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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.01.1892
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-01-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18920115014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892011501
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892011501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1892
-
Monat
1892-01
- Tag 1892-01-15
-
Monat
1892-01
-
Jahr
1892
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Tabellarischer und Zijjerasatz nach höherem Tarif. (sytra-Beilagen (gesalzt!, nur mit der Morgen - Ausgabe, ohne Posldesörderuag 60.—, mit Poslbesvrderuag 70.—. ^uruchmrlchlub für Inserate: Tlbead-AaSgob«: BveiuiltagS 10 lllrr. Marge n-Ausgab«: Nachmittag« 4 Uhr. Sonn- und Festtag« früh 8 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestelle» je eia« halbe Stund« früher. Faserate stad stets an die Er«e»tti»u zu richte». Drnck und Verlag vou E. Pol» t» Lstpzkg 25. Kreitag den 15. Januar 1892. 8V. Jahrgang Amtliche Bekanntmachungen. Lkknillitlinichling. die Anmeldung Militairpfl chtigcr i» die AecrutirungS- Staiuiurollcn betr. Nach der deutschen Wehrordnuiig vom 22. November 1888 sind siir jeden Ort Verzeichnisse aller Miliimrh,richtigen zRecrulirungS- stammrollen) zu sühreu und es liegt iür die Stadt Leivzig die Führung dieser Siammrolle» der unlerzeichnelen Behürd« ob. Ueber die Meldefrist zu dieser Stammrolle enthalt 8- 2b der gedachten Webrordnung folgende Vciiiinmuiigen: 1) Nach Beginn der Militnilpjli.bl haben die Wehrpflichtigen sich zur Ausnahme in die Necrulirungsslanriiirolle anzumclden. Diese Meldung must in der Zeit vom 13. Januar bis zum I. Februar erfolgen. 2) Die Anmeldung erfolgt bei der Ortsbehörde desjenigen Orte-, an weichem der Mililairpflichtige seinen dauernden Aufent halt hat. Als dauernder Aufenthalt ist anzuselicn: n. für mililairpflichtige Tienstboten, Haus- und WirtbschaftS- beainle, Haiidlungsdiener, Handwerksgesellen, Lehrlinge und Fabrikarbeiter und andere in einem ähnlichen Ver- dültnisse stehende Mililairpflichtige der Ort, an welchem sie in der Lehre, im Dienst ober in Arbeit stehen; b. für niilitairpflichtige Siudircnde, Schüler und Zöglinge sonstiger Lebranslailen der Ort, an welchem sich die Lehr- anstatt befindet, der die Genannten angehören, sofern die- selben auch an diesem Lite wohne». 8) Hat der Miiitairpflichtigc keinen dauernden Aufenthalt, so meldet er sich bei der Lrlsbehörde seines Wohnsitzes. 4) Über innerhalb des SieichsgcbieleS weder einen dauernden Aufenthaltsort noch einen Wohnsitz hat, meldet sich in seinen, Geburtsort zur Siammrolle, und wenn der Geburtsort im Auslände liegt, in demjenigen Orte, in welchem die Elteru oder Fainilienhäupter ihren letzte» Wohnsitz hatten. 3) Bei der Anuretduna zur Stammrolle ist Las GedurtSzeugnih*) vorzulegen, sofern die Anmeldung nicht am Geburtsorte selbst erfolgt. 6) Sind Militoirpflichtige von dem Ort», an welchem sie sich nach Ziffer 2 oder 8 zur Stammrolle anzumelden haben, zeitweilig abwesend laus der Reise begriffene HandlungS- gehiifen, auf See befindliche Seeleute u. s. w.i, fo haben ihre Eltern, Vormünder, Lehr-, Brod- oder Fadrikherrrn die Verpflichtung, sie innerhalb des in Ziffer 1 genannte» Zeit, raum« zur Stammrolle anzumelden. Dieselbe Verpflichtung ist, soweit die» gesetzlich »»lässig, den Vorsteher« staatlicher oder unter staatlicher Aufsicht stehender Straf-, Besserung-- unv Heilanstalten in Betreff der daselbst nutergebrachien Militatrpflichtigen aiifzuerlegen. 7) Die Anmeldung zur Stammrolle ist in der vorstehend vor« geschriebenen Weife seiten- der Militairpsllchtigen so lange alljährlich zu wiederholen, bis eine endgillige Entscheidung über die Dienstverpflichtung durch die Ersatzbehvrden erfolgt ist. Bet Wiederholung der Anmeldung zur Stammrolle ist der im ersten Militairpfiichtjahre erhalteue LoosungSschein vorzulegen. Austerdem sind etwa eingetretene Beränderungen (in Betreff des Wohnsitze«, d«S Gewerbes, de« Stande« u. s. w.) dabei anzuzeigen. 8) Bon der Wiederholung der Anmeldung zur Stammrolle sind nur diejenige» Militairpsllchtigen befreit, welche für einen bestimmten Zettraum von den Lrsatzbehörden ausdrücklich hiervon entbunden oder über da« lausende Jahr hinaus zurückgestellt werde». 9) Mililairpflichtige, welche nach Anmeldung zur Stammrolle im Lause eines ihrer Mtliiatrpflichtjohre ihr«» dauernden Aufenthalt oder ihren Wohnsitz nach einem andern AuS- hebungsbczirk oder Muslet-ungsbezirk verlegen, haben diese« behus« Berichtigung der Stammrolle sowohl beim Abgänge der Behörde oder Person, welche sie in die Stammrolle aus genommen hat, alt auch nach der Ankunft an dem neuen Orte derjenigen, welche daselbst die Stammrolle führt, spätesten« innerhalb dreier Tage zu melden. 10) Versäumung der Meldefristen entbindet nicht von der Melde- Pflicht. 11) Wer die vorgeschrirbenen Meldungen zur Stammrolle oder zur Berichtigung derselben unteriätzt, ist mit Geldstrafe bi» zu dreißig Mark oder mit Hast bi« zu drei Tagen zu bestrafen. Ist diese Dersäumniß durch Umstände herbeigeführt, deren Beseitigung nicht in dem Willen des Meldepflichtigeu lag, so tritt keine Strafe ein. Wir fordern demgemäß unter Hinweisung aus die angedrohten Strafen alle obenerwähnten Militairpflichtigen. soweit sie im Jahre 1872 geboren, resp. bei früheren Musterungen zurückgestellt worden sind, beziehentlich im Falle der Abwesenheit deren Litern, Vor münder, Lehr-, Brod- oder Fabrikherren hiermit zur Befolgung der im 8. 23 enthaltenen Bestimmungen, insbesondere aber dazu auf: in der Zeit vom 13. Januar bis l Februar künftigen JahrcS Naschmarkt Nr. 2 im alten Polizeigedäudr, Erdgeschoß link-, Zimmer dir. 80 im Quartieramte, ln den Stunden von Bor- mittags 8—12 Uhr und Nachmittag« 2—8 Uhr unter Vor legung der Geburts- resp. LoosungSschein» dir vorgeschriebene Anmeldung zu bewirken. Gleichzeiliq bringen wir zur Kenntntß, daß Reklamationen bei Vertust derselben einig» Zeit vor der Musterung und spätesten« im Musierungstermine und durch obrigkeitlich beglaubigte Urkunden oder Stellung von Zeugen und Sachverständigen zu bescheinigen sind. Diejenigen Miliiairpflichtigen, weich» als Stütz» ihrer Eltern reclaniirt haben, müssen Letztere in der Regel im Musteruug«termine vorsiellen. Leipzig, am 31. December 1891. Der Rath der Stadt Leipzig. »/dl. 13496. vr. Beorgt. Lamprrcht. *) Dies« Geburtszeugnifl« sind kostenfrei zu erthetleu. Oekannlmachung. Der von der Lagerhossverwaltuna am 12. Oktober 1883 unter Nr. 17003 ausgestellte, aus F. Vardasch lautende Lagerschein über ausgelagrrte S vale« Ratztzaare. gezeichnet ck. 8. Ko. 203 u. 206, gewogen 148 dg, ist bei an» alS verloren gegangen angezeigt worden. Wir sordern den Jndaber de- Lagerscheins hiermit anf, sich mit demsetb«» binnen 8 Monaten und wätestrnS hi« zum 1L «iir, 18»S bei Verlust jeglich«» Anspruch« an dt« Lagrrtzofsverwaltung in der LagerhosS-Expedition zu meiden. Erfolgt kein» Meldnng, so wird der Lagerschein sür erloschen und uawtrksam erklärt „d eia neuer Lagerschein ousgesrrtigt iverde». Leipzig, de» LI. December 1891. r««ertzaf der Etadt Leipzig. «,»tz»L lluh- und LrtlllchoU-^uctüm. Toinierütüg, den 21. Januar d. I., sollen von Vormittags Ubr an im sogenannten »erschlösse»!» Holze aus dem Mittel- waldschlage i» Aüth. 32 a, b, o und !48 ». I, de« Burgauer Forst- revlers in der Nahe des neuen TchkizenstansrS :i8 Ruitr. (dichr»-N»t,scheite 1. u. H. El. vrennfchrite unter den öffentlich aushängendcn Bedingungen und gegen die üb liche Anzahlung an Ort und Stelle »leistbieleiid verlaust werden. Znsainmcnlnust: aus dem Schlage in Abth. 82 n, b, o. Leipzig, am 18. Januar 1892. Le» Rath« Forftdeputattan. 128 - Eichen- 28 - Vuchen- :io » Riistern- 11 - Ellern- 12 - Lindcu- und 10 - Eschen- vie Handelsverträge vor dem österreichische» Äbgeordneteiltiliilse. Die Verhandlungen des österreichischen Abgeordnetenhauses über die Handelsvenräge nehme» einen betenlenden Umfang an, da für die allgemeine Erörterung nicht weniger als 33 Redner zu Gunsten und 4 t als Gegner der Verträge an- zcmeltet sind. Kaum je zuvor sind die politische» Gegensätze >m österreichischen Parlament mit gleicher Schärfe hervor» getreten, ankererseitS hat sich aber die erfreuliche Tbatsache ergebe», daß sich nur die Juiigczrchen als grundsätzliche Gegner der Bündnißpolitik erwiesen unv dadurch sogar den Wioer- pruch der Slowenen erregen. Der Iuugczeche Kramarez iutzerie sich mit voller Offenheit über die Gründe, welche eine Partei bei Bekämpfung des Dreibundes leiten. Der Dreibund verquicke die clsasi-lothringische Frage mit der Balkansrage und steigere die Kriegsgefahr durch das Streben, de» natürlichen Einfluß Rußland« aus die Baikanstaateu ab- ^uwcbren. Plan pflegt über solche Aeußerungen der Iungczechen den Kopf zu schütteln und sich die Müde einer Widerlegung zu paren. TaS scheint unS aber nicht das Richtige, es ist vietmebr nötkig, darauf rinzugehrn und sich nicht ans «chlorigen u beschränken. Nur durch die völlige Nichtachtung des ungcrechischen StandpuncteS ist es möglich geworden, daß er sich zu einer Art von Glaubenssatz entwickelt bat. W r haben eS während der Prager Ausstellung gesehen, daß die Ezechen der Feindschaft gegen die Deutsche» überschwängliche Freundschaft sür Franzose» und Russe» gegenüberstelleu und trotzdem ihre Anhänglichkeit an die ,s)absburgische Dynastie laut verkünden. Daß darin ein handgreiflicher Widerspruch liegt, ist selbstverständlich, aber dieser Witcr- pruch unv seine Unhallbarkeit muß öffentlich erörtert werten, wenn die Iungczechen eine« Besseren belehrt werden sollen. Wa« heißt Verquickung der elsaß lothringischen Frage mit der Balkanfragt'? Die Trennung beider Fragen be deutet die Isolirung Oesterreich-Ungarns in einem Kampfe mit Rußland um die Aufrechthaltung de« bestehenden Mu tante« auf der Balkanhalbinsel. Dieser Kampf erscheint )en Iungczechen aber ungerecht und überflüssig, weil er den Einfluß Rußland« auf die Balkanstaaten für naturgemäß erklärt und dessen Abwehr durch Oesterreich-Ungarn tadelt. Nack dem Wunsche der Jungczeckcn soll sich Oesterreich- Ungarn nicht nur von seinen Verbündeten trennen sondern Rußland da« Feld auf der Balkanhalbinsel freiwillig räumen. Damit wäre allerdings der Krieg zwischen Rußland und Oesterreick-Unaarn vermieden, aber der Kamps Frank reichs gegen Deutschland wegen Rückeroberung von Elsaß- Lothrinacn als getrennte Unternehmung in Aussicht gestellt. Ueber Italien schweigt der Abgeordnete Kramarcr, die Mittcl- meer-Interessen scheinen also für ibn keine Bedeutung zu baden. Man darf dabei nicht außer Acht lassen, daß die Iungczechen bei d ieser Art auswärtige Politik zu treibe», nur die eigene Zukunft im Auge baden, unabbängig von Oester reich Ungarn, sie scheinen ihr Heil auf den Zerfall OesterrcickS zu begründen und den Anschluß an Rußland der StaatSangeböria- keit zu Oesterreich vorzuzieheri Daß Rußland eine Despotie ist, während Oesterreich eine Verfassung besitzt, betrachten sic als unwesentliche Nebensache, ihnen ist eö um die Verwirk lichung vcS slawischen EinheilSgedankenS zu thun, ihm zu Liebe verzichten sie auf alle Guter, welckc das Leben dar- bietet, »uv unter diesen ist doch die politische Freibcil gewiß nicht das werthloseste. Wenn den Iungczechen das eininal klar und eindringlich nn österreichischen RcichSralhc zu Gemüthe geführt würde, so könnte da« wohl kaum obuc Wirkung bleiben. Statt dessen aber beschränken sick die politisckcn Gegner aus Schweigen, weil sie eS nickt der Mübe werth halten, auf die unsinnigen AuSclnaudersctzungen der Jittigczecht» zu antwortm. Es bedarf allerdings eines scbr geschickten Redners, um die Klippen zu vermeiden, welche die Erörterung so heikler Fragen zu umgehen hat, aber sür einen geschulten Parlamentarier wie Plener Ware da« gewiß eine würdige Aufgabe. Von besonderem Interesse war die Rede de- Deutsch- Liberalen Peer, welcher die Frage der Handelsverträge von großen Gesichtspunkten behandelte. Sein Vorschlag ging dahin, daß sich Deutschland und Oesterreich-Ungarn in wirtb- sckaftlicher Beziehung gegenseitig al« Inland betrachten und gleiche Grundsätze in Handels- und Wcchsclreckt, für das Eisen- babnwesen und die Auswanderung einführen sollten. Peez zieht die Schlüsse auS der voraussichtlichen Entwickelung der wirtbschaftlichrn.Zustänte mit großer Offenheit und Un befangenheit Er nennt die Handlungsweise Frankreichs, sick vom europäischen Zollbunde auSzuschlicßen, kurzsichlig und sagt voraus, daß aus einem Kriege de« Dreibundes mit Rußland und Frankreich England und Amerika al« Sieger bervorgeben werden, die schließliche Auseinandersetzung bleibe dann diesen beiden Staaten Vorbehalten. Derartige Vorbersagungrn haben ibre mißliche Seite, sie blenden zwar auf den ersten Blick, aber diese Wirkung kann nicht darüber täuschen, daß eS unter Umständen auch andrr« kommen kann, weil derartige Bewegungen sich nickt nach niatbematischtil Gesetzen vollziehen, sondern weil daraus ver schiedene, vorder nickt festzustellende Kräfte ihren Einfluß üben. Aber in der Entwickelungsstufe, auf welcher wir un« befinden, ist die Eröffnung einer möglichst weiten Aussicht auf die Folgen der gegenwärtigen Vorgänge nur beifällig zu begrüßen. Der Grundgedanke der Haudclsverlrägc ist die genieinsamc Abwehr aller durch die Schutzzollpolitik in ibrcr freien Be wegung gcbeninltc» Völker. Diese Abwekr kann »nr dann den deabsichligle» Erfolg haben, wenn die Bedingungen der Zollgeincmschafl richtig ausgeslelll sind und de» Bclbeiligtcn die winbschasilichc» Vvrlbeilc gewähren, welche von ihnen angesircbt und erwartet werden. Das isl a»ßerorde»llich chwer, und erst die Präzis kann darüber Aufschluß gebe», ob die beschlossenen Zollsätze den, Bedürfnis! cnlsprcch.n. Dipauli bat eine» GesichiSpunct in die Erörlerung ein gesnbrt, den wir schon an dieser Stelle bcriibrl batlen, daß nämlich die vereinbarte» Verträge nicht so unbcdingt scsi ind, daß nicht eine sich im Laufe der Zeit als uolbwcnkig berauSslellciide Verbesserung sollte auSgejnört werden lönnen. Nur aus eine augenblickliche Aenterung der Vereinbarungen nttiß verzichtet werben, wen» nicht daö so bossnnngsvoll ein- gelcilelc Werk i» Trüinnier gebe» soll. Die öffentliche Aus incrlsainkcil der Bclbeiligtcn ist bereits auf die anscchlbarcn Bestimmungen der Berlrägc gelenkt worden, und cü ist ellstverständlich, daß durch Thatsachen bewiesene Irrtbnmer auch während der Geltung des Vertrages unter gegen eiliger Zustimmung abgeslellt werde» können. Die ge rühmte Stetigkeit der Verhältnisse, welche durch die zwölf jährige Dauer der Verträge erreicht wird, erfährt dadurch keine Anfechtung, aber c« wäre tbörickt, die Vertragstreue ini Widerspruch init dem gegenseitige» Interesse auch aus nachgewiesene Irrihiiiner auszudcbnc». Der Berichterstatter der Mekrbeit nennt daö durch die Verträge geschaffene Werk da« Ergcbuiß einer fast überinenschlichen Arbeit. Niemand wird daran Anstoß nehmen, wenn diesem Werke Uuvollkonlincnbcitcn anbaficn, der Gesaniint- wcrlh des Ganzen wird aber dadurch nicht in Frage ge teilt, eS kommt nur darauf an, im Lause der Zeit die jenigen Vervollkommnungen anzubahnen und einircten zu lassen, welche erst nach einer Reihe von ürsahrungeu als nothwendiH erwiesen worden sind. Vorläufig gilt es, die Verträge jo, wie sic sind, in Kraft trete» zu lassen und damit eine Bahn z» brechen, welche von der großen Mehr- zabl der den bclheiligtcn Nationen und Staaten angebörendeu Staatsbürger als gut und heilsam anerlaiinl wird. Leipzig, 15. Januar. * Der Kaiser und Prinz Adolf zu Schaumburg Lippe be gaben sich gestern Vormittag kurz nach 9 Uhr zur Jagd auf .pirsche an» Bückcberge. Bei der Absabrt wurde der Kaiser von den auf dem Lchloßplatz und dem Schloßwall ver- animcllcn Landleutcn, die ihre schauniburgischr Nationallracbt angelegt batten, lebhaft begrüßt. In den Dorfgemeinde», welche er durchsäbrt, sind Ebrcnpsortcn errichtet, an welchen Landlcutc und die Schulen Ausstellung genommen baden. Der Fürst zu Schaumburg-Lippc war durch sein Un wohlsein verhindert, an der Jagd theilzunchmcn. * Eine der „Polit. Corr." auS Berlin zugehendc Mel dung fübrt die wiederholt von berufener Stelle widerlegte und von Neuem verbreitete Nachricht, welcher zufolge Kaiser Wilhelm II. sich anläßlich der Feier der goldenen Hochzeit de« dänische» KöniaöpaarcS nach Kopenhagen begeben »iid daselbst mii dem Zar zusammentrcsscn würde, aus dieselbe Quelle zurück, aus welcher die unbegründeten Meldungen über eine handelspolitische Annäherung zwischen Deutschland und Rußland verrühren. Beide Ausstreuungen seien daran berechnet, die öffentliche Meinung im Interesse der russischen Anleihepläne günstig zu beeinflussen. * Der Gouverneur von Deutsch-Ost-Afrika bat die über Rom eingegangenen Meldungen über einen Aufstank an der Küste ausdrücklich als unrichtig bezeichnet und bemerkt, wenn etwa- über Unruhen in Tanga berichtet werden sollte, die« auf rein locale Reibereien obne Bedeutung zurück- zusühren sei; andere au« Ostasrika in die Presse gelangte Meldungen erscheinen daher al« übertrieben. (Vergleiche gestrige Abendnummer unter „EolonialpolilischeS".) * Wie aus Rostock gemeldet wird, erklärte General lieutenant Graf Fink von Finkeiistein Namens de« CommankoS de« großberzoglich mecklenburgischen HccreS- continczenl« in einer Zuschrift an die „Mecklenburgischen Nackrichten" auch die noch zuletzt von diesem Blatte ausrecht- erbaltene Behauptung, daß ei» vom mecklenburgischen Eommandanten in der Festung Tönitz in Arrest gelegter Grenadier von preußischer Seite durch Waffengewalt befreit worden sei, für vollständig unbegründet. * Der preußische Iustizminister bat behufs seiner Information über de» Verlauf der Untersuchung betreff» des in Xanten verübten Knabenmordes vor einigen Tagen einen Ralb seines Ministeriums an Ort und Stelle entsendet. - In Xanten ist an einem Knaben ein Mord verübt worden. De« Mordes wurde der jüdische EultuS- beamte Schächter B»schoss beschuldigt und man sprach »nd spricht sogar von einem rituellen Mord. Ter Schächter Busckofs ist auch sammt seiner Frau in Unter- suchungShast gewesen, dock ist er a»S der Hast enilasscn worden, obgleich der Criniinalcommissar Wolfs auS Berlin, welcher die Nacksorschiingen führte, den Verdacht gegen Bnsckoff aufrecht rrdallc» haben soll. Antisemitische Zeitungen ent hielten große Berichte über die Aufregung, welche der Mord und die Einstellung der Untersuchung bervorgtrusen babcn sollen. Jedenfalls erscheint eine aulkentische Darstellung de« Sachverhalts und noch besser eine öffentliche Gerichtsverhand lung zur Klärung und Beruhigung der Gemütker am Platze. * Da- preußische HerrenhauSm rtglied, der Vorsitzende de« Fischereivereins Behr-Schmoldow, ist gestorben. « * » * Der Iungczechrnclub de« österreichischen Abaeordnetenbause« drobt in die Brücke zu gehen. Nach einer Melkung de- „HlaS Naroda" haben die Mitglieder des reichörätblicheii Iungczechciiclnbv, die Abgeordneten Spindler, Wobanta und Neniec, die Niederlcguna ihrer Mandate angekündigt, währeuk die Abgeordneten Adamek, Tekly, Troja, Kaslan, Vesely, Slania, Slavik, Mips, Hajek und Blazek erklärt haben, daß die Richtung, in welcher sich Gregr'S bekannte Rede im Abgrordnelenhau« bewege, nickt weiter befolg« werden dürfe. Möglich sei, Laß Vaschati mit seinen radikalen Anhängern den Elub verlasse. Jeden falls werde der Elub sich nicht über diese Session hinaus erl-alten. * Die internationale Gesundheitö-Eonsercnz in Venedig bat ibre Sitzungen aus zwei Tage unter- broche», weil angeblich technische Fragen sladirt werden sollen. Welcher Art dieselben sind, erzieht sich a»S einer Drabi »ackricht der „Times". England suckt bindende Beschlüsse über die Quaraillaine von Handclsschisscn im Suezeanal zu Verbindern, eS stützt sich darauf, daß sieden Achtel der den Eanal passircnden schiffe englische seien, und es will nicht zu- gebcn, daß eines seiner Handelsschiffe auch »ur einen Tag wegen Qnaraintaiiic verliere. Die ..I'^iisw >>» ^lurrainliunv", deren Unzulänglichkeit Oesterreich vcraulaßlc. den internativnalcn Saiiiialseongreß einzuberusen, soll zur Regel gemacht werden. Tic britischen Vertreter wollen den Beschlüsse» der Eonsere»; auch »ur eine bcratbendc Bedeutung zugcstcbc», die ent scheidende AnSsnbrnng des GesundbeitSrcglilativs soll dein Erinesscn deö Khcdivco überlasse» bleibe». Es ist die« eine cbr merkwürdige Auslegung, denn alle gesundheitlichen Vor kehrungen sind nicht wegen Egypten allen, sic sind vielmehr zum Schutze gegen Einichlcppung von Seuchen nach Europa getroffen worden, und da bietet allerdings Egypten» wenn nicht kräftige Maßnahmen getroffen werden, de» Seuchenherd. So lange die Pforte noch über daS Pkaraonen- land uittimschräiikt regierte, war die Eontrole über die Quarantainc strenger, seit der englischen Besetzung ist sic trotz Besserung der »liieren sanilairen Eiilrichliuigen sehr mangelhaft Hoffentlich wird sick aber England den von allen Sceiiiächle» zu beschließenden Ncnerungcli sngcn, sonst köiiiiie es, wenn einmal die Räumuiigssragc auf die TogeS- ortnuiig kommt, leicht der woblwollciitcii Unterstützung der Freunde entbehren. N>chtbei»»»»ig teö Handels ist ja wichlig. noch köbcr aber slchl die Gesundheit und Wohlfahrt der Völker Europa«. * Der FinaiizanSschuß des dänischen Folkething« hat der Regierung eine unaiigcnebinc Uebcrraschuiig bereitet. Durch die Verbindung der Regierungspartei mit der „ver- kandelndc»" Fraelion der Linken bessie daö Miniilcritiiil ans Zugeständnisse bei der Budgetvorlage. Nn» bak die Mehrheit de« Ausschusses dem sbricgSniimstcr die 8 7'.«o m»0 Kronen, welche er sür den weiteren Ausbau der obne Zustimmung des RcickSlagcS begonnenen Befestigung KopenbagenS ver langte. rundweg verweigert, ebenso den Betrag von 720 615» Kronen für das errichtete GcndarincriccorpS, baü auch noch der Genehmigung des Folkethnigs darrt. Dem Marinc- iiiiiiislcr strich inan 887 000 Kronen für Neubauten und An schaffung von Torpedomalcriat — kurz, die Budgctverweigerung siebt wieder aus der Tagesordnung. Das Ministerium Estrup batte schon zu große Hoffnungen aus die Spaltung in der Opposition gesetzt, und es wird seine Erwartung auf Be endigung des VcrsassungöconstictcS unndestcliS bis zu den Nciiwahlcn vertagen müssen. * Die bciintückische Influenza fordert auch im englischen Königsbause ihre Opfer Am gestrigen Morgen verschied in London Prinz Albert Victor Ebristian Eduard, Herzog von Elarciicc und Avondale, der ällcslc Sohn des Prinzen von Wale«, tcS englischen Thronfolger«. Der verstorbene Prinz wurde am 8. Januar 1864 zu Frogmorc-Lodge bei Windsor geboren, er hat somit eben da« achtuildzwanzigste LebcnSjabr beendet. Prinz Albert Victor war mit der am 26 Mai 1867 zu Kensiugton Palace (London» geborenen Fürstin Victoria von Teck verlobt und die Vermählung tcS jungen PaarcS, an welche die englische "Nation die besten Hoffnungen für die Zukunft knüpfte, hcreitS in nahe Aussicht genommen. Der verblichene Prinz war Ritlmeistcr iin >0 englischen (krinoo »t Walon i»v>n 13>virl» Husaren» rcginiciitS und Ebrenvderst des 4. (Prinz Albert Bictor'S Leib-) Bombay Eavallerie Regiment«. Im deutschen Heere wurde Prinz Albert Victor ü la «uita des königlich preußischen HiisarenregimenlS Fürst Blücher von Wabl- slatt (poiiimersches Nr 3) geführt. Der Verstorbene war nach seinem Vater, dem Prinzen von Wales, der nächste Agnat sür den englischen Königsthron. In England ist die Thron folge »ach der SueeessivuSacle (/Lot ot sottlowtnt» von 170t bcz. 1703 geordnet »nd aus die prolcstailtischc» Nachkommen der Prinzessin Sophie von Braunschweig beschränkt. Nach derselben ist strenge Lincalfolge einzukaltcn und eS würde daher der am 8. Juni 1863 geborene zweite Sohn des Prinzen von Wales Prinz Georg in die Stelle bcS Verstorbenen als Agnat eiiizurilckeil haben. Nach diesem zunächst auf de» englischen Thron berechtigt ist dessen älteste Schwester, die seit 1889 mit dem Herzog von Fise vermählte Prinzessin Luise, geboren am 20. Februar >867. * Der Schmerz, welchen der Tod de- Herzog von Clarenee in London verursacht hat, ist ein allgemeiner, die lebhafteste Tbcilnakine giebt sich sür die Verlobte de- Herzogs, die Prinzessin von Teck, kund, welche in der Psleae des Kranken von Beginn an der Prinzessin von Wales Beistand geleistet bat. Die Zeichen der Trauer machen sich in der >Ltadt durchweg bemerkbar. Schwarze Fadnen und Trauer deeorationc» geben der Stimmung der Bevölkerung Ausdruck. Von Sancl Paul ertönt aus Befehl desLord-MayorSda-Traucr geläutc der großen Glocke. Die öffentlichen Festlichkeiten sind sl>Spe»d>>t. Die Abendblätter vom Donnerstag erschienen mii Trauerrand. —Die Blätter beklagen den srühen Tob de« Herzogs von Elarcncc, durch dessen Hinschcidcn die schönsten an die nabe Vermählung acknüpslcn Hoffnungen vernichtet seien und geben ihrem ticsstc» Mitgefühl mit dem unermeßlichen schmerz des Königshauses, welchen das grsanimre englische Volk lbcile, Ausdruck. Der „Mode" weift aus die Tbatsache hin, daß keiner der fünf Hcrzöge von Elarenee, welche in der Geschichte England« vorgekommen seien, Nachkommen hiater- laffen babe. Das Blatt drückt die Hoffnung aus, daß dieser unglückvcrheißcnde Titel nicht wieder verliehen werde. * Einer Meldung auS Konstantinopel zufolge hält man in dortigen diplomatischen .Kreisen die freundschaftliche Beilegung der Assaire Ebadourne für unmittelbar bc- vorstebend. Wie die Mcldm^g binzusügt, sei diese- Resultat in erster Reihe den weisen Dispositionen de« Sultans und der erfolgreichen Vermittelung der bvbrn Pforte zu danken, i» zweiter Reihe aber hätten dazu auch die mäßigenden Ein flüsse, welche die Vertreter der Ecntralmächtr in Kvastantinopel und Sofia geltend gemacht habe», dergetrage». — Za d«a»
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