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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.08.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-08-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188308055
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18830805
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18830805
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1883
-
Monat
1883-08
- Tag 1883-08-05
-
Monat
1883-08
-
Jahr
1883
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.08.1883
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Zweite Leilage M Leipziger Tageblatt und Anzeiger. Tonntag den 5. August 1883. 77. Jahrgang. Oie Leipziger Fischer-Innung und ihr 169. Fischerstechen. Mitgetheilt von Otto Moser. weben dem landwirlhschastlichen Betriebe der ältesten christlichen Bevölkerung Leipzigs Hallen sich bald auch Handwerker eingefunden, die muthniaßlich in geschlossenen Körperschaften beisammen wohnten, nach welchen noch heute daS Schnhmachergähche», Bältchergäßchen und Sporergästchen ihre Namen iührcn. Die Mischer waren bereits im 13. Jahrhundert eine geschlossene Genossenschaft, die wahrschein lich auS Nachkommen der alten beldnischen Bevölkerung bestand und sich deshalb gefallen lassen muhte, unter der Gerichtsbarkeit von Privatpersonen zu stehen, welche die Fischereigerechtsame als landes herrliche Lehe» besahen. Dieses Verbältniß war ein ebenso merk würdiges als eigemhümlicheS. Im Jahre 1305, verkaufte Heinrich Celcrarius mit Genehmigung seines Bruder» NicolauS und seiner beiden Schwestern Elisabeth und Katharina die Fischerei, welche er von seinem Vater Tileman CclerariuS als Lehn und Erbrecht er halten batte, an den Probst des Augnstinerklostrrs zu Zichillen — jetzt Wechselburg — bei Rochütz, welrben Kauf Markgras Dietzmann bestätigte. Gleich nachher übertrug der Probst die Fischereigcrecht- same an das Leipziger ThomaSkloster unter der Bedingung, den Todestag des ProbstcS zu feiern. Dem fügte Markgraf Dietzmann hinzu, daß die Thomakmöiiche auch eine Gedächtnihfeier deS Grafen Deda, der daS Kloster Zschillen gestiftet hatte, und seiner Gemahlin MathildiS begehen sollten, auch wurde bestimmt, eine all jährliche Todtenscier sür die verstorbenen Angehörigen de« Angustiner- ordcns abzuhallen und am Tage „aller Seelen" ausdrücklich de alten Tileman CclerariuS zu gedenken. DaS Filcherhandwcrk war verpflichtet, dem ThomaSkloster an jedem Freitage eine Abgabe, be- stehend in lebenden Fischen, zu entrichten. Ein Beauftragter des Klosters erschien an besagtem Tage an den Berkausoständen der Fischer und holte sich au- jedem Fasse einen großen Füch heraus, jedoch nicht den allergrößten, und wenn sie an einem Freitage nicht am Platze waren, nahm der Beauftragte bei nächster Einsammlung die doppelte Ration Fische. ES dursten jedoch die eingesaminelten Fische von den Chorherren des Thomasklosters nur in ihrem Speise- saale verzehrt werden ui d wer von ihnen nicht an der Tafel erschien, war dieses Gerichts verlustig. Mit der Zeit mag den Thomaner mönchen der Fischzoll zu umständlich geworden sein, wie erden Fischern wohl auch selion lange »uoequem gewesen sein mochte, und so einigten sich beide Theile, den NaturalziuS ,n einen Geldbetrag umzuwandeln, der als „Fuschzoll" »» Jahre 1373 zum ersten Male erwähnt wird. Dieser Fischzoll erstreckte sich jedoch nur aus die Ausübung der Fischerei im Umsangc einer Meile um die Stadt und sind die Grenzen dieses Bezirks schon in der erwähnten Urkunde von 1305 angegeben, wo es heißt: „die fischir füllen Halden ire grcnczcn vnde enden yn irem fischen in deine wassir us eyne mile lang hin vnd wider uss beiden fiten der stad sliSzinde nach deme also sie der stad Lipczk zuaehoren vnd von alderS dq gemenne vnd srihit habin ge- Hort." Zeugen bei dieser vom Markgrasen Dietzmann verliehenen Urkunde waren Herzog Heinrich der Jüngere von Braunschweig, Gras Heinrich von Schwarzburg und die Edelleute Rudolf, Schenk von Tornburg, Heinrich von Liebenau, Albert Knut, Johannes von Gcilcnau, Tbannnn von Haldcck, Heinrich von Kückeritz. Heinrich von Theckwitz, Heinrich von Uttenhos, Heinrich von Slatebach und der ProlvnolariuS Migister Johannes. Die Anzahl der Zeugen und der Umstand, daß sich unter ihnen sogar fürstliche Herren vesanden, spricht dafür, daß man der Urkunde einen namhaften Werth beilegte. Ausgenommen von dieser Fischcreigerechtlame war die Parihe, deren Fischerei sich i:n Besitz von Privatpersonen befand. Hiermit zeigten sich jedoch die Thoniayer-Chorherren nicht einverstanden und verlangten »ich: nur auch von diesem Flusse einen Fischzoll, sondern dehnten ihr Ansinnen endlich gar aus alle Diejenigen auS, nulche Fische nach der Sladl z» Markte brachten. Die Streitigkeiten hier über nahincn erst ein Ende, als der Nath 1432 von dem Bürger Stephan Slueß die am Hakleschen Tlwre gelegene Parthenmühle, nebst Wisserlauf und der Fischerei bis nach Schöneseld, erwarb. Ter Verkäufer war Nlbrecht von Colditz, Herr aus Graupen, de« römischen und böhmischen Königs Kaminermeistcr, Hauptmann der Fürstenthünicr Schweidnitz und Jaucr und Vogt der Städte Budissin und Görlitz. D.n Fü.chzoll des ThomaSklostcrS brachte der Rath bald nach d.i» Jahre 1322 an sich. Es hat sich in, Leipziger Fischerhandwerke die Tradition erhalten, daß cS, weil do.Z ursprüngliche Leipzig ein Fischerdorf gewesen, in allen Zeiten eine eigene Gerichtsbarkeit besessen habe, bei der den Meistern der RcchtSjpruch zustaud. ES ist Wahre- in dieser Ueber- lieserniig und bezeugt sic zugleich das hohe Alter de.- Leipziger FischerhandwerkS. Da nämlich nach Gründung der neuen Sladt durch die christlichen Eroberer die Fischer, als der besiegten Urbevölke ruug ungehörig, nicht Bürger werden, und somit nicht, wie die freien Männer, unter dem niarkgrästichen Gericht stehen konnten, waren sie der Jurisdiction eine- süistlichen Günstling-, die in Lehn gegeben wurde, unterworfen. Mit der Zeit, wo die Deutschen und die jlavische Urbevölkerung mehr in einander verichmolzen, nahm dieses Lehnsverhältnist mildere Forme» an und eS wurde die Ein richtung getrosten, daß, »ach damaliger Anschauung, Jeder könne nur von Seinesgleichen gerichtet werben, man ein Zunftgericht ein« führte, bei welche,» die Schöffen auS freien Männer» deS Fijcher- pewerbeS gewählt wurde». Diese Zunstgerichlssitzniigen fanden alljährlich drei Mal statt und der Probst des Thomasklosters oder ein ili» vertretender Klostergristlicher hatte dabei den Vorsitz. Die gcietzl chen Bestimmungen, wie sie sür die Fischcrinnung bestanden, haben sich erhalten. Mm ersieht daraus, daß bei besonder» Gelegen heiten auch außei ordentliche Gerichtstage zusammen berufen wurden, da» die Geldstrafen, welche zu entrichten wäre», dem Lehnsträger znsielcn und besonders strenge Ahndungen erfolgten, wenn ein Fis her dem andern an seinem Handwerkszeuge schädigte. Wer gegen die, unter Zuziehung von Schöffen aus der Fischer - in»»ng, gestillten Ilrthcilc sich nuflehnte, wurde au- der Innung gestoße» und wohl auch auS der Stadt verwiesen. Berbrechen, welche von Fischern begangen wurden, unterlagen den, Richterspruchc des mnrkgräflichen VoglS; doch war bei den Verhandlungen ein Mit glied deS TbomaSklosterS als Beisitzer gegenwärtig, um die Rechte deS Klosters und die der Klosterunterthaiie» zu wahren. So blieben die Verhältnisse bis 1533, wo durch die Reformation die Fischerei gereehtigkeit und die Gerichtsbarkeit an den Rath überging. Aber auch ,n diesem neuen Berhältuiß hielt man theilweue an dem alten Branche fest. In deS Ratl'S Landstube wurde alljährlich zur Fasten- zeit ein Gerichtstag der Fischer abgehalten, wobei der anitssührendc Obermeister der Innung unter Aussicht und Leitung der richter lichen Behörde und assistirt von zwei Jnnungsmeistern, die die Innung selbst hierzu ernannte, Recht sprach. Dieser Gebrauch bestand bis ui» die Mitte des vorigen Jahrhunderts, wo er durch die Wirren des „Siebenjährigen Krieges", wie so manche- andere loeale Her kommen, sei» Ende fand. Seit 1572 hingen im Durchgänge de- Nalhhauses an eiserne» Ketten eiserne Nachbildungen von Fischen und Krebsen vom geringsten Maße, wie sie zu Markte gebracht werden dursten, die vor wenigen Jahren erst abgenommen und dem „Verein sür die Geschichte Leipzigs" zur Ausvcwahrung überlassen worden sind. Einen besonderen Moment in der Geschichte der Leipziger Fischer. Innung bildete der 12. Mai de- Jahres 1714, wo durch die Ge- burlSlagSseier König Augusts des Starken da- erste Fischerstechen herbcigesührt wurde. Ter König batte gegen de» Statthalter Fürsten Egon von Fürstenberg eine- Wasscrturniers erwähnt, daS er einst in 'Venedig von den Gondoliere» hatte au-sühren sehen und wie ihn daijclbc sehr amüsirt. Darauf baute der Statthalter de» Plan, den König bei der Feier seines 45. Geburt-tage-, am 12. Mai 1714, die in Leipzig stattftnden sollte, durch ein solch-» Wasserturnicr z» überrasch?,,. Man sagt, daß zu Einübung der Leipziger Fächer man von Venedig Gondoliere habe komm?» lassen. Mit dem König waren zu dessen Geburtstagsfeier auch der Fürst Radzivil und der Landgraf von Heffen-Kaste! nach Leipzig gekommen Die Festtafel wurde in dem prachtvolleil Lnsthanse deS Avel'schen Garten-, welche» anj der Stell: des jetzigen Lovbienbades, neben der Pleisienbrncke, stand, abg-halien. Nach Aushebung der Tafel erschienen die Fischer in ihrem Aufzuge. Sie waren weist gekleidet, mit blauen und gel be» Bänder» geschmückt, trugen Blumenkränze mit Bändern aus dem Haupte und auf der Stirn ei» vergoldetes Schild mit dem königlich,» NamenSznge n»d einer Krone darüber. Ihre Fahne war ein Netz mit zwei kreuzweise übereinander geleglen Fischen, und ihr Gewehr bunle Stangen mit vergoldeten Knöusen und farbige Ruder. DaS Fischerstechen begann um 5 Uhr Nachmittag» und unlerhielt den König so vortrefflich, daß er der Innung verschiedene Privilegien erlheiltc »nd außerdem ihr iür alle Zeiten jährlich auS den Mcrse- burger Waldungen zum Festmahl einen Hirsch, und dazu einen guten Trunk, siiiletc. H r>ch und Bier sind später au- der Naturaliescrunq t» einen Geldbetrag unigewandelt worden. Außerdem wurde die Innung damit begnadigt. in ihrer Fahne Wappen zu führen. Diese erste Fahne, welche noch jetzt vorhanden ist, war der Innung vom König August verliehen worden, ist also rin königliche« Geschenk. Eie wurde da« erste Mal beim Fischerstechen am 23. Mai 1715 —während der Ostermcsse — im Zuge getragen und wohnten auch diesem JnnungSseste wieder viele sürstliche und andere hohe StandeSprrsonen bei. Von allen JnnungSseste» au- srüheren Zeiten ist allein da« Fischerstechen übrig geblieben. Wohl wurden in neuerer Zeit auch hier allerhand Nörgeleien und überspannt« Duseleien laut, um da»- selbe al« überlebtes Möbel in die Rumpelkammer zu werfen. Aber da- kümmerte die Fischer nicht, die halten mit pietätvoller Festigkeit an ihrem altehrwürdigen Feste, de», sic jedoch auch einen etwa» zeitgemäßeren Anstrich gegeben haben. Und Da« ist recht und «hren- werth, denn das Fischerstechen ist nicht allein ein Vermüchtniß ihrer Alworderen, sonder» auch ein Volksfest, sür dessen Beliebtheit die Tausende und aber Tausende von Zuschauern zeugen, welche dem selben beiwohnen. Freitag wurde, wie schon gedacht, da« Leipziger FÜchersteLen zum 169. Male abqehalten. Es erhielt dasselbe noch dadurch eine besondere Weihe, daß mit ihm die Stiftung einer neuen Fab ne durch einen Freund und vormaligen Obermeister der Fischer-Jnnung, Herrn Fischhändler Hoflieferant Gustav Händel, verbunden war. Nachdem, als Einleitung zu dem Fischerstechen, am Abend vorher altem Brauche gemäß den Meistern sowie Herrn Händel durch Musiker der Militaircapelle deS Regiment- Nr. 107 Ständchen gebracht worden waren, versammelte sich Lage« nachher die Innung im Aufzuge im Grundstück de« Herrn Obermeister Köhler, wo sich auch Deputationen auswärtiger Fischerinnungen, darunter der au- Merseburg, Meißen »nd Eiienbnrg, eingesunden halten. Bon hier begab sich der Zug zu Abholung der Fahne nach dem Grundstück de» Herrn Hojlieferanten Gustav Händel, wo dieselbe, noch verhüllt, in Empfang genommen und Herrn Fischermeister Kneisel zum Tragen übergeben wurde. Die Weihe fand vor einer zahlreichen Beriammlung im Garten des Tivoli statt, wo ein Podium ansgerichlet war. Ein geleitet wurde der Weihen« durch einen Gesang deS Gesangvereins der Leipziger Fischergesellen. Hieraus bestieg der amtSsührende Obermeister, Herr Köhler, die Rednerbühne zu nachstehender An sprache: „Die Fischerinnung zu Leipzig, welche mit der ganzen Geschichte der Stadt so innig verwachsen ist, feiert an dem heutigen Tage ihr jährliches Fischerstechen mit besonderem Glanze, denn cs ist ihr von einem ihrer Mitglieder, unserem lieben Mitmeister Händel, eine Fahne verehrt worden, welche jetzt seicrlich geweiht werden soll. Dieselbe ist uns Allen, die wir dieser allen, ehrwürdi gen Innung angchörcn, ein werthvolleS Zeichen der Treue und Anhänglichkeit, welche der verehrte Lchenkgeber gegen seine Berufs« genossen hegt. Sie fordert uns daher ans, in demselben Geiste der Treue und Anhänglichkeit zusammenzustehen, wie wir e- bisher gethan haben. Dafür möge sie da- äußere Zeichen seinl Da« wollen w'r Alle geloben, die wir un- heute unter diesem von Freundeshand geschenkten Banner schaarcii. Unter diesem Zeichen reichen wir auch die Bruderhand Alle», welche a» anderen Orten denselben Berus habe», wie wir, vor allen den Vertretern der edlen Fischerei auS den Nachbarorten, welche freundlichst unserer Einladung zu dem heutigen Feste gefolgt sind und durch ihre Betheiligung d«mselben erhöhte Weihe geben wollen. Mögen der Geist der Freund schaft und de» Frohsinn- den heutigen Tag beherrschen und die Einheimischen mit den Auswärtigen sich vereinigen in harmloser Freude um diese Fahne, welche wir dem Edelsinn unseres Händel danken. Die» wird unser bester Dank und sein schönster Lohn sein." Hieraus betrat dar Podium Herr Gustav Händel. „Heute vor 25 Jahren", begann er, „batte ich die Ehre, die Fischerinnung zum ersten Male al- Obermeister zu vertreten. Mil Freuden gedenke ich diese- Tage-, um so mehr, da ich 16 Jahre die Ehre hatte, al» Obermeister der Innung vorzustehrn. Trovdem daß ich das Amt schon Jahre lang niedergelegt babe, ist die Liebe, die alte Anhäng lichkeit zur Innung nicht erloschen und ich habe stet» Theil genommen an den Angelegenheiten der Innung, ob diese auch freudig oder ernst waren. Meine Herren, vorige- Jahr gab ich Ihnen da- Ber- sprechen, wenn die Innung damit einverstanden sei, ihr zur Erinne rung an meine vor 25 Jahren erfolgte Ernennung zum Obermeister eine neue Fahne zu stiften. Da die Innung bis jetzt in ihrer Fahne nur da» kurfürstliche Wappen führte, so erlaubte ich mir die allerunterthänigslc Bitte an Se. Majestät unfern allver- ebrtcn König zu richten, der Innung da« königliche Wappen zu gewähren, und Se. Majestät hat die hohe Gnade gehabt, meine Bitte huidreichst zu erjüllen und durch Teeret der Fischcrinnung zu Leipzig daS königliche Wappen sür ihre Fahne zu verleihen." Nachdem Redner hierauf das königliche Teeret und di« von ihm au-qestcllle Schenkungsurkunde verlesen hatte, wurde ihm von de» beiden Ober meister» noch besonders der Tank der Innung ausgesprochen Hieran schloß sich ei» dreimaliges Hoch aus Sc. Majestät den König Die Weiberedc hielt Herr Diakonns Or. von Lriegern in der von diesem beliebten Kanzclredncr bekannten herzerwärmenden AuSdruckS- weise, woraus die Einhüllung der Fahne, erfolgte. Die neue, im Atelier von Hietel gefertigte, Fahne besteht au- grünem und weißem Seidenstoff an eleganter schwarzpolirter Fahnenstange, mit goldenen Schnuren und Quaste». Die Fabnenspitze ist geschmackvoll durchbrochen. Aus der einen Seite befindet sich daS königliche Wappen mit der Um schrift „Der Fischerinnung Leipzig gestiftet von Gustav Händel 1883" und aus der audcra Seile sind die Insignien de- Fijchereigewerbe» eingeslickt. Ein Gesang de» Gesangverein- der Fischergesellen vnd da» Einschlagen der gestifteten Fahnennägel beschloß den Weiheact, worauf di« Fischer unter Vorantritt eine» Musikcorps ihrcn Umzug durch die Straßen der Stadt anlraten. Hierbei wurden die üblichen Ehren durch Senkung der Fahne» — die neue Fahne wnrde vorangekragen — und der Marschallstäbe vor den Wohnungen der Herren Polizeidirector a. D. llr. Rüder, Hoflieferant Händel, Stadlraih Mcßerschmidt, Major Förster, Gcnerallientenant v. Montb« Erccllenz, Generalmajor v. Tschirschky und Bügciidorff, Bürgermeister Tröndlin, sowie im Schloß Pleißen- bnra, vor der Kreishauptmannschaft, der AmtShauptmannschafl, dem Rathhause, dem Polizciamt nnd dem Reichsgericht vollzogen. Um 5 Uhr trafen die Fischer am Schimmel'scben-Leiche zur Abhaltung ihre- Wasserturniers «in, zu welchem eine ungeheure Zuschauer- menge zusammengcströnlt war. Die geladenen Ehrengäste, darunter auch mehrere hohe Oificiere, befanden sich in sogenannten Stcch- kühnen, die von Fischermeistcrn geführt wurden. Mit dem be kannten Wasserkamps wnrde auch eine komische Pantomime per- Kunden, „Da- verliebte Fischermädchcn oder Rcccpt gegen Schwieger mütter", eine wunderliche Robinsonade, wobei die wüihende Schwiegermutter und die Freier und deren Tochter sich gegenseitig nnaushörüch im Wasser abkühlten »nd die Heiterkeit der Zuichauer- schast in vollem Maße hcrvorriefen. Mil der Lösuiia des Aale« vom Seil war das Signal zum Schluß gegeben. Nachdem die Innung noch eine Umfahrt um den Teich vorgenommen, erfolgte der Abmarsch der Fischer, um sich sür da- am Abend im Tivoli statlfiiidende Festmahl mit anschließendem Ball vorzubereitea. Bet der Einweihung der neuen Fahne wurde auch ein Gruß an Se. Maj. den König telegraphisch entsendet. Noch am selbigen Tag erhielt daraus die Innung telegraphisch die Antwort von unterem König: „Der Leipziger Fischcrinnung meinen herzlichsten Tank sür den übersandten Gruß Albert." Am Abend nach dem stattgrfiindenen Fischerstechen, nach dem üblichen Willkommentrinken im Tivolisaal, wuröe Herr Fischermeister Gustav Händel, der edle Stifter der neuen Fahne, von der Leipziger Fischerinnung zum Ehrenmeister der Innung ernannt und darüber Verra Handel rin unter GlaS und Rahmen befindliche» Ehren-Diplom überreicht. vermischtes. — Der „Frsink Kur." scheint eine Art Tagebuch über da» Badeleben deS Fürsten Bi«marck in Kissingen zu führen. Er melket unter dein 1. August: „Der Reichs kanzler setzt seine Cur in ber begonnenen Weise fort. Er trinkt bi» jetzt keinen Rakoezh, sondern badet nur. Es kann kein Zweifel darüber sein, daß er leidend ist, aber ebenso gewiß füblk er sich hier ganz behaglich. Er gebt Abend« nach dem Diner noch um 7 Uhr in der Nähe seiner Wohnung spazieren, und nicht nur der Appetit kehrt wieder, sondern auch die bisherige Schlaflosigkeit ist gnvichcn. Gestern hat er fast die bestimmte Badezeit verschlafen, indem er von Morgen« 4 bi« nach 11 Uhr ununterbrochen schlummerte." — Neisse, 31. Juli. Bon der Kaiserin ist die Tochter de» Staat-minister« vr. Friedenthal, jetzige Baronin von Falkenhausen, am Tage vor der Hochzeit durch ein kost bare« Geschenk, bestehend au« einem kunstreich gearbeiteten Tische mit Mosaikplatte, und am Hochzeitstage selbst durch ein Glückwunsch-Telegramm erfreut worden. — Je sorgfältiger König Ludwig H. von Bayern feine neu eingerichteten Paläste vor den Augen der Welt verschließt, um so phantastischer gestalten sich die Berichte, die über dieselben von Zeit zu Zeit durch die Plauderhastig keit beimlicher Eindringlinge in die Oeffentlichkeil gelangen Auf solche Weise wird neuerding« rin türkischer Feftsaal in Schloß Schachen geschildert. Orientalische Farbenpracht, heißt e» u. A.. bedeckt eine in ihren Formen einschmeichelnde asiatische Architektur. Die leicht gewölbte Decke ve« vier eckigen Saale» ruht auf schmalem Gesimse. Ihre blauen Felder sind übcrsäet von goldenen Sternen, und au« ihrer Mitte bängt ein prächtiger Lüstre au« gediegenem Golde. In mallem Goldton sind die Wände ringsum gehalten. Die Frnstervorhäagr sind blau, in Silber gestickt. Den schmalen Wandraum zwischen den Fenstern ziert je eine schlanke gewundene Säule au« Gold. Tie Ottomanen, welche sich an der ganzen Länge der rechten und linken Wand binziehen, sind blau und reich in Silber gestickt; ebenso sind die grauen Ränder de« Purpurrothen Teppich«, der durch die ganze Breite und Länge de« Saale« hin «»«gebreitet ist. mit Silber gestickt. Die nach oben mit Rundbogen, Halbmond« und Sternen geschmückte Rück wand ist durchbrochen; sie schließt nach unten zu jeder Seite der Thür mit einer Balluslrade ab. von der sich ge wundene schlanke Süulcken au« Gold erheben, oben im Halb bogen zusammengefaßt, dazwischen wallen faltige Borhänge mit reichen Goldstickereien aus rothem Grunde nieder. Die unverschließbare Tbürvfsnung gestattet die Durchsicht in einen dämmerigen, schmal und parallel der Rückwand hinlausenden Gang mit nur einem Fenster au« viclsarbigem Glas. An jeder Seite der Thür steht eine goldene Amphora, daraus ein runder Schirm aus Pfauenfedern. Nach vorn ragt recht« ein Brunnen au« Bronce mit drei Wasserbecken, davon da« am Boden befindliche größte von Blumen eingefaßt. AuS dem mittleren Becken erbebt sich ein viereckige« Kästchen au» Bronce mit einem Thiirchen an jeder Seile, in welche Täfel chen au« rubiurothcm GlaS eingesetzt sind. Diese« Kästchen ist von innen beleuchtbar. Ring« über den Rand des obersten kleinsten Becken« ergießt sich das Master gleichmäßig in da« mittlere Becken, au« diesem eben so hinab in da« unterste Becken, au« dem e« aufsprüht, die farbenprächtigen und duf tenden Blumen um den Beckenrand wie mit Thau benetzend, lieber diesen Brunnen ergießt sich von recht« herein durch da« Fenster au« buntem Gla« da« Sonnenlicht und über- strömt die nieterrieselnden und verstäubenden Flulhen mit tausendsarbigem Glanze. — Norderney, 3l. Juli. Reicher noch al- in früheren Jahren entwickelt sich Heuer das Badeleben unserer Insel. Die Zahl ihrer Besucher hat seit Saisonbeginn die von 5000 bereit« weit überschritten, und den ersten Tausenden, welche nur da« Meer und seine heilende Kraft suchten, ist nun die obere Tausendschaar gefolgt mit P»tz, vornehmen Toiletten und der vollen Lebenslust de« Neichthum«. Norderney wird zum klein- Ostende. Wir babe» eine wogende, die neuesten Toiletten zur Schau tragende Menge am Strande; die Saison der Concerte beginnt — Frau ArtLl hat gestern den Anfang gemacht — Bälle und Kränzchen, die Freuden einer kleinen Welt, die auch im Zauber de« Meere« ihrer gewohnten Vergnügungen nicht zu entbehren vermag. Unter den Besuchern Norderney« ist die preußische Aristokratie sehr stark vertreten, nicht, minder die Finanzwelt, und auch die Bühne hat ihre reiche Vertretung. Man sieht Primadonnen der Berliner und Wiener Hosoper, Sänger und Schauspieler au- aller Herren Ländern. Unter den vielen Schriftstcllrrn, die in unsere Badewelt insbesondere Berlin entsendet, ist Friedrich Spielhagen nicht nur der hervorragendste, sondern auch der treueste Besucher. Seit drei Jahren kommt er regelmäßig im Juli hierher, um Norderney neu gestärkt zu verlassen. Heuer bat er hier die letzte Feile an einen Roman gelegt, der demnächst erscheinen soll. Sein Titel ist „UhlenhannS" (Eulenhann«). Der Held — der Dichter wollte ihn ursprünglich „Hann« der Träumer" taufen — ist ein Sohn Rügen«, wo die jüngste Erzählung de« berühmten Dichter« sich abspielt, ein Terrain, dem Spielkage» bekanntlich schon manche poetische Perle entlockt und manchen großen Erfolg gedankt. Ter „UhlenhannS" ist ohne politischen Hintergrund, ein echter Familien-Roman, dem materiellen Zuge unserer Zeit entrückt. Er spielt in den dreißiger Jahren. Spiethagen, der seit Erscheinen der „Angela", also seit zwei Jahren, nicht« publicirt, wollte in einer romantischen Erzählung der Gegenwart in Erinnerung bringen, wie sehr sie de« idealen Hauche« entbehrt. Der neue Roman ist ziemlich umfangreich. Er zählt zwei starke Bände, ähnlich den „Problematischen Naturen", welche Ruhm und Bedeutung ihre« Autor« begründeten. — lieber da« Erdbeben auf JSchia sind heute einige Nachrichten zu verzeichnen, die aus besondere« Interesse Anspruch erheben. Wir geben zunächst den Bericht eine« Augenzeugen au« Werdau, welcher an seinen dort lebenden Vater folgenden Brief gerichtet hat. Der Verfasser ist Herr E. Eicht er, Zeichner der k. k. archäolog. Institute zu Berlin und Rom, welcher sich zur Zeit behus« Sarko- phag-Aufnahme auf der Insel Capri befindet. Der Brief lautet: Lieber Vater l Ich weiß nicht wo ich anfangen soll, so viel könnte ich schreiben; wenn ich abergläubisch wäre, würde sch sagen, der Ring der Mutter hat mich beschützt. Die Karte wirst Du indeß erhalten haben, wo ich Dir einstweilen meine Rettung mittdeilte. 2 Stunden später, und ich hätte im Bette gelegen und wäre mit den andern zu Brei gedrückt worden. Sonnabend, den 28. Juli, bin ich früh mit einem Schiff nach Easamicciola gefahren, wo ich meine Tante und Onkel Saudooß besuchen wollte. Wir waren sehr lustig bi» zum Abend, dann aßen wir, als wenn wir 14 Tage lang gehungert hätten oder hungern müßten; gleich nach Tisch standen wir aus, um eine Cigarette im Freien zu rauchen. Wir standen zu Bieren an einem kleinen Tüch im Barten, hörten dem Singen einer jungen Italienerin zu, die sich im Speisezimmer hören ließ. Mit einem Mal schwankt der Boden, ein dumpfe- Donnern und ehe man bis 5 zäblt war Alle« eingestürzt, eine riesige Staubwolke erhob sich; da« Geschrei von deu Bewohnern war noch hörbar. Ich lag ans der Erde und klammerte mich an einen kleinen Baum, ein cmderer stak bi« an die Brust in der Erde, Sandovß war verschwunden (suchte seine Frau), mit Todes- angst zog ich den Nachbar heran«, den» man glaubte, der Stoß würde sich wiederholen nnd die paar Mauern, die noch stehen ge blieben, un- begraben. Au« dem Lesesaal, wo gesungen worden, stöhnte e« noch einige Minuten, dann herrschte große Stille: Alle« war begraben. Ich glaubte erst, Sondooß^ und Frau wären auch verschüttet, da aut mein Rufen nnd Schreien Niemand antwortete. Wir nahmen eine Petroleumlampe und mit Todesverachtung ging e« nach der Marine, denn dort hielt sich Jeder für sicher. Der Weg bi» dahin war aber schwierig und lang, aus der Straße eine halbe Stunde, wohin sich aber Niemand wagte. An den Weinbergen, die zum Tdell ganz steil abfallen, ging ich al« Pfadliicher mit meinem Hellen Rock voran, aus allen Bieren suchend; die Lampe trug Einer neben mir. Nach Stunde gelangten wir aus die Straße, da hörten wir überall fürchterliches Hilserusen, Beten und Schreien, man stürzte über di« Steine, denn die Häuier waren meist b,S aus den Grund zusammengeftürzt und hatten Alle« darunter begraben Gegen 11 llhr gelangte ich an den Hasen und war sroh, daß ich Wasser unter den Füßen spürte. Bi« gegen 3 Uhr blieb ich aus dem Schiff, dessen Capital» überall gesucht wurde, früh wurde er im Schutt in der Stadt aet» den. Diese Nacht vergesse ich nicht. Die Angst, zwei Freunde verloren zu haben, da» immerwährende Gestöhne, die zerquetschten Menschen, i brennender Durst, so daß man de» Mund sich mit Seewasier naß ! machen mußte; den Ausgang der Sonne habe ich noch nie so sebn- j süchtig erwartet al« an diesem Tage. Nach 3 Uhr ging ich wieder auf da« Land, wo e« mittlerweile lebendig wurde; man schleppte die Verwundeten Heraul, Alle« suchte sei»« Angehörigen, ich kletterte wieder herauf zu meinem Hotel, der Weg war sürchterllch. Die Straßen waren vollständig gesperrt und eingestürzt, ichlteßlich, um nicht von den nachstürzenden Mauer» noch erschlagen »u werden, kletterte ich wieder an den Weinbergen hinan. Um 4 Uhr war ich wieder oben. Welche Freude, al- wir un- alle drei sür todt Ge haltene in die Arme sielen; nach den Sachen zu tuchen hatte mau keine Lust, wir waren glücklich, nur lebendig davougelommen zu sein. Mit vieler Mühe brachte ich Sandooß und Frau, Letztere konnte kaum gehen und ich mußte sie öfter tragen, nach 1'/, Stunde unten an. Wir kletterten aus ein Schiff, welches wie ein Lazareth aussah; Alle- fiel sich in die Arme vor Freude, unversehrt zu sein. Mit vollem Dampf fuhren wir nach Neapel, wohin ein Dampfer des NachlS die Schreckensnachricht gebracht hatte. Der Telegraph war vollständig zerstört: wir waren die ersten Flüchtlinge. Am Hasen suchte Jede- seine Verwandten, wir wurden bald zerrissen, sollten Auskunft geben und konnten doch nicht, obwohl wir von Verschiedenen wußten, daß sie todt waren. Essen und Schlasen war rein unmöglich, immer höre und sehe ich daS Elend, die Füße zittern, als wenn ich aus einem Pulverfaß geirffen wäre. Hoffent lich geht die« bald vorüber; morgen früh will ich wieder herüber, um vielleicht meine und Saudooß Sachen zu finden. Mit Gruß Euer Ernst. AuS Berlin wird un« vom Freitag geschrieben: Die ISchia-Katastropb« wird, wie wir erfahren, einige hiesige Gelehrte veranlassen, sich dorthin zu begeben, um an Ort und Stelle Studien anzustellen. Man darf annehmen, daß e« ge lingen wird, die Ursache de« furchtbaren Unglücks zu ergründen, namentlich zunächst dahinter zu kommen, ob ein förmliches Erdbeben stattgesunbcn bat oder ob eine einfache Erdsenkung oorgekommen ist. Vulkanische Erscheinungen scheinen sich mit Senkungen verbunden zu haben oder vielmehr die letzteren werden die Folge der erster«« ge- wesen sein. Seit Alexander von Humboldt hat die Wissenschaft über da« Wesen der Vulkane wenig Neue- hervorgebracht; der J-chia- Fall ist ganz dazu angethan, liniere besten Naturforscher in Be wegung zu setzen und sich zu umfangreichen gründlichen Studien mit den Gelehrten des Ausländer zu verbinden. Die nah« bevor- stebenden Universität-serien schaffen den Docenten der Geologie Zeit zu Ausflüge» nach Jschia, wo sich vermuthlich die ersten Celevritäten der Wissenschaft ein Rendezvous geben werden. Telegraphische Meldungen: * Neapel, 3. August. (W. T.-B3 Der König ist ln der ver gangenen Nacht nach Monza zurückgcrcist, auch der Ministerpräsident Depreti» hat Neapel verlassen, der Minister Mancini ist noch hier geblieben. * Neapel, 3. Nngust. (W. T.-V.) Heute Nachmittag 2V4 Uhr fand in Easamicciola eine weitere heftige Erderschütlernng statt, in Folge deren der Gipfel deS EpomeodergeS hcrunterrutschte; in Forio erfolgte ein weiterer Einsturz von Häusern, wobei drei Personen verwundet wurden. Die Arbeiter i» Caiamiccüla scheinen unver sehrt, die ermüdeten Soldaten sind durch frische Truppentheil« ersetzt worden. Die Bevölkerung in JSchia ist ruhiger geworden, dem unermüdlichen Eifer det Ministers Genala wird allgemeine Auer- kennung gezollt. In Lacco Ameno sind drei Personen lebend auS- gegraben worden. — Professor Palmierl erklärt da« Gerücht, daß er rin Erdbeben tu Neapel befürchte, sür uubegründet. Literatur. Von ergreifender Macht ist der tragische Schluß de- Roman» „Glst" von Alexander L. Ktelland in dem soeben erschienenen ersten August-HalbmonatShestder„DrutschrnRundschau". (Berlin, Gebrüder Pätcl.) Bewundernswürdig ist cS, mit welcher Meisterschaft dieser jüngere Landsmann B-örnstjerne-Björnson'» seelische Lonflicte zu malen weiß, wie er Menschen und Charaktere wiederzugeben versteht. Tie Gestalten in seinem neuesten Werk lösen sich ordent lich von dem Rohmen der Erzählung Io« und wir fühlen und denken, handeln und trachten mit ihnen, al- »d sie von unserem Blut und Leben wären. Tie Leser der „Rundschau" werden dem Heraut- gebcr ausrichtig dankbar sein, daß er sie mit diesem hochbedeutsamen nordischen Roman bekannt gemacht Hot. — I» dem sehr werthvolleu literarhistorischen Aussatze „Schiller und Fichte" schildert Prosrffor L. von Urlich» durchaus objektiv da- verhältniß der beiden großen Männer zu einander; von hohem Interesse ist an der Hand der Erklärungen der hier wicdergegebeye Brnchtheil de« Schtller-Fichte- schen Briefwechsel-, der seinen Ursprung in der ziemlich schroffen Ablehnung eines Fichte'schcn philosopkischen Beiträge« für die,Horen" seitens Schiller'« fand. Die Entfremdung dauert« geraume Zeit, bis endlich in Berlin, ein Jahr vor dem Tod« de« Dichter», die Aussöhnung stattfaiid. — In dem sich anreihenden Beitrage be handelt Professor C. Justi ,n Bonn „Die spanisch« Brautsahrt de« Priilzen von Wales im Jahre 1623"; die hier gebotene abenteuer- liche und romantische Fahrt de« jungen englischen Priozen Nest sich wie eia spannender Roman, dabei ist jedoch der Aussatz reich an kunstsinnigen Bemerkungen und Betrachtungen. besonder« über Lela-quez und seine Schöpfungen. — Ein sociale« Thema in der leichteren Form de- Essay« behandelt A. Lämmer« tu seinem höchst beachtenSwerthen Artikel: „Die neue Mäßigkeitsbewegung in Deutsch land"; die darin mitgetheilten statistischen Notizen und an dies« geknüpften Betrachtungen sind von hohem Interesse und nicht zu unterschätzender Wichtigkeit. — Die trefflich« „Politisch« Rundschau" schließt sich diesem gehaltvollen Aussätze au. . * . Enctzklatzidt« der Naturwissenschaften. Zweite »b- th ei ln na, 14. Lieferung. BrcSlau, Verlag von Eduard Lrewendt» 1833. Wir erhalten in der vorliegenden Lieferung de« trefflichen, Epoche machenden Unternehmen- eine Fortsetzung des ausgezeichneten „Wittftein'scheu Handwörterbuch» der Pharmakognosie de- Pflanzenreiches", die Artikel von Sandelholz bi-Draube»- kirlch« umfassend. Da« Werk wird sonach bald zum Abschluß gelaugt sein «nd den Ras, dessen e» sich schon jetzt zu erfreuen hat, i» alle» T heilen rechtfertige». X. » * » Monat-schrtst für deutsche veumte. Organ de« preußische» Beamten-Lerein«. Rcdigirt von B. Bosse, kaiserl. Direktor im Reich-amt de- Innern. 7. Iahrg. 5. Heft. Grünberg t. Schi. Fr. Weiß (H. Söderftröm). Preis für 6 Monatshefte 3 — Der Inhalt dieses Hefte» ist wieder besonder- reichhaltig. Außer den Verein-angelegenheitcn und den Mittheilungen au» der Sphäre der Gesetzgebung (alle wichtigeren einschlägigen Verordnungen, Er kenntnisse u. s. w.) findet man noch belehrende und unterhaltende Abhandlungen und Aussätze allgemeinen Inhalt-, interessante« Ber- Miichtes und einen stark benutzten Sp echsaal. Daran schließt sich noch die Besprechung von Buchcrneuigkeilen, welche sür die Beamlen- praxis von Wichtigkeit sind, eine Bacanzliste u. s. w. IV. » * » 'R Ward fei LSngrrras' nach Hambarg. Gedichte und Geschichten >u erzgebirgischer Mundart. 5. «nd 6. Heft. Annaberg. Herm. Graser. 1883. Kleinoclov, 140 S. — Für alle Liebhaber von Dialektdichtung und zugleich sür alle, die einen frischen gesunden Humor zu schätzen wissen, wird da« Büchlein viel Anziehungskraft besitzen. So ionderlich der erzgebirgische Dialekt den damit Unbe kannten auch aus der ersten Seile anmuthet, so wird doch jeder sehr bald sich damit vertraut machen und den wunderbaren Reiscschick- salen des «rzgebirgischen fahrenden Sänger- mit lächelndem Munde folgen. V. « ^ vvlkSlieder au« de« Grzgedirgr. Gesammelt und heran», gegeben von vr. Alfred Müller. Annaberg. Herm. Graser. 1883. Klein Octav. 225 S. Preis 1 50 — Diese Samm lung ist wohl der erste Versuch. den Bo'ksliederlchatz untere» Erz gebirge» zu heben und darum schon von hohem literarischen Werth«. Zugleich ist aber da- Buch ein Labsal und eine wahre Erholung besonder« sür Eine», der rastlos herzuströmend« Bändchen unserer modernen Stuben- oder Mondschelnlyrik durchiugenießca geuäthigt ist. Man ist ordentlich erstaunt über dielen Reicht-«« von tiefem «emüth und keckem gesunden Humor, der hier aus der Serke un- genannter Dichter quillt, die sich nicht eilen, wenn da» viertel, oder halbe Hundert voll ist, ein feines Goldschnittbändchen aus eigene Kosten Herstellen zu lassen Ja der Vorrede hat drr Herau-geber die GrnnösL-k. nach welchen er beim Sammel» dtelrr Erzeugnisse des dichtenden volk-geiste« verfahre, ist, auseinandergesetzt. De» ersten Theil bilden die eigentlichen Lieder und Ballade», diesen schließt sich eine große Auswahl den Schnaderhüpiel» entsprechender allerliebster sogenannter Tjchumberliedel an. während »tnderlteder, Kinderspiele nnd AednlicheS den Beschluß machen. Mägen sich recht Biele an dieser Bolk-poesie erquicken. IV.
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