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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.04.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-04-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189104164
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18910416
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18910416
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1891
-
Monat
1891-04
- Tag 1891-04-16
-
Monat
1891-04
-
Jahr
1891
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.04.1891
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eint täglich ruh 6'/, Uhr. ttrdarlion und Lrprdilie» Iohannetgasse 8. Sprkchliundkii irr Ur-ar<io» Vormittag« 10—12 Ildr. Nachmittag« 5— 6 Uhr. fttr ti» Vttmilcnrle mach! INH du Ucr»ctton mcht v«rdtarl»ch. cwMtr >,»«»«» der für dir nächftf-lgrnde Nnmmer deftimiute» Injrrair a» v«che»ta,en dia .1 Mir Nachmittags, «»?«»»- und Festtagen früh di»' ,0 Uhr. Zn -rn /ilialril <nr Zns.-.xniinhmr: kn« Klemm s Lar»,«. (Alfrrd Hahn). UnivcrsilätSsrrahe I, Lauts Lüfchr, Kachsrinensir. II, pan. und SönigSpIatz 7, »ur bi« ',3 Uhr. Anzeiger. Organ für Pslitik, Localgeschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. Abonnement-Preis vierteljährlich 4", Mk in Alt-Leipzig, inel. Bringerlohn 5Mk., d-,^ die Pa>l bergen ii Mk Irin,eine Rrn. SO Pf. Belegczeinplar 10 Pf. wedübre» nie Eitrabeilia«» (in Tageblatt-Format gefalzt) ohnr Posibelörderung 60 Mk„ Mit Poslbesörderung 70 Mk. Znsrralr «i gewolkrne Petit,eile 20 Pf. O-rohere Schritten laut uns. PreiSverzrichniß. Tobellarlscher u Ziflernsatz nach höherin Tarif. Nrrlamen unter dem Nedactton«strich die 4«Vmlt- Zeile LOPi.oorben Famil ienuachrlchtea die 6gespa»e»e Zeile 40 Pf. Inleroic find siel« an die ttzpdedltt»» za fenden. — Rabatt wird nichl gegeben. Zahlung pr»>-»u»»-ne»,Ia oder durch Post» Nachnahme. M. Donnerstag den 16. April 1891. 85. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Lekanntmachnng. Pie Leuchtkraft de« städtischen Leuchtgase« betrug in der Zeit vom 31. März di« 12. Avril d. I. im Argandbrenner bei 2,5 Milli meter Truck und 150 Litern stündlichem llonsum da« 18,4iache der Leuchtkraft der deutschen Norinaikerz« von 50 Millimeter Flammenhöhe. Ta« Ipecifische Gewicht stellt sich im Mittel aus 0,435. Leipzig, an, 13. Aprii 1691. De» Nattis Tcputatisu ju de» Gasanstalten. Lcllalilltillilchllllg. Tie Filiale zur Annahme von Arbcitsausträgen für nnsere ilrbeil«nachweij»ng»ansiait, welche früher der verstorbene Hausmann Herr Julius Zinck hier, Querstraße Nr. 1, Part., vcnvaltct hat, V von Nil« dem Kaufmann Herrn Paul Niidl, in Firma H. F. NiviittiS hier, übertragen morden und befindet sich in dessen Geschäftsräumen, Sriuimaischer Tteinweg Nr. ll, pari. Leipzig, am 11. April 1891. Las Armrndirectariu«. L 8. 239. tzentschel. N. Ltkanntmachung. Am heutigen Tage haben wir den von Herrn Georg Martin Brun». Leipzig-Eutritzsch, Lsisiraße 5 wohnhaft, gehaltenen Lompsreinigung«. epparat zur Bewirkung der in h. 6 de« Regulativ« vom 24. Juni 1881, die Einrichtung und Reiudalluiig pneumatischer Bierdruck- Apparate in Leipzig betreffend, vorge'cbriebenen Reinigungen der Nierrohrleitunge» an pneumatische» Bierdruckapparaien für hiesige» Liadlbezirk caurcssiouirt ui>2 zur Besorgung gütiger Einträge über Vorschrift«»,agig bewirkie Nrintgungrn von Vierrokir- leitnngen in die von de» Inhaber» piieuniauscher Bierdruckapparal« »man i>. 8 Absatz 3 des ungezogenen Regulativ« zu führenden zievisnnisbücher genannten Herrn BruuS selbst in Pflicht ge« »ommeii. Leipzig, am 31. März 18S1. Trr Rath der Ltavt LeiZiig. VIII. 1130. vr. Georgi. Dietrich. vermitthnllg. Fm frühere,, NathhauSgruudftück in Lkidzig-PlagMitz ist der im Erdgeschoß nach der Kurzrn Ltraffc heraus zwischen der Tarchsahrt und dein zweiten HauSeingangc gelegene Naum nebst den darüber im Zwischenstock besinolichen beiden Localen, sowie eme im III. Obergeich»»; nach derselben Tiraste zu gelegene, au« 8 Zimmern und sonstigem Zubehör bestehende W«t»lliu» von setzt rder eniem ivätereu Zcitpnnct a» gegen halbsährige Kündigung inlderweit zu vcrmielhen. Äiethgesuche loerdcn auf dem hiesige» Ralhhause, I. Obergeschoß, Zimmer Nr. 8 eiilgegengenommen. Leipzig, de» 11. April 1891. Ter Rath der Stadt Lechzt«. I». 1128 29. Ilk Oieorgi. Krnnibiegel. In Gemäßheit de« tz. 1 der Vorschriften sür die Ausführung von Anlagen zur Benutzung der Stadtwasserkunst vom 6. Februar 1888 und der tztz. 2 und 7 des Regulativ» für GaSrohricitungen imd Gasbeleuchtungsanlagen in Privalgruildstücken vom 2. März 1863 machen wir hierdurch bekannt, daß der Schlosser Herr Wilhelm -öder, in Firma G. Isclers Nachfolger, Dörrieiistraße Nr. 5/7, zur Uebernabme solcher Arbeiten bei un« sich angemeldet und den Besitz der hierzu erforderlichen Vorrichtungen nachgewiesen hat. L'ipzig, Len 14. April 18!1l. X. 2191. Der Rath der Stadt Lechzt^. I>r. Georgi. lolfrain. In dem der Stadtgemeinde gehörigen HauSgrundstück Salz- Mchcn Nr. 2 ist d e in der l. vtage gelegene größere Aohnung, bestehend au« 7 Stuben. 3 Kammern, Küche, Boden kammern und Kellcrabiheilungc», vom 1. Dekoder V. A. ab zegen embaldjitbrige Kündig,,»g andertnrt» zu vermtethen. Mielhgesuche werden aus dem Rathhause, 1. Etage, Zimmer Nr. 8, eitgegengenommen. Leipzig, den 8. April 1891. Der Rath der Stadt vrchztg. I». 1448. vr. Tründlin. Wagner Tie z. Z. an Herrn Schneidermeister Meyer vermiethele Wob- innig in der -t. Stage de« Loiniilun-Grilndstück« Neichsstrasze Nr. l, Srllier'S Hos, bestehend aus 10 Sluben, 4 Kommern, Xiilben, Bodenkammern und ikellcrabiheiiunaen, ist »o« 1. Oktober ». ) ad gegen ctnhaldfährigc Sünvignng anderweit zu »ermirthrn. Micihgesuche werden aus dem Rathhause, 1. Etage, Zimmer Rr 8, eiilgegengenommen, woselbst auch sonst etwa gewünscht« Aus iiaii erlhciit wird. Leipzig, am 8. April 1891. Ter «atd »er Ltadt Vei»»ig. !» 1433. vr. Lröndlin. Wagner Äus dem Reichstage. In der RcichSlagSsitzung vom Dienstag ist es zu Aus emanrcrsetzunge» zwischen den Herren v. Stumm unk Bebel über daS Berhältniß des Arbeitgebers zum Arbeiter ge kommen, weiche Leu Skandpunct der beiden Kategorien besser tcuiizeichnen, al- alle Reden der Socialdemokralcn bisher zu Ikun vermochten Die sociaidcmokralischc» Lehren haben des halb aus einen Theil der Arbeiter so schädlich und für die bestehende Staats- und Gesellschaftsordnung so bedrohlich ge wirkt, weil die Socialdemokraten das bestehende Berhältniß zwischen Arbeitgeber und Arbeiter nicht sowohl verbessern al» aus den Kopf stellen wollen. Herr Bebel verlangt, daß in dem Augenblick, da der Arbeiter den Fabrikraum verläßt, jede Beziehung zwischen Arbeitgeber und Arbeiter aushört, AllcS, was darüber binaus gebt, erklärt Herr Bebel für eine unerträgliche Bevor muiitung Herr v. Stumm sagt mit Recht, daß wenn die von Herrn Bebel ausgestellten Grundsätze durchgesührt werten, der Arbeitgeber jegliche Autorität dem Arbeilcr gegenüber verlieren und völlig unmögliche Zustände ein- ireken würden. Es mag sein, daß die Bestimmungen der Fabrikordnung für die Slnmm'schen Werke zu weil geben link der Abänderung bedürfen, aber der Grundgedanke dieser Fatrilordnung, welcher das AutoritätSverhLllniß de« Unter «ebmers dem Arbeiter gegenüber aufrecht erhält, ist offen bar richtig und ganz unentbehrlich Wenn eS dem Arbei-er sreniebt, am Montag von der Arbeit fortzubleibe», sich an Schlägereien zu betheiligen, überhaupt Exccsse jeder Arl zu begehen, ohne daß dieses Verhallen auf seine Stellung als Arbeiter zurückwirkt, dann wird er auch innerhalb des Fabrik- rauuieS nicht die ihm zukommentc Hallung bewahre». Zucht losigkeit unk Ueberbebung besonders der jugendliche» Arbeiter ist die nolhwendige Folge. Es ist das wieder eme Eonsegue», der Lehre von der Gleichderechligung, die schon so viel Unheil angcstislet bat. Die wohlwollende Fürsorge des Unleriirhmer« ür die Arbeiter, welche zugleich der öffentlichen Ordnung zu Gule kommt, nennt (Herr Bebel unberechtigte Bevor- mnndung, er will aber aiidcrcrscilS dem Arbeiter da» Recht gewahrt wissen, jeder .»icit die Arbeit ohne Kündigung zu verlassen, damit cr in der Ausübung der EoalilionSsreiheit nichl behindert sei. Ein Wirst), der sein Local nicht für socialtemokratischc Bersammluiigen hergcben will, wird von ren Genossen in de» Bann gelban, aber ein Arbeitgeber, der beschästig», soll cs ruhig mit an- ischr " Tausende von Arbeiter» eben, wenn diese soeialkcmokratische Bersanimlungen besuchen »nd dort Lehre» einsauzen, die nur dazu beitragen können, ihnen das Arbcitsverbäikmß zu verleite» ES ist ganz unzweiselhast, daß die Gesabr eine» Miß brauchs der Auloriiät de» UnlernehmerS den Arbeitern gegenüber »erliegt , diese Gesabr ist aber eine Folge der Un vollkommenheit aller menschliche» Bcrhällnisse; es fragt sich nur, ob dieser Nachtbeil groß genug ist. um die Auslösung der bestehenden Ordnung zu rcchlscrligen. DaS Wort Be- vcrmunkuiig ist ei» zündendes Schlagwerk, daS sicher ist, aus alle im AbkängigkeilSverbätlniß bcslntlichen Personen eme große Wirkung zu üben: der Gegensatz zwischen Borgesctzten und Untergebenen bat für den nach Freiheit strebenden jungen Staatsbürger etwa» Abschreckende», und dennoch ist dieser Gegensatz »n menschlichen Leben nicht zu cnlbeyren. Herr Bebel protestirt dagegen, daß der Unlcrnchmer den Zucht- »itistcr und Erzieher den Arbeiter» gegenüber spiele, und doch Hai er kurz vorher einräumen müssen, daß der Lehrling dem Meister gegenüber eine« Schutzes bedürfe DaS Berhältniß zwischen Meister und Lehrling ist gewiß in vielen Fällen so, wie eö Herr Bebel geschildert bat ; der Lehrling wird oft genug als Mädchen sür Alles benutzt, und doch kann dem Ltzhr ling nicht die Gleichberechtigung mit dem Meister zugestanteu werde», wird er dock, oft genug von den Gesellen al- tief unler ihnen stehend betrachtet und behandelt. Die Unterordnung de- Zimgcrcn unter den Aclteren, des Schwächer» unter den Mächtigen, dcS Besitzlosen unter den Besitzenden ist in der ganzen Staats- und GcsellschaflS - Ordnung überall durch- gesührt, und eS wird den Herren Bebel und Genossen niemals gelingen, darin eine Acnderung hcrbcizusühren, die Unter icknete lassen sich mildern, der Mißbrauch der bevorzugte ' Stellung läßt sich eiuschränken, aber anfhcben läßt sich d: : Berhältniß nicht, weit es natürlich ist und in der Wclt- ordnung begründet. Die französische Revolution bat nir Aufstellung der Grundrechte geführt, welche in alle Pcrfasiungen ausgenommen worden sind, und zu diesen gehört di« politische Gleichstellung der Staatsbürger, sowie die vor dem Gesetze. Solche Grund regeln haben eine große Tragweite, obwohl sie in ihrer An wendung Einschränkungen erleiden, aber eS ist ein verbängniß- voller Zrrthum, zu glauben, daß diese Regeln auf alle Lcdcnö- vcrhältnisse erstreckbar sind. Die »olkwcndige Eonscqucnz dieser Ausdehnung würde die Auslösung von Staat und Gesellschaft sein. Wenn jeder nur die eigene» Eingebungen zur Richt schnur nehmen, wenn cr jedem Zwange, jeder Unlerordniing sich entziehen will, dann ist daS Zusammenleben der Menschen nicht mehr möglich. Es ist deshalb nickt nötbig, aus einem Eptrei» in daö ankere zu verfallen und den Gegensatz zwischen Gebieter und Knecht, zwischen reich und arm, hilssbcdllrslig und mächtig auf die Spitze zu treiben, aber Derjenige, welcher nickt für sich allein bestehen kan», muß sich in die Berhält» nisse fügen und kann nicht den Anspruch auf Gleichberechtigung zur Grundlage seiner Handlungsweise erwählen. Es giebt ja eine große Anzahl von Verhältnisse», bei welchem sich der Standpunkt der Gleichberechtigung aufrecht erhalten läßt, eS sind das diejenigen, welche lediglich auf Leistung und Gegenleistung beruhen, ohne daß sich daraus dir Abhängigkeit teS einen TbcileS vom anderen begründen ließe, aber zu dieser Zahl gehört da» Berhältniß zwischen Unternehmer und Arbeiter nicht. Hier sind alle wescnl- lichen UnterscheidungS-Merkmalc vorhanden, wir die Ber- schiedcnheil der äußeren Stellung, des Besitze-, in der Regel auch der Bildung, der Intelligenz und der daran» sich regelnden Unterschiede in der staatlichen und gesellschaft lichen Stufenleiter Ohne da» Zugeständniß des Arbeiter« an den Unternehmer, daß dieser der Borgesetzte der Arbeiter ist, läßt sich ein gedeihliches Zusammenwirken beiter nicht denken; wenn der Arbeiter dem Unternehmer mit dem Anspruch der gesellschaftlichen Gleichberechtigung gcgenüber- tritt, bann ist das Berhältniß von vornherein unballbar Politisch ist die Gleichberechtigung verbanden, aber nichl in dem Sinne, daß der Arbeiter den Umsturz des Bestehenden herbcisübren will, während der Unternehmer an den Grund lagen der bestehenden Staatsordnung festhält. So weit ge triebene Gegensätze lassen sich auch in politischer Beziehung nicht aufrecht erhalten. Ucberhaupt ist die Auffassung, daß der Unternehmer der natürliche Feind de» Arbeiters ist, sehr beklagcnSwrrlh, die Reform muß sich vielmehr in dem Sinne gestalten, daß beide Tbcilc ein Berhältniß anstreben, welches die Bedingungen der Dauer erfüllt. DaS kann aber niemals dadurch erreicht werden, daß der Arbeiter den Unternehmer in ein AbhängigkeitSverhältniß zu drängen sucht; Lickt »nd Schatten muffen unter Berücksichtigung de- Bestehenden mög lichst gleichmäßig vertheilt werden, aber die Leitung de» Ganzen darf dem Unternehmer nicht unmöglich gemacht werden. * Leipzig, 16. April. * Durch die Presse geht die Mitthrilung, daß jetzt endlich, neck vor Pfingsten, der Eolonialrath ernann t werden soll. E» wäre höchst wünschcnSwcrlh, wenn mit der AuS- sülirung diese» schon vor langen Monaten gefaßten Beschlusses baldigst Ernst gemacht würde. Unsere Eolonialpolilik entbehrt mehr al» alle anderen Gebiete unserer Reich-Verwaltung de» lebendigen Zusammenhanges und Meinungsaustausche» zwischen den amtlichen und de» anszeramllichen sachverständigen Kreisen; eS wird hier viel zu viel lediglich vom Grüne» Tisch au« cnischiedcn und manche Fehler sind aus diese einseitig beanilen- niäßige Behandlung ber colonialpolitischen Angelegenheiten znriickzifführen. DaS Abkommen mit England z B wäre so schwerlich abgeschlossen worden, wenn vorder der Ratb bc rusener Sachkenner ruigehott worden wäre. Wir dabeo deren in Deutschland eine ganze Anzahl und ihre Kräfte können und müsse» i» größerem Maße a>S es bisher geschehen i» den Dienst unserer Holoniatpolilik gestellt werden, zumal auch im Reichstag nur vereinzelte, in diesen Fragen wirklich sack verständige Mitglieder sitze» Als Bciratb der Regierung sowohl als de» Reich-tagS kann daher der Eolonialrath eine sehr nützliche Wirksamkeit entfallen. Man darf der Auswahl der Mitglieder mit Inlcrcsse entgegensehen. * Die »Post" schreibt: Ein Berliner Blatt beschädigt» sich kürzlich niii der künstigen Biographie der dochseiigen Kaiserin Augusta. Tie Sache wird 'o dargesielli, al« ob diele LedenSdeschreii>»>ig schon in nächster AuZicht siand,'. Ta« 1eda»7 doch starker Einschränkung. Ricknig ist r«, das. So Majestät der Kaiser in seiner großen Piel.it siir seine hochselige Fra» i«ros,niutier da« Erscheinen einer Lcdentbei'chreibung gewünscht nnd seine» Groß-Lcheim, den (groß- Herzog von Sachsen, gedelen Hai, diele» Wunsch seiner Erfüllung enlgegenzusilhren. Ter Bruder der Hochseiigen ist ja nach Natur, nach Begabung und nach HerzenSiieigung als der Erste zn diejer schönen Ausgabe berulen. Aber eine solche Biographie durste kein Werk von kurzer Hand sein. E« mag noch ein Jahrzehnt darüber hingebe», ebr da« Material dazu i»> ganzen Umfange gesammelt und gesichtet ist. So schön die Ausgabe, so schwer ist ihre Erfüllung. Ta« Leben der Kaiserin zerfällt in zwei große Epochen, die man alS die Weimartiche und al» die 41erliner Epoche »nlerscheide» könnte. Die zweite Epoche ist nalnrlich der inieressaiiiestk Tlieii ihre« Leben«, da hier die weilen, maiinigfaitigen i»id iebhaslen Be ziehungen der seltenen Natur der Kaiserin zur Außcnweil erst volle Enlsallung sandeii Iedensall« möchte eine Biographie der Kaiserin Angusta, einer Frau von so seinen und vieisailigen Nervenfaser», viel schwerer sein al« eine Lebensbeschreibung Kaiser Wilhelm«, bei dein da« Seelenleben in der Tbai ausqing, während bei einer Frau in der Hobe» Stellung der Kaiserin Riigiista sich da« Lebe» in ein äußere« »nd rin innere« obzweigl Wie man hört, ha« Sc. kg>. Hoh. der Großherzog den Tirecior de« («oelkc.Archiv«, l'r. Suphan in Weimar, mit der Abfassung der Lebensbeschreibung betraut In Kreisen, die der hochieiiqen Frau einst nabe gestanden haben, erregte diese Wahl einige Be denken, die allerding« dann eine gewisse Berechtigung habe», daß Ilr. Suphan nicht in persönliche» Beziehungen zur hochseiigen Kaiserin gestanden hat. In jenen Kreise» hatte man eher an Professor Eurtiu« oder Professor Or Werder gedacht, die seil 50 Jahren der hochseligen Frau persönlich nahe standen. Hier soll auch nicht verschwiegen werden, daß sich Lei denen, die die hochseiigc Kaiserin näher gekannt haben, Bedenken gegen die Errichtung einer Statue äußer» Man meint, daß diese Fori», da« Gedächliiiß der Kaiserin im Volke z» erhallen, schwerlich »ach ihrem Sinne wäre, der nie dahin ging, sich a» die össeiillichcn Wege de« Lebens zu stellen. Gewiß solle inan der hochseiigen Kaiserin ein Denkmal errichien und ein große-,, aber eine» »och sdrem Sa mariter-Sinne, ein Siechen- oder ErzichnngohauS. * Die „Hamburger Nachrichten" geben vonAenßerunge» S Fürste» Bismarck Kcnnliliß, welche sich aus die Bctdciligung dentsckicr Industrieller an der Ehicag Weltausstellung beziehen: Fürst Bismarck äußerte sich dahin, daß er e» sehr beklagen würde, wen» die deulschen Industrielle» sich etwa in ihrer Ver stimmung über die Mc Kinley-Bili abbalten ließen, an der Edieagoer Ausstellung Tdeil zn nebmen. Ta« wurde ei» großer Fehler lein: Teuischland und die Bereinigten Staaten von Nord-Amerila seien stet« gute Freunde gewesen; beide haben weder widerstreitende territoriale Interessen, noch sind sie beide politische Rivale» Er, der Fürst, sei während de« amerikanischen Bürgerkriege« im Ainle ewejen, und obschon er sür viele der hochgebildeten Männer de« önden« die größte» persönlichen Sympaidic» gehabt hätte, hielt er doch als preußischer Minister z» dein Norden. Preußen sei in jenem Kriege der festeste Freund der Union gewesen. Ta« deutsche und da« amerikanische Volk seien durch die Bande der Frcundschast wie Benvandischast und nicht minder der gegenseitige» Interesse» verbunden und darum wäre eS bekiagenswerik, wen» die deutsche Industrie sich weigern würde, an einer Ausstellung Theil zu nehmen, welche berufen ist, die Kennlniß deutscher Erzeugnisse bei Lei» amerikanischen Volke zu erweiier» und die deulschen PrvLucenlcn in direcle Berührung mit de» Amerikanern zu bringe» * In Abgeordneienkrcisen wird nach einer Meldung au» Berlin bestritten, daß der Abg. v. Kardorfs sich erboten habe, sein ReichSIagSmandat nicderznlrgen, um eS dem Fürsten Bismarck zur Bcrsügung zu stellen; Ihatsäcklich habe der Abg. v Kartorff in seinem Wahlkreise gelegentlich von der Möglichkeit gesprochen, sein Mandat niedcrzulcac». Die Grünte dazu ständen indessen in keinem Zusammenhänge mit der Wahl des Fürsten Bismarck. Es soll aus dem Wahl kreise eine Anregung zur Ausstellung des Fürsten Bismarck erfolgt sein; Herr v. Kardorfs soll aber weder eine bestimmte Erklärung über seine MandalSniederlcgimg abgegeben, noch einen Schritt dem Fürsten selbst gegenüber gclnan haben Die „Kreuzzeitung" bcmcrkl, sie habe Grund, diese DarsleUimg sür zutreffend zu halten. * Durch die Blätter geht die Nachricht von einer angcb liehen Ministerkrisis in Braunschweig. Der teilende Staat« mann Geh. Rath Or. Otto soll — wie es darin beißt — durch den braunschweigischen Gesandten in Berlin Freiherr» v. Gramm ersetzt werden Bon wohlunlerricksteler Seite erfährt die „Kreuzzcilung", daß diese Gerüchte auf Erfindung beruhen. Zunächst besitzt Geh. Rath Ur. Otto das volle Vertrauen des Regenten und denkt nicht an eine» Rücktritt Sodann weilt der Prinzregenl gegenwärtig zur E»r in Baden-Baden, ein ttnistand, der auch nichl auf das Borbanden sein einer MinislcrkrisiS schließen läßt Freiherr v. Gramm ist allerdings zweimal in Braulischweig gewesen, aber beide Male nur wenige Minute» ans der Fahrt nach und der Rückfahrt von seinem Gute »ach Berlin. * A»S Rudolstadt wird den, „Berliner Tageblatt" geschrieben: „Sowohl im hiesigen Schloß wie aucki »i dem zu goer ^chwarzburg sind infolge der Auflösung der Bcrlob»»g des Fürsten die geplanten umfangreichen baulichen Ber- äntcrlingcn eingestellt worden. Soweit als möglich sind die bezüglichen Bestellungen, besonders die in München, rückgängig gemacht worden. Im klebrigen ist der Fürst keineswegs grundsätzlich einer Bermählung abholt, denn dem leitende» StaalSminister bat sowohl der Fürst als auch seine Mutter die Zusage gemacht, daß er nickt ledig bleiben werte" * DaS „Lippiscke BolkSblatt" erklärt die Meldun der „Post", Fürst Weldcinar habe sür den Fall seines Ab leben» und dauernder NegicruiigSnnsäbiglcil de» geisteskranke» Prinzen Alczaiidcr seine Gemahlin, Fürstin Sophie, zur Rcgcnlin eingesetzt, sür salsck Daß ci» solche« Dcinciiti er folgen würde, war der „Post" bereit» bekannt. DaS ge nannte Blatt hat dem gegenüber nur zu bemerken. daß sei» Herr Gewährsmann seine Meldung von A bis Z ausrech' erhält * Die württembrrgischc Kammer der C lande- Herren, welche nach längerer Pause wieder zusammen getreten ist, beschäftig!« sich kürzlich mit der Frage einer ankeren Ausstellung des GialS, als sie bis jetzt in Württem berg bcstelü. SlaatSratk l>r v Riecke batte nämlich einen Antrag eiiigebrachl. in welchem er die Regierung um Ein teilung einer gesetzliche» Ordnung der Grundsätze für die Einrichtung, Fnbrniig und Gonlrclc des LlaaishauShalleS „ach den Vorgänge» in anderen deulschen Staaten bat. Hinaiizininister Ist', v. Renner hält dies absolut nicht sür nötbig, »nd meinte, daß die würllcnibcrgische Einrichtung vor derjenigen des RcickeS den Vorzug verdiene. Die Einrichtung eines Nechnuiigslwseö möge in Preuße» »vibwcndig sein, sei es aber nickt in de» kleineren Staate» Unsere seit 18l7 beklebende »nd vorzüglich s»neiio»ircndc Gontrolc erfülle ikre Zwecke voll komme», und im klebrigen feble cs in Württem berg auch sonst »ick'l an Gontrolc. Trotz dieser ziemlich abweisenden Haltung des Ministers nahm daö bokc Haus dock den Riecke scheu Antrag an, der auch seile»» teS Fürste» von Hoheiilohc-Langcnburg unrersllitzl worden war. ^ » » * * Die Commission des österreichischen ReichSralhS »r Borberailniiig des Adreßculwurj« beschloß nach mcbr- ilüiidiger Diseussion in voller llcbcreiiistimiiiung aller i» ibr verlrelenen Parteien eine der Thronrede >», polilischen Tteile sowohl wie bezüglich des darin anfgestellien ArdeiiaprograniiucS zustittiinenre Grwikeriiiigsatrci'e Zum Rcscrcnlcii wurde Gras Falkenbay» gewählt. * Tie Rtg>llirii»gSa>heile» beim Eisernen Thor an der unteren Tona» »eonie» eine» guten Fortgang. Dem nächst solle» die aus Amerika bczoacncn „Ranimbarcn" zur Verwendung gelange», welche in Europa bisher noch nicht crprobl worden sind und von welche» ina» rcspcclable cislnngen crwartel. * Die „Kölnische Zeitung" giebt zur Erklärung der außerordentliche» Strenge des Kaisers Alepander gegen über dem Großfürsten Michael Mi cha ilowi tsch-das Gcrnchl wieder, der Großfürst bade vorher de» Kaiser um Grlanbiiiß zur Heiralb gebelen und dieser ihm dieselbe kate gorisch verweigert. Der Großfürst habe danach aff» einem gemessenen Kaiserliche» Besebl z»witergkba»deli. * An» Kiew wird genicltel: „In den katholischen Kreisen bcrrsck'1 infolge einiger neuer Erlasse des Gouvcr nenrö Generals Ignanew eine sehr deprimirte Stimmung. Mil welcher vtrschäisie» Strenge der (Gouverneur rncksichllick» der Beschränkungen der latbolischen Kirche vorgklst. er sieht man daraus, daß »nn auch die Reise» der katholischen Priester in ihre» Diöcescn erschwert werden Es werten nickl »nr geiiirinickasiiicke Reis»,, hintangebalic» und auch höhere» Geistlichen eine Beschränkung de» Zahl ihrer Be gleiter auscrlegk, sonder» cs wird jede Reise von einer bc- ondercn Bewilligung abhängig gemacht." * lieber die Juden in Rußland geben jetzt einige neue Nachrichie» ei» Eine von dem provisorischen Geiieral- Gouvernkiir von Moskau, General Kostanta, auf Weisung der Regierung vcramlaliett Zählung der in Moskau an sässigen Inden Hai ergebe», das; diese Bevölkerung sich ans I2i»»o0 Seelen beziffere GS soll sich bicrlei berauSgestellt habe», diß nahezu die Hälfte dieser Inden das gesetzliche Recht z»m dauernden .'llisenlkalte m Moskau »ichl besitze. Nack Pariser Meldungen erließ der neue Gouverneur von Moskau, Großfürst Sergius, eine» Befehl, durch den 14 »in» jüdische Handwerker alisgcfordcrl werden, inner halb Jahresfrist die Stadt Moüka» zu verlasse» Zahlreiche jüdische Kauslcntc erhielten gleichfalls den AuSwcisbcfckl; ihnen soll jedoch eine zweijährige Frist z»gcsta»den sein. — Wie ferner dem „Przeglond" aus Moskau gemeldet wird, sink dort bei einer NacktS in der Borstadl Zaradjc von der Polizei vorgcnomincncn Revision säiiimtlichcrHänscr 167 Jute», welche iiickl das Reckt hatten, in Moskau zu wohnen, ver haftet und in Gewahrsam gebracht Worten. * Während gcisl und kraslvcrzchrcnte Parleikämpse die Entwickelung Dänemarks seit Iabren hemme» oder doch verlangsamen, arbeitet man seit 2'. Iabren stetig und mit gutem Erfolge an der Lösung einer wirlbschatllick und llimalisch sur diejütischcHalbinscl wichtigen Frage, nämlich an der Urb arm achnng der großen Hei de st recke». Nach dem jüngsten Jahresberichte der Heidegeselli'chasl sind in dem letzten Bierleljakrhiindert etwa 87 20>> h,r Heide bewaldet worden Davon geboren der Gesellschaft etwa 25(>0o Im, ein geringer Tbcil Privaten und der weitaus größte Tbcil dem Staate. Etwa I II ooo Im Heide sind in der genannten Zeit in Ackerland und über 660» lm in Wiese iimgewaiidell worden In den letzten paar Iabren bat man auch die Movrcnlliir versucht. Nock sind etwa 4I.'>üoo Im Heide zu bearbeiten. Man bofst indessen in der Zukunft über größere Geldmittel verfügen zu könne», da die große Bedeutung der Hcidcpstanziingci! immer mehr erkannt wird. In den ver laufenen 25» Iabren bat der Staat der Gesellsckasl 3!«.',ooo Kr. Zuschuß gegeben, während sie selbst 95,7 <nn» Kr. ans- ,^ebrachl hat. Sic Hai mit dieser vcrbältnißmäßig kleinen Summe ajsv sehr gute Ergebnisse erzielt. * Aus Belgrad wird iiiilgelbeill, daß, um die dem Könige Milan zugesicheile Zahlung einer Million Francs nicht weiter bnkgclinäßig vcilrelcn ;» ninffcn und neuerlichen Debatten hierüber auch in der Zlikunst aus dem Wege zu geben, beschlossen wurde, den jährlichen Betrag von 333 330 Francs der Summe, die für den Haushalt dcS Königs Alepander anSgeworsen ist, zn entnehmen, letztere» also nm so viel zu lüizen, wcSbalb sich anck König Milan verpflichten innßle, die BoranSbezablung zu verzinsen. Der Betrag soll sncecssirc ans der Doiaiio» des HauSbaUeS dcS König» Alepander wieder herein.',cbracbt werden, so daß eS sich nur ui» eine imicte Buckmiig in dem Hausbalic des jetzleien, nickst aber »m eine budgetmäßig besonders zu ver rechnende SlaatSauSgabe bandelt. * In Sinaia werden i» dem Hause der Fürstin Ghika Bo»bc»e>iniigk» siii den Enipsang ihrer Schwester, der Königiii-Miitler von Serbien, genossen, die da selbst »ach einem vo»l engen AnSstngc nach Rußland cinlresscn soll ES bandelt sick aber nur »in einen Besuch nnd bat die Königin Natalie nicht die Absicht. ihre» Hausstand in Belgrad ans,»lasse» und ihren Hossiaal anszulöse», woraus ina» schließ!, daß sic nicht gesonnen sei, sick dem Wünscht, daß sic Serbien aus die Tauer verlasse, sreiwillig zu fügen. — Bon der bevorstehenden Ankunft de» Herrn Foiilon zur Ersetzung HilrowoS vcrsprickst ma» sick» i» Bukarest nickt viel Allerdings wird Herr Foitto» wst seinem neue» Amte als Gesandter bei der rumänischen Regierung nicht
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