zweckmäßigkeit oder Unzweckmäßigkeit der Aus führung Nachdenken. Wenn cr verlangt, daß alle egyptischen Truppen bis zum zweiten Nilkatarakt zurückgezogen werden, so inüffen augenblicklich die Anstalten zur Ausführung de« Befehls getroffen werden, gleichviel, ob sie möglich ist oder nicht. Wenn er verfügt, daß der Kriegsminister sich nach Khartum begicbt, um die Räumung der Stadt von den 1l,000 dort wohnenden Europäern zu überwachen, so muß daS so fort befolgt werden, gleichviel ob Khartum inzwischen von den Schaarcn des Mahdi angegriffen, erobert und in eine» Schutthaufen verwandelt wird oder nicht. Heluan bei Khartum ist von diesem Schicksal bereits ereilt worven und ob die Besatzung von Khartum beule noch Widerstand zu leisten bereit ist, muß nach Dem, waS sich in de» letzten Wochen ereignet hat. stark bezweifelt werden. E« wäre gar nicht zu verwundern, wenn die 6000 Mann egyptiscke Truppen, welche in der Stabt liegen, einfach zum Mahdi übergingen und die Stadt ihrem Schicksal überließen. Ta» ist die Kehrseite der englischen Politik im Sudan. England wird jetzt daS ernten, was es gesäet hat. Durch den Befehl zur Räumung des Sudan hat eS daS Zeichen zur Auflösung de- Reste» von Ordnung gegeben, welches kort »ach der Niederlage von El Obeid noch übrig geblieben war. Statt den Muth der Truppen aiizuseuern, welche in jenen ge fährlichen Gegenden Leben und Eigenthum der Bewohner zu vertheidigen oereit waren, statt ihre moralische Kraft zu stärken und zu befestigen, wird ihnen plötzlich mitgethcilt, daß man aus sie garnichl rechnet, daß der ganze Suvan ohne Schwert streich dem Mahdi überlassen werden soll, daß die gesammte Bevölkerung für vogelfrri erklärt wird. Wer nicht dableiben will, mag au-wandern, die Flucht von 11,000 Mensche» aus einer befestigten und mit 6000 Mann Besatzung versehenen Stadt wird durch einen Federstrich entschieve» unv dadurch arenzenlose Verwirrung im ganzen Lande angerichtet. Die Neigung, mit den, Maydi gemeinschaftliche Sache zu machen, ist bei den Bewohnern des Sudan ohnehin groß genug, in Suakiin traten sehr bedenkliche Anzeichen, den Zusammen- Hang mit Egypten zu lösen, schon sogleich nach der Nieder lage HickS Pascha» hervor. ES bedurfte de» von den Gou verneuren von Berber und Dongcla erfundenen Märchen», daß 8000 Mann von der Armee Hick» Pascha- intacl seien, um die LoSreißungSbestrebungcn der Nationalpartei zu hemmen. Jetzt hat die Panik schon Berber selbst ergriffen, die europäischen und arabischen Kanfleute haben die Stadt verlassen und der zurückgebliebene Rest wird den Mahdi mit offenen Armen alS Befreier begrüßen. In seltsamem Widerspruch mit den sonstigen Befehlen der Engländer steht die Sendung, welche Zobehr Pascha erhalten hat. Dieser ist nach Suakiin unterwegs, um den Garnisonen von Tokkar und Sinkat Verstärkungen zu bringe», diese Absicht dürste sich jetzt aber leicht als unausführbar ergeben. Man kann nicht die Widerstandskraft einer ohnehin nicht sehr schlagfertigen Streitmacht heute lähmen und sic morgen wieder zu den größten Krafllcistungen tüchtig machen. daS ist ein sehr gefährliches Spiel, besten Wirkungen dem Urheber verderblich werden müssen. Zuerst benutzten die Engländer die Preisgabe des Sudan als Mittel, um die Egypter ge fügig zu machen, in Wahrheit dachten sie aber nicht daran, den Worten auch die Thal folgen zu laste«; chetzt kann e« leicht kommen, daß der Sudan Egypten und somit auch Eng land verloren geht, trotz der eifrigsten Bemühungen, ihn zu erhalten. Und daran ist nur die Ueberschlauheit der Eng länder Schuld. Die Europäer, welche den Sudan zum Wohnsitz wählten, werden sich in Zukunft dafür bedanken, unter englischem Schutz zu leben, ein Schutz, der heute aus- bört. um morgen wieder zu beginnen und vielleicht m einigen Wochen wieder in Wegfall kommt, ist gänzlich werthlo» und schlimmer al» der Mangel jeglichen Schutze», denn wo er fehlt, wissen wenigsten» die von Gefahren Bedrängten, daß sie auf sich selbst angewiesen sind. Ter Streich, welchen die Engländer den europäischen Bewohnern von Khartum gespielt haben, muß sie auch noch um den letzten Rest von Vertrauen gebracht haben, welches sie vielleicht noch da und dort ge nossen: heule weiß man, daß der Schutz Englands kein Schutz ist. Als die Engländer Alexandrien bombardirten, ging ein Schrei der Entrüstung durch die gesammte civilisirte Welt, der Befehl zur Räumung des Sudan und der Widerruf desselben übertreffen aber die Gewaltthat von Alexandrien noch weit au Unmenschlicbkeit, und eS ist nur die natürliche Folge solcher Politik, wenn der Haß der Egypter gegen die Engländer sich auf» Höchste steigert. England wird jetzt einer großen Trup penzahl bedürfen, nicht nur um den aus die kläglichste Weise preis- gegebenen Sudan dem Mahdi streitig zu machen, sondern um die nationalen Bestrebungen in Egypten selbst niederzuhalten. Arabi werden unzählige Rächer unter den Egyptern erstehen, und wenn er jemal« Widersacher unter seinen LandSleutea gehabt hat, heute jauchzte ihm ganz Egypten zu. wenn er auS der Verbannung zurückkehrke und die nationale Fahne zur Vertreibung der Engländer eutsaltete. ? Leipzig, 17. Januar 1884. * Aus Beschluß der preußischen Schlagwetter- Commission sind den Welterströmen der von den Local- abkheilungen der Commission befahrenen Steingruben möglichst gleichzeitig mit diesen Befahrungen Wetterproben entnommen und in dem zu Bochum eigens für diesen Zweck errichteten Laboratorium einer chemischen Untersuchung unterworfen worden. Ueber daS Resultat dieser Untersuchung hat jetzt im Aufträge der Commission Herr vr. Schondorff in Bochum Bericht erstattet. Bei den Probenahmen sollen vorzugsweise die auSziehenden Ströme berücksichtigt werden, der Ort der Probenahme war daher bei den Hauptströnien kurz vor ihre Einmündung in daS Wettertrumm, bei den Theilströmcn kurz vor ihre Einmündung in die Hauptströme zu legen: aus nahmsweise wurden auch den über Tage liegenden Wetter- canälen Proben entnommen. Vielfach wurden aber auch noch außer an den Mündungen der Wetterströme an anderen Stellen derselben und des von ihnen ventilirtcn BaufeldeS Proben eingesangen, wo sich eine ungenügende Ventilirung ver- muthen ließ. Die Untersuchungsresultate aller so entnomme nen Proben sind in einer Tabelle, welche 3l Zechen de» Niederrhcinisch-Westsälischen, 3 Steinkohlengruben deS Saar brücker und 2 Zechen deS Nieberschlesischen Steinkohlenbecken» umsaßt, möglichst übersichtlich zusammcnzestellt. Die chemische Untersuchung der Wctterproben beschränkte sich auf die Be stimmung der Kohlensäure, deS Methan und der au- der Differenz berechneten Summe von Sauerstoff und Stickstoff. Ueber die angewandte Untersuchungsmethode, welche später ausführlicher behandelt werden soll, wird vorläufig bemerkt, daß die Analysen in einem von dem Berichterstatter besonders zu diesem Zweck construirten eudiometrischen Apparate vor- qenommen wurden, in welchem die Verbrennung »ach einer bei richtiger Ausführung sehr genauen Methode mittelst glühender Platindrähte bewirkt wird. Die vorliegende Tabelle umfaßt vorläufig nur die bis einschließlich September 1883 auSgeführten Untersuchungen. Die Ergebnisse der seitdem noch vorgenom menen oder noch vorzunehmenden weiteren Untersiichiingen sollen in gleichen Zusammenstellungen später veröffentlicht werten, wie denn auch eine nähere Besprechung der gewonnenen Resultate bis zum entgiltigcu Abschluß der Untersuchungen Vorbehalten bleiben muß. * Zur Lage der Parteien in Süddeutschla» d wird unS von dorther geschrieben: „Mit der Veranstaltung eine- Parteitages in Tarnistadt hat sich die Fortschrittspartei den Weg nach Süddeulschland zu bahnen versucht. Seit der Niederlage dieser Partei in Forchhciin-Kulmbach braucht man nicht einmal mehr die sänimtlichen Finger einer Hand, um die fortschrittlichen Mandate i» Süd- und Sütwest- deutschland herzuzählen. Gleichwohl ist der Versuch, in de» süddeutscben Staaten aus Eroberung auSzugehe», nicht mehr aus die leichte Schulter zu nehmen, seitdem ver Führer der Partei aus dem Parteitag in Darmstavt ein Losungswort ausgegebci, hat, welche- zwar die norddeutschen Vertreter jener politischen Richtung gar cigcnlhümlich anmuthcn bürste, imSüten aber, und namentlich dort, wo die demokratische Volkspartci und daS Centrum den Boden bereit» vorgeackert haben, den verschiedenartigsten Syinpathien begegnen möchte. Herr Eugen Richter bat sich nämlich ohne viel Reserve zu den „ccnlri- suqalen" Bestrebungen in dein Reiche, wie c» nach seiner Ansicht sich entwickelt, bekannt. Er malte direct die Gefahr an die Wand, daß unter der gegenwärtig sich auSbrcitcntcn „Macht" de» Reiche» die Mittelstaalen verschwinden müßten, unv reciamirte für seinen Particularismu» kurzer Hand die Unterstützung der .deutschen Stämme", deren Verschiedenheit ja historisch begründet sei. Wir übersehen leicht, welche Kräste hiermit entfesselt werden sollen. Die Absicht laust unverkennbar daraus binauS, diejenigen liberalen Elemente anzulocken. welche bisher im Interesse ihre» Glaubens bekenntnisses der ultramonlanen Richtung dienen zu sollen glaubten. jetzt aber eine Gefährdung der Kirche mrt bestem Willen nicht mehr emsehen können. Nach den Wahr nehmungen anläßlich der jüngsten badischen Landtag-Wahlen durste sich der süddeutsche Liberalismus auf die Antretung einer ansehnlichen Erbschaft von jener Seite her gefaßt machen. Wird jetzt freilich gerade nach dieser Richtung hin alle mögliche großkeutsche, also antipreußische Erinnerung neu belebt, so ist leider zu befürchten, daß die politische Denkweise im Volke von Hau» aus wieder dermaßen sich verwirrt und die Klarheit der Ziele soweit wieder getrübt wird, um auch der politischen Quertreiberei Aussicht auf Erfolg zu bieten. Daß eS nicht eben lautere Mittel sind, mit welchen gerade die Fortschritt-Partei aus süddeutschem Boden solcher Art sich einzusühren sucht, sollte wohl auch in ihren eigenen Kreisen eingesehcn werden. Leidet doch unter einem conservativ- klerikalen MchrheitSregiinente ohnehin bereit- der einheitliche RrickSgedanke »vth. Wenn wir nichtsdestoweniger boffen, daß der süddeutsche Liberalismus bei den kommenden Wahlen auch die sich gegenseitig ergänzenden Kräfte eine- auf liberal- klerikale Stimmen speculirenden doppelgestaltigen Radikalismus in demokratischer und fortschrittlicher Rüstung, — erfolgreich bekämpfen und früher vertretene Wahlkreise obendrein sich wieder erobern wird, so geschieht die- allerdings in der sicheren Voraussetzung, daß die liberale Partei aller Orten dem Radikalismus an Rührigkeit nicht nachsteht." * In der badischen Kammer ist eine Interpella tion eingebrachl worden, ob dem BundeSrath der an gekündigte Antrag aus Abschaffung der geheimen Abstimmung bei den Reichstag-Wahlen bereits vorliege und welche Stellung die Regierung zu der Frage einnehme. * Der neue österreichische PairSschub. mit welchem 10 neue Mitglieder de» österreichischen Herrenhauses ernannt werden, hat m Wien, wie de», „Pester Lloyd" von dort ge schrieben wird, gar keinen Eindruck gemacht. Die Liste der Neuernannten ist in allen Kreisen mit seltener Gleichgiltigkeit ausgenommen worden. Weder giebt sich in den Kreisen der Rechten eine freudige Zustimmung, noch in jenen der Linken «ine abfällige Kritik kund. Vielleicht mag diese Aufnahme auch den Absichten der Regierung am meisten entsprechen, die mit dem neueffen PairSschub eigentlich nichts Andere« be zweckte, als die durch Todesfälle vacant gewordenen Plätze in der ersten Kammer wieoer zu besetzen, und wenn sie es gleich begreiflicher Weise vermied, entschiedene Gegner de« Cabinet« in da« Herrenhaus zu bringen, allen Parteien einen gleichen Zufluß von Stimmen zusükren wollte, damit der PairSschub nicht den Charakter einer beabsichtigten Stärkung der Regierungspartei gewinne. Unter solchen Verhältnissen konnte auch der PairSschub nicht ander» al» sarblo« aus- fallea. Von den Neuernannten werden sich voraussichtlich einige der Rechten, einige der Linken und . der Rest der Mittel- Partei zuwevden. Politisch thLtig war «iaentlich nur eiaer der Neuernannten, nämlich unser Gesandter bei dem belgischen Hofe, Gras BohuSlav Chotek, welcher während der Dauer de« Ministeriums Hohenwart den böhmischen Statthalter posten bekleidete und mithin als ein entschiedener Anhänger der czechisch-fcudalen Partei anzuschcn ist. Die übrigen neuen PairS geben keinen Anlaß zur Besprechung ihrer politischen Stellung, weil sie eine solche bisher überhaupt nicht eingenommen haben und Keiner von ihnen eine politische Rolle gespielt hat. — Einer der neu ernannten PairS, Baron Ernst v. WalterSkirchen, hat in Pest mitgeholseu, daS Misch- Ehegesetz zu Fall zu bringe». * Unter denDankadressen, welche an das ungarische Oberhaus für seine Ablehnung dcSMlscbebengesetzes eingingen, fcllen sich auch solche, wie die ungarischen Blätter versichern. auS Deutschland und Oesterreich befunden haben. AuS Wien haben die dortige» „Reformer", die Anli-Semiten und eine „Gesellschaft Deutsch-Nationaler" Dankadressen gesendet, deren Inhalt bereits von den Pester Blättern mitgeiheilt wird. Die Adresse der „Wiener Reformer" lautet: „Ein donnerndes Hoch den wackern Männern, die da« Mischehengesctz abgelehnt zur Wahrung der nationalen Ehre Ungarns und aller europäischen Culturvölkcr." (N) * Tie Vorgänge im kroatischen Landtage lasten Alle- hinter sich, wa« an skandalösen Tumulte» in parla mentarischen Versammlungen bisher geleistet worden iss. Zur Illustration wird eS genügen, einige Scenen aus der Sitzung vom 13. Januar anzüführen, in welcher obendrein über einen politisch unwichtigen Gegenstand, über einen Gesetzentwurf, betreffend die Versorgung der Gendarmerie, verhandelt wurde. Die Sitzung nahm folgenden Verlauf: Regierung-Vertreter Hi'voic giebt eine historische Darstellung der lAitivickeiuiig der Einrichtung der Gendarmerie in Kroatien und weist aus die Bortheile hin, welche eine gut organisirle SicherheitS- wactie dem Lande bietet. Durch Annahme der Geietzvorlaae über die Versorgung werde den ewigen Schwierigkeiten, gute Kräfte sür daS AcndarmericcorpS zu gewinnen, ei» End« gemacht. Berichterstatter Gyurgjevie spricht unter fortwährenden Unter- brechuiigcn. Er ist selbst der Ansicht, daß die Borlag« in der Form, wie sie vor de» Landtag kam, die Machtsphäre deS BanuS be schränkt. Starcevic: Also jetzt seht Jhr'S selbst ein. K usevic: Ruhe, hört! Starcevic sährt sott, den Redner zu unterbreche». Kusevic: Geben Sie hinaus, wenn Sie nicht zuhöreu wollen» wir haben Luch auch ruhig zugehört. Starcevic: Packe» Sie sich hinaus, wennS Ihnen nicht recht ist! Nach diesem Intermezzo bringt Gyurgjevie einige Amende. nieutS vor und bemerkt, daß hierdurch die Bedenken Ivic' beseitigt sind. Nachdem der Berichterstatter mit der Empsehlung, die Vor lage anzunebmen, gecridet, wird zur Abstimmung unter Namen», ausrus geschritten. Zuerst wird über den Antrag Markovic, aus Verwrrsullg brr Vorlage, abgestimmt. Bei Ausruf der Namen der Abgg. Omcicus und OreScovic, welche sür die Verwertung der Vorlage stimmen, bricht die äußerste Linke in stürmischen Beifall aus. Zu den anderen Grenzern gewendet, rufen die Ltarcevicianer: Seht, da» stad Leute! DaS sind Grenzer, welche sich nicht den Magyaren unter- wersen wollen! Bon hier ab wächst, nachdem der Borsprung der Majorität augenfällig wurde, die Unruhe fortwährend. Bet dem Namen Zindl bricht der Scandal loS. Tustan (springt aus): Feigling! Seht, dieser Mensch hat gestern gesagt, daß kein Ehrenmann sür diese Vorlage stimmen kann! (Darüber großes Halloh unter den Starcevicionern, welche Zindl mit Invcciive» überschütten. Der Lärm wird so groß, daß mau die Vota der nächsten drei Abstimnienden kaum vernimmt.) Zindl sucht in höchster Errrguug zu erwidern, da er 1» ge- meiiister Wrise beleidigt wott-en sei. Präsident uolerbricht Zindl mit dem Bedeuten, daß rr während der Abstimmung nicht sprechen dürfe. Während die Schrisisührer die abgegebenen Stimme» eoutroliren, schwillt der Lärm in immer größerem Maße an; die Abgeordneten verlassen ihre Plätze. Ruse von der äußersten Linken: Schämt Euch, Verräther! Tu-kau: Ihr wißt ja gar nicht, wo« für ein Gesetz ihr Iwtitt. Ta- ist eia ärgerer Verrath alt da» AuSgleichSgesetz. «
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