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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.03.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-03-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189103105
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18910310
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18910310
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1891
-
Monat
1891-03
- Tag 1891-03-10
-
Monat
1891-03
-
Jahr
1891
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.03.1891
- Autor
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Erscheint täglich 6»/, Uhr. Nrdartton und LkPröttim» JohanneSgaffe 8. Ayrrchllun-en -rr Ked«ctio» Vormittags 10—12 Uhr. >!achmlttag< 5— K Uhr. W» bt» uu<«»»« kin,,l-nkler M»n»Icrikl« »«cht sich die NedacuL" nicht verbindlich. Auuah«» der für dir nächstsolgen»« Nu««» »eftf««tr„ Jujrrate an «achrntagen kt« 3 Uhr -iachmtnaa«. an Tanu- «utz Festtagen früh t>ts V,9 Uhr. 2« -r» Filialrn für Ins.-Annahmr: vtla Slem«'» Partim. (Alsretz Hahn), Uiiiversttälssrraße 1, Laut» Lüsche, Kathartuenstr. 11, Part, und König-Platz 7, «tlr bi« '/,8 Uhr. KS. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Dienstag den 10. MLrz 1891. Abonnement-Preis vierteljährlich 4»/, Mk. kn Alt-Leipzig, incl. Brinaeflohn 5 Mk., du di« Post bezogen 6 Mk. Einzelne Sirn. 20 Pi Belegexemplar 10 Ps. Gebühren !ür Extrabeilagen (in Taaeblatt-Fonnat gesalzt« ohne Postbesörderuiig «>fi Mk., Mit Postbesürderung 70 Pik. Inserate 6 gespaltene Petitzeile 20 Pf. Gröbere Schriften laut uni. Pret-vrrzelchnisz. Tabellarischer u Zisfernsatz nach höherm Tarif. Urelameu unter dem Nedacttonsstrich die Sgespalt. Zeile bOPs., borden Famtliennaebrichtea die 6 gespaltene Zeile 40 Ps. lierate sind stets an die Expedition zu lenden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prneuuluernnäo oder durch Post nachnahme. Ins« s« 85. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Lekanntmachrmg. >le Sntschädlgnng für die HI. Quote der vom LS. Januar bis 1 Arb»! Die , , mit 3. Februar d. Js. in der Alle-, Brau«, Bahnhof-, Canal- Carl-, Carl Heine-, Erdtnann-, Friedrich-, BleiS-, Mühlen-, Nonnen-, Post-, Schmiede-, Stein-, Schul-, Turner-, Thüringer und Zschocherschrn Strohe in Lelpzig-PIagwitz einquartiert gewesenen Truppen vom Söutgl. 7. Jusanterir-Aegiinent Rr. 106 kann in den nächsten 8 Tagen bei unserem Ouartieramte, Stadthan«, 3. Etage, Zimmer Nr. 143/145 erhoben werden. Der den Quartierzettel Borwriseud« gilt al» zur Empfangnahme berechtigt. Leipzig, den S. Mürz 18S1. Der Rath der Ltadt Letuzi,. »ä x/n 2335. vr. Georgs. Lamprecht. Auclions-Lekanulmachung. Mittwoch» den 11. diese» Monat», vormittag» von 9—12 Uhr und Nachmittag» von 2 Uhr an sollet» km Tladlhausr, Eingang Miiblgasse Nr. 1, verschobene WirthschaslSgegensrände, Kleidungsstücke, Taschen uhren, 'Ringe, Schuhwerk, 1 Nähmaschine, 1 Waorrnschrank, 1 Opernglas und verschicdcne andere Gegenstände an den Meistbietenden ,r»cn sofortig« haare Bezahlung offent- lich versteigert werden. Leipzig, am 7. März 1891. Der Rath der Stadt Leipzig. Hübschmc Ick. 13062,90 u. s. w. vr. Georgt. Hübschmann. vermiellMZ. Eine im Erdgeschoß de» rechten Seitengebäude» de» der Stadt- oemelnde gehörigen Hausarundstücks Marks Rr. 14 gelegene kleine Rtedertage ist vom 1. April da. As. an gegen «uwlerieljährtge Kündigung anderweit zu vermtethen. Miethgejuche werden auf dem Rathhaus«, 1. Eloge, Zimmer Nr. 8 tnlgcgeiigenommen. Leipzig, den S. Mär« 1891. Der Rat, der Stadt Leipzig. Io. 994. Vr. Georgt. Wagner. Erledigt Lkkannlmachung. Tie Einlösung der am 31. dtrseS Monat» älliaen Zinsscheine der 3'/., Leipziger St-dtanleihe von 1887, Serie 11 (ck. ck. 31. März 1800^ erfolgt bereit» vom »6. dirsrü Monats ab bei unserer Stadtcasse in den Stunden von 9 Uhr Bormittag» bi» 1 Uhr Mittag». Leipzig, am 7. März 1891. Trr Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. C. Schulze. In. 505. Lekauntmachung. Wir bringe» hiermit zur össentlichen Kenntntß, daß da» bisher im Rathhauje, I. Qbergelchob, Ziminer Vtr. 8 befindlich gewesene AiispecttonS-Bnreau der LtaStische» Markthalle von heute ab nach letzterer verlegt worden ist. Eingang zu dem genannleu Butcau: Ecke Roßplatz und Markt hallenstraße. Gleichzeitig machen wir darauf aufmerksam, daß unbefugte» Be treten der inneren Räume der Markthalle streng verboten und nur mit Genehmigung der Inspektion gestattet ist. Leipzig, den 9. März 16!>I. Lrr Nath dcr Ltadt Leipzig. Vr Georgt. Schulze. Lant anher erstatteter Anzeige ist die für den HandlnngSreisenden der Firma: Albert Heine in Leipzi,,-Gohlis, Wilhelm Hetzer, vier- amt« am 9. 1. ». a. unter Nr. 551X ausgestellte Gewerbelegitima- ttonökartr abhanden gekvnimen. Zur Verhütung von Mißbrauch wird dieselbe hiermit für ungmig erklärt. Leipzig, den 5. März 1391. Da» Polt^eiamt der Stadt Leipzig. Hat sich unser, Bekauutmochung vom 31. Auki vvrig« 8»hre«, de» Handarbeit« Jähem« Julius Eart Schulz« betreffend, durch Aufarelfung de» Genanntra. Leipzig, den 28. Februar 1391. Der Rath der Stadt Leipzig. (A r m « n a m t.) X. L. IV» 65S/S1. Heutschrl. Hr. Webstahls-Lekanntmachung. Vestohleii wnrde laut hier erstattetrr Anzeige: 1) 34 Schock Eier in 6 Weidenkörben und einem Lragkorbe und 139 Stück Käse in einer Kiste, vom 28. Februar bi» 1. d. M. Nacht» mittelst Einbruch»; 2) ei» Opernglas mit schwarzem Gestell, iu schwarzem Leder- fntieral mit dcr Firma 0. Hocker, voipoig^, Anfang Februar d- I.; 3) 8 Rrvolner, 2 TeschinS uud «tu Pistol, sowie 2 Schachtel« «tt Munition, am 28. v. M.; 4) 2 Tischtücher X." g«i., 2 weide vettüderzüaeX." ge»., 2 wris;c Bettdecke« und 3 halbe 3«>»vorhang«, vom 4. bi» 5. d. M. ; 5) ein Regenschirm mit schwarzem Gloriabezug uud geradem Naturstab mit wnrzelartiaein Griff, am 3. d. M.; 6) ein Frack von schwarzem Tuch, mit der Firma „v»nl Hüller, IVnrren' im Henkel, vom 23. bi« 24. v. M.; 7) ein Damcn-Paletat von schwarzem Plüsch, mit Quetschfalten und Posamentenbesatz, schwarzen übersponnene» Knöpfen und Steh- kragen, von Mite Januar bi» Ende v. M.: 8) ein Winterirberzteher von bläulichem glatte» Stoff mit Sammctkragen und bunlcarrirtem Futter, sowie mit einem Brand- loch im Unten Aerinel, am 21. oder 22. ». M.; 9) eit» Wtnterkberzikher von graubraunem Stoff, mit eben- solchem Sammetklaacn, grau- und weißcarrirtem Kutter, einer Reiye Knöpfe mit verdeckter Batterie und Kettchenhenkel, am 26. d. M. 10) ein Wtnterübrrzieher von olivjarbigem Stoff, mit schwarzem Sammetkragen, schwarzem Futter uud schwarzen Hornknöpsen. ein weißseidenes Halstuch, ein braun- und weißgestrcifter LhltPS, sowie verichieden« Legittmattonspaptere, ans „Xibart SSobchx" aus Wolsenbiitlel lautend, am 3. d. M.; 11) ein Wtnterüberzteher von dunkelgrauem Stoff schwarzem Sammetkragen und grau« und weißgestreiftem F am 28. v. M.; 12) ein Nein« Ballen, signirt: tt 1828", haltend 10 Pfund braunes, 5 Pfund blaue», 5 Pfund rotbbraunes war« und 5 Pfund roh Knitting, sowie 1 Pfund dunkelblauen Hanfzwir«, am 4. d. M.; 13- eilt Handtsagrit, braun gestrichen, mit Lettern, augebrochener Deichsel und nur 2 Radkapseln, ain 4. d. M. Etwaige Wahrnehmungen über den Verblieb der gestohlenen Gegenständ« oder den Thäter sind ungesäumt bei unser« Lrinrtnal- Ablhetlung zur Anzeige zn bringen. Leipzig, am 7. Mär» 1891. Ha» Polizei-Amt »er Stabt Leipzig. Bretschnetder. W. Post-Sendungen nach Wien. mit uttcr, ent- v. 1142. Bretjchneider. K. Durch Vermittelung des Kaiserlichen Lbrr-Post-DirectorS ist der Handelskammer »in Berzelchnlß der BcstellnngSbezirk« der P ' Anstalten im II., III., V. und IX. Wiener Stadtbezirke zugegana dasielbr enthält 1. ein Berzcichniß der Straßen, Gassen, Bahnhöke und großen Wohnhäuser (Höfe) iu den genannten Bezirken, sow II. ein Berzcichniß der in dielen befindlichen Aemter und Behörden Badeanstalten, Casernen, Coniulale. Geiandlschallen, Heilanstalten Hotels <Gasthüse- und llnterrichisanstallen. Au-dcr vorausgeschickten Notiz geht hervor, daß in de» fraglichen Bezirken die Post-Pcstell- äwter vermehrt worden sind. Bei Sendungen nach dem II, III V. und IX. TtaSlbezirt muß deshalb außer die'cm auch brr z» treffen»« Pastbcftrll-Vrztrk in »er Anfschrtst anargrdci werbe«, z. B. Men II./I, Lessinggasse, u. s. w. Diese Angaben nicht z» unterlassen, liegt tm eigenen Interesse der Absender, weti sie »ine wesentliche Beichlennigung dcr Zuführung der Sendungen an da- zuständig« Bestell-Amt und dadurch auch der Bestellung ermöglicht. Do« Berzelchniß liegt -ns der Kanzlei der Handelskammer, Neue Börse, Tr. H, 1, zur Einsichtnahme au«. Leipzig, de» 9. März 1391. Die Hau»el»kO««er. A. Thieme, Vorsitzender. vr. Gensel, S von -er Salkliichalbinsel. Dir Ereizniffe in Lestcrrcich-Unaarn, Italien und Frank reich haben di« öffentliche A ifmcrisamkcit schon seit Ende Januar so ausschließlich in Anspruch genommen, daß den Bewegungen, weiche mehrere Balkanstaaten in neuester Zeit durchwachen, kaum ein flüchtiger Btick gewidmet werden konnte. Und doch sind diese Bewegu.igen dcr vollen Beachtung Werth, weil sie zeigen, daß Serbien, Bulgarien und Rumänien trotz aller darauf gerichteter Anstrengungen nicht zur Ruhe komm«» könnet». Serbien uud Rumänien haben soeben neue Regierungen erhalten und da» neue Ministerium in Ru mänien ist dnrH ein Mißtrauensvotum der Kammer genöthigl worden, dein König die Entscheidung zu unterbreite», ob er ein andere» Ministerium ernennen oder die Kammer auflösen wolle. Der König hat sich für die Auflösung dcr Kammer entschieden, Rumänien steht demgemäß vor Neuwahlen. Die Ursackien der Krisis liegen aus dem Gebiete der auswärtigen Politik, eS ist das alte Lied von dem Kampfe des russischen gegen den österreichischen Einstuß, welches Rumänien so wenig zur Rübe konimen läßt wie Serbien. Oesterreich hat nur geringe Hoffnung, baß eS Pasitsch aelinacn werde, was Gruitsch nicht gelungen ist, den radikalen Einflüssen zu widerstehen. Nach österreichischer Auffassung ist Pasitsch dazu weniger geeignet als sein Borgänger, weil ihn seine Vergangenheit daran hindere. Seine guten Vorsätze würden voraussichtlich an dcr Thatsachc scheitern, daß dcr un verantwortliche Führer des radicalen (5lubS dem verantwort lichen Ministerium dir Richtung vorzeichnc. Die Verhältnisse, welche König Milan zur Abdankung getrieben haben, wirken auch unter der Regenlscbaft fort, e- bcstekt ein unausgesetzter Streit um den Ausgleich von Gegensätzen, welche nur durch eine feste Hand ausgeglichen werden können, und an einer solchen fehlt eS. König Milan ist nach Belgrad geeilt, um seinen Sohn den gegenwärtigen Schwierigkeiten gegenüber nicht ohne Schutz zu lasten. Seine Ankunst traf mit dcr Enthebung deö Pro fessors Milovomovitsch, eines der angesehensten Radicalen und StaatSsecretair im Auswärtige» Amt, rnsammen, und eS ist selbstverständlich, daß die Anwesenheit Milan » auf den Gang der Ereignisse in Serbien nicht ohne Einstuß bleibe» wird; er soll sogar auf den direct ausgesprochenen Wunsch dcr maßgebenden Persönlichkeiten nach Belgrad gekommen sein. Die Regenten und die Minister empfingen ihn auf dem Bahnhof, ein Beweis, daß seine Ankunft ihnen erwünscht war. Auch mehrere Vertreter auswärtiger Mächte halten sich rum Empfange de» abgcdankten Königs cingefunden. Man ist unter diesen Umständen zu der Auffassung berechtigt, daß in Serbien ein Zwitterzustand besteht und daß die Macht nach wie kor in den Händen des Königs Milan ruht. Die Regentschaft sieht sich den Schwierigkeiten dcr Lage nicht gewachsen und sucht uns findet Anlehnung an den früheren König. Die Versuche der Königin-Mutter Natalie, die maßgebende Stimme im Lande zu erhalte», sind erfolglos geblieben, man weiß, daß sie lediglich als Ver treterin dcr Wünsche Rußlands zu betrachlcn ist, und ob wohl man sich scheut, Rußland gegenüber die volle Unab hängigkeit deo Landes zu wahren, so glaubt man doch, daß Serbien sich nickt vollständig OesterreichUngarn in die Arme Wersen soll. Oesterreich-Ungarn bewahrt diejenige Zurück haltung, welche eS sich stets zur Pflicht gemacht bat und welche Keule um so empfeblenSwerther erscheint, nacktem sich eine größere Herzlichkeit zwischen den Hosen in Wicn und St. Petersburg entwickelt hat. Serbien ist durch seine geo graphische Lage und durch seine wirthschastlichen Inikreisen auf gute Beziehungen zu Oesterreich-Ungarn angewiesen und kann sich den Folgen, welche sich daraus ergeben, nicht will kürlich entziehen. Deshalb muß jedes Ministerium, mag nun Gruitsch oder Pasitsch der Leiter sein, gute Beziehungen mit Oesterreich unterhalten. Die Unzulänglichkeit der Regenlsckast im Kampfe mit den Schwierigkeiten der Lage ist schon wiederholt in der 'An lehnung an König Milan zum Vorschein gekommen. Ist Köniz Milan in Belgrad, dann wird über sei» Verhalten Klage geführt, weil eS dcr Rcgenlschaft Steine in den Weg wälze; befindet er fick i:n AuSlantc, dann flickt man ihn zur Rückkehr zu bewegen. DaS mag für ihn schmeichel haft sein, aber eS führt ihm andererseits zu Gcmülbc, daß er einen wesentlichen Theil der Schuld an den bestehenden Verhältnissen trägt. Durch seine Abdankung bat cr seinen Sohn zum Ziel der Ränke seiner geschiedenen Gemahlin gemacht. König Alexander bildet de» Rückhalt flir die russischen Umtriebe, aus seine» Namen verfolgen die Par- leien ihre Zwecke, die mit der Wohlfahrt de» Landes nur lose zusammrnhangeu. Der Heranwachsende ILugling kann seines Leben- nicht froh werden, ein unerbittliche- Schicksal hat ihn aus den Armen einer liebenden Mutter gerissen, sein Vater bält sich nur vorübergehend al- Gast in seiner ehemaligen Hauptstadt auf und macht dadurch den Mangel dcS elter lichen Hause« seinem verwaisten Sohne nur um so fühl barer. Wohl mag den König Milan schon manchmal das Gewissen an da- Unrecht gemahnt haben, waS cr gegen seinen einzigen Sobn und Erben begangen hat, aber das Geschehene läßt sich nicht ungeschehen machen, die Zeit schreitet rastlos fort und fordert die Unterwerfung unter ihre Ansprüche. Nur wenige Jahre fehlen noch an der Großjährigkeit dcS Königs Alexander, dann wird er sich genöthigt sehen, mit eigener Kraft in den Ganz der Entwickelung Serbien« einzugrcifcn. WaS dann geschehen wird, entzieht sich der Erkenntlich dcr Gegenwart, aber eS liegt nahe, das Verhältnis; zwischrn Vater und Sobn al- eine Klippe der Zukunft zu betrachten. König Milan ist ein noch ziemlich junger Mann, er hat in einem Alter die Bürde der Regierung von sich geworfen, in welchem viele Herrscher sich noch im Stadium der Anwartschaft aus den Thron befanden. Die Frage drängt sich auf, WaS Milan thun wird, wenn zwischen ihm und seinem Sohne keine Regentschaft steht und die Königin Natalie sich gleichfalls berufen fühlen wird, ihre mütterliche Autorität gellend zu machen. DaS sind Verhältnisse von einer Tragwcitr, die sich beute noch nicht ermessen läßt, und die vielleicht niemals in Kraft treten werden, aber trotzdem schon ihre Schatten voran« Wersen. In Bulgarien herrscht augenblicklich äußerlich Ruhe, aber diese Ruhe wird bcinlrächtigl durch die Bestrebungen Ruß lands, Bulgarien als den Herd nihilistischer Umtriebe zu verdächtigen und die Regierung durch Beschwerden über unge rechtfertigte Ausweisung russischer Unlerlhanrn zu beun ruhigen. Bulgarien ist durch lange Gewohnheit darauf an gewiesen, sich russischer Umtriebe zu erwehren, eS hat mit russischen Untertbanen die schlimmsten Erfahrungen gemacht. Die Mordanschläge auf die Fürsten Alexander und Ferdinand sind durch russische Unterthancn veranlaßt worden, und die bulgarische Regierung ist gewiß froh, wenn sie sich solcher Gesellschaft ohne Schaden entledigen kann. Jetzt befindet sich die Regierung in einem Kreuzfeuer. Einer seits wird ihr zum Vorwurf gemacht, daß sie Nihilisten Unterkunst gewährt, und andererseits, daß sie friedliche russische Untertbanen auSweist. Es ist gewiß sehr schwer, hier die richtige Mitte z» finden, besonder« wenn die Annahme berechtig, ist, daß der vorgeschützte Zweck der Beschwerden nu. dem Streben entspringt. >ie bulgarische Regierung für Dinge verantwortlich zu machen, an denen sie absolut unschuldig ist. AuS der gegenwärtigen Sachlage auf der Balkanhalbinsel ist immerhin zu entnehmen, daß Rußland nicht auf eins große Action sinnt, sonst würde eS auS den gegebenen Thalsachcn die gewichtigsten Schlüsse ziehen. * Leipzig, 10. März. * Di« besondere Auszeichnung, die der Kaiser dem Referenten dcr Budgelcommission für den Marine-Etat, Herrn v. KoSciclSki, erwiesen hat, beweist aus- Neue, mit welchem Interesse und welchem Eifer der Kaiser die Einzel heiten der parlamentarische« Bcrathungcn verfolgt. DaS Bild, da- er zum Geschenk erhalten hat, ist eine Verviel fältigung de- großen Gemälde- des 1686 in Rotterdam ge storbenen holländischen Maler- Lievr Berscknirr. ES stellt die sämmllichen Seeschiffe keS Großen Kurfürsten auf offener See dar, die au der Flagae, rotbe Adler in weißem Feld, kenntlich sind. DaS Bild ist von Vcrschuier 1684 vollendet, etwa anderthalb Meter hoch, zweieinhalb Meter breit. Es war lange Zeit so gut wie verschollen, wurde aber beim Regierungsantritt de- gegenwärtigen Kaisers aus seiner Vergessenheit hervorgeholt und erbielt seinen Platz im Gor- tragSzimmer des Kaiser« im königlichen Schlosse biersc'.bst. Seitdem ist eS auch gelungen, die Namen der sämmtlich dar- gestelllcn Schiffe aus den Acten wieder festzustellen und diese Namen hat dcr Kaiser auf dem Herrn v. KoScielski geschenkten Bilde eigenhändig eingetragen. DaS Gemälde war übrigens im vorigen Jahre auf dcr von der kunstgeschichtlichen Gesell schaft veranstalteten Ausstellung von Werken der nieder ländische» Kunst dcS 17. Jahrhunderts auSgestclll und hal damals große Beachtung gefunden. * Nach einem Berliner Telegramm des „Hamburgischen Correspondcnten" sollen die Gerüchte von dcr bevorslckciidcn Demission deS EuttuSministcrS von Goßler jetzt mit größerer Bestimmtheit anstreten. In unterrichteten Kreisen werde der Oberpräsidcnt von Posen, v.Zcdliy-Triitzschler, als Nachfolger Goßler'S bezeichnet. Es muß dahingestellt bleiben, wie weit da« Hamburger Blatt in dcr Thal gut unterrichtet ist. * Zu dcr geplanten RcichStagScandidatur Bis marck s meldet noch die „Nationalliberale Korre spondenz": „Eine nationalliberale Wählerversammlung zu Llterndorf hat am 5. d. M. die Ausstellung de« Fürsten Bismarck als NeichStagScandidaten dcS 19. hannoverschen Wahlkreise« beschlossen. Die Einwilligung des Fürsten Bis marck erscheint nach dem Besuche deö LandtagSabgcordnclen Schoos in FriedrichSrub gesichert. Die Wahl wird am 15. März stallfindc». Der Wahlkreis stand bisbcr ununter brochen in nalionalliberalem Besitze und war laiige Jahre durm Herrn v. Bennigsen vertreten. Der Wahlsieg de« Fürste» Bismarck ist sehr wahrscheinlich. Im Jahre 1890 crkiellen im 19. hannoverschen Wahlkreise bei der ersten Wahl die Nationalliberalen 8086, die Freisinnigen 1798, die Welfen 2332. die Socialdcinolrate» 4888, bei dcr Stichwahl die Nationallibcralcn l.3 722, die Socialtemokraten 6255." * AuS Weimar wird »nS geschrieben: Der wichilgsie Gegenstand der Berathiing dcr Land lagSsitz »ng am Tonnabend besiand in der ersten Lesung der Regierungsvorlage, betreffend die durch das Hochwasser im November t>. I. derbet- gesiidrleii Schäden. Nach dem Ministeriatdecrele solle» a» Ge meinden imd Private zur Iliebweiien Enlickmdiguiig .ckl zur Verlbellung gelangen, ivährend für staatliche Zwecke Vor- arbeite» sur Fliiüregulirunaen, suc Brückenbauten, Schutzdämme, Llraßcnlierstellnngen rr. — 275 000^ aus den vorhandenen lieber- ichüffen gefordert werden. Der Staat-minister v. Gros; vertrat die Ansicht, baß die Größe und Ungewöhnlichkeit de- Unglück-, da« öffentliche Interesse und die bervorgctretene Bedürftigkeit die Tiaats- bille rechtfertiglen, das; aber die vorhandene» nur bescheidenen Mittel und l>e in nächster Zeit erforderlichen ionsiigen Ansgaben außergewöhnlicher Art eine gcwiffe Beschränkung bedingten. Tt« spectelle Vertheilung solle einer besondere» Commission überlassen bleiben. Im Hause stieß die Vorlage au; keinerlei Widerspruch, wurde vielmehr allseitig sympathisch begrüßt Ter Abg. Dornbluth (Jena) erklärte die uriprüngliche Schädcnbcrechnung für noch viel zu niedrig und wollte die Regierung ermächtigt wissen, eventuell »och eine höhere Summe zu verau-gaben. Seitens des Abg. v. Wurmb wurde angeregt, den Beschädigten auf längere Zeit unverzinsliche Darlehen zu geben und durch gesetzliche Bor- chriften eS zu ermöglichen, daß die immer gefährliche Anlegung von Gebäuden im Jnundatton-gebiete Verbote» werden kann. Auch sei aus die Anstellung eines besonderen WasserbantechnikerS Bedacht u nehmen. Dcr Abg. Matthe- (Eisenach) bat, auch die Mvbiliar- chädcn in den Unterslntzungsplan einziibezieben und zur lduiilichsten Bermeidung der Wiederkehr solcher Ereignisse eine Aufforstung der kahlen und stellen Bergabhänge anzustrcbe». Pom Abg. Döllstädt -Weimar) wurde eine Verbesserung der baupolizeilichen Borschristen im Saalegebiete angeregt, weil dort zahllose Gebäude in Stadt und Land auch den elementarsten Bestimmungen einer veriiünfllgen Bauordnung keineswegs entsprächen und so eine stete Gefahr blieben. Präsident Müller verwies aus de» Umstand, daß die Ansammlung von Ueberschüssen sich hier wieder einmal >alS segensreich darstelle, und erachtete es für geboten, bei solchen Unfällen keine allgemeinen Grundsätze für die SlaatSbilfe anszusteUcn, sondern beim Urtheile lediglich zu speeialisiren. Abg. v. Rolenhan incinte in Betreff der Mobiliar-Entschädigung, daß der Staat kein Wohllhüter im vulgären Sinne de- Wortes ;ei, sondern sein Eingreifen voin eigenen Interesse abhängig zu machen habe. RegiernngScommissar Stier präcisirte den Slandpunct deS Ministeriums dahin, daß sich die Gcwäkrung unverzinslicher Darlehen aus vielen Gründen doch nicht empfehle, wie auch eine Unterstützung für erlittene Mobilarschäden doch zu weit gehe und in erster Linie den Wohlhabenderen zu Gute kommen würde. Di« übrigen gehörten Wünsche sollten thunlichst Berücksichtigung finden. * DaS bayerische „Militair-VerordnungSblatt" ver öffentlicht einen Gnadenerlaß des Prinzregenlcn für die Armee, welchem zufolge alle die Dauer von 6 Wochen nicht überschreitenden DiSciplinarstrafcn und militairgericht- lichcn Freiheitsstrafen (Ehrenstrafcn auSgeschloffen) vom 11. März ab erlassen sind. * * « * AuS Wien, 7. März, wird gemeldet: In Hernals und den übrigen Orlen dieses WablkreiseS fanden den ganzen Tag bedenkliche Ruhestörungen statt. Die >Locialde m »traten stürmten die Agitation-locale dcr Liechtensteinpartci. Zn einzelnen Kaufleuicil, nanicntlich zu den Braiinlweinschäiikern, kamen Personen »lil dcr Drohung, eü werde Abends eine Plünderung dcr Kaufläden statlfinden, fall« Prinz Liechtenstein unterliege. Die Polizei traf um- sasiende Vorkcbrunaen, besetzte Abend« sämmlliche Hauptstraßen und sperrte den RatbbanSplay ab, wo der Hauptwahlacl vorgenommen wurde. Die Straßen sind von einer ungebcurcn Menschenmenge besetzt. Berittene Polizei bält den Verkehr aufrecht. Man hegt große Besorgnisse über den weiteren Verlauf de« Abends. * Dem Herkommen gemäß, welches scstsctzt, daß der Monarch alljährlich eine gewisse Zeit in Ungarn verbringe, hält Kaiser und König Franz Josef jetzt in Ose»-Pest Hof. Tag für Tag verkehrt er mit einer großen Anzahl von Personen, und bei den Hoftafcln, zu denen sonst nur treue Anhänger dcr Negierung geladen wurden, sieht man jetzt auch Mitglieder der äußerste» Linken, mit denen der Kaiser gemeinhin längere Gespräche führt. Kürzlich fand ein solches Mahl statt, bei dem beispielsweise der Abgeordnete Heisy zugegen war, von dem eS bekannt ist, daß er der in timste Freund, so zu sagen der Privatsecrctair Kossuth'S ist und dessen gcsammte Verbindung mit Ungarn vermittelt. Ferner der Abgeordnete Ugron, dcr während der berühmten Wehrgcsctzdcballe sich durch die radicalstc Opposition auS- zcichnete. Außer in Italien sicht man vielleicht nirgends in der Welt Radikale von solcher Entschiedenheit in dcr Umgebung eines Monarchen. Beide Abgeordnete sieben nicht nur in grundsätzlicher Opposition zur Regierung, da sie die staatsrechtliche Grundlage von 1867 nickt annabmen, sondern sie bereiten i» diesem Augenblicke einen fast leidenschaftlichen Kampf in Sachen der Verwaltung vor. Bekanntlich will die Regierung die ge lammte Verwaltung verstaatlichen; dagegen tritt die äußerste Linke für die bestehende Walfi der Beamten ein und fordert, daß zum mindesten neue Parlanicnlöwablc» ausgeschrieben werde», ehe diese bedeutsame Ncucrung eingcführt wird. Die äußerste Linke droht sogar mit Obstruclio», wenn die Regierung die VcrwaltttiigSrcforinvorlagc» mit dem jetzigen Reichstage durch führen wollte, lieber alle diese Dinge unterhielt sich dcr Kaiser sehr unbefangen mit den Abgeordneten. Diese sagte» ibm respektvoll ikrc Meinung; dcr Monarch erklärte sich ziemlich lebbast für die Verstaatlichung; aber darum war und blieb der Empfang eben so gnädig, wie derjenige, der den anwesenden Mitgliedern dcr Regierungspartei zu Theil ge worden. Auch sonst führt dcr Monarch in Pest ein äußerst ruhige- Dasein. * AuS St. Petersburg wird dcr „Nationalzeituiig,, vom 2. d. geschrieben: „Dcr dirigirendc Heilige Sviiod gicbt in seinem ofsicicllcn „AinISblatt" c»ic längere Dar stellung einer wuiiderbareu Heilung eines vierzcbn- läbrigc» Knaben durch ein wuntcrlbäliges Mutter Gottcsbild in Petersburg. Dcr Knabe war unrettbar dem Tode verfallen, seinem Ente unter schrecklichen O.ualcn nabe, als er in Folge eines Traume« in eine bcstimmle Kficke ge bracht werde» wollte, und dort, vor dem Heiligenbilde, crbob sich der nahezu tobte Knabe plötzlich mit de» Worten: „Ick bin gesund!" — lind cr ist seitdem gesund Im Volke bat diese Erzählung große Aufregung bervorgerusc», die durch die ossicielle, den Sachvcrkalt bestätigende Bekanntmachung deö SynodS zweifellos »och wachse» wird." * Wir lesen im „Hamburgischen Eorrespon- denten": „DaS Pariser Blatt ,.La Paix" weiß an- einer ihm zu gegangenen Berliner Lvrrespondciiz zn melden, daß it alter Will-elin mit nimmer müder Energie das Ziel verfolgt, ein scsies Etii Verständnis! mit Frank reich licrbcizusüdre». Wenn da- mit gesagt sein soll, daß die Politik unseres Kaisers eine friedfertige sei, daß er »ach allen Richtungen bin gute- Eiiivernelinicn mit Dcutschlands Nachbarn ausrecht zu erhalte» bemüht ist, so habe» wir gegen jene Meldung nichts cinzuwcnden und nur zu bemersen, daß ge nicht» Neues bringt: wenn fic aber, wie e- bei der Liebedieneret eines Tbeils der franzüsüchen Presse wahrscheinlich ist, daraus hin zielt, dcr französischen Eitelkeit zu schmeicheln, den Franzosen zu lagen, daß die deutsche Freundschaft ihnen sozusagen ans dein Prä- senlirteller enigegengebracht wird und sie sich nur zu bedienen haben, ui» derselben lheilhaftig z» werden - so liegt in obiger Millheiinna de« Pariser Blatte« ein gänzliche» Verkennen der Lage. Weder bei dein deulichen Kaiser, noch bei d,in deuiichen Volke besieht das Ver langen, grickweige denn das Bedürfnis,, sich „n, die französische Gunst zu bewerben, und man lau» jeweils dcr Bogeic» »beizen,t sein, daß erste Schritte zur WiederhcrsteUung srcunonachbarlichcr Beziehungen zwischrn Deutschland und Frankreich sicherlich nicht von deutscher Seite erfolgen werden.'
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