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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.09.1893
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-09-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930920012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893092001
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893092001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-09
- Tag 1893-09-20
-
Monat
1893-09
-
Jahr
1893
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IZM-tW WM!MWiüWWUWIitt»chA.8e>tmklW. (Fortsetzung ->» dem tzauptblalt.) Oesterreich Ungar«. * Gü«». 18. September. Da» heutige Manöver bot eine Reihe interessanter Episoden. Den Hauptgegen- stand de« Interesse» bildeten die beiderseitigen Rtitermafien, welche den Kamps der beiden Armeen einleitetea. DaS Aus- einanderstoben der beiden Eavallerir - Divisionen entwickelte sich naturgemäß. Wenn e» dabei auch zu keinem Cavalleric- aesecht in großem Stile kam, gelangte doch die Wirkung de» vereinten Vorgehen» der Eavallerir und In fanterie von der Südpartei gegen die Eavallerir der Nord partei zu lehrreichem Ausdruck. Die Monarchen und die fürstlichen Gäste verfolgten alle Phasen de» Manöver» mit dem größten Interesse. Kaiser Wilhelm besichtigte vor allen sein Husaren - Regiment, führte die Altake desselben an und machte auch den Rückmarsch mit. Daraus begab sich Se. Majestät nach den Höhe» zwischen Gün» und DoroSzma und beobachtete von dort die Ent wickelung der beiderseitigen Insauteriekräfte. Dem Manöver wohnten unter Anderen auch der deutsche Botschafter Prinz Reuß, der österreichisch - ungarische Botschafter in Berlin, von Szögyeuy, und der Minister de» Auswärtigen Gras Kalnoky bei. Die Majestäten und die fürstlichen Gäste wurden überall mit stürmischen Eljenrufen empfangen. Da» Wetter war prächtig. An dem heutigen Mahl bei dem Kaiser Franz Joseph nahmen Kaiser Wilhelm, der König von Sachsen, der Herzog von Eonnaugbt, Prinz Leopold von Bayern und der Erzherzog Franz Salvator Tbeil, ferner der deutsche Botschafter Prinz Reuß, der Minister de- Aus wärtigen, Gras Kalnoky, der sächsische Gesandte Gras v. Wall- Witz, sämmtliche Militärattache», der Minister TiSza und alle zum Gefolge und Ehrendienst gehörenden Persönlichkeiten. — Kaiser Wilhelm und König Albert gaben bei dem Ministerpräsidenten Wekerle Karten ab. — Der „Budapester Eorrespondenz" zufolge drückte der König von Sachsen dem Ministerpräsidenten Wekerle gegenüber seine Freude über den Aufenthalt in Ungarn au». * PünS. IS. September. Kaiser Wilhelm stattete gestern dem Kaiser Franz Josef eine» andertbalbstündigen Besuch ab. — Kaiser Wilhelm, Kaiser Franz Joses und der König von Sachsen sowie die andern fremden Fürsten und dir kirr anwesenden Erzherzoge begaben sich heule früh 6'/» Uhr in» Manövergebirt. Da« Manöver, da« sich sehr interessant gestaltete, wurde um 1 Uhr abgebrochen. Um 2 Uhr kehrten dir allerhöchsten Herrschaften hierher zurück. DaS Wetter war prachtvoll, aber sehr warm. Der Herzog von Eon- naught reist am 2l. d». nach Wien, von wo er am 22. d». weitrr reist. * Prag, 18. September. Hier und in den Vororten dauern die Kundgebungen fort. Die Wachleute werden verhöhnt und mißhandelt. * Araz, t8. September. Der Wirthschastliche nationale Schutzverein der Südmark hält gegen wärtig seine Hauptversammlung in Marburg ab; 52 Ortsgruppen sind vertreten. Der Abgeordnete Hosmann von Wellenhof wird zum Obmann ernannt und in de» Ber- ein-vorstand werden durchweg Parteigänger der Deutschen Nationalpartei gewählt. Die liberalen Abgeordneten HeilS- berg und Foregger wurden nicht wirdergewählt. * Temesvar, lS. September. Die scrbische Regie rung führte plötzlich einen sehr strengen Paßzwang ein und erließ ein absolute» Verbot gegen die Landung kleiner Fahrzeuge im Grenzverkebr de» Orsovaczer Donau- Gebiete»; da durch diese» Verbot der Local- und Handels verkehr vollständig abgebrochen wird, suchen die Behörden die Hilfe der Regierung nach. ' * Pcft, lS. September. (Telegramm.) Die Aeuße rungrn de» Kaiser» bei dem Empfange in Gün» rufen fortdauernd große Erregung bei allen Parteien Ungarn» hervor. Die oppositionellen Führer wollen die Aeußerungen de» Kaiser» gegen jede Lockerung de» Duali-mu» im Parlament zur Sprache bringe». Sie wollen durch staatsrechtliche Debatte die Angriffe auf da» Eabinet Wekerle erneuern und so die Aufinerlsamkcit von den kirchenpolitischen Fragen abziehen. E» stehen stürmische ParlauicntSsitznngen bevor. * Pest, 19. September. (Telegramm.) Morgen soll anläßlich der Beendigung der Co »Version«- Operationen eine große Reihe von Auszeichnungen veröffentlicht werden. Frankreich. * Pari», 17. September. Alle ofsiciellcn Dementi in Betreff de» Befindens de» vr. Cornelius Herz verfangen bei dem .Figaro" und dem .Intransigeant" nicht. Beide behaupten, der internationale Finanzmann werde nach Belieben krank oder gesund und besitze dafür probate Geheim mittel. Rochesort, der sich gegenwärtig in Spa befindet, erzählte beute, rin Mitarbeiter de» .Galignani Meffengrr", den die Diener de» angeblich mit dem Tode Ringende» nicht einlassea wollten, habe in Bournemvnte rin Zimmer mit Aussicht aus den Garten de» Tankerville-Hotel gemielhet, der mit einem hohen Zaune umfriedet worden war. Dort wohnte der Reporter mehrere Tage und konnte mit eigene» Augcu Herz schauen, der nach den Blättern in einem todähnlichen schlafe liegen sollte, in Wahrheit aber mit Frau und Kindern Croquek spielte. E» ist nur sonderbar, daß der Eng länder diese Wahrnehmung dem Ehcfredacteur de» ,Jn- lransigeant" und nicht seinem eigenen Blatte in Pari» mit- tbeilre. dem einig« originelle Se»sation«nachrichten im Kampfe mit dem Pariser „New-Iork Herald" wohl zu statten kämen. — Der Marineminister hat Befehl gegeben, sämmtliche Vorbereitungen für den Empfang der ru>sischrn Flotte bi» zum l0. Oktober zu beendigen. Sämmtliche Schiffe de« activeo Geschwader» und de» Reserve-Geschwader» de« Mittelmeerr» sollen sich bereit halten, am S. Oktober in See zu gehen. * Part», 19. September (Telegramm.) Die hiesige Danksirma Rothschild zeichnete bei dem Festcomit» u den Empfangsfeierlichkeiten für die russischen Gäste die Summe von lOOOO Franc«. — Die Nachrichten au» den Kohlenbezirkeo de» Nordens lauten be unruhigend. Der Streik verbreitet sich immer mrbr. Di« durch die Streikende»» bedrohten Gruben werden »nili- tairisch bewacht. * Leu«, 19. September. (Telegramm.) Die Nacht ist im ganzen Kohlenrevier sehr bewegt verlaufcn. Die Streikenden fuhren fort, durch Patrouillen die Zugänge zu den Grube - bewachen zu lassen. Wegen Hinderung der ArbeitSfrciheit wurden drei Verbauungen vor- geuoiumeu. In alle» Kohlengruben wird vollständig gefeiert. Im Streik-Revier LenS sind 4 Bataillone Infanterie und 2 EScadroa» Eavallerir eingelrofsen. Jin Distrikt herrscht Ruhe. * Lille, 19. September. (Telegramm.) Die Lagt ist im Nord-Revier unverändert. Belgien. * Brüssel, 18. September. Au, 24. und 25. d. M. tagt in der belgische» Hauptstadt im katholischen Arbeiterhause die zur Bekämpfung der socialistischen Bewegung von den .demokratisch" gefilmten katholischen Parteiführern gegründete demokratische belgische Liga. Aus der Tagesordnung stehen allgemeine Interessen der arbeitenden Elasseu, Hand werker-Innungen, Hilf»- und Vorsorge-Einrichtungen, Credit-, Production«- und Eonsuni Genossenschasten und Schalkragen. Außer den Mitgliedern der Liga, deren Zahl bereit» IVO OOO überschreiten soll, wird Jeder zu diesem Eongrcsse zugelaffen, welcher .das Eigenlbuni und die Familie achtet uud die Religio» al» nolhwendige Grundlage der Gesellschaft zuläßt." Diese Liga will die Arbeiter- und Banernmaffen der katho lischen Kirche und Partei ganz besonder» für die kommenden Wahlen dienstbar machen. Helsen wird das kaum, denn in Gent habe» sich die Arbeiter aller Parteirichtungen bei den Wahlen zum staatlichen Jndnstrierath verbunden »nd die Bauern wollen auch gemeinsam Front gegen die Bourgeoisie machen. — In allen Bcrgwerksreviereu herrscht jetzk Ruhe; eS wurde gestern überall gearbeitet. * M«uS. >9. September. (Telegramm.) Gestern nahm eine Versammlung den Text zweier Schreiben an, welche an die Direktoren der Kohlenbergwerke uud an den Gouverneur der Provinz Heunegau gerichtet sind. I» dem ersten Brief wird de» Direktoren miigetdeilt, daß, wen» jetzt nicht 10 Procent Lohnerhöhung bewilligt würden, der AuSstaad erklärt und eine Lohnerhöhung von 30 Procent gefordert werden würbe. Niederlande. * Haag, 19. September. (Telegramm.) Die Königin Regentin hat heute d»e Generalstaaten mit einer Thronrede eröffnet, worin die auswärtigen Be zicbungen al« sehr freundlich bezeichnet werden. Die Ei» ladung zu der Eonferenz für internationales Privalrccht sei mit Wohlwollen angenommen worden. Die Ernte »n den verschiedenen Gegenden sei wegen der Trockenheit weniger günstig gewesen. Der Gesundheitszustand sei ii» Allgemeinen befriedigend. Dir- ansteckenden Krankheiten hätten sich nicht weiter auSgebreitet. Die Königin Regentin appellirte an dir Mitwirkung der Kainmern in erster Linie zur Fortsetzung uud zum Abschluß der Be rathungen über die Vorlage der Wahlresorn». An gekündigt werden Vorlage» über die Militairdiöciplin, über die GesuodheitS- und SicherheitSpflrge in den Fabriken und die Verbesserung des Regierung» sy stein» io Indien. Der Stand der Finanzen wird als befriedigend bezeichnet, eine Erhöhung der Steuern sowie die Ausnahme einer Anleihe sei nicht io Aulsicht genommen. Schweiz. * Ber«. 19. September. (Telegramm.) Die Er- oeuerunq-wahlen für den Nativnal-Rath sind auf den 29. Oktober d I. angeordnet worden. Vordebältlich der Genehmigung Seiten» der BundeS-Versammluug ist vom BuodrSratbe r,.- Prägung von riaer Million Füof- EeutimeSstückeo verfügt wordea. Italic«. *Der ioDkailnu» erscheinende „Corriere drlla Sera" meldet unterm 19. Seplember: Ein in brennendster Sonnen hitze zurückzelegter 35 km langer Marsch dreier iia' nlscher Infanterie-Regimenter von Torrigl-a > Genua gestaltete sich zu einer wahren Katastrophe. La ,> de» Wege« blieben zahlreiche Soldaten liegen. In Genua sielen die Soldaten gruppenweise um. Als die Regimenter in den Easernen anlangteu, fehlten 400 Mann. Zwei starben im Spital. * Niedrere Pariser Blätter veröffentlichen Nachrichten au- Ro«, »ach welchen in parlamentarischen Kreisen die Meinung vorberrscht, daß da« Eabinet Giolitti bereit» kurz nach Eiöffuung der Kammer dein Andrang der Oppo sition erliegen würde. EriSpi soll bereit« zum Nach folger Giolitti's auSersehen sein (?). Großbritannien. * London, 16. September. Nachdem der irische Etat gestern und vorgestern niit ganz außergeivvbnlicher Schnelligkeit sestgestellr worden ist. ist zwischen den zwei Parteien ein freund liches lltbcreinkoinnitn zu Stande gekommen, da« die Ver tagung de« Hause» am 23. September möglich »nackt. Da» indische Budget und die Aneignungsbill in ihren vier Stadien wird den Rest der Sitzungen an-süllen. Wenn tr§ HauS nächsten Sonnabend vertagt wird, kann e» aus 100 ^itzunaeu zurückdlicken, und da e» von» 2. November an bi« Anbulch der Weihuachlöseiertage weiter tagt, so wird die diesjährige Session die längste sein, die in diesem Jahr hundert zu verzeichnen ist; nur die von 1838 mit 176 Sitzungen kommt ihr nahe. 1892 saß da« Hau- an 90 Tage». 1891 an 14l, 1890 an 125 und 1889 an 122; die Durchschnittszahl für die letzten 25 Jahre war >23. Um da« Opser, da», wie diese Zahlen zeigen, die Negierung diese« Jahr dein Parlament zuuiulhele, recht zu würdige», muß man »veiler bedenken, tay beinahe die ganze Zeit de« Hauses durch Negirrungögeschäfle, was die beständige Anwesenheit aller verfügbaren Abgeordneten löthig machte, in Anspruch geiivulnien war. * London, 19. September. Der BollzuzSrath dcö Per bände« der englische»» liberale» Vereine nahm, wie bereit« kurz gemeldet, eine zweite Resolution an, welche in die Regierung dringt, in der nächstjährige» Session, sowie in der bkvorslcbknden Herbstsessio» de« Parlanicul« die lanz- verschobene britische Gesetzgebung iu Angriff zu nehmen und die liberalen Vereine anweist, Schritte zu tbun, um die Negierung in der gegenwärtigen Krisi« zu stärken. Diese Resolution, so benirrkt „Daily Ehroniclc deute den Entschluß der liberalen Partei an, die Auslösung be« Uiiterbausc« auf Geheiß de« Oberhauses nicht zu dulde» „Daily New«" ersährt, Gladstone's Rebe in Edin- hurg werde die allgemeinen Grundlagen audeute», ans denen der liberale Angriff gegen da« Oberhaus vor sich gehen solle. Dänemark. * Kopenhagen, 17. September. Fürst Windischgräf reiste gestern Abend von hier über Gjcdscr nach Berlin ab Der Fürst wurde von dem österreichisch-ungarischen Gesandten Freiherr» v. Trauttenderg, sowie von dem Rittmeister Kjär, der dem Fürsten während seine« kiesigen AusentbalteS bei gegeben gewesen war, nach dem Bahnhose geleitet. — Laut Miltheilung aus Petersburg, ist hier in Kopenhagen eine neue russische Kaiseryacht, für daS Schwarze Meer bestimmt, in Bestellung gegeben. Da« Schis wird nach dem Muster de« „Polarsterns" gebaut »nd soll eine Länge vo» 350 Fuß haben, eine» Tiefgang von 20 Fuß. eine Tragfähigkeit von 40001 und mit 000 Pjcrdekräfte» eine Fahrt von 20 Meile» in der Woche machen. — Der Groß Händler Tutein. Besitzer vonHögbolt, bat auö Gesundheitö rücksichten sein Mandat als FoikerhiligSabgeordncter sür den Kreis Norre-Tuubby niedergclegt. Rußland. * Petersburg, 19. September. (Telegramm) Der Finanzminister Witte zeigte der deutschen Botschaft an. daß die Abreise der Delegirten Rußlands zur Zoll conferenz iu Berlin desinitiv am 14. September a. St. (26 September n. St ) stattsinden wird. — Meldungen der Blätter zufolge ist bei der Uleaborgschen Gouverne- uientSregirrung die finnische Spracht anstatt der schwedischen als die ossiciclle GeschästSsprache eingesührt worden. Al- Motiv der Neuerung gilt der Umstand, daß da» Gouvernement Uleabvrg etwa 245 000 finnisch sprechende und nur etwa« über 2000 schwedisch sprechend« Eiu- wohner zählt. Orient. * Soustantluoprk, 18. September. Zia Bey ist von dem Sultan »um Bezier erbeben und führt sonach hinforl den Titel Zia Pascha. Da» betreffende Dekret wurde heute ,u seinem Hause feierlich verlesen. Afrika. Da» Reuter'sche Bureau meldet au» Kapstadt vom >9. September: Der Verwalter der britisch-süd afrikanischen Gesellschaft, vr. Jenneson, berichtet aus Masho,Island, die Matabcle näbern sich Sin via, 85 Meilen westlich vom Fort Salisbury. Tie eingeborene» Häuptlinge des Distrikte- befürchten einen Angriff. Anrerika. * Rew-Aork, l9.September. (Telegramm.) Der „New- Dork Herald" meldet aus Montevideo vom 18. September: Alle Fort» in Ri« Pe Janeiro, ausgenommen Santa Eruz, haben sich sür neutral oder für Mello er klärt. Die Munition und die Lebensmittel scheinen in Santa Eruz auSziigehen. Tie Armee, obwohl ansck,einend Peixoto treu, sei völlig diSciplinloS. Mello kaufte von verschiedenen Schiffe» Borräthe, deren er dringend bedürftig war. Die am Land befindlichen Marinr-Ossiciere weigern sich, gegen ihre Kaincradr» zu kämpfe». Drei Rcdellenschifse gingen am Sonnabend nach Santoö ab, um sich de» Zoll amtes zu bciiiächtigen und Pcixoto'S Einnahmequelle abzuschneid:». Es heißt, in Rio de Janeiro herrsche nahezu Anarchie. Der Redakteur der Zeitung Hcraldo" sei grausam ermordet worden. Der Adsall von Bahia und Pernambuco, sowie de» aesainmlcn Geschwader« von Rio Grande bestätigt sich. Die Aufständischen in Rio Grande mobilisiren ihre St reitkräste gegen General Eastilho. * Eine am 19. Sepl. Abends in London eingegangeae Privaldepcsche au» Rt« de Jaiteiro vom 17. d.M. berichtet, die Bcrtretcr der dortigen fremden Banken beschlossen in einer am Sonnabciik abgeballcucn Versammlung, die Banken nicht vor Beendigung der gegenwärtigen Krisi» wieder zu eröffnen. — DaS Schiff „Republik«", welche» vergangene Woche zu Eustodie de Mello über- gcgangen war, sorcirte am l6. September Abend» di: Barre und verließ die Bai nach einem erbitterten Kampf mit den Fort». Anck> den anderen Schissen gelang e», die Bai z» verlassen. Man erwartet einen Angriff auf dze Südhäscn oder eine Blockade derselben. * Die brasilianische Gesandtschaft in Pari» theilt mit, daß Rio de Janeiro am l8. Seplember Mittags stark boinbardirt Warden ist. Wie e« heißt, sei die Lage der brasilianischen Regierung sehr kritisch. * Meldungen aus Burnoü-Ayrcs zufolge wurde die Rational gar de von Eordvba aufgelöst. Die Lage ist beruhigt. I» Tucnma» schreitet die Insurrektion fort. Durch die große Trockenheit ist der Handel in Asuncion brach gelegt. Mlitairisches. k. Leipzig» 19. Lcpikiiibcr. Im österreichischen Heere werben jetzt zahlreich« Flcischeonjelven erprobt, ineei» mau verschiedene Fleiichgallunqcn, denen inan wiederum verschiedene Aeniiiit und Gewürze zuletzt, prüft zu tciu Zwecke, der Loniervenverpslegung eine größere r'ltivechielung zu gehr». Po» Flelichroi»erven sind de- reit« eingeiührt da« Fleilchgemüse, >-in K.,!,e„ge vo» gedämpftem Hüls»»sr„chlinehl, Nein gehalltem, gcpöiellei» oder auch geräucherte»! Aindiltisch, Fell, Luppenkrautciii, Zwiedeln und Salz, und die Gulhüscouirrvc, die RinLSgulür« in Blechbüchsen nach der Apperl'jchen Methode cinsthlikst!. Außerdem wurden 1891 mit dem Fieischjwieback, der au« Mehl und an- sein gehacklem Fleisch in rohem oder gekochtem Anstande besteht, ausgedehnte Versuche rorgenoinine»: doch sa»d derselbe bei de» Truppen nicht überall Ankiang. Auch hat man leit längercr Zeit die Einiuhrung von Äesricronlagkn behufs Eonjervlrung großer Mengen frischen Fleische- sür feste Plätze ins Auge gefaßt. Bon Lrod - llon- serven hat das österreichische Heer den Zwieback und da« Prcßbrod. Ter Zwieback ist in Folge der Bereitung»« weije — starke Austrocknung de« unvollkommen gegahrcne» Teige« bei mäßiger Hitze, so daß die Slorkelürner tiiiausgeschlrjsen bleiben — I hart, wenig poro« und schwer verdaulich und erzeugt bei längerem Zur Geschichte des Leipziger Handels und feiner Änfechluugen. hanLeltgefchichtliche Skizze von Otto Moser. »eriole». (Fortsetzung.) Anch Leipzig war um diese Zeit von einem großen Brande beilngesucht worden, aber — zu seinem Glück! Im Jahre 1420 sanken gegen vierhundert Bürgerhäuser in Asche, damals hölzerne, großentbeilS mit Stroh gedeckte Gebäude. An Stelle dieser leichte» Häuser entstanden nunmehr tüchtige steinerne Gebäude mit feuersestru Gewölben und Niederlagen, wie sic in vielen Unterbauen der inneren Stadt sich bis znm heutigen Tage erhalten haben. Die schützenden Gräben und Ring mauern, sowie die große Sicherheit der Räume vor FeuerS- gesahr, wendete nunmehr Leipzig, da« bisher hauptsächlich Meßgeschäft betriebe» hatte, alle übrige Kausmannschast zu. Der genannte große Brand wurde aber auch Veranlassung zur Gründung der Neujahr-messe durch de» Kurfürsten Friedrich. Dieser meinte, der durch den Brand und die Besesligungen der Stadt rlwaS in Schulden geratbenen Bürgerschaft durch eine dritte Messe «ine neue Erwerbsquelle zu offnen, wobei er gleichzeitig 1457 zur Erleichterung de« Verkehrs die so genannten Spitzgroschen schlagen ließ und 1404 die Stadt mit dem Waagegelde begnadigte. Um diese Zeit kam auch dir Bezeichnung .Messe" sür „Jahrmarkt" aus, tveil die fremden Kausleute, nachdem sie i» Leipzig angelangt waren, an einem bestimmten Tage in di« Kirchen zogen, um daselbst zum Lobe Gotte», welcher sie glücklich bergefübrt, eine Messe anzubören. Schon I486 hatte sich die Leipziger Kausmannschast von allem betroffenen Ungemach wieder soweit erholt, daß sie den landes herrlichen Einnabmen, al« freiwillige» Beitrag, dir danial- srhr bedeutende Summe von 3000 Gülden hinzusügen konnte. Jetzt erwacht«, ob Leipzig» anwacksenter Handrllblülhe, der Neid und Grimm vieler Nachbarstädle, und e» wurden dagegen allerhand Jntriguen gesponnen, die jedoch ohne Enola blieben. Dir Stadt pockire aus ilire Privilegien uud rief Kaiser und Landesherren zu deren Schutze auf. Ganz brsoudrr» hatten e» Erfurt, Naumburg. Halle und Magde burg aus Leipzig abgesehen Sie versuchten wiederholt, sich da» Etapelracht anzumaßen, indessen stet» mit bitterer Enttäuschung. Zuerst brachen im Jahre >493 die Erfurter lp». Sir hatten von den Kaisern Ludwig und Friedrich Hk di« Freiheit erlangt, jährlick» zwei Märkte abzuhalten, durch welche sie die Leipziger HandelSprivilegien zu schädigen ver- uchten. Nach langen Streitigkeiten darüber wurden ihnen vom Kaiser Maximilian i5I0 die JahrmarktSgercchtSsanie ent zogen Hierüber erhoben die Erfurter eine» Ausstand, wobei sie ihren Bürgermeister ausbingen und den Syndikus vierlbeilten, weil sie Beide vom sächsischen Herzog Georg bestochen wähnten. Nach vier Jahren mußten sich die Erfurter fügen und ihrer Jabruiärkle begeben. Im Jahre 1518 hatte Kurfürst Joacküm von Brandenburg, welcher eine Niederlage in Frankfurt an der Oder anlegen wollte, Kaufmann-guter, die tbeil« ür Leipzig bestimmt waren, theil« von dort kamen, anbalie» und verstricken lasten. Die Beschwerden de« Leipziger Ratd« beim Kurfürsten halfen nicht- und so wendete sich dieser an seinen Landesherr», Herzog Georg, welcher deshalb seineGesandt- schast an den Kurfürsten schickte, der diese» zu einem gütliche» Ber- leiche bestimmte. Naumburg wollte 1514 rn Ungunstcn cixzig» seinen Jahrmarkt in die Leipziger MichaeliSmcsse verlegen und sich einige Freiheiten und Privilegien verschaffen. Da hier die Geistlichkeit mit i»S Spiel kam, indem in dem kaiserlichen Diplom, welche» Leipzig« Privileg!« enthielt, aus da« Ansehen der Bischöfe von Magdeburg, Halberstadt, Meißen, Merseburg und Naumburg große Rücksicht genommen worden war. wendete sich der Leipziger Rath direct an den Papst Leo X., der in einem geharnischten SÄ-reiben nicht nur die Leipziger Handellprivilegien bestätigte, sondern auch alle dagegen gerichteten apostolischen Satzungen und Verordnungen für null und nichtig erklärte und die Zuwiderhandelnden mit dem Bann bedrohte. Diese päpstliche Bulle bestimmte al« BeanstraAten den Probst de« Thoma-klostrr» Hu Leipzig, Jakob Kehler, der auch die Verordnung de» PapNe« an der Kirchthür zu St. Thoma« anschlagrn ließ. Gütliche Vor schläge de« Bischof« von Naumburg wie» der Leipziger Rath kurzer Hand zurück. Ein neuer Handelsstreit entstand Leipzig 1521 durch die fünf Grasen von ManSfeld, weil diese die beiden Jabrniärkte in Eisleben verändern wollten. Sie »heilten die» in einem höflichen Schreiben dem Leipziger Rathe mit und baten, eü in Leipzig durch öffentlichen Anschlag bekannt zu geben. Der Rath antwortete eben so böslich, daß er jeden Eingriff in seine HandelSprivilegia znrückweisen müßte und schickte den Grafen durch den Rath-herrn und Buchhändler LucaS Holm eine Abschrift derselben zu Trotzdem trafen die Grasen An stalten, die neue Messe in Ei-lebrn abzubalten. Da schickte auf Veranlassung de« Leipziger Rathe« Herzog Georg von Sachsen Reiter au», welche die nach EiSlcben führenden Straßen besetzen und die zur Messe ziehenden Kausleute znrückweisen mußten. Hieraus baten die Grasen, dir Reiter abzubernsen, da sie ja keine neue Messe gründen, sondern nur die beiden längst vorhandenen hätten verlegen wollen. E» solle inzwischen beim Allen bleiben und damit der Hader beseitigt sein. Spätere Versuche der Eislebener, ihre Jahr märkte in die Leipziger Meßzeit zu verlegen, blieben ebenfalls ohne Erfolg. Die nächsten Städte, welche mit Leipzig wegen besten andelSprivilcgicn in Conflict geriethcn, waren Borna und elgern, die 1541 Jahrmärkte erhalten halten. Aus Widerspruch der Leipziger wurde idnen vom Herzog Moritz die Erlaubniß wieder entzogen. DaS nächste Jahr wollte Großenhain seine Jahrmärkte in die Leipziger Meßzeit verlegen, und wurden darüber die Streitigkeiten mit Leipzig so hitzig, daß Großenhain beinahe sein JabrmarktSrecht verlor und der dortige Rath in seiner Besorgniß deshalb an den Rath zu Leipzig schrieb: „Die Merkte so wyr baden vnd darmitt» privilegiret seynd, die haben wyr über Menhschen Gedenken gehapt vnd yst darniitto vnsre« Wiste»« keyne Füräuderung czcscheen." Im Jahre >550 wollte Jütrrbock und 1558 Wurzen und Schafstädt Märkte anlegen, wobei die Wurzcner sich auf eine» alten bischöflichen Freibrief beriefen; aber auf Leipzig» Einspruch wie« der Kurfürst alle drei Städte damit zurück Nun zeigte sich, 1559 Naumburg wieder aus dem Schauplatze, in dem e» den Kaiser, bei beabsichtigter Verlegung seiner Messen, um Schutz gegen Leipzig bat. Aber auch die Leipziger rührten sich, indem sie dem Kaiser die von seinem Vorfahren erhaltenen und wiederholt erneuerten HandelSprivilegien über reichten, worauf dieser die Naunibiirger mit ihrem Gesuch nicht nur abwieS, sondern den Leirziqern ihre Privilegien ebenfalls bestätigte. Kaum war aber Naumburg abgesertigt, so erschien Pegau auf der Bildstäche und zeigte ein Schrift stück von 1454 vor, in dem Kurfürst Friedrich der Stadt ihre andlung bestätigt batte. Darauf süßend wollten die egauer diese» alte Handelsrecht erneuern, wurden aber vom Kurfürsten August abgewiesen. Aus gleiche Art versuchte 1573 Köthen zwei Jabrniärkte zu erlangen; als aber die Leipziger mit ihren Privilegien und den damit verbundenen Be strafungen drohten, gaben die Köthener klein zu. Eilen- bura und Liebenwerta ersnbren ein ähnliche» Schicksal, al» sie 158l Leipzig nachtheilige Märkte anzulcgen versn-bte». Im 17. Jahrhundert erkühnte sich t021 Brcna neue Märkte auszuschreiben und die alten zu verlegen. Al- die Leipziger die« untersagten, antwortete Brena, „daß seine Meffen sehr geringe wäre« und der Leipziger Handlung wohl nur kleinen Schaden bringen könnten". Glrichwobl richtete der Leipziger Rath «ine Beschwerdescbrist an den Kurfürsten, woraus dieier eine au« fünf Adeligen und Gelehrte» zusammengesetzte Eom- uiissiou oirdersetzte, um dir Sache zu untersuchen. Dir Eom- mission fand, daß die Brenacr ein alle« kurfürstliche» Handels- Privileg auswcisen konnten und so wurde beschlossen, „au» Ehrerbietung gegen den LandeSvatcr die Brcnaer ruhig i»i Besitz ihre» Privilegiums zu belasse», doch sollte» sic nur kleine Messe» Hallen und Leipzigs Stapelgerechtigkeit nicht verletzten." Hierüber mußten die Brenner den Leipzigern ein schriftliche» Zngeständniß cmSsertigen. Ouer- surl hatte sich im Jabrc 1028 vorgenommcn, öffent liche Jahrmärkte auSzurnscu, die sie aus der sogenannten EsclSwicse abhalten wollten, gab diesen Entschluß, durch die Drohungen der Leipziger eingeschüchlert, aber ebenfalls auf. Gleichzeitig ließ aber der Rath zu Leipzig in Folge der sich mehrenden Angriffe seine HandelSprivilegien durch den Kaiser von Neuem bestätige», »nd 1051 schickte er sogar an die Nälbe vcn Halle, Gera. Altenburg, Ersnrt, Eivlebc». Jena, Zerbst, Köthen, Lcißnig, WcißciitclS, Langcnsalzc, Wurzen, Delitzsch. Tvrga», Wittenberg, Grimma, Oschatz, Meißen, Zeitz, Naumburg, Großenhain, Frcibcrg, Hayniche», Wald- Heim, Zwickau, Ebeniniy, Schnecberg, Maricnbcrg und Anna- bcrg besondere AuSschreibc», ui» die infolge der KnegSunruhcn mehrfach vorgckommene» Verletzungen seiner HandelSprivilegien zu rüge», vor gleichen Ueberschretlnngcn zu warne» und um Verösfeiillichuiig der Privilegien durch Anschlag zu ersucheki. Diese Mahnung hatte jedoch nur fragliche» Erfolg, denn schon 1053 meldete Gras Martin von Stolderg dem Leipziger Rathe, daß der Stadt Stolberg — a»i Harz — ei» Jabrinarlt rerstattct worben sei »nd er von Leipzig deshalb keinen Wider spruch erwarte. Dieser erfolgte jedoch und nach längerem Streite rcsolvirte der Kaiser, daß Leipzig» Forderung be rechtigt sei. Darob große Freute der Leipziger Kansmanu- schaft. Niinmebr fing Bern bürg an, durch Ausschreibung zweier Jabrniärkte Leipzig zu kränken, und anch hier siegte Leipzig und verkündete dies als Warnung vielen Städten, darunter anch Hamburg, Augsburg, Worms, Speyer, Braun schweig, Mühlhausen, Nürnberg und Breslau. Am meisten Ware» jedoch die Leipziger Handelsrechte vcn lOOl bi» 1671 bedroht. Zuerst trat WeißcnselS auf, daS wegen Ver armung durch den Dreißigjährigen Krieg vom Kursursleu die Erlaubniß erkalten batte, eine» sünslägigen Jahrmarkt au»- znschreibeil. Wie sollte sich Leipzig bier, wo der Kursürst in« Spiel kam, verhalle»? Da beschloß der Rath Vor stellungen dagegen zn »lachen, indem er die kaiserlichen Privi legien vorschützle. Der Knrsürst und der Herzog von Sachsen- WeißenfelS achteten dieselben »nd ließen durch den Admi nistrator des Ekzstist- Magdeburg die Cache gütlich vor tragen, daß der Jahrmarkt unterblieb. (Lchlnß solgt^
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