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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.09.1893
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-09-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930920012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893092001
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893092001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-09
- Tag 1893-09-20
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Monat
1893-09
-
Jahr
1893
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Astronomisches. I. Jupiter und Venu«. Große« Jnteresie erregt all seitig der jetzt in den späteren Abendstunden am Osthimmel in großem Glanze strahlende Jupiter. Der Aufgang dieses größten Planeten — er ist 1240 mal so groß als die Erde — erfolgt am 20. September AbcndS 8 Uhr 22 Min. (mittel- europäische Zeit, wie sie jetzt alle Uhren Deutschlands über einstimmend zeigen), am 25. September 8 Uhr 2 Min., am 30. September 7 Uhr 43 Min. Bis znm 17. November nimmt seine Helligkeit noch zu. da er erst an diesem Tage von der Erde die geringste Entfernung bat. die freilich noch immer ziemlich genau 80 Millionen geographische Meilen beträgt. In dem vor dem PeterSthor ausgestellte» großen Fernrohr des Herr» Teumer sicht man ihn schon als ganz respektable Scheibe und die 4 Monde desselben als belle Sterne, die an jedem neuen Abend vollkommen ver änderte Stellung zeigen. Jetzt befindet sich Jupiter im Stier, senkrecht über ihm daS bekannte Siebengestirn oder die Plejaden, in welchem ein gutes Auge gewöhnlich 7 Sterne erblickt. Der rotbc Stern unterhalb des Jupiter ist Aldebaran, der hellste Stern des Stiers. — Bald nach Eonncimntergang ist am Wcstbimmel in geringer Höbe ein anderer, in großem Glanze strahlender Stern sichtbar. ES ist dies BenuS, gleichiallS Planet und nur wenig kleiner als die Erde. Sie gebt am 20. September Abends 7 Uhr 14 Min., am 25. 7 Uhr 6 Min., am 30. 6 Uhr 58 Min. unter und zwar am 20. 63, am 30. 69 Minuten später als die Sonne, so daß sie nack und nach immer günstiger gescben werden kann. Bekanntlich zeigt sie — wie man sich in einem schon stärker vergrößernden Fernrohr überzeugen kann — die selben Lichtgestalten wie unser Mond. Ist sic jenseits der Sonne (2. Mai 1893), in welchem Falle wir sie nicht sehen, so ist sie voll erleuchtet, stcbt sic scheinbar am weitesten von der Sonne ab, gebt sic also am spätesten nach Sonnenunter gang unter, wie dies demnächst am 6. Deceniber der Fall ist, so ist sie bald erleuchtet, wie unser Mond zur Zeit deS 1 und letzten Viertels. Jetzt, am 20. September, ist noch ziem lich ihres Durchmessers erleuchtet. Trotz der jetzigen Ab nähme deS erleuchtenden TbeilcS ihrer Scheibe, nimmt sie in Folge der geringer werdenden Entfernung von der Erde an Glanz immer mehr zu. Erst am 9. Januar 1894 ist ihre Helligkeit am größten. Sie ist alsdann 5mal so hell als Jupiter und 50mal so bell als Capclla, der Stern 1. Größe, den wir mit lebhaft funkelndem Lichte jetzt deS AbcndS lies unten in >>!0 erblicken. An diesem Tage geht sie 8 Uhr 20 Min. Abends in 8>V unter. II. In den jetzigen schönen Nächten trägt mancher Natur freund daS Verlangen, die hauptsächlichsten Sterne und Sternbilder des FixstcrnhimmelS kennen zu lernen Alle diese Sterne, selbst die kleinsten mit bloßen Augen sicht baren Sterne — jetzt nur Jupiter und BenuS ausgenommen — sind Fixsterne, die also, ganz wie unsere Sonne, mit eignem Lichte glänzen, die aber auch hinsichtlich ihrer Größe mit unserer Sonne wettcisern, denn durchschnittlich sind sic 1 bis 2 Millionen Mal so groß als die Erde. Im Nach stehenden wollen wir den Fixsternbimmcl vorführen, wie er sich am 20. September AbendS 9 Ubr 0 Min. (also auch am 25. September 8 Uhr 40 Min., am 30. September 8 Ubr 21 Min., mit täglich 3,93 Min. Bcrsrühuug) darslcllt. Die beigegebcnen römischen Ziffern mögen die Große deS Sternes, die arabischen Zistern die Höbe des Gestirns über dem Hori zont in Graden bedeuten. (Bekanntlich beträgt der scheinbare Durchmesser der Sonne oder des MondeS etwa Grad, die Höbe deS ZcnithS, deö mittelste» Puncles deS Himmels gewölbcS senkrecht über uns, 90 Grad.) In dl erblicken wir den Polarstern (II, 5tV,), zwischen demselben und dem Zenild die Sterne des EcpheuS; zwischen IldiO und dlO: Eapella im Fuhrmann (I, 18); zwischen >0 und OdiO die Sterne deS PcrscnS (15—47) und die siinf wie ein gestalteten Sterne der Eassiopeja (51—62); in OdiO das Siebengestirn (12), unterhalb desselben den in großem Glanze strahlenden Jupiter (s. oben); von OdlO bis 080 (39—47) die 3 bellen Sterne der Andromeda; in 0 die Hauptstcrne des Widders (25); von 0 bis 80 am Horizont den Walfisch, oberhalb desselben daS Sternbild der Fische; in 080 (37—55) daS große PegasuSvicrcck (der äußerste Stern links gehört zur Andromeda); in 880 am Horizont den südlichen Fisch mit Fomalhaut (I), ober halb desselben den Wassermann; in 8 in geringer Höbe den Steinbock; in 8>V Atair, den hellsten Stern im Adler ll, 44), links von demselben, wenig höher, da- niedliche Sternbild deS Delphin; in 884V am Horizont den Schützen und nahe dem Zenilh Dcncb im Schwan (zwischen I und II); zwischen 84V und 4V84V tief unten den Ophiuchus; in 4V84V Wega in der Leyer (6l), unterhalb desselben daS Sternbild deS HerkuleS; in 4V Gamma in der Krone (II, 26); in 4VA4V den röthlichen Arctur im Boote (I, 9): zwischen X4V und die 7 Hellen Sterne deS großen Bären (22—31). 4 Stunden später (am 21. September I Ubr früh) ist daS schönste Sternbild, der Orion mit den charakteristischen 3 Gürtelsternen, vollständig aufgeganzen. Noch 1'/, Stunde später geht auch Sirius, der hellste und schönste aller Fix sterne, aus. III. Entdeckung neuer Planeten. Am 12. August entdeckte der Astronom CharloiS aus der Sternwarte zu Nizza mittelst photographischer Aufnahmen vom 9. und 12. August einen neuen Planeten 12. Größe wenig östlich von Jota Wassermann. Die tägliche Bewegung desselben betrug 12 Bogenminuten nach Westen und 5 Minuten nach Süden. Er wurde vorläufig mit 1893 Ab' bezeichnet. Am 17. August AbcndS entdeckte derselbe Astronom wenig östlich von Beta ini Wassermann wieder einen kleinen Planeten 11. Größe (1893 ^40), besten tägliche Bewegung 9 Minuten in westlicher und 5 Minuten in südlicher Richtung betrug. Schon zwei Tage später, am 19., fand EharloiS einen neuen Planeten 10. Größe (1893 AH), nahezu in der Mille zwischen Beta Wassermann und Theta Pegasus, besten tägliche Bewegung 15 Min. westwärts und 1 Mm. nördlich gerichtet war. Somit bat daS gegenwärtige Jahr allein schon 32 Planetenentdcckungen zu verzeichnen, mit welchen die Zahl aller zwischen Mars und Jupiter um die Sonne sich be wegenden kleinen Planeten (Planetoiden, Asteroiden) aus 384, die Zabl aller Planeten daher auf 392 angewachsen ist. Diese Erfolge verdanken wir der Photographie deS Himmels; freilich erschweren die vielen kleinen Planeten die erforderliche Untersuchung, ob ein aufgesundcner Planet ein wirklich neuer oder ein schon früher beobachteter ist, bedeutend. IV Der Komet Nordamc-Ouönisset ist jetzt auch auf der Sternwarte deS Mount Hamilton (Lickobscrvatorium) spcctroskopisch untersucht worden. DaS Spectrum zeigte sieb übereinstimmend mit den starken Banden und Linien des Koblenstossö und deS CyanogenS. Der Komet bewegt sich im September südöstlich durch einen Tbeil des Wassermanns zum Walfisch, und die Helligkeit des schon schwach leuchtendenKometen nimmt während dieses MvnatS nur wenig ab. Stärker ist die Licktabnahme bei dem wieder ausgcfuntcnen periodischen Kometen von Fmlav (1892 VI). welcher sich im September nordöstlich im Sternbilde deö Schützen bewegt. Schur ig. Urtheil ausgesprochene Verfügung, daß eine anderweitige Wieder- verheiralhung ihr nur unter Vorbehalt einer besonders nach- zusucheudcn Erlaubnis gestattet sei, wurden ihr Schwierigkeiten bet dein Abschluß ihrer Ehe mit Voigt erwachsen, und deshalb die Angabe gemacht, sie sei noch ledig. Infolge dieser unrichligen An gabe ist denn auch vom Standesbeamten Sch. in das Heirats register eingetragen worden, daß sich die ledige Hempel mit dem Bahnarbeiler Voigt verheirathet habe. Tie Angeklagte Kat sich daher der intellectuellen Urkundenfälschung schuldig gemacht und wurde daher zu 1 Woche Gesängniß verurtheilt. ch t. im Gerichtsverhandlungen. Königliches Landgeri Strafkammer I. 6. Leipzig. 19. September. Am <3. Juli mietbete sich Hotel Sedan ein stausmann ein, der sich Brande- nannte, am 17. Juli aber mit Hinterlassung einer Holelrechnung von 36,60 >l, ohne Abschied zu nehmen, verschwand. Wenige Tage darauf wurde der angebliche Brandes in dem Momente verhaftet, al- er eben im Begriffe stand, einen Ueberzieber im Wertbe von 37 der am 19. Juli au? der Poliklinik in der Nürnberger Straße gestohlen worden war zu versetzen. Obwohl der Verhaftete sowohl auf der Poliz-i, wie auch später vor der königlichen Staatsanwaltschaft zunächst bei der Behauptung verblieb, er heiße Brandes, wurde doch sestgestellt, daß man in dem angeblichen BrandeS den im Jahre 1861 geborenen, mehrfach vorbestraften stellenlosen Commis Max Ludwig Berliner aus Elberfeld gefaßt habe. Berbner hat eine sehr stürmische Vergangenheit hinter sich, er hat sich längere Zeit in Nord-Amerika ausgehalten, ist aber schließlich »och Teulichland zurückgekommcii und hier wegen mehr fach verübter Betrügereien verurtheilt worden. Der Umstand, daß man bei Berbner einen gefälschten Militairvaß, aus den Namen Andre« lautend, sieben Talchentücher init verschiedenen Mono grammen und nicht weniger „IS siebzehn verschiedene Schlüssel vorgesunden hat, legt die Vermuthung nahe, daß man eS in Berbner mit einem internationalen Hochstapler und Dieb zu tbun hat. Eines weiteren Diebstahls konnte Berbner überführt werden; er hatte am 18. Juli a»S dem Olarderoberaum de? städtischen strankenhauscS einen Sommerüberzieher im Wertbe von 70 sowie einen Regenschirm gestohlen. Wenn auch der Gerichtshof dem Angeklagte» »och einmal mildernde Umstande zubilligte, so mußte doch nach Lage der Sache aus eine empfindliche Strase erkannt werden. Der Gerichtshof setzt« dieselbe für den Betrug und die beiden Diebstähle aus 1 Jahr 10 Monate Gesängniß fest und erkannte auch auf 3 Jahre Ehrverlust. Für die Beilegung eines falschen Namens einem zuständigen Beamten gegenüber und die Führung gefälschter Legitimationspapiere zwecks besseren Fort kommens wurden drei Wochen Hast ausgeworfen. Strafkammer IV. o. Leipzig, 18. September. Unter der Anklage der intellektuellen Urkundensällchung hatte sich die am 4. August 1862 in Tennstedt bei Langensalza geborene BahnarbeiterSehesrau Marie Nudolfine verehelichte Voigt, geschiedene Schiller, geborene Hempel zu ver- antworten. Tie Angeklagte hat sich im Jahre 1881 mit dem Fabrikschmied Schiller in Darmstadt verheirathet, auS welcher Ehe ein Kind entsprossen ist. Später hat aber die Schiller ihren Mann verlassen und ist mit einem gewissen Menn nach Amerika gegangen, wo sie sich später verheirathet haben, ohne kirchlich getraut worden zu sein. Die Schiller ist 1889 wieder nach Deutschland zurück gekehrt und in Mannheim wegen Bigamie verhaftet worden, da die von ihr mit Schiller eingegangene Ehe noch nicht gelöst war. Es erfolgte auch die Lerurthcilung der Schiller zu 1 Jahr Gesängniß. Die Ehe mit Menn wurde vom Gericht für ungiltig erklärt, die Ebe mit Schiller aber am 21. September 1889 geschieden. Hierbei wurde die Ehefrau für den allein schuldigen Theil erklärt, das Kind dem Manne zugesprochen und der Ehefrau eine anderweitige Wieder- Verehelichung nur unter dem Vorbehalt einer besonders nachzu suchenden Erlaubniß gestattet. Am 12. December 1892 hat sich nun die geschiedene Schiller mit dem Bahnarbeiter Voigt auf dem Standesamt II in Reudnitz verheirathet. Sowohl bei ihrem Aus gebot, wie bei der Berheirathung hat sich die Angeklagte als ledig ausgegeben und verschwiegen, datz sie mit Schiller verheirathet war und diese Ehe geschieden worden ist. Sie gab in der heutige» Verhandlung zu ihrer Entschuldigung an, sie erinnere »ch nicht gern an ihre Ehescheidung und habe eS nicht wissen lassen wollen, daß sie geschieden sei. Auch habe sie geglaubt, La ihre Ehe mit Schiller gerichtlich getrennt sei, könne sie sich auch als ledig bezeichnen. Vermuthlich hat sie aber geglaubt, durch die im Leipziger Lehrer-Verein. Am Donnerstag, den 14. September, sprach Herr ». Lehmann über das Thema: Der Lehrstuhl für Pädagogik an der Universität Leipzig. Ter Gedankengang war in Kürze folgender: Die Ntiiveietzung des Lehrstuhls für Pädagogik nimmt mit Recht das lebhafteste Interesse aller pädagogiichen Kreise in Anspruch. Tie Pädagogik ist sür den Lehrer eine Wissenschaft, aus welcher er das geistige Rüstzeug holt zu seiner beruflichen Tdätigkeit, der Bildung deS MenickengeisteS. Ihre praktiiche Be- lbätigung, der Unterricht, ist eine Kunst, deren wichtigste Ausgabe die Erziehung ist. Unendlich weit ist La? Gebiet der Erziehung, und verschlungen sind die Pfade, die zur Höhe des Erfolges führe». Darum ist es unabweisbare Forderung für Jeden, der sich dieser Ausgabe widmet, daß er eindringe in das Wesen dieser Wissenschaft und in heißem Bemühen sich in der Kunst der Menschenbildung übe. Das Lehrerseminar der Gegenwart sucht — trotz aller unbeweisbaren gegeniheiligen Behauptungen von dieser oder ie»er Seite — in richtiger Erkenmniß diesem Grund'atz soweit als möglich gerecht zu werden. Und was die Universität onlangt, so halte auS gleichem Grunde schon vor hundert Jakren die Pädagogik an ihr eine Stätte und auch eifrige Pfleger erhalten, wie die Namen Kant, Fickue, Hegel, Schlcierniacher, Herbart, Beneke beweise». Auch an unserer Landesuiiiverjilal war die Pädagogik durch Ueberwc>i»ng eines eigenen LehrstudlS vertreten. ES braucht nicht im Einzelne» erörtert zu werden, von welch liesgreiseodein Eiufluß der Vertreter der Pädagogik an unserer Hochschule auf das gelammte Schulwesen des Landes ist. Soll dieser Einsiuß sich aber i» wahrhafter Befruchtung desselben äußern, so bedarf es dazu eines Mannes, der nach Wissen wie Können die höchste Autorität ans pädagogischem Gebiet z» sein bean spruche» darf: der zunächst als Grundlage seiner Lehrthätigkeit sür die Geschichte der Pädagogik von dem feste» Puncle philosophischer Renntniß auS die weite Entwickelung der Erziehuiigs- wissenichastcn und da- Durchringen der Fundameiilalideen zur Klarheit z» überschauen vermag. Ebenso müssen die Hilsswisjen schasten Pshchologie und Ethik, die zwar an sich dem Gebiete der Philosophie angehören, von ihm eine entsprechende Berück sichligung erfahre». Dann sei er »in gründlicher Kenner der all, gemeinen wie speciellen Didaktik. Sie insbesondere erfordern eine tüchtige wissenschaftliche Kraft. Mit dem Lehren der didaktischen Maßnahme» aber ist eS noch nicht allein gethan. Ein mit einem reichen Arsenal geeigneter Hilfsmittel ausgestattcteS Seminar, in welchem der Student in Geist und Methode der Wissenschaft ein geführt und zu selbstständiger, echt wissenschaftlicher Arbeit angcleitet wird, ist dringendes Ersorderniß. Eine Uebung-schulc muß den, Seminare zur Verfügung stehen alS praktisches Versuchsfeld. Diese Forderung ist alt. Vor zwei Hundert Jahren wurde sie durch den Mathematiker Weigel in Jena zuerst verwirklicht. Kant und Hcrbart traten später wieder dafür ei». Nach dem Vorbild» des Letzteren ent standen später zwei Universilälssrmiiiare mit Uebungsschule, da« eine zu Jena unter Stotz, das andere zu Leipzig unter Ziller, welches jedoch niit dessen Tode leider wieder einging. Ein einziger Mann, sei er auch noch so tüchtig, kau» nun freilich all den zu stellenden Forderungen nicht entsprechen. Für seine Tdätigkeit in der Nuiversiiätsühnngsschule müßten ihm Lehrer zur Hand gegeben sein, ebenso auch Mitarbeiter für die übrige Bebauung des Feldes der Pädagogik. Neben der ordern, lichen ist wenigstens noch eine außerordentliche Professur sür die pädagogische Wissenschaft wünschen-werlb. Seit Ziller'S Tod ist sic nicht wieder besetzt worden. Die Entlastung des ordentlichen ProsessorS der Pädagogik aber erscheint auch deswegen als werlhvoll, damit es ibin möglich gemacht werde, zu den pädagogischen Frage» des öffentlichen Lebens Stellung zn nehmen. Bis zur Stunde ist die ordentliche Professur für Pädagogik an unserer Universität noch nicht wieder besetzt, und das Vorlesuiigsverzkichniß für das Wintersemester 1893 94 zeigt deutlich die große Lücke in der Vertretung der Pädagogik. Möge es recht bald gelinge», eine tüchtige Kraft für den verwaisten Lehrstuhl zu gewinnen zum Segen unserer Universität selbst und des gesamiiiten Schulwesen unseres Landes. Nach einer längeren Pause erhielt das Wort Herr Reißhauer als Referent über eine Frage, die der zu Michaelis in Dresden tagenden Telegirienversammlung de» Sächsischen LchrervereinS vor, gelegt werden soll. Es handelte sich um die Militarrdienst Pflicht der Bolksfchullehrer. Folgendes waren die Leit, gedanken: Durch die Annahme der Miiitairvorlage ist der Lehrerschaft wieder die Frage nach einer Re»rcgel»ng ihrer Mililairdienst-Verhältnisse nahe gelegt worden. Die Presse hat schon vielfach die Angelegenheit zum Gegenstände ihrer Erörterungen gemacht. Sie kam zu dem Resultate, daß die bisherige Ausnahme stellung der Lehrer zu beseitigen ici und an ihre Stelle der ei»>„hrig> sreiwilligr Dienst treten müsse. Tie Regierung hat eS, den jüngste» Maßnahmen nach, beim Bisherigen bewende,, lasse»; vielleicht, daß sie Wünsche aus dem Itreise der Interessenten selbst erwartet. Tie Ausnahmestellung der Voiksschiitledrer — tz. 9 »niercr Wehr, ordnung — ist nicht etwa ein Vorrecht des Lehrerslandes, sondern eine Berlegeiiheitsinaßregel, der Regierung nur zugestoiiden wegen deS seiner Zeit so fühlbaren Mangels an Lehrkräften. Ter Lehrermangel ist jetzt sür Sachsen gehoben. Tie Einrichtung besieht somit Nicht mehr zu Recht. Wie toll nun der Lehrer seiner Mililairpfiicht ge nügen? Die zweijährige Dienstzeit würde sofort den Lehrermangel in erhöhtem Maße zur Folge haben, außerdem den Lehrer »ach der Seite seiner beruflichen Ausbildung schwer schädigen, anderer Nachlheile gar nicht zu gedenken Somit bleibt die ein jährige Dienstzeit übrig. Dazu fehlt zur Zeit noch die ge, jetziiche Berechtigung. ES muß dahin gestrebt werde» daß unsere sächsischen Seminare gilttge Zeug nisfe über di« Befähigung für den Einjährig. Freiwilltgendienst ausstellen dürfen. Die dauernde Bei. behallunt der Ausnahmestellung im Sinne deS batzerischen Alte» »alivrechls, nach welchem die Lehrer entweder einjährig dienen oder von der bisherige» Ausnahmestellung auch ferner Gebrauch machen dürfen, liegt nicht i»r Wunsche der Lehrerschaft. Tie Lehrer würde» dadurch immer »och Soldaten 2. Ordnung fein und bleiben. Das selbe wäre der Fall bei ihrer Verwendung zu besonderen Dienst- leistungen, wie iin Bureau oder bei der «rankenpsiege. Sie wollen aber ihre Pflicht gegen das Vaterland erfüllen wie jeder Staatsbürger es muß und hatten fest ain Dienst mit der Waste. Ein Hinderniß scheint in dem Umstande z» liegen, daß der Dienst als Einjährigsreiwilliger ziem lich hohe pecnniäre Opfer erfordert, der Lehrerstand sich aber zu« meist aus nur mäßig bemittelten Bcvölkerungsctassen rekrunrt. Demselben könnte aber begegne» werde» durch Einrichtungen wirth- ickiaftticker Selbsthilfe der Lehrer, wie Mititairdiknstversicherunaen, Vorschuß- und Uiilersliitzungscast'en w. Ueberdies enthält unsere Weürordniiug gerade hiiistchtlicki der Einjahrigsrelwilligei» verschiedene Bcsiiittiilnngen von großer Liberalität. Tie einjährige Dienstzeit dürste jedoch nicht sofort zur Einführung gebracht werden, das würde eine Härte in sich schließen gegen die Ettern, deren Sühne gegen wärtig das Seminar besuchen. Es müßte eine Uebergangsjeit von etwa 6 Jahre» geschossen werden, während welcher die Ailernativ- hcitiininungcii zn gellen hatte». Eine Reform der Militairdienst- pslichl der Lehrer in dem dargetegten Sinne würde dem Staate, der Gemeinde, der Schute und der Lehrerschaft von wesentlichstem Nutzen sein, während ihnen allen aus den jetzt bestehenden Brrhältnistea verschiedene nicht wegzutcugnciide Schäden erwachsen. 4V. vermischtes. -- Schnelligkeit der Brieftauben. Als der Kaiser zum 9. d. Pk. zur Parade über das l5. ArmeccorpS in Straß- tztll g erwartet wurde, handelte eS sich dort darum, die that- sächlich erfolgte Abreise von Urville bei Pietz rasch und sicher zu erfahren. Es wurden darum am Tage zuvor fünf Brieftauben eines Slraßburger Liebhabers an die Forti- rcaiioii Pietz mit bei» Ersuchen gesandt, dieselben im Augen blick der Abfahrt des Kaisers aufzulassen. Die Entfernung Metz Slraßburg beträgt 159 Kiiomelcr Bahnlinie und >32,5 Kilometer Luftlinie. Nach Mitlhcilung der Zeitschrift sür Bricstaubciikunbe trafen, wie wir diesem Kachblallc nachträglich entnehmen, die beiden ersten, und zwar sogar diesjährige junge Tauben, schon um 8 Uhr 58 Minute» ans ihrem heimaihltchen Schlage ein, mit der Depesche, daß der Kaiser um 7 Ubr von Kürzel bei Metz ab- gcreist, sei und der Auslaß der Tauben um 7 Ubr stattge- untcii habe. Tie beiden Taube» halten eine Geschwindigkeit von 1123 Met er in der Minute erreicht, während der mil größter Geschwindigkeit fahrende, an keiner Station anhaltende Kaiscrzug erst um 9 Uhr 55 Minuten in Slraßburg anlangle. Um 9 Uhr war aber schon die Tauben post in Händen des EommandcurS des betreffenden ArmeccorpS. Zcttimgü-Lvttrric». Verschiedene englische Zeitungen ballen zur Vermehrung ihrer Auflagen ans vielerlei geschickte Weisen versucht, dem Gesetz über daS Verbot der Lotterien ein Schnippchen zu schlagen. Tic in diese» Angelegenheiten zuletzt erfolgte richterliche Entscheidung betraf, wie wir seiner Zeit berichteten, das Rathen bcS sogenannten „fehlenden Worts". DaS Urtheil war den Zeitungen uiigünstig, w«il der Richter aniiabm, daß zur Lösung der Ausgaben keinerlei Kcniilnissc, Wisscnschast oder Geschicklichkeit erforderlich seien. In Folge teste» Halle sich Mr. Pearso», der Herausgeber de»' „Pcarson'S Wcckitz", die Ausgabe gestellt, den letztgenannten Anforderungen gerecht zn werten. Er tbeillc die geographische Karte Englands in eis Dislncte und lud das Publicum ein, sür irgend eine dieser Abll,Ölungen bestimmen zu wollen, wie viel Stunden in der laufenden Woche die Sonne scheinen und wie viel Stunden es regnen werde. Die zum Mitbcwcrb cingesankten Antworten mußten von einem Shilling begleitet sei». Diejenige» Personen, welche richtige oder annähernd zutreffende Lösungen entsandten, erhielte», jo lange der cingegangeiic Vorrat!, an Sbillingcn reichte, je siinf Pjund Sterling auSgezaklt. Daraufhin erreichte den» auch daS Wockicnblatl eine tingchclicre Verbreitung, bis wiederum da» Schicksal in Gestalt des bösen StaalSanwallS erschien. Der Staatsanwalt behauptete, die Sache komme auf weiter nichts als ans ein Hazarbspicl hcranS, und eS sei von Kunst oder Geschicklichkeit keine Rede. Er beantrage eine strenge Strase, da Mr. Pcarson ein Uebcrlrclcr des Gesetzes sei und aus alle mögliche Weise daS Lollcricgesetz zu nmgebcn oder ein Loch zn entdecken juche, durch welches er ungestraft schlüpfe» könne. Ter Vcrtbcidiger versuchte, aus jede dcnlbare Weise dem Richter die licherzenguiig beizubringen, daß zur Wctterpropbezeinng Studium und >sic»iilniste gehören, die allerdings auch mit Glück verbunden sein müßten. Ter Richter, Sir John Bridge, cntgcgnetc: Bis jetzt sei daS Gesetz, weiches die BorauSsagc für daS Wetter begründete, noch zn wenig erprobt. Für beule seien z. B. Regenschauer angekün- digt. (Gelächter.) „Der Tag ist noch nicht vorüber", bemerkte der Vcrlhcidiger. (Erneutes Gelächter.) Sir I. Bridge äußerte: Er kenne einen Landmai»,, der sich bei seine» Be- slciiuugcn rc. nach dem Gegcntheil der Welterprophezeiungen richte und dabei sehr gut fahre. Der Berlbeidiger: „Dies beweist nur, daß der betreffende Wcttcrkalender ein schlechter ist." Nach vielem Hin- und Hcrstrcitcn entschied endlich der Richter, daß die Handlung Pcarson'S gegen daS Lottcriegcsctz verstoße und vcrurtbcille denselben zu 20 Lstrl. Strafe und zur Zahlung der Kosten. (vispksnis — 6lL8MLl6I'6i). Loeden erschienen circa SV Hssvi*svkiisr>sns nvuv in prachtvoller Ausführung, u. A. Leukrerdrücke, IVlarkus- vlatr, klick auk kom, klick auk Neapel, Interlaken, Vastein, Lerchtesxaäen, 8airbur§, leiiseapelie, kheinkaii, Herrenchiemsee, Uod6nsek>van§au u. a. m., 4 Amorettenxruppen, 4 koeocoxruppen etc. etc. Mr laäsn äie Herren Exporteure rum öesuek unseres reich assortirten IXlusterlaxers kl*>NHINSISvKv S^ssss 8, I. dieräurch köMehst ein. Voxler L kru liliol/. L1tLoßr»pd1soIw LmwUmstLlt, VLucksbeß iwä I-viprlß. TpvvisIilLli ^nkertissunx von Okromoplaoatsn, IraiispLi'tzlitpIkioaleki, keelamskartsn eie. eie. in vorrüxlietisi' ^uskülu'uox.
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