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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.03.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-03-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188403205
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18840320
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- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18840320
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- Saxonica
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1884
-
Monat
1884-03
- Tag 1884-03-20
-
Monat
1884-03
-
Jahr
1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.03.1884
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Erste Anlage M Leipziger Tageblatt und Anzeiger. A° 8V. Donnerstag den 20. März 1884. 78. Jahrgang. Der Niedergang -es frauMschen Chauvinismus. * Ti« de» Pariser RezicrungSkrcisen nahestehenden Blätter unke» nicht müde, der gesammtc» französischen Nation die glänzende». für die Republik so ruhmreichen Eisolge anzu- pre.se». welche in Ostasie» durch die Einnahme von Bacninh errmigen worden seien. In den überschwenglichsten Redens arten. welche dem französischen Chauvinismus bekanntlich so geläufig smd. wird darauf hingcwicscn, dag China vor der Hahne Frankreich sich gebeugt habe, weil eö Thatsacke sei, das; die chinesischen HilfStruppen, die im Vereine mit den kcvwarzflaggen Bacninh vertheidige» sollten, sich vollend» zurückgezogen und da» ganze tonkiuesische Deltagebiet, welche» Frankreich beansprucht, den Generalen der Republik über gebe» haben. China, wird weiter behauptet, hat »ich! den Mull) gehabt. Frankreich ernstlich zu tretzen, wiewohl da» die chinesische Diplv.natie Europa eine Weile glauben machen wellte, zur voreiligen Freude gewisser Feinde Frankreichs, welche in ibren Häsen für China Panzerschiffe baulen und dem Reiche der Mitte auch militairische Ratbsckstägr rrlhciltcn. Nach diesem gehässigen Ausfälle gegen Deutschland wird den Franzosen der überaus große Einfluß klar gemacht, welchen nun Frankreich in Ostasien auSüben tvcrde, von wo re Niemand mehr verdrängen könne. Daß e» wohl noch gelegentlich mit China zu neun» Auseinandersetzungen, zu vielleicht jahrelang sich fortspiunenden Erörterungen kommen könne, sobald man sranzösischrrseit» versuchen wird die Grenzen de» neuerworbenen Gebiete» den Nachbarn gegen über srstzustellcn. daran denken natürlich die offieiellen Poli liker der französischen Republik in ihrem Siegesräusche keinru Augenblick. Auch die große Wahrscheinlichkeit wird nicht beachtet, daß vielleicht >m Lause der zukünftigen Berhand, luugrn der gewisse, in Peking beliebte ojficiöse Krieg und die von China indirect begünstigte Seeräuberci den französischen Kaussahrern, Kauoneubooten und den schwachen Besatzungen der GrenzsortS neuerding» zu schaffen machen können. TaS sind also kvnter Tinge und Bedenken, welche wohl geeignet wären, dem große» SiegeSjnbel und der unbedingten Zuversicht de» Cabinets Ferry und seine» Anhänge« einen Dämpfer auszusetzrn. Dasselbe ist in dem Wahne besangen, die jüngsten Erfolge in Ostasieu hätten mit einem Schlage die Siuttinuug Frankreichs zu Gunsten der von der Regierung befolgten Politik verändert, waS die Aussichten der repnbli kanischen Partei hinsichtlich der nächsten großen Wahlen nur günstiger gestalten könne. In mancher Beziehung sine diese Illusionen des Cabinet» Ferry auch einigermaßeu erklärlich. Man hatte nämlich kaum mehr zu hoffen gewagt, so billigen Preise» in Toukiu davonzukommen und so leicht, ohne ernste, weit au»grkifcude Störungen da» politische Abenteuer beenden zu können, in das man sich so »nvorsichligerweise vor Jahr und Tag gewagt hatte. Tin Znsaminenstoß mit China war noch vor einige» Monaten kann, zu vermeiden, ja e« standen durch den drohenden Consticl auch ernste Verwicke lungen niit den europäischen Seemächten in Aussicht, tvrlche mit China in Handelsverbindungen stehe». Zumal England und die nordanicrikanisch« Union wären kaum geneigt ge wesen, eine Störung ihrer Handelsbeziehungen mit Cbma ruhig hinzuncbuien oder die Franzosen allem, aus eigene Faust, einen offenen Bruch mit der. Regierung in Peking zum Auslrage bringen zu lassen. Die A»dc»t»ngen, welche in diesen, Sinne in Pari» gemacht wurden, haben dort viel mehr Bedenke» erregt, al» die Drvhnotcn de» Marquis Tseng, ja noch unlängst konnte man in den der französischen Negierung nahestehenden Blättern die Meinung anSgedrnckt finden, gemeinsam mit den .englischen BnndeSgenosseii" vor zugehc», um nicht die nachbarlichen Beziehungen mit England zu trüben. Alle diese Verlegenheiten wäre» aber vollständig in den äwlergrniid getreten im Hinblick ans die höchst bedenklichen oirknngen, welche ein von China Frankreich ausgezwungener Krieg aus die Republik selbst geäußert habe» würde. Zu einem solche» überseeisch-militairische» Unternehmen großen Stil» >vare Frankreich in keiner Beziehung gerüstet gewesen, ia zumal sprachen dagegen finanzielle und militairische Be denken. Waö letztere betrifft, so bätte die Mobilmachung mid Absenkung einer Expedition» Armee nach Tonkin und China die HccrcLorganiiation nur verwirrt, die gegenwärtig nicht mehr, wie unter de», Kaiserreiche, 40—50.000 Berufs soldaten ans dem Heere ausscheiden und für ein« überseeische Kriegführung verwenden kann. Man hätte allerdings zur Anwerbung von Freiwilligen Zuflucht nehmen können, allein zur Organisation derselben wären jedenfalls die entsprechenden Cadre» nolhweudig gewesen, die man doch dem stehenden Heere hätte entnehmen muffen, wa» dort auf die Ausbildung der jungen Mannschaft verzögernd gewirkt hätte. Ueberdies konnte, fall- rin Krieg mit China wirklich ausgebrocken wäre, di« französisch« sKepublik aus mindesten» ein Jahr sich kaum an den eurcpäischen Angelegenheiten betbeiligen, wa» gewiß nicht der Richtung de» französischen ChanviniSmns entsprochen habe» würde, der nun einmal ans feine em- grbildete europäische Machtstellung durtban» nicht ver zichten will. Alle diese Gefahren scheinen nun durch die Einnahme von Bacninh überwunden, weshalb e« also erklärlich ist. daß sich di« Pariser »ssicicllcn Kreise und ihre Preßorgane für diesen bieg und seine „ruhmvollen Folgen" für Frankreich nicht genüg begeistern können. Höchst brinerkenSwerth ist aber, daß di« Veranstalter diese» CiegcSjubel» gar nicht wahrnehmen wollen, wie übrrau» kalt er von der nichtcsficiellen Wett Frankreichs ausgenommen wird. Di« monarchistischen Oppo- silicnsblätter zucken dazu die Achseln n„d in den radikalen roerten die „großartige» Erfolge" in Tonkin geradezu ver höhnt. Di« erster«» weisen nicht mit Unrecht daraus hin. die bisherigen Erfahrungen hätten nur ergeben, daß Frank reich mit seinen neuen Eolonien sich »ur neue Lasten aus- bürdc. Es wird da hervorgehobe», seine Bevölkerung sci nicht, wie die der Nachbarländer, in einem fortwährenden Wacköthume begriffen, welche» die Maffenbesiedelnnq von Eolonien gestattet. Trotz de» Fleißes, Unternebniungsgeislr» und der sachlichen Intelligenz, welche Eigenschaften der französischen Handel-welt nicht avzusprecken seien, wollte e» derselben seit Jahrzehnten doch nickt mehr gelingen, selbst den erhoffte» Nutze» au» neuen überseeischen Erwerbungen zu ziebcn. Im französischen Kambodscha, wird weiter anögesührt. habe sich feit der Be sitzcrgreisung zur Zeit de« Kaiserreiches ein sehr reger und sinanzicll ergiebiger Verkebr entwickelt, aber die Hauptein »ahmen seien nickt den Herren de» Lande-, den Franzosen, zigcsallen. Ihre Schiffe verfrachten nicht den zehnten Theil der au»- nnd eingeführten Maaren, ja diese selbst werden, einen kleinen Bruchtheil von 7 bi» 8 Procent abgerechnet, a»f fremde Rechnung ein- und au-gesiihrt. In Tonkin, schließen die monarchistischen Blätter ihre handelspolitischen Betrachtungen, werden sich die Dinge kaum ander» gestalten; such dort wird, wie in Kambodscha, die Einnahme au» den Zöllen und Ueberschüffea der Verwaltung kaum auSreickrn, Kosten der dauernden niilitairischcn Besetzung de« Lande» P> decke«. In einem ganz anderen, aber nicht minder abweisenden Tone äußern sich über da» Tonkin-Abentener und die Ein- Hohmr von Barninh die radikalen Pariser Blätter, sowie die esammte rotbe Presse der Departement-, Nack diesen läßt !»ch da» .hungernde Volk Frankreichs- mit dem abscheulichen Toukinschwintel keinen Augenblick Sand in die Augen strenen. ES sei empörend und werde die sociale Revolution jedenfalls beschleunigen, daß die Bourgeois-Regierung, welche sich re« vublicanisch zu nennen wage, viele Millionen für den ein« fälligen Krieg in Tonkin verschwende, während daö wirthschast- liche Elend in Frankreich täglich trostloser werde und Hundert tausend« von braven Arbeitern deni Hunger und der Verzweiflung preiSgrbe. Von dieser Regierung fei für daS Wohl deS französiichcn Volkes durchaus nichts zu erwarte», wcühalb sie so rasch als möglich zu beseitigen und durch die sociale, aus den wahren VolkSkreifen hcrvorgeheude Republik zu ersetzen sei. In den Pariser Arbeiterkreisen von Bellevillc unv Montmartre finden selbstverständlich diese Auslassungen ei» lauteS Echo, aber die Regierung scheint sich, merkwürdig genug, um die stet« zunehmende, gegen sie von wildem Haß erfüllte Be wegung der Arbeiteruiaffen nur wenig zu bekümmern. Sie glaubt vielmehr durch ihre neuesten chauvinistischen EiegcS- phrase» Frankreich über seine wahre Lage täuschen zu können, wie cö Napoleon HI. verstanden halte. vergißt aber völlig, daß der französische Chauvinismus seit 1870/71 nicht mehr die Welt verblüfft und heute selbst in Frankreich thatsüchlich im Niedergang« begriffen ist. den Antrag der königlich sächsischen Etaalsregiermig an die Stände, »erjammlvng: dieselbe wolle dem wegen de- Baue- und Betriebe» einer normalspuiige» Seemidärbahn von Ronneburg nach Meuselwitz vereindarlcn vorläufige» Abkommen mit der herzoglich säch sische» Regierung zuslimme», anzunehmen. * Der Consumverein in Oderwitz hatte, im Verein mit noch 7 anderen Consunivereinen, sich mit einer Petition an den Landtag gewendet, in welcher Abhilfe von Miß- stünden, die bei der Besteuerung de» Einkommen» der Consumvereinc angeblich ftattsinden. begehrt und schließlich da» Ersuchen gestellt wird, die hohe Sländcver- samuilnng wolle beschließen, daß tz. 4 Puncl 2 de» Ein« kommrnstrucrgesetzeS vom 2. Juli >878 dahin auSgelegt werden soll, daß der Ertrag deS Reservefonds, der dem Reservefonds überwiesene Reingewinn und der au» dem Gewerbebetrieb der Erwerbs- und WirthschaslSgenoffensebasten stammende Reingewinn, wie er sich aus der Bilanz ergicbt, zur Einkommensteuer beranziiziebc» ist. Die Petition»-Deputation der Zweiten Kammer, Res. Abg. Hildebrand, ist zu keinem den Petenten günstigen Resultate gelangt, und sie beantragt, die Petition aus sich beruhen zu taffen. Vom Landtag. Di« Finanzdeputation der Zweiten Kammer (Lb- theilung v. Referent Abg. Döhlinger, Eorreserent Abg. Kvkert) hat über die Vortag« der SiaatSregierung, die Nebernahme de» Betriebe» der von Men selwitz nach Ronneburg zu erbauenden norm alspurigen Serundüreisrnbahu betreffend, folgenden Bericht er stattet : Die Regierungsvorlage ist bereit- von den beiderseits con- trahirenden Staatsverwaltungen nach jeder Richtung hin so genau erwogen, und dabei sind, mit gegenseitigem Wohlwollen, die Interesse» der Bevölkerung beider Elaoten so richtig abgewogen worden, daß man dem Vertrage ohne weitere Reserve zuftiuimen kann. Für die herzoglich sächsische Regierung bandelt es sich iu erster Linie darum, dev Braunkohle »gruben im Menselwitzrr Reviere eiu vergröbertes lilbiatzgedirt zu verschaffe», sowie ihrem Landestheile zwilchen Ronneburg und Meuselwitz, welcher sich östlich von der preußischen und Reuß-Gcraer Grenze hiuzieht. durch Einsügeii in daö sächsisch-thüringische Eisenbahnnetz in volkSivirihschasilicher Hinsicht eine gesteigerte Entwickelung »u ermögliche». Da der Lacalverkehr aus der projeciirien Linie Ronneburg- Meuselwitz im Anfänge voraussichtlich kein derariig lebhafter sein wird, um die zur Erbauung dieser Bahn erforderliche Lapitalaiilage von ca. 2'/« Millionen Mark ans Rechnung des küuigl. sächsischen Staates befürworten zu können, da aber die diesseitige Negierung ein großes Interesse an der Herstellung dieser E»e»vahuverbindnng besitzt, so wurde der richtige Weg getroffen, daß die herzoglich säch- siiche Regierung den Vau aus ihre Kosten Herstellen läßt und die köiiigl. 'ächsische Regierung den Betrieb unier Stellung der Betriebs mittel gegen setze Rente übernimmt, und sich bi» aus einen bereit» bestimmt vereinbarten Termin den rvent. Ankauf der Bahn sicherte. Von Königlich Sächsischer Seite au» kann man sich die Bah» nur als ein« Fortsetzung der Strecke der westlichen Etaatsbahil Lepzig-Gaschwitz. ferner der unter Betriebsverwaltung der Königlick Sächsische» Staatsregirruag bereit» befindlichen Pr,valbahn Gaschwitz Meuselwitz denken. Rach ihrer Vollendung wird dieselbe über Gera Wolssgrsihrt Anschluß an die Elsterthalbahn nach Berga, Greiz. Elsterberg, Ptauen i. L. re. über Grra-Volssgrsührl-Weida Anschluß -an die Mehltheuer-Weida und die Gera-Eichichi-Balm haben. Du «un die Linie Leipjig-Mcusklwitz-Ronuebnrg.Gera näher ist als jene über Leipzig-Iech-Gera, da ferner die Linie Meuselwitz-Ronneburg- Gera namhasl kürzer als jene über Meuselwitz-ZeitzGeia ist, io wird sich die GütklbesölSeriing von Leipzig nach Gera »ns weiter, sowie di.' Koh!e»bc!örder»»g von Meuselwitz über Ronneburg «ach Gera und weiter wesenllich billiger a!S aus den gegenwärtig deuutzlc» Noulen stellen und der herzustelleude« Bahn «inen nutzbiingende« Güter-, Producicn- und Kohlen-Durchgaugsverkehr dringe«. Dagegen wird die Königlich Sächsische Eiienbahnverwalluna ei«e Einbuße au dem Nutzen des Betriebes der Alienburg-Zeitzer Bahn, sowie au jenem der Strccke Al>e»durg-G0ßn>tz-Ron»ebulg erleiden. Doch dürste sich dieser Verlust »»«gleichen durch Ersparniß an Be- trieb-kosien bei Einlegen direct« Züge von Gaschwitz, eventuell Leipzig über MeuselwifpRounebiirg dis Gera oder noch weiter L e projectirlr Bahn soll siebe« Haltestellen aus ihrer Länge von 26 8 Kiloiii tcr erlniltcn. Hierdurch ist dem sie durchschueideuden sruchlbaren Landestheile h-urcilttriid Gelegenheit geboten, die Bedürs- »iss- und Prodvcte der Laudwirth'chast aus derselben ve» sraätt-n, und bei Anlage» von Brennereien, Zuckerfabriken, Daiiipsmühlen und anderen Industriezweige«, welche zur erhöaten Vcrwerlhnng der BoLeiirrzeiianiffc dienen, de» billige» Braiinlohleu- brzug und de» erleichterten Transport der Fabrikat« mit in Be rechnung bringe» zu könne«. Daher «scheint auch mit Beriicksich- liguu.g des zu erhoffenden Durchgangsverkehrs di« vo» beide» Eon- trahenien vereinbarte Reute, dcre» schließlich« Feststellung das Ergebniß längerer Verhandlungen zu sein fit-,int, geeechtsertigt. Wie dir Borlage sagt, darf de, vorsichtiger Schätzung der van- Aufwaud, welcher zur Verzinsung komme» würde, mit einem Gr- saminlbelroge von 2,500,000 ^ angenommen «erden. Dieses «giebt bei 26.8 Kilometer Länge eine Ziffer von rund 93HOO.4! pro Kilometer für eine «ormalfpurige, nach Maßgabe der Bahnordnnag für dentschr Eisenbahnen zu erbauenden Bahn untergeordneter Be deutung. Abgesehen von deu Betriebskosten, die za bei einer so erfahren?» Verwaltung, wie e» jeue uns«« künigl. sächsische» Grneraldireciioii ist, mäßig sein werde», und dem Aufwande kür Abnutzung und Erneuerung deS Belriebsmateriols würde der künigl. sächsische Staat pro Kilonieter eine Rente von ruuü 2480 ^ in den ersten fünf Jahren. von rund 2800 während der zweiten süss Jahre, von 3265 in späterer Zeit zu zahlen haben, welche sich progressiv erhöhende Verzinsung desBan-Auswaudes wohl in lleber- einftimmung mit der zu «wartende» Steigerung der Erträgnisse vom Loealverkehre allein tretend, in Aussicht genomme» werden darf. Daß nach dem Abschluff« der Baurechnung voll der herzoglich- sächsischen Regierung für «nr zn Ergänzunqe« und Erweiterungen der Bahnanlagen später aukgewendete Eapitolbeträge nach Höhe von 4 Procent zur Verzinsung gelangen, entspricht der Billigkeit, da sich derartige Ergänzunge» nnd Erweiterungen voraussichtlich blas dann nöthig machen werden, »ruo sich der Verkehr in erfreulicher Weise entwickeln sollte. Da» in K. S de» vereinbarten vorläufigen Abkommen» zwischen der herzoglich sächsischen Regierung und der königlich sächsischen Re- yieruug von erster der letzteren eingeräumte Ankaussrecht der pro- leciirte» vah» «scheint sür letztere günstig. Eie erlangte dadurch die Aussicht, daß sie sich sür etwaige Zubußen zur Betrievserbaltung der Bahn, welche in ihren AnsaugSjahren ohne besriedigenden Local- verkehr sein dürste, besonder« wird der Personeiwerk kr schwach sein, bei späterer Reniabilität derselben sür die früher gebrachten Opfer durch drrrn Ankauf zu «inrm stipulirtei, angemrssenrn Prrise wieder entschädigen könne. Da der Betrieb dieser Bahn, den Ver hältnisse» entsprechend, nur von der königlich jächsischc» Regirrung oder von der herzoglich sächsischen Regierung übernommen werden kann, letztere aber nicht in der Lage sein dürste, denselben io billig als erstere bcwirlhschasten zu könne», ja vielleicht von der Aussührung dek ProjecteS ohne die vorliegende Vereinbarung ganz abiehen müßte, so kann e» nur als ein richtige» Verfahren bezeichnet werden, daß sie einen etwaigen Ankauf seitens der dirffeitigen Regierung zu an- geinrffeneu Bedingungen einräumte. Entwickelt sich der Verkehr aus dieser Bahn binnrn 20 Jahren, vom lohe der BelriebSeröffnung ab, nicht derart, daß die königlich sächsstchr Regierung innerhalb dieser Periode deren Ankaus wünscht, so kann ihr auch an dem ferneren Bestehen de- gegenwärtig vereinbarten Betri.bSverhältnisses möglicherweise nicht gelegen sein, und würde sie dann, nachdem das Abkommen seine Endschaf» erreicht hat, eine veränderte Bersassung desselben selbst anstrebeu. Wie bereit» i,n Ein gang« diese- Berichte! ausgesprochen worden ist, «scheint daö Abkommen wegen der Erbauung nnd der Inbetrieb nahme der projectirle» Bahn als ein da» gegenseitige Interesse wahrendes und die fernere vvlktwirlhschajtlich« Eutwickelnna beider Staate, sörderndeS. Beide Reierentr» empfehlen daher der Kammer * Au- der Finanzdcputation der Zweiten Kammer (Ablh. Res. Abg. Uhlemanns liegt der schriftliche Bericht über dasjenige Capitel de» Etat» der Zuschüsse vor. in welchem die Mittel zu einem Um- eventuell Neubau der Lande-schule Grimma gefordert werden. Bei der erstmaligen Besprechung de« beantragte« Nm- bez. Neubaues der Fürsten- und Landeöschule innerhalb der Deputation trat eine dem Projekt keineswegs günstige Stimmung zu Tage. Einigen Mitgliedern der Deputation erschien ein so be deutende Kesten beanspruchender Umbau nicht, nock viel weniger ein Neubau nolhwcndig, zumal da da» Hauptgebäude nur erst im dritten Jahrzehnt diese» Jahrhundert» erbaut worden ist, und dasselbe in seinem nach der Mulde zu ge legenen Acnßeren einen ziemlich stattlichen Anblick gewährt. Bei der vorgenommene» Besichtigung re» Gebäudecomplexr» jedoch verstummten die Gegner einer durchgreifenden baulichen Umgestaltung mehr und mehr, je weiter di« Inaugenschein nahme der Räume vorsckritt; namentlich wurden die gesund heitswidrige Lage der Krankenzimmer, der Krankenwärter- wohnung und vor Allem der Schlassäle, die unwürdige Beschaffenheit der sogenannten Anla mit den darin befindliche» Tnrngeräkhen, deS Conserenzzimmer» für da» Lehrercolleginm. de» sogenannten physikalischen CabinelS. der Schülerbibliotbek lebhaft empfunden, und die Mangelhasligkeit und die abscheu liche» baulichen Verhältnisse der Aborte gerügt. Aber auch die Lehrzimmer in dem >826 bi» 1828 er baute» Gebäude gewährten keineswegs eine» besriedigenden Anblick, vorzüglich wegen deS mangelhaften LichteS. Die ver gitterten Fenster mit ,nai,zet»dkr Höhe gewähren in bewölkte» Tagen nur der zänttckst der Fenster sitzenden Hälfte der Schüler hinreichendes Licht. ES drängte sich der Deputation der Gedanke auf, daß die gesetzgebende» Faktoren wohl Sorge trügen, daß die von Gemeinde» zu unterhaltenden Schulanstalien nach den dnrch die Wissenschaft vorgeschriebenen und durch die Gesetze bestätigten sanitären Bedingungen eingerichtet sein müßte», aber die vom Staate selbst zu nnterhalrenden Anstalten diesen Anforderungen nicht entsprächen, obwohl von einer Schule mit Internat wohl zunächst verlangt werden könne, daß sie diesen Bedingungen Genüge leiste. Die Frage deS Um- oder NciihaucS gab zu den ein gehendste» Erörterungen Anlaß. Durch den Laiidbaumeistcr «»smerlsam gemacht aus die vielfache Schadhaftigkeit der Feusterslöckc m dem ncnereu Gebäude nnd aus den Ninstaiid. daß die Fenster in demselben »ach oben vergrößert werten mußten, um mehr Licht in die Räume zu belchaffen, über zeugte man sich, wie wenig von der alten Frontmaner in beiden Etage» diese« Gebäude« bei einem Umbau noch als »ntzbar erhalten bleiben könne und weil auch noch die durch Striche niarkirte Höhe der Hvchroafferständ« in früheren Jahren mit in Betracht gezogen wurde, kam man zu der eimnüthiaen Ansicht: es sei e», Umbau zn verwerfen, zur Zeit irgend rvelche erheblichen Reparaturen nickt vorzunehiue», sondern aus einen Neubau der Baulichkeiten zuzukomme». ES trägt die Deputation jedoch Bedenken, die Vorlage der StaatSrcgicrnng, nach welcher ans Grund der vor handenen Unterlagen der Neubau genehmigt nnd eine erste Rate der Bausumme von 250,000 in den Etat ein gestellt werden soll, zur Annahme zu empfehle». Tie Unterlage» bestehen in der Hauptsache nur au» einem Situativ»«- und mehreren Griindpläiicii. während Aufriß- und Durchschi,ittSzeichnuiigen, vor Allem aber specielle, aus Grund von Neubaupläne» hergestrllte Kostenanschläge fehle«. Nach Ansicht der Deputation erscheint zwar an» den Grundplänro eine zweckmäßige Raumvertheitung hervorzu» geben, jedoch haben dieselben in sehr kurzer Zeit dnrch da« oetreffende Landbanamt fertig gestellt werden müssen, so daß die Möglichkeit nabe gelegt ist, daß bei weiterer Ueberlegung noch hier und da Verbesserungen hinzugesügt werden könnten. Nach alledem beantragt die Deputation, di« Kammer wolle beschließen: 1) die ii» StaatShauShaltS-Etat für 1884/83 znm Um-, eventuell Neubau der Laiiderschnle Grimma eingestrllte erste Rate in Höhe von 250,000 .< gemeiujährig 125,000 -4k. zur Zeit abzulrhiien; 2) rin BercchiiungSgeld in Höbe von 10,000 gemein- jährig 5000 zu den erforderlichen Vorarbeiten zu bewilligen und 3) de» der königlichen SiaatSregierung zu beantragen, der nächsten Sländeversaminlung über den in Aussicht enommcnen Neubau der Lande-schule Grimma eine orlage zugeheu zu lasten. Strömungen ivechselnd, auch bi» an das Ende der Woche vorwiegend. In Berlin und Karlsruhe ging der Wind am 6. »ach Ost und Nord ost, in München und Breslau „och West und Eüdwest und blieb a» diesen Stationen an- diese» Nichuiiigen bi« an da» Ende der Woche wehend, wo sich der Wind io Karlsruhe nach Südwest drehte. — Die Temperatur der Lust war eine niedrige und entiprach nur in Köln der »orinalen: an den andere» Elationen erreichte sie das vieljährige MonolSmittcl nicht. Bei vielfach nebliger Witterung erfolgten Nirdcrschläjfk. meist Schnee, nicht häufig und meist nicht ergiebig. Der beim Wochenliegiui, mäßig hohe Druck der Lust nahm am 2 März zu; das Barometer behauptete sich mit geringe» Schwank,,»gen bi- iu die letzten Tage der Woche, wo er auffälliger aduabm, aus seinem Etandpuncir. Die Sterblichkeit bat in der Berichiswoch« in den meisten Groß städten Europas zugkiiomnirn, in Berlin blieb sie die gleiche wie in der Vorwoche. Die allgemeine Clerblichkeitsverhälinißzahl sür die deutschen Städte stieg auf 26.l von 24.8 der Vorwoche (pro Mille und Jahr berechnet). — Insbesondere war die Sterblichkeit des Säug liiigalterS eine gesteigerte. Bon lOOOO Lebenden starben (aus» Iah berechnet) 79 Eänglinge gegen 75 der vorhergegnngcncn Woche; in Berlin 65, in München 134. Die Sterblichkeit in der höheren Alter-- classe (über 60 Jahr) war dagegen eine verminderte Unter de» Todesursachen zeigen die Jnsectionskrankheiieii aieist ein gegen die Boi wache wenig o. ränderleS Vorkommen; nur Masern wurden in deuilche» Städten selieuer. Darmkatarrh« und Brech- durchsälle der Lmdec und acute entzündliche Processe der Alhnuings- »rganr, sowie Lungkiivhthisen führte» häufiger zum Tode. — Todes- sSUe a» Malern wurden ia Breslau, Essen und Hamm häufiger, in Lübeck, Kiel, Ulm, München. Regeusburg, Strnßbuig nahmen sie etwas ab; auch ia Wien, Paris, London, Manchester, St Peters burg. Turi» traten Maser« recht bösartig aus. Da« Scharlach- fieber erfuhr iu Etbeefrld und in Brrlm eine Steigerung der Strrdrsälle. — Diphtherie und Lrvup zeigt»» säst die gleich« Sterblichkeit wie i» der Vorwoche. Geringer wurde die Zahl der Opfer iu Königsberg, Breslau, München, Chemnitz, Elberfeld, Wien; größer i» Stettin, Elbing, Dresden. Plauen, Berlin, Leipzig, Dessau, Forst, Hamburg. Bremen, Bran». schweig, Erefeld. Franksurt a. M., wie auch in Amsterdam, Pari«, Si. Petersburg. Turin, Madrid u. a. — Slerbesälle an Unterleibs, typhns waren nur in BreSIau. St. Petersburg und Turin häufiger. Todesfälle an FlecklyphuS kamen auS deutschen Städten nur l, au« Broniberg, ferner aus Palma 1, ans Malaga und Granada je 2, au« St. Petersburg 3, aus Madrid 4. aus Murcia 5 zur Meldung. — Sterbesäkle an Keuchlmsten waren in Berlin, Eöln und Deutz ver winden, in Lübeck, Dresden, Hamburg, Bremen vermehrt. — Acut« entzündliche Procesie der AthmungSorgane zciaten sich allgemein häufiger und sühnen, wie stets im Frühjahr, ösler» zum Tode. — Auch Darmkatarrhe und Brechburch'.ille der Kinder veranlaßt«!, »amenilich in Hanibnrg, mehr Todessälle. — Ruhrsälle waren ver einzelt. Auch Todessälle an acutcm Grlenkrhcumnnsmus käme» ans deutschen Städten nur 3 (gegen 9 der Vorwoche) zur Melkung. — Dein llkmdbilisicber erlagen in deullcken Stäklr» 22 Franc». — Eierbeiälle a» Prcke» kanirn ans Berlin, Graudenz. London, St.Peters burg, Et. Louis einzelne, aus Liverpool, Warschau, Vcned: i. Madrid, Granada, Lissaloa je 2, auS Paris und Murcia je 3 -ur Meldung. Häufiger waren Pockcntodessällc i» Wien, Bic»»ng!>um, Malaga; in bedeutender Ansdrhmiiig herrschten Pocken i» Turin, Krakau. Reiv- Orleans »nd Prag (wo sie 46 Todessälle in der Brnchiswache her- vorriesen). — Sterliejälle a» Cholera haben in de» größere» indischen Siädie» abgenvuniie». Ans Kalkutta werden Mitie Januar 5, au« Bombay (Aiisang Februar) nur noch N Todessälle gemeldet. Sterblichkettsbericht. Gemäß den Veröffentlichungen deskaiserlichenGesuadhetts- omteö find in der 10. Jahreswoche von je lOOO Bewohnern, aus den Jahresdurchschnitt drrechnei, als gestorben gemeldet: in Berlin 23.0, in Breslau 35.3, in Königsberg 34.8, in Köln 27.3, ja Frank surt a. M. 2l.9, in Hannover 19.0, in Kassel 28.0, in Magde bürg 16.2, in Stettin 31.2, in Allona 33.2, iu Straßburg 30.1, in Metz 24.3, in München 35.5, in Nürnberg 27.2. in Augsburg 301, in Dresden 29.7, in Leipzig 25.0, in Sinttgari 26.0, in Braunschweig 28.7, in Karlsruhe 16.0. i» Hamburg 28.5, in Lübeck —, in Wien 30.7, in Budapest 34.1, in Prag 39.5, in Trieft 40.3, in Krakau 28.2, in Basel 13 9. i» Brüssel 27.0. in Amsterdam 27.9, in Pari» 26.5. i, London 21.3, in Glasgow 27 5, iu Liverpool 25.6, in Dublin 26.0, in Edinbnrg 20.2, in Kopenhagen 23.0, ia Eiockholm 26.3, in Ehristiania 21.3, in St. Petersburg 42.1, in Warschau 29.5, i» Odessa 33.8, in Bukarest 36.4, in Rom —, ia Turin 43.2, in Madrid 36.2, in Alexandrien 33.8. — In der Zeit vom 10. Februar bis 16. Februar: in New-?)ork —, in Philadelphia 21.3, in St. Louis 18.9, in Ehicago —, in Eincinnaii —, in San Francisco 19.7, in Kal kutta 28 6, in Bombav 29.2, in Madras 62 9. Beim Beginn der V.richiSwoche und bl» um die Mitte derselben rrschten an den deutschen BeobachtungSorteu östliche und südöstliche indrichlnngen, die auch in Könitz b>» an da» Ende der Woche vor- berrfcheud bliebe». Am b. «nd 6. ging der Wind an den meiste» Stationen nach Norswest und blieb, mit nord- »nd südöstlichen Entscheidungen -es Reichsgerichts. ^Abdruck ohne Angabe der Quelle wird geriet,roch verkokgtI Wegen Preßvergehcns war der Dnehdruck reibejitzer A. zu R. vom^Laildgeiicht verurll-eilt, weil gegen ihn sesig-slcll, wir. daß er im Märi v. I als vcruuiwsrtlichcc Rebacleur dcr Zci:u»g „Osi- prenßjscheS VolkSblalt" durch de» >» Nr. 36 d-eier Zeilriug vom 22. März v. I. enllinllrnen Nusdruck: „Mißregirrung der jetzigen Minister " das königlich preußische Liaals-Ministerium össemlich beleidigt hat. Die vom Aiiqekl iglen grgci, die Vernrlheiliuig eingelegt." Revision ist vom R.-G., II. Etrasi, am 9. November v. I. „ntrr soigendcr Ausführung verworfen. Der Rev>sio,i»ichrisi iü zujii^ben. daß Oi- ject der Beleidigung die Ehre ist. Ta die >5r,re kür ein Aitridnt der Persönlichkcit zu krachten, so würde cn,uiichn>eu sci», daß nur physische P e rsone» beleidigt wcroru können. Tao positive Recht »lacht vo» diesem Grundsätze aber SIu»»-hin-», indem e« in 197, 196 Llr.-W.-B., über den rtreis der physischen Personen, als der begriffliche Träger dcr Ehre, hiiianSgreiicnd. die Beleidigung gegen eine gesetzgebende Versammlung d?S Reich» oder »ine« Bimdesstaals, gegen «ine andere politische Korperichesl und gegen eine Behörde als möglich anerkeunt. Deshalb kann der in 8 185 Str G B- ansgestellie, nickt näher bestimmte Begriff der Beleidigung nicht dahin auigeiaßi werde», als bezöge sich verleibe nur aus drii sittlichen Werth, dir Ehre und Würde rinr» Menschen; derselbe greift vielmehr ia gleicher Weise Puitz, wo es sich »m die Verletzung der Ehre enirr Behörde bandeil. Das: das lönigl. preußische «taatsniinislerii»» eine Behörde ist, kann mchl zweifel haft sein. Die Frage al«r, ob dasselbe durch die Acußerniig. daß selbst noch eine lange Reihe von Jahren dcr Mißregierung dcr jetzigen Minister das zwischen deu Herrschern aus drin Hanse Hohenzolleri« und ihrem Volke beslrhcndc Band nicht zu erichüiiern vermöge, au feiner Ehre verletzt, — beleidigt ist, ist eine nach de» concieten Verhältnissen zu entscheidende, tfiatlächlichc, in gegenwärtiger Instanz nicht nachzuprüsende Frage, weil es dabei nicht «ur aus Inhal« und Tragweite der Kundgebung, sondern auch auf de» Zweck derselben ankommt. Für rechtsirrthnmlich aber kann es nicht erachtet werden, wen» ü> dem Borwurse der Miß- regierung in der Verbindung, in welcher er vorliegend er hoben ist, eine Beleidigung de« königlich preußische« Staats- Ministeriums, also der Ausdruck der Mißachtung uud Gering schätzung gegen dasselbe gesunden ist. Die Widerrechtlichkrit der Kundgebung bringt das Landoericht dadurch zum Ausdruck, daß e» erklär», durch den Vorwurf der Mißregierung feie» die Grenze» einer erlaubte» Kritik überschritte». Den Schutz des ß 193 Str.-S -B. behauptet die Revision insofern, als sie es als »in Recht dcr Presse bezeichnet, öffentliche Vorgänge idrer Kritik zu nutrrzicheu, uud als sie deshalb jede dahin eiu- schlagende Aeußerung al» zur Wahrnehmung berechtigter Interesse» gemacht erachtet wissen will, so daß mittelst der Presse geschehene Kundgebungen an sich beleidigenden Inhalts »ur alsdann strafbar wären, ivenn aus der Form der Aeußerung oder ans den Umstände», unter welchen sie geschah, da« Borhaudensem der Beleidigung, h. h. die Absicht zu beleidigen, seftgestevt ist. Diese Anjjassung ist jedoch uiiberechligt. ES ist voa dem Reichs gericht bereits wiederholt ausgesprochen, daß ein allgemeine» Recht der Tagcspresse, vermeintliche Nedelftiude Sfsentlich zu rügen, nicht eriftirt. Das Gesetz über dir Presse vom 7. Mai 1874 schreibt in § 20 Absatz 1 vielmehr vor, daß die veraniwonlichkrit sür Handlungen, deren Eirasdarkeit durch den Inhalt einer Druckschrisl begründet wird, sich nach den bestehende» allgemeinen Straigesetzen bestimmt, und erweitert sogar tu Absatz 2 bei periodischen Truckschriste» die strafrechtliche Haftung des verantwortliche» RedacleurS. Auch der Art. 27 der Vrrsaffung»- urkliiide sür den preußische» Staat hat dnrch die Bestimmung, daß jrder Preuße das Recht Hai, durch Wort, Schrift, Druck »der bild liche Darstellung seine Meinung frei zu äußer», eine exceptionelle Stellung der Presse nicht geschaffen und läßt die Deutung »ich« zu, daß das Recht der freien Meinungsäußerung zur Be gehung einer strasbarru Handlung, insbesondere eiurr Beleidigung ermächtige. Deshalb hat da» Landgericht d«rt» rechtlich nichl grschli, wenn es nicht allein deshalb, weil es sich um eine mittelst der Tagespreise begangene Beleidigung handelt» den Fall der Wahrnehmung berechtigter Interesse» unterstellt hat. Sachsen. * Leipzig, IS. März. Durch Verordnung dcr lönigl. Ministerien de» Innern und de» Cultu» und öffentlichen Unterricht» vom 5. Februar d. I. ist die den Gefchäst»« betrieb der Friseure und Barbiere betrrffende Bestim mung in tz. 8 unter 6 der Verordnung zu AuSsübrung de» Gesetze«, die Sonn-, Fest- nnd BußtagSseier betreffend» da» >0. September 1870 aufgehoben und dafür bestimmt worden,
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