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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.04.1893
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-04-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930421022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893042102
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893042102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-04
- Tag 1893-04-21
-
Monat
1893-04
-
Jahr
1893
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0-«0vÄ alt Uk-7«« >r» 8k»», » »»»? I LIL'I I» 1° er«««, > »akr»»,«-- 4 <i», k«« r V,«dw»:> °oü i>«15„ Idericat» d«, »>«<i«r »«, >6 o»«li 2i ter i» k«!», - «»!, !>«! IL,!>1 - I»t uvä »i! wir v-nix»^ d Lrülkl>»«x »» tüe ir««x o. 0 AM < 4i. La«« «.va-Hd«, e. BezugSPreis dl her Haupterpedition oder den im Stadt» deiirk and den Vororten errichteten Au»- «ate'iecen ad ge hott: viertel,ahrlich ^«4^0. he, zweimaliger täglicher Zulle lluag in» Hau» >t LLÖ. Durch di« Post bezogen sur Drntichlaad und Letterreich: vierieliadelich 4» 6— Direct» täglich« Kreuzband,,ndung »»< Butlond: monatlich 7.S0. Die Dorgen-AaSgabe erscheint täglich '/,7 Uhr, die Adend-Aurgab» Wochentag» S Uhr. Ledaclion und Lrveditiou: 2»tza»«»s,aff« 8. Dielrvedition ist Wochentag-^inunterbroche» ge-ftnet von fr" Abend-Ausgabe. früh 8 dt« «dm,d« 7 Uhr. Filialen: ktt» »1r««'S Oorttm. (Alfred Hahn), Universilätsstratz» I, Lauts Lösche, ilethariienstr. 14, park, und König-Platz 7. Ptip,!igrrTagcl>lall Anzeiger. Lrgan für Politik, Localgeschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. Anzeigen-PreiS die 6 gespaltene Petitzeile 20 Psg. Reelamen unter dem Redactiontsirich lige fallen) S0-^. vor den Familiennachrtchte» <6 gespalten) 40 Droßcre Echcislrn laut unserem Preis» vcrzeichniß. Labellarncher und gissernjatz »ach höherem Tarif. Artra-Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgen-Aiisaabe, ohne Postbefördcrung 60—, mit Poslbesörderung >1 70.—. Ännatfmeschluk für Anzeigen: Abend-Au»gabe: Vormittag» 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittag» 4 Uhr. Sonn- und Festtag« srüh ' ,0 Uhr. Bet den Filialen und Annahmestellen >» eine halbe Stunde früher. Anzeige» sind stet» an dl» Expr-itian zu richten. Druck und Verlag von E. Pol» in Leipzig. Freitag den 21. April 1893. 87. Jahrgang. 100- 10255 88.50 I03M 87.71 103- 103.- 8811 IM. «rk. „0 ,eiU 338- 113.50 118.- isc- 107.- «4- «5.« 13^- iri» »rill ») «»» »I. lek.i Id«, r, >» er» nm! 335 — io«.r; 78.50 «7.75 107.25 10753 isr.- 86.50 I.ll w.» «II ->l>. >1,1» 3u.I I.ri ite» >r»> >«r 8 °e» Ul« l p. «e.i »,»> uo, l>1, »de. 157.50 147.« 188.50 204- 87.35 :<s- 158.- S1.5Ü I86L-I 135.50 13«.- 04,- 310- II«.- 180.- 50.- 120.- 103,50 21.- 28,— 88- 330— 52- 120.- 38.53 84,— 83,- > >»>> i«, II h> >et» >tr» lii> ... ioe »o i-»' L. — 81.23 8085 187.15 188,55 213,10 212.— 313.30 16040 180 2» 110,50 143 40 105.03 145.23 14883 110.70 140 40 I2SS0 125 SO 85 25 58 8 - S.7I 125 80 153.50 357,80 211,50 ISO — 374 50 «71.— IM 25 »71 o«ev 58,77 1«-.. «7>. 81'. >S"'« >88 87'. U« 42 VS', 23 Nil - »1^451 Idr 153 34» «v I15>4 <»nr»»>w,» »I»er»i»m > eertnnlr. »ferl>ll«-r» >wb,r 4». - 4- 1.51. - . kievetf. a-8edv»il- o»U»i»pt«e Itenr »o ..Uv,»»»' on L-»p»n 2v, ^prili >, .0Ny ot > 6riv»5r, »»- »»»u 5 Uovlsi» id. Politische Tagesschau. * Leipzig, 2l. April. Während die „Freisinnige Ztg,- triumphircnd meldet, die Cvmpromißverhandlungen zwischen Regierung und Zentrum über dir Militairvorlage seien gescheitert, erfährt die „Nationallibrrale Üorrespondcnz", daß die Verhandlungen de» Fräsen Caprivi mit Herrn v, Huene nicht abgebrochen sind, Für die Richtigkeit der letzteren Meldung spricht die Ver legung der nächsten Sitzung der Militaircomniissivn. Bekanntlich sollte die Commission den Bericht des Berichterstatters Gröber beute entaegennebmcn; die nächste Sitzung wird aber nach neueren Nachrichten erst am Montag stattfinden. Tie zweite Berathung der Militairvorlage im Plenum kann daher frühestens am t, Mai vvrgenommen werden. Die Unsicher- beit »nt Unklarheil der Lage wird durch dies erneute HinauS- stieben der Entscheidung immer peinlicher empfunden, und tie Sehnsucht, auS den verfahrenen Verhältnissen endlich derauszukommen, macht sich im Reichstage wie in weiten Lollrkreisen von Tag zu Tag dringender geltend. DaS preußische Abgeordnetenhaus hat bereits da« ErgänzungSsteucrgesetz erledigt und damit die zweite der großen Sleuerrorlagen, Da- Eommunalsteuergesetz mit so manchen verwickelten und schwierigen Bestimmungen dürste roraulsichllich etwa- längere Zeit in Anspruch nehmen, doch werken sicherlich in der nächsten Woche die zweiten Lesungen rollsländig beendigt werten können. Die Berathung hat vis >rht einen so raschen und glatten verlaus genommen, wie eS nicht erwartet wurde; in allen wesentlichen Stücken sind kie CommissionSvorschläge, mir denen die Regierung ein- oerstanten ist, mit großen Mehrheiten angenommen worden, Ter Finanzminister kann schon jetzt mit gerechter Befriedigung aus einen ungewöhnlichen Erfolg Hinblicken, der ebenso sehr km richtigen, von vornherein der überwiegenden Zustimmung sicheren Grundzügen seiner Vorlagen zu danken ist, wie der geschickten parlamentarischen Bebandlung und Vertretung, an tcr sich Andere ein Muster nehmen könnten. Tie Steuer- resorm kann im Wesentlichen in Sicherheit gebracht sein, ehe Ne kritischen Verhandlungen im Reichstag über die Militair srage stattsinden, und das ist gut. Wenn eine Krisis im Reich cintritt, so könnte eS doch an der Muße und Stimmung schien, unter den Aufregungen einer Wahlbewegung ruhig in einer weitschichtigen Arbeit sortznfqbrea. So aber wird man trm Abschluß des Werkes vor oder gleich nach Pfingsten ent gegensehen dürfen. Der bekannte Führer der französischen Schuyzöllncr MLline hat am letzten Sonntag in Remircmont, dem Hauplorte seines Wahlkreise-, aus dem Bankette der dortigen Älliance Mpublicainc eine in politischer Beziehung interessante Rede gebalten. MSline besprach zuerst seinen gescheiterten Versuch, ein Eabinet zu bilden, und meinte, er habe auf kie Aussührung des Auftrags verzichten müssen, weil er in scir,er Umgebung nicht jene Entschlossenheit und jene offene int rückkaltlose klnterstühung fand, deren e» in jenem kritischen Augenblick bedurft hätte. Möline erwähnte alsdann auch tie Anfeindungen, deren Zielpunkt er war, und suhr hierauf ort: „Wie sollte ich mich über die Angriff« beklagen, von denen nicht rinma! La» Staatsoberhaupt verschont wird? Ls ist hohe Z»it, baß die gesammte republikanische Partei diesem Uebelstande ihre A»>'merklamke1t schenkt, da sonst die Verfassung und da» ganze parla- meniarische Regime schweren Schaden erleiden könnten, von allen Vorrechten de« Präsidenten der Republik ist die Wahl de- Minister- Präsidenten entschieden da» wichtigste und ernsteste. Da sollte man boch dem Staatsoberdaupt« die Muße lassen, davon erst nach reiflicher Uederlegung Gebrauch zu machen. Heute ertheilt man dein Präsidenten der Republik den Befehl, eine Mintsterkrise muierziiglich und in einem vorgeschrlebenen Sinne zu lösen; sonst droht man, alle anderen Lombinationen nach einander über Len Hausen zu werfen. ES ist höchst Wünschcnswerth, dem Präs«, deuten der Republik, au» dem man nicht eine geheiligte Person zu machen braucht, Auskärungen zu errhetlen, aber zwischen diesen und den Befehlen, sowie dem angrwendeten System der Hernbsetzuna und Entwürdigung liegt «in himmelweiter Unterschied. Man mutz blind sein, um nicht die Gefahr zu merken, die daraus für dir Republik erwachsen kann, wenn nicht nur da» Ansehen der Person, fondrrn da« der höchsten Würde de» Staate«, welch« diese bekleidet, untergraben wird. Dir Präsidentenwürde ist da» einzige Bindeglied »wischen der Vergangenheit und den neuen Einrichtungen. Nament lich dem Auslände gegenüber gewinnt die Roll» de« Slaat-ober- haupte» eine sehr hohe Bedeutung. Mögen wir e» wollen oder nicht, so wird doch stet» er in den Augen der fremden Rrgirrunaen Frankreich verkörpern. Alle«, wo- jein Prestige und fein Ansehen verringert, kann unfern Einflutz nach Außen nur schwachen und ia einem gegebenen Augenblicke die höchsten Interessen de« Lande» ge fährden. Die große Arbeitseinstellung in Belgien ist in der Hauptsache beendet und wenn auch in einigen Grubengebieten noch gefeiert wird, so darf doch angenommen werten, daß eS gelingen wird, normale Verhältnisse wieder herzustellen. Der diesmalige Ausstand war nur politischer Ziele halber unter nommen, er ist deshalb leichter wieder aus der Welt zu schassen, al« ein Lohnstreit, der in den meisten Fällen eine gewisse Verbitterung zurllckläßt. Der angestrcbte Zweck ist zwar nicht in vollem Umfange erreicht, aber das Mebrstimmen- Wahlsvstem bedeutet dem früheren Zustande gegenüber doch immerhin eine solche Veränderung, daß e» begreiflich ist, wenn die Arbeiterpartei sich zwar noch nicht für völlig befriedigt erklärt, aber in Ansehung des Erreichten die weitere Massenentfaltung aufaiebt So ist denn da» Gewitter in Belgien im verziehen begriffen; einzelne Blitzschläge können noch erfolgen, aber die drodende Revolution ist doch zunächst beseitigt. Di« parlamentarische RevisionS- Procedur ist allerdings noch nicht zu Ende Der Senat wird den Antrag Nyssen'S berathen und ihn zweifellos annebmen. Dir Kammer hingegen wird fick an die Beratbung de» Wahl gesetze- machen. Der Antrag Nyssen'S regelt nämlich nur da» Princip, das Wahlsystem, wie e» in die Verfassung ein geschrieben werden soll. Alle Einzelheiten der Anwendung sind in einem besonderen Wablgeseye zu stpiren. Dabei werde» noch wichtige Fragen zu entscheiden sein, insbesondere diejenigen, welche die Ordnung de» Plural-BvtumS im Einzelnen betreffen Zieht man also die großen Debatten in Betracht, welche daraus sich ergeben werden, in Zusammen hang mit der traditionellen darmsamkeit der belgischen Kammern, so kommt man zu dem Schluffe, daß mindeste«« »och ein Iabr vergehen wird, ehe die Revision zu Ende gelangt ist. Dann wird sofort die Auflösung der Kammer erfolgen, und etwa für den Monat Juni nächsten JahreS sind die Neuwahlen nach dem System Nyssen'S zu erwarten. Gladstone theilte gestern im Unterhaus» mit, daß er heute die Aufhebung der Bestimmung über den Schluß der Debatte um Mitternacht im Interesse der Home-Rule-Borlage beantragen werde. In anderen Worten auSgetrückt, bedeutet das so viel, daß Gladstone den Antrag einbringen wird, heute um Mitternacht die Generaldebatte über Home-Rule zu schließen, so daß dann unmittelbar darauf die Abstimmung erfolgen kann. Da Gladstone über eine Mehrheit im Unterhaus verfügt, so wird der Antrag voraussichtlich angenommen werden. Wenn die consrrvativcn und die liberal-unioniftischen Gegner der Vorlage deren An nahme im Unterhaus augenblicklich nicht hintertreiben können, so wollen sie doch wenigsten- ibr eigenes Gewissen salvirrn und sich von jeder Mitverantwortlichkeit für etwaige üble Er fahrungen, die da- Reich mit dem sich selbst regierenden Irland machen könnte, entlasten. Daß aber üble Erfahrungen nicht auSbleiben dürften, kann, weniastcnS nach den Anschauungen zu urlhcilen, welche Lord SaliSburv am Mittwoch in ter Londoner Massenversammlung der Primroscscsttheiluchmer entwickelte, keinem Zweifel unterliegen. Jedenfalls dürste, so meint Lord Salisbury, die jetzige Organisation des Unter Kaufes dabei iu die Brüche gehen, weil er es für selbstver stündlich bäll, daß die von jeder Verantwortlichkeit befreiten irischen Mitglieder desselben ihr Votum in ReichS- angelrgenheitrn künftig an den Meistbietenden verkaufen würden. Daß tie Bestechlichkeit zu de» größten Schattenseiten de» britischen Parlamentarismus gebärt, ist ja eine bekannte Saide; mit solcher Un- aeschminklbeit aber, wie der jetzige Führer der Oppo sition, har sich seit langer Zeit wohl kaum ein eng lischer Politiker über diese minder sympathische Eiaen- ihümlichkeit englischer VersassungSzustände vernehmen lassen. Und dabei kann man dem edlen Lord noch nicht einmal vorwerfen, daß er sich einer übertriebenen Schwarzmalerei befleißige. Jeder derartige Einwand würde durch den bloßen Hinweis auf die EntwickelungSgeschichte nnd die Handhabung de- irische» Volum« in Amerika definitiv entkräftet werten. Zahlreiche anderweitige Bedenken gegen Homerule mag man >ur Zeit als offene Fragen behandeln; aber die Käuflichkeit des irischen Votums ist durch Zeugen von solcher Elassicität wie der Tammany-Ring und seine» Gleichen völlig einwand«. frei erwiesen. Die aus Petersburg stammenden Nachrichten über eine Einigung i» Betreff der Pamirfrage zwischen England und Rußland sind nach neueren Meldungen au« der Lust gegriffen, was schon daraus erhellt, daß gerade die Persön lichkeiten, die cndgiltig darüber zu Rathe sitze» müßten, von der russischen Hauptstadt abwesend sind. Der Zar befindet sich in der Krim; Sir Robert Morier, der englische Bot schafter, ist auf der Reise dahin begriffen; Herr von Girr- ist noch nicht nach Petersburg ruruckgekehrt; und sein einst weiliger Vertreter, Herr Swisckkm, wird sich wohlweislich hüten, allein ein so dorniges Gebiet zu betreten. Der Pamirfragc wird ein lange- Leben in Aussicht gestellt; ehe sic auS der Welt gesckaffr ist, dürsten wohl noch einige Jahre vergehen. Im Allgemeinen wird diese wie alle übrigen mit der auswärtigen Politik in Verbindung stehenden Fragen nicht eber ernstlich in di« Hand genommen werden, d>S über den GesundheitSzusiand de- Herrn von G>crS vollkommen» Klarheit herrscht. Die Berichte darüber schwanken; bald wirb er al» frisch und ver jüngt geschildert — und in ähnlichem Sinne schreibt er selb» — bald wird ihm wiederum die Möglichkeit einer wirklichen Rückkehr zu den Geschäften abgestritten. Unter allen Umständen aber hält der Zar einstweilen an des Herrn v. Gier« kommender Wiederherilellnng fest; und da rbm alle neuen Gesichter unliebsam und erprobte Beamte vom Schlage de» Herrn von Gier» doppelt wertbvoll sind, so läßt er einst weilen alle wichtigeren Angelegenheiten einfach anstelle», so daß die auswärtige» Botschafter selten in der Lage sind, zu irgend einem Ereignisse ihre amtliche Stellungnahme zu de stimmen. Man kann die fürstliche Hochzeit, die gestern in Billa Pianore stattgefunden hat, im vollsten Sinne de« Wort» als ein politische» Ereigniß betrachten Mil ihr schließt der Zeit raum der ersten Episteazkämpse de- bulgarischen Staates ab, sie ist da« unverkennbare Zeichen, daß die Grundlage, auf welcher der bulgarische Fürstenthron ruht, fest genug aewvtdrn ist, um einer Dynastie rum Fnndanient zu dienen Und diese» Zeichen ist so bedeutsam rür die Zukunft Bulgariens, daß eS die bisher unerfüllte Sehnfucht nach der Anerkennung de» Fürsten und seiner Regierung durch dir europäischen Mächte bei Weitem auswiegt. Der Vorgänger des Fürsten Ferdinand war anerkannt und .legitim", aber die- hat ihn nicht vor der Brutalität seines Geschicke- bewahrt, Fürst Ferdinand indeß besitzt, obwohl er der formellen An erkennung entbehrt, die treue Anhänglichkeit seines Volkes und diese sbützl ihn besser als die Förmlichkeit eine« platonischen diplomatffchen Acte» im Besitzt seines Throne- und seiner Herrschaft „Der formalen Anerkennung", sagte neulich Stambulow während seine« Wiener Aufenthalte«, „bedürfen wir jetzt nicht. Un« befriedigt daö Erreichte." Nicht bündiger und nicht selbstbewußter als in diesem Worte kann sich dir kluge Genügsamkeit äußern, welche der Sache, nicht der Form den entscheidenden Werth beilegt. Der bulgarische Staatsmann hätte binzufügen können, daß rer Besis der europäischen Snmpatbicn kostbarer ist, als derienige ter Anerkennung, und Niemand würde eingewcndet haben, daß er sich irre. Denn man weiß m Europa, daß die uu- gcstörle nationale Entwicklung Bulgarien« eine unschätzbare Bürgschaft dauernder Ruhe auf der Balkan-Halbinsel ist. Und weil man dies weiß, deshalb ci-achtel man die Ver mählung de» Fürsten Ferdinand nicht bloS als ein Fest, an welchem zwei fürstliche Familien ihre Freude baben, sondern al- ein solche», mit dem die Zukunft eine« wackeren Volke», eines jugendlich ausstrebenden Enlturstaates verknüpft ist. Es «ad die Wünsche und Hoffnungen einer mit bewunderungS- wertbem Mulde um ibre Enste»; kämpfenden Nation, wesche gestern nach der schönen Villa von Pianore gerichtet waren, und ihre Erfüllung kann man dieser Nation nur dort miß gönnen, wo die Erkenntlich fehlt, wie kostbar und wie er- «rebeuSwcrth für ein Volk das Gut der Selbstbestimmung und de» sreien nationalen DaseinSrcchte« ist. Deutsches Reich. D Dresden, 20. April. Der Verein für Arbeiter- colonien im Königreich Sachsen hielt heute Vormittag N Uhr im British Hotel seine diesjährige General versammlung ab, zu der sich u. A die Herren Amis- bauprmann ObrrrcgierungSratb von Polcnz-Plaucn, Geh. ReaicrungSrath Frhr. von Wclck-Dresden, Geh. RcgierungS- raty llr. Roscher-DreSden, Obcrconsistvrialrath Ö. Schmidt, I>r. Pfeiffer-BurkerSdorf, Stadlrath a. D. Kunze cingesunden batten. Der Vorsitzende dcS Vereins. Gras Vitzthum von Eckstädt, begrüßte die Erschienenen und legte den 7. Jahres bericht für das abgelaukene Verwaltungsjahr 1802 vor, welche» im Allgemeinen sehr befriedigende Ergebnisse aus- ' weist. In der Verwaltung der Arbeitrrcolonic Schueckengrün ist seit deren Eröffnung im Februar l88«i zum ersten Mal rin Wechsel insoiern ringelrctcn, als an Stell« de« bisherigen, in da« königl. Ministerium de« Innern be- rusenen Vorsitzenden des EuratoriumS, Freiherrn von Welck, Herr AmlShauptmann von Polcnz getreten ist. der die Ober leitung der Eolcnie sofort thalkräslia und umsichtig in die Hand genommen hat. Besonderer Dank und all« Aner kennung gebührt auch dem Hausvater Zimmermann sur seine rastlose Tdäligleit und sein eifriges erfolgreiches Bestreben, die ErlragSsäßigkeit der Eolvnie zu erhöhe», ihre Einrich tungen in dem Rahmen der vorhandenen Mittel zu ver bessern und in günstiger Weise auf die Eolonisten einzu- wirken. Nach Ausweis der Rechnung bat der Oekonomie- bekrieb bei rund 37 273 ^ Einnahme und 2l 8LL --e Aus gabe einen Nettoertrag von IL4I8 gegeben, also über 1000 mehr al« im Vorjahre; dagegen hat ter Evioniebetrieb einen Zuschuß von rund lo 288 mithin ca. 000 .i«! weniger al« im Vorfahre erfordert. Die Vereinöbauptcasse schließt bei 37 114,07 Einnahmen und 32 3N.75 Ausgaben mit einem Bestand von 4773,22 -<e ab, während der Ver mögensbestand 135 00l,70 .eil beträgt. Das obige Rechnung»- ergebnitz ist um so höher anzuschlagen, als die Ausgabe für die Kranken-, Aller-- und Jnvalidität-i.'ersicherung im Be richtsjahre aus l2ü4 gestiegen ist, ebenso die Höbe ter gewährten ArbeitSvergülung (um 100» -et), dagegen ist der durchschnittliche Aufwand für den Eolonisten um 7.2.8 ^ aesunlcn. Ausgenommen wurden im Berichtsjahre 32.» Mann, wovon 182 domicillos, 82 unbestraft, 243 be straft waren Von de» Ausgenommen«» kommen 24V auf Sachsen, die klebrige» auf Preußen, Bayer» u. s. w. Der tägliche Durchschnittsbestand stellte sich aus N2,5> Eolonisten. Ter längste Aufenthalt eines Eolonisten dauerte 340 Tage, der kürzeste l Tag. Di« Zahl der Verpflegtage betrug 30 05vl/,; der tägliche Arbeitslohn stellte sich durchschnittlich aus 24.007 ^s, die Kosten für de» VerpslegungStag auf 58.830 -4 für einen Eolonisten. Die Führung der Eolonisten ist im Allgemeinen befriedigend, der Gesundheitszustand durch schnittlich gut gewesen. Die geistliche Versorgung erfolgte FsniHstsn. krimulki veris. 171 Erzählung von A. Brüning. «iatdrii» »krisle». (Fortsetzung.) Eine dunkle, sternlose Nacht lag über den Häusern dc- TerseS St. Privat, in die man auS den, vor der herbstlichen Lillerung keinen genügenden Schutz mebr gewäbrendcn Zelten tie Verwundeten von Gravelolle und mit dirscn auch Lieutenant von Waldau gebracht hatte. Dunkel nnd sternenloS war'S auch in der Seele der jungen, marmordleichen Pflegerin, die in einem jener Häuser am Lager des todtkranken LsficierS lniete, der nach de» Arzte» Ausspruch die Nackt kaum über leben würde. Gabrielen« Augen halten keine Thräncn mehr. Tie wußte, daß sie nack inenfchlicher Voraussicht nichts mehr za hoffe» hatte, daß, wenn nicht fast ein Wunder geschah, sie beim Aufgang ter Morgensonne wohl zum zweiten Mal inner dilb weniger Wecken an einem Tottenbelle stehen würde. Es war gekommen, wie der Arzt befürchtet: Gert war auS seine» Fieberpbantasien erwacht. Ein schweres Nerven« sjeber, das die Aufregung, in der er schon vor dem Kriege lange gelebt, vorbcreiten gebolsen, war in Folge per letzten gewaltsamen Erschütterungen zum AuSbruch gekommen. Furcht bar «obre da» Fieber in dem durch Wunden und Blutverlust gc'chwächten Körper und spottete jeder Anstrengung de« er fabrenen ArzteS. ES waren entsetzliche Wochen, die Gabriele an dem Kranken lager verlebte. Ihre eigene Gesundheit drohte zu erliegen, aber wie ost auch tcr gleich nach Empfang jene- traurigen Bescheide» an die Seite seiner Tochter geeilte Vater sie »ur Rückkehr nach Deulsckland zu überreden suchte — it.imer bat sie mit berrzerreißendem Lächeln: „Laß mich bleiben, Vater — laß mim. wenn ich diese LeidcnSstätle verlasse, wenigstens da» Bewußtsein mit mir nehmen, meine Pflickt getban zu baben — bi« an « Ende.- UeberdieS war sie dem Arzte un entbehrlich; er hatte schon wiederholt erklärt, daß ohne ihre Gegenwart Gert schon längst der Gewalt des Fieber- erlegen wäre. War doch ihre Nähe da» einzige Besänftigung-mittel, das zuweilen aus Stunden dem Leidenden Ruhe iu geben vermockte. Halbe Nächte verbrachte sie oftmals so, die Hand ans seiner Stirn, und wagte nicht, sich zu rübren, wenn auch die ermatteten Glieder ost ten Dienst versagen wollten. Freilich waren eö nur Pausen, dir ihre Ausdauer herbeizusühren ver mochte; das Fieber kehrte immer wieder. Endlick war nun der Zeitpunct gekommen, wo, wenn nicht durch rin Wunder die Krankheit gebrochen wurde, der aus « äußerste geschwächte Körper ihrer Gewalt erliegen mußte. Der Verwundete lag mit unnatürlich großen, von flackernder Giutd erfüllten Augen, fortwährend wirre, überstürzende Worte und Sätze vor sich hinslüsternd, während dir wachsartig bleichen Finger auf der Docke hin und her zuckten Die wilden Aus brüche, welche zu Anfang der Krankheit Gabriele oft so tödtlich erschreckt, hatten mit der zunedmenden Schwäche längst aus- gehört; aber fast erschien dieses leise hastige Gestillter im Verein mit dem irren Blick Gabriele noch unheimlicher als jene. Sic batte die gefalteten Hände aus den Rand de« Bettes gelegt und blickte auf zu einem kleinen, vergilbten Holzschnitt, eine Madonna darstellend, der in schlichtem Holzrahmen an der Wand ihr gegenüber King. Eine sanfte, ergebung-vqlle Stille kam plötzlich über sie und gab ihr die Kraft, in inbrünstigem Gebet ihr Hoffen und Wünschen in dir Hand der Vorsehung zu legen Ihr Haupt sank erschöpft aus die ge;alteten Hände. So fand sie der Arzt, der einige Zeit darauf eintrat. Bell Tlwil, nähme beugte er sich über da» Lager, in der Erwartung, einen Sterbenden zu sinken; aber wie durch Zauberschlag erhellte sich seine duftere Miene. Kaum vermochte er den sonst so sicheren Sinnen zu trauen. War es möglich- Heber de« Kranken gluthverdcrrte Lippen kamen leisere, ruhigere Atkem- zügc — die fieberheißen Augen waren geschloffen, und aus der blaffen Stirn glänzten zum ersten Male feuchte Perlen .. Kein Zweitel; die Krisis batte, anstatt de» sicher erwarteten tödtlickrn AuSgangeS, eine Wendung zum Besseren herbrigesührt, daS^Fiebrr war gebrochen Der Arzt durfte kosten. daß eS seiner Kunst nunmehr gelingen werde, den schon verloren Geglaubten dem Leben wiedcrzuacben. Als er sich wieder aufrichtete, begegnete er zwei voll DoteSangst aus ikn gerichteten Augen Gabriele war von ihrem vknmachlähnlichen Halbschlaf erwacht und blickte, als sie den Arzt erkannte, in stummer, hoffnungsloser Frage zu ihm auf. Er beantwortete diesen Blick mit freudigem Lächeln. „Gerettet!" flüsterte er, legte aber gleichzeitig den Finger mahnend an die Lippen, um jeden lauten FrcudcnauS- bruch der jungen Frau zu verhüten. Mit fast väterlicher Herzlichkeit umfaßte er die unter der Last solch ungeahnten Glücke- Wankende und, sie sanft emporricktend, geleitete er sie in ein kleines Nebengrmach, wo er, sie in einen Armsessel drückend, freundlich sagte: „So, nun bleiben Sie dier und ruhen au»! Unserem Patienten tbut jetzt nicht» weiter Notd als so lange wie möglich in diesem woblthätigen Schlaf er halten zu werden, der ihn, so Gott will, einer, wenn anck langsamen Genesung cntgegcnsührt." Er nickte der noch immer Sprachlosen ermuthigend zu und ließ sie dann allein. Einige Tage später stand Gabriele dem überraschten Arzte reisesertig geaenüber und setzte ibm mit gesenkten Augen aus einander. daß ibr Baker Nachrichten au« der Heimatb erkalten habe, die seine Anwesenheit dort notbig machten, und daß sie dem Drängen desselben nun endlich nachgeben und ihn znrlick- brgleitrn müsse, zumal da ihre Anwrsenbeit kirr nun füglich entbehrt werden könne Ter Arzt mußte die« allerdings ruaebrn, obwohl er keineswegs erbaut war, „seinen geschicktesten Assistenten" verlieren zu sollen „Ich an Jkrer Stelle würde mir erst den Dank unsere- Pfleglings für sein nur durch Ihre Aufopferung gerettete- Leben bolen", meinte er. „Ich sagte Ihnen ja schon, daß er aus dem nun schon tagelang fast ununterbrochen andauernden Schlafzustand mit klaren Sinnen erwachen wird." — Der gute Arzt ahnte nicht, daß eben dieser Umstand Gabrielen« Entschluß veranlaßt hatte. Die Zeit, die Alle« auSglrichend», mußte erst mir sanfter Hand den Trauerflor um Manfred ihr von Haupt und Herzen genommen haben, ebe sie daran denken konnte. Demjenigen, zu dessen Braut de« verstorbenen Permäcktniß sie bestimmt, in« Auge zu seben. To blieb sie denn fest bei ihrem Entschluß; sie versagte eS sich sogar, noch einmal zum Abschied an sein Lager r» treten, au- Furcht, daß er plötzlich erwachen und sie erkennen könnte. — S—»MW——SSW-SS«S Es war ein milder Octoberinorgen, al« sie an ihre« Vater« Seite den mit Blut und Tbräncn so reichlich gedüngten französischen Boden, den sie so voll Angst betreten, verließ, um still und gefaßt — im Wittwensckleier — in dir deutsche Heimath znrückzukedren Ei» eigenthiimiichcr Zusammenhang zwischen der herbstlichen Natur und ihrem GemiithSzustand ichien obzuwalten. Wir die melancholische Schonliest der Oetoberlandschaft mit ihrer bcrbmilden Lust, ihrem spärlichen braunen Laub und dem blaßblauen Himmel oft etwa« mit dem ersten Frühling Verwandte« hat, so mischte sich auch in die herbstliche Trauer idrer Seele leise und lindernd — ibr selber unbewußt — ein Aknen, wie von unter welken Blättern keimenden neuen Lenzesbl.itben. Während Lieutenant v. Waldau in dem zu so trauriger Berühmtheit gelangten Dorfe Sk Privat einer langsamen Genesung rntgegcnging, raste die KriegSsurie unaufhaltsam weiter. E« kam ter Winter mit den blutigen Kämpfen vor Paris, denen endlich, als da- unglückliche Land durch seinen zwar bewundernSwrrtben, aber nutzlosen Widerstand sich bi« an den äußersten Rand der Erschöpfung gebracht hatte, der Waffenstillstand zu Versailles und dann spater im Mai der definitive Friedensschluß zu Frankfurt am Main ein Ziel setzte. An Gert waren alle diese großen Ereignisse säst spur los vorübergerauscht Eine dumpfe Lethargie tuest ihm noch lange Geist und Körper gefangen. Erst allniälig erwachte er auch zu neuer Lebenskraft, und als er endlich von seinem Krankenlager erstand, da war c» mit einem Gebrechen, über das der Orden z»>nr Io mönto auf seiner Brust ihn nur un vollkommen zu trösten vermochte. Sein bei dem zu Manfred'« Rettung gewagtem heldenmüthigen Ritt zerschossener Arm war trotz aller Kunst und Sorgfalt des Arztes steif geblieben. Die übermenschliche Anstrengung des verwundeten Arme», in welchem er bei seinem Ritt Manfred s Körper hielt, und später da» unvorsichtige Abstreisen der Binde an Manfred'» Sterbe lager waren ibm verkängnißvvll geworden. Eine der härtesten Folgen dieses Schlages war eS für ihn, daß er den Dienst quittiren mußte, und wenn auch die nach- gejuchte Pensioniruna ihm in der au-zezcichnclsten Form unter Verleihung einer köderen Charge bewilligt worden war, so machte ihm taS den Abschied von der geliebten Uniform nicht leichter. Wohl winkte ihm in der Heimath ein neuer, schöner
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