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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.06.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-06-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188406236
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18840623
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18840623
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- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1884
-
Monat
1884-06
- Tag 1884-06-23
-
Monat
1884-06
-
Jahr
1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.06.1884
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3358 Fragen industrieller, wie agrarischer Natur vollständig in den Hintergrund gedrängt si-id. In der Thal existiren jetzt sllr die Masse der Bevölkerung nur Fragen der zweiten Kategorie. Pari- verlassen heißt die Domaine der reinen Politik, der „Politik an sich-, verlassen und in eine Welt versetzt werken» welche ganz andere, lebbaste und brennende Sorgen liegt, solche nämlich, dir den Stand der Industrie n»v Landwirthsckast betreffen. Nach dem Urthrll der „Nipnblique Frangaise" können Regierung und Kammer diesem Phänomen gar nicht Aufmerksamkeit genug widmen. — Möglichst kurzen Proecß mit rein politischen Theorien macken und sich angelegentlichst mit sachlichen Dingen beschäftigen ist nach dem mehrgcnannten Blatte eine Noth- wendigkeit, welche Regierung uns Kammer in Frankreich ent weder sreiwillig anerkennen oder sich werden aufzwingen lasten müssen. Bei vn» ist die Regierung ans dem Wege der wirth» schriftlichen Artion schon längst bahnbrechend vorangeaanaen; indeß die parlamentarischen Widersacher jede- nationalen Fortschritte-, die Deutsch-Freisinnler, hätten all« Ursache, da-, wa» die „Rsp. Franz;." sagt, zu beherzigen. * Drei holländische Krieg-schisfe haben Befehl erhalten, nach Atsch in abzugehen. Tie öffentliche Meinung Hollands billigt e- durchaus, daß die Negierung einen Credit von 1'/, Millionen Gulden verlangt bat. um energische Maß regeln zur Befreiung der Mannschaft de» „Nisero- ergreifen zu können. * Nach einer Meldung der „Time-" hat da« Repräsen tantenhaus in Washington eine Bill angenommen, welche die Einführung ausländischer, zur Arbeit in den Vereinigten Staaten kontraktlich verpflichteter Arbeiter (Tagelöhner) verbietet. Der Zweck dieser Bill ist. die Einführung organisirter Gruppen ungarischer, polnischer, italienischer und anderer Arbeiter zu Verbindern, durch deren Concurren; die Löhne vermindert werden. Die Bill hat keinen Bezug ans Contracte mit gewerblichen Arbeitern. Schauspielern, Säugern und Vorlesern. Reichstag. 37. Sitzung vom LI. Juni 1884. (Schluß au- voriger Nummer.) Abg. Eberty: Die Regel ist dock, daß Jeder sein Siecht vor dem ordentlichen Richter findet. Ihr Borschlag ist eine Abnormität gegenüber dem allgemeinen Recht-bewußtsein. Wenn Sie wüniche», daß auch bei diesem für die Arbeiter principiell so wichtigen Para graphen da- Recht nnd der Bortheil de- Arbeiter- gewahrt werde, so nehmen Sie unseren Antrag an. Sbg. vr. Windthorp: Auch ich bin gleich dem Borredner im Allgemeinen gegen die Stimmung, welche sich jetzt gegenüber de» Gerichten geltend macht. Da» Reich-versichernng-amt ist luriftiich betrachtet nicht die rechte Instanz für den Nccnr-: ich behalte mir de-halb für die dritte Lesung einen Abänderung-anirag zu diesem Paragraphen vor, durch welchen dem juristischen Element gegenüber dem Reich-veesichernng-amt mehr Rechnung getragen werden soll. Hierauf wird der Antrag abgelehat und die ßß. 63—68 unser- ändert «»genommen. 88 89 uud 70 bestimmen, daß die Auszahlung der zu leistenden Entschädigungen aus Beweisung de- Genostenschait-vorstonde- vor schußweise durch die Postverwaltuugrn bewirkt werdeu soll. Dir deutsch-freisinnige Partei beauiragt die Streichung dieser Paragraphen Log. Schräder: Dieser Paragraph belastet die Post mit Ge schäften. welche für sie nicht passen uud die Verwaltung schädigen. <8 wird damit außerdem ein doppelter Zuschuß a« die Arbeitgeber geschaffen, erstlich durch den Erlaß der Zinsen und dann durch die unentgeltlich geleistete Arbeit. Auch will ich nicht, daß die Arbeiter da- Gefühl bekommen, als ob die Entschädigung nicht au» den Tasche» der Arbeitgeber fließe. Abg. Richter (Hagen): Man bars doch nicht vergessen, wa» e» heißt, eine Million von Reichswegen zu Gunsten der Großindustrie »u bewillige». Wir haben im vorigen Jahre IS Millionen lieber- schuß gehabt uud werden am Ende diese» Jahre- die iS Millionen Ueberschnß nicht nnr nicht haben, sondern ein Dificit von I,WO,000 Mark. Und dun wollen Sie jetzt noch eine Million bewilligen? Minister v. BSiticher: Die Bestimmung de- ß- 69 beruht aus gesunder» praktischen Maßregeln und we-holb soll einem so bedeuten de» Unternehmen gegenüber da» Reich nicht auch in die Lasche greise»? Die Summe von einer Million wird nicht erreicht werden, außerdem ist e» keiueSweg» eine Vergünstigung der Großindustrie. Und ist e» denn nicht etwa» Gute», wenn vn» Reich Opfer bringt, die nur in Zinsenverluft bestehen, wenn dadurch die Lasten der Armeiwerwauung verringert werden, die diese Vorlage schafft? Sbg. Richter (Hagen): Da» Reich soll in seine Tasche greifen — e< hat doch aber gar nicht» drinn, wa» nicht von den Steuer zahlern genommen wird. Die Steuern werden immer größer, Sie belasten die nothwendigen Leben-mittel und dabei gehen unsere Finanzen immer mehr zurück in ganz aussälliger Weis« und e» wird schließlich mit einem finanziellen Krach e»den. Da» würde einem Jeden sofort klar werden, wenn wir in diesem Jahre eine Budget- berathung gehabt hätten. Ob der Beitrag, den da» Reich zahlen soll, in ZinSverlnst oder in Baarem besteht, ist doch ganz gleich. (Beifall links.) Die Lircussion wird geschloffen uud hierauf die 88 69 uud 70 Unverändert angenommen. Ohne Di-cussiou genehmigt das Hau» die 88- 71—86. Bei ß. 87 (Organisation de» Reich»-Bersichrruag<- amte») kündigt Abg. Eberty eineu hieraus bezügliche« Antrag für die dritte Lesung an. Da» ReichS-VersicherungSamt sei der erste Schritt zur Vernichtuug de» gesummten private» Versicherung«. Wesens. Minister » Bötticher: Der Vorredner beklagt die großen Com« petenzeu de- Reich--Bersicherung»amte«: so lange die Herren aber »icht den Versuch machen, un» Vorschläge auf Beschränkung der Kompetenzen zu machen, kann ich diese Bedenke» gegen die Lom- petrnzen nicht so schwer batten. Sbg. Schräder: Wir können und werden keine Anträge aus Lompetenzbeschränkung stellen, weil da» Reich-versichernng-amt diese weitgehenden Lompetenzen braucht. Und darin besteht eben der große Fehler der ganzen Organisation, daß sie diese weitgehenden Compeienzen nothwendig machen. Geh. Reg.-Rath Ga mp Iheilt aus die Ansrage de« Vorredner» die einzelnen Gebiete mit. ans welche die Beaufsichtigung de» ReichS- versicherung-amtc- sich zu erstrecken haben wird. Abg. Eberty wiederbolt. daß diese Vorlage den Beginn einer Verstaatlichung de« Versicherungswesens bedeutet. Minister v. Bötticher bestreitet die». E» könne kein Para graph bezeichnet werden, ans welchem sich die» nochweisen ließe. Abg. vr. Barth: Nicht ei» einzelner Paragraph, wohl aber die AuSjchließunq der Privalversicherung von dirser Vorlage, »och «ehr aber die Gründe, mir der d>ese Au-ichlleßung begründet worden, sprechen für diese Tendenz. Fürst Bi-marck tritt in den Saal, Z. 87 wird unverändert anaenommen, ebenso die U. 83—91d. Die Abgg. Leuschner (Eiöleben) u. Gen. beantragen einen 8- 91 c, wonach Unternehmer von Betrieben, welch« lande-gesetzlich bestehenden KnappschoftSverdänden ongedörea, zu Knapp- schostS-Brrus-genosienschalien verklingt werden. Abg. vr. Hirsch: Die Vorzüge der Knapplchast-eaffe» hat noch Niemand bestritten, darin besteht keine Gegnerschaft. In der Com Mission ist in beiden Lesungen au-gesprochen worden, daß der Antrag »uau-sührbar ist. Wir stehen einem unreifen Anträge gegenüber. Daß aber nicht Alle- Gold ist, wa» glänzt, da- sollte Herr Leuschner doch au- den Äußerungen, die so oft vom Eentrum gegen das Kuappsch-fi-genosienschast-wesen erhoben sind, ersehen können. Abg. Leuschner meint, die Knappich-fit-kaffen sichern den socialen Frieden. Ja Sachsen werden in den Bezirke», in denen da» Knappschaft», wesen am meisten florirt, die meiste» Socialdemokraten gewädlt. So viel Wahlftatiftik sollte doch der Antragsteller kennen, um sich dM» selbst zu lagen. — Der Antrag ist eine Zumuthung an da« Han-, da» vollständig »ninsormirt ist über die Smluten verknapp- schäften. Ich würde es für eine Gewiflenlosiakeit halten, wenn der Reich-tag eine» solchen Antrag trotz seine« Mangel« an Infor mation annehmen tollte (Oho! recht«.) Abg. Leuschner rühmt die große Zahl der Knappschaft-Vereine in Preußen — ja wohl, e- sind 83 und darunter mehr mit dreizehn Mitgliedern. (Hört, hört, link«.) Alljährlich erscheinen Brolchüren über die Resormbedürftig- keit der Knappschaft-vereine und da soll man hier diesen Vereinen ein solche» Vertrauensvotum in dluoco zu ertheilrn. Ich warne Sie daher vor der Annahme diese- Antrag«. Abg. vr. Hammacher: Der Vorredner Hot so oft und so ein gehend hier un- über Knapvichaiten unterhalten, daß ich ann-lim, er wäre genügend über die Kuappichaften iniormirt und da- Hau« auch. Uad doch ist der Hauptgrund, den er gegen den Antrag oa- sührt, gerade die ungenügende Information de» Hause«. Im Sep tember v. I. sind in Preußen bereit- die Knappschaften aiisgefordrrt worden, sich über ihre Resormbedürstigkeit zu äußern und vor nur liegt ei» Entwurf zur Reorganisation der KnappschnslScaffen. Di- Fehler, die den Knappschaft-cassen also noch anhasien, sind bald und leicht z» beseitigen. Bei den allgemein bekannlen Vorzügen des Änapplchafl-casjenwesenr bitte ich Sie um Aunohinc de- An- trage-. Abg. Leuschner (Ei-leben): Ich prolesiire gegen die Aeußerung de- Abg. vr. Hirsch, daß mein Antrag eme Ziiniuthung an da« Hau« sei. Wenn. Abg. Hirsch die KnapvschaftScassen nicht kennt, so ist da« seine Schuld, der Antrag ist genügend motivier. Abg. Schräder: Wir babca 4 Wochen in der Commission be- raihcn, der Antrag aber kommt erst jetzt an da- Haus und aus die Gefahr, den Zorn de» Abg. vr. Hammacher zu erregen» muß ich erklären, daß ich weder mich noch das Hau» für genügend iusormirt halte, einem so wenig begründeten Antrag ziizustimmen. Die Di-cussiou wird geschlossen und Antrag Leuschner gegen die Stimmen der deutsch-srelsinaigen Partei und der Bolk-partei angenommen. 8. 92 bestimmt, daß der Anspruch aus Ersatz de» Schaden» gegen diejenigen BetriebSumernehnier re. geltend gemacht werden soll, gegen welche durch prasgerichtliche» Urthcil sestgestellt ist, daß sie den Unfall vorsätzlich herbeigesührt haoen. Die dkMich.freisinnige Partei beantragt (Antrag Barth), hinter „vorsätzlich" einzuschalten: „oder durch Fahrlässigkeit mit Außerachtlassung derjenigen Ausmerksamkeit, zu der sie vermöge ihre« Amte», Berufe» oder Gewerbe« besoader- verpslichtet sind." Nachdem Abg. Eqsoldt den Antrag befürwortet hat, wird der Antrag gegen die Stimmen der Lmken und einzelner CentrumS- müglied-r abgelehnt und g. 92 angenommen, ebenso ohne Di-cussion die 85 93-96. 8 97, weicher von den Versicherungsverträgen handelt, wird in einer von den Abgg. vr. Barth u. Gen. beantragten Fassung, so dann die 83 98—106 unverändert angenommen. Damit ist die zweite Verathung der Vorlage geschlossen, womit di- Tagesordnung erledigt ist. Präsident Freih. v. Franckenstein setzt aus die Tagesordnung der nächste» Sitzung die zweite Bcratimng über da- Actienzesetz. Zur Geschäftsordnung bemerkt Abg. Richter (Hagen): Ich möchte bitten, andere Gegenstände ans die Tagesordnung der nächsten Sitzung zu setze». Damit würde natürlich da- Zustandekommen des AcliengesetzeS in dieser Session nicht möglich sein, aber e- ist doch nicht thunlich, daß daS HauS am Montag schon an dieses technisch so schwierige Gesetz sich macht, welches erst seit wenigen Tagen in unseren Händen ist. Abg. v. Denda weist daraus hin, daß in dem Seniorenconvent die Vertreter säinmtlicher Fraktionen, aii-genonimrn Abg. Richter, sich dahin on-gesprochen haben, daß da- Actienzesetz noch in dieser Session zu Stande kommen solle. Abg. vr. Windthorst verzichtet aus eine» Antrag, der au-- sichtsloS sein würde, bedauert aber, daß die Beraihnng de- Actien- gesetzeS, welches noch mehr Mitglieder als jetzt vom Reichstage fern halten wird, zwischen die zweite und dritte Berathung der Unfall- Versicherung-Vorlage geschoben wird. Nächste Sitzung: Montag 11 Uhr. T.-O.: Vorlage betr. den Bau eine- Gcsaudtfchast-Hause- iu Shangai, Actienffesetz. (Schluß S',, Ubr.) tzip)iger Lehrer-Verein. Im Hinblick auf den b. deutschen Lehrertag, welcher vom 8. bi« 4. Juni in Görlitz abgehalten worden ist, beschäftigte sich der Verein in den Sitzungen vom IS. und 29. Mai mit der Ueber- bürduagsfrage. AI» Referent sungirte Herr Lehrer Thie me Vo der RatkSfreischule. Ini Eingang« bemerkt der Redner, daß diese Frage ursprünglich au den höheren Schule» aufgelaucht sei. Für diese, insbesondere da» Gymnasium, scheine hinreichend Grund zu Klagen vorhaudea zu seiu. Auf die Volksschule übergehend, glaubt sich der Referent aus unsere sächsischen, fpeciell städtischen Schulen beschränken zu müsset Die Frage der Ueberbürdung ist früher in den Kreisen der College» al» in denen der Eltern laut geworden. Eine möglichst vielseitig» Umfrage bei Leipziger Lebrern hat ergeben, daß hierorts der veber- bürdung nicht erheblich Vorschub geleistet wird. Unsere Lehr län r ölhigen un» nicht, einen weiischichiigen, flache», mit Wörtern reimer al» mit Begriffe« auSgesiatlctcn Wissensstoff darzubieten. Wir habe» die erforderliche Mit zur Vertiefung »nd Verknüpfung, zur Wieder- holnng nnd EiHvung de- Unterrichtsstoffe«. Andernfalls würde,, wir da» Mißbehagen empfunden haben, welche- aus einer überlast«, ten Tlasse ruht, and da- sich folgerichtig auch dem Lehrer mittyeilt. Nur einige Piincte mögen Vorhände» sein, die zu Bedenken und Zweifeln Anlaß geben. So kann der religiöse Memorirstois, der nicht allein au<wendig gelernt, sondern auch dem kindlichen Ver ständnisse uud Gemülhe nahe geführt sein will, eine Last sür Lehrer und Schüler werden. So muthet vor allem da« unausgesetzte Prä- scnthalten der Sprüche und Lieder den Lindern eine zu intensive GeislcSanftrengung zu. Man kann de» naturkundlichen Unter richt mit seinem Ballast von Terminologien, wie er noch vielfach Geltung hat, anfeinden. Doch trifft im Allgemeinen unsere Lehr pläne nur dem äußern Scheine nach ein Vorwurf der Ueberbürdu-g Unsere Pläne für Geschichte und Geographie schließen nickt Stoffüberhäufung in sich ein. Leicht kann iu der Behandlung des RechenstosfeS Ueberbürdung eintreteu. ES ist Protest zu erhebe gegen da» einseitige Operireu mit abstrakten Zahlen, wie e- beson der- iu de» Elementarclassen häufig vorzukommen pflegt. Aut alle» Stufen müssen angewaudte. dem wirklichen Lebeu entnommene Aus- gaben eine reichlieh« Verwendung finden. Im deutschen Unter richt könnten dir grammatischen Stunden hier und da vereinfachter gestaltet werden. Di« Ueberbürduug-frage schließt selbstverständlich jede Last eia, die den Kindern durch die Schule ausgenöthigt wird. Zu einer solchen kau» au« physiologischen «ad psychologischen Gründen da« an haltende Stillsitzeu der Kiuder werden. ES ist Pflicht de? Lehrer», daß er, unbeschadet einer strammen Di-cipliu, die Qual d«< Stillesitzen- nach Möglichkeit mildere. — Sehr nahe liegt die Ge fahr der Ueberbürdung, wenn die Strafe de« Nachsitzeu» zu ost in Anwendung kommt. Die festgesetzte wöchentliche Schulzeit mir den hinzukommenden Hau-arbeil-stunden bezeichnet da« richtige Maß der Inanspruchnahme der geistigen Kraft de- Schüler». — Eine weitere Bürde kann dem Schüler durch eia Uebermaß von häuslichen Arbeiten ouserlegt werden ES genüg« eine leichte, kurze, piäcis gefaßte Anforderung, der da» Kind in bi- 1 Stunde entlprecheu kann, die zu Unsicherheit keine Veranlassung giebt »ad binreich:, einen Prüfstein für sreiwillig sich bekundende» Fleiß und selbstständige Bethäfigung de« Pflichtgesühl- abzugeben. Komm-n niedrere College» bei Ertheilung der Ausgaben in Betracht, so mögen sie sich schriftlich oder mündlich verständigen. — Der Natur der Cache nach bringt fernerhin unser Massen- und C>alse»»nt-r- richt nothwendig Ueberbürdung mit sich. Wa» der besser begaste Schüler an» unserem Unterricht mit allem Verständnisse onfnimmt und sür seine geistige Hebung ganz verwerthet, war der nächste wenigsten- theilweije begreift und verdaut, da« kann dem dritten und vierten bereit- große Schwierigkeiten verursachen, während e» vielea anderen zunächst unzugänglich bleibt. Jnsolqe besten wird r« in den schwächeren Köpfen immer düsterer, während auch bei de» mittelmäßig Beaalagtrn die Auffassung lückenhaft und fragmentarisch wird. DaS eine HilsSmittel hiergegen ist, immer elementarer, faß licher vorzugeben. Doch viel fieser al« bi« zum Durchschnitt der Elaste herabzusteigen, ist unbestreitbar ein Unrecht gegenüber den bester Begabten. Wichtiger ist, daß beim Versetzen der Schüler ein strengerer Maßstab angelegt werde, al« e« im Allgemeinen ge- schiebt. Unbedenklich könnte daraus hingearbeitet werdeu, daß die schwächer talentirtea Schüler durchgängig in unseren dritten Claffeu eonficmirt würdeie. Abschließend bemerkt der Referent: „Wir brauchen «in gewisse» Maß positiven Wissens und können die mit dem Erwerb desselben verdnudeiien Anstrengungen unseren Schülern nicht erspare». Diese unvermeidliche Anspannung der kindlichen Kraft nicht zu über treiben, die nothweudigr Mühe zu erleichtern, ist da- Ziel und Streben unserer pädagogisch-methodischen Kunst. Aber wir wollen auch nicht zu früh ansangen. von Ueberbürdung zu reden, uud da etwa schon mitleidig zu stehen und zu klagen, wo wohl von einer tüchtigen, gesunden, geift- und kraftstählenden Arbeit die Rede ist, nicht aber voreilig aus »in Zuviel erkannt werden Vars". An diesen äußerst anregenden, die innersten Schmangelegenheiten berührenden Vortrag schloß sich eine überau- lebhafte DiSciission, die in der Sitzung vom 29. Mai ihre Fortsetzung sand. Außerdem trat man an diesem Abende in eine Debatte über die The'en des Herrn Lehrer Bernhard au« larnonfitz ein, weiche, sür den Lekrertag in Görlitz bestimmt, ebenjall« die UeberbürdungSsrage zum Gegenstand« batten. In der Versammlung vom IS. Juni nabm der Verein einen eiagciienden Bericht der Herren Thieme (Rathösreischnle), Beeger und Frey er entgegen, woran» nur hervorgeaoben sei, daß unser Beeein-milglied Herr Lehre: Frener in Garlitz einen gehaltvollen Vortrag: Ueber die Notbwcndigkeit und rechte Art der Geniükh«- pflege neben der verstande-bildung gehalten, sowie daß Herr Lehrer Beezer dein Lehrertage al« 3. Vorsitzender präsidi-t hat. ll. Lachsen. " Leipzig. 22. Juni. Am heutigen Vormittag wurde hie dreiliunverijährige Jubelfeier der diesigen St. Ivßanniskirche durch einen Gottesdienst begangen, weiche», u. A. auch Herr Bürgermeister Instizrath Di-, Tröndfin und aiidere Raihsmitgliever, sowie einige Stadtverordnete, Super intendent I'. Pank re und eine äußerst zahlreiche, andächtige Menge beiwohnte. Das alte Gotteshaus war beflaggt und bekränzt, na»ie»llich aber in seinem Innern mit einein präch tige», vom Hoslieseranten Herr» I.C Haifisch gelieferten Pflan zen- Airangeinent geschmückt. Mit dem Gcs.rnge de» LicVeS „Allein Gott in der Höh' sei Ehr'" wurde der Gotte-dienst eingeleilet, woraus Collecte und Schristenlesung, sowie ein Lobgesang für Kinderchor (von Herrn Cantor Heppe) jolgten. Nach dem Gesänge de» HanptiicdeS dielt Herr Pastor König die Predigt aus Grund de- Texte- Psalm 77. B. 12 bi- 16. Ter Redner flocht in dieselbe in geschickter Weise interessante geschichtliche Mittheilungen über die Kirche, deren Seelsorger n. s. w. mit ein und fesselte dadurch daS Inlercsse der Ge meinte. Nach der Predigt trug ein von Lehrern gebildeter Männerckor den von Herrn Organist R. Sckaab in Musik zesetzten Psalm 84 „Wie lieblich ist deine Wohnung, o Herr" in erhebender Weise vor. Colteckc und Segen, sowie der gemeinsame Gesang des Verse-: „Mit unserer Macht ist nicbls gethan" schlöffen die Feier. Unmittelbar danach er tönten vom Thurme der Iohanniskirche die feierlichen Klänge eine- Choral». * Leipzig. 22. Juni. Die dicSjährige ordentliche Generalversammlung de» Nationalliberalen Verein» für da- Königreich Sachsen findet am Sonn tag. den 6. Juli, statt. Ueber Ort und Stunde, sowie über die Gcgenstänoe der Tagesordnung wird Nähere- noch durch die Presse bekannt gemacht werden. * Leipzig, 22. Juni. Wir wissen seit der vorigen Nacht, welche Voik-beglücker die svcialdemokratische Partei in Leipzig-Statt und Leipzig-Land al- Cantidaten zur nächsten RcichslagSwahl vorsckiägt. An vielen Orten sind Flug blätter. gedruckt in der bekannten Schweizerischen Genvfien- chastö-DriickcreiHotlingen-Znrich, heimlich nictergelegt worden, in weichen, unter Vorn,iSschickmig nichtssagender Redensarten, emptoblen wird, in, XII. Wahlkreise August Bebel und im XIII. Kreise den Ka»»»ergerichtS-Reser. a. D. L. Viereck u wählen. Letzterer scheint erst »ach dem Druck der Fiug- christ an Stelle de- ursprünglich i» Aussicht gcncmmenen Lohgerber- Dietzgen ausgestellt werden zu sein; denn sein Name bcsiiivct sich auf denjenigen seine- Parteigenossen ans- geklcbt. Man scheint übrigen« auf Seiten der Vertheiler Vieser Flugblätter nicht den Muth gehabt zu haben, sie in den öfsentiichen Localen selbst zu verbreiten, sondern man and dieselben in größerer Zahl in denjenigen Bcdllrfniß- anstalten vor, wo Macnlatur ein gesuchter Artikel ist. * Leipzig. 23. Juni. Nach dem großartige» Erfolge, welchen die Aufführung der Martha durch die Krystailpalast- eper am Freitag erzielte, hat Herr Herrmann de» Lyoncl zu feiner letzten Gastrolle gewählt und wird sich am Montag damit von dem hiesigen Publicum, da» ihn mit so großem Beifall au»;eichnete, verabschieden. — In verschiedenen Kreisen ist die Meinung verbreitet, daß daS Restaurant im Lehrer-Gesellschaft-hause ausschließlich nur den Lehrerkrcisen zugänglich sei. Diese Anschauung ist. woraus wir auch an dieser Stelle und mit Bezug aus die wirderbollen Anzeigen im „Tageblatt" Hin weisen. eine völlig irrige: vielmehr sind die RcstauraticnS- räume — bekanntlich befindet sich daö Grundstück Kramer- iraße 4 — auch sür andere Kreise geöffnet. I Leipzig, 22. Juni. Zwei Handarbeiter von auswärts batten gestern Abend in einer Tcstillaticn der süd östlichen Vorstadt durch ihr Betragen allgemeine» Acrgerniß bervorgcrusen »nd waren deshalb von dem Inhaber de- Local» aus demselben verwiesen worden. Sie leisteten aber weder dieser Aufforderung, nech der eine- lfinzugernfenen Schutzmann» Folge, so daß sie mit Gewalt entfernt werden mußten. Darüber gericthcn aber die beiden renitenten Menschen so in Wuth, daß sic sich thällick an dem Beamten vergriffe». Man war gei,billigt, Unterstützung herbeizulwlen. um die Burschen nach de», Nasch markt zu bringe», wo sie eingesteckt wurden. — Ein gleiche- LooS traf um dieselbe Zeit einen in der Seitenstraße wchnbastcn Tiscliicrgesellen, welcher trotz wiederholter Zurechtweisung von Seile» der Polizei einen argen Hauöscanva! verführte und seine Ehe frau derart mißhandelte, daß dieselbe schließlich ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen mußte. — Gestern gegen Abend wurden die Feuerwachen deshalb alarmirt, weil in einem Grundstück an der Iohanneögasse ein Schadenfeuer anögebrochen sein olltr. E» stellte sich bald heran», daß nur ein Niederschlag von Rauch stattgesunden hatte, von einem Schadenfeuer aber keine Spur vorhanden war. Borna bei Chemnitz, 21. Juni. Gestern Nachmittag stürzte der Zimmermann Sckesfler au« HcinerSdors in der Scheune de- Gutsbesitzer» Müller hier durch da» sogen. Balkenloch aus die Tenne. Der Unglückliche erlitt dadurch einen Schädelbruch mit Gehirnerschütterung und war nach wenigen Minuten eine Leiche. Sckeffler war verheiralhet und Vater von vier erweKhsencn Kindern. — Ein bedauerlicher Unfall ereignete sich vor einigen Tagen in einem Grundstück der Zwickauer Straße inCbemn) tz. Daselbst spielten 2 Kinder, Söhne de- dortigen HauSmanneS, im Alter von 7 und 4'/« Jahren, in einer Werkstelle mit ab gesägten Holzklötzchen, welche dort umberlagen. Hierbei nahm der Aeltcre dem Jüngeren ein solche- Klötzchen weg und wollte eS mit einem Beile, welche- er erlangt hatte, zerhacken. In dem Augenblick, in welchem der Aeltere im Znschlagen be griffen war, griff der Jüngere darnach, um e« wieder weg- zunebmen, und wurde nun von dem Beile aus die linke Hand getroffen, so daß vom kleinen Finger der Nagel, vom Gold finger die zwei vorderen Glieder abgeschlagen und die Spitze vom Mittelfinger fast ganz durchschnitten worden sind. Werdau. 2l. Juni. Ungeachtet der angcwendeten polizeilichen Maßregeln ist e» b>» jetzt noch nickt gelungen, den Urheber der in den letzten Wachen abermals vorgekvm- menen Zertrümmerung von Fenstern im Hause de- Herrn itriebrich Ferdinand Nolhe bier zu ermitteln. Der diesige Sladtrath sichert daher Jedem, der sichere Wahr- nebmungen macken kann, welche zur Ermittclnug de- ruch losen Thäter» führen können, eine Belohnung von 100 zu * Plauen, 21. Juni. Bebuf» Restauration der hiesigen Hauptkirche wurde in der gestrige» Sitzung de- KirckenvorstanveS beantragt, da» nötbiäe Capital von 50,000 ^tk von der Communalbank zu Leipzig zu ent nehmen, die ein Larlehn bereit« zugesagt balle. ES wurde aber vor der Hand von einer Capitalenlnahine bei der Communalbank abgesehen, weil man hofft, da» nötbige Geld ru billigerem Ziussnße hier zu bekomme». — Unser benach barte» Pausa mit seinen verzügl-ebe» Mineral- nnd Moor bädern wird in diesem Iabrc, besonder- von hier av«, reckt stark besucht. Seitdem Pausa Bahnstation geworden, ist die Communieation so erleichtert, daß auch der Tran-vort von Sckwerieldenden dorthin keine besonderen Schwierigkeiten ver ursacht. Besonders da» altbewährte „Bad Pausa", ganz nahe bei der Station gelegen und mit der letzteren durch einen eigenen Weg verbunden, erfreut sich besten Zuspruch» der Kranken und Touristen. Wiesentbal. 21. Jnni. In diesen Tagen nahm hier rin Herr, der sich brreil» im 80. Lebensjahre befindet, die Wette an. 20 Stück Eier, in 'I, Mund Butter gerührt, mitsamnit einem Kilo Bros in einer Mahlzeit zu verspeisen. ' Er brachte da» KnniMick fertig. Kurz daraus machte er sich anheischig, 7 Pfund Wellfleisch zu verzehre«, wen« für sh« bezahlt würde; allein er brachte r- nur bi» aus 6 Pfund nnd mußte deshalb zu seinen Schmerzen die Mahlzeit selbst bezahlen. Daß er die Nacht daraus zum Sterben krank war. bat sich derselbe al- Folge seiner widerlichen Unmäßigkeil selbst zuzuschreibcn. — In der am Freitag i» Bantzen unter dem Vorsitz de- Herrn Oberbürgermeister» Or. Stübel abgehaltenen Sitzung de» sächsische» Gemeindetages reserirten Bürger meister Beutler-Meerane und Sladtrath SLurig über da» NeichSgescy. die Krankenversicherung der Arbeiter betreffend. Ertterer begriißle ta- Gesetz als einen werthvollen Anfang socialer Nesormaesetzgebung, während letzterer an dem Gesetze eine Menge Mangel zu tadeln sand und mit Eifer für die freien Hiisöcasjen eintrat. Eine Abstimmung über die von beiden Neserenten ausgestellten grundverschiedenen Thesen unterblieb. vermischtes. - Berlin. 22. Juni. Am Montag den 28. Juni feiert der große Berliner Handwerkerverein sein süns- undzwanzigstc» SlistuiigSscst, bei welcher Gelegenheit Pro fessor Virckow, der namentlich in der ersten Zeit eine sehr eifrige Thätigkeit entwickelt und sich um die Organisation de- Verein» die größten Verdienste erworben hat. die Festrede ballen wird. Der Vorsitzende, NeicbStagSabgeordneter Gold- sckmidt, wird den Bericht über die Entwickelung und Tätig keit de- Vereins in den letzten 25 Jahren erstatten. Die Mitglieder sämmtlicher Bildungsvereine von Berlin haben zu dem Slistnngösest, da- in dem Verein-local Sophicnstraße 15 unter Tbeilnahme der ganzen Lehrerschaft mit großer Feier lichkeit stattsindcn wird, freien Eintritt. Die Staat»- und städtischen Behörden werde» bei dem Feste vertreten sein. Zu bemerken ist übrigen-, daß die Gründung de» Berliner Hand- werkerverein-, der für die'Verallgemeinerung guter Volks bildung in der Reich-Hauptstadt bahnbrechend gewesen ist. bereit- im Jahre 1844, also in der vormärzlichen Zeit, erfolgt ist. Aber die Reaction, die mit dem Herbst de- Jahre- 1848 über Preußen und Deutschland hereinbrach, führte zur zeitweiligen Auslösung de- Handwerkervereins, der revolutw- nairer Tendenzen beschuldigt wurde. Erst nach Eintritt der Regentschaft gelang e» den Freunden humaner Gesinnung und Gesittung, der Energie de» Präsidenten Lette, Bürger meisters Hedcmann und SchulvorstcherS Steinert. die alten Bcreinsgenoffen wieder unter der alten Fahne zu sammeln und den Verein, der sich durch seine besonnene Haltung, durch sein mnstergiltiaeS Streben zum Vorbild aller VolksbildungS- vereinc in Deutschland und darüber hinaus selbst die Achtung der Staatsbehörden erworben hat, einer neuen gedeihlichen und erfolgreichen Entwickelung entgegen zu führen. —r. Meiningen. 20. Juni. In dem nicht weit von hier gelegenen Walvdistcict „Kalte Staude", nahe der preußischen Grenze, sind jetzt eine große Anzahl Hünengräber entdeckt worden, deren Bloßlegung der Heimebergische altrrthum»- sorschende Verein in die Hand genommen hat. In einigen, welche bereit» geöffnet wurden, hat man viele Sckmuckgegen- stände aus Bronce, sowie werthvolle Urnen gesunden, darunter rin Brvncc-Armband von seltener Form und hohem Werlhe. Bei dieser Gelegenheit sei auch erwähnt, daß vr. Kranz Bcyschlag au- Halle im vorigen Jahre bei seinen geologi sche» Ausnahmen im Sandstein bei Schlecktsart eine Menge versteinerter Fische sand; dieselben sind 20 cm lang, haben Rücken-, Brust- und Bauchflossen und grtheilte Schwanz stoffe», die Schuppen sind deutlich erkennbar und mit einer schwarzen, ablösbaren Masse bedeckt. -» Gera, 20. Juni. Wie bereit» früher berichtet, soll hier für die hiesigen Katholiken ein ständige- Pfarramt errichtet werden. Gegenwärtig schweben nun, gutem Ver- nebmen nach, Verhandlungen zwischen der hiesigen kirchlichen Behörde und Nom wegen der Zuweisung der hiesigen Gemeinde zu einem BiSthum. Von hier wird die Unter stellung unlcr de» Bischof ;» Dresden gewünscht, während der römische Stuhl die Zuweisung zum BiSthum Pader born in Aussicht genommen halte. — DaS aus fast allen deutschen Bühnen »litgroßcinErsolg gegebcneDrama „Tie Schau spieler de- Kaiser-" von dem hier wolmhastc» Schriftsteller Karl Wartcnburg wird gegenwärtig mS Spanische und Italienische übertragen. In» Holländische wurde dasselbe schon übersetzt und hat auch an bollänkischcn Theatern große» Beifall ge sunden. — Die Aussichten ans die Jagd für nächsten Herbst sind nach den Berichten au» unserem Fürstenlhnin und vielen anderen Bezirken Thüringen- sehr günstige. Nimcnllick der Bestand an Hase» soll ein sehr großer sein, auch die Reb hühner sollen maffenbaste Brut liefern. — Der allgemeine deutsche Iagdsckutzvcrein hat dem großherzoglich sächsische» Oberförster F. Heerwart in Aumä eine göldrne Uhr zum Geschenk gemacht in Anerkennung seiner Verdienste um den Verein. * Zeitz. 21. Juni. Dem Schaffner Rummel au» Halle passirte gestern da» Unglück, von dem in voller Fahrt befindlichen Züge Gcra-Leipzig zwischen Köstritz und Crossen so unglücklich hcrabzmlürzen, baß ihm der Kops vom Runipse abgefahren wurde. Man vermukhct, daß derselbe vom Tritt brette abgeglitten und dadurch den Bedanernswcrthen der plötzliche Tov ereilte. Zeitz. 20. Juni. Der 12jährige Knabe Max einer in der Unterstadt wohnhaften Familie M. hat sich vorgestern Nachmittag, weil ihm verboten worden war, Kamillen suchen zu gehen, während der Abwesenheit der Mutter in der Wohn stube erhängt. Beim Nachhausekommen fand die beklagen-- werlhe Frau den Knaben bereit» entseelt vor. Lucka. 2l.Juni. Gestern früh bat man in der Schnauder den beim hiesigen Postamt angcstelltcn Briefträger Wöllncr ertränkt ausgesunden. Derselbe hintcrläßl eine Frau und zwei Kinder. Wa« den Unglücklichen dazu getrieben hat, ist bi- jetzt nicht bekannt. — Bonn, 18. Juni. Ueber die Verhaftung de- Mörder- der Frau Rechtsanwalt Carstanjen berichtet die ..Bonner Zeitung- weiter Folgendes: Die Entdeckung dcS Mörders wurde indirekt dadurch hrrbci- gesührt. daß Dablljansen den Tag vor dem Morde in König-Winter einen MilMediebstahl verübt hatte. Bei der Untersuchung, die diele» Diebstahl« wegen geführt wurde, sand der Fußgrndarm Müller a»S König-winter in der Nähe de« bestohlenen Hause- Spuren von schiefen Schuhabsötzen. Weiter- Recherchen, die Müller mit Bezug ans den Diebstahl veranlaßt«, ergaben, daß nian den Dahlhausen am Abend de« Diebstahl- mit einem leeren leinenen Sacke in der Gegend, «o die Wäsche ge- ftohlra war, gesehen hatte; ferner, daß derselbe schiesgrtretene» Schnhwerk an betreffendem Abend« getragen. Gendarm Müller nahm in Folge dessen am Freitag Morgen in der Wohnung dr» Dahlhaulen zu Vinxel eine HanSsnchung vor, fand Theile der ge stohlenen Wäsche und außerdem blutige Wäsche de» Dahlhausen. In Eibien versteckt sand sich noch eine neue Tylinderuhr vor. Dahl hausen selbst war mit einem neuen Anzuge bekleidet, hotte auch zwei Paar neue Schuhe im Besitze. Müller verhaftete de» Dahl- Hause» und führte ihn iu da- Gksüngliiß nach König-winter. Bei den verschiedenen Fragen, welch« man während der Uutersuchuug an Dahlhausen stellte, verwickelte sich derselbe häufig i» Wider- lvrüch«, welch« im Berein mit den vorgesnndenen blutigen Wäsche- stücken den Verdacht aas D. führten, daß er mit dem Raubmorde in Verbindung stehe. Mit Brzug hieraus vernommen, leugnete Dahlhausen. Er konnte ledock nicht Nachweisen, w» er am Donners tag Morgen, zur Zeit, als der Mord wahrschelulich begangen wurde, gewesen sei. Die Macht der sich häusenden Judicien über- wäliigte zuletzt den frechen und verstockten Mörder. DienStag Nachmittag legte er ein umsassendc« Gestündniß ab. Der Mörder sagte au-, er babr Frau C. am Donnerstag Marge« an der Chaussee im Walde gelehen und lei direct in der Absicht, sie za berauben, aus sie zngeeilt. Frau L. habe »or ihm die Flucht er- griffen; er lei ihr jedoch nechgceilt, habe sie ersaht uud am Halle gewürgt. Nach kurzer Gegenwehr habe er Frau C. in- Gebüsch geschleppt und hier die Werthsachrn uud da- Geld au sich ge- nommen. Mit dem letzteren lei er nach Bonn geeilt «nd habe sich dort die neuen Kleidungsstücke »c. gekauft. Von dem CyuilmuS
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