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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.02.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-02-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188402016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18840201
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18840201
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- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1884
-
Monat
1884-02
- Tag 1884-02-01
-
Monat
1884-02
-
Jahr
1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.02.1884
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SV7 zu finde», habe er ein Streichholz entzündet, damit aber »nvorstch- tiger Veile den Brand veranlaßt, deficn Unterdrückung ihm nicht aeliingea lei. Allein schon in dieser Verhandln»« wurde »o» dem verletzten da« völlig Uuglaubhast« der Angabe» Ander«' versichert, daß derselbe nämlich s». wie er geschildert, i» de» Feim gel«agt näre; genug, die Strakkammer faßte den Beschluß, dir Verhandln»« er.szuh.be» »nd wegen Verdacht« vorsätzlicher Vrandfiistang sich für incompetent z» «rtiären, und damit kam die Sach« vor da« Schwurgericht. Heute änderte Ander« seine Angaben in keiner Weise, -lsrd tziel- niehr dab i, daß er nur fahrlässig gehandelt hätte. E« wurde nun aber au« den herbeigrjogene» Acte» der obenenvühnten schlesische» Berichte eonstatirt, daß -Inder« in beiden Bordest.asungsiällcn ähnliche Ausflüchte gebraucht und dab cr sich beide Male ebenfalls sreiwilli« al« drrvrand« tt.iter gestellt, ja, dab er nach Verübung der zweiten Brandftistunn die Be schichte so, wie heute, d. h dab er beim Sucl>«n nach seiner Mütze den Schaden angerichtct, verzählr hatte. ES wurde jedoch vom Zeugen au«- dinckiich wieder betont, daß in der Krise, wie der Angeklagte in den Feim cingedrungen sein will, es absolut nicht gegangen sein würde, da di« Lagen de- Getreides in den unteren Schichten so feste seien, d.ß Stunde» dazu gehört haben würden, um eine solch« Orffnnng zu erzwingen: e« würde aber auch nach der ganzen Sachlage nicht schwer gehalten haben, den Brand im Entstehen z» erftickrn. Tie königl. Staatsanwaltschaft bezeichnet« in ihrem Schlichvorlraqe die Sachdarstellung de« Angeklagten für völlig nn» ziaubhast, äußerte vielmehr die Ansicht, daß derselbe »ach einem gewisse» Pia» gehandelt habe, u»> zwar in ein, Ttrasavstal«. nicht aber in da« Zuchthaus zi> kommen; die königl. Staatsanwnltschast deanteage daher, dem Künsche de« Angeklagten nur insoweit, alt er Unterkommen finden wollte, z» entsprechen. nicht aber, daß ihm der Wunsch nach möglichst milder Strafe erfüllt werde. Die Verthetdignnll bemühte sich, di« Beschworenen für die vejahnng der auf fahrlässige vrandstistnng nnd dez. mildernde Umstande gerichtete» fragen zu erwärmen, allein der Wahrsprnch der Geschworenen (Obmann Herr Landwirth Hanptmann der Reserve Brause- Tonnewid) lautete im Sinne des staattanwailschasllichcn Antrages, so daß der Angeklagte zu drei Jahren Zuchthaus, s-ch» Jahren verlast der Ehren rechte und Stellung unter Polizeiaosstcht rerurtheil» wurde. Der Gerichtshos bestand aus drn Herren Landgericht« - Direktor Dusch, LaudgerichtS-Räthen Sachtze und Sieber. Dir Anklage führte Herr Ober-StaatSanwalt Hossmann, die Bertheidung Herr R-chtSanwalt Iuftizrath An schütz. N. Sitzung Der BerichtShos bestand aus den obengenanulen Herren; die Anklage führt« Herr Staatsanwalt Häntzschel, die Lertheidiguag Herr Reckuranwalt Iustizratb Anschütz. Die unter Ausschluß der OessentlichkeU stattgesundene Häupt- Verhandlung endigte mit der Beruriheilung de» Dachdecker« Karl August Breßler au» Ramslau wegen versnchter Nothzucht und w.gen Unzucht nach ß. 176, 3, de« R.-Str.-G.-B. zu 3 Jahren Zuchthaus und 3 Jahren Verlust der Ehrenrechte. Nachtrag. «Leipzig, 31. Januar. Ueber die KranThrit Ihrer königl. Hoheit der Frau Prinzessin Georg liegen heute folgende Meldungen vor: I. Bulletin. * Dresden, 31. Januar, früh 4 Uhr. Da« Befinde» Ihrer königlichen Hoheit der Iran Prinzessin Georg hat sich bezüglich dee nervöse» und Fieber. Erscheinungen wenig verändert. Die Delirien dauern trotz Anwendung kühler Bäder fort. E» hat sich aber in vergangener Rach« an einzrlaen Iheilea de- Körper- eia 'cha ela chortiger Ausschlag «utwickelt. vr. Firdlrr. II. Bulletin. * Lre«dea, 31. Jauvar, Mittag« 13 Uhr. Der Hautantzschlag hat sich im Lauf« de« vormittag« noch «eiter entwickelt. Bon Seiten de« Halse» keinerlei krankhaft« Erschein»»»««. Pul» SS, ziemlich voll. Temperatur vor dem vade um 8 Uhr 8SH, nach dem Bad« um S Uhr 38.3. Milz park vergrößert. Roch immer Delirien. Die Bäder wirken sehr beruhigend. vr. Fiedler, vr. Jacobs. * Leipzig. Sl. Januar. Ihre Durchlaucht der Fürst nnd die Fürstin Reuß-Greiz trafen heute Abend von Bilckeburg hier rin und reisten mit dem um 8 Uhr >0 Min. vom Bayerischen Bahnhofe abaehenden Ccurrerzuq nach Neichenbach weiter, um sich per Equipage nach Grrlz zurück zu begeben. * Leipzig, 3l. Januar. Die in der Thomaßkirche er ledigte Psarrstelle soll nach dem Anträge der Kirchendeputation Herrn Pastor Pank hier übertragen werden. * Leipzig. 31. Januar. Wir haben bereit« gemeldet, daß in dem durch den Tod LaSker'« erledigten 2. Mei- ningilche» Wahlkreise von einer Versammlung liberaler Wähler der Fabriksbesitzer und Senator vr. Witte in Nostock, welcher der secessionistischen Partei angrhört, als Kandidat zu der bevorstehenden Neich»tag«wahl ausgestellt worden ist. Neuerdings verlautet, daß auch ei« nanonal- liberaler Kandidat ausgestellt werden soll; wir werden jedoch von unterrichteter und maßgebender Seite ersucht, mitzu- tbeilen, daß diese Kandidatur, falls sie noch ausrecht erhalten werden sollte, von der konservativen Partei auSgeht, die. weil sie sich in dem betr. Wahlkreise viel zu schwäch zu offenen, Borgehen fühlt, unter nationalliberaler Flagge zu segeln gedenkt. Seiten» de- Borstande« der nationalliberalen Fraction de» Reichstage» wird deshalb uichtS geschehen, »m der Kandidatur de« sehr gemäßigten nnd der national- liberalen Partei äußerst nahe stehenden vr. Witte entgegen ;n wirken. * Leipzig, LI. Januar. Die hiesige Schutzmann» 'chast bestand bisher au» 253 Mann; sie setzte sich zusammen au» 6 Wachtmeistern, 2« Corvoralen und 253 Schntzleuren. Für diese Mannschaft bestand bisher nur eine OsficierScharge, ein Lerhältmß, weiche», wie e» in der gestern b«i Gesegrnbeit der Berathnng der Rathsvorlage in, Stadtverordneten- Eollegium betont wurde, nicht da« richtig« mehr ist. da ein einziger Osstcier eine solche Mannschaft nicht so genau über wache« und controliren kann, wie e» im Interesse de» Dienste« nothwendia erscheint und verlangt werden darf: Der Rath und da» Polizeiamt haben sich daher für Anstellung eine» Polizei-Hauptmann» entschieden, und angesichts der Bedeutung, welche da» Schutzmann-Institut nmb und «ach ge wonnen. beschlossen, an die Spitze deflelben eine«Mann zu stellen, der eineStbeil» schon vermöge seine» höhere« Bildungsgrade« die erforderliche Autorität gegenüber der Mannschaft besitzt nnd anderer Seit» auch möglichst bereit» in einer äbnlicben Stellung Erfahrungen gesammelt bat. um mit Erfolg die Oberleitung der gcsammtcn Criminal-Polizci der hiesigen Stadt übernehmen zu könne». Es erscheint aber auch, wie in der Rath-vorlage weiter betont wird, nöthig, daß derselbe den Rang eine» Ofsicier» bekleidet. da selbstredend ein so militainsch organisirte» Institut auch nur. Drn einen, militnmsch geschulten Beamten geleitet werden kann. Rur durch einen solchen lallen sich d,e dem Institute etwa noch bi» >, einem gewissen Grade anhaftenden Mängel an milidairischer Straffheit und Energie beseitigen. Wie bereit» bekannt, hat da» Plenum der Stadtverordnete,« die Rathe- vorlage genehmigt; in letzterer wurde übrigen» auch daraus aufmerksam gemacht, daß zu dieser Charge die Aller höchste Genehmigung erforderlich sei und va» königliche Mimsterum de« Innern dem Polizeiamte seine Geneigtheit zu erkennen gegeben habe, die-Herbeiführung der AUerbvchsien Bestätigung vermitteln zn wollen. Nickt minder «nrde in der Vorlage der bisherigen pslickleisrigrn, treu«, und gewissen haften Tbätigkrit de« dermaligen Leiter» de» Institut». Polizei- lieatenant«, Knobloch gedacht und betont, daß der selbe auch in Zukunst unentbehrlich sein werde. — In derselben Sitzung kam auch wieder einmal die Frage der Vertilgung dr« Knoblauch» im Rosenthale zur Sprache; es wurde da» bisherige Vorgehen de» Rathe» anerkannt, von Herrn Hrrrmann aver bei dieser Gelegenheit aus da» Gut achten eine* Sachkundigen bingewiesen. nach welchem da» Ibficheta der Pflanze vor der Blüthe einige Jahre fortgesetzt zur dSmae» Nu«rott«ng de« Uebel» beitrage» würde. Eia von Herrn vr. Jernsnlem gestellter Antrag aus Vermehrung der Banke im Rosenthale nicht blo« um zehn. sondern um zwanzig, wurde aaaenommr«. Uns ein«Anfrage de» Herrn vr. Zenker, ob e« begründet sei, daß der Ln therkirche eine ankere Richtung in der Weise gegeben werden solle, daß die Achse der Kirche in die Achse der Sckreberstraße zu liegen komme, erklärte Herr Bürgermeister vr. Tröndlin, daß man allerdings eine derartige Aeiiberunz in Erwägung gezogen habe und deshalb in Unterhandlung mit dem Kirchenbauverein getreten sei. Herr Herrmann begrüßte eine veränderte Stellung mit Freuden, erklärte aber gleichzeitig, er würde e» bedauern, wenn hierdurch etwa wiever die erst mühsam erledigte Platz srage zweifelhaft und durch die Wahl eine» anderen Platze» die Sache in die Länge gezogen werden sollte. Wie wir ver nehmen, haben die vereinigten Kirchenvorstände bereit» beschlossen, von der Wahl eine» anderen Platze» ab zusehen, jedoch den Rath zu ersuchen, eine Veränderung de» setzigen Plane- dahin eintrcten zu lallen, daß die Achse der Kirche in die Achse der Schreberstraße zu liegen kommt und der Weg um die fluch: herum verlegt wird. * Leipzig. 3l. Januar. Der Borsitzende de» Verein» für die Leipziger Feriencolonien erläßt im Anzeiaen- tbeile eine recht erfreuliche Quittung. E» sind demselben durch Fräulein M. Stein brück als Ertrag einer in der köderen Töchterschule de» Fräulein Serviöre veranstalteten Aufführung 350 für die Zwecke der Feriencolonien üder- geben worden. — Dir gestern in dem Artikel „Das deutsche Real gymnasium und die FaeultStSstudien" erwähnte Schrift von Erwin .Betrachtungen über unser deutsche» Schulwesen" ist nicht, wie angegeben, bei Barth in Leipzig, sondern bei Ambrosiu» Abel hier erschienen. — Wir machen daraus ausmertsam, daß am Sonntag Nachmittag die letzte Vorstellung de» Gvrner'schen Weih nachtsmärchen» „Sneewittchen" stattfindrt. E< ist die» die 2S. Ausführung de» Stücke». — Am karolathrater beherrscht augenblicklich .Der lustige Krieg" und .20.000 .A Belohnung" da» Repertoire, deren Ausführungen da» Publicum mit größtem Interesse und immer steigendem Beifall folgt. Um ein wenig Abwechslung zu bieten nnd weil die letzten Wiederholungen der Repertoire- Operetten außergewöhnlich gut besucht waren, hat sich Herr Direktor Morwitz entschlossen, einzelne derselben nickt gänzlich vom Repertoire verschwinden zu taffen. Weit da» Gastspiel de« .Herrn Adolph Philipp in den nächsten Tagen zu Ende geht, wird zunächst morgen Sonnabend .Die Fledermaus" wiederholt werden. Für nächsten Sonntag den 3. Februar ist die Aus führung der lustigen Posse .20,000 ^tl Belohnung" angesetzt, deren Erfolge sogar diejcnigen der .schönen Ungarin" m Schatten stellen. — Die Smitt'sche höhere Löchterfchnl« tritt Ostern ihr 30. Schuljahr an. Ti« wurde lS55 von vr. Ernst Jnuocenz Hauschild gegründet. I» derselben finden Schülerinnen vom 6. bi» 16. Leben»jahre Ausnahme. Da» Sckullccal ist i» den großen und gesuaden Räumen der l. Etage (Promenadenscite) der Eentralhalle gelegen. Die Anstalt zerfällt in l0 Scbulclaffen, für welche der Prospekt den vollständigen Lehrplan enthält. Der fremdsprachliche Unterricht beginnt in der 7. Elaffe mit der französischen, in der 5. Claffe mit der englische» Sprache, E» ist zulässig, daß confirmirte junge Mädchen in den beiden höchsten Elasten nur an einzelnen Unterrichtsfächern, welche die jeder höheren Mädchenschule sind, thcilnehmcn. Der Unterricht in den weiblichen Handarbeiten ist in den klaffen lO—3 sacultativ. in den Elasten 2 und l, in denen Schneidern re. gelehrt wird, obligatorisch. Der Prospekt wird gratis verabfolgt — Nachdem nun Thoma» Helden mit seinem Fantoche» Theater den Krystall-Pala st geräumt hat. finden vou heul« Abend ab die VariLlL-vorstellungen wieder im Theatersaale daselbst statt. E» ist eine stattliche Künsilerlchaar gewonnen worden und ist da» Programm ein reichhaltige». AtS Bertreterde» ymnastischen Genre» ist die au» Damen und Herren be gehende Gesellschaft Kolter-Hegelinann engaairt, die namentlich in ihren Leistungen al- Luftgymnastiker Erstaunliche» leisten soll. Der hierorts bereit» bekannte und beliebte Bauch redner Mr. Dop wird wiederum mit seiner komischen Auto» maten-Familie die LachmuSkeln der Zuschauer in Aufregung erhalten. Al» Vertreter der Equilibristik sungircn Herr „uv Fräulein Alexandrow, de»ql. wird sich ein Schnellzeichner und ein Tänzerpaar produciren, während der gesangliche Theil durch die Koncerksängerinnen Frl. Eonradi und Frl. Funk kertreten sein wird. Im großen Parterre-Saale con- ccrtirt allabendlich die beliebte Tyrolersäugergescllschast Jakob Schöpfer. 1t Da» am heutigen Freitag Abend in „Schubert'» Concert- und Ballhau-" stctttsindrnde große Masken- sest verspricht ein sehr unterhaltung-reiche» zu werden, da der Wirth de» Etablissement», welcher überhaupt mancherlei ceitgemäße Verbesserungen daselbst geschaffen, auch für die heutige Fasching-belustigung um sagen de Vorkehrungen in Bezug auf Drcoration der Räume, wirthschaftliche Ver pflegung re. getroffen hat. Au» den Anzeigen ist bereit» Nähere» bekannt geworden. * Leipzig, 3l. Januar. Der Okerschaffner Oeserau» Leipzig, welcher gestern Abend den um 8 llvr 53 Minuten von Chemnitz nach Leipzig abgegangenen Pcrsonenzug führte, ist in Frohburg, wahrscheinlich beim Besteigen de» Dienst wagen». hcruntergesalle» und sofort getödtet worden. ) Leipzig, 30. Januar. Mittelst der Dresdner Bahn traf gestern Nachmittag4 Uhr 18 Mumien da» Wald, heimer Militaircommando vom >34. Infanterie- Regiment in Stärke von 2 Otficirre« nnd l44 Mannschaften über Döbeln von Waldheim bier ein. Die Ablösung dort war diesmal von einem Commcmdo der Garnison Chemnitz erfolgt. — Der gestern Nachmittag, wie wir bereit» mit- theilten, am Scbleußiger Wege an der sogen. Knüppelbrücke — nicht Röddekbrücke — im Wasser ausgesundene männlich« Leichnam ist heute der Person nach recognoscirt und al« ein 28 Jahre alter verheiratheter hiesiger Handlung»« commi« anerkannt worden. Er fehlt« bereit» seit 28. Decemker, hatte sich in Folge eine» ehelichen Zerwürf nisse» entfernt und scheint freiwillig den Tod im Wasser ge sucht zn haben. — Ebenso ist der gestern Abend am Elster stege nach dem Neuen Scbützenhause im Wasser ausgesundene weibliche Leichnam der Person nach auSgcmittelt nnd al« ein lyjcthrrae», feit dem 17. vor. Monat» verschwundene« hiesige» Dienst mädchen au» Fraurndorsanerkannt worden.— Aus dem Wegetheile zwischen der Elster-und Weststraße hatten gestern Al>end Paffanten die Wahrnehmung gemacht, daß daselbst ein: Person von, liier in die Elster gesprungen nnd nicht wieder zum Vorschein gekommen war. Heute Morgen wurde »nn am Wasserrcchen bei der kleinen Funken- burg der Leichnam einer zur Zeit noch unbekannten Frauens person. jedenfalls derselben, die Abend» zuvor an der West- straße sich in» Wasser gestürzt, ausgesunben und polizeilich aufgehoben. — In einem dein Schloß Pleißenburg gegenüber an der Promenade gelegenen Borgärtcken eine» Grund stück» bemerkte gestern Abend in der tl. Stunde ein unfern postirtcr Schutzmann auffällige» Geräusch und sah beim Näbrrtreten einen Man» darin, der plötzlich eine Hand voll Sand aufrafste und solchen dem Schutzmann in» Gesicht warf. Letzterer ließ sich aber hierdurch nicht abschrecken. sonder» schwang sich sofort in den Garten hinein, um dem Burschen näher zu Leibe geben. Aber kaum im Garten angekommen, erhielt der Schutzmann eine zweite Labung in» Gesicht, woraus er nunmehr da» Seitengewehr zog und den Angreiser durch einige wohl angebrachte Hieb« unschädlich machte. Er nahm denselben fest und brachte ihn nach dem Naschmarkt. Der Arrrstal war ein bereit» bestrafter Hand arbeiter an» Wurzen, welcher zwar behauptete, sich ledig lich znm Zwecke kr» Neben,achten« in den Garten einge- schlichrn zu haben, möql,ck)«r Weise aber noch andere Absichten dabei gehabt hat. Er mußte übrigen» nach dem Kranken bause übergesührt werde«. — Wiederholt hatten sich seit einiger Z'ik die Nachbarn eine» Schaukloral» am Nru- markt über andauernden, die nächtlich« Ruh« von dort lörrnden überlauten Verkehr beschwert. Al» nun testen, Nacht abcrmal» bei der Polizei über da» dortige treibe» Klage erhoben wurde, forschte man näher nach und fand in einem Scparatzimmer eine Anzahl junger Leutchen, ,n«gesammt KansmannSlehrliuge, vor. welche wie die Studenten commerstrteu, dabei aber eine« Heidenlärm ver führten. Die Bürschchen führten studentische Farben, trugen E e rev >»käpp ch e n. hakten Schläger, Fecht- handscbuhe und sonstige Embleme einer Verbindung aiiSgelegt. Ein mit anwesender Markthelser gab den Corp»> biener ab. Sie wurden inSgesamnit zur Feststellung ihrer Persönlichkeiten nach dem Nasch»,arkt gebracht, vorläufig auch ihr Berdinknngtapparat dort in Verwahrung genommen. — In einer Fabrik der Sopkienstraße verunglückte heute Vormittag ein 16jähriger, mildem Drehen de» Rade» einer Maschine beschäftigter Laufbursche. Während de» Um- dreben» schnellte ihm die Kurbel au- der Hand und tras ihn derart an den Unterleib, daß er schwer verletzt zusammen brach und nach dem Krankenhause gebracht werden mußte. * Leipzig. 8l. Januar. Von der dritten Strafkammer de» hiesigen königl. Landgericht« wurden heute verurtbeilt: l) der Handarbeiter Traugott Fürchtegolt Kern au« Geifer»- dors wegen schweren Diebstahls zu einem Jahre Zuchthau-. 3 Jahren Ehrenrecht-vcrlust und Polizeiaufsicht; 2) der Zimmermann Eduard Hermann Müller, der Dienstmann Hermann Kempe und der Tischler Otto Taucknitz hier wraen Vergehen gegen tz. 280 und bezw. wegen Nökhigung, Ertterrr zu 50 ^r. Letztere zu je 10 ^ Geld- event. lO und bezw. 2 Tagen Gesang»,ßstrase; 3) der Dienstknecht Johann Gotllieb Köhler au» Coffa und der Ecbneidergeselle August Otto Kuckenburg au» Ouerfurt wegen Unterschlagung und Hehlerei zu S und 4 Monaten Gefängniß; 4) der .Hand arbeiter Friedrich Hermann Kunze au» Zrttwitz wegen Körperverletzung zu 8 Monaten Gelängniß. * Möckern, 31. Januar. Nachdem der Schulvor stand zu Möckern zu dem Neubau einer Schule Eoncurrcnz an»geschrieben nnd für die zwei besten Entwürfe Preise von 300 .«l und 150 uk anSgeseyt hatte, wurden in Folge diese» Anrschrcibcn» 15 Projekte eingereicht. Die Herren Stadt- Baudirector Lickt, BezirkS-Schutinspector vr. Kühn und Direktor der königl. Vaugewerkenschule, Hey. hatten bereit willigst da» Amt der Preisrichter übernommen. Nack sehr eingehenden, sorgfältigen Prüfungen hatten die Herren Preis richter zunächst 10 Entwürfe als nicht geeignet ganz au-ge- schieden und die verbleibenden 5 einer sehr genauen Prüfung unterzogen. Aber auch hinsichtlich dieser 5 Projecte erachteten dieselben keinen al» unbedingt den Anforderungen entsprechend und konnten sich daher über die Prämiinuig nicht schlüssig mache». Diese 5 Enlwürse sind bezeichnet mit 4 Chifferi, und „Pestalozzi". Jever der Herren Prei»iichker hatte daher noch «in Separatvotum abgegeben, nach welche» an erster Stelle empfohlen wurde» die Entwürfe I, IV und .Pestalozzi", al» der billigste von sämmtlicbe» Herren der mit IV bezeich- nete. Bei dieser Sachlage mußte der Schulvorstand selbst ständig nochmal» prüfen und entschied sich einstimmig dahin, daß der Pta» lV mit dem ersten, der Plan l mit rem zweiten Preise zu bereuten sei. Al» Verfasser dieser Entwürfe er- gadcn sich die Herren Architekten Ludwig »d Hülßuer und Hugo Glockauer ia Leipzig. n. Döbeln, 30. Januar. Am 28. d. Mt», hielt unter Vorsitz de» Herrn Stavlrath Eifrig die hiesige Ortsgruppe de» Allgemeinen Deutschen Sckulverein» eine außer ordentliche Generalversammlung ab. In derselben wurde über die Telegirten-Versammlung der sächsischen Orts gruppen und die Eonstituirung de» sächsischen Lande»- verbände» Bericht erstattet, sowie da» für den Verband aus gestellte Statut vorgelrageu. Weiter wurden die für die hiesige Ortsgruppe entworfenen Statuten vorgelesen und unverändert angenommen. Nach denselben ist der Jahres beitrag eine» Mitgliedes auf l festgesetzt. Um dem Verein wettere Freundt zu gewinnen, soll demnächst ein von dem Vorstande de» Vorortes (Dresden) abgcfaßler Ausruf, welcher sich über Zweck und Aufgabe des Allgemeinen Deutschen Schulderem- ausspricht, versendet werden. Di« hiesige Orts gruppe zählt ca. 40 Mitglieder. Den Vorstand und dessen Stellvertreter bilden folgende Herren: Stadtrath Eisrig, RealschuloberlekrerGiesing, Bankdiiector Mohrmann. vr. weck. Schumann, Bürgerschullchrer Walther und Buchhändler Schmidt. 6. Pirna, 30. Januar. In unserer Stadt wird dem nächst ein Werk in Angriff genommen, da» nach seiner Vollendung ganz wesentlich zur Verschönerung Pirna- bei lragen dürste. ES handelt sich dabei um die Rcgulirung der Breitestraße, deren llmwandelung noch dem sestgestellte» Plane in völlig großstädtischem Style erfolgen soll. Mancher bedauert wohl die auf der genannten Straße befindlichen Kastanien- und Lmdenbäume. welche infolge der Regulirung der Axt zum Opfer fallen muffen; al» Trost dient dab« jedoch, daß auch die neue Straße wieder mit Baumaiilagen versehen werdeo soll. — Im Gewerbeverein sprach heute Abend der ReichStag-abgeordncte für Pirna. Rechtsanwalt Arthur Eysoldt, über die Frage wegen Entschädigung un schuldig Berurlheilter, wobei sich derselbe in sehr energischer Weise für eine solche Entschädigung au-sprach. Wie da» UufallversichcrungSgesetz für Diejenigen sorgen wolle, welche durch Verunglückungen an der Maschine rc^ zu Schaden ge kommen, so könne anderusallS auch Jener nicht leer onSgehe», der von dem Wagen der Justiz zerquetscht worden sei. Man Hab« hier keinen Billiakeitsgrund, sondern vielmehr einen RechtSgrund vor sich. Dem Vortragenden, der sein Tbcnia i» zweistündiger Rede in höchst instructiver Weise erläuterte, wurde der lebhaftest« Beifall der Berfammlung zu Theil. Landtag. f Drrlde», 31. Jauuar. Zweite Kammer. Die heutig« Sitzung begann vormittag» 0 Uhr. Am RegierungStiiche waren anwesend dt« Herren Justizminlfter vr. von Abeken, Geh. Rath Held »nd Geh. Rath von Stn- siedel. Zur Berathnng stand zunächst der Bericht der Beschwerde, «nd Petnion-.Deputotion über die Petition de» Strumpfwirker- Franz Moritz Müller, vormal« in Ger-dors, jetzt in BernSdorl, eine Entschädigung für unschuldig er littene Hast betreffend. (Referent: Slbg. Schreck.) Ter Petent führt in zlvei an die Tläiide gerichtet-,, Eiuaobrn au-: Er sei im Jahre 187? beim vormolig.-n fürstlich und gräflich Schönb,irischen Bezirksgericht zu Glauchau wegen ihm beiqemeficiien schweren Diebstahl» in Untersuchung gekommen und wegen dieses Verbrechen» zu Zuchthausstrafe ta Dauer vou 2 Jahren 6 Mo nate» vrrurtheilt worden. Nachdem er über 4 Monate im Zuchthaus« zugebracht, sei aus ein von seinem Berthridtger angebrachtes Gesuch vom vormaligen königl. OberavpellattonSgericht die Wiederausnahme der Unterlochinig anzeordnrt worden, hieraus ober im Oktober 1877 sein« Enilasjnnq an« der Strasanstolt und am 2.1. Juli 1878 sein« Froisprechung ersolgt. In der Voruntersuchung habe der betreffende Uiitersuchnng«. richter sahrlissiger Weise die ihm, Müller, zur Sette stehenden Entlastung-Momente, durch deren Feststellung bei der Wiederaus- nadme der Untersuchung seine Unschuld erwiesen wordru sei, nicht erörtert. Während seiner Untersuchung«»,,« und seiner »iermonatigen De- tention im Zuchthause sei seine Ehefrau, welche tn dieser Zeit ent bunden worben, lammt seinen 4 Kinder» dem ärgsten Mangel preis- gegeben gewesen, habe, «m ihre Existenz zu ermöglichen, einen ihm, vbm Petenie», gehörigen Striimpfwirkerstuhl, sein einzige« Erwerb-mittel, im Werthe v,u 300 für 75 ul verkaufen »nd »berdie« verlchie- dene Schulde» machen müsse», welche er, da er »an nicht mehr selbstständig arbeite» k»nne, z» bezahlen bi» jetzt nicht im Stande gewesen sei. Er habe sich weg«» Bewährung einer Entschädig»»- a» die königl. Kreirhaliptmanaschas« zu Zwickau »ad an da» königl. Mi nisterium de« Innern gewendet, sei aber von diesen beide» Be- Hörde» mit dem Bemerkt» abgewiese, worden, daß rin Fond« sür G wähning derartiger Entschädigungen nicht existire. Da nu» seine Schädigung auf eine au» Mangel sachverständiger, oder wen» er sagen dürfe au» fahrlässiger Bctveisausuahme Seiten de» Uniersuchung-richterö hrrbeigcsühit worden sei, so richte er au di« Stäudeveriammluag die Bitte, ihm vollen Ersatz der durch seine Berurtheilung zugesügtcn Schäden — die Petent in Höhe vou 750 berechne» — au» Llaatsmittcla zu gewähren. Rach eingehender Prüfung de- Sachverhalt» empfahl die De putation: „die Petition de» Strüfiipfwirkcr» Franz Moritz Müller au» BernSdors der StaaiSregierung zur Erwägung zu übergeben". Geh. Natt, Held: Die Negierung benbsichnge nicht, dem Avium der Deputation eittgeqeuzi,irrten, indcij,« könne dieselbe einige Stellen de« DepatationsberichtS nicht ohne Gegenbemerkungen lasten. Die königliche Ttaat«regierung stelle ia Abrede, rechtlich «der moralisch verpflichtet zu sein, den Petenten schadlos zu halten Ja erster Linie sei zu brrückstcheigen, daß die Pcrnrtheiiung Müller'« nicht durch eine königlich sächsische Behörde, sondern vom vormaligr» sürstlich und gräflich Schöiiburg'schei, Bezirksgericht z» Glauchau erselgte, während gleichwohl der Anspruch der Enlichädigiiiig gegen den sächsischen Staat gerichtet werde, weil der Staut da« Ober- aussichl-recht über d e Schünbnrg'schen Gerichte a»SjM>teii gehabt habe. Wolle man diesen Satz gelten lasten, so könne ma» dir lüuigl. Staats- regierung sür alle Fehler der srübere» Patr,inoiiialger,chte und henie noch für alle Fehler der Geineindebehörden vrrantivortlich >»act>en. Der Anspruch Müller'S könne sich nur richten gegen das vo iilutige Schöndurg'sche Gericht; denn bei der Uebernahme der Geri-Iilsbarkeit i» de» fürstlich und gräflich Schöiidurg'schcn Receßüerrjchnilei> habe di« königl. iächsijchr SlaatSregierung nicht auch Bertirim-gs- und Regreßansprüche der hier fraglichen Art übernommen. Em Eausal- nexiiS zwiiche» StaatSanwalt und Bernrlheilong sei nichi ohne Weiteres al» existent zu betrachten. Der Tiaatsni.watt hebe seine Anklage za begründen gehabt auf die Vorunttrsuchuiig, nab sobald diese beendet, war die Untersuchung Sache beS öenche». Deshalb sei der Staat rechtlich nicht verpflichtet. Bon, mora lischen Standpuncte spreche Folgende» gegen die Berrslichtniig zur Schadto-Hallung de« unschuldig Bernriheilten: Ter Depu- tationsbericht anerkenne, daß da» gegen Mütter vorliegende Berdachismaterial ausreichend gewesen sei. um die Nntclliichiing «egen Müller »iiizuleiten. der Bericht anerkenne aber auch iveite», daß die Unschuld Müller'» als erwiesen zu er-ichten sei. Er könue kaum glaube», dost die Kammer das Recht sür sich in Anspruch »rhme, sich al« Gerichtshos zu conftttuiren, um die Schuld oder Unschuld de« damals Venirtheilten nachträglich abznwäge». Müller sei am Schluffe der zweite» Hauptverhandtung zwar sreigrsprochen worden, e« fei aber hierdurch noch keineswegs seine Unschuld er wiesen. Da» sreisprecheudc Erkenntlich constatire nicht» wciier, als daß der Schuldbeweis zu weit abgeschivächt sei, um die früher erfolgte B:rnrthe,I»ug zu rechtfertigen. Müller habe nach seiner Verurtheituiig um Ausschuü wegen de» Tlrasaniritts gebeten, um für seine Familie sorgen zu können. Da» sei ihm geivährt worden, Müller habe aber für seine Familie nicht» gethan, fonder« sich ia Wirthschaften Herumgetriebe,, um za trinken. Alle- Da« seien Momente, welche die Regierung auch der moralische» Verpflichtung entheben. Wenn sich nachgerade die Regierung in der Sache entgegenkommend zeige, so geschehe e« lediglich deshalb, weil der Bericht der Devulalion im Wesentlichen aus einen Eompi omiß-Borschlag hinauSlanfe. ES sei ja wahr, daß der versuch, deu erhobene» Anspruch im üivilprocesse aegeu da« Schöndurg'sche Gericht sowohl al» auch gegen de» Staat«s!«cuS geltend zu machen, nicht unternommen worden sei, und e< sei auch nicht zn leugnen, daß auch ein« gewisse Eulva ans den Staats anwalt falle. Der betreffende StaatSanwalt sei todt und auch der betreffend« Richter sei g-storbc». Ueberdem sei die zur Ent schädigung Müller'S vorgeschtagen« Summe sür den StaatsfiSrn« zu unerheblich, nm de» Fall zu weiterem AuStrag zu bringen. Abg. von Poleuz, welcher sich in der Deputation ein Separat« Votum Vorbehalten, erklärte sich durch die Auslassung deö R-gteruags- verirelcr» für vollkommen befriedigt und stimmte nunmehr dem DeputationSantroge vorbehaltlos zu. Abg. Opitz kan» sich nicht damit einverstanden erklären» wen» die Deputation von der Annahme au«g»gaagen, daß dem richt». ltchen Beamten sowohl al- auch dem Staatsanwalte die Schuld an der unlchuldigen Bcrnrtheilii.ig Müller'« beizmuessen sei. Dir Ver antwortung für die Leruriheiluug treffe nur den Richter. Man könne jetzt nachträglich unmöglich unterscheiden, ob die Aburthellung »ine falsche gewesen oder nicht, da au« den Beten über dte bei dem münd- liehen Verfahren etwa zu Lage getretenen Beweismomcnte schlechter, ding« nicht» hervorgehe. Kenn die Kammer darüber urtheilcn wolle, ob ein Richlersprucy gerecht oder ungerecht» so sei da» ein Eingriff iu die Freiheit des Richteramle«. Eine solche Praxi« Halle er sür bedenklich und die Kammer habe es bisher streng vermieden, solche Wege zn beschreiten. Weiter habe die Kammer die Loasequenzen zu scheuen, die an» solcher Praxis naiiirgemäß enlspringen müßten. Man möge bedenken, daß, wen» man dem Müller die geforderte Entschädigung gewähre, ein Präccdrnzfall geschaffen werde. Im Schosste de» Reichs tages werde die Frage, ob und unter welchen Voraussetzungen den« unschuldig Bcrurlheiltcn au» Staatsmitteln Enischädlgung gewährt werde» solle, zur Zeit »och lebhaft erwogen, die Frage sei demnach noch ungelöst! Wer empfinde wohl nicht das äußerste Mitleid, wenn einer unserer Mitmenschen unschuldig im Kerker gelchmachtkl »nd Schaden an seiner Ehre, an seinem Bermögen erlitten? Gewiß jeder fühlend« Mensch! Indessen sei die praktische Lösung der Frage eine überaus schwierige. Solle Entschädigung blo» Denen gewährt werden, welche unschuldig Strasbast erlitten, oder auch Denen, die unschuldig in Untelsuchungsbast gesessen? ober auch Dciijenige», wo das Verfahren wegen nicht genügeudeii Schuldbcweijes einzustellei« gewesen? oder auch Denjenigen, wo die Schuld aus der Hand liege, die Freisprechung aber erlolge» müsse, weil der Schuldbeweis nicht voll zu erbringen gewesen? Sowohl die materielle wie auch die finanzielle Seite der Frage verdiene die eingehendste Erwägung! Er erinnere nur an den einen Fall, wenn z. B. ein Uausmaiin unschuldig veruriheilt und dadurch beste» Credit riii»:r! worden >ei,wa aledana ganz andere Summen in Frage komiuc» würde». Sn viel iei gewiß, wenn man heute dem Peleutcn eine Enlscvädigunq zi'i .llia-, io wurden, wen» nicht dem gegenwärtige», so doch dem nä'hsic.i Landtage eine ganze Reib« ähnlicher Petitionen vorliegc». Die Reicbastalistik verzeichne in dem Zeitraum von 1870 bi« 1882 258 »:isk!mldig Biiuribcilte. Hlervo» kämen ans Sachlen II, und darunter allein «>. welche »n- schuldig Strafhaft verbüß:. Diejenige», welche unschuldig in Untcr- sachunqshast gesessen, würden auch mit Anipiüchi» üeivoi treten. Und warum nicht? Sie hätte» genau bastelt),' Recht sür sich wie Jene. Aba. Schreck, al» Referent, rechtfertigte dc« Brcüercn den Deputalioittbericht. Ans den rein juristischen Tediieiioneu de« Redners war iüc Laien das Eine verständ'ich, daß in dem vorliegenden Falle bei der Beweisausi! >hme sowphl der Richter als auch de: Staatsanwalt gefehlt baden und das; bas Lerschulden de« Letztere» als eine« königliche» Beamten va» dem Staatsfiscu« zu vcrirelcn sei. Bei der Abstimmung wurde der Depntationeanlraz gegen eine Stimme zum Beschluß erhoben. Die königliche SlaatSregierung verzichtcte aus namentliche Ab- fltmmung. Hieraus relerirte Abg. Ahnert NamenS der Beschwerde- und Petilions-Depiitalioii über die Petition deS Gastho iS besitze rö August Eduard Ncbe in Ot'.erwisch »m di« Erlaubu s, iwra Betriebe der Gast« und Schaiikioirthschast rr. D e Tepnti iivn be- aniragte: „lin Hinblick auf die seit der Bcschluß'aiiii'ig der hohen Ersten Kammer eingetrelene Arnberung dcr ii>sv> iingttchei! Smi'age di» Petition Aug. Eduard Rebe'» i» Lttcumlili, ingici.l'.ii d e hiermit in Zusammenhang stehende Petition H i ri.:.- i Köhler'» in Ltterw 'ch und G.-nostcu der köuigl. SlaiUörcgicr.iug zur Kenntnißiiahme zu überweisen". Die Kammer beschloß demgemäß. Nächste Sitzung morgen Vormittag 10 Uhr. vermischtes. —Ir— Liitze», 3l. Januar. Gestern Abend von 7 Nhr brannte hier ein sehr grcßer. zwischen dcr Stadt »nd der Kraußen'schen Gärtnerei gelegener nnd der liicfigen Rübenbaugcsellschafr gehöriger Slrohseimen nieder. Ter mächtige Feuerschein batte eine Anzahl Spritzen au» der Umgegend bcrbe:ges>ibrt, die. ohne in Aelic.r geirrten zu sein, sogleich wieder ahstehen konnten. Das Feuer hätte bei einem starken Oststurnie sür nnierc» Ort sch: leicbt veihängnißvoll werden können, znm Glück trieb aber ein Westwind Flamme und Funken von der Stadt weg. Wie vertäutet, bat der diesige Wachtmeister N. bei dcr Brandstelle eine» Tops gesunden, welcher durch feinen Geruch tenUick erlriin.n läßt, baß er mit Petroleum gesüllt gewesen ist. — Greiz, 30. Januar. Ilm die hiesige zweite Bür- germeisterstelte bade» sich 42 Bewerber gemeldet, darunter neun aus dem Königreich Sachsen, nnd zwar ein Raths« actuar au» Chemnitz, je ein Bürgermeister anS Rötha und Eltrrl-in, ein Stadtrath an» Schwarzenberg, rin Stadt»
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