Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.09.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-09-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188409282
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18840928
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18840928
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1884
-
Monat
1884-09
- Tag 1884-09-28
-
Monat
1884-09
-
Jahr
1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.09.1884
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Erscheint täglich früh 6'/,Uhr. Leteiti«» »n- Lrpr-i1i<u JahanneSgast« S3. -Prechkun-e, der KrSactioa: Vormittag» 10—12 Uhr. Nachmittag« 5—6 Uhr. »».W LÄN ^ Hext«« der s», dt« uLchßtsolge«»« «»»»er »«Mmmte« Inserate «, «achentagrn bi« » Uhr Nachmittag«, »»G«»n- »»» -efttggeu frittz dt«Uhr. 2» de» /Malen fkr I»s..A,»«h»e: Ott» Ule««, Univerfität»straße »1, L»»t« Lisch». Katharinrnstraßr 18, P. »nr dt« '/»r Uhr. eiMMr.TUtblM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. MeH.Auflage L8 7SS. Adonnrnrntsprei» oiertelj. 4'/, Md. i»cl. Bringerlohn ö Mk.. durch die Post beeogea 6 Mt. Jede einzelne Nummer 20 Pf. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilage» (in tageblatt.Format gesalzt) «d»r Postdesördernng 39 Mk «tl Vastdrsorderuag «8 Mi. I»ser«t« Saespaltene Petitzeile LO Pf. Größer« Schrisle» laut »userrm Pret»- verzeichniß. Tabellarischer ». Ziffernsotz nach höher« Iuris. L«t»»e» »ntrr den Nrdarti««»ßrich di« Epaltzeile bO Ps. Inserat» stud stet« au die Expebttta« ,, sende». — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prueuumernmlo oder durch Post, »achnahme. ^- 272. Sormtag ven 28. September 1884. 78. Jahrgang. Amtlicher Theil. Seffenlllche Sltzmrs der Sltdlrer-rdnrleii, Mttt»»ch, a« 1. Oktober L888, «be»d« M. Uhr, t» Saale der I. Bürgerschule. Tagetordnung: I. Bericht de« Etistuna«», Finanz- und Verfassung«» a»«schussr« über Einziehung der Secretariatsstelle beim Lrmenumte und dafür Erricht»»« einer Buchhalter« stelle daselbst. h. Bericht de« Stiftung«-, Finanz« «nd Vaua»«schnsse« über Anschaffung eine« neuen Damvskestcl« für da» Gcorgenhau« und Herstellung baulicher Reparaturen dortseibst. lll. Bericht de« Stiftung«- «nd Finauza»«schusse« »der Verwandlung der Korn» und Holzdepnlale für dir Pfarrer zu Et. Jacob und St. Georg in feste Bezüge. IA Bericht de« Bau» und Finanzausschusses über: ». da« Projekt wegen Abbruch- und Neuaufbaues der Turn halle der Nicolaischule, d. feuersichere Abtrennung de« Hauptgebäude« de« neuen Theater« von den Neben» räumen. V- Bericht de« OekonomieauSschnsfe« über: ». Erlag einer von dem Unternrbmer Herrn Kullriit» bei Herstellung «ine- Theile- der Kochstraße rc. verwirkten Eonventional- strafe; b. Herstellung der Fußwege vor dem städtischen Grundstück zwischen dem pathologischen Institut und der ehemaligen Bayerischen Berbindung-bahn; o. zwei gleisige Anlegung der Pserdeeisenbahn von der II. Bürgerschule b>- an Tscharmann'- Hau«; ck. Einstel lung einer Mehr-Au-gab« und -Einnahme aus Conto 28, „Strinbruch bei GraSdorf * de- l884er Budget«. AI. Bericht de« Oekonomie- und Finanzausschüsse« Über Erbauung eine« Arbeiterhause- aus dem Rittergute Cunner-dorf. All. Bericht de« Schulau-schusf«- über: n. die Rechnung der I. und ll. Fortbitdung-fchule für Knaben pro 188l; d. die Rechnung der Fortbildungsschule für Mädchen pro 1881. Vkkauntmachllug, NeiehstoGs-oahl hrtreffewtz. . Die wegen der Wahl eine« Abgeordneten zum Deutschen Reichstage für hiesige Stadt ausgestellte Wählerliste soll während der Zeit vom 29. September bi- mit k. Oktober ». o. täglich Vormittag« von 8 bi- 1 Uhr und Nachmittag« von 3 di« 6 Uhr im Stadtbause. Obstmarkt S, l. Etage, Zimmer Nr. 87, zu Jedermann« Einsicht au-grlegt Werden. Unter Hinweis aus tz. 3 de« Reglement« zur Ausführung de« Wahlgesetze« für den Reichstag vom 28. Mai 1870 wird die« mit dem Bemerken bekannt gemacht, daß, wer die Liste für unrichtig oder unvollständig hält, die«.innerhalb acht Tagen nach dem Beginn der Auslegung, also bi« mit K. Oktober lfdn. 2». vei un« schristtich anzeigen. oder bei dem in dem angegebenen Local anwesenden Beamten zu Protokoll geben kann und die Beweismittel für seine Be hauptungen, fall« dieselben nicht aus Rotorietät beruhen, bei- brinaen muß. Leipzig, am 26. September 1884. Drr Mat- der Stadt Leipzig. vr. Georgi. N. Vtkanntmachllng. von der am 12. August tausenden Jahre« verstorbenen Frau <kharl»tte Henriette Sweaea »erlwittwete üdi-. Gepfrled, gesch. gew. vornhageu, geb. Gradenstein. ist dem Bieaerfe-ea Bltadeaiastttate ein vermächtniß von «avtt Mark und der Stadt Leipzig ein vermächtniß von demselben Betrage »»«gesetzt worden, letztere« zu Ehren ihre« Baker«, de« am 18. Januar 1867 verstorbenen Kauf mann Herrn Christian Carl Grabenstein, mit der Bestimmung, daß von den jährlichen Zinsen ein junger unbemittelter Deutscher, der sich dem Handel-stande widmet, aus der Leipziger Handelsschule wissenschaftlich au«gebildet werde. Wir haben diese Vermächtnisse angenommen und spreche» für dieselbe« hierdurch unfern aufrichtigsten und herzlichsten Dank au«. Leipzig, de» 25. September 1884. Der Rath der Stadt Betpzi vr. Georgi. Henlschel Kernspttchverbiil-nirg Mischen Leipzig und Vrrsden -ez.-hemnitz. ES wird brabsichiigt, die Stadtsernsprecheinrichtnug tu Leipzig mit den in Drk-dcn und tn Chemnitz bestehenden Einrichtungen gleicher Art durch je ein» besondere Fcrnspreckleitung unmittelbar zu verbinden. In die zwischen Leipzig und Dre«de» herzuftrllende Berbtnduna-leitung wird auch Meißra eingeschaltet werde». Durch Herstellung dieser Verbindungen wird nicht nur de» Theil- uebmern der Stadtferniprecheinrichlungen Gelegeuhett gegeben, wechselseitig unmittelbar mit einander zu spreche», sandern auch dem übrigen Publicum die Möglichkeit geboten, »o» öffentlichen Ferusvrechsteklen au« mit de, Theilnehmer» der «»deren Städte tu Verkehr zu treten. Die nähere» Bedingungen für die Vetheikiguua a» de» vor gedachten Berbindungsaulage, käuue» »o, de» Kaiserliche» Tele- gravhen-Aemtern in Leipzig und Chemnitz gegr» Entrichtung de» einfachen Briefporto« aus schriftlichen Autrag bezogen be». bet den genannten Acnitern, welche überdie« jede gewünschte nähere Au», kauft zu rrlheil.'i, und schriftliche Erklärungen de« Beitritt» entgegen zu nehmen beauftragt sind, uneutgelilich tu Empfang grnommen werden. « Leipzig, den 19. September 1884 Der »«tserlich« Vber-Pastdtrrctar. Walter. Sttttische Gkwerbeschule. Di« Studie» de« Winterhalbjahres beginne» Mittwoch, vr« I. Vetooer «. der rogescarsu» früh 8 Uhr und der Abendeurtut um 7 Ubr. Anmeldungen zur Ausnahme in die Gewerbeschule nach Maßgabe da» - 7 der Schulordnung werde» vi« 1«» 88. Vtese« Mouut« schriftlich erbeten. Zur mündlichen AuSkunftSertheilung ist der Unterzeichnete Sonn- wo. de» 28. diese« Moaat«, Vormittag« von 11—1» Uhr im Schul, »wände bereit. Leipzig, de« 15. September 1884. Der Direktor: vr. Ludwig Rieper. Velrermlmschrm-. Au« Anlaß de« am 28. September diese« Jahre« «us dem Rennplatz hier stattfindenden Rennen« wird zur Aufrecht» «rhattuug der Ordnung und zur Sicherung de« Verkehr« Folgende- bestimmt: 1) Wagen, welche zur Rennbahn gelnnge» wollen, habe« den Hta»eg über den Ftoßplatz und dl« SpießbrUcke auf der von dort direct nach der Rennbahn zuführenden neue« Straße, den Rückweg dagegen entweder auf dem älteren Scheibenweg über die MahlmannbrUcke und durch die Mahtmannstraße. ober aber durch da« Scheiben geholz und den Johannapark zu nehmen. 2) Alle ia der Richtung nach der Rennbahn fahrenden Wagen müssen in einer Reihenfolge blerben und haben die nach dem Rennplatz ssthrenven Pferdebahn- gleise thunlichst sreizulasten. 8) Aus dem Schlensttaer Wege dürfen während de« Rrnnen« Wagen nicht halten. 4) Der Weg vom Schecbengehöiz nach der Mahlmannbrstcke bleibt von Nachmittag« V,2 llbr an bi« zur Beendigung de« Rennen« für den öffentlichen Anßverkehr gesperrt. 5) Die Droschkensührcr haben da« Fahrgeld von den Fahr gästen vor dem Einsteigen zu erbeben. Zuwiderhandlungen gegen diese Anordnungen werde« mit Geldstrafe bi» zu 60 oder entsprechender Haft bestraft. Leipzig, den 24. September 1884. Der Rath «nd da« Polizetanrt der Stadt Leipzig, vr. Georgi. Bretfchneider. Vekanntmachllns. Am >8. bgj. Mittag« von 12—3 Uhr find an« einer Wohnung tm Hause Sr. Fleischcrgasse 16 die nachverzeichoeten Gegenstände eatwendet worden: 1) eine goldene Dameu-Ancre.Uhr mit schwarz emaillirter Rückseite ia deren Mitte ein goldene« Blumenbouqnei, um welche- 6 kleine Diamanten befestigt gewesen find (drei Stück kehlen), 2) eine lange goldene zweisträngtge Hal-kette mit schwarz emaillirtem Schieber, S) ein ovale« goldene« Medaillon, auf eturr Seite schwarz emailltrt (innen die Photographie eine« Herrn und einer Dame), 4) eine silberne Broch« (in Gestalt einer Edelweißblüth«) tu braunem, mit braunem Sammet auSgclegten Etui. Wer eine auf den Diebstahl Bezug hahend« Wahrnehmung gemacht haben bez. »och mgcheu sollte, wird »«bei«», sstch sosort i» unserer Ertminol-Abtheilung zu melden. Leipzig, den 27. September 1884. Da» Polizrigmt der Ttadt Leipzig Bretschneiber. vr. D. Nichtamtlicher Theil. Die Verletzung des rgyptischen Liquid«MO«s- gesetzes. Die Sendung Lord Northbrook'« nach Kairo hat bereit« Früchte getragen, die egyptische Regierung ist au« ihrer bi-herigen Zurückhaltung herauSgelreten und hat Anstalten getroffen, um die Finanzlage de« Lande« zu verbessere Bekanntlich hatte die Londoner Conserenz da« gleiche Ziel, e« wurde aber auf derselben die erforderliche Einigkeit nicht erreicht, weil die nichtenglischen Gläubiger Egypten» ibre Rechte nicht auf« geben wollten. Giadstone glaubte de-balb die Zeit gekommen, um selbstständig vorzuaehen. Lord Northbrook wurde zu dem Ende mit außerordentlichen Vollmachten nach Kairo gesandt, um der in Egypten herrschenden finanziellen Verwirrung und Noth ein Ende zw machen. Nach der Ansicht de« ehe maligen französischen Finanzcontrokeur« in Egypten, Biigniöre«, ist die finanzielle Leistungsfähigkeit Egypten« keineswegs erschöpft, sondern da« Deficit kann bei vernünftiger Ver waltung leicht gedeckt werke«, ohne zu außerordentlichen Maßregeln, wie Zinsenreductionen^rn greifen. Englanh war entgegengesetzter Meinung, die Meinung Bligniöre« aber drang in der Conserenz durch und deShalo ging sie ohne Er- gebniß au« einander. Dadurch wurde aber di« Finanzlage Egypten« nicht gebessert» denn man wirthschaftet dort ia der bishengen Weise fort, abgesehen von gewissen Erspar nisten, welche durch den Verzicht de« Khedive ans einen Theil seiner Civilliste und Reduktion der Beamtengrhälter ermög licht wurden. Diese Maßregeln verringerten zwar da« Deficit, schassten e« aber nicht au« der Welt, so daß gegenwärtig die Unterbilanz auf circa 30,000 Pfund Sterling angewachsen war, welche zur Bezahlung der nothwendigsten lausenden Ausgaben fehlten. Da kam Lord Northbrook al« Helfer in der Rotb, machte dem Kbedive seine Vorschläge, und diescr war von der finanziellen Weisheit de« englischen Chef« der Admiralität so entzückt, daß er sofort seine Zustimmung zu der Ausführung der beabsichtigten Maßregeln gab. Am l8. September erschien daraus ein Erlaß de« Finanzminifter« an die StaatSschulden- castr, durch welchen ihr der Beschluß de« Cabinet« mttgctheilt wurde, di« öffentlichen Ankäufe zu« Zweck der Liquidation der unificirten Schuld einzuftellen und dir Zolldirectoren »nd Lisenbahiwerwaltungr» aaznweisen, bi« znm 15. «nd rrsp. 25. Oktober di« Beträge, «eftß« di« für di« Einlösung de, nächsten fällige» Üonpoa« nöthig« übersteige», an den Finanzminister abznsühren. Nach den beschneien Ten, minen sollten dann die Zahlnnge» an die StaatSschickdenraffe wi der ausgenommen werden. Ein Protest der Staat«» lchuldeneaffe und de« Vertreter« Frankreich« waren di« Ant wort aus diese neue Form, sich Selb p» verschnür^ «iße, dk egyptische Regierung ließ sich dadurch nicht ir» wache», sonder, ließ den Erlaß au«süh»m nn» hat «ch dies. Weis, schon 20.000 Lftrl. in ihre Lasse gekettet. Letzt setzt« Fruui» reich alle Hebel in Bewegung, n» ein« »nrppäisch« (Koalition argen die egyptische Regierung » Vtnnde z» drin«». Baron Courcrl conserirte wiederbolt nnt de« Fstrsten vwmarck vor besten Abreise nach Frievrick>«rub. und al«bald »erbreitete sich die Kunde, daß ein Uebereinkommen zwischen Dentfchland, Oesterreich-Ungarn. Rußland und Frankreich erzielt worden sei. gegen den ungewöhnlichen Schritt der egyptische» Negie rung gemeinsam zu protestiren. Tie Vertreter der genannten Staaten überreichten Nubar Pascha identische Noten, i» welchen die Unterbrechung der Schuldentilgung al< eine Verletzung de« LiquidationSgrsetze« bezeichnet, der Erlaß de« egyptischrn Finanzminister« al« null und nichtig erklärt und den Gläu bigern Egypten« alle Recht« Vorbehalten werden. Zugleich wurde die egyptische Regierung für die Folgen verantwortlich gemacht. I« ist Ion« aninnehmen, daß dieser Protest eine Zurück nahme de« Erlöste« bawirken wird. Die eaypliscke Regierung hat di« Genehmigung deSErlaste« durch den Sultan nachgesucht und dies« ist gesckeben, also hat die egyptische Regierung formell ihre Schuldigkeit gethaa. Wenn der Erlaß ein« Verletzung de« Liquidatlvn-gesetze« enthält, so haben die europäischen Mächte sich darüber mit dem Sultan zu verständigen und durch diesen eine etwaige Zurücknahme der Maßregel anzubahnen. Man würde sich aber in Kairo wahrscheinlich sehr wenig um den Sultan kümmern, wenn Lord North- brook e« für gerathen erachtet, die egyptische Regierung zur Umkehr von de» betretenen Wege zu veranlasse». Da« kann aber Lord Northbrook nicht, ohne dadurch seine Autorität al» Obercommistar vollständig prei-zugeben. Wenn schon der erste Act seiner Machtvollkommenheit von ihm selbst al« Fehler erkannt wird, der alsbald wieder gut gemacht werden muß, dann steht e« mit der ganzeu Sendung schlecht und e« würde ihm dann nicht« Übrig blnben, at« da« ihm ertheilte Mandat in die Hände Giadstone'» zurückzugeben und sich schleunigst wieder nach England eiozuscdiffen. Die egyptische Regierung wird demgemäß vorau-sichllich gar nicht« thun, sondern die weiteren Maßnahmen der europäischen Mächte ruhig abwarten. vorläufig befindet sich Nubar Pascha in der Lage de« glücklichen Besitzer«, da« egyptische Ministerium verfügt augenblicklich über mehr Geld al« je zuvor und kann die taufenden Ausgaben bestreiten, und e< ist auch Niemand da, der ihm da« zu Unrecht erhobene Geld abnebmen könnte. Egvppten ist von engtischen Truppen besetzt und unter deren Schutz werden die Zollämter und Eisenbahnverwaltungen wie seit dem 20. September auch bi« zum 15. und resp. 25. Oktober die eingenommenen Gelder ruhig weiter an da« Fiuanzministcrum absühren. vorläufig ist also der Protest der europäischen Mächte nur ein formeller Act, dem eine unmittelbare Wirkung nicht beigemeffen werden kann. Die Protestnote macht aber die egyptische Regierung für di« Folgen verantwortlich» und diese würden zunächst in processualischen Schritten zur Wahrnehmung der Rechte der egyptüchen Staat-gläubiger bestehen. Wie die Beschlagnahme der Gelder de« Zollamte« und der Lisenbahnvenvaltnngen au«geführt werden soll in einem Lande, welche« sich lediglich in der Gewalt der Engländer befindet, die mit der eayptischen Regierung einverstanden sind, ist schwer rinzusehen. Da«, wa« die europäische» Mächte erreichen wollen, «erden sie nur von der Gewalt erwarten können. Der Weg, welcher emgeschlageu werden könnte, ist bereit« angedeutet worden. E« hat ver lautet, daß di« drei Mächte Deutschland, Oesterreich und Ruß land mit Frankreich über die Entthronung Tewfik Pascha'« und die Wiedereinsetzung ISmail Pascha'« einverstanden seien. Dazu gehört aber, daß vorher die Engländer au« Kairo ab- ziehen und den europäischen ExeennonStruPpen da» Feld räumen, und da« dürfte doch mit einige« Schwierigkeiten ver knüpft sein. Di« Lage Europa« England gegenüber ist in der Lhat eine sehr schwierige, und man wird in diesem Augenblicke lebhaft an die Zeit erinnert, zu welcher noch die Conserenz in Konstantinopel tagte. An demselben Tage, an dem der Beschluß der Conserenz ia Ausführung gebracht werden sollte, im Surzcanal eine europäische Neberwachung«- commission einzuseyen, wurde Alexandrien bombardirt. Die französisch« Flotte dampfte nach Port Said ab, und die Con- seren, vertagte ihre Sitzungen, ohne sie jemals wieder auf- zunehmen. E« folgte Tel el Kebir und die schmachvolle Periode von 1882 hi« 1884, in welcher England den Sudan ohne Gegenwehr prr>«gab, aber trotzdem läßt sich nicht ver kennen. daß die Lage «n der Hauptsache noch dieselbe ist wie im Jahre 1882. Wa-Europa damal» in Konstantinopel nicht erreichen konnte, wird ihm auch jetzt aus diplomatischem Wege unerreichbar bleiben. Etwa« Andere« wäre e«, wenn die franzö sische Flotte plötzlich vor Alexandrien erschiene, ein Expevition«- corp« an« Land setzte und auf Grund der ausgepflanzten Bajonnette die Erfüllung seiner Forderungen verlangte. Ohne eine solch« Machtentsaltong und alle Proteste wir kungslos, es fei denn, daß die englisch« Regierung sich ein- schüchtern ließe, wa« sie nach den Ersabrunaen de« Jahre« 1882 kann, thun dürfte. Wege» 32,000 Pfund Sterling, welche immerhin noch zu einem späteren Termin an die StaatSschuldencasse in Kairo gezahlt werden können, dürste e« sich kann» lohnen, mit England eine» Krieg anznfangen, abgesehen von den ganz heillose« Verwickelungen, welch« ein solche« Vorgehen nach sich riehen müßt«. Giadstone hat die egyptische Sack« so eingesädelt, daß die egyptische Regierungund die Suzeränität der Türkei über Egypten noch immer zu Recht bestebt. Gladstone hat wiederholt erklärt, daß England Egypten nicht annrrtiren wolle, und demgemäß hat auch Northbrook die Vorsicht beobachtet, der egyptische» Fluanzmaßreget nicht seinen Namen zu leihen» sondern die egyptische Regierung selbstständig handeln zu lasten. Europa hat e» also nur mit Egypten und mit der Türkei zu thun, England fühlt nur die Wirkung der nach dieser Richtung gethanen Schritte mit, aber e« wird klug genug sein, um sie nickt durch irgend eine unüberlegte Handlung zu erwidern. Alle« in Allem genommen, sind die Chancen England« und Egypten« in Vielem Falle bester al« die Europa», und es wird der ganzen Geschicklichkeit Bi-marL» bedürfen, um au» dieser schwterigrn Lag« den richtigen AuSweg zu finden. * Leiht-, 88. September 1884. * Wann »an einigen Blättern bereit« mit Bestimmtheit Vier den kaewtn der Reich«tag«bervfung berichtet wird, Ia»» es sich dabei selbstverständlich nur nm Vrr- «nlhun-e» handeln. Tbatsäcklich ist die Regierung dieser Frage noch nicht »Shergctrcten, e« besteht nur die Absicht, de» Reickhau»haltr«tat 1885 86 vor Ablauf de« Jahre« durch den ReickSta, erledigen zu lasten. Für die verwirklich»««, dieser Abficht ist »« allerdings wünschenSwertb. den Reichstag so früh wie möglich im November zu berufen. * Wir glauben nachträglich noch den Wortlaut deS Trink- fpruche« »nöffenIlicken zu sollen, den Herr von Bennigsen beim Festessen de« deutschen Eolonialverein« in Eisenach »»«brachte. Der Toast lautete: Biel» »»» Jdneu baben gewiß btetelb« Empfindung gekuckt, wie ich. al« St« sich autchickreu, al« Mitglieder de« rasch ausblgyeuden Berrüw an der denttgen Dchung «beiljunebmeu und au» öffentlich«, Blättern davon hörten, daß auch die Herren Waerma «a, Jantzru, Lharmäblru »ud Lfideritz. die zu unserer Freude dem Vereine ebenso»« angeboren, au den Bernckungen theiknebmen und sich mit ibreu reich«, Ersahrungeu dem Vereine nützlich macken wollten. Siud die« doch dieselben deutsche» Pionuter« a« der Westküste Afrika«, die den Anlaß und dir Unterlage geboten babe» für die Wendung der deutscheu Reich-Politik ans dem Gebiete der colonialru Fragen, wie sie der R»tch«I»»zli, tu s, wsck« »nd «»Ischloste«er Weis« proela- mtrt hat, getragen vou der «wachsende» Bewegung tm ganzen Volke, welche« nicht länger die Ritardet« am araßeu Werke der Coloutsatton fremder Weltaearude» sich verschlossen sehe» will. Der Reichskanzler, der, «te wir Alle wissen, tu de» entscheidende» Augenblicken unserer nrneste« Geschichte den Angelegenheiten de« «erdende», wie des fertigen Reiche« jedesmal »nr rechten Stund« die günstigste Wen- düng zu geben verstand, hat auch diese» Augenblick ersaßt; aber er hat auch sogleich in der weise» Beschränkung aus La«, wa« zu erreichen »nd festznhalte» ist, «nd durch die Ansschließuaa jeder derjenigen staatlichen Eoloaialuaternehmnugea, welche mit dem Apparate der Bureankrattr vollzogen werden müßte», seine ganze Zuversicht ans den thatkräftige» Geist de« deutsche» Volke« ausge sprochen. Freie Unternehmungen de« Volke«, welch« de« Schutze« bedürfen, werde» ihn erhalten, und mir Alle hoffen jetzt, daß die ursprüngliche Kraft, die stet« bewährte alte deutsche Kraft sich aus« Neue bewähre» wird. Wem, e» sich auch um die Arbeit von Jahr hunderten Handel» wird: die Lradittone» der Hansen, der Welser und der Fugger «erde» im deutschen Volke »och nicht verloren gegangen sei». Line groß« Aufgabe ist gestellt. Einig« Menschenaltrr werden nicht ge nügen, sie za erfülle»; den» et» ganzer Weltthetl soll noch erschlossen werden, um Europa »nd auch de« »irthschaftlichen Leben unserer Nation neue Kraft von dort zuftthrea zu können! Meine Herren! In der heutigen Zeit» tn welcher alle anderen Interessen von den materiellen übrrwogea «erden, dars man aber auch aus die ideale Seite de« Wunsche« htuwrtsrn, daß e« gelingen möge, durch de» Uutrr»ehmnag«aetst deutscher Bolk«geuoffen auf fremder Erde» hier in der Heimath neue» Bode» z» gemeinsamen nationalen Vollbringungen z, gewinnen. Der Blick de« Einzelnen »nd der Massen könnte auf diesem Wege weiter »nd freier werden, wie die Geschichte anderer Völker e« sicher erwarten läßt. Diese Bah» ermögltcht e«, va« na« Alle» so sehr erwünscht sein muß, über die Engherzigkeit der KirchthurmSpolitil. über den Fanatismus de« Fractton-wesen« hiuauszukommen I (Stürmische« Bravo.) Und vor den großen, gemeinsamen Zielen» die sich vor un« anfthn», mnß auch aller Particularismn« znrücktreten »nd verschwinde». Nur daun wird unser Volk zur lleberwtndnng zukünftiger Schwierigkeiten über ha »Pt frei und stark genug sein. Sollen nun all« diese Ausgaben, welche wir jetzt ersaßt haben, so, wie der Reichskanzler e« unter Zustimmung de» ganze» deutschen Bolle« in bestimmte» «nd feste» Zügen beschriebe» hat, glücklich gelöst werde», dann bedürfen wir zu alle» Zeiten einzelner Männer, wie wir fie heute tu unserer Mitte habe». Da war es mir von großem Interesse, diesen Männer« kn« Gesicht zn schone», und ich kann Ihnen schon sagen, daß ich mit anfrtchtiger Befriedigung er füllt worb«. Diese besannen» «nd praktische Art, wie Herr Löberitz seine Misst»» anfsaßt »nb fortzusetze» denkt, die Bescheidenheit, mit welcher er do» seinem ganze» Unternehmen spricht, dir Unbe- anaenhett, bi» er t» GR» Mühseligkeiten sich bewahrt, nnb bte risch« Uneratr, mit der er ein« Expedition nach der ander» »»«- chickt, um kein Werk zu fördern, — die« Me« sind Aenßernnge», die mir die Uederzengnna befestige«; ja, da« ist wirklich der Mann, der an« seinem Lande etwa« machen kann, für diesen rüstigen» sickeren Unternehmer ist der Schutz de« Reiche« am Platze. (Beifall.) Und wa« Herrn worrmonn anlangt, der al« Reichktagicaadidat jetzt ansgestellt ist» so kann ich al» alter Parla mentarier Ihnen Wohl sagen: e« wird et» großer Gewinn für ba« Parlament^t», wem, er grwählt wird. Wir Hab mr z» »st an« kliusmännische» Kreise» den Vorwurf gehört, e« l I ja ganz b»r- trestliche Mäan« i« Reichstag, aber deren Kenntniß von den praktischen Grnndbedtnanngen von Handel und Berkehr sei leider nur gering. Ja, wir haben oft aenna gewünscht, daß diese Kreis« au« sich selbst ihre Vertreter in» Parlament schicken möchten, aber die Bürde de« Berns« oder die »vthige» Opfer au Zeit »nd Geld standen der Erfüllung unsere« Wunsche« fast überall tm Wege. Nun ist hier ein Mann au« jeuem Kreise als Aandidat benannt, und wo« die Legitimation zum Parlamentarier betrifft» so habe ich schon manchen guten Bortrag unter schmierigen Verhält nissen erlebt, was aber Herr Worrmann heute in klarer, fesselnder Weise unter fortwährendem Htaetuspielen öffentlicher und pripatrr Intereffen und praktischer Winke un» heute geboten hat, ist etue höchst bemrrken-werth« Leistung und die beste Empfehlung für ihn al« Abgeordneten. Ganz abgesehen davon, daß auch Männer »bae solche besondere Gaben aus dem Gebiete der eolontsirrudea Tdätigkrit auftretea sollen, will ich doch hoffen, daß zu ollen Zeiten in Dentfch- land noch Minner sich finden werdru, die den Herren in unserer Mitte gleiche» und als Pionnierr de« Deutschihums und unter dem Schutze Deutschland« reich« Ernte für die Heimath bestelle» «olle». Ans di« Zukunft, meine Herren, nnd daß unsere Nation ans diesem Gebiete da« Höchste erreiche, wozu ihr kräftiger Sinn sie befähigt, uad zur Anerkennung der Verdienste unserer deutschen Pionnierr t» Afrika Lüderttz nnd Worrmann, Iaatzen »nd Ihormählen leeren St« mit mir ein volle« Glas! (Stürmische« Hochrufen.) * Die ..Time«" brachte in ihrer Nummer vom 18. d«. Monat« eine sehr eingehead« Besprechung und Beleuchtung de« KrankeuversicherungS-Gesetze«, welche sie mn folgende» Worten emleitete: El» »e»e« Gesetz, »o» großer Wichtigkeit für die Arbeiter« brdSlkrrnng Dentfchland« tritt am 1. December d. I. tn Kraft, et» Gesetz von zu weittragender Bedeutung, um nicht ein« kurze Wiedergabe seiner Ziele an dieser Stelle zu rechtfertigen. E« bezweckt, »m e« im Allgemeinen auszudrückrn, die Versicherung gegen Krankheit al« zwingend« Maßregel, nicht nur für die wirtlich arbeitend« Elaste allein, sondern auch für weitere gewerblich« Ber einigungen, al» bi«hrr der Versicherung beigetreten sind. Man mnß sich badet in« Sedächtniß zurückrusen: nicht neu ist da- Princip der Zwangrverflcherung im deutschen Reiche; e« bestand schon, wenn auch nicht aller Orte», doch in größerem oder kleinerem Maße ia Preußen and Bayern. Die A»«übung war den Lommunen über lassen; indessen wurde dabei so viel Raam zur freien Bewegung ge währt, daß es in der Praxi» nur do» dem Willen der Gemeinde abhing »ad i« Allgemeinen mehr durch Uebertretuag als Brsolqnng geehrt ward«. In Zukunft wird die Sachlage sich ander« gestalten, und die Gemeinden werden ohne Zweisel um so eifriger ihren Pflichte« »ochznkommen haben, al« eine der kräftigsten Wirkungen diese« Gelegentwnrs« sein wird: die Verminderung der Jnansprnch« «ahme öffentlicher Unterstützungen oder mit einem Warte: rin Bor- beagen der Armnth. Deshalb wird es ebenso im Interesse der Gemeindebehörde» liegen» al« für ihr Aasebrn förderlich sei», ans gehörige A»«sührnng de« Gesetze« zu achten. Welche« Echo der vorerwähnte Artikel in den interrssirtea Kreise» England« gefunden, zeigt die nachfolgende Zuschrift, welche am Tage nach jener Publikation von Herrn John Aird, Chef der Firma Aird and Son«, sowie Luco« and Aird, welche seit Jahren die größten Unternehmungen in Eisenbahn, bau. Dock» «. in« Werk setze» und in London zu den größten Arbeitgebern zählen, an den HeranSgeber der „Times" gerichtet wurde: „Der höchst interessante Artikel in der heutigen Nummer der „Time«" über da« neue preußische „Uusal-Berfichernngögesetz" »er- anloßt mich, als einen bedeutenden Arbeitgeber, um dt« nochmalige Erwägung eine« Projecte« zu bitten, da« ich jahrelang vertreten habe, nämlich: ,^inr« versicherungsgcsetze« für Krankheit, sowie für Todesfälle t» ganze» Lande." .... Ich will hoffen, daß diejenigen, welchc di« „Trade-UnionS" eontroltrrn. nicht ungünstig aus diese« Projekt blicken, den», wenn r« auch die arbeitende Masse »nabhäagiger von den Vereinen »acht» sa bringt es ondrrerseit« die Arbeiter dem Arbeitgeber näher, und ich glaube, daß »nr ans diese« Weg« der Handel und der Wohlstand de« Lande« wieder hergestellt werden können." ....
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite