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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.06.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-06-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188306248
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18830624
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18830624
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1883
-
Monat
1883-06
- Tag 1883-06-24
-
Monat
1883-06
-
Jahr
1883
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.06.1883
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«W- WWW Erste Mage zm Leipziger Tageblatt und Anzeiger. idende- 17L. Tonntag den 24. Juni 1883. 77. Jahrgang. Die Rose, die auf Gräbern blüht! Johannistag 1862. Zwei Helden kämpfen, Sieg sich zu erraffen. Da» Leben, und sein grimmer Feind, der Tod, Der bleich« Tod führt sifggekrvnte Waffen, Strahlt auch de» Leben» Wange noch so roth. Doch ob ihn auch de» Siege» Lorbeer» zieren, . Ob alle« Leben» Licht im Grab verglüht, > Den Tod lägt selbst im Sieg nicht triumphirrn ' Di« Rose, die auf stillen Gräbern blüht. Du fuhrst, geschmückt mit Palmen und mit Kränzen, Dein Kindlein lieb hin nach dem dunklen Grab, Du sahst Dein Glück in schönen Augen glänzen» Bor Deinen Augen senkte man'» hinab. Für immer mußt in dieser Welt Du missen, wa« in sein Reich der finstre Orku« zieht. Doch zeigt, daß Dir'», ob todt, nicht ganz entrisse«, Di« Ros«, die aus stillen Gräbern blüht. Denn wenn am Grab, da» Du mit Blumen schmücktest, Du im Gebet voll Andacht knieest hier, 0 Dann ist'», als ob an'» Herz Du wieder drücktest Dein Kleinod, da» der Tod entrissen Dir; Da» Lockenköpfchen wieder schelmisch wieget . Drin Kindlrin, da» vor sich Dein Auge sieht,' Ein Zeugniß ist, wie stet» die Liebe sieget: Die Rose, die auf stillen Gräbern blüht. E» geht die Sage, daß um Sanct Johanne», Wenn voller Blüthendust durchweht die Lust, Die Todtcn ledig werten ihre» Banne», Und ihre Geister schweben au» der Gruft. So ist'», der Liebe Wesen, zauberprächtig. An'» Licht hervor im Geist dir Todten zieht, Bon der Erinnerung zeugt, die lebt allmächtig. Die Rose, die auf stillen Gräbern blüht. O trocknet heute alle bittren Thränen, Weil durch die Lieb' der Tod die Macht verlor. Er kann sich nicht al» stolzer Herrscher wähnen. Ob er im Streit den Sieg sich auch erkor. Du bist nicht Herrscher, Todl E» herrscht die Liebe, Di« ewig jung in uns'ren Herzen glüht, E» zeugt von ihr, dem heiligsten der Triebe, Dl« Rose» di« auf stillen Gräber» LkEhk den Eingang zu verwehren:*) man »erslovst alle Oessnungm a«! Stillen u. s. ». ans« Gorasältigst», und im ganzen Hause werden zauberkrästtae Blumen und Kräuter »rrlheilt. Biele Gewässer fordern an diesem Tage ein Opfer, so die Saale, die Elbe, die Unstrut, die Elster, die Bode, dir Pleiße, der Neckar we»haU» die Fischer denn auch nicht gern ihrem «ewerbr nachaehen. Andererseits aber wird ein Bad in dor Johannißnacht silr besonder» wahlthuend und heilsam angesehen; rin solche» «ad wirk» so viel wie nenn > andere Bäder. To sehen wir auch in dem auf den Johannistag bezüglichen! Volksglauben das Unheilbringende mit den, Segenbringenden überall im Kampfe: da» Segenspendende al» uralte» Ueberbleibiel aus dem Dienst der wohlthätigen heidnischen Gottheit, da» Unheilbringende al» spätere», durch den Kampf de» Lhristenlhum« mit dem Heiden- ^ thum hinzu gekommene» Moment. A. Schroot. ver Johannistag im Volksglauben. Die Zeit der Sommer-Sonnenwende (21. Juni) war einer der Wichtigsten altgermanischca Opfertage, ohne Zweifel dem Fco, dem Gotte de» Sonnenschein» und der Fruchtbarkeit, geweiht. Mit Jo Hannes dem Täufer hat dieser Tag nur insofern etwa» zu thut», ol der 2s. Juni, auf welchen derselbe später verlegt wurde, al» dessen Geburtstag angesehen wird. Dieser Heilige hat nur seinen Namen hergegrben; Alle», wa» mit diesem Tag« zusammenhängt oder sich aus ihn bezieht, ist ursprünglich altgermanisch, dem in der späteren '«it allerdings mancherlei sremdartige» und namentlich unheimliche» iwerk zugesügt wurde. Nur di« an manchen Orten, wie speciell in Leipzig, übliche Sitte, an diesem Tage die Gräber mit Blumen zu schmucken, ist rein christlichen Ursprünge». In manchen Gegenden Deutschlands, namentlich aber in Frankreich, ist der 8s. Juni noch heute ein Festtag. Birken werden aufgerichtet, mit Blumen- und ^allvgewiiiden die Häuser geschmückt oder e» werden solche quer über die Straßen gezogen; Kinder tanzen und springen darunter her, sperren den Vorübergehenden den W«g und erheben einen Durch- laßzoll. De» Abends werden a» erhöhten Stellen oder aus Hügeln mächtige Feuer angezündet (die sogenannten Tonoenwendseuer), wozu man Scheite und besonder» auch Besen (wegen ihrer Zauberkraft) vorher in den Ortschaften sammelt. Niemand weigert sich, dazu bei zusteuern; in Uniersranken singen die Burschen! Wer keiti Holz zum Feuer yit, Erreicht da- ewige Leben nit. Man tanzt um diese Feuer, die brennenden Scheit« und Besen in der Luft schwingend und in die Höhe schleuderad» und springt dann hindurch, besonders thun die» Liebespaare, w»b«i sie sich an den Händen fassen. Im Oberbayerischeu singt dabei der Bursche: Unterm Kops und oberm Kopf Lhu ich me>'Hütet schwinge, Madl, wenn Du mi gern hast. Durchs yeur mußt mit mir springe. An diesen Tänzen um die Johauuisseurr bethelligten sich im Mittelalter selbst die höheren Stände und sogar Fürsten. Im Jahre 1401 beging »mn z. B. ein besonders glänzendes Johannissest in München, wobei der Herzog Stephan nebst Gemahlin mit den Bürger» tanzten. Im Jahre 1849 wohnte Kaiser Maxtmüla» etuem solche» Feste in Frankfurt bei. Während des Tanzen» um da» Feuer schwingen Knaben auck wohl eine Henne darüber hi», wa« auf eia Opfer zurückzudeuten ist Bursche schleudern brennend« Holzscheib«» i» die Luft, «ährend eben fall« brennend« au» Stroh geflochtene Räder de» Berg hinadgerollt werde»; beide» staubildlichr Beziehungen zur Ton»«. Solch« Näder werden besonder» in der Moselgegeiid die Berg» hinadgerollt. ES ist die» eine Art Zaubrrhandlung, di« aus da» Ged«,he» de» Weine» Einfluß haben soll, da mau Johanne« den Läufer wegen feine» Ge- burtStage» um die Zeit der Weiublüthe in Beziehung zum Wein, gebracht hat. Wer durch da» IvhauniSfeuer springt, soll vergraben« Schätze sehen können. So hoch man springt, so hoch geröch der Flachs wer nicht hinburchspringt, dem geräth er nicht. Di« Beziehung de« Flachse» zur Sonne, den Sonnenstrahlen, dem Feuer kehrt »per wieder im Volksglauben. Drei angebrannte Scheit«, in de» Flacht- acker gesteckt, sollen da» Wachstbum de» Flachses befördern. Ah. aeläschte Scheit« unter den Dachfirst angebracht, gewähren Feuer schutz. An dem Feuer werden auch Erbsen gekocht und aus der ' »d gegessen, was sür allerhand gut ist; oder mau bewahrt e aus, um sie gelegentlich bei Wunden und Quetschungen als Heilmittel zu gebrauchen. Brennend« Scheit« werden t» Süd- drutschiand »och vielfach nach Hause gewann, um neue« Heerd- seuer «uzuzüaben. In Ostpreußen kommt noch die Sitte vor, daß, nachdem Abend« all« Heerdseuer au»g«I»scht sind, ein eichener Pfahl i» die Erd« gesteckt und daraus ei» Rad so herumsewirdelt wir», bi» die Flamme» Hervorbrechen. An dielen ei»zünde« m«n Scheite, mit denen man frische« Heertzseuer tu de« Häusern »»steckt. Diese Sitte weist auf das höchste »ltrrlhum znrttck «d hängt mit der Austcht zusammen, daß das Feuer, durch den Profane» Grbrunch »rruarriuigt, von Zeit z» Zeit erneuert »erd«, «üge. Währe,» sauft Mitternacht diejeuhe Zeit ist, VW di« OeGeeweA eutbunw» und die Zauberkräfte emfeffelt sind, ist e» am Johannis- tag >, Hel, Milwzsstunde. Dam, läßt sich vorzugswetfe auch die sogenannte weiße Frau sehen, i» welcher «an ein« Umgestaltung der albgermanischo» ynga, Gsttm der Lied« »nd Fruchtbarkeit, uu» der ldätere, tzK« (Fra» Lo»e) zu erblicke, h> feind,elitzTNüchw »eL» b^aud^ä W. »°e^ -G« i» vwz, ' ? . Preuße», allerlei getrosten, Lhärru Fenss« "" ^ ^ *) Merkwürdiger Weise ist aber andererseits der Besen eine« der Geräthe, aus denen die Hexen am liebsten «ach dem Bloxberg reiten. Inm Johannistag 1883. Ein Mahnwort an da« sächsische Volk. Wieder einmal duften die Rosen und au» dem wogende» Aehren- meer grüßen die blauen Kornblumen heran»: der Sommer ist bei uu» e,»gezogen mit feinem Füllhorn farbenprächtiger duftiger Gaben, »ent aber ist Johannistag und gar manche» frohe Fest wird an diesem schönen Tage gefeiert, wo der Schöpfer die Natur im Zenith ihrer Pracht und Herrlichkeit erscheinen läßt. In den sächsischen Waisenhäusern ist der Johannistag ein Fest- und Freudentag für die elternlosen Kinder, nicht minder in der sächsischen Blindenanstalt u Dresden, welche an diesem Tage alljährlich da« Gedächtniß eine» brer größten Wohlthäter durch einen Festaciu» erneuert. Ein« der schönsten und pietäwollsten Sitten, welche in der Neuzeit im Königreich Sachsen Platz gegriffen baden, ist aber die am Johanni«, tag «rsolgende allgemeine Schmückung der Gräber auf den Fried- hüsen und die duftigsten, leuchtendsten Spenden der Göttin Flora und Genossin de» Sommer» hinauSzutragen aus den Gotte-acker, aus die Gräber der Geschiedenen und ihrer immer wieder zu g«. denken in Liebe und Treue. E» giebt wohl kaum eine Familie, der man nicht schon ein theure» unvergeßliches Mitglied draußen unter den grünen Rasen in enger Kammer gebettet hat zur letzten ewigen Ruhe und darum lenken ihren Weg auch so viele Tausende an, Iohanni-sest hinaus zur stillen Gräderstadt «nd den Todten gehSrt so recht eigentlich der (fohaiinittag. Darum möchten auch nachstehende Zeilen die große Familie de» ganzen sächsischen Volkes an einen iheurcn unvergeß- lichen Todten erinnern, gegen den e» noch eine Pflicht der Dank barkeit und Lieb» abzutragen gilt, an einen Menschen, der zu den besten gehört, den je die Erde getragen, an einen edlen hochherzigen Fürsten und Monarchen: an den hochseligen König Johann. In diesem Jahre vollendet sich bekanntlich da» erste Jahrzehnt, seildrm der gelehrte und weise König am 29. Oktober nach langem Leiden zu Pillnitz au» dieiem Leben schied »nd sein ruhmgekrönter Sohn, Sachsen» beutiger König Albert, den Thron seiner Väter be- stieg. Zehn Jahre schon schlummert Johann der Wahrhafte in der stillen Fürstengrust der katholischen Hoskirche zu Dretde«. Dein Andenken leb« zwar noch heurigen Tage» lebendig fort im Herzen seine» Sachfenvolke» und sein Ruhm wirb noch verkündet werden, wenn die Generationen von jetzt und kommender Tage längst schlasen gegangen sind, aber noch fehlt e» der sächsischen Residenz an einem Denkmale an eine» der edelsten und besten Fürsten, welche je da» Scepter der Wettiner getragen, über Sachsen regiert haben. Da» Gedächtniß gerade diele« König» späteren Geschlechtern nicht nur in ieincm segensreichen Wirken al» Regent, sondern auch in seiner äußpren Gestalt al» heilige» Bermschtniß zu überliefern, ist ein« unabweisbare Pflicht der Dankbarkeit und Pietät der Sachsen ton heute, den» 'sie haben ja unter Johann» milder und weiser Regie- run-f voll nnd ganz den reichen Segen gespürt, den diese» König- Regiment über fei» Land und Volk au-goß. Vor drei Jahren wurde durch einen am Todestag de» König- Johann in verschiedenen Zeitungen des Sachsenlandes veröffentlichten Artikel, welcher u. A. auch im .Kamerad", dem Organ der sächsi- schen Militair-Vereine, erschien, der Anstoß zu den ersten Samni> lungen für ein Iohann-Denkmal gegeben, sür besten Errichtung der verstorbene Minister r. Falckenstein schon vor Jahren gewirkt hatte. Die Militairvereine de» Landes fingen an» Gelder zu sammeln, andere Eorporalionen folgten, die Schulen veranstalteten Pscnnig- und ander« Sammlungen und eS kam auch damals eine ziemlich Hobe Summe zusammen, welch« von dem DenkmalS-Eomilö, an besten Spitze Dresden» Oberbürgermeister, vr. Slübel, sieht, zinsbar angelegt worden ist, Aber dieselbe reicht bei Weitem nicht au» sür die Kosten, welche die Errichtung eine« dem großen Todten würdigen Denkmals verursachen. Gleichwohl sind die Sammlungen sür da» projecticte König-Johann-Denkmal im ganzen Lande längst in» Stocken gekommen und man hört nirgends mehr etwa» davon. Da erscheint denn der der Erinnerung an unsere Todten ge- widmete Johannistag sehr wohl geeignet, die Angelegenheit neu zu beleben: e» wäre doch gewiß eine da» Sachsenvolk nur ehrende That, wenn am diesjährigen zehnten Todestag de» unvergeßlichen Sachsen könig- die «»sammengekommenen Gelder für sein Denkmal wenigsten» schon eine solche Höhe erreicht hätten, daß man daran gehen könnte, an diesem Tag« den Grundstein zu legen. Der Sommer ist soeben bei un» eingezogen und während desselben werden allerwärt» im Gachienlande von Lorporatiouen, Vereinen und Familien Feste der verschiedensten Art gefeiert. Bei diesen Gelegenheiten auch de» König- Johann-Denknial» zu gedenken, würde gewiß iür da» BorwärlSkoinmen der Sache nur förderlich sein. So z. B. sollten die sächsischen Militairvereine, welch« am 10. Juli d. I. den 10. Jahre-tag der Begründung von „Sachsen» Militairverein«-Bund" durch ein glänzen- de- Kriegersest in Dre-den zu begehen beabsichtigen, diese Gelegen heit nicht vorübergehen lasten, ohne auch eine neue Spende sür da» König-Johann-Denkmal zu iammeln. Geeignete Mittel und Wege zu diesem Zwecke lasten sich ja leicht auffinden, auch für andere Bereinigungen patriotisch gesinnter Sachsen. So schön man e» findei. wenn am Johannistag die Leute mit Kränzen in der Hand zum Friedhof und an die Gräber ihrer Heim gegangenen wandern und der ganz« Gottesacker einem Blumengarten vergleichbar ist, so ehrenvoll wurde e» für da» Sachsenland und Sachsenvolk sein, wenn e» seinem edlen, unvergeßlichen König Johann da» wohlverdiente Denkmal zu errichten ermöglichte. Möchten vor- stehend« anspruchslos» Zeilen den erwähnten Zweck «ach Möglichkeit fördern, den Beginn neuer Sammlungen für da» KSnig-Johann Denkmal anregen und so für den entschlafene« Monarchen in Wahr heit z« einem bescheidenen Johannistag - Vergißmeinnicht - Kranze werden, dargedracht au» der Mitte de» sächsischen Volke» heran»! E« wäre der schönste Loh» sür De», der ihn vorstehend zu flechten versucht I Dresden. Max Dittrich. Aus Leipzigs schlimmsten Tagen. »» »der zwei in Krtnzfdrm» »» d Es ist nun gerade siebzig Jahre her, daß unser Leipzig unter «inem Belagerungszustand« seufzte, wie ihn schwerer weder diele Stadt wieder, noch kaum ein« andere im Reiche erlitten hat. Unterm 16. Juni ISIS hatte der Leipziger Stadtrath im „Tageblatt" (Nummer vom 18). da» damal« übrigen» noch keinerlei politische Nachrichten bringen durfte, der Leipziger Bevölkerung im Namen des ganz von Napoleon'» Willkür abhängigen Köniq» Friedrich August öffentlich bekannt gemacht, daß zwilchen den kriegführende» Mächte» im Dorfe PIie«witz i» Schlesien eine Waffenstillstand»- conventton unterm s. de» lausenden Juni zu Stande gekommen sei, daß der Waffenstillstand selber aber bi» znm 20. Juli dauern und hierüber noch »ur Aufkündigung rin Zeitraum von K Tagen bis zu feinem Ablauf ^rechnet werden solle und daß sosipergestalt die Feindseligkeilen »lcht frilber als S Tage nach dor ln den betreffen den Haupiguartiereu geichehcnen Aufkündigung wieder anfaugen sollte«. Für Leipzch solbft, deffen Bevölkerung, namentlich dir Ctudentenichalt, dsn Frouzoien schon kingst »in Dorn im Auge war. sollt« aus diesem Waffenstillstand nicht« Gute« erblühen. Die arme Stadt batte durch die Durchzüge »nd Einquartierung sranzöslscher italienischer, polnischer und rheiudündischer truvpen ohnedie» schon sürchterlich zu leiden und die Lazarrthe waren vollgestopft mit Kranken und Berwnndeten, e» wurden lau» den Lodtenlisten von den Mikitairlazarethea nach dem Friedbof vom 12. bi» 18. Juni »lei, 4S gestorben« Soldaten, vom 1s. bi« SS. deren bl, vom W. Autt bi« 2. Juki Mir 71. vom ». bis s. Juli ss. von, 10. l>W IS. Inst bs derselben übergeiührt (freilich gegen die Zahl der Tobte» »ihrrnd der Oclobertngr immer noch wenig genug!), und Typhus nnd «ndere ansteckend« Krankheiten forderten auch in der Bürger- schnft zahlreiche Opfer» trotzdem daß der Magistrat Befehl gab, die Straßen häufiger zu kehren uad auch sonst all« unr erdenkliche» j gesundheitliche« Lorkthrungsmaßrrgeln za treffen. Da« aber war des Leids noch »ichl geang für Leipzigs Be wohner. Am 22. Juni ließ der Herzog von Padua durch den General Bertrand und iu deffen Anstrag wieder der Rath der Stadt in der damals verpachteten privilegirten „Leipziger Zeitung", deren Pächter der geschätzte Dichter Hofrath Mahlmaaa war, bekannt machen, daß die Stadt Leipzig in Belagerungszustand erklärt worden sei. Di« Polizei in der Stadt und den Vorstädten werde militairisch «nd ohne Eoncnrrenz der Landesbehörden ge- handhabt, welch» »ur di« polizeiliche» Maßregeln in Ausübung bringen könne, di« ihnen vom Herrn Lomm-ndanten anbesohlen worden seien. Die Eivilbehördea behielten, weil das dcn Herren Franzosen zu viel Müh« macht«, fernerhin nur dl» Besorgung der Einquartierung, der Lebensmittel, der Fouraae und der Ho»pitiler. Die Requisitionen, welche von Seiner ausgeblasenen Excellenz dem Herr» Herzog, dem eigentlichen Machthaber in Leipzig, gemacht waren, sollten militairisch exrcuttrt werden kmau kann sich denken, wa» da« heißen wollte), unter Besorgung de« Magistrats, „um allen Mißbrauch zu verhüten". Di« Nachricht «urd« sosort an allen öffentlichen Plätzen iu der Stadt uad i» den Vorstädten angeschlagen, und macht« unter der Einwohnerschaft natürlich böse» Blut. Das- selbe galt von einer andern gleichzeitigen Ordre de- Herzogs, nach welcher alle Leipziger Kauslcute, >a überhaupt alle Eingeborenen bei Straf« der Lonfiscatton ihr« Borriihe an Loloaialwaarra bi- zum 23. Juni anziigeben hatten. Roch ehe aber die Bürgerschaft sich über dt« schweren Folgen dieser beiden Befehle völlig klar geworden, sorgt« Seine Lxrellenz schon sür loeitere Beunruhigung der Bevölkerung. Am 2s. Juni bereit« veröffentlichte in der „Leipziger Zeituug" der Rath noth- gedrungen einen weiteren Befehl, der noch den ersten, den Belagerungs zustand betreffenden, wesentlich verschärfte. Danach sollte Seine Majestät der Kaiser und König Napoleon mit allerhöchstem Miß- fallen vernommen haben, wie unveranttvortllch sich bei den neuesten »olitischen Ere: >aiffen mehrere Individuen benommen hätten: gemeint sind in erster Linie die Studenten, unter denen et ziemlich bedenklich gihrte und welche auch, so gut e» ging und so weit sie nicht vor- zogen, sich ou» Leipzig heimlich zu entfernen, ihrem Groll durch kleine Reibereien und Excesse Luft machten, dann aber auch di« zahlreichen Einwohner, welche ihrer Sympathie für die Preußen und RuAn in irgend einer weile Autdruck gaben. Der Herzog von Padua ließ daher, um di« Einwohner Leip zig» „nicht einer schwere» Ahndung au«»usetzen", bekannt geben, daß alle diejenigen, welche mit den russischen oder preußischen Truppen irgend eia« Art Eommunication unterhielten, deren Unter nehmungen auf irgend eine Weise begünstigten oder ihnen Nach richten mittheiltrn, sowie alle diejenigen, welche den feindlichen Truppen angehöriae Personen oder Effecten bei sich verbergen oder zu deren Verheimlichung Gelegenheit oder Vorschub geben, «„gleichen alle die, welche sich durch Worte oder Handlungen (Gedanken waren au» guten Gründen straffrei l), insonderheit durch laute Theilnahmr an de» kriegerischen Ereignissen, durch unschickliche» Zusammenlaufen und Zusammentreffen aus den Straßen und öffentlichen Plätzen, durch Aniiäheruag und Zudrängen an di« einaebrachten Krieg»- gefangenen oder gar durch Ungehorsam und Widersetzlichkeit gegen die Wache oder sonst aus irgend eine Weise äußern sollte», ganz unvermeidlich al» Staatsverbrecher behandelt, sofort zu Arrest gebracht und den kaiserlich französtscheu MllitairbehSrdrn zur strengsten Bestrafung auSgeliefert werden würdeu. „Wornach zu achten!" Wie unter diesen Umständen nach dem Gefecht bei Kitzen Theodor Körner während de» Belagerungszustand«» trotz seiner bürgerlichen Kleidung von seine» Freunde» Kunze und vr. Wendler nach Leipzig, wen» auch bei Nacht und Nebel, geichafft, tu Wendler'» Wohnung einige Lage verborgen gehalten »ad dann er, der Schwer verwundete, der Lützowr» Jäger» die den Franzosen am verhaßteste» waren, vor de» Argu-«,g«» seioor erbitterte» Feinde in» Ausland gekettet werden konnte, da»'ist ein Rächsei, um deffen Lösung wir noch heute un» vergeblich mühen. Jedenfalls riskirten im Falle der Entdeckung nicht »ur der Lützower Freischärler, sondern auch deffen Freunde den Kopf. Da» Glück aber war ihnen günstig, und so sollte Körner nachher doch noch den ehrlichen Soldatentod aus dem GescchlSfelde finden, ohne während seines Aufenthaltes in Leipzig von den Franzosen in Leipzig irgendwie behelligt worden zu sein. Schlimmer erging e» «inem andern Dichter. Siegfried August Mahlmann, am 13. Mai 1771 zu Leipzig geboren und nach kurzer Abwesenheit von da seit 1798 in Leipzig ansässig, redi girte daselbst seit seines Schwager» Spazier Lode die „Zeitung sür die elegante Welt", um jene Zeit da» tvnangebende belletristische Journal in ganz Deutschland, und hatte im Jahre 1808 gleichzeitig von der inchsijchen Negierung dir „Leipziger Zeitung" gegen eia jährliche» Pauschquantum von 90K0, seit 1811 von 10,000 Lhalrrn erpachtel und ist bei diesem Geschäft, da« damals noch weit einträg licher war, al- e» unter der veränderten Zeitlag« jetzt sein könnte, und das er erst 1818 aufgab, zu einem reichen Manne geworden. Wie aber keine Rose ohne Dornen, so sollte auch Mahlmann seine» Gewinns sich nicht ohne wenigsten» e i n e schmerzliche Ersahrung er freuen, und diese Erfahrung eben machte er vor gerade 70 Jahren, während des BelagerunGlznstavd«». In der von mir rin- gesehenen Nummer 110 der L. Z. vom 1t. Juni 1813 (p. 1147) war nämlich unter den Inseraten folgende« Avertissement von nicht ganz »»verfänglichem Inhalte erschienen: „Dank- Dem Herrn Rittmeister ». Lolmb. unser» innigen Dank, daß er sein un» gegebene» Wort so siLSa geholte», wir haben von Ihm und Seinen Begleitern gehörtllk Der biedere Mann Halle einst auch sein zweifle« versprechen und besuch« mit dem edelmüthtgen E. unsere schönen friedliche» Berg«. D.W., den b. Juni 1813. Die Familie T." Da» Inserat, da», wie die erst 181S abgeschloffene weitläufige Uatersuchuug ergab, von der Frau de» Pastor» Schuberth in Dorf Wehlen herrührte, welch« dafür .ln die Kosten de» Processc» ver- urtbeilt ward, war »llerding« ohne böse Absicht in da» Blatt ein gerückt worden. Da der königlich preußische Rittmeister v. Colomb (aus den e« offenbar ging) aber Ansührer einer Freischaar war. welche den Franzosen viele» Schaden znsügte, so begreift e» sich leicht, daß di« Franzosen Verdacht schöpften. Trotzdem geschah die» nicht sosort, da «iuersett» an jenem Tage der Belagerungszustand noch nicht perseet war. andererseits Mahlmann, »nd wohl nicht ohne Absicht, da» Inserat zwischen zwei andere unverfänglichen Inhalt» (Pserdeangelegenheitea beireffeud!) placirt hatte. Am 18. Juni ober ward Mahlmann, wie Friedrich Lau» aus. führlich in seinen „Memoiren" erzählt, vor die französische Behörde gefordert, und trotz seiner Betheuerung, daß er von dem angeblich in dem betr. Zuruf enthaltenen Winke keine Ahnung gehabt, wurde er von zwei französische» Gendarmen nach Haus« begleitet und erhielt ia seiner Wohnung Arrest. Am 23. nochmal» vernommen, ward er am 24. aus Napoleon« anSdrücklichen Befehl nach Ersurt al» „Staatsverbrecher" abgesührt und zuerst im dortigen Rathhause, nach zwei Tagen in der Eitadelle eingckerkert, wo er von dem Lommandanten barsch and unfreundlich behandelt ward und eintre tendrn Fall» selbst da» Schlimmste für sei» Leben fürchten mußte. War doch auch der Buchhändler Palm wrgen gleich geringfügiger Prcßvergehen standrechtlich erichoffe« wordeul Am 26. Juni schon schrieb Mahlmann flehentlich an de» Geh. Rath Frhr. v. Manteussel: „Ich beschwöre Ew. Hochwodlgeborra bei dem Allniächiigcn, der die Tbolnen de« Unglücks zählt, mir bei den iranzösijchen höchsten Behörden eine Milderung meiner Gesangeaslbaft zu bewirkeu. Ich bi» kein Verbrecher und mein Bewußtsein sagt mir, daß ich die thättgste Verwendung verdiene l Wen» mein Leben meinem Bäte» lande nicht ganz gleichgültig ist, so steh« man mir in meinem un- verschuldeten Unalückc jo schnell als möglich bei. und vermittle mir Freiheit, wem» Gesundheit erliegt, ich fühle mich krauk, der tiesste Kummer nutz Schmerz verzehn mein« Kräfte.... Nur baldige Hilfe kann mich retten, den, mein Herz empfindet zu lebhaft und zu ttes, »nd die Katastrophe, dt« mich so plötzlich von meiner hochschwangeren Fra» und au« den Armen meiner Kinder und Freund« riß, war zu schrecklich, als daß ich ihre Folgen für meine Gesundheit nicht fürchten sollte. Erbarmen Sie sich meiner! Ich find« hier mein Grab, wenn ich bi« zu dem Frieden, der ergangenen Ordre gemäß, i» de« diesigen Gefängnisse schmachten soll." Kiffenich Beil. tz. Lfch.-Z- 1S7l). Doch obwohl sich auch seine Frau, eine Lochte, des Kaufmann« Erttel in Leipzig, selbst die Prinzessin Maria Anna »»» Sachsen und dir französischen Behsrden fllr Mahlmann verwandten, ließ dir Jafmibeltsetzana desselben noch bis zum 1. Juli aus sich warten und erst am Abend de» 2. Juli um 8 llhr kebrtr (laut LhorzMtel im Leipziger Tageblatt«) „Herr Hosrath Mahlmaan »an hier van Ersnrt zurück", um, wie ich Privat»-ichiich,,» mrdankr, am ». desselben Mo»,«» Znige der *, bur» seiner Lachtzr Pavline », sein, »ere» Sohn an« der Eh« mit einem Herrn v. Knappstäd« noch gegemväriig i» Leipzig« M-uern wohat. Der Lommondan« der Erfurter Eitadelle war weiiigftrn» so meuschlich gewesen, de» Dichter »ar seiner Abreise »ich« nur bei sich zu Lasel zu lade», sandrr» ihm auch et», Wetsuag au alle Post- meistrr der Rout» zu Mahlmanu'S schleunigster Beförderung milzu- geben. So hatte der Dichter denn, Dank der energischen Verwendung der erwähnten Prinzessin wie auch der sächsischen Rrgierimg, doch noch rascher, al» zu erwartrn war. seine Freiqeit wieder und durste die RedactionSgelchäste, die biä dahin sein Zeitungsexpedtteur Ock- hardt besorgte, wieder ausnehin-n. Während Mahlmann » Abwesenheit und auch nachher jagten zwischen Dre«de>> und Leipzig e«n Lourier, «ine Estafette förmlich die andere. Am 2ll. Juni, 2 Tage nach Mahlmann'» Abführung, erschien in der „Leipziger Zeitung" ein Befehl de« „Geurral- commaiidanten der Stadt im Belagerungszustand", wonach zur Handhabung der Polizei in der Sladt »nd den Vorstädten eine uns 2 Bataillonen, jede» zu 1000 Mann, bestehende Bürgergarde gebildet werden sollte, unter welche Zahl indeß die Lsficiere nicht mit inbegriffen waren. Diese Bürgergarde mußte sich zusamnlensetzcn au» den reichsten und vornehmsten Bewohnern de» Ort« (von 20 bis 4ö Jahren). Jede» Bataillon ward in 8 Lompagnirn rinarlhkllt. Drr Magistrat mußte bis zum 28. Juni da» Namensregister der 2000 ,Hudividuen" entwerfen und die zu ernennenden Osstcierc bl» längsten« 27. Juni in Vorschlag bringen. Kein solcher Bürger gardist durfte sich durch Jemand ander» al» ein Famliirnniitglied vertreten lassen, bei strenger Strafe. Ebenso mußten alle Gewehre und Waffen von Privatpersonen a» einen bestimmle» Ort obgeliefert werden. Jede» „Individuum' , bei dem »ach Ablauf der festgesetzten Frist noch Waffen gesunden wurden oder welche» sie zu verheimlichen küchle, sollte unverzüglich zu», Tode verurtheilt werden. Auch wurden Visitationen veranstaltet, »im solche Waffen auszufinden. Außerdem Iah sich der König von Sachsen auf Andrängen Napoleons genötliigt, aus der Stadt Leipzig 196 Mann zum Militair aushcben zu lassen, gleichfalls uutrr An drohung strenger Strafen bei Androhung de» Nichterscheinen» der Aufgerusencn. Trotzdem machte sich mehr al- ein Termin nötlug. bi» di« 196 Mann zur Einkleidung zusammengebracht waren. Das, unter allen diesen Umständen die Stimmung der Eimvolmerschaft eine gedrückte, ja verzweifelte war, kann man sich denken, und »uc die große Machtentsaltung der französischen Streilkräste ia und um Leipzig hat sicher eineu sonst unausbleiblichen Aufruhr in großem Stil verhindert. Unterm 89. Juni ferner erließ der Herzog von Padna noch einen ErgänzungSbesehl, dahingehend, daß in die Bürgergarde nicht nur Leipziger Bürger, sondern auch Schutzbefohlene einzutrelcn tten. Und so ging e» Weiler, Befehl folgte auf Befehl, dag Einer eit gebraucht hätte, all diese Ordres sich gehörig einzuprügen. Kein Zunder daher, daß die Bewohner Leipzigs förmlich vou dem schweren Drucke, unter dem sie durch den Herzog von Padua litte», wieder aufathmeten, al-, nachdem zuvor am 2. Juli Seine Majestät „König Lustil" (Hieronymu») von Napoleon» Gnaden ia Leipzig eingetroffen, am 18. Juli wie ein Lauffeuer die Kund« die Sladt durchlief, daß drr Kaiser von Frankreich selber am folgenden Tage in Leipzig eintreffen werde; denn von einer persönlichen Anwesenheit Napoleon» war doch etwa» sür die arm» Bürgerschaft zu erhoffe». Nach dem „Leipziger Tageblatte" vom 16. Juli war daher schon am 12. di« ganze Stadt iu großer Bewegung. Bi» 13. gegen 11 Uhr früh waren Bebördru und Geistlichkeit bi» vor da» Höllische Thor gezogen, den Kaiser zu empfangen, die ueuorganisirte Bürgergarde in ihren Uniformen war in Parade ausgestellt vom inneren Höllischen Thor bi» zum äußern. Inzwischen aber traf di« Nachricht ein, daß Napoleon erst spät Abend» anlangen wrrd«, und so begaben sich Alle nach dem Rathdause, ln hoffnungsvoller Ec- Wartung der Dinge, di« da kommen sollten. Abend» S llhr baaann di« Beleuchiung der ganzen Stadt und der Vorstädte, aber erst am 14. früh bO Minuten aus 1 Uhr hielt der Gewaltige in Leipzig- Mauern seinen Einzug und nahm in den königlichen Zimmern sein Absteigequartier. Am Morgen de« 14. früh 7 Uhr besickittgte er die Truppen bei Mockau, empfing dann »ach 2 Uhr „lflild- vvll" dir Deputationen aller Behörden und der tzandelssebail, worauf er aus dem Markt« dir dort ausgestellt« Eovallerie besichtigte und gegen 6 Uhr Abend» unter den Bivatruken der aus ihrer HerzraSaugst befreiten Einwohner Leipzig in der Rich- tuna nach Dresden zu verließ. Die Folge seine» Besuche» tvar die Aushebung de- Belagerungszustandes, uud unterm 17. Juli erließ König Friedrich August unter Aushebung der alten Gericht»»«» sassung in Lriminal- und Polizeisachen seine Beiordnung zum Zweck der Neueinrichtung de» Polizei- und Eriminalwesen», wonach di« betreffenden Angelegenheiten unter die Besugniß eine» köuigl. Polizei- amt» und eine» Lrüninalgericht» fortan sauen sollten. Leipzig» Be wohner aber waren nun wenigsten» de» schlimmsten Drucke» ledig, denn obwohl die Franzosen ja noch bi» in den October in Leipzig blieben, hörte doch der Belagerungszustand aus, in welch«» der Franzosenkaiser und sein Stellvcrlreter, der Herzog vou Padua, die Stadt de» ihm befreundeten sächsischen Monarchen ia unerhörter Weise zu versetze» sich erdretflet Hallen. Karl Siege». C. Letlach's neue Sühnenkünstler-Galerie. Da» photographische Portraitsach ist i» unserer Stadt durch manche tüchtige Kraft vertreten; die» lehrt ja ein Blick aus die Schaukästen der verschiedenen Atelier». Er lehrt freilich auch, daß in vielen Fällen durch da» sozusagen mechanisch Photographische die eigentlich künstlerische Auffassung übcrwogen, ja verdrängt wird. Da» Häßliche, Ungelenke, Steife. Starre, wa» dem Beschauer in ganzen Lollecliouen solcher Bildnisse entgegentritt, wird wohl vou den betreffenden Photographen, so weit sie selbst diese Mängel zu sehen und zuzugeben im Stande sind, von sich ab- uud aus die Schultern der unglücklichen Opfer gewälzt, die übrigen» leibst meist sehr zufrieden mit diesen ihren Conterfei» sind. Darin haben die Operateure (io heißen solche Photographen mit Recht) jedoch kaum halb Recht, denn der größte Iheil des Publicum» ist allerdings eine »ngesüge Masse, die schwer zu einer künstlerischen Pose zu bringen ist, aber ein guter, verstanden ein guter Pon,,,»- maler würde trotzdem ohne irgend eine sogenannte Schmeichelei von jedem dieser Steifleinenen ein ästhetisch angenehm wirkende» Bildniß zu Stande bringen, während ei» ungeschickter Pbotograph iu keiner Weise dem Sitzenden über die erivartnngsvolle, in Haltung und Mienen sich au-prägende Spannung des verhängnißvollen Ausnahme- Momente» hinwegzuhelfen verinag. Am lcichiefien gelingt die» wohl bei Leuten, die ielbst eine große Herrschaft über ihr Acußere» haben, vor Allem bei Schauspielern. Aber auch hier scheitern viele Photographen, besonder» bei Auf- uahme von „Rollenbildern". Ohne die größte Untrrstützung von Seiten de» Schauspieler« ist hier ein Gelingen überhaupt nicht mög lich, aber e» gehört immer noch eine ganz brwndere künstlerüche Beanlagung de» Ausnehmenden dazu, um einen Moment zu erfassen, der da» Gemachte des dargestellte» Assectc» möglichst verschwinden und den Beschauer vergessen und übersehe» läßt, daß e» sich hier um Schminke, falsche» Haupt- und Barthaar und um Tracht und Klei dung handelt, die himmelweit davon entfernt ist, die Alltagstracht ihre» Träger» zu sein. Al» zu dem Besten gehörig, wa» auf diesem Gebiete überhaupt geleistet werden kann, dürsten dir neuen Bühnenkünstlerausnahmen Earl Bellach'S hier zu erwähnen sein. Nachdem ich und wohl mancher Andere da» aumälige Entstehe» dieser Sammlung mit Interesse versolgt, ist jetzt auch dem großen Publicum Gelegenheit geboten, dieselbe in AuAenschei» zu nehmen, da sie wohl so ziemlich in erschöpfender Vollständigkeit in den Schaufenstern der Kunst handlung von Hermann Vogel (Goethestraßc 2- ausgestellt ist. Der Jihober dieser Kunsthandlung denkt dabei an keinerlei eigene» Gewinn nnd will nur aus diesem Wege dem schönen Uuternedmen seine Unterstützung angedrihen lassen, wie ja auch für Herrn Bellach selbst da- Ganz« mehr eine schöne Probe seiner künstlerischen und photograpbisch-iechnischen Leistung-sähigkeit sein dürste al» irgend etwa» Andere». E» erstrecken sich diese Ausnahmen nicht nur aus die nunmehr eingebürgerten und liebgewordenen Mitglieder u« Bühne, sondern es finden sich darunter auch die dervorraaeudea Kräfte au» der Zahl Derer, weiche in der letzten Zeit hier gastirtr», unter diesen letzteren ja auch Manche, deren hiesige Thätigkeir unter früheren Directionen noch im besten Andenken steht. Bi« aus dem weiter oben Gesagten schon hervorgeht, befinden sich unter diesen Ausnahmen auch sehr viele, welche un» die betreffenden Künstler und Künstlerinnen ln höchst charakteristischen Nollenbikdern tz«r»' sühren. Durch solche, wenn sie so gut und lebenswahr wir die vorliegenden sind, gelingt es wenigsten» einigermaßen, jene flüchtige» Gebilde drr Bühaenkunst sestzubaanen, welche sonst rbeaso schnell verwehen, wie sie geboren wurden. '« Um nur einige drr in dem Bel'ach'scheu Vildnißcykl»- D«r» grstellien auszuzäblen, erwähne ich zuerst unsere allgemein vekiebte junge Künstlerin Frl. Lilly Petri, von welcher mehrere, wirklich reizvolle Bilder geschaffen wurden, worunter namentlich herdor- zuheben ein nahezu lebensgroße« Brustbild. Hieran reiht sich unsrm muntere und ger» geseh««« Soubrette Frl. Flässel, «l» Grill,
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