Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.02.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-02-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188402016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18840201
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18840201
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1884
-
Monat
1884-02
- Tag 1884-02-01
-
Monat
1884-02
-
Jahr
1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.02.1884
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
ÜV4 wahlhaft corporanvrv Charakter and die für etae lrbentkrästige Larch- sühruag unentbehrlichen Eigenschaften im Baraul abzusprechen. Praktische Umsicht hat der Balk«wirthlchast»raih ferner durch den Beschluß bewädrt, d:e an und für sich so wünschen-wertiir Aus- dehnung der Versicherungspflichl auf die nichthaftpflichligea Bewerb« und aas gewisse kleinere Unternehmer nicht znr «edinguua seiner Zustimmung zu mache», 'andern sich aus die nachdrückliche Verlaut barung bezüglicher Wünsch« zu beschränke». Nachdem die Staatl» regiernng wiederholt ousqesproche» hatte, baß sie die Versicherung sin,ältlicher gewerblicher Arbeiter als unverrückbare» Ziel der gefttzgebe- rischen Entwickelung aiisehe, und daß die einstweilige Beschränkung aus die haftpflichtigen G.wcröe lediglich aus Zweckmäßigkeittrücksichtea gegründet sei, lag für Männer, die keine politische» Panei-Inleressen versolgtra, eben kein Grund zum Miktionen oder »n einer M>ß- trauenlbezeugung vor; der Lolkswirthlcdasttraty beschränkte sich aus den Munich, seine weilergedeuden Vorschläge nochmaliger Erwägung unterzogen zu sehe», nachdem von den anwesenden Regierung». Vertretern daraus hingcwicseu worden war, daß eine Ausführung dieser Borsch äge aus dem Wege künftiger Specialgesetzgebaug möglich erscheine. Zu des bemerkentwerthestea Voten de« Volk-wirthschast-ralh» wird di« nach eingehenden und lebhaften Verhandlungen ausge sprochene Zustimmung zu dem Grundsatz« der Uebernahme der Ver sicherung durch die Unternehmer zu zählen sein. Diese» Volum fällt mit doppelter Lchwere in die Waagschale, weil der im Uebrigen inil tankenswerther Vollständigkeit beschickten Versammlung ein er heblicher Ttzeil der Vertreter de« Arbeiterstaadt» fern geblieben war: di« von dem ^a,'Klage ausgesprochene Weigerung, de» Mitgliedern de» Volk-»» :!tlchalt»raih«< Tagegelder und Reisekoiteneni- schädigungen zu gewähre», hatte diele Männer uni die Möglich keit gebracht, der an sie gerichteten Einladung Folg» zu leiste, uud für die Geltendmachung der besondere,» Arbeiterinterefsen lvätig zu sein. Da» erwähnte Votum ist mithin vornehmlich von Vertretern der Arbeitgedcrkreise gefaßt worden und demgemäß alö Zeuan'ß einer unbesangenen, »irgend von Interesse» bestimmte» Auffassung anzusehen. Da« erscheint um I» schätzbarer und werth- voller, al» in einem andereu Pi-nete, demjenigen der Zusammen- setzunq der Arbeiterouöschüsse, der Ardeilgeberstandpunct maßgebend sttveftn za sein schriut. E» ist nämlich vorgeschlagrn wordrn, diese AuS- ^schliffe nicht lediglich aus Arbeitern, sondern zu, Hälfte au« Arbeitgebern znsaiiiwrnz'iletzen und dadurch eiiisettigen Betonungen de« Interesse» einer Llaste von Belheiltgten vorznbengen. Auch da, wo inan diese Lllijaflntig tbeilt, wird man c» bedauern, daß bei Erörterung einer princ-piM io außerordentlich wichtigen Frage die Mitwirkung einer Anzahl von Repräsentanten der au der Lache zumeist interessirten Llass- der Bevölkerung hat entbehrt werben müssen. Die Verant wortung dafür trifft weder die Staattreglerung noch den Volks- wirthtcha>t«ralh, noch die Männer, denen ihre Verhältnisse eigene Ausweiidr ogcii für Zwecke de« öffentlichen Wohl« nicht gestatteten. Rücksichtlich de» allgemeinen Gange« der Verhandlungen muß eine» Umrande» noch deionderr Erwähnung getbau werde». Nach drücklicher al» durch alle» Uebrige ist die sachliche Bedeutung der Berathungl« de« Volk-wirthschastSrath« dadurch bescheinigt worden, daß die anwesenden Regierung«verlrcter sich wiederholt zu Mit- theilnngen und Darlegungen veranlaßt sahen, zu denen bei minder tiefgr.isenden Erörterungen di« Veranlass»»- gefehlt hätte. Bei- spieltweise sei der außerordentlich interessanten Au«eiuandersetzung über di« voraussichtlichen jährlichen Soften der Versicherung, da« Wach«thum derselben, die Erreichung de« sogenannten Beharrung«, zustande« a. s. ».gedacht, durch welch« der Geheime Regierung», rath Bödiker deu Vorschlag der Sosteuaosbringung vermiltelfl de« reinen Umtogeversahrens rechtfertigt« und in denen derselbe Redner die Bedingungen für Bildung eiue« Reservesond« bezw. eine« Decku»g«capilal« erörterte. — Bei dieser wie bei anderen Gelegen- beiten zeigte sich »,r Evidenz, daß bei Erörterung wirthschaftiicher Fragen die Beschränkung auf rein sachliche Gesichtspunkte kein Verlust, souder» «in Gewinn ist, und daß der Vorwurf der Ver- trataug etuseitiger und selbstischer Interessen bei dem Lolttwirth» schqstSrathe nicht zatrifft. E« wird di» Frage sein, ob die politisch«» Pawete» da« Lande» ihre Unabhängigkeit von solchen Interessen ln aletchem Maß» bethätigen werden, wen» die Reihe an sie kommt. De» Sach« de« UnfalwersicheruoqSgesetze« hat diese Körperschaft Dienste erwiese», deren Anerkennung der «»abhängig denkende Tdeil da» Nation sich sicher nicht entziehen wird, and dir den Wunsch »ahelege», di« Mitwirkung desselben auch für die Folge in Anspruch genommen zu sehe». * Die Torpedo-Lrmirung der sämmtlichen Schisse und Fahrzeug« der deutschen Krieg»marin« wird mit End« de« nächsten Etatjahre« zum Abschluß gelangt sein. Lusgerüstei sind 1819/80 4 Schiffe, 18SV/81 4 Schiffe, 18S1/8» 4 Schiff«. 1882/83 8 Schiffe, 1888/84 10 Schiffe, im nächsten Jahre sollen 18 Schiffe mit Torpedoarmirung versehen »erden. Wir besitzen dam» also 48 Kriegsschiffe, welche — außer den eigentlichen Torpedobooten — Fisch lorpedo« lancire» können. Die größeren Schiffe erhalten acht Torpedo», die kleineren vier. 2m Jahre 1882 glaubte die Ldmiralität mit 400 Stück Torpedo« zur Armirung der .Kriegsschiffe auskommen zu können. Da« würde, da ein Fischtvrpedo aus 10.000 zu stehen kommt, einem Betrag, vo» 4 Millionen entsprechen. Bon diesen Fischtorpedo» kchaine» erst ISO Stück neu beschafft zu sein, aus dom nächsten Etat befinden sich ISO Stück, und die Beschaffung der Kosten von wetteren 100 Torpedos ist Vorbehalten. In den Jahren von 1873/82 sind indessen bereits 5,612,000 uk zur Be schaffung von Torpedo-Krirg-malerial bewilligt, so daß ein Borrath vorhanden sein muß. groß genug, um sofort 100 Blttzboote damit au-statten zu können. » « « - * Lu« Budapest, 23. Januar, wird officiö» geschrieben „Die Resultate der Finanzpolitik de« Grasen Hzapäry sind sehr deutlich ersichtlich au» den Schlußrechnungen, welche in der vorgestrigen Sitzung des Abgeordnetenhäuser über die Periode von 1876 bi» 1882 vertheilt wurden. Die Netto- Einnahmen erhöhten sich wälirend dieser Zeit von 160.15 aus 189.42, also um 29.30 Millionen Gulden; die Au-gaben dagegen von 186.9 Millionen Gulden auf 194.3 Millionen, d. i. um 7.5 Millionen, so daß das Endresultat eine Besserung der Bilanz um 21.8 Millionen Gulden ist. Da» Interessanteste ist dabei, daß diese» Resultat trotz der riesigen Opfer erzielt wurde, durch welche Ungarn die drückende schwebende Schuld im Betrage von 153 Millionen Gulden, welche aus die Staatsgüter intobulirt war, zurückgezahlt hat, und trotz dessen, daß in den Jahren 1879—82 für die Bestreitung der OecnpationSkasien Ungar» 48.4 Millionen Gulden verausgabt hat. Auch entfSllt in dieie Periode der anßerordcntliche Zuivach« des angarischen EtaatSeisenbahnnetze», womit dessen Linien in «in systematische» Ganze ziiiiimmengeiaß» und der ungarische Derkear von den ausländischen Berkedr-instituten unabhängig gemacht wurde. Alle« die» erforderte mit einem Mal eine Erhöhung der Siaat» fchutdmzinlen im Laaie de« Jahre» 1878 von 7802 Millionen Halden ans 91.39 Millionen, d. i. um 13.27 Millionen Gulden. Seit dem Jahre 1879 erhöbt« sich aber die Staatsschuld«»!»!) bl: um 2.4 Millionen Gulden: wohingegen die Staatseinnahmen sich während dieser Zeit von !6l.33 aus 189.15, d. i. um 28.03 Millionen Gulvr». also im Vergleich zur Schulbenlasterhöhung während der leiden Hirt zwöllsach erhöhte». Roden der Tt«al»schuldenlaft verdient auch die Erhöhung der Auleaten de-onder» hervorgcooben zu werden. In beiaqteu fün Jadeen ercödien sich in Millionen Gulden: Die Pcnsionsersorder- 5>sse um 8^3. die autonome» Ausgaben Kroatien» nm 0.74, Inncre- weoen Einsüdrang der Gendarmerie um 1.28, Lalaflerardeiten um i.Stz, Waiierstroßen 0.24, UnterruNtSwesen um 0.9, Iustizweien um 0.6, LankeSoerthcidiqnng um 0.38, D>o«enörer Stahlsadrik 0.82 8» find die« zum großen Thell vorübergehende Auslagen und solche, die für Verbesserung der Administration, sür Tulturinteressen und «heil» dlreete, theil» indirecte productive Anlagen gemacht wurden. Bon den 29 Millionen Gulden Lmnadmcvlu» dagegen entfalle« 12.3 Millionen Gulden ans iolchc Gnnalunezweißc. welche mit keiner höheren Besteuerung verbunden waren, 17 Mtu. Gulden dagegen entfallen theil» auf neue, «heil» au? eri-ödte Besteuerung. Im Vergleich znr SlaatSscholdenlast- EihShung resultier eine Medreii»ahm»»on 13.27 Mill Gulden. Nachdem aber die Finanzpolitik der Regiernng dahln gerichtet ist, daß da» wenig erträglich« GtaatSoermöge« »eröutzert wurde, und anstatt dessen solche» Vermögen in den Siseiwatznen und anderweitigen Staatö- iintrrnehmen in den Besitz de« Staate» überaeht, welcher von Iadr zu Jehr einträglicher wir», besteht der Fortschritt nicht nur in der Heradminserung de« Deficite« vo, «4 oas 4.8 Milk onen Gulden, sondern auch tn »er sertwähreod steigenden Rontadilitäl de» Staat», vermögen«. Und da da» Deficit i« Voranschlag sür diese« Jahr schon beseitigt ist, wird Ungoru küoftighia aus leise »tuen Steuer« «Höhungen angewiesen sein." * Der Erzbischof von Serajew» ist in Rom ein- getroffen und im OolloEini» SmMtmIeum abgeftieoen. Er kam. um dem Papste über die allgemeine Loge der katholischen Kirche in Bosnien Bericht zu erstatten. Der Erzbischof soll mit derselben sehr unzusrieven sein and der österreichischen Regierung vor Allem den Borwurf machen, daß sie Griechen «ud Türke« mit Wohlthate« überhäufe, di« Katholiken aber kaum beachte. Auch die Frage der confesstonSlosen Schulen in Serajewo soll im Benchle an den Papst angeregl und bcr Umstand hervorgehoben sein, daß dir Regierung sür dieselben ast ausschließlich türkische und griechische Lebrer bestelle. Die Negierung bewillige auch zu wenig Geld sür den Aircken- bau. und der Papst soll mit dem PrtcrSpsennig wenn möglich Nachhilfen. * Bekanntlich hat in der Mitte de» Januar eine Reron- lruetion he« bulgarischen Ministerium« stattgesunden. Sa» bis dahin bestandene CoalitionS-Ministerium üoerreichte dem Fürsten rin DemissionSgrsuch folgenden Wortlaute-' .Hobelt l Nach der Schließung der dritte» ordentlichen Svbranje und der gegenseitigen Erfüllung ver Anfang« September vorigen Jahre« übernommenen Verpflichtungen, weiche die Bildung eine« CoaiitionS-MinisteriumS erheischten, erscheint die Mission diese- letzteren al« beendigt, dc«halb bietet dasselbe Eurer Hoheit ergebenst seine Entlastung an." Aus diese« Gesucb erldcille der Fürst nacbstchende Antwort: .Indem ich die Demission de« Eabmet« annehme, danke ich demselben herzlich im Namen de» Volke« sür die treue Er- üllung der ihm anvertraoten Ausgabe und für die dem Vaterland« und dem Throne geleisteten Dienste, die ich nie ver- gesteu werde." Dann wurde der Minister-Präsident Zankow neuerbing« mit der Bildung de« Cabinet« betraut, da« mit Ausnahme der Herren Stoilow und Natschewitsch au« den rüderen Ministern zusammengesetzt wurde. Der neue Justiz- minister Pomianvw war «ne Zeit lang Redarleur der Swiellina", welche« Journal in den letzten Jahren dom General Sobolew unterdrückt wurde, sowie auch gegen Pomianvw damal« wegen seiner heftigen Angriffe aus die Generale Sobolew und KautbarS die gerichtliche Anklage erhoben worden war. Sarafew, der zum Kinarnminister ernannt wurde, bekleidete bisher die Stelle de« Direktor« de« statistischen Bureau« im Ministerium de« Unterricht«. Nacb den letzten Mirnster-Beränkerungen er« cbeint die liberale Partei nuninehr definitiv in zwei Lager gespalten: die gemäßigten Liberalen unter Führung Zankow'« und die Intransigenten mit den auS Ost-Rumelien «inge- wanoerten Er-Ministern Karawelow und Slaweikow an der Spitze. Durch diese Spaltung wird die liberale Partei ohne Zweifel rine Schwächung erleiden und die conservative eine tärkung erfahren. Letztere ist entschlossen, daS Cabinet Zankow in seinem Kampfe gegen die Intransigenten zu unterstützen. Herr Jonin dagegen wendet seine moralische und materielle Unterstützung den Intransigenten zu und hat sich auch eifrig, aber ohne Erfolg bemüht, den Fürsten Alexander zur Ausnahme Karawelow'» in da« Cabinet zu bestimmen. Aus dem Programme der Intransigenten steht die Aushebung aller von der letzten Svbranje gefaßten Be schlüsse. namentlich de« Beschlusses wegen AuSbaue« der Eisenbahn, die da« serbische mit dem türkischen Netze ver binden soll. * Wie man der „Po!. Corr." au« Belgrad meldet, hätten die Radicalen bei den Urwahlen eine vollständige Nieder lage erltklen. Selbst in Bezirken, in denen diese Partei früher unumschränkt geherrscht hatte, wie in dem Uzizer, Banjer. Morawer, Niscder Kreise, soll dieselbe zu sehr unbe deutenden Minoritäten zusammengrschrumpst sein. Die au« den Nrwablen hervorgeganqenen Wahlmänner gliedern sich der Parteifarbe nach in Fortschrittliche und Liberale. Ein nicht unbeträchtlicher Theil der Wahlmänner bat aber keine au-gesprochene Parteisarbe and dürste seine Stimmen bei den am 6. Februar vorzunehmcnden Wahlen neuen Männern geben. Laut einem Hirlenschrciben de« Metropoliten Theodossije sind elf Popen wegen Tbcilnahme an dem Ausstande im Timockgebicle vom außerordentlichen Gerichte abgeurtheilt wosden. Der serbische Kirchensürst ermahnt die Geistlichen, sich nur den Lehren de« Evangelium« zn widme« und die Grenzen, welche ihnen durch ihren ernstest» Berus gezogen werten, nicht zu überschreiten. * Zum Kirchenstreite in Konstantinopel wird ge meldet, daß der russische Botschafter von Nelidow s> al« Vermittler zwischen dem Pbanar »»d der Pforte an- gebotcn habe. Tio« wurde allerdings seit einiger Zeit er wartet. Wie verlautet, halte Herr v. Nelidow dein Groß vezier die Bedingung gestellt, daß die Pforte den Acrman, betreffend die Ernennung der bulgarischen Bischöfe, in den verschiedenen Provinzen zur Ausführung bringe. Der russische Botschafter dal zugleich auch einen direkten Schritt im Pbanar gethan, beziehungsweise den Botschasl-rath Onou al« Vermittler entsendet. Ter Letztgenannte berief zwei Mitglieder der Synode und ebensoviel Larcnrälke zusammen und setzte denselben auScinander. daß die einzige Macht, an welche die heilige Synode und der Laienratb sich wenden sollten, die große orthodoxe Macht Rußland ist. welche« bereit sei, akle« Mögliche zum Schutze der Glaubensgenossen zu thun. Ruß, land könnte jedoch nur osficiö« inlerveniren, wenn e« vorher von den genannten beide» Körperschaften ossiciell zu einem solchen Schritte ermächtigt werde. Die Anwesenden verhielten sich jedoch diesen AiiSsührungen de« Herrn Onou gegenüber ablehnend und wiesen die Vermittlung Rußland« zurück. * Die großartigen Kundgebungen de« italienischen Volke» am Grabe Victor Emanuel'«, die wir gleich von Anfang an al» eine imposante Bclbätigung de« die Nation beseelenden monarchisch-dynastischen Geiste« bezeichnten, sind gleichermaßen von allen nrtbeilssäbigen Politikern Europa« charakterisier worden, und nun hat auch König Humbcrl selbst, gewiß der berufenste Ausleger der Empfindungen seiner Unterlbanrn, e« in einem öffentlichen Dankerlaß an sein Volk ausgesprochen, daß die jüngsten Wallfahrten zum Grabe Victor Eiiianuel'- bewiesen hätten, wie stark die Eintracht Italien» und wie groß da« Vertraue» zu den nationalen Ein richtungen sei. Der Grundgedanke de« königlichen Erlasse», wie er vom Telegraphen in Kürze gebracht ist, alhmet den Geist ruhiger Zuversicht, welche au« dem Bewußtsein entspringt, daß die Beziehungen zwischen dem Herrscherhaus« und dem Lande aus einer durch pietätvolle Ncberlieserungen qebeiligten Grundlage ruhen und somit einer Sphäre angehvrcn, die dem Streite der politischen und parlamentarischen Parteien dauernd entrückt bleibt. Diese Kundgebung de« italienischen Monarchen wird überall dort ein sympathische» Echo wecken, wo man in einem nach innen beseitigten, nach außen sried- licken italienischen Staalöwesen eine Garantie de« Bestände« der gegenwärtigen internationalen Ordnung erblickt, wo man überhaupt jedweder Klärung der Lage Vorschub leistet, ,m Gegensatz zu gewissen Tendenzen de« französischen Nadica liSmuS. dem die freundschaftlichen Beziehungen de« monar- chisch-conservaliven Italien zu den mitteleuropäischen Kaiser reichen «in Dorn im Auge sind und der darum, in der Gegenwart wie in der Vergangenheit. nicht« unversucht läßt, wa« dazu beilragen könnte, den Leitern der italienischen Politik ihre Ausgabe zu erschweren. * Die .Time«' erörtert die wahrscheinlichen Ereignisse der kommenden englischen Parlament«-Session und siebt den Befürchtungen Ausdruck, daß abermals ein bedeutender Theil der werlbvollen Zeit ver Adreßdebatte zum Opfer satten werde. E« sei ollerding« gut, wenn allgemeine Fragen der Politik gleich zu Anfang rer Session ausgevroschen werden, wozu die Adreßdebatte Gelegenheit biete; allein dieser Gebrauch haste sich in den letzten Jahren zu einem Mißbrauch berau-gebilstet. ans welchem Gebiet namentlich Mr. Parnrll und sein Anhang traurige Au»- zeichnung erlangt haben. „Es wäre vergeben«, vorau-sagen zu wollen", fährt die „Times" fort, „welche Form die irische Opposition annebmen wird — Wir haben jedoch Ursache, anzunehmen, daß die Mitglieder der Rationah liga im Parlamente zuerst ein Amendement «nbringen werden, da« die Bcrurtsteilang der MeetingSverbote enthalten wird; kann werden, wie gewöhnlich. b',e zur Heilung der irische» Schmerzen erforderlichen Gesetze der Krone in Erinnerung gebracht werden. Dir Selbstverwaltung, dre Ausdehnung der Landacte, die Zuweisung von Staatsmitteln zur Ausführung öffentlicher Arbeiten i» Irland re.. und wenn diele Gesetze in der Thronrede nicht erwähnt sind, wa» Niemand erwarten kann, wird daS HanS zum Schluß ersucht werben, der Ne gierung ein TadrtSvotnai zu erlheiteu. Diese Taktil wurde früher versucht, und wir müssen darauf gefaßt sei», sie wieder geübt ru sehen, wenn du« der Nationalliga in ihrem Inter esse gelegen scheint." preußischer Landtag. ll. Berlin, 30. Januar. Im Abarordnetenhause wurde heute der Eulturkamps sortgeietzt, indessen soll er erst morgen deu Höhepunct erreichen, da morgen die Äai« der ViSthümer »ar Beratyung stehen. Heute ha,Gelte e» sich um den GenanSdos tür kirchliche Angelegenheiten. Diese Schövsung der Culturkamosära ist allerdings den Ulirainoataiien und auch einem großen Tbeil von Conservative» stet« sehr verhaßt gewesen, und e» kann nicht Wunder »ehnien. vaß in diesem Jahre wie in allen srüyeren die Ablehnung der Position gesorderi wurde. Den Klagen der LentrumSmänner, der Herren »on Schorlemer-Asst, Bachem und Wiadihorst, gegen- über beries sich der Herr llultuSnim stcr einfach aut da» Gesetz, welche» dielen Gerichlöhos eingejührt habe, weswegen die Bewilligung, so lange da» Gesetz bestehe, auch erfolgen müsse. E» kam mdeß doch junr „Hammelsprung". Der Gerichtshof wurde mit l47 gegen 100 Dtimmcn bewilligt. Der zweite Tdeil der heutigen Sitzung mrde durch einen evangelischen Eulturkamps auSgesüllr. Von der nken Seite wurde darüber Beschwerde geführt, daß die Eon- istorie« bei der Auslegung der Kirchcu-, Gemeinde und Synodal, ordnung in einer Weise verlahre», welche dem Laien die Luft, an der Verwaltung der Kircdengrmeind« milzuarbeüen, völlig verleide. L» wurden in der Thar besonder» von dem Berliner Eonsistorinm ganz eclatante Fälle dieser Art ongcsührt. An der Sv'tze de« Berliner Tonsifiorium« steht bekanntlich Herr Hegel, der Sohn de» großen Philosophen, welcher »bcr keinesw-z» in die Fußstapsen seines Vater» getreten ist. Von der rechten Seite wußte man aus die schweren Borwürse nicht» weiter zu erwidern, al» daß man bestritt, daß die'e Angelegenheit überhaupt nu Äb- geordnetenbaose zur Sprache gebracht werden dürft. Sie betreffe — so siihrren wenigstens die Herren von Wevell-Piesdors und von Bitter au» — rein innere kirchliche Angelegenheiten. Der Minister vo» Goßler berief sich daraus, daß die Rechie. welche der Staat der evangelischen Landeskirche gegenüber besitze, gesetzlich seit gelegt seien; keine» dieser Gesetze ermögliche aber ein Eingreisea de» Minister» in den zum Bortrag gebrachten Ipeciellen Fällen. Dieie Debatte verlies im Ganzen resultailo», doch, wie man hört, wird von Seiten der ForiichkitlSvartei in Berbnidung mit den Seceisio- uisten die Angelegenheit im Laufe der Session nochmals in irgend einer Form, sei e» al» Interpellation, sei e» al» Antrag, zur Sprache gebracht werden. Tie Woche sängt gut an, könnte man mit jenem Delinquenten sagen, wenn man die Beralhung über die Stenergesetze in d r Com mission einer Bctrachiung unterzieht. An gutem Willen skl.lt es nübt, aber wa» Hilst aller gute Wille, wenn eben ein Gegcnüand in Angriff genommen wird von einer Richtung her. wo er über haupt unaiigreübar ist und am wenigsten den Angriff verdient bat, und wenn außerdem der Haß gegen die Börse und da» Groß kapital dazu verfährt, mit möglichst wenig Sachk-nntniß zu Werke zu gehe». Man konnte allerdings schon nach der Generaldiscuision über die Slcuergesetze kaum in Zweifel darüber sein, daß sehr wenig Aussicht vorhanden ist, ciwas Brauchbares aus de» Vorlagen zu gestalten und eine Ahnung davon war wohl auch der „Nord deutschen Allgemeinen Zeitung" ausgegangen. Aber es ist doch ziemlich überflüssig, die Sache so kinzustelle», als ob die beiden Vorlagen daran scheitern müßten, daß Las Parlament sich einen zu großen Einfluß anmaßie. Constiiurionellc Schwierigkeiten komnicn hier aar nicht in Betracht, es bandelt sich einfach um die praktisch« Durchführbarkeit. §. 2 deS Enikommenstenergesetze» ist gestern Abend mit großer Majorität in der Commission abgelehnt worden; obgleich acht Coniervitive in der Commiislon anwesend waren, stimmten doch sogar von dieser der Regierung io ergebenen Partei nur vier sür die Ausrechtcrhaltunq des Paragraphen. Bon verichiedeneu Seilen war in der vorigen Sitzung veriuch: worden, durch Amendement» den Paragraphen irgendwie lebens'äbig zn machen, doch keiner dieser Vorschläge vermochte sich die Anerkennung der Mehrheit z» erringen, kas Eentrum, welches mit de» Liberalen sür die völlige Berwcrjung de» Paragraphen enitrat, batte eine Resolution vvrgcschlagen, in welcher eitze Reform der Gewerbegesetzgebung empfohlen wurde in der Richtung, daß die größeren Gewerbe mehr al- bi» jetzt, die kleineren weniger als bi» jetzt zur Steuer derangezoqen werden sollten. Aber bevor cS noch zur Abstimmung kam, wurde die Reso lution bereits zurückgezogen. Mil d:m Z. 2 sällt natürlich auch der Z. 14 der Boclage, welcher weiter ausjübrt, wo» al» Einkommen der Actiengeselllchasien angesehen werden soll, fort. A»S der iach tundsiien Erörterung in der Commission hatten eben fast alle Mit gliever die Ueberzenaung gewonnen, daß, wenn 8 2 angenommen worben wäre, das Einkommen mancher Personen nicht bloS doppelt, sondern in vielen Fällen vierfach besteuert worden wäre. Zu einem so ungeheuerlichen-gesetzlichen Verfahren könnte sich die Commission unmöglich verstehen. Die übrigen Paragraphen de» Einkommen- steucrgesctze» werden noch zu manchem harten Kamps Veranlassung bitten, zunächst darf man gespannt daraus sein, wie sich die Com- Mission zu dem Erlaß der dritten und vierten Steuerstufe und zu der von den L.beraten ausgestellten Forderung der Quolisirung ver- halten werde. Demnächst erst kommt da» Tapüalrenlensteuergefttz in Betracht. * Die Bewohner der hannoverschen Marschen führen seit Jahren Beschwerde, daß sie zur Grundsteuer falsch einqeschätzt seien. Den dortigen Ländereien, welche vielfach unter der Fluihhöhe de» Meere» liegen und gegen diese» durch Deiche geschützt sind, fließen au» den Mooren de» Hiuterlandc» ständig große Wasftrmengen zu. Die Abführung derselben erfolgt durch ein System breiter und iieftr Wassergräben, von denen sämmtliche Grundstücke durchzöge» sind, zur Zeit der Ebbe in das Meer und zwar mittelst in die Teiche gelegter Schleußt», welche gegen die Fluth sich wieder schließen. Die Gräben nehmen einen großen Theil de» Areal» stellenweise bis zu einem Fünftel der einzelnen Parcellen ein. Don den Besitzern wird nun behauptet, daß bei der Einschätzung znr Grundsteuer die Gräben theilweise gar nicht, theilmcise nur bezüg lich der dadurch bedingten Erschwerung der Bestellung, nicht aber hinsichtlich der verminderten Flächt berücksichtigt worden seien. Die an da» Abgeordneten!'»»« dieftrbalb gerichteten Petitionen kamen in der gestrigen Sitzung der Agrarcommisi'ion zur Beralhung. Mit Lebhaftigkeit betonte der Vertreter des Ministerium» daß nach den Acten die Gräben bei der Einschätzung in Betracht gekommen seien. E» stand die» aber in Wiüerjprilch mit de» schriftlich erlhciltcn Versicherungen vo» vielen al» Eins^Stzcr zur Grundsteuer dort thälig gewesenen Sachverständige», und ei» zu Len Berotbungen zugezvgcner Abgeordneter, welcher ebenfalls bei der Veranlagung tkätig gewesen war. versickerte ausdrücklich, daß man die Gräben »on der Gejammlfläche nicht in Abzug gebracht habe. Tie Commission hielt denn auw die Richtigkeit dieser Angabe für erwiesen uird beschloß aus Antrag ihre» Vorsitzenden, Abgeordneten Knebel, die Petitionen der königlichen Staatsregierung zur Berück sichligung zu überweisen. * Die Jagdordnung«commission de- Abgeordneten hauses nahm in ihrer gestrigen Sitzung zu 8 5 einen Antrag dabin an, daß olle getrennten einzelnen Theile eine» Genieinde- be»irk», sofern nur jeder Theil mindesten» 72 Hektar nmsaßt, einzelne ft'.vslständige Jagdbezirke bilden sollen. Hiernach kann ein Gcmcinde- dezirk, loenn seine Flur räumlich nicht zusammenhängt, mehrere Jagdbezirke umiaffe». Zu 8- 7 wurde ein Zusatz angenomm-n, wonach auch noch Parkanlagen und die zum öffentlichen Gebrauch bestimmte«» Plätze von dem gemeinschaftlichen Jagdbezirke auS- gcjchlosftn werden können. Zu 8- 11 wurde beschlossen, daß un zulängliche Flächen in Preußen sich auch einem Jagdbezirke eine» Bundtsstaale» anichließen können: auch sollen die Jnleceff.nien der im Z. 11 gedachten an sich unzulänglichen Fläch-u das Recht haben, die Jagd ruhen zu lasten. Die anderen Paragraphen wurden ua- »erändett nach der Vorlage angenommen. mit Unruhe zu einer Zeit, di« der Sammlung und Stille 'ollte gewidmet sein. Darum hat die Gemeinnützige Gesellschaft be- chloffe». einen „Sparverein sür Consirmanten-AuS- eucr", wie solche in Dresden nnd Hannover bereit- mit Erfolg bestehen, ins Leben zu rufen. Der von ihr zu dieseni Zwecke berufene Ausschu'z hat die vorbereitenden Arbeiten nnii soweit gefördert, daß die Gründung de« Verein» dem nächst erfolgen kann. Der Verein will Veranlassung und die Möglichkeit ge währen. für die Coiistrmativn, bezw. Scbule»tte>siiing Gelder ausznsparcn. Dazu wird er an verschiedenen über die Stadl verlheitten Cassenstellen wöchentlich die regelmäßigen, sowie gelegentlich auch ansterordentliche Einzahlungen annchmen. anlcgen und die jährlichen Zinsen den Sparenden nach Verhältnis gut schreiben, bi« vor der Confirmation die ganz« ersparte Summe znr Auszahlung gelangt. Da besonder« die Aermercn für allerlei kleine Dienstleistungen manche Einnahmen Kaden, so würde mancher Groschen, der sich sonst verzettelte, sür diese wichtige Zeit ausgehobc» werden und einen schönen Beitrag zur Aussteuer bilden Nickt minder wichtig ist der dadurch zu qemmnende sittlich: Einstich: die Naschhaftigkeit würde beschränkt, die Sparsam keit geweckt und geübt werden können. Aber auch andere» Wünschen würde gedient werden. De- onder« könnten Palhen, deren Amt mit der Confirmation :inen gewissen Abschluß findet, hier ihre» Taben eine ent- prcchendc Verwendung sichern. Sodann wäre auch anderen Rrsonen oder ganzen Gesellschaften. Stammtischen u. s. f. l Actegenbeit geboten, bestimmten oder erst noch zu bestimmen den Kindern eine heilsam anregende Woblthat zu erweisen. So möchte sich der Sparverein sür Confirmanken-Au-steuer al« ein wirksame« Glied der Reihe wchtthätiger Beran- ialtungen unserer Stadt an einer jährlich immer wieder tief empfnndencn Lücke eiusügen. Freilich wird er erst nach Verlaus einiger Jahre zu umfassenderer Bedeutung gelangen. Aber die günstigen Erfahrungen anderwärt- müssen zu reudigem Porgetien ermuntern. Der DrrSvner Verein ver- tbeille z. B. im Jahre 1882 nach sechsjährigem Bestehen an 213 Eonfirmanken eine Summe von 93lt d. h. vurch- chnjtttich 38 sür jede- Kind. Die Capitalicn jene- BerwaltungsjahrcS im Betrage von 50,109 u« 43 hatten 2000 -ckl lO Zinsen ergeben. In der heutigen Nummer unseres Blatte« ergeht nun die Aufforderung, deu Sparverein sür Confirmanden-AuSsteuer mit gründen zu helfen. Es »st zu wünschen, daß dieser Ausruf willige Herzen finde und bereite Helfer Denen, die bisher am Werke gestanden, zusühre. Legründung eines Sparvereins snr Lonsir- mauden-Aussteuer in Leipzig. Angesicht« der Osierzeil erbebt sich im Sebovße zahlreicher Familien die Sorge, wir die Ausstattung sür ihre die Schule verlassenden Kinder zur Consirmation beschafft werden soll. Ost genug aber tritt diese Sorge au» der Stille des HauseS in die Oeffentticbkeit hinaus theil» bei Einzelnen, theil» bei Vereinen um gütige Unterstützung beweglich bittend. Trotz einer ziemlich anSgiebigen Beisteuer seiten» einiger Vereini gungen, sowie seilen« der Armenanstalt. die sich nach genauer Erkundigung jährlich aus ungefähr 5000 .<2 beläuft, und trotz vielsachcr ganz in der Stille unbemerkt wirkender Hilfe bleibt doch noch viele Noth und Verlegenheit und erfüllt die Herzen vermischtes. — Berlin, 30. Januar. Ta« Befinden de« Kaiser« war heute durchaus befriedigend und gedachte der hohe Herr ogar bei günstigem Wetter am heutigen Nachmittage seine regelmäßigen AuSsahrten wieder auszunehmen. — Berlin. 29. Januar. Eine das Interesse der ärzt lichen Kreise in hohem Grade in Anspruch nehmende Er örterung beschäftigte am vorigen Mittwoch die Berliner mevicmische Gesellschaft. Folaeurcr Antrag de» Vorstände« war nämlich cingegangen: ."Eine diöciplinarische Beaufsich. tigung der Acrzte seitens de« Staats liegt weder in dem Wunsche der Nerzte noch in dem Interesse de« Publicum«. Wir müssen un» daher mit aller Entschiedenheit gegen Be stimmungen aussprechen, wie sie die Verordnung vom 6. Deccmber 1883 sür Baken einführt". Nachdem der Antrag vertheidigt und bekämpft worden war. machte Vircbow be sonders daraus aufmerksam, daß allerdings, weit sowohl der Reichstag als der preußische Landtag in kurzer Zeit Ver anlassung haben werben, sich mir der Aerztcordnung zu beschäftigen und gerade die badischen Einrichtungen vielfach al« Vorbild benntzt würden, e« sehr erwünscht sei, die Ansicht der Gesellschaft kenne» zu lernen. Gerade der Umstand, daß durch die badische Verordnung die Landesregierung den Aerzten Berusspstichten und zwar in di-cretionairer Weise auscrlege, mache e« nothwcndig, dem gegenüber Stellung zu nehmen, und eben dazu sc, die mcdicinische Gesellschaft, ohne anderen Bereinigungen irgendwie zu nahe zu treten oder vorzugrcisen, berufen. Dw Beralhung ward darauf vertagt. — Die Redaction von Schorer'S Familienblatt (Berlin 8VV) setzt einen Preis von 75 aus für ein humorislischeS Rälbscl oder rine Scherzaufgabe. Rein bild liche Darstellungen sink keineswegs ausgeschlossen. Die Arbeit muß wirklich neu. originell und Vars noch nirgend« veröffent licht worden lein. Die Einsendung muß bi« zum 15. März d. I. erfolgen. Die Nedactwu behalt sich vor, auch die »>cht preis gekrönten Arbeite» gegen da» üblicke Honorar bchus« Veröffent lichung im .Familiendlatt' zu crw-rbcn. — Berlin, 30. Januar. Für den Abschluß eine» LiebeSdrama« bat ein unglückliche« Menschcnpaar sich den Bahndamm in der Nähe deS RingbahnhofcS Tcmpethos al« Schauplatz auScrsebm. Gegen 5 Uhr RachniittagS hörte man gestern dort kur; hintereinander Schüsse fallen; bcrzueilend« Leute fanden die Leichen eine« Manne» in den dreißiger Jahren und einer Dame im ungefähren Atter von 27—28 Jahren vor. Der neben de» Leichen liegende, noch mit einigen Patronen versehene Revolver ließ sofort ersehen, daß hier ein Mord, beziehungsweise ein gemeinsamer Selbst mord vorlag. Anscheinend hat der Mann zuerst die Dame erschossen, denn sie trägt an der linken Schläfe eine Wunde, welche eine Kugel, die an der rechten Schläfe wieder herauSdrang, verursachte. Der Mann hatte sich den Schuß in de» Mund gesencrt. Bei den Leichen» welche in die Leichenhalle zu Tcmpethos überführt wurden, sind weder Papiere, noch irgend welche Gegenstände aufgefundcn worden, welche zur Rccognoscirung hätten dienen können. Nur bei dem Manne wurde ein Billcl von Halle nach Berlin (9./1. 81) vorgejundcn. Die beiden Todteu gehören anscheinend den besseren Ständen an; sie sind beide tiesbrünrtt. Bekleidet war der Mann mit einem schwarzen Anzug und grauem Ucberzirher. Sein runder Hut trägt im Innern den Fabrik- stcmpel „Gotha". Die Dame trug ein brauncarrirteS, mit braunem Sammet besetzte« Kleid und grauen Regenmantel. — Berlin, 30. Januar. Ter älteste hiesige Veteran au« deu Freiheitskriegen, der pensionirte Stener- Alir'seber Herr Fr. Wille, Mittelstraße 61. feiert morgen noch in voller körperlicher und geistiger Rüstigkeit seinen 92. Geburtstag. Wille trat im März 1813 als Frei williger in da« 6. Kurmärkische Landwehr-Infanterie» Regiment ein, erhielt beim Sturm aus Wader« da« eiserne Kreuz 2. C lasse und bei Bellealliance dasselbe 1. Classe, sowie den russischen Sanct Georg-orden 4. Classe. Zwei seiner Söhne haben sich im Feldzüge >870/71 da« eiserne Kreuz verdient und ein dritter Sohn hat schon als Knabe von 16 Jahren die Rettungsmedaille am Band« erworben. — Charlottenburg. 23 Januar. Ein« zur jetzigen Jahre-zcit seltene HiminelSerschcinung, ein mehrmalige« Wetterleuchten, ist am Sonntag zwischen 8 und 9 Uhr am westlichen Himmel von mehreren Personen beobachtet worden. — Spandau. 24. Januar. An der Oberhavel hat sich neben der Gewebrsabrik mit der Zeit ein schwimmende« Vorland gebildet, da« tbcilweife al« Wiese lcnutzt wurde, tbeilS aber auch Rohr und Erlengebüsch trug. Der letzte Sturm bat nun einen Tbeil vom Festland« abgerissen und al» schwimmende Insel nach der Pulverfabrik zu hinter di« Gewchrsabrik getrieben. — München. 30. Januar. Polizeiralh Pfister wurde vom Könige an Stelle de- CabinetS-Secrelair« Bürkrl zum CabinetS-Secretair ernannt.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)