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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.02.1893
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-02-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930211017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893021101
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893021101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-02
- Tag 1893-02-11
-
Monat
1893-02
-
Jahr
1893
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VezugS-Pret- I» der Haiptrzpedttion oder den im Stadt- bezirk and dr» Vororte» errichteten Aus- gab,Hellen »dgrholt: vtert«liLhrtich^l4.VO. bei zweimaliger täglicher Zustellung ln« Hau» bchO. Durch dir Post bezogen für Deutschland «ad Oesterreich: vierie>,LdrIich »i 6.—. Direct» täglich« Kreuzdandsendung in« Ausland: monatlich 9.—. DI« Morgen-Aatgabe erscheint täglich'/,? Uhr, di« Lbend-Susgab« Wochentags ö Uhr. Xe-action und Lrpe-itiou: AahauneSgassr 8. LtrErpeditto» ist Wochentag» ununterbrochen getssuet »o» früh 8 bi« Abend« 7 Uhr. Filialen: Ott» Me»«'» T«rtl«. <«1fre9 Haha), Uuiversttättstraße 1, L»uia Lösche. tutdariurustt. 14. pan. und Söntgsplatz 7. Morgen-Ausgabe. KWiger.Tagcblalt Anzeiger. Drgan för Politik, Localgeschichte, Handels- und Geslliiiftsverkehr. ^°7«. Sonnabend den 11. Febniar 1893. Zur gefälligen Seachtnng. Unsere Expedition ist morgen Sonntag, den 12. Februar, Bormittags nur bis /ztt Uhr krossuet. IbXpeüMon <1es I,elp/,!«er UnL6bIatte8. Amtliche Bekanntmachungen. Lekauntmachung. Nachdem mrhrsach innerhalb des Stadtgebiete» behördlich fest, gesetzte Siraßenzüge ohne unser» Mitwirkung und ohne gehörige Üstnlchichriaung der genehmigten Pläne abgeucckl und dadurch »»- liedsam« Weiterungen veranlaßt worden sind, machen wir hierdurch bekannt, daß alle derartig« Absteckungen, auch wenn bei denselben nur Pridatareal berührt wird, stet» im Einvernehmen und in Gemeinschaft mit unserer Tiefbau-Verwaltung vorzunehmcn sind. ES ist daher in jedem Einzelsalle vor Beginn der Absteckung rechtzeitig Mittheiiuag an diejeibe zu erstatten, damit unsere tcch. Nischen Beamten angewiesen werden können, den AbsleckungSardeitcn beizuwohueu und die erforderlichen Angaben an Ort und Stelle zu machen. Leipzig, am 4. Februar 1893. Ie bSOL. Der Math »er Statt Leipzig. vr. Georgt. vr. Redlich. . Bekanntmachung. In diesem Winter sind wiederholt Anzeigen über eingrfrsrene Beischleußen und dadurch herbetgesührte Ueberschwemmungeu von trellcrräume» bei un« «ingelaufea. Wir machen deshalb alle Grundstücksbesitzer »nd deren Stell- Vertreter darauf ausmerksam, daß tn den meisten Fällen dem erwähnten Uedelstande durch Eingießen von lauwarmem Wasser 30—40° ll., etwa Handwärme — worin Koch- oder Biehsalz — in 1 Liter Wasser etwa eine Hand voll Salz — gelöst ist, abgeholfen werden kann. Wir bitten deshalb, vorkommrnden Falle» lauwarmes Lalzwasser in die KüchenauSaüsse der in die Betschieuße mündenden Gußstetue oder tu die Ausgußbecken rinzuaießen und zunächst den Erfolg dieser Mahregel -dzuwarten. Erst wenn bei wiederholter Anwendung de« aogegedeuen Mittel« der beabsichtig:« Erfolg nicht Antritt, ist Meldung bet unserer Ttrfbauverwaltnng geboten. Leipzig, den 8. Februar 189». Der Math »rr Stadt Leipzig. I«. 211. vr. Georgt. Cichoriu». Bekanntmachung. Die Bertiefung und theilwelse Verlegung de» Schleuhengroben», der läng« de» Anser-Cr«ttendorf-SlStteritzrr Wege» herab- fübrt, sowie di« thrilweise Verbreiterung und Macadamisirung diese» Wege» selbst sollen an einen Unternehmer verdungen werden. Die Bedingungen und der Plan ?. V. 5218» für diese Arbeiten liegen tn unserer Tiefbau-Verwaltung, Ralhhau», 2. Stockwerk, Zimmer Nr. 2», au» und können dort etnge ehen oder gegen Ent- Achtung von bO -H, di« auch in Briefmarke» eiugrsendet werden können, entnommen werden. Bezüglich» Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Anger-TrottendorftLtStterltzer W«T" versehen ebendaselbst, und zwar bi» zum 1. März 1893, 5 Uhr Nachmittag» einzuretchen. Der Rath behält sich da» Recht vor, sämmtlich» Angebote ob- zulehnen. Leipzig, de» 9. Februar 1893. De« Rath« »er Stadt Leipzig Ie. 572. Skrasjknbau-Drputati,n. Lekanutmachuu-. Die auf dem städtischen Vieh- und Schlachthofr als Trichinen schauer beschäftigten Herren Heinrich Andrea» Matthias, Mahlmannstrahe 8, Wilhelm Wefrnprrg, tturprinzstrah« 4. Friedrich Banse, Kaiserin Auguslastrah« 10b, Johann Rölke, Sildplatz 4, Ernst Rüther, Leipzig-Plagwitz, Erdmannstrahe 2, Moritz Arotzburg, Leipzig-Reudnitz. Lhauflerstrah« bu. sind von uu» auch für den Stadtbeztrt »iS solch« in Pflicht ge nommen worden. Leipzig, de» 9. Februar 1893. Der Rath »er Stadt Leipzig, vm. 760. vr. «eorgt. Dietrich. Vas neue Negierungsprogramm in Oesterreich und die deutsche Linke. ii. « Wie«, 7. Februar. Die „Vereinigte Deutsche Linke" hat angesichts der spannungsvollen Erwartung der Bevölkerung nicht einen Augenblick gezögert, da» Regierung-Programm klar und mizwcitcutig zu beantworten. Die Kundgebung der Partei ist ruhig im Tone, aber entschieden in der Sache. Von Neuem wird der Gedanke de« Eartel» betont. Geradeso wie der Abgeordnete v. Plrner in scuier Rede vom I. December vorigen Jahre» da« Eartel zwar als da» richtige Mittel zur Besserung unserer parlamentarischen Zu stände bezeichnet«, zugleich aber ausdrücklich eine Verbindung mit dem Grasen Hohenwart, dessen ganze politische Figur aus dem Kampfe gegen die Linke derubl. als unmöglich er klärt«, so hat auch in ibrer neuen Kundgebung die Partei diesen für sie und ihre Wähler eigentlich telbstvrrsiänrlichen Cay neuerdings ausgesprochen. Es fällt auch der Linken in der That nicht rin, an sich einen Selbstmord zu begeben und sich vielleicht durch irgend welche Borwände in ein Bündniß mit ihrem ältesten und unversöhnlichsten Gegner locken zu lassen. Mit diesem Satze hat die Linke die Einladung der Negierung, iu rin Eartel zu treten, beantwortet. Dir Lrnke nabm aber keinen Anstand, den Grundsätzen de< Programm« dir niit ihren Ueberzengungen überein stimmten, ihre Anerkennung auSzusprrchen, und sie wird auch jeder Zeit mit der Regierung für die Geltendmachung dieser Principirn nnzurreten bereit sein Gleichwobi muhte «brr der Vorbehalt bezüglich der Schalfrage gemacht kammern) zurückzustellen, so hielt ausdrückliche Erklärung für noch» und gegen die Auffassung der Regierung Verwahrung ein gelegt werden, wobei aber die Partei ausdrücklich er klärte. daß sic von ihrem Standpunctc au» die religiösen Gefühle der Bevölkerung Hochhalte »nd geschützt wisse» wolle, wie sie denn auch der Ansicht ist, dah diese religiösen Gefühle im Rahmen de» NcichSvvlkSschiil- gesetzcS ihre vollste Förderung finden können und thatsächlich auch gesunde» haben. Weil aber »ach den vielen trüben Er fahrungen der letzten Jahre kein wirkliches Vertrauen zur Negierung besteht, und weit keine neuen lhalsächliche» Garan tien für die consequente und aufrichtige Durchführung der Programmsätzc geschaffen worden sind, konnte die Partei, was ibr künstiges Perbalten zur Regierung betrifft, nicht» Andere» tbun, als die vorsichtige Erklärung abgebe», ie werde ihre Stellung zur Regierung von der Art der Handhabung der a»s- gestellten Grundsätze und von dem Geiste und den Tendenzen der Verwaltung abbängig machen. Wird lhatsächlicb iin Sinne der Programnipuncle regiert werden und wird die Negierung die beule austauchenden Bedenken zerstreuen, dann kann sich ein bessere» Berbällniß zwischen ihr und der Partei entwickeln. Weil aber darüber, wie ge'agt, keine Sicherbeit bestellt, durfte die Parke! nicht von vornherein durch eine allgemeine Formel der Regie rung ibre Untctstützung auSsprechen. Bezüglich der sachlichen Borlagen der Regierung wird sich die Partei ebenfalls freie Hand wahren, bezüglich des Inhalts und der einzelnen Tbeile die sachliche Prüfung sich Vorbehalte», dabei aber keine sacliöse Opposition treiben und alle die im Inter esse der Bevölkerung liegenden Reformen unterstütze». Weil zu Beginn der Verhandlungen in der öffentlichen Meinung vielfach das Gerücht verbreitet war, die Partei werde sich herbeilassen, im Interesse der ungestörten Be rathung der wirthschastlichen Vortagen der Regierung auf alle politischen Partciwünsche zu verzichten und ins besondere ihre bereit» eingebrachten Anträge (direktes Wahlrecht für die Landgemeinden, Prchreform, Ardciter- die Linke dem gegenüber die g, daß sie für die An träge, die zu fördern sie sich t>ereitS in ihrem Wahlaufruf verpflichtet Habe, unbedingt einlreten werde. Allerdings liez da» Schicksal dieser Vorlagen nicht in ihrer Hand, da eben nur eine Minderheit ist. Zum Schluffe noch ein Wort über den böhmischen Ausgleich. Die Vertreter der deutschen Linken hielten c» für ihre Pflicht, bei de» Unterhandlungen die Regierung darauf aufmerksam zu machen, daß eine AuSeinanderietzuag zwischen der Partei und der Regierung keine Aussicht aus Erfolg biete, wenn eine der brennendsten Fragen der inneren Politik, die dcutschböhmische nämlich, ungelöst bliebe. Sie drangen dabei auf eine Auseinandersetzung bezüglich der Abgrenzung in Böhmen. Die Regierung erkaiinte auch die Nothwcndizkcil einer derartigen Regelung der Fortführung de» Ausgleichs an, hielt auch darüber mit den Vertretern de» conscrvativcn Großgrundbesitze» Besprechungen ad, war aber, als sie da» endgiltigr Programm den Parteiführern übergab, noch nicht in der Lage, eine abschließende Mittheilung in dieser Angelegrnhelt zu machen. Um nun nicht den Schein auskommrn zu lassen, als habe sie eine so wichtige Angelegenheit im Stich gelaffen, hielt die Partei, die ja stet» und freudig ihre Solidarität mit den Deutschen in Böhmen zum Ausdruck gebracht hat, die ausdrückliche Er klärung für nothwendig, dag sie nack wie vor die Betreibung der Ausgleichsangelegenheit mit aller Wärme unterstützen werde. klebrigen» glauben wir, daß die Ausnahme eine» Satze» über den deutschböhmiscken Ausgleich in da» RegierungS- programm nicht im Interesse der Deutsckböbmen läge. Denn damit hätten die Dentschböhmen auch die Polen, Slowenen, Klerikalen, kurz alle Parteien, welchen das Programm vorgcleat worden ist, für compctent erklärt, in Sachen de» deutsch böbmischen Au-gleichS ein Urtbeil abzugeben. In dem Augen blicke, wo der deutschböbmische Ausgleich in dem für die Parteien de» RrichSratheS bestinimlcn Programm figurirt, batte man sich die Iudicatur der Polen, Slowenen und Klerikalen über den Ausgleich unbedingt gefallen lassen müssen. Die Schaffung einer solchen neuen Eompelenz würde aber den deutschen Interessen widerstreiten, und deshalb ist cs besser, daß sie unterblieb. Gleichwohl wird die Linke, wir betonen dies »och ein Mal, die deutschböhmiscken Angelegen heiten bei jeder Gelegenheit und mit allem Nachdruck zu fördern bestrebt sein. Deutsche- Reich. 6. II. Berlin, 10. Februar. Wessen Geiste» Kinder die Führer der Bergleute sind, da« bat sich, wie man unö au« Saarbrücken sckreibt, in einer Bersammlung der Abge legten in Bildstock gezeigt. Eonrad Lambert, welcher im Rcchtöschutzverein eine so hervorragende Nolle spielt, empfabl den Abgelegten auSzuwandern, der Bedörde jedock die Familie zurückzulassen. Kamerad Lambert würde e» natürlich sehr angenehm sein, wenn die Abgelegten auswandertcn denn dann wäre der RecktSsckutzverein die Sorge loS, wie er die jetzt abgelegten Bergleute, welcke mit ihren Klagen daS Bureau des RcchtSschutzvcrcinS erfüllen, über Wasser halten soll. Auch TrcnS-EnSdorf, eine im RechlSschutzverein hervorragende Leuchte, schämte sich nickt, den Genossen zu empfehlen, auSzuwandern, und die Familie ruhig den Behörden zu überlassen Genosse Fop-Eppelborn schwang sich zu dem mcraliscken Grundsatz auf, jeder Berg mann solle ruhig unterschreiben, daß er au« dem Recht» sckuyverein ausgetreten sei, trotzdem brauche er denselben nicht im Stiche zu lassen. Mit anderen Worten, jeder Berg mann kann lügen, wenn eS ihm paßt Bei allen diesen Klagen nabm ei> sich bockst wunderbar au», daß bereit» wieder über eine große Feier am I. Mai verhandelt wurde. Viel leicht glauben einzelne Fübrer, da« Gro» der Abgelegten sei dann fort, und sie batten Geld zum Feiern genug denn auS dem deutschen Arbeiter wird aus alle mögliche und unmögliche Weise immer noch Geld genug heran« gepreßt Etwa 1.1000 mögen bereu« zur Vertbeilung berett siegen Die Generalstrrucommisston in Hamburg bat nochmals em«n Aufruf erlasse», d,e Brüder im Gaargebie» nickt zu verlassen. Ganz verballen wird derselbe wobl nickt; vielleicht entschließt sich da» EonnG in Bildstock, einmal genau auseinander zu setzen, wie die Vertbeilung der Gelder erfolgt. Zs Berlin, 10. Februar. Rack dem Invalidität»- und AlterSvcrsickcriingSgesetz bat das »n ReichS-VcrsickcrunaSaiiU errichtete Rcchnungüburean auch an den im Vollzüge tcS Gesetze» he»zustellenden statistische» Arbeiten mitzuwirkc». Die erste Frucht dieser Arbeite» auf statistischem Gebiete liegt »»»mehr vor. Es ist eine Darstellung der Verbältnisse der AlterSrentenenipfänger ans dem Iabrc 1891 nach Gc- chlccht, Berus, Alter und Wodnort, sowie nach der Höbe der bewilligten Renten. WaS an dieser Statistik am meisten intercsstrt, ist der nnnmcbr auch ziffermäßig genau er brachte Beweis, daß die Landwirtbscbaft von der Altersrente im Verhältnis; zu der Kopfzahl der in ihr beschäftigten Personen weit mcbr Vorlbcile bat als die Industrie. Von den >20 397 AlterSrcntenempsängcrn des Jahre» l89l entfallen mehr als die Hälfte, nämlich «>0 338 allein auf die Laiidwirthsckaft und 27 250 aus die Industrie. Von den übrigen sind 4052 Handel und Verkcbr, 22 007 häuslicher Dienstleistung und «74 t Personen dc"> SlaaiS-, Gemeinde-, Kirchen- u. s. w. Dienst, sonne den sogenannten reien Berusöarten zuzurechne». Auch nimmt da» Verhältnis; der von der Gesammtzabl eine« GcdurlSjabrgangcS auf die )andwirtbschast entfallenden Rentenempfänger mit dem höheren Alter stetig zu. Es sind also vorwiegend in laiid- wirthschaftlichen Betrieben Personen bis zum buchsten Alter crwerbSthätig. E» ist deshalb auch keine besrembliche Er- cheinung, daß von der Gesammtzabl der Altcrörenten- empsänger des IabrcS 1891 nicht weniger als lO? 834 auf dem Lande und in Städten mit weniger al» 10 000 Einwohnern leben, während nur 18 503 in den größeren Städten wohnen. Die Statistik gicbt außer dem noch über die verschiedensten Punclc Aufklärung. Erwädncn möchten wir nur die Ergebnisse der Ermittelungen über den durchschnittlichen IabreSarbeitSverdiensl der Alters- rentcnempsänger in den Jahren 1888 — 1890, welcher der Berechnung der Renten zu Grunde gelegt ist. Danach betrug dieser Verdienst in den größeren Städten in dem oben angegebenen Sinne für den Mann 009, aus dem Lande 4tl Mark, für die Frau 412 bezw. 320 -4t I» der Lanbwirth- chast betrug der Verdienst 414 -ct für den Mann, 305 Ur die Frau, in der Industrie 580 bezw. 377 ^e, im Handel «42 ^ bezw. 34« Berlin,Februar. (Telegramm.) Den: Gerüchte über eine angebliche Erkaltung der deutsch-italienischen Beziehungen wird neuerduigS der Boden entzogen durch den telegraphischen Glückwunsch LeS Reichskanzlers v. Eaprivi an den italienischen Minister Brin bezüglich seiner Antwort auf die Interpellation Eirmeni'S. Berlin, 10. Februar. (Telegramm.) Wie au» Petersburg berichtet wird, ist die Meldung von der Abberufung des BaronS von Mobrenheim, beziehungsweise von der Erschütterung seiner Stellung zur Zeit mit Vorsicht auf- zunrhmen. ES wird darauf hingewiesen, daß Baron Mohren- heim sich de« böchsten Wohlwollen» der dänischen KönigSfamilir, also auch desjenigen der russischen Kaiserin erfreut. — Die „Nat.-Ztg." erhält von Herrn vr. E. Trieb er in Frankfurt a. M7ft-lger.de Zuschrift: „Herr StScker hat tn seiner Red», die er am 28. Januar im Retchltag hieit, behauptet: „Schon zur Nömerzeit hießen die Juden da» oäiuw xsueri» duwani." L» ist ja reckt schön, daß Herr Stöcker sich einmal auch aus da» Gebiet der elastischen Philologie begiebt. Denn so lange er und seine Genossen nur Litate au» dem Talmud anführen, ist e» schwierig, ihn zu wiederlegen, weil selbst unter den deutschen Juden kam 2tX) den Talmud kennen »nd »och wenigere ihn verstehen, da» gebildete Publicum aber selbstverständlich von diesem nicht die geringste Vorstellung hat. Nun legen zwar olle Philologen die Tacileischen Worte oaio kumnni ^«-m-ri» conrioti »unt dahin au», daß „man sie de» Hasse» gegen die übrige Menschheit überwiese» hielt". Indessen, wer Latein versteht, der weiß wohl, daß die Deutung „sie seien ein Gegenstand de» Hasse« für da» übrige Menschengeichiecht" sprachlich ebenso angemessen ist. Diesen hat Herr Stöcker offenbar im Sinne. Wen» zwar die ganze pbtloiogische Zunft diese Erklärung für unrichtig hast, so hat Herr Stöcker gleichwohl ein Recht, die seinige für die richtige zu holten. Denn zuweilen trifft bekanntlich der gesunde Menschenverstand selbst in juristischen Dingen da- Rechte besser, als di« hoch gelehrten Juristen insgesammt. Herr Stöcker soll also Recht de- hasten I Die Worte sollen also bedeuten, sie seien ein Gegenstand des Hasse- sür alle Welt. Dann aber kommt Herr Sloaer nur vom Regen in die Traufe. Denn die ganze Bemerkung macht Tacitus gar nicht von den Juden, sondern von de» Christen, und zwar bet Gelegenheit der Neronijchen Ehristenversolgung. Kaiser Nero halte den verdacht auf sich geladen, den Brand Roms angestiftet zu haben. Darum suchte er diesen aus di« Lhrisien abzulenken, wie Tacitu» ausdrücklich sagt: Fnn. XV, 44 erx-, alxüeoüo rumort Xero »udüi'iit rooi >-t guuo8sii!»«ii,ii» pvvui« alkooib, H»o» per tluz-ilin iovino» vuig;»« O'lirwliaou« a;->,elln- dat. Bei dieser Gelegenheit giebt der Gcschichlvjchreibec (was bei läufig gesagt recht bemerkenSwerih ist) das erste klassische Zeugniß über den Ursprung und das erste Auftreten des Ehristeiiibum». Tenn er fährt fort: nuctor nomiui« «iun (7dri»tii, Dilwriu imgori- l»»to vor proouratorom siouUum Uilutuin »iilmüoio »ttooiu« «rat. Hieraus erzähst Tacitu» die ausgesuchten Martern, mit denen Nero die unschuldige» Lhrisien hennsuchle. Er ließ sie nämlich an wilde Thiere binden und Hunde aus sie Hetzen oder ließ sie kreuzigen. Um dos Volk aber noch mehr zu gewinne», bot er ihm de» Nachts das grausige Echauipiel der lebendenden Fackeln, da» der polnisch« Maler Steimrabzki in einem Aus sehen erregenden Bilde dargeslelll Hot: ul kernruiu 1eru>* eon- lseti luniutu ennum iuU-rireut, nul crueidu» astirl aut Itammali, »igu« ubi iloseriaaet >>>«», in u»ulu ucxturui luiuinm urcrenlnr. Hierzu stellte Nero sein« eigenen Gärten zul Verfügung und mischt» sich selbst unter da» Volk in der Nleidu.ig einet Wagenleuker» oder indem er sich geradezu als solcher aus einem Wagen vrodncirte. Alle» da» geschah jedoch, wieTaeiln» lagt, nicht etwa weit man die armen Christen der Brundstiitung uderiührt hätte, sondern weil man sie »de» deS Hasse» gegen die übnge Weit überfuhrt hielt: >>au-t pn-inll« in orimioo inceu.Iii ,,a»m o<Iio liumniü uo»«-rm «mnricti »ui». Doch, so >ügt der GeichichlSlchreiber hinzu, begann man die veiiolglen Christen zu bemitleiden, tobald inan ertauiiie, da- gräßlich» Veriodren ge- «höbe nicht im allgemeinen Interesse, sondern nur zur Besriedigung der Wulh eine« einzelnen Elenden Herr Stöcker Hai alio ein große» Kunststück fertig gebracht. 29«nn man aber in so unerhörter 4ü«ii« da«, was von Peter gesagt ist, aus Paul überträgt, außerdem aber den Worten «inen bösartigen Sinn unterschiebt, de» sie durch aus nicht haben endlich diesen Paul daraufhin als einen NichlS- ivürbtge» brandmark«, so geziemt es sich, daß man nacklragttch öffentlich setneu Irrthum eingestehl «od bedauert. Ein solche» Ber »l«zeige«.Prris Die 6 gespaltene Petitzeile LO Pfg. Reklamen unter dem Redactioasstrich (4 as spalten) 50/F, vor den Familiranachrtcht» («gespalten) 40/^. Größere Schriften laut unserem PreiS- verzeichatß. Tabellarischer und Zifferalatz »ach höherem Tarif. Vrtra-Betlagcn (gefalzt), nur mit d» Morgen - Ausgabe, ohne Nostbeförderuatz »t 00.—, mit Postbesörderuug ^ 70.—^ Annahmeschluß für Anzeige»:' Abend-Au-gadr: vormittag» 10 Uhr. Morg«a - Ausgabe: Nachmittags 4 UhL Sonn- und Festtag» früh '/,9 Uhr. Bet den Filialen und Annahmestell» j« et»« halb« Stunde früher. Anzeige» stad stet» au dt« GMedttt«» za richten. Druck und Verlag von L. P alz t» LApzi». 87. Jahrgang. fahren würde sich sür einen Ehrenmann schicken; einen solchen ehren-- hasten Schritt aber zu thun, ist nie zu spät." — Der „Lid. Eorrcsp." zufolge wird die württem- bergische Negierung die Einstellung de» Strafver fahrens gegen den Adg. Frbr. v. Münch ablebnen, da es sich nicht um ein Strafverfahren, sondern nur um die Vollstreckung eine» rechtSgiltigcn StrasurtheilS handelt. — Der Polizeipräsident hat die sür Sonnabend, den ll. d. MtS., von Socialdemokraten in Aussicht genommene Aufführung der episch-dramatischen Dichtung (?) „Bilder auS der großen Revolution" verboten. * <C1oga», 9. Februar. Der Telegraph hat vor einigen Tagen die Meldung verbreitet, der deutsch-patriotische Verein in Glogau habe cinstiminig beschlossen, die Erklärung des patriotischen Verein- zu Frankfurt a. M. zu Gunsten der Militairvorlagc ganz und voll zu der seinigcn zu machen. Wie dem Gtogauer „Nicderschl. Anz." zu entnehmen, beläuft sich die Zahl der Patrioten, welche diesen Beschluß einstimmig gefaßt haben, de» Kellner einbegriffen, auf zehn. Diese Zchninänncrvcrsainm lung, an deren Spitze der Major a. D. Gvmuasiallebrer vr. MeweS stellt, veröffent lichte ihren Beschluß in der „Schlcs. Ztg.", der „Nordd. Allg. Zlg", der ,Föin.Ztg." sowie durch das Wolff'sche Telegraphen- Burcau. — Ein Eomnicntar ist überflüssig. * Bochni», 9. Februar. Wie die „Wests. VolkSztg." aus guter Quelle erfahren haben will, soll Minister v. Berlepsch weder den Entwurf des neuen KnappschaftSstatutS, noch auch die Oberältesten zu bestätigen beachsichtigrn. * St. Johann, 9. Februar. „Genosse" Emm et, der wegen Sittlichkeitsvergehens verbanet war, ist, dem „Borwärt»" zusolge, ohne Cantton aus freien Fuß gesetzt worden. * Würzburg, 10. Februar. (Telegramm.) Auf Veranlassung de» Herr» von Thüngen-Roßbach hat die hiesige iandwirthschastliche Vereinigung eine Resolution wegen de» rusltschen HandeiS- vertrageS gefaßt, t» welcher cs heißt, daß der deutsch-russische Vertrag sür die deutsche Landwirthschast geradezu «in Unglück sein würde. * Stuttgart, 9. Februar. Der bcrvorragende Kenner und Lebrcr de» StaalSrechlS LandgerichlSrath a. D. Gaupp, Privatdocent in Tübingen, kielt hier auf Einladung der Deutschen Partei einen sehr interessanten Vortrag über die württcmbergische Verfassung und deren zeitgemäße Ab änderung. Seine Ausführungen gipfelten darin: Die Kammer der Standeöberren müsse beseitigt werden; dieselbe sei ein sibcnSunsähigeü, abgestorbene« Institut, das unserem Lande nicht zur besonderen Ehre zcrciche. Schon König Friedrich habe das Einkammer- ystem projectirt. Die erste Kammer sei eine au» den verschiedensten Theilcn zusammengewürfelte Gesellschaft, in welcher die auf Lebenszeit ernannten Mitglieder die Arbeitsbienen bilden, welche für die hochadeligen Drohnen die Arbeit besorgen müssen. Da» Einkam mer- system müsse anknüpfe» an die im modernen Staate lebenden unabbängigen und selbstständig verkörperten Interessen. Nack Vorschlag Ganpp's soll die künftige eine Kammer bestehen au« «5 a»S dem allgemeinen Stimmrecht hervorgegangenru Abgeordneten sämmtlicher biSbcriger Wahlbezirke. Die Stadt Stuttgart verdiene nach ihrer Größe besondere Berück sichtigung. Städte mit mehr als 10 OVO Einwohnern wählen zwei Abgeordnete. Der Grundbesitz und die berechtigten agrarischen Interessen haben acht bi« zebn, die protestantische Kirche zwei, die katholische Kirche einen, Wissenschaft und Kunst einen Vertreter zu wähle», den Arbeitern könne durch geeignete WablkreiSeintbeilung in Stuttgart eine Interessenvertretung geschaffen werden. Etwa 100 Abgeordnete wären vollauf ge nügend. Eine Verfassungsrevision sei nur dann möglich, wenn da« Staat-ministerium mit rücksichtsloser Energie vor- gehc; der ß. l«l der VersassiingSurkundr biete die Handbabe sür die Ermöglichung der gründliche» Reform. Die Dar legungen Gaupp'S fanden den vollen Beifall der Versamm lung. Von verschiedenen Seiten wurde betont, die Partei, die sich bisbcr zunächst mit der Forderung der Entfernung der Privilegirten a»S der zweiten Kammer begnügte, solle sofort direct aus daS Hauptziel losgehen und gleich für da» Einkammersystem energisch einlreten. OefterreichUngar». * Wien. lO. Februar. (Telegramm.) Der Bürgermeister vr. Prip begab sich beute Vormittag in Begleitung der Bicebürgcrmeisler vr Grübt und vr. Richter zu dem Pro- nunliuS Eardinal Galimbcrti, um die Glückwünsche der Stadt Wien sür den Papst anläßlich de« BischosS- jnbiläumS zu übermitteln. Der Eardinal Galimbcrti empfing dir Bürgermeister sebr freundlich und dankte für die Ovationen, welcke die Stadt Wien dem Papst bereite. Der Eardinal versickerte, daß der Papst sich stets für die Entwickelung und den Aufschwung ^er Stadt lebhaft interessire. * Wien, 10. Februar. iTele^ramm.) Da-Abgeordneten- ho»« hat beule die Schuldebatte fortgesetzt. Nachdem der Jung- czech» vr. Tu zek gegen die Teutjchlideralen heftig polemtsirt batik, bieit der CuItuSminijier Vr. von Gautjch eine beachlen-werthe Rede, in welcher er insbesondere di« gestrigen Angriffe de- Vr. Heroik aus das RegierungSvrogranim zurückwie». Schließlich er- klärte der Minister bei Besprechung der religiösen Erziehung der Schulkinder, daß, je ernster die Ausgabe der sittlich-religiösen Er ziehung in der Schule von der oberslen UnterrichtSverwaltung an- gesangen bi» zum tetzlen OrtSschulraih hinab ausgeiaßt wird, desto mehr Anhänger und Freunde die Schute sich erwerbe» werde, svgt. den gestrige» Artikel unsere« Wiener Correspondealen. D. Red.) Frankreich. * Part», 10. Februar. (Telegramm.) DerPanama- BestechungSprocetz gegen neun Beschuldigte gelangt Anfang März vor den Assisenbof; k» sind für denselben 5 «Litznngen anberaumt. — Ter „Figaro" schreibt: Da« gestern gefällte Urtbeil im Panama-Proces; zerstört die Ver gangenheit hochangesebcncr Männer. Der Präsident Earnvt müsse von seinem BegnadignngSlcchlc Gebrauch machen, damit, ohne Anskcbung de-UrlbcilS, die Grausamkeit desselben vermindert werde, nmsonicbr. da es sich um deu in Ehren (?) alt gewordenen Ferdinand LesiepS bandle. Unter Den;enigen, welcke da- Urtbeil billige», würde sich Niemand finden, welcher die Begnadigung mißbilligen würde. Der „Figaro" betont gleichzeitig den schlechten Eindruck, welchen da« Urtbeil in London, Berlin, Wien und Petersburg hrrvorgerufeu.
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