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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.01.1892
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-01-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18920113010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892011301
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892011301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1892
-
Monat
1892-01
- Tag 1892-01-13
-
Monat
1892-01
-
Jahr
1892
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Abormementspreis z, da Hauptexpeditton »da den im Stadt- l,zirk und den Bororten errichteten Aus- cadeslellen ab geholt: vierteliädrlich ^4.50, I« zweimoliaa täglicher Zustellung in« xaus » 5.30. Durch die Post bezogen für ienljchlaud und Lesterreich: vierlellahrstch S.—. Direct» täglich« Kreazbandsendung ia< Ausland: utonatlich ^4 8.—. Morgen-Ausgabe. xi« Morgeu-Autgabe erscheint täglich'/,7 Uhr, dl« Ndrud-Autgab« Wocheatag» 3 Uhr. Lrdaclian und LrveLitioa: J*da»«e«,afie 8. UeLipeditio» ist Wochentag- ununtrrbrochr» »<H»et >o» früh 8 bi« Ldeud« 7 Uhr. Filialeu: vtt» Me«»'« Tortt«. (Alfretz Haha), lluiversltät-strah« 1, L«»t» Lösche. sktharinenstr. 14, patt, uud K«»ig«platz 7. LsPMr.T«»Ma1t Anzeiger. Drgan für Politik, Localgeschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. 21. Mittwoch den 13. Januar 1892. InsertionspreiS Die t!gespaltene Petitzeile 20 Psg. Reclamen unter dem Redactionssttich <4gt- lpaltea) 50-^, vor den Familieuuachrichten lü gcipalten) 40^. Größere Schrislcn laut unserem Preis« verzeichniß. Tabellarischer und Zifferusatz nach höherem Tans. teytra-Beilage» (gesalzt), nur mit der Morgen - Ausgabe, ohne PosU-esörderung 60.—, mit PostbesörLerung 70.—. ^uuahmrschluß für Zufrrate: Abeud-Susgab«: Vormittag« 10 Uhr. Margeu-AuSgabe: Nachmittags 4 Uhr. Sonn- und Festtags früh 9 Uhr. Bei den Filialen und Auuahinestellea >e eia» halb« Stunde srüher. si»d stets an di« Expedition zu richten. Druck uud Vertag von E. Potz in Leipzig 8«. Jahrgang Amtlicher Theil. Lekannlmachung. Bon heute ab beträgt bei der Reichsbank der Discont 3 Procent, der LombardzinSfuß für Darlehne gegen ausschließliche Verpfändung ron Schuldverschreibungen des Reiches oder eines Deutschen Staates , Procent, gegen Verpfändung sonstiger Effecten und Waaren 4 Procent. Berliu, den 11. Januar 1892. «rtchSdank-Dirertorlum. Amtliche Bekanntmachungen. Lekanntmachung für «te Herren Vormünder. Die bei dem Unterzeichneten Königlichen Amtsgericht in Pflicht sichende» Herren Vormünder werden hiermit veranlaßt, di« wegen idrer Pflegebefohlenen zu erstattenden Srziehungsberichte bi» »um St. Januar 18V2 anher einzurrichen. Formulare zu dielen Berichten sind von den Herren V»r- ,ia»rr«, «eiche auszrrhalb der Stadt Leipzig wohnen, von dem Herrn Ortsrichter ihres Wohnorts, von den übrigen Herren Bor- Zündern aber, wie srüher, in den, AmtSgericht-gedaudr. Zimmer Nr. 7«, 88», 82, 118 und 117, zu erhallen. Bei der Ausfüllung der gedachten Erziehuugsberichte ist neben roMndtger Beantwortung der vorgedrnaten Fragen noch weiter, und zwar: ». bei ehelich geborenen Pflegebefohlenen der volle Name, Stand, letzter Wohnort und da» Lode-iahr des verstorbenen Vater- anzugeben, d. bei unehelich Geborenen stad di« Wort« beizufügea „unehelich geboren". Nach wollen di« Herren Vormünder etwa riatretrad« Wohnung», reriaderuagen hier zur Anzeige bringen. Leipzig, am 10. Decembrr 1891. ESutgliche« «mtggericht. Adttzetluag V. Monnsfeld. Nutz- und LrennhoH-Äuction. Doaner-tag. den 28. Januar ». o., sollen von Vormittag« ',10 Uhr an im Forstreviere Grasdorf 6 Eichen «Rutzklotze v. btt—87 cm Mittenst. u. 3—S m Länge 17 Buchen« « « 31—46 » » » 3—8 » » 2 Eichen« » « 30—33 » « » 7—8,3» » 6 Ahorn« » « 17—43 » « » 4—9 « » '„'Maßholder« « « 39-4« « « . 5,3—6 « « 6 Linden« « » 48—55 » » - 3—11 » « l! Birten» » « 23—28 « « » 6—7 « - 2 Ellern« « - 21 - « - 10—11 « . 1 Rüster« « -16» «»6«» 3 Kirschbaum- - - 34—46 ... 4—3 » - 5 Stück Tchirrhölzer, 18 rw Brrnnschrtte und 31 Wurzelhäuten unter Len im Termin Öffentlich aushängenden Bedingungen und der üblichen Anzahlung an Ort und Stelle meistbietend verkauft werden. Zusammenkunft: auf dem Holzschlagt im sogenannten Etaditz. Leipzig, am 11. Januar 1892. De« Math» Forftdedutatton. Lekauutmachung. Sonnabend, den 18. Januar e., von Vormittag» 10 Uhr an soll im Aeschäst-zimmer des Proviant-Amtes Leipzig, Pleißen- burg, Thurmhaus. 2. Stock, eine Partie Roggen- und Wrizr»- tleir, sowie Kehrmehl tk. öffentlich an den Meistbietenden gegen sofortige Vaarzahlung versteigert werden. Leipzig, den 12. Januar 1892. König!. Prabiant-Amt. Iu den Handelsverträgen. Die noch ausstehende Zustimmung der Parlamente von Oesterreich, Italien, der Schwei» und Belgien zu den Handelsverträgen ist in unmittelbare Nähe berückt Tic Perbandlungstage für den österreichischen Reichsratb sind bereits anberaumt, auS Italien liegt der Bericht des Ab geordneten Ellena vor, und in der Schweiz hat der Bunde« rath eine Botschaft an die Bundesversammlung gerichtet, diese selbst aber zum l8. Januar einbcrusen. In Belgien macht sich in einigen Städten, wie in Brüssel und (Henk, eine Bewegung gegen den Handelsvertrag mit Deutschland bemerkbar, rS ist aber zweifelhaft, ob sie den Abschluß des Vertrags verhindern wird Tic Gegnerschaft der Iungczcchen gegen die Handelsverträge ist hauptsächlich politischer Natur, sie kämpfen gegen die Ver träge, weil sie den Dreibund zu stärken geeignet sind, und weil sic dem Deutschthum ein wachsendes Gewicht verleiben, die Antisemiten haben sich dabin ausgesprochen, daß die Ver träge nur den Juden Nutzen dringen werden. Wir können diesen Bemühungen mit aller Ruhe entgezcnseben, weil sie gänzlich ansstchlslo« sind und nur dazu beitragen können, die öffentliche Meinung für die Drutsch-Oestcrreicher günstig zu stimmen. Die Annahme der Beiträge durch den öster reichischen ReichSrath ist vollständig gesichert. Augenblicklich nimmt der Bericht de- italienischen Ab geordneten Ellena da« Hauptinteresse in Anspruch. Sein Gesammlurtbeil über die Verträge saßt Ellena dabin, daß sie keinen wesentlichen Wechsel de« Zollsystems bilden, aber große politische und wirthschaftlichc Bedeutung baden. Ellena be gründet diese« Uribeil durch die Bcmertung, daß Deutschland sein System geändert nnd die Grundsätze eine« übermäßigen Schutzes der Lankwirtbschast und der Zollautonomir ausgab, um sich die wirtbschaflliche Borhrrrschast aus dem europäischen Festlande zu erobern, indem eS au- den Fehlern Frankreich- Nutzen rieben wolle, welche« sich mit eisernen Schranken umgebe Diese« Unheil erhält seine Bedeutung dadurch, daß es von einem Italieurr ausgebt und dennoch zu dem gleichen Er gebniß kommt wie die überwiegende öffentliche Meinung m Deutschland. Ellena bestätigt die Richtigkeit der deutschen W>rtdschaft«politik, welche zu den Handel«verträgcn geführt da«, und kommt zu den gleichen Anschauungen wie die verbündeten Regierungen und der Rrud«tag de« Deutschen Reiche«, obwohl er vom italienisch«, Standpunkt a»«grht und dir italienischen Interessen zunächst berücksichtigt. DaS ist aber der große Vorzug der unbefangene» Betrachtung der politischen und wirtbschaftlichen Angelegenheiten, bei welcher der Blick aus da- Ganze gerichtet ist, vor der einseitigen Be rücksichtigung der Nächstliegenden Interessen. Für die Gesammt» Interessen sind bestimmte Vorbedingungen entscheidend, welche manche Einzel-Interessen zu schädigen scheinen, aber diese Schädigung ist in der Tbat nur scheinbar, denn die Tbeile können sich nur wobl befinden, wenn daö Ganze gedcibt. DaS ist der Grundfehler, an welchem der agrarische Stand- wnct leidet, daß er den Satz ausstellt: Wenn die Landwirtb- chaft gedeikt, so übt das einen günstigen Einfluß auf alle übrigen Kreise der menschlichen Thätigkeit ans, während der Satz umgekehrt formulirt werden und lauten muß: Wenn sich das Ganze wohlbefindet, kommt das auch der Landwirthschaft zu Gute. Niemand wird verkennen, daß die Landwirthschaft roße Bedeutung in einem Staat hat, der vorwiegend Acker- au treibt, aber e« ist klar, daß eine allzu ausgedehnte Be rücksichtigung der Landwirthschaft die übrigen Träger der wirth- chaftlichen Thätigkeii in Nachtheil bringt, weil sie genöthigt werden, auf einen Tbeil bcr Früchte ihrer Thätigkeit zu Gunsten ver Landwirthschaft Verzicht zu leisten. Die Land» wirthe sagen: Wenn die Nichl-Laridwirthe sich dieser Ver- »Heilung der Lasten nicht füge», dann sägen sie den Ast ab, auf welchem sie sitzen, weil ihr Dasein von dem Wohlbefinden der Landwirthschaft abhängt. WaS würden aber die Land- wirtbe sagen, wenn die Industrie die gleichen Sätze auf sich anwenden wollte, wozu sie nicht ganz unberechtigt 'st? Wir ind alle, ob Landwirthe oder nicht» dazu geneigt, die eigenen Interessen mit den Gesammten Interessen zu verwechseln und jeder AuStübrung zuzuslimmen, welche unsere besonderen Interessen wahrnimmt. DaS ist menschlich und natürlich, aber man soll nur solche Regungen nicht at« den Kern der wirtbschaftlichen Weisheit ausgeben. Man schimpft immer o viel über den grünen Tisch, von welchem aus über Hinge geurtheilt wird» die der Urlbeilende nicht au« eigener Erfahrung kennt, man kann doch aber andererseits nicht verlangen, daß die Ministerien ihre Beamten aus solchen Leuten wählen, dir Alles angefangcn, aber nicht« mit der AnSvauer betrieben habe», die nur der angeborene Beruf zu geben im Stande ist. Wer Alle« zu verstehen vorgicdt, ver lebt ini Allgemeinen nicht« ordentlich, aber wer auf einen Platz gestellt ist, welcher ihm die Möglichkeit barbieret, die Erfahrungen auf den verschiedenen Gerieten der menschlichen Thätigkeit kennen zu lernen und ihre Ergebnisse mit einander zu vergleichen, ist sicher besser befähigt, wenn er überhaupt urtheilssähig ist, ein richtigeres Urtheil zu fällen, als Der jenige, der vom einseitigen üstandpunct seines eigenen Interesse« urtheilt. Gerade wirthschaftlichc Verhältnisse können nur vom grünen Tisch au« beurtheilt werden, natürlich unter Berücksichtigung aller Verhältnisse, welche sich auS den Be richten Sachverständiger der einzelnen Berusskreise entnehmen lassen. Der Bericht de« italienischen Abgeordneten Ellena ist des halb so lehrreich für die wirlhschastlichen Verhältnisse, weil er sich von aller Einseitigkeit frei hält. Ellena erkennt an. daß die österreichische Ausfuhr nach Italien die italienische Ausfuhr nach Oesterreich beträchtlich übersteigt, aber er ver hehlt sich auch nicht, daß unter den bestehenden Zollverhält nissrn nicht mehr vargeboten werben konnte, als dargeboten worden ist. Auch die Wcin-Intereffcnten in Italien sind durch den Handelsvertrag mit Deutschland nach der Auf sassung Ellena « nicht hinreichend berücksichtigt, die Herab sctzung de« Zolles von 24 für gewöhnliche Weine aus 20.«k erscheint ihm ungenügend, aber er tröstet sich mit dem Satz von 10 für Verschnittweine und von 4 -4! für Wein trauben, die Italien Nützen gewähren werden. Man kann billigerweisc von einem italienischen Abgeordneten nicht mehr erwarten, er nimmt das Gute, was ihm gespendet wird, dankbar an und begnügt sick mit einem ablehnenden Urtheil in Betreff Dessen, waS er nicht billigt, im Ganzen nimmt er aber den Vertrag als eine politische und wirthschaftlichc Ver besserung des beliebenden Zustande« an. E« kann hier nicht der Standpnnct des Tartusfe in Frage kommen, welcher anders spricht als er denkt und sich in die Faust lacht, denn Italien befindet sich landwirlhjchastlich und industriell noch in d.„ Anfängen der Entwickelung, e« hat mit den Folgen einer lange» Mißwirthschafl auf allen Gebieten des staatlichen und wirlh schastlichen Lebens schwer zu kämpfen und bat alle Ursache jcte sich ibm öffnende Möglichkeit zur Verbesserung seiner Zustände ausgiebig zu benutzen. Italien ist deshalb nicht de nachtbeilizt, sondern eher bevorzugt worben, weil seine Ver bünbetcn ein Interesse daran baden, seine wirthschaftlichc Wohlfahrt zu fördern. Sowohl bei den Verträgen mit Italien als bei denen mit der Schweiz kommt als Hauptgesichispunct das Verhältniß zu Frankreich in Betracht Aus beiden Berichten, dem des Abgeordneten Ellena und dem des Schweizer BundeSratbS. geht hervor, daß Italien »nd die Schweiz den Handels Verträgen init den Staaten Mitteleuropas vor den Bedingungen welche ihnen von Frankreich gewährt werden, den Vorzug geben. Da« ist wirthschaftlich betrachtet für Deutschland von Wichtigkeit, aber mehr noch in politischer Hinsicht, denn Frankreich hätte alle Ursache, die wirtbschaftlichen Interessen Italiens und der Schweiz mit den seinigen zu verknüpfen damit auch die politischen Beziehungen dadurch inniger würden Frankreich verschmäht eine solche Annäherung aus wirtbschaftlichen Gründen. Die Zukunft wird lehren, ob mit Recht oder nicht. * Leipzig, 13. Januar. - Der Kaiser empfing gestern Morgen den Erzbischof von Posen, Stablewski, in Anwesenheit des Eultu-minisicr-, de- Ministers des Innern und deS Unterstaat-secrelairS Weyrauch. Der Erzbischof leistete den HuldigungSeid und wurde darauf von der Kaiserin empfangen Dem Empfange schloß sich eine FrübstückSlafel beim Kaiierpaare an Nach der Vereidigung hielt Erzbischof Stablewski eine Ansprache, worin er für da« kaiserliche Vertrauen dankte Der Kaiser erwiderte, er erwarte, daß e« SrablewSki gelinge, die Gegen sätzc innerhalb der Diöcese zu versöhnen, den Geist der Ebr furcht und die Treue gegen den Kaiser unv dir Achtung vor dem Gesetz,u pflegen. * Der Kaiser bat dem General Constantin v. AlvcnS- eben den Schwarzen Adlerorden verliehen. In der .Übersendung wies der Kaiser darauf hin, er tbue dies in Erinnerung an den für das 3. CprpS so bedeutungsvollen EnlschcidungStag bei Le Man-, um dem General »nd dem CorpS eine Auszeichnung zu verleiben, wobei er überzeugt 'ei, baß sie im Sinne seine» Herrn Großvaters erfolge. * Zu der Erklärung des .Reichsanzeigers", daß .jeder Anhalt dafür fehle, worauf jene völlig falschen Gerüchte (über Zisscrcnzen mit der großberzoglich Mecklenburg» chwcrinschcn Regierung) sich gründen und wie sic ent- tanden sein können" — bemerken die „Mecklenburgischen Nachrichten": .Diese amtliche Erklärung des .ReicbS- anzeigerS" erfüllt uns mit großer Genugthuung und wird auch Alle, dir mit uns treu zu Kaiser und Reich, aber auch treu zu Fürst und Vaterland stehen, von Sorge und Beun ruhigung befreien. Wir bemerken dazu, daß wir von Diffe renzen zwischen der Regierung Sr. Majestät de» Kaiser- und Kölligs unk der großberzoglich mecklenburgischen Regierung niemals gesprochen haben. Wir haben nur von Vorgängen ans militairischcm Gebiet in Nr.3 diese« Blatte- geredet, die doch wobl als Differenzen zu betrachten sind. Ob und in welcher Weise die Dinge zur amtlichen Besprechung und Erledigung bisher gelangt sind, oder später gelangen werden, ist un- völlig undekannt, da wir in keiner Weise über offlcirlle oder auch nur officiöse Quellen verfügen. Wir sind aber auf Grund der amtlichen Erklärung deS „ReichSanzeigerS" nun mehr zu unserer Freude gewiß, daß entscheidende Stellen im Reich und in Preußen den beklagten Vorgängen in Mecklen burg durchaus sernsteben. Nach einer dem ,Hann. Kur." auS Schwerin zugebenden Meldung soll dort verlauten, daß wischen Preußen und dem Großberzoathlim Mecklenburg schwerin demnächst eine erweiterte Militairconvention in Kraft treten werde. Wir geben diese, von anderer Seite bisher nicht bestätigte Nachricht unter allem Vorbehalt wieder. * Der Austritt de« Rector« der Münchner Universität, Christ, au« dem obersten Schulratb erregt, wir Berliner Blättern geschrieben wird, in München Aussehen. Da da« Aus- chcidcn mit den Beralbungen des CultuSetats im bayerischen /anklagc zusammenjäUt, bei welcher da- Centrum jede Opposition ausgcgeben hat, glaubt man, daß die neuerdings so scharf angegriffene Antr>tt«redr Christ'« mit dem An- scheiden im Zusammenhang steht. * Wie gestrige Berliner Abendblätter melden, wird der Hcrrcnmcister de» JobannilerordenS Prinz Albrccht von Preußen am 25. Januar in seinem Palais zu Berlin ein OrtenScapitel abhallen. Der Prinz trifft mit seiner Ge mahlin bereit« am l«'». in Berlin ein und gedenkt bi« nach dem Geburtstage des Kaiser« dort zu bleiben. * AuS Tanga, l8. December, geht dem .Frankfurter Journal" folgende Meldung zu: Ausständige Wadtgo« mit khrem Häuptling Majimbe versperrten die Straße zum Kilimandscharo. Bk»irk«hauptmann Krenzier besiegte dieselben am 14. December sechs Stunden nordwestlich von Tanga. Ihr Lager wurde rrstiirml und verbrannt Von der Echutztruppe wurde 1 Mann getödiet, 1 ver- wuiidet. Die Wadiao Hallen 10 Todte, 14 Berwundelc. Ter Dampfer „München'^ ist mit Verslärkung in Tauga eingetroffen. Wie eS scheint, sind diese Vorgänge in unserem Draht berichte auS Rom, 7. Januar, gemeint, der von einer auf ständischen Bewegung weniger Küstenstämmr in Deutsch- Ostasrika zu berichten wußte. Die Regierung hatte bisher die Frage, wie eS mit dieser Bewegung stebe, unbeantwortet classen, dagegen fanden sich zahlreiche freiwillig officiöfe Berichterstatter, die mit vielem Selbstbewußtsein und wenig Wissen die Nachricht kurzer Hand als unbegründet abthatcn. Die nächsten Tag« werden zweisello« näheren Ausschluß bringen. * Au« Lissabon wird über Pari« gemeldet, der Finanz minister hätte wegen Meinungsverschiedenheiten mit Collegcn bezüglich mehrerer Gesetzentwürfe drmissionirt. Ucbcr den Nachfolger verlaute nicht- Bestimmte«. In ParlamentSkrciscn werde die interimistische Besetzung de- Posten« angenommen * In der jüngsten Zeit ist wiederholt davon die Rede gewesen, daß Flüchtlinge und russische Söldner einen Putsch gegen Bulgarien vorbcrcitcn. Die Regierung in Sofia bat besondere Vorsichtsmaßregeln getroffen, sich auch mit den Miilislcricn der Nachbarstaaten zur Verhinderung von An schlägen in Verbindung gesetzt. Serbien wird, da c» ganz i» russtscbem Fahrwasser schwimmt, sicherlich den Zankow, Grucw, Bcndercw »»d Genossen, wenn sie einen Einsall nach Bulgarien oder einen Meuchelmord gegen den Fürsten Ferdinand oder seinen Minister Stambulcw auShecken, keine Hindernisse bereiten. Dagegen zeigt sich Rumänien den Wünschen der bulgarischen Regierung geneigt. Man meldet der „Vossischcn Zeitung": Sofia, II. Januar. Zwischen Bulgarien und Mumanien fand in dcn lüngsien Lagen rin Rolenwechiei statt, »ach weichem da« Bukaresler Eabmel sich verpflichtet, di» bulgarische» Flüchtlinge zwar nicht auszulieicr», ober keinem desselben den Aufenthalt an rumänischem Boden mehr zu gestatten. * Nack' einer ans St. Petersburg zugebenden Meldnn ist kürzlich in der StaatSrcntei-Filiale in Wladiwostv ein Betrag von nngcsähr 400,000 Rubeln acstoblen worden Die Verbrecher sind durch einen von ihnen bergestellten u»Icr> irdischen Gang in den Renteikeller ringebrungen. Dieser Vorfall erregt in St. Petersburg um so peinlicheres Aus sehen. als man zu der Annabnie neigt, daß eS sich um ein von Anhängern der revolutionairen Partei auSgesübrleS Ver breche» bandelt und daß da« gestohlene Geld für Zwecke der nihilistischen Propaganda verwendet werden wird. Auf die Entdeckung der Verbrecher sind Hobe Belohnungen au«gesetzt, bisher fehlt aber noch jede Spur derselben. * Au« Tanger wird gemeldet: Obwohl eine vom Sultan nach Tuat entlendrte Erpedilion gescheitert ist, hat derselbe an den französischen Geschäftsträger ein Schreiben gerichtet, in welchen, er feine Ansprüche aus Tuat erneuert und sich verpflichtet, für die Aufrecbtcrhallung der Rübe und Ordnung in der Lase Sorge zu tragen. Der französische Geschäfts träger wirb aber jede Erörterung dieser Krage ablrbnen und erklärt, Frankreich behalte sich vor, in jenem keineswegs von Marokko abhängigen Landstrich« nach eigenem Ermessen vorzugeh« * Eine seltene Auszeichnung ist dem Eisenbahn-Betriebssecrelair Geklont» in Cassel zu Tbeil geworden. Derselbe war i», 70 7l er Kriege Feldwebel im 71. Regiment. JeM nun, nach sali 2 t Jahren Hai der Fürst von Cchwarzburg ihm nachiraglicb die ürsllich schwarzburgische Ehrenmedaille in Silber für Verdienste im Kriege verliehen. — Das preußische Kriegsminisieriui» läßt, wie ver lautet, zur Zeit Erhebungen anstellen »ach invaliden ehemalige» Tüppelstürmern, d. d. solchen Soldaten, welche bei Erstürmung der Düppeler Schanzen invalide geworden sind. Dieselbe» sollen Geld- »schenke erhalten, edeutende Mittel. Militairisches. Bekanntlich hat ja der Reichs-Jnvatideusoiids * Der Säbel soll, wie wir der „Frks. Ztg." e»tnehmeu, nun mehr bei der deutschen Cavalieri» und reitenden Artillerie «ndgiltig abgeschafft werden. An den Lanzen soll eine Vorrichtung getroffen werden, welche e» ermöglicht, de» Revolver a» derselbe», mittelst einer Einbiegung der Lanze zu befestigen. Auch spricht man vom Ankauf von 3 Millionen Stück Feldflasche» aus Aluminium jUin Preise von 4 5 X Für Letztere ist aber nirgendwo im Etat itsher eine Geldsumme angesetzt oder bewilligt worden. * Schon vor einigen Wochen war in den Blättern die Rede von den Leistungen des kleinkalibrige» Äewebrs in de» Kämpsen de« chilenischen Bürgerkrieges. Heute liegt nun ein aus fach männischer Feder stainmeuder Bericht vor, weichem wir folgende Einzelheiten entnehmen: „Nur eine einzige Brigade der Coiigreßarmce war mit dem Mannlichergewehr äl 88 von acht Millimeter Calibcr ausgerüstet, d. h. etwa ein Drittel der gesammten Congrcßslreitmacht. Ans 9it25 Combattanten standen 3446 Maniilichergewehre in der Front. Dir Hauplvvrzüge des Mannlichergewehrcs waren: große Tresssalttg- keit aus kleine, mittlere und grvtze Schußweiten, ungemein leichte Aneignung des Gebrauchs der Waffe seiten» der Soldaten, Soli dität und Güte der Consiruetion, ei» sehr bedenlender Einfluß aus die Moral der Truppe und endlich die grvpe Zahl nicht lödtlicher Verwundungen. Tie Trcsssähigkcit des Gewehrs zeigte ich in seiner Wirkung beim Feinde, La an» Le» Verlustlisten der Tictalorialen erhellt, dav 56Procent vom Maniilichergewehre rerussachl waren, dessen Verwundungen überdies leicht erkennbar sind. Auf 1000 und 1600 w abgegebenes Salven- und Schiitzrnseuer ge nügte, da« Gelände reinzusegen und das feindliche Vorgehen um Stehe» zu bringen. Wie die Gesängen»» noch aus Lei» Schlochiselde selbst erzähllcn, ir»g das in 600 m Enlsernnng >egen die aus dem südlichen llserrand de» Aconcagua vostirlcil »ictatoriaien Schützenlinien gerichtete Feuer, vermöge der lopo- irapdischen Beschaffenheit des Geländes, Verwirrung sogar in Sie tu 1000 und 1600 ni ausmarjchirlen Rcserveslasseln. Tie durch di« Raschheit und Genauigkeit de« Feuers herrorgebrachte Wirkung war so mörderisch, daß die dictaiorialcn Soldai u nach den« ersten Tressen erklärte», sie wollten lieber auf dem Flecke er- schossen werden, als zum zweite» Male gegen Truvven lämpsen, von denen sie wie Kaninchen getödiet würden. Von Le» IOOOO Mann, die Balmaceda am 21. bei Loncon in Linie hatte, nahmen 2600 bis 3000 Soldaten an der Schlacht bei Placllla, Len 28., Ihot und machte» sofort Kehrt, als sie aus >200 oder Unit),» Feuer er hielte». Der Cvngresisvldat hingegen faßte ei» solches Zutrauen zu seiner Waffe, daß er nach dem Tage von Concon sich aul sie wie aus einen Talisman verließ und ohne Furcht den Kamps gegen numerisch weit überlegene Krasle ausgenommen haben wurde. Die Geiangenen, welche nach dem Tage von Concon zu Len Congreßlenie» übel- traten, verlangten alsbald, man solle sie bewaffnen „mit der Mvrd- maschine, die Ihr habt." Die leichte Aneignung der Handhabung de» Gewehres wird durch dir Lhatsache bezeugt, daß viele Relruien nach nur dreilagigem Umgehen mit der Waffe und einer einzigen Zielübung nedsl drei oder viermaligem Scheibenschießen aus Entlernuuge» vo» >00, 2 >>» und 500 m bezw. 18, 15 und 12 Proc. Treffer erhielten Die Solidität und gute Beschaffenheit des Gewehr» zeigte jich darin, daß obgleich es wegen mangelnder Zeit de» Lruvven in die Hände gegeben werden mußte, ehr letztere die »öllnge Hebung hatten, dennoch die Beschädigungen der Walle nicht mehr a s 7 bi» 8 Procent erreichten, und das nach Schlachten, wo jede Waffe tn einem dreistündigen Feuergesecht nicht weniger als 160 - 200 Schuß im Durchschnitt abgab. 3 4 Proc. der Be schädigungen entfiele» aus den Auszieher, indem, wie das ickwn inr Uebungslager zu Iquique bemerli war, bei zu heiliger Lcll»nai de» Mechanismus durch den Sloß gegen die innere Wand d> .> GewehrschasteS miluntrr der settSwartS angebraGie AiiSzieber gebrochen wurde. Um diesem Mißstande obziihelsen, wurden Relerveauszikhcr im Verhältnis! von eins zu acht Gewehren anc- gegeben. Der Ersatz de« gebrochenen TheilS machle sich ganz leicht und ohne Anwendung besonderer Werkzeuge. Der Rest der Beschädigungen entfiel am die AuSstoßseder des »iepclilioi! - Mechanismus, die gleichfalls brach, wenn man z» stark aus d s Palrviieniiiogozin drückte. Nachher läßt sich da» Gewehr nur »och als Einlader gebrauchen. Ebenlo sperrte da» Eindringen »on Sand körnern den Repetition-mechaniSmu«, doch konnte die Waffe »ach oberflächlicher Reinigung immer noch »iS Einlader Dienste Ihn». Ei» paar Mal kam eS auch vor, daß Gewehre Lurch P atzen de.- Lanse« völlig unbrauchbar wurde», we-< jedeniallS ain .ieria Enlsernnng de» MundungSdeckelS vor Eröffnung de» Feuers zur,. : zusükre» ist. Alle diese Dinge werde» nähere Beleuchtung in dein in Vorbereitung besindlichc» GeueralslabSbericht über den Feldzug finden. Die ernsteste Gefahr des Mehrladers entsteht durch dcn Muni tionSverbrauch, den seine Anwendung mit sich bringt, sowie d,>w die Schwierigkeit der Munitionszusuhr an die i» der Front stc! > den, d. h. in der denkbar cxponirlesien Lage befindlichen Truppe: Die Erfahrung hat gezeigt, daß Abhilfe nur in L»re 'i,hrniig strengsten FenerdiscipliN gegeben ist. denn die Heranichasjung > i Eriavmunitton in die Feuerst»,» ist bei der Offensive unibunlul. und die Patrontaschen der Tobten und Verwund, ic» genügen uw> für den Bedarf einer Comvagnte, deren Gelkchisliellung ei» reell! winklige» Viereck vo» 1«>0 m Front bei 300 m Tiefe bildet. Die vom Mannlichergewekr verussachlen Wunden haben eine» ganz eigenartigen Edaraller: sie lödte» entwedcr sofort oder ve> bürgen eine Heilung ohne Verwickelungen oder absondecstche Leiden. Die Knochen waren selbst aus die größten Entfernungen glatt durch schlagen, ohne daß Stahl- oder Bleitheilch.n zuruckbluben o,V: Knochentbeilchen absplittetten, welche zur Verlchlimmcrung der eigeitt- stchen Wunde beitragen. Die berausgezogenen Geschosse hatten ihre ursprüngliche Form bewahrt. Deshalb pflegten wir zu sage», m n könne mit einiger Gefälligkeit des Ausdruck» dieses Gewehr ein „philanthropisches" nenne», lieber dicien besonderen Punct werden amtliche Auszeichnungen veröffentlicht werden, welche der Sanilals- Lienst gesammelt und dem Geueraistabe zur weiterra Verwendung übergeben hat. Zum Schluß die Bemerkung, daß di» Einfettung der Patronen un» viel Verdruß bereitet hat, weil dadurch dos regelmäßige Func- tionire« der Waffe gebindert wurde, DaS Fett nimmt nämlich Sand und Staub an. welcher das ^alroncnlager versiopsi und da» freie Sviel de» Mechanismus unmöglich macht. Dieser Uebrlsiand wurde in Iquique beobachtet, und die Reinigung aller Muuttio» von der Einsettungslubstanz besohlen. Das hotte zwar ein« stark« Erhitzung de« Lause» zur Folge, aber wir bemerkten, daß nach dem 20. Schuß die Erhitzung nicht mehr sttea uud daß, dank de» starkes, den Laus um- HLÜeud«» holzlchaj» dt« «»G» ßch
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