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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.06.1892
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-06-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18920623026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892062302
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892062302
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1892
-
Monat
1892-06
- Tag 1892-06-23
-
Monat
1892-06
-
Jahr
1892
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Mxzt zm ÄWr TUeM M AiMr K. W, Imerstlill. N. Fm W. MAMM Lönigreich Lachsen. U Leipzig, 23. Juni. Erbprinz Leopold Friedrich von Dessau traf heute Vormittag Hierselbst riu und stieg im Hotel .Stadt Rom" ab. * Leipzig, 23. Juni. Bei der heute aus Anlaß der vorgestrigen Heneralrevision über die Droschken mit geraden Nummern stattgefundenen Prämiirung der besten Geschirre haben vom Polizeiamt die erste Prämie Lohnkutscher Barth (Droschke Nr. 8), die zweite Schulze und Wrhdc (Nr. 48 und 122), sowie d»e dritte Flache (Nr. 24), Göpfarth (Nr. 62), Koch (Nr. 410) und Theil (Nr. 483) erhalten. Die erste Prämie beträgt 40 die zweite je 80 ^ und die dritte je 20 Außerdem ist der Kutscher Nr. 314, Namens Spiegel, als besonder« zuverlässig im Dienst, mit einer Geldprämie bedacht worden. ick. Leipzig, 23. Juni. Das Grassi-Vermächtniß, von welchem bereit« weit über 1 Million Mark sür Zwecke der Kunst (beim MuseuniSbau, EoncertbauSbau, Erwerbung deS Museums Godcsroy u. s. w.) verausgabt worden sind, batte laut Abschluß vom 31. December v. I. immer noch einen Nennwcrth von 1 553 502 00 -s, wogegen sich der EourSwcrth sogar aus 1 742 483 ^ 72 ) stellte. Auf daS Grundstück Ruppert'S Hof sind hiervon noch 370 000 zu zahlen, so daß dann noch 1 372 000 für den Bau des Museums Grass, und die geplante Vergrößerung des Johanna- parkS verfügbar bleiben. I Leipzig, 23. Juni. Ein 22 jähriger Kutscher a»S Duchawe, Kr. Militzsch, hatte, als er jüngst als Führer eines Omnibusses auf einem hiesigen Bahnhöfe gehalten, ein Gepäckstück, das aus Versehen in seine» Wagen gelegt worden war, unterschlagen und einen Tbeil der in dem Gepäckstücke befindlichen Gegenstände, banptsäcklrch Wäsche und Schmucksacheu im Werthc von 120 .< verkauft. Auf erfolgte Anzeige wurde der unehrliche Mensch gestern in Haft genommen. —* Wegen dringenden Verdachts der Kindes töbtung wurde gestern eine 25 jährige, wegen desselben Verbrechen« bereits mit 3 Jahren Gefängniß vorbestrafte Arbeiterin auS Werdau zur Verantwortung gezogen. Dieselbe hatte am gestrigen Vormittag heimlich geboren und daS Kind, einen Knaben, in Papier gewickelt »n Rosenthalc unter Gebüsch versteckt, wo eS alsbald aufgefunden wurde. —* Gestern Abend wurde oberhalb der Hohen Brücke in Connewitz ein auS Waldkirchen gebürtiger 16 jähriger Kellner von mehreren Passanten aus der Pleiße, in die er angeblich aus Unvorsichtigkeit gefallen war, noch lebend, aber bewußtlos wieder herausgezogen. Nachdem der Bursche in Folge der angestellten Wiederbelebungsversuche das Bewußt sein wieder erlangt hatte, wurde er mittelst Krankenwagens nach dem Krankenhause geschasst. —* In der Hohenzollcrnstraßc in Reudnitz stürzte gestern Nachmittag ein 25jäbriger Maler beim HauSabputzcn von einem Leitergerüste zwei Stockwerke hoch auf daS Slraßcn- pflaster herab und zog sich dabei schwere innere und äußere Verletzungen zu, die seine sofortige Unterbringung im Kranken hause erforderlich machten. —* Ein vom Amtsgerichte Geithain wegen Sach beschädigung steckbrieflich verfolgter Schmied aus Portitz wurde heute Mergen in hiesiger Stadt polizeilich ermittelt und festgenomnien. —* Gestern Abend in der siebenten Stunde wurde im Schleußiger Holze ein anscheinend betrunkener Mann aufgefunden und nach dem Polizeiamte geschafft. Da derselbe nicht wieder zur Besinnung kam, erfolgte beute Morgen seine Ueberführung inS Krankenhaus. Seine Per sönlichkeit konnte mit Sicherheit noch nicht sestgestellt werden. * Schl rußig, 23. Juni. Das fortwährende WachSthum unseres StadttbeilcS hat den Kirchcnvorstand in Kleinzschocher veranlaßt, Schritte zu thun, daß auch den Bewohnern von Schleußig der Kirchenbesuch leicht gemacht werde. Er hat bei der Kircheninlpection die Erlaubniß auSzewirkt, daß im Schulsaale monatlich wenigstens einmal Gottesdienst ab- gchalten wird. Dadurch wird sicher Mancher, dem der Kirch- wcg nach Kleinzschocher zu weit ist, veranlaßt, eine Predigt zu hören. Nachdem die Erlaubniß der kirchlichen und städti schen Behörden hierzu bereitwilligst ertheilt ist, werden die Vorbereitungen zur Anschaffung des kirchlichen Schmuckes jetzt getroffen. Die nöthigen Einrichtungen sollen durch frei willige Sammlungen beschafft werden und cö ist zu wünschen, daß alle Bewohner hierzu ihr Scherflein beitragen. —s. Leutzsch, 22. Juni. Der beliebte Spaziergang durch daS verschlossene Holz und die Gottge, zwischen dem neuen SchützenhauS und dem beliebten Waldhof am hiesigen Bahnhof, wird in diesem Sommer leider beeinträchtigt durch den Bau der großen 2. südlichen Vors utbschleuße, welche bestimmt ist, die Abfallwässer auS der Südvorstadt und den OrtStbeilc» Conne witz, Plagwitz,Lindenau, sowie theilweise auch aus der Westvorstadt nach dem sog. Stacks an der Luppenbrücke der Thüringer Eisenbahn abzufübren. Große Mengen KieS, Sand, Beuchaer und Ziegelsteine sind bereits angefahrcn, die Erdarbeiten haben auf großen Strecken der in 3 Loosen vergebenen Arbeit be gonnen und bereits beginnt das Gruntwasser die tiefe Auö- bebung der Gründung zu erschweren. Erst wenn diese großen Schleußenarbeiten vollendet sein werden, wird Luppe und vielleicht auch die Elster wieder reines Wasser absübren können, denn am Stacks ist eine Reinigung der sammtlichen Schleußenwässcr aus dem Stadtgebiet geplant. —e. Vom Bienitz, 23. Juni. Bereits mehrfach ist der großen Erdarbeiten Erwähnung gethan, welche die Militair- verwaltung zur Zeit hier auSführen läßt für Anlegung der Schießstände der gesammkea Leipziger Garnison. Da nicht bloS Schuhdämme von 4—5 m Höhe ausgebau», sondern auch, besonders für den 600 m langen westlichen Stand Einschnitte von 3—4 m Tiefe erforderlich werden, so ist Gelegenheit geboten, die Reste der diluvialen Gletscher- Periode gründlich zu studiren, denn bekanntlich ist der Bienitz eine der südlichsten Moränen, welche auS dieser Zeit stammt, und nordische Geschiebe, Feuersteine, Granite und viele andere Gesteine auS Norwegen und Schweden findet man zahlreich in dem schönen KieS und Sand der präglacialen Zeit. — Wem es gestattet wird, die in AuSsührung begriffenen Scheibenstände unk die Schutzhütten der Zieler zu besichtigen, wird dicht hinter dem hohen Schutzbamm eine fortlaufende Reibe weiß markirtrr Pfähle erblicken, und e- sei daraus hingewiesen, daß die- die Trace deS dicht hinter den Schießständcn proscctirten CanaleS von Plagwitz nach Ereypau an der Saale angiebt, welche die Eisenbahn nach Eorbetba nahe dem Uebergang für die Merseburger Straße überschreitet und südlich von Burghausen sich ebenfall« durch Pfähle bezeichnet findet. Wenn auch der Canal fertiggestellt sein wird, vleibt von dem Bienitzwald nur rin Rest übrig, der weder dem Botaniker noch dem Jäger seine früheren Reize bewahren wird. Militair unk Verkehr werden dann dem Ueberrest de» alten Gletscher» ein wesentlich andere» Ansehen verleihen. H PaunSdorf, 23. Juni. Seiten» unsere» Gemeinde- rathe- ist vor längerer Zeit bereit» beschlossen worden, die Hundesteuer zu erhöben; der sich au« dieser Erhöhung ergebende Mebrertrag sollte der Gemeindecaffe zugefübrt werden. Die Amt«hauptmannsck>aft hat da» Letztere unter Hinweis auf di« statutarischen Bestimmungen untersagt, so daß nach wie vor die grsammten Hundesteuern der Armcn- easse zugeführt werden müssen. — Die Lieferung der zum Bau de« Gemeindeamte« erforderlichen Träger ist der Ahrend'sche» Liseuhaodlung in Leipzig übertragen worden. Als Steinmaterial sollen die ursprünglich bereit» in Aussicht genommenen UllerSdorfcr Verblendstrine verwendet werden. Chemnitz, 22. Juni. Am Montag Mittag gab es aus dem Hauptbabnbosc am Reichenbacker Zuge ein eigenartiges Leben. Diakonissen und andere Helferinnen brachten eine Menge elender Kinder auS Chemnitz und von weiter her zur Bahn, die in« Bethlehems»,ft im Hütten- grunte ausgenommen werden sollen. Dort sind auch in der zweiten Pflegeabtheilung wieder alle Plätze, 30 an der Zahl, besetzt. Einige Kinder, denen cS besonders noth thut oder bei längerem Aufenthalte durchschlagender Erfolg zu erhoffen ist, sind von früher geblieben. Jetzt sind wieder 11 Cbemniyer Kinder unter den 30 Pfleglingen. Wenn man von der Zu nahme deS körperlichen Gewichtes aus einen Schluß machen darf, sind die Pstegersolge sehr günstig. Unter den kürzlich nach einmonatigem Ausenthalte entlassenen Kindern waren zwei Mätcken, die 6 Pfund zugenommen batten. Neuerdings ist ja in unserer Stadt ein besonderes Comitö zusammcn- getrrtcn, daS um Gaben bittet, damit möglichst viele elende Kinder unserer Stadt in der Kinderheflstätte einen Platz inden können. Kirchberg, 22 Juni. Ein überaus seltenes Fest wurde dieser Tage hier gefeiert. Die kiesige Tuchmacher- Innung feierte ibr 300jährigeS Jubiläumöfest. Kurze Zeit nach der Gründung dieser altehrwürdigen Tuchmacher- zunst im Jahre l502 vcrschritt man zum Ankauf der dem Zwickaucr Rath gehörigen Walkmühle, deS daneben liegen den Hammers und seiner Grundstücke hier. Wenn nun auch durch gesetzliche Umgestaltung der Gewerbeordnung und dcrgl. die jetzige Innung das nicht mehr repräsentirt, wie ehemals, o erachtete man cs doch als einen Act der Pietät und treuen Anhänglichkeit, diesen Festtag so schön wie möglich zu ge stalten. Zittau, 22. Juni. Die gegenwärtig zu einer vierzehn- tägiaen Uebnng beim hiesigen Regiment cinberufenen Land wehr leute tragen erstmalig anstatt deS Waffenrockes eine Joppe auS blauem Molton. Dieselbe hat Aebnlichkeit mit der in Oesterreich eingeführleii Blouse. Der Stehkragen wird durch einen Umlegekragen ersetzt und statt der blanke» Knöpfe hat man verdeckte Hornknöpsc angebracht. Die Achselklappe» sind blau und tragen keine Nummer. Untcrofficierc haben als Auszeichnung eine um den ganzen Kragen gehende schmale grün-weiße Borde. Macht auch die neue Uniform eine» höchst befremkcndcn Eindruck, so ist ihr jedenfalls der Vorzug der Bequemlichkeit gegenüber dem engen Wasscnrocke mit Steh kragen nicht abzusprechcn. U. Pirna, 22. Juni. Die Prinzessin Mathilde bat jetzt an den hiesigen Geflügelzüchter-Verein für die auf ausgestelltes Geflügel zuerkannte Medaille ein herzliches Dankschreiben gerichtet. — Große Freude herrscht in unseren turnerischen Kreisen, da nunmehr gestern Abend im Stadtvcrord- nctensaale hinsichtlich derFrage der Erbauung cinerTurnhalle aus städtischen Mitteln die zustimmcndc Entscheidung gefallen ist. Der sür die Halle selbst in Betracht kommende Kosten aufwand beziffert sich aus etwa 52 000 -4t; mit dem ferner z» berücksichtigenden Arealwerth sowie den Straßcnherstellungen ist aber immcrbin rine Gesainnitbedarfssunime von ca.75 000 ins Auge zu fassen. Einen ausführlichen Kostenanschlag hat der Rath dem Stadtverordneten Collegium noch zu unterbreiten. — In Sebniy erwartet man für nächste» Sonntag daS Eintreffen deS Bischofs Or.Wahl a»S Dresden, welcher die Einweihung der dortigen neuen katholischen Kirche vornehmen wird. — Für die am 10. Juli zwischen Pirna-Posta stattfindende große Ruder-Regatta, deren Veranstaltung vom Dresdener Regatta-Verein auSgcht, stifteten zetzt die städtischen Collegien PirnaS einen Ehrenpreis. In Bezug auf die an den hiesigen „Anzeiger" gelangte und kürzlich auch an dieser Stelle berücksichtigte Zuschrift betreffs der Theilnahme czcchischer Nudervereine hat jetzt die Vorstand schaft des erwähnten Vereins beruhigende Erklärungen abgegeben. Ter Charakter der bezüglichen Sport-Vereinigungen sei ein solcher, daß in keiner Weise eine deutschfeindliche Tendenz zum Ausdruck gelange. — Ein bedauerlicher Unglücksfall ereignete sich dieser Tage in Klotzsche. Ein erst TagS zuvor bei einem dortigen Bäckermeister in Arbeit getretener Geselle stand vor dem Backofen, um Brod in denselben zu schieben. Ta die Lampe nicht hell genug brannte, goß der Meister auf dieselbe Oel, doch auf einmal explodirtc die Oclkanne und der Geselle stand in Hellen Flammen. In seiner Angst sprang er unter furchtbarem Geschrei zu», Hause hinaus über die Straße in einen kleinen Teich, um die Flammen zu löschen, was ihm auch gelang. Doch war derselbe fürchterlich verbrannt, na mentlich an den Händen, Armen und am Rücken. Der Meister, welcher an der linken Hand und a», Gesichte brannte, hatte sofort einige daliegende Mehlsäcke um sich genommen und so daS Feuer gedämpft. Der Geselle, den sofort einige herbcigeeilte Leute mit Tafelöl einricbcn, wurde bald darauf in das Krankenhaus nach Dresden gefahren. ES wird an seinem Auskommen gezweifelt. 1- Dresden, 22. Juni. Der Vorstand deS „Dresdner ReiterheimS" thcilt dem „Dresdner Journal" Folgendes mit: DaS Dresdner Reiterbeim hatte bei seinem letzten Renntage, am 12. d. M., versuchsweise Trabrennen zum Ersatz sür die aus bekannten Gründen fehlenden Herrenreiten in sein Programm ausgenommen. Diese Trabrennen, welche an und sür sich sehr spannend verliefen, werden jedoch in Dresden nicht wiederholt werde», weil der Trabcrsport in seiner Orga nisation und seinem Betriebe große Mängel aufweist, welche gleich beim ersten Versuche in Dresden deutlich hervorgetreten find. Daher ist vom Vorstand des Dresdner ReiterheimS der Beschluß gefaßt worden, von einer Wiederholung dieser Trabrennen abzusehen. Namentlich die DiSqualisicirung des Sieger» „Ludmill" im Moritzburger Traber-Handicap, welche von dem auS Berlin gekommenen Bahnrichter- Collegium wegen unreiner Gangart ausgesprochen war, scheint dem Dresdner Rcitcrheii» insofern nicht correct, als die hiesige Rennbahn sür Traberzweckc nur provisorisch bergerichict war und die Traber aus einer solchen natür lich leichter in unreine Gangart fallen können, als ans einer dauernd zu genannten, Zwecke eingerichteten Bahn. Au- diesen, Grunde hat das Dresdner Rcitcrhcim nicht nur dem Sieger „SaproS",sondern auch dem zuerst cingetroffenen „Ludmill" des Herrn Bankier Grumpclt den Preis ausgezahlt. Der Fahrer des „Ludmill", welcher sich bei dieser Gelegenheit unpaffend benommen und Acrgerniß mit den Berliner Schiedsrichtern hervorgcrusen hatte, wird inheb seiner Be strafung nicht entgehen. — Der Wunsch nach Herrenreiten ist bei dem Vorstande deS Dresdner ReiterheimS sowohl in öffentlichen als auch in zahlreichen Privatbriefen so kategorisch ausgesprochen worden, daß im Herbst Herrenreiten in größerer Zahl ausgeschrieben werden. — Der verantwortliche Redacteur der „Sächsischen Arbeiter zeitung" und de- mit dieser verbundenen „Volkssreund", Herr Gustav Otto Dergel in Dresden, ist wegen Beleidigung de- sächsischen Landtag« zu vier Monaten Ge- sängniß verurtheilt worden. — Herr Direktor Welzer im Hotel Bellevue inDrc-den erhielt von der Frau Fürsten BiSmarck ein Handschrcibeu au« Wien, an dessen Schluß e« heißt, nachdem zuvor Jbre Durchlaucht um Zusendung eine« zurückgelaffenen kostbaren Kranzbande« gebeten bat: „Damit ich'« mir zun, Andenken an da« schöne Drc-te» und Alle«, wa« wir dort hochcrfreulich erlebt, aufbewahren könnte. Wir gedenken Dresdens in Freude und werden den Abend de« IS. und den Morgen de« 20. Juni nie vergessen." Wenn man sagt, daß Ehegatten mit dem Alter sich ähnlich werden, so gilt die» im vor liegenden Falle ganz besonder« von der Handschrift des fürstlichen Paares. Die Schriftzüge gleichen aufs Haar der markigen Hand deS Altreichskanzlers. Diese Verwandtschaft gilt auch von gewissen Abkürzungen und Redewendungen des interessanten Briese». , Das Vertheile» von Drucksachen auf Straßen und Plätzen. ick. Leipzig, 23. Juni. Wie bereits gemeldet, hatte Herr Redacteur Werner Hierselbst beim Stadtverordneten- Collcgium eine Eingabe ringereicht, inhaltlich deren der Rath gebeten wurde, daS öffentliche Verthritcn von Druckschriften aller Art künftig von einer besondere» Erlaubniß abhängig zu machen. Diese Maßnahmen sollte sich besonders gegen daS Verthcilen von Reklamezetteln richten, mit welchem vielfach eine Belästigung des PublicumS verbunden sei und das, beim Foplwerfcn der Zettel, zur Verunreinigung der Straßen führe. Vom Referenten dcö Verfassungs- Ausschusses, Herrn Secretair Bernhard, wurde hierzu etwa Folgendes bemerkt: Der Petent stützt sich bei seiner Eingabe auf einen fast gleichlautenden Antrag, der i», Dresdner Sladtverordnetencollegium am 28. April mit 48 gegen 8 Stimmen angenommen worden ist. Der Rath der Stadt Dresden hat sich bierzu noch nicht geäußert, was aber die hiesigen Verhältnisse betreffe, so sei zu berücksichtigen, daß das Straßcnpolizeircgulativ genügende» Anhalt biete, um gegen das Verunreinigen der Straßen vor- zugehcn. Im tz. 120 dcö gedachten Regulativs sei alle Ver unreinigung der Straßen verboten und cS lasse sich sehr Wohl auch daS Fortwcrfcn von Papier rc. hierunter einbcgreisen. Weiter könne man aber nicht gehen, denn eS dürfe keine», Geschäftsmann verboten werden, mit aller Rübrigkcil sür den Verkauf seiner Waarcn zu wirken und aus sein Geschäft auf merksam zu macken. DaS angeregte Verbot verstoße gegen die Gewerbeordnung und würde sicher von der höheren Ver waltungsbehörde sofort außer Kraft gesetzt werden. Der Ausschuß könne daher lediglich empfehlen, die Eingabe aus sich beruhen zu lassen. In der sich anschließenden Debatte gab zunächst Herr Privatmann Rudolph die Erklärung ab, daß er die Ein gabe zur scinigc» gemacht habe, weil er mit dem Petenten darin übcreinstimme, daß strengere Maßregeln gegen die überkandncbmcndc Verunreinigung der Straßen ergriffe» werden müsse». Er bedauere, daß cS anscheinend keine ge eigneten Mittel und Wege hiergegen gebe, hätte aber ge wünscht, daß die Eingabe dem Ralhe zur Kenntnißnahme überwiesen würde. Herr SatllervbcrnicisterReppcnhagen bedauerte gleich falls, daß der Eingabe nicht weitere Folge gegeben werden könne. Wer Sonntags früh den Brühl sähe, auf welchem Millionen von Zetteln lägen, würde gewiß den Wunsch hegen, daß hierin eine Acnderung eintrete. In, Ucbrigen sei eS nicht angebracht. Diejenigen, welche solche Reclamezettel ver- thcilcn lassen, als rührige Geschäftsleute z>, bezeichnen. Tausende von Handwerkern würden das nur mit Befremden vernehmen. De», gegenüber empfahl Herr Lehrer Kirchhofs, über die Eingabe schleunigst zur Tagesordnung Uberzugehen, den» irgend eine Nvthlagc bcregter Art bestände hier nicht. Herr Stadtrath Or. Schmid erklärte, daß, wenn auch der Beschluß gefaßt würde, die Eingabe aus sich beruhen zu lassen, der Ratk immerhin sich mit der Angelegenheit beschäf tigen würde. ES sei im Plane, das Straßenpolizeireaulativ zu revidircn und hierbei würde jedenfalls auch eine Bestim mung in daö Regulativ ausgenommen werden, auf Grund deren daS Fortwerfen von Papier aus Straßen und Plätzen ausdrücklich niit Strafe belegt wird. Herr Oberjustizrath Schmidt glaubt hierbei Beruhigung fassen zu dürfen, wie auch Herr John der Meinung Ausdruck gab, daß man dem Rathe vertrauen könne, ohne die Werncr'sche Eingabe a»zu- nehinen. In seinem Schlußwort sagte der Referent, Herr Bern hard, daß man die Bezeichnung „rührig" doch allen Ge schäftsleuten ohne Ausnahme zucrkennen müsse, wenn diese sich eben sür den Absatz ihrer Waare Mühe geben. I», Sonstigen solle man aber nicht bei jeder Kleinigkeit nach der Polizei rufen, sondern die bürgerliche» Freiheiten möglichst hoch halten. Die Annahme des AuSschußantrage« erfolgte hierauf mit allen gegen 15 Stimmen. Vermischtes. -- Am Mittwoch, den 22. Juni d. I., entgleisten von dem Vormittags 10,37 von Altcnburg nach Zeitz fahren den Pcrsoneuzuge eine Maschine und zwei Wagen in einer Strcckcnweichc ani Babnbos Meuselwitz. Verletzt wurde bei dem Vorkommnis; Niemand. ---- Bad Schmiedeberg, Rcgb. Merseburg, 22. Juni. Am 17. Juli c. findet ein prächtiger historischer Costüm- Festzng statt, welcher eine Darstellung deS zu Ehren des Kursürstcn Friedrich und seiner Gemahlin Margarethe, welche im Jahre 1428 ihren Einzug in Schmiedebrrg hielten, angeordneten Festzugs giebt. Zn diesem so lieb gewordene» Fe>t ströme» Tausende von Mcn>chcn in unser so aufblühenkeS Bade-Städtchen, um sich daS Fest anzuschen. — Berlin. 22. Juni. DaS königliche Eisenbabubetrieb« Amt Aachen theilt über de» bereits gemeldeten Eisenbabn- unfall vom 20. d. mit: Montag Vormittag gegen 7>/r Uhr ist der Schnellzug 33 Aachen-Berlin kurz vor der Station Lindern mit 3 von dieser Station abgelaufcucn Güterwagen zusammcngestoßen. Da« Locomotivpersonal des Schnellzuges hat dir herankommendcn Wagen so zeitig bemerkt, daß der Zug vor dem Zusammenstoß fast zun, Stehen gekrackt wurde, wodurch der Anprall ein mäßiger war. Von Ver letzungen ist bis jetzt nur eine ganz leichte eines Reisende» an der Schulter bekannt geworden. Die Beschädigungen a», Fabrmaterial sind nicht sebr bedeutend und waren die RäumungSarbeilcn aus der Unfallstelle bereits um 12 Uhr Mittags beendet. Der Schnellzug 33 erlitt eine Verspätung von 116 Minuten und ein mit diesen, in Lindern kreuzender Personenzng eine solche von 13 Minuten. Weitere Betriebs störungen find nicht vorgckvmmen. — Hamburg, 22. Juni. Im Gegensatz zu den Mel dungen deutscher Zeitungen vom Aufhören der Epidemie sind auf dem gestern von Brasilien angekommenen Hamburger Dampfer „Pernambuco" der Ouarlermcister Koch, ein Heizer, ein Matrose und ein Schiffsjunge am gelben Fieber gestorben. ---- Elbing, 21. Juni. Einem Unfall auf dem Haff ist der hiesige Rechtsanwalt Stadt ha gen zum Opfer gefallen. Er batte in Gesellschaft mit vier anderen Herren und einem Bootführcr mit dem Sckichau'schen Segelboot „Corsar" eine Vergnügungsfahrt über da« Arische Haff nach Kahlberg unternommen. Um 5 Uhr Nachmittag« wurde die Rückfahrt angetreten. Es hatte sich ein ziemlich starker Wind erhoben und man spannte ein Segel auf. Stadthagen wollte, nahe am Rande de« Fahrzeuge« stehend, ein zweites Segel befestigen helfen, al« ein heftiger Windstoß bcranbrauste, der ihn, da« Segel entgegenwarf. Al« sich in diesem Augenblick da« Boot zur Seite neigte, glitt er von dem glatten Verdeck nieder und fiel über Bord. Sofort rissen ,hn dir Wellen von dem Fahrzeug fort, da« in anderer Richtung davongetrieben wurde, so daß eS unmöglich war, ihn, vom Boote au« zu Hilfe zu eilen Al« ihm einer der Insassen de« Boote« den Rettung-gürtel zuwerfen wollte, stürzte er gleichfalls ins Wasser. Doch gelang eS, diesen zu retten. St. kämpfte untcrteß schwimmend gegen die Wellen an, sank jedoch plötzlich, von einem Herzschlage getroffen, und konnte nur als Leiche aus dem Wasser herausgczogen werten. St. war unvcrheirathet. v. Die Britische und Ausländische Bibelgesell schaft zu London hat bis jetzt die Bibel in 227 Sprachen gedruckt und berauSgcgeben und mittelbar die Herausgabe von 65 Bibelübersetzungen unterstützt. Gegenwärtig hat sie 75 neue Bibelausgaben in 75 verschiedenen Sprachen in Arbeit, darunter 0 neue. Im Geschäftsjahre 1801/02 hat >ie beinahe 4 Millionen Bibeln und Bibeltheile auSgcgcben, also 13 000 an jedem Arbeitstage. Seit 1804 hat sie 131 Millionen Bibeln oder Bibeltheile verbreitet mit einem Aufwand von etwa 225 Millionen Mark. Allein im Jahre 1801/02 betrug ihre Ausgabe 4,7 Mill. Mark. Die Bibel gesellschaften in Amerika und auf dem Fcstlande kommen zwar dieser Britischen Bibelgesellschaft nicht gleich, habe» aber auch sehr viel Segen gestiftet und der Mlsion großen Vorschub geleistet. Tie amerikanische Bibelgesellschaft in New Aork hat während ihres Bestehens (1808—00) 51 Mill. Bibeln in 50 Sprachen verbreitet. — Bergen, 18. Juni. Die am 19. Mai von Horten auf eine Expedition nach den nördlichen Fanggründcn ab- aegangene Corvette „Norncn" ankerte heule Abend in Puddrefjord und berichtet: Ai» 20. Mai trafen den „Westye Egeberg" mit einem Fang von 3900 Robben auf den, Wege nach Grönland und gaben die Post sür folgende Schiffe ab, deren Fangcracbniß uns wie folgt gemeldet wurde: Haar- draade 3700 Robbe»; Viking 7000: Njord 4150; Haarsager 4200; Albert 3500; Jason 3700; Samson 4000 und Staer- kodder 4500. Ferner wurde der Fang aufacgeben von den Schissen Vcga mit 5000; Capella 4200; Magdalena 30007 Ochser 2400; Patria 3000; Pollux 1000 und dem eng? lischen Fangschiff Balana m,t 2000. Am 30. Ma, trafen den Bottlencsenfänger Lyn mit 26 Fischen. Dieser erhielt die Post sür Balder und Pröven, welche einen Fang von resp. 14 und 6 Fischen hatten. Am 5. Juni passirten Arctiv mit 3000 Robben und 27 Bottlenosen; am 6. Juni Cito mit 32 Bttln.; Ellida mit 21 do. und 130 Robben; Penda mit 30 Bttln.; Aurora mit 6 do.; Delphin mit 12 do. und Cathrine mit 18 do. Sämmtliche Schiffe erhielten die Post. In der Zeit vom 8. bis 13. Juni herrschte äußerst dichter, undurchdringlicher Nebel vor. Passirten Liv mit 8 Fischen, Cap Norih mit 43 do. und 65 Robben; Jshavct mit 20 resp. 80; Vesta mit 12 Fischen; Fortuna mit 54; CopcrnicuS mit 10; Freya mit 12; ESkmw mit 26; Leis Eriksen mit 7; Zwallow mit 29; Tangen mit 31; Valdero mit 5; Bestana mit 27 und Anna Busch mit 20 Fischen. Die meisten der Fahrzeuge fanden unS, nachdem wir mehrere Male geschossen hatten, einige, wenn der Nebel auf einen Augenblick lichtete. Am 15. Juni setzten unseren Cur« aus Berge». Die Expedition ist als eine äußerst gelungene zu betrachten. Im Ganzen wurden an die Fiichflotte abgelicscrt' 658 Briefe und 43 Packele und in Empsang genommen 1400 Briefe. -- Said Mohammed Hashim Bagadur, Khan von Khiwa, hat die Genehmigung der russischen Negierung erbeten, um eine Tour durch Europa zu machen. Der- muthlich wird er auch Berlin und Wien besuchen. Da« erinnert an eine Episode, die den Khan von Khiwa vor einigen Jahren bei der Krönung des jetzigen Zaren. Alexanders III. zun, Ziclpunct argen Spotte« machte. Der Khan war einer der asiatischen Fürsten, die man zu den glänzenden Festlichkeiten in Moskau geladen hatte. ES war seine erste europäische Reise, und er kam, sah und — wurde besiegt. Eine russische Jüdin, die aber ebenso weise — oder berechnend — als schön und verführerisch war, nahm sein Herz gefangen. Als der Khan sie in sein asiatische« „Heim" führen wollte, willigte sic leicht ein. Bald aber erfuhr sic, daß die asiatischen Anschauungen von einer Ehe andere wären, al« die im Abendland. Sie lehnte nunmehr ab, und Said Khan kehrte, mit der Wunde i», Herzen, nach Hause zurück. Bald aber kamen seine Gesandten, breiteten die Schätze deS Ostens und einen Heirathscontract vor der Spröden aus, die nunmehr ihre Bedenken ausgab und nach Khiwa reiste, in, Gefolge von nicht weniger als 12 ihrer Verwandte» und StammeS- geuossen. Einige Zeit ging alle« gut. Es gab Feste und Ccremonien von unerhörter Pracht. Dann begehrte daS Herz der schönen Braut nur noch nach Gold und da« ihrer Ver wandten ebenfalls. DaS Ende war der Bankerott deS Khan« und seines ganzen Lande«. Natürlich kehrte die schöne Orien talin „ach Rußland zurück — sie schützt zartfühlend Irrsinn vor — und Jahre vergingen, che der Khan wieder Lurch große Sparsamkeit aus einen standeSmäßigen Etat kam. (Eingesandt.) So viel mir bekannt, besteht hier ein Verein zur Förderung der Sittlichkeit. Ist dieses der Fall, dann mache Ich denselben hierdurch daraus aiisiiierksaiil, das, e», kleines Ligarrengeschast am Schuchlatze, in der Nahe der Frantsurter Brücke, unter aiideren antisemilijche» loiochüren auch eine lolche, betitelt: „Iuden-Bord. . . ." zum Verkauf aus gestellt hat. In Ansehung der löblichen Tendenz gedachten Verein« gebe ich mich der bestimmten Erwartung hin, daß del'ew« solchem, der Sittlichkeit zuwiderlaufenden Gebühren sofort e..i Ziel zu setzen sucht. ck. Nach Schluß der Vc-action eingegauge». * Berlin, 23. Juni. AuS Dar-eS-Salaam wird vom 22. ds. gemeldet: Unterossicicr Bartel, selbst verwundet, und Lazarcthgehilse Wiest melden, daß an, 10. Juni bei Mosch, ein Gefecht mit Mael, statlfand, wobei Chef von Bülow, Lieutenant Wolsfrum und zwanzig Sudanesen gefallen sind. Die Unterofficicre Nutzer und Wittstock halten mit 21 Mann die Kilimandscharo- Station. Die von hier abgesanttcn 180 Mann Ver stärkung sind beute in Tanga eingetroffeu und wurden sofort inS Innere dirigirt. n. Petersburg, 23. Juni. (Privattelegramm) Bei der Station Paschen, an der O rel-Griasyer Bahn, ist der Bahndamm in einer Ausdehnung von 5 Werst durch Wolkenbrüche weggeschwcmmt worden. Der Bahnvcrkehr ist eingestellt. »In» «1«»» von «1er 8 o « » I» r , » / u II I» NI bar». Vom 22. -luvi >802. dlorlronii 8 IRr. 8t»tiov»-Aecniec s k Z r F Licdtumr uaü 8Utrü« >!e» VVwckez. Vetter. k t-> ZIuIInLÜmor« . 75? 8<1 m.'iEg kalb beüeelct K- 14 Cl,n»ii»n»u»4 758 IV laicbr Xobel 1Io«ii»u 767 080 lower Smr «ollconlo. 4- 16 h>eut>tbrv»i«kr 760 1V81V de-Ieelrt 4- 14 ünrl^ruüs . . 764 8VV «lnvseü «olliis 4- 20 zvw->baäsa . . 764 IV leieür beckvclct 4- 17 Lrealau . . , 76-1 IV mit«,» beiter 4- l» 765 80 >et«!r 2ulz deckeckt -ff 17 veroatworilichtr Redacteur Vr. Her«, »kchli«» «n Lrlpztß. Für den musikalischen Theil Prosessor vr. k«c«r Pani in Leipzt»
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