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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.02.1893
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-02-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930211017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893021101
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893021101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-02
- Tag 1893-02-11
-
Monat
1893-02
-
Jahr
1893
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I.WMz.Äii>MÜgMt1 M Äqchn kir. ?ti, 8a«bki>i>, U.KdnmW. WM-MMe.> Reichstag. (Special-Bericht des „Leipziger Tageblattes") 41. ioitzuug vom 10. Februar, 1 Uhr. 6. U. Berlin, 10. Februar. Am Tische des BundesrathS: von Boetticher, Freiherr Via Berlepsch. Die zweite Lesung deS Etats wird fortgesetzt beim Spccialetat des Reichsamtes des Innern, Titel ,.Staats,ccrelair". Abg. Moeller (nat.-liv.): Ich Hobe ewige Beschwerden über die Handhabung der Sonntagsruhe im Handelsgewerbe vorzubringen. Ich bemerke dabei im Voraus, dag ich, nachdem die Gewerbe- ordnungsnovelle Gesetz geworden ist, voll und ganz auf dem Boden des Gesetzes stehe. Insbesondere erkenne ich an, Latz eine Beschränkung des Sonntagsbetriebes auf gesetzlichem Lege nolh- wendig war, nachdem die Versuche, eine solche aus dem Lege pri- Vater Vereinbarung derbeizuführen, gescheitert waren. Auch die «ns zugegangcnen Petitionen erkennen das zumeist an. Tie wesent lichsten Beschwerden, die ich vorzubringc» haben werde, richten sich gegen die AuSsührungSbestinunungen in Preußen. Sie sind namentlich hervorgerujen durch die zu schematische Regelung, kürzlich ist nun ei» Erlag au die Oberpräsidemen ergangen, um Abänderungsvorschläge einzuholen. Ich weiß nichl, wie viele Berichte bereits eingegangen sind, ich hoffe aber, es wird sich daran eine Aenderung der generellen Ausführungsoeslimmungen knüpfen. Vor Allem dürste zu bedauern >eiu, daß sich d:e Eom- iniinea um die ihnen verliehenen Befugnisse so gut wie gar nicht gekümmert, Latz sie von dem Rechte der ortssiatutarischen Regelung gewisser Puncte absolut keine» Gebrauch gemachi haben. Im Vordergründe aller laut gewordene» »klagen »ehe» die der Tabak- und Ligarrenhändlcr, die wohl am däriesleu betroffen sind. Man bat behauptet, der Rückgang der Einnahmen durch Fortsall der Sonntagsgeschäste werde durch Mehren,»admen am Sonnabend und Montag ausgeglicheu werde. Das ist aber nach den von mir an- gestellten Ermittelungen uicht der Fall, und cS ist dringend geboten, hier Adhilse zu schaffen. Man mutzte die Stunden für den Verkauf autzer zwei Morgenstunden aus 12 — 1 und etwa 3— 5 Uhr Nach mittags verlegeu. Auch die «lagen aus den Rechen der Händler mit Nahrungsmitteln verdienen Berücksichtigung. In Bauern hat mau in dieser Beziehung mancherlei Erleichterungen gewährt, zum Theil allerdings damit, wie in Nürnberg, über das Ziel hinaus- g,schonen. Auch im Handel mit frischen Blumen und gleichfalls mit Artikeln, die, wie Eis, Spiritus, in «rankheitssällen Ser- Wendung finden, sind Erleichterungen geboten. Es wäre erwünscht, d-tz insbesondere dem Paragraphen, der eine besondere Regelung de« Handels mit Nahrungsmitteln zulätzt, generell eine möglichst generelle Auslegung gegeben werde. Abg. Bebel (Soe): Es rnützte dahin gewirkt werden, daß die AuSsührung solcher gesetzlicher Matznadmen, wie die Sonntagsruhe- besiimmungen, ebenfalls Reichssache werde, damit «ine grötzere Ein- hetUichkeir erzielt werde. Ehe ich aus die Beschwerden des Bor- rednerS eingehe, spreche ich mein Bedauern darüber aus, datz di« Aussührungsbeslimmungen für die Sonntagsruhe in gewerblichen Betrieben nach deu Erklärungen des Herrn von Boetlichrr noch nicht zu erwartea sind. Ich bestreite, datz der Bundcsralh dazu nicht in der Lage gewesen wäre, die Vorbereitungen zu treffe». Wir müssen vielmehr annehmen, datz hier eine gewisse Absicht zu Grunde liegt. Durch schriftliche Gutachten oder Lurch eine zu berusende Conferenz hätte leicht und schnell, auch in gewissenhafter Welse das nöthig» Material beschafft werden können. Aber man wollte die Sache verschleppen, weit die Industriellen von vornherein ein so heftiges Geschrei gegen di- Sonntagsruhe erhoben baden. Ich fordere daher kategorisch, datz der Bundesralh, ohne sich auf jahrelanges Sichten des Materials einzulassen, mit mög lichster Beschleunigung der ersorderliche» Bestimmungen vorgehe. Im Gegensatz zu dem Vorredner kann ich aber eine zu weitgebende Ausdehnung von Ausnahmebestimmungen zu Gunsten der Geschäfte nicht befürworten, die den Handel mit Nahrungsmitteln u. s. w. betreiben. Eine solche Auslegung führt einfach zur Durchlöcherung des Gesetzes, denn eine ganze Reihe von Geschäften würden dann unter die AuSnahmebestiinmiing fallen. Wie weit daS geht, haben wir ja in der durch die Presse bekannt ge- wordenen Nürnberger Bestimmung gesehen, wo jenen Geschäften die Stunden von 5—9 Uhr früh und von 10'/, Vormittags bis 9 Uhr Abends freigegcben sind. Auch in Mecklenburg ist eine ähnliche Regelung erfolgt. DaS he>ßt doch die Sonntagsruhe für das Personal ganz anfheben. Auch die Geschäftsinhaber wünschen in ihrer Mehrzahl nicht ein« so ausgedehnte Geschäftszeit. Sir hören eben immer nur die «lagen der Minderzahl. Besonders ober in den «reisen des Personals will man keine Ausnahmen. Man weih eben sehr wohl, datz solche inlmer weitere Consequenzen nach sich ziehen. Deshalb widcrsetzen wir uns einem solchen Vorgehen mit aller Entschiedenheit. Selbst mit einer in verschiedenen Petitionen erbetenen Verlegung der Geschäftszeit aus die Stunden von 11 bis 4 oder 12 bis 5 Uhr können wir unter keinen Umständen einverstanden fein, da eine solche Vertheilung die ganz« Sonntagsruhe für die Gehilfen ganz illusorisch machen würde. Lieder soll man noch einen Schritt Weiler gehen und die Fabriken au de» Sonnabenden schon früher schließen, damit den Arbeitern Gelegenheit geboten werde, ihre Einkäufe für den Sonntag zu machen. Daß manche Geschimsleute in der Sonntagsruhe einen Eingriff in ihre persönlich« Freiheit sehen, kann uns nicht i» unserem Bestreben beirren. Die Klagen der Cigarrendandler haben wir voraurgesehen, die Ausfälle sind aber mehr aus das Eonlo des oll- gemeinen wlrthjchastnchrn Niederganges als auf das der Sonntags ruhe zu setzen. Das gewisse Berschiebungen in den Einkommens- Verhältnissen durch das Gesetz verursacht werde» würden, haben wir direct vorausgejagt. Was die Städte einbützen, kommt den kleine» Händlern aus dein Lande zu Gute. Ja den trotzen Slädteo hat man daS Gesetz schon zu umgehen versucht, so ehe» wir i» Berlin in der Leipziger Strotze in der Nacht vom Sonntag zum Montag von 12 Uhr die Läden der Cigarren-Händler wieder geöffnet. Andererseits haben viele Geschäftsleute? die ihre Läden offen halten dürfen, sich Cigarren beigclegt und verkaufen sie, ebenso wie die Restaurateure. Solche Maßnahmen schädigen di« Eigarrenhandler. Ich bin deshalb für eine allgemeine Bestimmung, daß nach 3 Uhr überhaupt kein Laden mehr geöffnet sein darf. Heute werden viele Geschäftsleute dadurch erheblich geschädigt, datz in ben Nachbargemeinden die Eon- currenten eine Stunde tanger verkaufen dürfen als sie. ES muh aber eine generelle Regelung eintreien. Eine Zunahme deS Kneipen- lebens halte ich nicht für bedanertich, eS gehen eben jetzt mehr Leute ihren Vergnügungen nach als srützcr, wo sie dazu keine Zeit hatten. Und die Restaurateure »nd Brauereien bedauern ,cne Zunahme gewiß nicht. Es ist eben auch hier die alte Thatsache . r Tage getreten: Des Einen Schaden ist de« Anderen Nutzen. 'In der Schweiz hat man viel schärfere Sonntagsruhe-Bestimmungen als bei uns, und man hat dort keine solche «lagen über Schä digung der Industrie u. s. w. gehört. — Ich Hab« dann noch über einen anderen Gegenstand zu sprechen, über die Fabrik- vrdnungen. Wir habe» bekanntlich über diesen Punct eine besondere Enquete veranstaltet, die indetz noch nicht beendet ist. Ich will mich daher heute nur auf di» Fabrikordnungen der Staatsbetriebe be schränken. Man hätte glauben sollen, daß hier wenigstens gesetz widrige Bestimmungen nicht Vorkommen würden. Dies ist aber nicht der Fall. So wird von der Direktion BreSlau beim Eintritt der Arbeiter ein polizeiliches Zeugnitz über das Verhalten verlangt. I» einer generellen Anordnung wird vorgeschriebe», datz kein Arbeiler anfgenominen werde, der an ordnungSseindlichen Bestrebungen tkeit- genommen habe. Daraushiu können Arbeiter wegen ihrer politischen Gesinnung au» der Arbeit entlassen werden. Vor allem wecden davon natürlich die Socialdemokraten betroffen werden. Diese Bestimmungen sind aber nicht die einzigen gesetzwidrigen. Ich bade hier eine Fabrikordnung der königlichen Gewehr- und Munitionsfabriken, laut der die Ausnahme von Arbeitern auSgefchlofsen ist, wenn der oder die Betreffende einem socialdemo- kratffchen Verein angehören oder socialdemokrotische Schriften liest. Die gleiche Bestimmung findet sich auch in anderen Fabrikordnungen, so in der Artilleriewerkstatt zu Danzig. Wenn königliche Betriebe solche Bestimmungen in die Fabrikordnung ausnehnien, was sollen wir da von den Privatunternehmern, beispielsweise von Herrn v. Stumm erwarten? Ich will dabei nicht unerwähnt lassen, daß die Marineverwaltung io anständig gewesen ist, die Bestimmung ihrer Arbeitsordnung wieder aufzuheben, datz Arbeiter über 40 Jahre nicht angenommen werden dürfen. Wie steht es aber mit der gleichen Bestimmung bei anderen Behörden, insbesondere bei der Eisenbahn- verwaltung? Wie steht es ferner mit den Bestimmungen, nach denen die Angehörigen der Arbeiter-Lrganisationen ausgeschlossen bleiben sollen? Ich komme damit aus «in Thema, daS bereits wieder holt hier zur Sprache gekommen ist, aus das der schwarzen Listen. Was sagt z. B. der Herr Staatssecretair zu dem Vergeben de« Bürger- Meisters von Staßfurt, der in amtlicher Eigenschaft eine ganze Reihe von jocialdemotralischen Arbeitern den Unternehmern denuncirt hat, damit sie auS der Arbeit entlasten werden? Ich bringe das amt liche Material, das ich darüber in Händen habe, hiermit zur «enntnstz des Staatssecrelairs. ES ist ein unerhörtes Verfahren, ein Scandal ohne Gleichen, Arbeiter durch amtliche Schriftstücke wegen ihrer politischen Gesinnung zu brandmarken. Trotz der geschehenen Veröffentlichung haben wir leider von einer Neclifinrung des Beamten nichts gehört. Ich richte daher auch in dieser Auge- legenheit die Bitte um eine bestimmte Antwort an die Regierung. Preußischer Handelsminister Frhr. v. Berlepsch: Zum Theil sind die vom Vorredner erörterten Fragen rein preußische An- gelegenheiten; ich mutz ihm daher überlassen, dieselben im preußischen Landtage zur Sprache zu bringen. Ich will nur die Puncte be rühren, die sich aus dir Gewerbeordnung beziehen. Da kann ich denn zunächst nicht zugeben, datz die Bestimmungen einer ArbeitS- ordnnng gesetzwidrig sind oder gegen die Gewerbeordnung verstoßen, in denen der Arbeitgeber die Bedingungen setzlietzt, unter denen er Arbeiter beschästigen will oder nicht. Das ist eben scin« Sache. Sodann mutz ich den Borwurs zurückweijcn, als ob wir den Erlab der Aussührungsbestimmungen über di« Sonntagsruhe in» gcwerb- lichen Betriebe mit Absicht verzögert hätte». Die Gründe der Brr- zögerung bat der Staatssecretair bereits in den letzten Tagen auS- geführt, ich kann mich daher aus die Erklärung beschränken, daß seitens keines einzigen Industriellen der Wunsch nach einer Ver zögerung ausgesprochen worden ist. WaS dann die Klagen über die Sonntagsruhe betrifft, so verweise ich zunächst aus di- vor einiger Zeit ergangen« generelle Verfügung. Die ergangenen AussührungS- btstiminnngen batten sich streng an die gesetzliche» Vorschriften gehalten und nicht» enthalten, waS nicht in de» Verhandlungen de» ReichSiagS zum Ausdruck gekommen ivare. Gleichwohl sind Aus« nahmen nothwendig geworden, so sür den Handel mit Blumen und mit Nahrungsmitteln. Alle diese Ausnahmen sind aber erst aus die Berichte der Behörden und nach Anhörung der competenlen Eorvoralione» getroffen worden, insbesondere ist aber Werth daraus gelegt worden, datz sür benachbarte Orte keine verschiedene Regelung eintrat. Was dann die einzetnen «lagen betrifft, jo mutzte icu den- seiden im Anfang skeptisch gegenüberstehe» Es mutzie» zunächst Erfahrungen gesammelt werden. Bon Consumenlen ist uns keine einzige Klage zugegangen. Tie von Geschäftsleuten eingegangenen schienen Folge einer Agitation zu sein, gegen die wir lnivtranisch sein mutzte». Ihnen standen auch sehr viele Petitionen gegenüber, die sich sür Beibehaltung der Vorscheinen aussprachen. Die Be schwerden sind auch aus einzelnen Gegenden, vor Allem, aus fallender Weise, in dem dichter bevölkerte» Weste», vorgekoinmen. Sie waren auch bis zu einem gewissen Grabe begründet, o weil eS sich um tägliche Bedarfsartikel handelt. Ader auch hier giebl es ein sehr einfaches Mittel, die ortsstatuta rische Regelung. Eine Commune kann beispielsweise bestimmen, datz in ihrem Bezirk die Sonnlagsarbeit nur 4 Stunden dauern darf, und dann kann sie die Zeit legen, wie sie eS sür zweckmäßig hält. In einzelnen «reisen ksl etwas Derartiges auch geschehe», so im Kreist Siegen und im «reise Wesel, und »ach den »ns vorlicgen- den Berichten hat sich das Vorgehen durchaus bewahrt. Allerdings habe ich streng daraus gehalten, datz die späteren Nachmittagsslunden für die Gehilfen frei blieben. Deshalb mutzie ich auch mit einer Statuirung von Ausnahme» für die Tabaks- und Cigarreuhaudter sehr vorsichtig sei». Sonst käme man in Gefahr, die ganze Sonn- rnhe über Len Haufen zu Wersen. Auch hier muh man eine gewisse UebergangSzeit abwarlen, denn man wird doch nicht behaupten wollen, datz eine Bevölkerung nicht in der Lage ist, in süns Stunden ihren Tagesbedars an Cigarren einzukauseu. ES ist allerdings zu bedauern, daß die Bevölkerung von Anfang an der Neuerung uns so langsam enigegengekommen ist. Selbst die ländliche Be- völkerung wird sich an den neuen Zustand gewöhnen, wen» sie sich aus Mitgefühl mit den Handlungsgehilfen etwa» auS ihren alten Gewohnheiten ausrütteln Uetze. Inwieweit Mitzstände eine Aenderung nöthig machen, darüber müssen wir die Berichte der Lbervrasidenten adwarten, jedensallS werden wir aber auch dann mit etwaigen AenLcrungen sehr vorsichlig sein. (Beifall.) Bäuerischer BundcSbevollmächliger Geh. Ralb Landmann: Dem Abg. Bebel gegenüber mutz ich betonen, datz im Anfang wohl nirgends mehr Beschwerden über die Sonntagsruhe laut geworden sind, als gerade in Bayern. Tie Behörden habe» aber die Vor schriften nach Möglichkeit gemildert, und infolgedessen hat sich die allgemeine Stimmung wesentlich beruhigt. Für die einzetnen Fälle, die der Redner angeführt bat, so sür den Fall in Nürnberg, hat er absolut keine Beweise beigebracht. Solche Fälle lassen sich nur unter genauer Kenntnitz der örtlichen Verhältnisse deurtheilrn. Abg. Hitze lCentr.): Ich kann auch dem Bedauern darüber, daß die Jnkraftsttzung der Sonntagsruhe sür die gewerb- liehen Betriebe sich jo sehr verzögert, nur anschlietzen. Von einer obiichilichen Verzögerung stilens des BundeSralhes kann aber keine Rede sein. Tatz die Socialdemokrateu darin mit uns üdercin- stimmen. beweist doch wohl, datz unstrr Arbeiterichutzbesijinmungen nicht so schlecht sind, wie die Socialdemokraten es immer hinsteUen. Was die Erfahrungen mit der Sonntagsruhe im Handelsgcivcrdc betrifft, so sind mir die Klagen über das neue Gesetz um so erklär- Ucher, weil das Gesetz unter ungünstigen wirthjchasllichcn Zeitoer- häitnisstn in Kraft getreten ist, und weil man zunüchsi einseitig die Bestimmungen sür das Handclsgcwerbc allein in «rast setze» inutzie. Zmn Theil sind die «lagen berechtigt, insdesonderc ioweil sie die Freilassung des Hausirgewerbes betreffe. Hier »iutz Abhilfe geschehen. Im klebrigen aber wirkt daS Gesetz meines Erachtens segensreich und auch die Bevölkerung wird immer zufriedener damit werde». (Beisall.) Wocllmer (freist) stimmt im Ganzen der Aussassung deS Ministers v. Berlepsch bei, während Bebel wiederholt Auskunft über an geblich ungesetzliche Arbeitsordnungen in preußischen Staatsbetrieben verlangt. Die weitere Berathung wird aus Sonnabend 1 Uhr vertagt §8 Berlin, 10. Februar. Die Budgrtconimission des Reichstages setzte heute die Berathung der einmaligen AnSgnben deS Militairetats fort. Eine Reibe von erstr» Bau rate» wird genehmigt, darunter sür Castrnen in Saarbrücken üi.-OOOO für St. Johann - Saarbrücken 200 000 .4l, Frriburg i. B. 3MOOO Karlsruhe 600 OM .sl Tie Forderung zum Neubau eines General- commando-DicnsiwohnungS- und BureangebaudeS sür das 17. Arinee- corpS in Danzig il.Rate sür Eniwurf rc.60000 wurde von dem Re ferenten iin Amchlutz an die Bedenken des vorigen Jahres beanstandet. Einem Vorschläge des Aba. 1>r. Buhl (nat-lib.), sür dieses Jahr nur die Einebnungskoslcn für die au- den Festungswerken zu »der- nehmenden Grundstücke zu bewillige», um den Fortgang der N:eder- legungSarbeiten der Festung nicht zu hindern und für das Reich die Realisirung von Grundstücke» aus de» Festungswerken zu er möglichen, wurde von den Abgg. vr. Bauinbach (Lsr.j und Singer (soc.-dem.) zugeslimmt, während die Abgg. v. Masjow (cons.) und Scipio (nat-Iib.) widersprachen, indem sie die Ueber- nahme der Bankoslkn, bezw. Eiiiebnungslosien durch die Stadt Danzig verlangten. Die Commisjio» bewilligte schließlich mit 1 l gegen 10 Stimmen »t 000 Mark sur die Einebaungs- kostcn Die Forderung von 5 Millionen Mark als erste Rate sür Beginn des Grunderwcrds und Eniwurs zu einem Truppen- Uebungsplatz für das Gardeeorps, sowie zur Errichtung eine« Lagers zwecks Unterbringung von Mannschaften und Pferden rc. wurde mit Rücksicht oui die aus dein Verkauf des ExercirplatzeS am Schönhauser Thor zu erlösenden hohen Betrage genehmigl. Ebenso wurde die For derung von 2 350 000.si zur Erivcrbnng eines Truppenübungsplatzes sür das 6, Arineecorps bewilligt. Zur Erweilerung derWildelmsdeil- anstall in Wiesbaden wurden 316000.4! ats I .Baurate ebeujallS bewilligt. Von der Forderung von 183000 ,4t zu größeren Neu- und Um- bauten am den RemontedepolS wurden 35 000 -St gestrichen, also nur 1.54 000 bewilligt. Bei der Forderung von 400 000 » als erste Baurate sür eine Lasern« in Saarburg erklärt Abg. 1>r. Buhl, daß sür die Militairverwallung hier wie an anderen Orten in de» Grenzbezirken die Ersetzung icknvererer Easernendauteu durch leichtere Muiswbau-Baracke» budgetmäßig gestattet sei; er fordert aber die Heeresverwaltung ans, erneut in die Prüfung einzntrete», ob Ersparnisse i» der genannten Richtung eintretcn könnten. Dieser Auffassung wird von dem Vorsitzenden Abg. v. Huene mit der Maßgabe zugeslimm!. datz dem Reichstage Miltheilung von solchen Aenderungen zu mache» sei. Bon anderer Seite wurde Widerspruch erhoben und man ver ständigte sich schließlich dahin, die Frage durch eine demnächst z» jormulirende Resolution zwar nicht principiell sür die Zukunsi, ober für dieses Jahr zu regeln. Die Forderung selbst ivnrde de- willigt, ebenso eine Reihe weiterer Positionen. Die Berathuugen werben Montag fortgesetzt. * Die Commission zur Borberathung der Anträge der Abgg. Ackermann und Rintelcn, betreffend Abänderung der Concurs- ordnnng, wählte zum Vorsitzenden den Abg. Rillte! ea, zum Stcllvcrireler den Abg. Flügge, zu Schriftführern di« Abg. Hand man», krause und Schier. vermischtes. --- Berlin, lü. Februar. (Telegramm.) DaS auch in Leipzig wohlbekannte spiritistische Medium Frau ValeSka Töpser wa^ vom Schöffengericht wegen Betrugs, verübt durch ihr Auftreten als Geislerdolmetscheri»» be sonders im Geschästslocal der (Gebrüder Cobu, von denen ein Sohn sie auch entlarvt Halle, zu zwei Jahren Gesängniß vcrurrhrilt worden. Heute hob daS Land geeicht als Berufungsinstanz daS erste Erkcnnlniß ans und ocrnrtbciltc die Angellagle zu sechs Wochen Gesängniß ohne Ehrverlust. ----- Tie Zustände aus der Insel An'iolt sangen an, Be sorgnis; zu erregen. Seit dein 28. Dceeinber ist die Insel ohne Verkehr mit dem Festlande, und »och »nincr ist bei dem festen EiSgiirtel, der sie unigicbt, an ein Turchdringe» von Booten nicht zu denken. Drei Schisse liegen ei.igesrore» ans dem Riff, und die Mannschaft, 3l Personen, zehrt mit an den knappen Vorrätbc», die selbst bei der größten Sparsamkeil nur ganz kurze Zeit auLreichen können. --» Ncw-Aark, lo. Februar. Die Irrenanstalt in der Nahe von Dover, New-Hainpsei-.e, ist durch eine Feuers brunst zerstört worden. 1t Insassen sind unigekominep. Usch Schluß der KcLLtlivu euiargauaeu. * Berti», lo. Februar. Der Abschluß des AussichlSralhS der Deutsche» Geuossenschastübauk weist einen Gewinn von 1 077 305,d'.« .L gegen l 177 l'.)7,N -6-' im Borjahr: ans. Ter Alissichtöraib beschloß, der Generalpersamnilung, welche am .3. März stattsindet, die Bcrlheilung einer Divi dcnde von 4^'« Procent vorznschlagen. * Hannover, lO. Februar, Sberpräsidcnt v Bennigsen ist Nachmittags nach Berlin abgcreist. * Paris, 10. Februar. Ter Abgeordnete Delafosse ersuchte den Minister des Aeußcrcn Dcvclle, der Kammer den gesammten Dcpeschcnwechsei zwischen London und Paris in der egyptischen Frage milzutheilen. Dcvclle versprach die Miltheilung. Fenilletsn. Anton Raphael Menge. Bortrag de« Herrn Prof. vr. Carl Woermana- Dresdrn im hiesigen Kunstvcrein. Nachdruck verboten. Einleitend behandelte der Herr Vortragende die Welt- nihm-stellung des Raphael Meng« in seiner Zeit, wie sie sich so beredt in den bald nach seinem Tode erschienenen, den Künstler als einen unvergänglichen Stern erster Größe am Kunsthimmcl aller Zeiten preisenden Biographien deS Ita lieners Bianconi, des Spaniers d'Azara, deS Franzosen Guibal (?) äußerte, und die bei weitem geringere Bedeutung, welche demselben von Seiten unserer heutigen Kunstansckauung und der modernen kunsthistorischen Kritik in der Entwicklungs geschichte der Malerei beizemessen wird, wofür die AuS- rangiruna der McngS'schen Werke auS der Berliner Galerie und die Streichung derselben auS dem Katalog dieser Galerie als besonder« deutliche Illustration angeführt wurde. In seinen biographischen AuSfübrungen, sür welche er eigene neueste Forschungen in den Dresdner Archiven ver- werthen konnte, gab der Herr Redner zunächst eine eingehende Klarlegung der GcburtSgeschichle de« Anton Raphael Mcngs. Danach ist daS Zurwellkommcn de« Künstlers im böhmischen Städtchen Aussig (12. Mai >728), welches nack traditioneller Annahme bisher auf eine Lustreise der in Dresden ansässigen Eltern des Rapbael Meng» zurückgesührt wurde, aus dem Umstande zu erklären, daß die Mutier des Kindes, Charlotte Bormann au« Zittau, vom Vater desselben, dem aus Kopenbagen stammenden Dresdener Hof-Miniaturmaler I-mael Meng«, welchem sie in freiem Zusammenleben als dessen Haushälterin bereits zwei uneheliche Kinder geschenkt batte und später auch noch ein vierte» zur Welt brachte, zum Ahwartcn ihrer heimlichen Niederkunft nach Aussig geschickt worden war. Die spätere Berheiratbung der Eltern verschaffte den Kindern daS Recht, den Namen ihre- BaterS zu tragen. AIS Bornamcn gab JSmael MengS seinem zweiten Sohne und dritten Kinde diejenige» LeS großen ParmegaianerS Antonio Correggio und des größeren Urdinatcn Raffaele Santi, um damit von vornberein den Weg sestzulegen, auf welchem dieses Kind rin großer Maler und ein Reformator der versallendei, Kunst seiner Zeit werden müsse. Dir strenge, ja harte künstlerische Jugend- erziebnug, welche dem reicübegabten Knaben und seinen Ge schwistern, dem im zwölften LebenSjabrc dem väterlichen Zwange sür immer entfliehenden älteren Bruder Carl Moriz und den später als Miniaturmalcrinnen geschätzten beiten Schwestern Therese Concordia und Julia, >n Dresden »nd dann in Rom (seit 1741; TageSarbeit Raphael s in der vaticanischen Gemälde- und Antiken-Sammlung bei Brod und Früchten, zu Theil wurde, ist hinlänglich bekannt. Nach der Rückkehr der Familie, welcher jetzt Catharina Lüyschnerin als neue »HanS- dälteri»' angebvrte, nach Dresden im Februar 1744 wurden dir ersten Studienwerke des 16jährigen Rapbael Meng-, eia vildaiß seine« Vater« und zwrr Leldstportraik« ,o Pastell», durch de» Sänger Domenico Annibali wider Willen des Jsmael McngS vor den erstaunten kunstsinnigen König Friedrich August HI. und damit an die Oeffentlichkeit gebracht. Der Erfolg dieser wunderbar frischen, technisch meisterhaften Natur- wahrheilen war riesig: der ganze Hos wollte, wie der König selbst, von dem Jüngling in Pastell gemalt sein; sämmtliche daraufhin entstandenen (12) köstlichen Pastellbildnisse wurden vom König angekauft und der Galerie einverleibt; der Künstler wurde l7>/rjäbria mit 600 Thlr. Gehalt zum Hofmaler ernannt. Aber daS vermögen, die Natur mit eigenen Augen anschauen zu können, daS ihm hier so offenkundige Triumphe ein getragen halte, wurde vom Künstler selbst nicht in seinem unermeßlichen Wcrtbe erkannt: DaS Berhängniß seiner Namen brach über ihn herein und drängte ibn, die Welt durch die Augen anderer — Correggio'- und Raffaele'S sehen zu lernen So ging er 1740 mit Vater und Schwestern — die ganze Familie vom Dresdner Hofe mit einem Jahreßaehalte von zusammen 1800 Thaler auSgestattet — von Neuem nach Italien, studirtc in Venedig, Modena und Parma Tizian und Correggio, in Bologna die Caraccisten, im römischen vatican Raffaele Santi und malte daselbst ganz im Stile des letzteren iein erstes Oelbild.rine »Heilige Familie" (die „Ma donna" der Wiener Galerie?). Nach dreijäbrigem Aufenthalte in Rom kebrte er, nachdem er fein wunderbar schönes Madonnen- Modell Mara. Guazzi geheirathet batte und zur Ermöglichung dieser Heirath mit feiner ganzen Familie zum KatholiciSmus übcrgetrclcn war, wiederum nach Dresden zurück, wo er mit bedeutender Gehaltserhöhung an Stelle de« nach Paris ver abschiedeten Louis de Silvester sofort zum Oberbosmaler avanciere. Neben dem berühmten Pastell de» »Pfeile schleifen den Amor" und neben vielen trefflichen PastellportraitS der ganzen königlichen Familie entstanden diesmal hier die beiden großen Seitcualtarbilkcr mit dem Hl. Joseph und mit der »Conccpcion" (bezw. richtiger einer »Allegorie der Religion") für die neu vollendete katholische Hofkirche, trockene, in der Farbe leidliche, in der Anordnung wenig erquickliche Imita tionen nach Correggio und Raffaele. Zum Zwecke neuer Studien in der Oclmalerci sür das «bin gleichfalls übertragene Hcchaltargemäldr (Himmelsabrt Cbristi) brach Raphael Meng- kann 1751 mit Gattin, Töchterchen und Schwestern zum dritten Male nach Italien auf, um Tre-deu uud Deutschland nie mebr wiederzusehen. Nack sechsmonatigem Aufenthalt« in Venedig, während dessen Casanova sein Schüler wurde, traf er 1752 in Rom ein. wo er als erste« Werk da« für die Dresdener Galerie bestimmte, viel CorrrggieSke«, aber doch auch viel Eigene- enthaltende Lelbild der „Siegenden Magdalena" schuf. DaS bervorragendr, rückwärts an Poussio erinnernde, aber auch wie eine Vorahnung de- großen Classicisten David zu »nS redende Gemälde „DaS Unheil de« Paris" (Peters burger Eremitage) zeigt dagegen deutlich antikisirende Be strebungen, wie sie Rapbael Meng« mit der Ankunft Wincketiiiann's in Rom (1755,) und mit dessen Eintritt in sein den Mittelpunkt der informatorischen Künstlergemeindr Rom« bildendes Hau« seinem eklektischen Programm ein- verleibt hatte. 1757 versuchte sich der Künstler zum ersten Male an einer größeren Frescoarbrit mit dem Deckengemälde in der Kirche St. Euscbio, einer Apethcose des Heiligen von großer Farben- und Formenschönbeit, welche sich nach Leu gewichtigen Urtbeilcn eines Jacob Burckyardl und eines Fr. Rcber in ihren maßvollen Verkürzungen und in ihrer soliden Zeichnung höchst vorthcilhast von den gleichzeitigen Werken der italienischen Barockmanier mit ihren verwilderten Frosch- perspectiven unterscheide!. Der mit solchen Werken immer mehr wachsende Rubin de« junge» Meisters, welcher unter Anterm dessen Ernennung zum Mitgliede der „sVccnilemia <ii 8nn I^ucrL' bewirkte, batte demselben bereits 1756 eine Berufung an den Hos deS Königs Carl IV. von Neapel, dessen Gemablin eine sächsische Prin zessin war, eingetragen. Aber erst 1758 leistete MengS diesem Ruse Folge — wie sich jetzt aus seinem Brief wechsel mit dem Grafen Brühl in Dresden ergeben hat, deshalb erst so spät, weil er von dem mit Beginn des 7jährigen Krieges in Geldnotb gerathcnen Dresdener Hose weder die sür diese Reise geforderten looo Zeckinen, »och auch dir Weiterzadlung seines festen Gehaltes erlangen konnte — und überbrachtc persönlich das sür bas königliche Lustschloß Cascrta bei ihm bestellte Attargemälde mit der »Erscheinung Mariä vor dem Tempel". Der Künstler wurde vom neapolitanischen Hose mit Ehren überbäust, und als er vom Könige — nach dessen Berufung auf den Tbron von Spanien als Carl III. — ausgesordert wurde, ibm bei 6000 Scudi Gebalt und ander weitigen großartige» Vergünstigungen nach Madrid zu folgen, nahm er Liese neue Einladung »m so williger an, La er bei dem weiteren Ausbleiben der Dresdener Geldsendungen in keiner Weise mebr an den sächsischen Hos gebunden war. Nachdem er noch einmal kurze Zeit in Rom geweilt batte, um daselbst, seinen Versprechungen an den Cardinal Alessandro Albani gemäß, daS DeckensrcSco in der Villa Albani, den berühmten, mit den perspcctivischen Bestrebungen der barocken Deckenmalerei völlig brechenden .Parnaß" mit seinen deutlichen, wenn auch in der Coniposition etwas nüchternen Anklängen an Raffaele und die Antike, auSzufübren, siedelte er unter Zurücklassung seiner Frau und seiner Kinder ,n Rom (verschwenderisches Leben der Erstrren, LiebeSverhältniß mit Winckelmann) 176l nach Madrid über. In riesig angestrengter und vielseitiger, aber auch lohnreicher Arbeit oethätigte er sich dort gleichzeitig als FreSco-Maler (zusammen mit Ticpolo; Dcckenbilder in den Gemächern de» ResidcnzschlosseS), als Bildnißmalcr (Portrait- der spanischen «önigssamilie; gediegen, aber weit weniger naturunmittetbar, als die Dresdner Jugendwerke), als Reorganisator der Akademie (Widerwärtigkeiten durch den Protest der festzcnisteten Schulmeister) »nd als Kunstschriststeller (Hauptwerk: »Gedanken über die Sckönbeik und über den Geschmack in der Malerei"; 1765 bei Füßli in Zürich erschienen). Außerdem vollendete er 1763 endlich da vor 9 Jadren in Rom begonnene Hochaltarbild sür die Dres dener Hofkirche, die riesengroße, in unserer Zeit von einem Fr. Pccht wieder so anerkennend beurtheilte tüchiig-cklektische »Himmelfahrt Christi", und trat durch die Ucbersenduna des selben nach Dresden wieder in Beziehungen zum sächsischen Hose, der ihn nach Beendigung des siebeniähriaen Krieges und nach dem Tode König Friedrich August « lll. auch seinen Jahre»- gebalt von looo Thlr. wieder anSzahlte. Tie lliilcrbandliingen wegen einer Rückledr Mcngö'nach Dresden zerschlugen sich jedoch an dem Widerstand der dortigen Hoftünstler und Akademiker. So niußle dieser, um seine durch die llcberarbeüuug, die Widerwärtigkeiten und das raube Madrider Klima aus- geriebciie Gesuiidbcit wieder ber,»stellen, l7«-8 seine Zusliickl zu einer Urlaubsreife nach Nom nehmen, die sich zu eine»» dreijährigen Triumphzuge Uber Barcelona. Monaco (schweres Krankenlager), Genna, Florenz gestaltete. I» Rom malte er für den Papst Clemens XlV. die sarbcnschöncii decora- tiven Fresken in der ..camora <Ioi fiafnii" der Valicanischcn Bidtiotbck. sür den König von Spanien mehrere Altarbilder, so »anientlich seine der berühmten „Rotte" des Correggio ver geblich nacheiferndc »HeiligeNackt". Noch einmal begann MengS 1774 in Madrid eine Riesentbätigkcit an den FreSkcn der könig lichen Schlösser, an Bildnissen und Histvriengeniäldcn, an schriftstellerischen Arbeite» in vier Sprachen. Nack zwei Jabren zwangen ihn seine Leide», sich mit einem fürstlichen JahreSgchaltc für immer nach Rom verabschieden zu lassen, wo er da»», mit verschiedenen kirchlichen Historicnmatcreien beschäftigt «nnvoUendclcs Altarbild sür St. Peter), ein Jahr nach den, Tode seiner Gattin — die ihm zwanzig Kinder geboren batte — am 29. Juni >779 starb, betrauert von ganz Europa, anss Höchste geebrt durch die Ausstellung seiner Büste im Pantheon unweit derjenigen Raffaele'S! In seinem Schlußlirtbcil über Anton Raphael MengS wie« der Herr Vortragende nochmals aus die Gegensätzlichkeit zwischen den Ansichten der Zeitgenossen de« Künstler« und denen der Nachwelt, über den Wertst der MengS'sche» Kunst bin. Sei sie von jene» weit überschätzt worden, so habe ihr die letztere, namentlich im vergleich mit der Kunst eine« AsniuS Carstens und seiner Nachfolger, leicht eine Unter schätzung z» Tbeil werden taffen, welcher in unseren Tagen historische Kritiker, wie Burckhardt, Reber, Pecht, wieder mit viel maßvolleren und wärmeren Urthcilen entgegengetreten seien. Der Ausspruch des Letzteren: »Die ganze Cornelianische Schule hat niemals auch nur eine einzige Hand zu malen vermocht, wie wir sie auf MengS' Bildern finden" — bete mit Reckt das großartige technische Können deS Meisters hervor, zu welchem bei den PortraitS auch eine entschiedene Selbstständigkeit und Ursprünglichleit der Naturaufsaffung binzukomnie. Aus dem Gebiete der Historienmalerei habe Meng« sreilick diese» direcle Zurückgeben aus die Natur zu Gunsten jene- unpersönliche» idealistischen EklekriciSmuS (»MengsiSniuS". »Winckclmannier") aus'gegeben, welcher auch in seine» ästhetischen und technischen Schriften so lebhaft von ihm vertreten worden sei. So charakterisier er sich als ein im Grunde ebenso wenig selbstschöpferilchrr Geist, wie seine manieriftischen Zeitgenossen, so daß wir ibn weder — wie seine Zeitgenossen — als Bahnbrecher einer neuen Kunst, noch auch — trotz deutlicher Vorklänge deS großen sranzösischcn ClassiciSmuS in manchen seiner Werke — als UebergangS- meister, sondern nur als großen, Alle- überragenden Schluß seine- künstlerischen Zeitalters betrachten können. —
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