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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.04.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-04-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188404095
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18840409
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18840409
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1884
-
Monat
1884-04
- Tag 1884-04-09
-
Monat
1884-04
-
Jahr
1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.04.1884
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n»«r «««o id. 9>ilo U>1,'0 l'vbo 9^- li».- LdbO t. I»tt Ulk lN d»» lar. L IN90 U'kk et 84 «980 II- 7 81 11840 kic.üo 127 bi. »171 99 7ä WN-O III- ^1 941.1 tl.L '2 b4S'- IKI7L St.- 1 lk> 81« 7, 81.80 IIS.- K0.t 9b.8. 1-7.7 ll:^!> IA. »oll I9L- IMI 1-9-^ 1.1/ i «Ä.- Grscbeiut t-i.^ich früh 6'/, Uhr. Redaktion und Lrprdttion Johanne-gasse 83. Aprechstundr« de» Uedartion: Vvrmiliag« lO—12 »he. Nachmittag» 5—<1 Uhr. FUr Kd Ntz->-bk km»»I-ndlrr M-i»ifcri»t« kl« iNik-clion »ich! »erkinklich. TaMM Annahme »er sür »te nächftkolgende Nummer brsttmi-iten Jnscrair an Wochentag« d,s 3 Uli» Nachmittag«, an L«n»- »nd Fcsttagr» srüh bis ^ ,9 ttyr. 3n den Fslilllen für 3»s.-Annahmc: Otto Klemm, ttüivr.simiSstrc-.ße 21, Lauts Lüsche, tlaihalimnstraße 18, p. nur bis '/.3 Uhr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgcschichte, Handels- and Gcschiiftsverkehr. Auflage LS,L0O. Ah»»ne«rnt»rei« viertelj. 4'/, Mt.» tncl. Bringerlohn 5 Mk., durch die Post bezogen 8 ML Jede einzelne Nummer 90 Pf. Belegexemplar 10 Ps. Gebühren für Extrabeiloae» (tn Lageblatt-Format gesalzt) ahne Poslbelörderung 99 Mk. «tt Postbesörderuag 48 Mt. Jasrnste Sgrspaltene Petitzeile SO Pf. Größere Schriften laut unserem PreiS- verzeichniß. Dabellarl scher u. Zifferiisatz nach Höhen» Daris. Kttli«rn unter dem Urdactionogrich dt« Spallzetle 50 Ps. Inserate sind stet« a» die Srpe»itta« za senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praaauiusraoäv »der durch Post nachnahme. ^ Ivo. Mittwoch den S. April 1884. 78. Jahrgang. 188.6: 167.7.1 L7Ä, L86L 8V7.71 !t8L8 ,IV8.70 iS 9.11 mlicd 1e»t, LilliUicUill »4b KO IK7^1 tb8.«U 8U.- 1-880 81.7» 908.- I V t.4 1UU« i>/, «4 IÜU80 4-,. IllS.- 1l»- 97« IOU40 t 187.7k lUlttt. K.O.- l:«-!0 IbL- 174.01 It1g4b lkL— US» eld -Id ritz ed.-k'. >) >Itz»u k'-de. Idl >1»«en .U.-7K. i. iivloo rm.) sil ,U»er> 0i«iil siiiiri rliilr, res» «r< i-Iilli, k'»br. Illlll »«!«» »de. bell»» ir>k» 0 rnidO c>l-r»i >vil»i IttSll n«r«i IA- ilU« 70 — «8.7b 9,1— 8l^ 4b — goto II so >78 — 82- bit — 1«b — ILLbO I.9.- 9«. - 7l- 18» w'— IM- 808.— >09.- l».90 MO.- Ik« bO «IbO ,00. 18 0) Slbü l«Ü21 80.'- «7.- ill-V. -.- !« 91, ll-1. d IK71. Olt. v l-dl. U01, 8>l1. IL7», IiV«l« »4.7b >181.10 181.40 > 9.»l b.«7 > bv,1. 1lk>.7b 19b.- 20 15Ü kl, 166.25 .< — ,8k, per Zepremksr- — Spiriiu, 30 .6!. per inu: Ilatk. ^splembsr- . — Haler ) (ke^es OO »..Neu. tt 9000 8 it» 12,1>K1 » rarlrautt. «astlau: ar-Dampier lnische Post- der Lloyd- inppost aus postdampser Line Post- ne t. Amtlicher Theil. StwSlbe-vermltthnng. Da» biSsier an Herrn Lekerhänklcr Melrer vermietbet rewrsene Gewölbe Nr. S in der Georgenhallr Brühlseite) soll sofort oder später liegen rinbalbjähr» 'che Kündigung ankermcil vernriethet werben. Mielhicsuaie werben aus Vcm Nalhhause, 1. Etage,! Himmer Nr. 17. entgegengenommen, anck können ebendaselbst die BermielhunqibevlngllliHen unb da» Inventarium deS zu vermiethenven Gewölbes cingesehen werden Leipzig, den 5. April 1K84. Der Rath der Stadt Or. Georgi. ' Dtkß. Kohmlngs-Vermiktkiung. 9m 4. Stcctwerk de- Sciten^ebindes deS der Stadt« gemeinde gebörioen HauSgrulidstlilkö NcichSstratze Mr. KG rst eine ans 1 Ttube, 2 Kainneern und sonstigem Zu behör beliebende LLohnung sofort oder spater gegen »iahalbjährliche Kündigung anverivcil zu per» «irthen. Mielbqesucbe werden auf dem Ratbbause, 1. Etage, immer Nr. 17. rntgegcngenommrn, auch können ebendaselbst « LermiethungSbediiisiungen und daS Inventarium der zu drrmiethrnden Wolniung ringesehen wervrn. Leipzig, den 5. April >884. Der -kath der Stabt Leipzig. Dr Georgl. «löß Städtische Gewerbrschüle. Die Prükung der Schüler soll Dienstag, den >i.» und Mtttwach. den S. Aprll ». a, vormittags von »—13 Uhr tm SchuNocal vorgenommen werden. ES beehrt sich hierdurch ergebenst einzuladen Leipzig, den 4. April 1884. Da» Lehrer - Sollcgimn. Höhere Schute für Mädchen. Mantgg drn 21. April S Nhr stiachprttfuig und Äufnabmcprufung >ur auswärtig« Echüleeinuen. - vr. W. Nöldeke. erledigt hat sich die von un» unterm 22. Januar dieses Jahre» erlassene, die aus dem Georgenhaus w-ggkbliebene Linna Auguste Becker geb. Drouse gcsch. Reichel aus Mtha betreffende Bekanntmachung. Leipzig, am b. April 1884. Das Palizeiamt der Stadt Leipzta. Brctschneider. S. Waarenbörse zur Leipziger Llltcr-Messe. Mit der bevorstehenden Oster-Mcssc soll wiederum eine Maaren börse verbunden werden, und -war wird dieselbe »rn LI., 22. „uv 23. April dirses Jahre» NachmtttngS uo» 4 bis k Uhr in den Räumen der Biirjriihalle, Brnhl 17. welche zu diesem Behuse jedeSmal von 3 Ulir an den geehrten Meßbesuchern gegen Sinzeichnung ihres Namens »nrntgrlllich geäffuct sein wird, unter Theilnahme von Mitgliedern der »ulrrzeichneteu Handelskammer ab» gehalten «erden. Leipzig, den 8. Lprtl 1884. Di« Handrlstamwer. ?l. Thieme, stell». Vorsitzender. vr. Geusel, S. Loyis-Vcrmiktifnng. I» dem UniversitätSgriindstücke. Ritterstraße Nr. 19. ist iu der 3. Etage ein Logis, bestehend aus 2 Stuben, 2 kammcru und Suche, nebst Baven- und Scllrrraum, vom 1. Juli dss. I. an aus drei Jahre meistbietend, jedoch unter Vorbehalt der Au». Wahl unter den L cilanten, anderweit zu vermiethn». Reflectanten werden ersucht, Mittwoch, »cu I». April »s». J»^ Vormittag 11 Uhr, t« U»ttzersitAtS-Nk«tam»r. wo auch die L cltattoaSbedlagmige» zur Einsicht ausliegen, zu erscheinen und idre Gebote abzugede». Leipzig, am 7. April 1884. UntperfitätS-Ae»ta«t. Gras. Vckanntmlichnng, Pflasterarbeiteii bctrcfirnd. Die Pastktraftr von der Grünen E'che bi» zum Ende de» Weber'sche» Houses und dle Onerstraste sollen mit bossirteu Steinen klaffe Sd gepflastert und die hierzu erforderlichen Arbeiten bez. ein schließlich der Materlalaiilieierwig an den Mnivcstsordernden, jedoch mit Auswahl unter den Submittenten, vergeben werden. Aaschlagssormulare und AnssiihrungSbedlngniigen sind gegen Erlag der Lopialqebührcn im Gemeiiideomt Zimmer Nr. 4 zn ent- aehmen und die Offerte» versiegelt und mit der Nuslchrist „?1I»«ter- »rdait" bis zum 1». April 1884, Mittag» 12 Uhr eoendaselbst »inzareichen. LtnVcnau, am 1. April 1884. Der Grmciaperath. Oueck. Nichtamtlicher Theil. Die Gefahren -es Orleanismus. * Di« Erfolge, welche Ferry's Politik in Tonkin errungen hat. scheinen den französischen iLabinet-ches auch nach anderer Richtung immer kühner zu macke». Aste Anzeichen weisen daraus yin, daß er sich gegenwärtig zu einem neuen Feldzug« vorbereitet, welcher diesmal den Orleanisten gilt, deren wachsender Einfluß im Lanke für den Fortbestand der dritten Republik stets krohenver wird. Zumal im südlichenThrile Frank- reich», wo die extremen Gegensätze: Legttimisten und Radikale aufeinanverplatzen, scheinen i»cVorbereitungen kerMonarchisten zu einer entsLrivenken Kundgebung gegen die Republik ziemlich weit vorgeschritten zu sein; ein orlranistische» Wahlcomit» in Toulouse hat jüngst ganz osten die monarchische Fahne ge schwenkt und durch ein deftige» Rundschreiben alle Eonserva- ltven zur nachdrücklichen Bekämpfung der Republik ausge- sorbrrt. Die Nachwahlen sür die Hammer beweisen Ibal- sächlich die Ersolge der Orleanisten, weShalb e» völlig begreiflich ist. daß die republikanischen, zumal die gambetti- stischen Blätter vom Spotte über da» Königthum zu Drohungen gegen die Prätendenten und ihre Anhänger über- egangen find. WaS die Regierung betrifft, so scheint ihr di« Igitation un Lande selbst weniger Sorge zu macken, als dic That- sacke, daß die sür die Republik im Lause der letzten Jahre ge wonnenen parlamentarischen Elemente von jener wieder abge- sallen und in das Lagrr derPrinjkn libergegangt» sind. Man nennt hervorragend« Mitglieder drS linken Eentruin», welche flck offen als politische Freunde deS Grasen von Paris bekennen und bei diesem, unbekümmert um die Denunciationen der republikanischen Blätter, aus- »nv «ingeben. Daß ker Gras in den parlamentarischen Kreisen seinen Anhang zu vermehren sucht, hat kürzlich die Berwechselung der Zustellung eine» Einladungsschreibens zu Tage gebracht, ei» Fast, den die republikanischen Organe sofort sehr ernst nahmen. Ta nun die Dinge sich immer verdächtiger und gesahrlicher gestatten, so scheint Herr Ferry zu dem Enlschlusse gelangt zu sein, demnächst gegen die orlranistische Agitation einen großen Trumps anSzuspielen. Vielleicht lasten sich gegen die Monarchisten gleichzeitig iwci Schläge führen. Die Ausweisung der Prinzen von Orleans scheint eine „würdige" rrpublikanücke Vorfeier sür die Mitte diese» MonalS angekündiglr Enthüllung des Gam- bclta-Denkmal» in Cador» zu sein. E< soll eine revublikamsche Kundgebung großen Stils »n Süden Frankreichs veranstallek werden, die al- nachdrücklicher Veolest gegen den dortigen RoyalismuS zu gelten hätte. ES könnte also die vielleicht maiigclkafte republikanische Stimmung nur fördern, wenn zuvor die Polizei der Republik die Kronprätenbenien über die Grenze Frankreich- weisen würde. Die posthume Verehrung der Franzosen für Gambetta ist un All gemeinen nicht groß und zumeist nur aus den -reis deS persönlichen Anhang» de» ehemaligen Diktator- beschränkt, lauter Leute, die au» mancherlei Gründen sich verpflichtet glauben, ihre Verehrung drs „großen Todten" noch zur Schau tragen zn muffen. Uebcrhanpt bekümmern sich die Franzosen um ihre verstorbenen Größen nicht viel. Wer denkt beispielsweise noch an Tl'ierS? Auch ein Radikaler, der seiner Zeit doch eine große Rolle gespielt, Ledru-Rvllin, ist vollständig der Vergessenheit verfalle». Selbst im Pariser Sladlrakhe ist vor einigcn Tagen von einem Rotken be hauptet worden. NobcSpicrre sei im Grunde kein richtiger Republikaner, sondern rhcr ein »ertappter Monarchist gewesen, weil er die Hebert,sten guillolinirt und da durch die Pariser Commune zerstör» habe, die alle-u Frankreich hatte rekte» können. Durch Robespierrc'S schlechten Republikanisniu». schloß der rotbe Pariser Gemeinberalbs- redncr, sei Bonapartc erst möglich geworden. Sogar sür Jean Jarqnes Nouffcau lehnte der Genicinderalh ein Denk mat ab. weil er der geistige Vorläufer Nvbcspierre'S gewesen sei. Wa» soll man da viel Begeisterung sür Gambetta er warten, der, in den Augen der Radikalen, fein unleugbare» Genie vor Allein sür sein persönliches Interesse verwendete» da« er identisch mit dem Frankreichs erklärte? Das scheinen immerhin Gründe, welche die Negierung der Republik bestimmen können, den bedenklich gesunkenen Sympalhicn sür Gambetta etwas auszubeisen. Durch einen großen gegen die Orleanisten geführte» Schlag gewänne die Regierung gerade jene extremen Radikalen, die Gambetta auf L.bcn und Tod bekämpft haben: noch wichtiger sür de» Mmister-Präsidcnten wäre aber der Umstand, daß er durch ein solches Vorgehen die Radicalen der Kammer wieder versöhnen könnte, die er gelegentlich der Berathung der Interpellation über die Bersaffuiigs-Rcvision bekämpfen mußte. Clömcnccan, Floquet, Mo,et und Genossen sehen ihren zwcuethajlen Nimbus den Vclksmaffen gegenüber immer mehr schwinden, ja sogar Rochcsort ist schon mehr ein Gegenstand de« Spottes al» der radicalen Verehrung geworden. Die Socialisien und Anar chisten, au» denen die Pariser „Arbeiter-Armeen" bestehen, > wollen von keinerlei Art Bourgeois etwas wissen und ein ^ solcher ist ihnen Ietermann, der nicht rinc schmierige Blouse trägt oder mit schwieliger Faust den berüchtigten Satz: ziropriLtü c'est le vol" zu dcmonstrirrn vermag. Es ist eine reine VrrzmeiflungSpolitik der radicalen Führer, auf einen Gcwallstreich argen die Orleans zu dränge», um sich als Retter der angeblich bedrohten Republik wichtig zu macken, sür welche man in der Arbeiterclaffe noch immer einige Sympathien vrrmulhrt. Herr Ferry scheint gern be reit, den radicalen Tendenzen entgegen zu kommen: er geht da sogar so weit, daß er der äußersten Linken die Initiative u einem Anträge gegen die Prätendenten überläßt und sich ereil erklärt, den Willen der Kammer auSzus'ühren. Die Republik würde freilich durcks Gewallmatznahmen gegen die Orleanisten keine Stimmen im Lande mehr gewinnen, al- ihr bei den Neuwahlen in Aussicht stehe», aber daS scheint Herrn Ferry völlig nebensächlich. Er will einmal, kost« e». wa> «S wolle, einen großen Trumps gegen dir Prinzen und ihren wachsenden Anhang auSspiclen, weil er semeS Sieges sicher zu sein glaubt. Diese illusorische SiegeSgewißheit, in der Politik wie im Kriege, war von jeher ein nationaler Hauptsekler der Frau zvsc», der ihnen wiederholt sehr empsinvliche Niederlagen be> reitet hat. Diese scheinen an Herrn Ferry auch spurlos vorübergegangcn zu sein, denn sonst würde er sich in ein so gewagte- Vorgehen, wie das erwähnte, kaum einlaffen. Ma die Erbitterung der Monarchisten beträfe, welch« durch Ge waltmaßregeln gegen die Prinzen herauSgesordert würde, so erklären jene d»e republikainschen Organ« schon gegenwärtt« als ganz ungefährlich. Nun. die Zeit wird eS ja lehren, o» diese Anschauung der Republikaner di« richtige war. i! Leipzig, S. April 1884. * Man schreibt uns aus Berlin vom Montag: „Das Unwohlsein des Kaisers hält diesmal weit länger an al» es sonst bei den Erkältungen Seiner Majestät der Kall zu sein pflegt. Nachdem der Kaiser eine Reih« von Tagen völlig im Pett zugebrachl hat. ist es ihm seit vorgestern mög> lick, täglich von 1 Uhr ab außerhalb des Bette« zu bleiben Man hofft, daß der hohe Herr zu Ostern wieder in der Lage sein wird, das Zimmer zu verlassen. Indessen darf doch nicht verschwiegen werden, daß Seine Majestät durch die diesmalige Krankheit, zumal der Kaiser sich der strengsten Diät unterwerfen muß. sich überhaupt mehr alS vordem ge schwächt fühlt. Hoffentlich wird der Eintritt der wärmeren IadreSzeit es Seiner Majestät ermöglichen, möglichst früh zeitig die Reise nach Wiesbaden anzutreten und sich dort du völlige Wiederherstellung seiner Gesundheit zu holen." * D>« „Rationalliberale Correspondenz" schreibt zur 'Zarteilage: „In conlervativen Blättern wird von der nationalliberalen Partei immer aus» Neue ein offenes Bekenntniß" gefordert. Wa- darunter eigent lich verstanden wird, ist schwer zu sagen. E» begreift sich, daß man aus konservativer sowohl wie aus anderen Seiten «spannt daraus war. welche Wirkung di« Verschmelzung von recessio» »nd Fortschritt auf die Nationalliberalen auSüben würde. Nachdem indeß jetzt unzweiselbnst seststelü, daß die Haltung der letzteren durch den Vorgang überhaupt nickt de» nht worden ist, könnte jene Neugierde nachgerade befriedigt eln. Wir wenigstens wissen nickt, wie die nationalliberalc Partei aus die an sie gestellten Anfragen bündiger antworlrn könnte, als mit der Versickerung, daß ihr Stanvpunct völlig unverändert sei. Äber eS scheint, alS ob man von ihr eine ausdrückliche Kriegserklärung an die »deutsch-frei sinnige" Partei erwarte. DaS Berbältniß der Nationalliberalen zu der neuen liberalen Partei kan» sich nicht aus Grund eine« dehnbaren vielveutigrn theoretischen Programms, wie es die letztere erlassen, seslstellen. Alle» kommt auf die Haltung in der Praxis an: nur warten da« praktische Auftreten der Freisinnigen" fowobl im Reichstag al- bei den Wahlen ab. Das ist keine „Zweideutigkeit", wie man wohl sagen hört, Vas ist einfach unbefangene loyale Politik. Ersprießlicher al« der Gedanke einer ausdrücklichen..Anlif'ortschrttlsliga" scheint un» Vas Streben nach einer parlamentarischen Coalition zu positivem SLassrn. Auch in dieser Beziehung klagt man über den Mangel eines offenen Bekennt nisses seitens der Nationalliberalen. Fast sollte man meinen, die, welche so reden, gingen am Hellen Tage mit Laternen einher. Wenn man hört, wie die Heidelberger Er klärung der süddeutschen Nationalliberalen ast wie eine Ueberralchnng, wie eine lange vergeben- er wartete Lüftung des Schleier» commentirt wird, so erscheint wirklich selbst die sprücbwörtlich gewordene Gcdäcktnißsch.vächc unsere- heutigen Geschleckt» nicht ausreichend, »m em solches Urlheil begreiflich zu macken. Jenes Schriftstück enthält dem Sinne nach nicktS, was nicht in der Erklärung der gc- ammtcn nationallibcralrn Partei vom 29. Mai i88l und anderen ähnlichen Kundgebungen bereit» gesagt wäre. Man braucht sich also in der Thal nur an die ganze Tradition der nationalliberalen Partei zu halten, um über ihre Stellung im Klaren zu sei». In einem der Reichs-Regierung nabe- lehciiken Blatte ist jüngst die Ausgabe einer positiv wir kenden Coalition dabi» bezeicvnet worden: „Ausrrckl- kaltung der bestehenden versassiingSmäßlgen Stellung der Krone und de» Parlaments, wie ein entschiedene- Eintrrien für die R- sonn der socialen und wirklffchaf'lllchenZustande". Wir sehen nicht, wie man überhaupt daran zweifeln kann, daß der Stank- punct der nationalliberalen Partei sich in diesen allgemeinen Rahmen — Enzelbcitcn natürlich Vorbehalten — recht wohl ein- silgen läßt. Dagegen haben gewisse Vorkommnisse der letzten Jahre an der Absicht der Regierung und der Conservativen, die bestehende verfassungsmäßige Stellung deS Parlaments un versehrt aufrecht zu erualte», berechtigte Zweifel auskommen lassen. Nicht minder haben die Conservativen aus ewiffen Gebieten der Socialpolitik Arm in Arm mit dem cntrum nicht eine „Reform", sondern eine vollständige Reactivn, vier, wenn man daS lieber hört, Revolution geplant. Es scheint unS daher naturgemäß, den Spieß um- znkrhren unb zunächst von der Regierung und den Conserva tiven ein „offene» Bekenntniß" zn verlangen, ob sie di« eben erwähnten Tendenzen ausgegebcn haben." * lieber die Entwickelung der deutschen Social demokratie schreibt die »Kölnische Zeitung": Als dle Toctaldemokralen vor eiiiei» Jahre (29. Mär» bis 1. Avril) Ihre Versammlung In Kopenhagen adhietten, beschlossen sie elnsiimmig. ,.daß der Longreß weder an die ehrlichen Absichten, noch an die Fädigkeit der herrschenden Elass-n glaube, sondern der Ueberzeugung sei, daß die „>og«»aiinle" Socialrcsorm nur als laktische- Mittel benutzt werden solle, um die Arbeiter vom wahren Wege ab- zulenten". Schon früher hatten sie aut ihrem Programin an jener Stelle erstreben der Vorrede .. Partei, unser Ziel ist ein revolutionaires und wir geben un« über sein« Durchsührung aus parlnmentarilchem Wege keinen Illusionen hin." Und in Nr. 2ü ihre« Blatte» „Socialdemokrat" vom 14. Juni 1883: „Ist doch die Soeialresorm, fall« sie nicht eln elender Humbug ist. in Ziel und Wesen identisch mit der Socialrevolution, deren gesetzliche Sanctlomrung und Durchsührung sie bedeutet". Man sicht, die Socialdcmokratcn, oder wie sie sich jetzt lieber nennen, dle soclaktsttsche Aebeiterpartel, hat der ganzen jetzt bestehenden bürgerlichen Gesellschaft den Krieg erklärt, und die Gefahr ist wahrlich groß genug, um sich mit allen Mitteln, welche dl« Gesetzgebung zuläßt, dagegen zu vertheidigen. Wir haben oft genug die Gründe aukeinandergesctzt, wc-halb es thSrichi wäre, wenn der Reich«tag die von der Regierung gefordert« Verlängerung dc» SocialffteugesetzeS aus zwei Jahre verweigern wollte, und wie man uns aus Berlin schreibt, hat die Ueberzengung. daß da- Eentrum trotz alles Matheus und Schnauben» zuletzt sür das Socialfftcn ui-^eiiung imgcnvrn Lvvrnau»: idem dir Verhandlungen über den Anschluß Htnnburas «» !«die» zu einer Verständigung gesührt hatten, welch« er«»»«« es unter den vereinbarte» Modalitäten mäglich werde, du» E len . Lcyon iruycr patten fie au» lyrem Programm an fcner e, worin sie erkläre», ibr Ziel mit allen ges tzlichen Mitteln zu den, da» Mort „gesetzlichen" gestrichen, und jetzt erk.ärten sie in Vorrede znm Eongregvrolokoll: „Wir sind eine revolulionaire gesetz stimmen werde, wieder die Oberhand gewonnen. Die Führer deS EentrumS sprechen sich vertraulich sehr besorgt au» über die schlimmen Folgen, welche die Verwerfung de» Soclallstengesetze« nach sich ziehen werbe. Die Regierung würbe dann den Reichstag auslöicn, wie sie denn schon jetzt die Vorbereitung der Neuwahlen ouzeordnet hat. Wenn der neu gewählte Reichstag den Wünschen der Regierung nicht entlprechen sollte, so sei zu sülchten, daß die Regierung die Gelegenheit benutzen werde, um im Namen der öffentlichen Sicherheit »nd der persönlichen Sicherheit de« Kaisers selbst da» Vni lgesrtz zu verändern, an welchem die Ultramontaneu wegen des Einflussr- der Geistlichkeit aus die Masse der Bevölkerung mit ganzer Seele hängen. Kurz, e» »st nach allen Anzeichen wohl anzunehmen, daß die große Mehrheit deS Eentrums tm letzten Augenblick sür daS Socialistengesrtz stimmen werde. Nehme» wir also an, da» Toetakisteugesetz «erd« aus zwei Jahre verlängert, so ist dadurch eine Frist gewonnen, um dt« »ffent «che Ordnung aas der Straß« und ln den Versammlungen aufrecht zu erholten, um die Organisation der socialistisckeu Partei durch llnterdrückuns ihrer Press« «nd dle Auswellung ihrer gesährllchken Führer zu hindern, und endlich nicht am wenigsten durch di« Gesetz gebuntz zum Wahle der Arbeiter den gesunden Kern in de» For dernnge» der Sorioldemokraten zu tzesriedigen. Aber dle Regierung selbst gledt sich der Hoffnung hin, binnen zwei Jahren schon dle sana- t sirten Arbeiter für sich zu gewinnen und sie za bewegen, uicht au die Revolution, sondern aut di« Rrsorm ihre Hoffnung zu letzen Die Fortschritte der socialdemokroiie in Deutschland sind groß genug, d,e gonz« Wachsamkeit der Regierung und des Reichstage« bervorzurufen. Be, den RcichSiaqSwahlen von 1871 zählten sie tn Berlin nur 20S8 Stimmen. 1874 11 279. 1877 31.Ü22 und 1878 gar 56,147! Im Ganzen betrug dir Zahl der locitzitstiichen Stimmen bei den ReichStagSwamen im Jahr 1871: 101,927, 1874 351,670, 187? 493^47 und 1878 437,158, uad wurdru de« «Usprechend 1, 9. 12 und 9 Abgeordnete gewählt. ES bleibt nicht« Andere- übrig, al» der Gefahr muthig in- Auge zn sehen. Bes dem Commualstenaufstand in Part- von 1871, der von den deutschen Sorioldemokraten verherrlicht wird, hoben wir mit Schauder erfahren, wohin es führt, wenn die Revolution-Partei auch nur einen Augenblick die Oberhand gewinnt. Der Feind ist nnsrrer Mitte, aber wie wenig ist er noch tm Ganzen gekanntk Und doch ist eS de! jedem Kriege vor Allem wichtig, den Feind, seine Stärke, seine Hilfsmittel und seine Pläne genau zu kennen. Wir abcn »war eine ganze socialdemokiatische Literatur, aber die meisten vcrke sind zu theoretisch und zu weitschichlig sür da» große Publicum. Soeben ist aber ein Buch erschienen, welche«, aus gewissenhaften, lorgsältlgen Studien beruhend, die Entwickelung der deutlchen Socialdemokrati» tn ruhiger Vbjectivitit schlicht und einfach erzählt: Die rothe Internationale. Von Vr. Zacher, Regierung«. Assessor. (Berlin, W- Hertz.) Der Verfasser beschränkt sich nicht auf Deutschland, sondern beschäftigt sich auch mit den socialiftischea Verbindungen aller übrigen Länder, dle jetzt, seit in Frankreich die " , energisch eingeschritten, in Deutschland ihr Hauptquartier Vorbild erblicken. Ist doch der Vater der ganzen Be wegung. Karl Marx (1818—1883), ein Deutscher gewesen. Sein eommunistoches Manifest, in alle Sprachen übersetzt, ist noch heute die Grundlage de- internationalen SocialiSmuS. Schon dort heißt e«: .,D>e Eommnnlsten erkläre» es offen, daß ihre Zwecke nur erreicht werden können durch dru gewaltsame» Umsturz aller bis herigen Gesellschaftsordnung." Die Production de- Einzelne« soll aushören und durch die gemeinschastliche Production ersetzt werdrm Sein bedeutendster Nachfolger, Ferdinand Lassalle (1825—1864), koffte aus friedlicherem Weg« zum Ziele zu kommen, indem er zu nächst dal allgemeine Stimmrecht verlangte und dann Producttv- enoffenschasten unter Vethilfe de- Staate-, Bald nach seinem obe wurde in London die Internationale gestiftet, die von gesetz. lichen ir-egen nicht- wisse» will. Die beiden Richtungen konvteu sich tn Eiienach (1869) utcht vereinigen, dir- gelang erst 1875 tn Gotha, und seitdem bat die gewaltsame Richtung gesiegt. Die Einzelheiten der Entwickelung und di« bisherigen Ergebnisse de- Soeialistengesetze- on 1878 möge man tu dem Z-cher'ichen Buche »achleseu. Er selbst drängt seine Meiuuagen nicht aus. saßt sic aber dahin zusammen, daß weder der SoctaltSmuS, noch der Individualismus aus die Spitze getrieben werden dürfen, daß der Staat vermittelnd riu- schreiten und tbttlge Beihilfe leisten müsse, bl» dahin aber, wo die Frückne seiner wrtalen Veniühuugen gezeitigt sei» «erde», repressive Maßregeln nicht zn entbehren sind. * Am Ostermontag findet i« Neustadt a. d. H. ein Parteitag der nationalen und liberalen Lande«- Parteien in Süd- und Südwestdeutschland statt. Die einleitende Rede wird Herr Oberbürgermeister vr. M i ff u 4l au- Frankfurt a. M. batten. * Der mehrermäsinte Antrag Bremen«, betreffend de» Anschluß an da« deutsche Zollgebiet, hat nach der Natwiial-Zeitnna" folgenden Wortlaut: „Nachdem dir Verl da« Zollgebiet lirß, daß Zollinirresse des Reich« sicher zu stellen, ohne dem internatlonileu HnndelS- «nd Schiff>ahrt-vr> kehr, insbesondere dem traasatlautischeu, daS zu seiner Eniw-ckelung unentbehrlich« Maß freier Bewegung zu entziehen, hat der Senat der freien Hansestadt Bremen nicht gesäumt, den Anschluß Bremens an daS Zollgebiet in ernstliche Erwägung zu nchinen. Die zu dlclrm Ende a,«gestellten Srmiltelungen haben zu der Neberzeugunn geführt, daß sich ein Ausgleich der in Frage stehende» Interessen auch für Bremen werde finden lassen. Indem datier der Senat keinen Anstand nimm», seine Bereltwilligkett, den Zoll« an schluß Bremen» hcrbeizusühren, dem BundeSrnth kundzugebrn, läßt er ich von dem Vertrauen leiten, daß derBunde-rath geneigt sein werde, sür den Eintritt Bremen- in da- Zollgebiet diejenigen Erleichteruugeu zu gewähren, welche die sür ra- Gedeihen Bremens ebenso noth- weiidtge, alS sür die Intereffen de- Reiches gewiß wünschenSwerth« Ausrechterhaltung der Stellung Bremen- im Welthandel und deren ortschrcitende Entwickelung unumgänglich erheischen. Um hierüber eine Verständigung anziibahnen und den Erna» ln die Lage zu setzen, den ln der Reichsveriassnng vorgclebenen Antrag aus Aufnahme Bremen« in da» Zollgebiet stellen, auch zu diesem Anträge die vorher erforderliche Zustimmung der Bremischen Bürgerschaft erwirken zu können, dürste et sich enipsehlen, den behufs Vorbereitung de- Zoll- anschiuffc- von Lübeck seinerzeit eingcschlagencn Weg zu betreten und demgemäß dem Senat zunächst die Gelegenheit zu geben, die Be dürfnisse und Wünsche Bremen- bezüglich der Modalilälcn de» Zoll- anschluffe- in commifsarischen Erörterungen darzulegen und zu be gründen. Indem der Senat daher drn der Reich-Verfassung entsprechenden ormellen Antrag aus Einbeziehung Bremen- tn da- Zollgebiet sich vorbebält. gestattet er sich den Antrag: Der BnndeSrath wolle t» Vorbereitung de- Anschlüsse» der freien Hansestadt Bremen a» das Zollgeblet zn der oben gedachten Lerständigung und Verhandlung geeignete Einleitung treffen." * Dir französischen Umsturzpartrien haben augen scheinlich alle Hoffnung ausgeoeben, dem Ministerium Ferry unter normalen »jeilverliÄltnissen den TarauS machen zu können. E» mllffen niilhin anomale Verbältnisse geschaffen werden — und dazu soll ihnen der bevorstehende Verfassung-- rrvisionS-Feldzug die Hand bieten. Man kann sich daher un gefähr denken, wie fieberhaft von gewissen Elementen gewühlt wird, um die politischen Leidenschaften der Masse aufzuregen. In Korsika erklären es die Sendboten dc- Intransigentrnlhumt Jedem, der es hören will, daß ihnen so gut wir den Bona- partisten »die Berufung an daS Volk" am höchsten stehe, und daß alle Pirteiunterschiede zwischen ihnen und drn Bonaparlistra im vergleich zu dieser Hauptsraize ganz untergeordneter Natur seien. Und wie dort, so ist auch >» allen übrige» Provinzen der gemeinsame Haß der Extreme gegen die bestehende republika nische Regierungssorm Vas einigende Band. Das Ministerium und die ihm ergebene Majorität der Trputirtenkammer wissen daher sehr gut, WaS sie thun, wenn sie den Schwerpunkt der Revision in die Einführung des Listenscrutinium» legen. Letzterer WahlmoduS führt der Regierungs-Autorität unter allen Umständen einen Machtzuwachs zu, aus welchen zu ver- icbten die Republik, Angesichts der sie rings bedräuendrn esahren, gar nicht in der Lage ist. Mit der Waffe der Listenwahl in der Hand kann die Regierung ihrer darla- mentarischen Action diejenige Kraft und Stetigkeit verleiben, welche thr jetzt nur zu sebr mangelt und fie zu Maß nahmen nvtyigt, di« ihrem Ansehen vor dem Laad« nicht förderlich find. * Urber da« Treiben der Anarchisten kn New- V»rk wird von dort unterm 4. d. gemeldet: „Es wird sehr wenig Zweifel darüber gehegt, daß die jüngsten anarchistischen Verbrechen in Oesterreich aus di« New-?)orker Soeialisten zurückzusübren find. Es ist Grund zu der Annahme vor handen. daß die Explosion in der Polizeistation in Franifurt am Main durch die Ausgabe von 17 Dollars, die dorthin bewerkstelligt wurde. Die in Wien gesteh- jlc G zesandt worden, bewerkstelligt wurde. Di« m Vtten gefloh enen Bonds sind aus drin Rückwege, da der Versuch, dieselben hier anzubringen, mißlang. Johann Most ist angeblich der Anstifter der jüngsten «usschrritunaen. Die Zerstörung de« Andrea-Monumente« gegen End, Februar 1882 war «in, Art von versuchsweiser Ausschreitung seiten» de« einzigen Com- munisten, der zur Zeit Sprengstoffe zu fabriciren verstaub.
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