Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.12.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-12-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189012207
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18901220
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18901220
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1890
-
Monat
1890-12
- Tag 1890-12-20
-
Monat
1890-12
-
Jahr
1890
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.12.1890
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
sri» adrig —, »tt,»« ß-nz Rnbe^« ertlyartel ßaden^ als inWirb- lichltll ihrer harrt«; vielleicht werden ste auch eia wenig ent täuscht gewesen sein und mit rioem schmerzlichen Auarn- ausschlag da« kleine Awlumen der Stimme vrNagt haben. Aber w!e die größte Weisheit der Welt darin besteht, stet« mit gegebenen positiven Verhältnissen rechnen zu können, so werden auch jene, die — wie wir — im Andenken an da« erst« von yrau Sandersou selbst veranstaltete Coocert längst hinweg waren» über dir kleine Ent täuschung. welche un« die für den großen Gewandhau«saal kaum au«reichendr Stimme bereitete, um so sreudiger und nachhaltiger berührt worden sei» von dem Adel der echten -Tunst, welcher allen BorirLaea der Sängerin eigrnthümlich ist. Wenn Frau Sanderson singt, so wird man an die kunst vollen venetianischen Goldschmiede erinnert, welche mit einer kaum erreichten Kunst da« edle Metall zum Träger der zier lichsten Aomutb erhoben: auch Frau Sanderson ist eia» Meisterin de« Filigran«, sie cisettrt wie rin Goldschmied, und unbeschreiblich ist die Zartheit und di« Aomuth ihrer vom musikalischen wie vom poetischen Standpuncte au« vollen deten Leistungen Da die Sängerin außerdem ihren Bor namen „i seiner Assonanz an die zarte Line reizend illustrirt, da sie ferner mit einer milden, weich ab^tönten Cogurtterie unk mit einem ausdrucksvollen Mienenspiel die seelischen Erregungen ihre« Innern wie ein Empsindung«ccho ihrer Gesänge «ach außen restectirt, so erreicht sie mir ihren Bor- trägen ein« Wirkung, die sich mit nicht« al« sich selbst vergleichen läßt. Frau Sanderson sang eine interessante, durch kostbare, wahrhaft ätherische Instrumentation berückende Gesangsscene ,.On 6uptivv" von Brrlioz und dir von Herrn Eapellmeister Prof !>r Reinecke mit herrlichster Kunst begleiteten Lieder „Die Kartenlegerin" und .Dir rotbe Hanne" von Sk. Schumann, und von August Bungert zwei Tannen Sylva-Liedrr; unver geßlich wird un« der Bortrag .der rothen Hanne" bleiben; da« war ergreifend, erschütternd und doch so voll von Gnade, von Trost und Erbarmen. Daß Frau Sanderson eine musterhafte Klarheit der Bu«sprache zu Gebote steht, daß ihre gesangliche Ausbildung der Schule Stockhausen - alle Ehre macht, sei nebenbei bemerkt. Da« Publicum zeichnete die Sängerin mit großem, langanhaltendem Beifall au«, für den mit der Wiederholung der Schuniann'schen „Kartenlegerin" :u danken sic nur schwer sich entschließen zu können schien. DaS Repertoire Frau Sanderson « scheint demnach ein ziem lich eng begrenztes zu sein. Tie Orchestervorlräge de« Abend« iimfasjlcn unter der Leitung des Herrn CapeUmeister Prof. Iw. Reinecke Schubert'« äußerlich unvollendete, aber innerlich vollendete II mn» - Symphonie, ein Bild voll von rührender Schönheit, überströmt von einer au« tiefstem Herzensgründe emporgucllenten Innigkeit, überwältigend durch die furchtbare Tragik seines Inhaltes; sie umfaßten einige genial alter- tbümelncc Stücke „Air und Rigaudon" von Grieg, der Suite „Aus Holberg's Zeit" entnommen, und die in Lebenslust glühende^,!»!- Symphonie Beethoven'-, eine von den Lieblings- Syuixhouie» des deutschen Bolle-, da« von dieser göttlichen Dithyrambe stet- zu lautem Jubel sich sortreiße» ließ und sich damit sehr vorlheilhaft von jener Eligue unterschied, als deren Wortführer eine Zeit lang leider C. M. von Weber sungirte. Schrieb man doch von dieser Symphonie: „Nun haben die Extravaganzen diese» Genie« da« plus ulten erreicht und Beethoven ist nun ganz reif für da« Irrenhau«". Ter Neid der Musiker auf einander verdiente sprichwörtlich zu werten. Beethoven mag sich freuen, daß er bereit« klassisch rst; lebte er »och, es würde iom recht sauer werden, keinen 'Neid ru errege». Tic Ausführung aller dieser Werke war eine schwungvolle, technisch völlig tadellose, der man mit Recht lebhaften Beifall zollte. F. Pfohl. 1t Leipzig, 19. December. Am gestrigen Abenb htelk die Für;! in Litt« Dolgoruck» mit ihrem rusfiichen Damen-Orchester ui der „Albcrthalle" oeS Krhslollpalastr« ihren Einzug und fand »ameuttich mit de» Vorträgen, bet denen ihr selbst der Haupt- niilhcit zusiel, anhaltenden Betfall. Fürstin Lotgoruckt ist ent. schiede» eine erste Geigerin von hervorragender, technischer Fertig, keil, die sie in der Schule eine« Meister», wie WieniawSky, sich aiieignen mußte. Ihre Bvgensührung ist sicher und gewandt, ihr Lo» rem, weich und von jenem singenden Klange, der alS eine besondere Schönheit de« Gelgenspiele« angesehen wird. Sie besitzt eine teneidenswerthe Ausdauer und ein Feuer de« Bortrage«, da« sie zuweilen zu einem überhasteten Tempo verleitet. Ta» war uaiiiemljch bet dem Woidlcusci'icheo Walzer der Fall, welcher au, Schluß Le« ersten ThetleS an Stelle der Serenade von Metra gespielt wurde. Außerordentlich zart und empfindung-voll spiel!« u« das „Ave Maria" von Gounod, mit dem sie eine große Wirkung erziehe. Mit ihr hielten dir übrige» Orchester, milgiicdcc nicht gleichen Schritt, obwohl auch sie ihre Instrumente de!,errichte» und über Routine verfügen. Besondere Anerkennung verüienl »och ein erster Gciger, der sich immer durch saubere», ab- germibetes Spiel bewerklich machte. Tie Stücke, welche wir hörten, „De Dagvner von Billiers", Ouvertüre von Maillard, „1« ctermer .U>i>>ur ', Ej-irda- von Gungl, .Ixrio «tu linl', Intermezzo von i'»let, „Erwachen" von Deforme« ic. erfreuten sich einer frischen W.edergaoe, ohne daß freilich eine hervorragende musikalische Thal ui cor.jialiien wäre. Ta« Lichtster besteht au« Streichinstrumenten, 'Daiiojvrle und Trompete. Die Künstler und Künstlerinnen treten i» der prächtigen, kleidsamen russischen Nationaltracht aus, und iiameiillich ist es Fürstin Lotgoruckt jelbst, welch« durch den Reiz ihrer Erscheinung iinponirt. In Folge de« so nahe bevorstehenden WcihnachlejejleS war da« erste Concert leider our schwach besucht. * Leipzig, 19. December Der Leipziger Sängerbund krachte, unter Leitung feine« Dirigenten, Herrn Kohrfsr», gestern Abend Herrn He i» r i ch Pse t > zu feinem 55. Geburtstage ein Lampion. Hündchen, bei welchem er drei der von demselben gedichteten und com- vonirte» Lieder: „Still ruht der Sec", „Mein Himmel aus der Erde", „Grüß Gott, du herziger Liebling dul" sang. Nach dem Ständchen fand ei» Commerz in der Eentralhalle statt. AI- da» GebutlStagokind >» de» Saal eintrat, tntvnirte der Sängerchor, zum ersten Male bei einer festlichen Gelegenheit, den BundeS-Wciblipruch: Deutsche» Lied, rein und klar, Deutsche« Wort, treu und wahr, Germania in Lied und Wort, Sei u»S Wahlspruch fort und sortl versaßt von H. Pfeil, in Musik gesetzt von Herr» Lehrer Max Nitzsche. Der EommerS begann mit einer Ansprache des BundeSvor« sitzenden, Herrn Wilhelm Kühler, der dem Geburtstag», tinde die Ernennung zum Ehrenmitglied» de« „Leipziger Sängerbundes" mlttheille und ihm ein Diplom überreichte. Dasselbe ist insofern teziehunaSreich ausgestattet, al» sich aus deniielben di« beiden Lieder „Dill ruht der See" und „Mein .Himmel aus der Erde" in Medaillonform illustrirt befinden. Eine Reibe von Ansprachen, Lieder, vom Bunde, von Einzelvereinen uns Nttiglicdcrn vorgetrage», trugen ivesentlich zur Belebung de- Eonlinerses bei. iAnch wir bringen dem vorzüglichen Bertreter de» deutschen Männergcsanges in Lied und Wort, Herrn Heinrich Pfeil, nachträglich die herzlichsten Glückwünsche dar. Die Red ) * Der an» der vorzüglichen Orgelschule de» Leipziger Con- servatoriu »iS hervorgegangene ausgezeichnete Organist Herr Paul Oes er veranstaltet in feinem neuen Wirkungskreise auch itanimerinusikabende. zu welchen Herr Oefer auch Braun, fchweiger Hosmusiker deranzieht. Sein erster in Osnabrück bcianstalieier uaniinerniiisikabend bat die Zuhörer entdusiaSmirt. Die „L-'nabrncker Zeitung", da» „Lsnabrucker Tageblatt" und La» „Lsnabrucker SvnniogSblatt" zollen den AuSsnhrenden: den Herren Paul Leser >Elavier), >>osconc«rtmeister Wünsch (Vlolinel und Itaiinnervirluo» Bieter (Violoncello! die vollste Anerkennung — Neben Herrn Leser, welcher die schwierig« Clavcerporn» de» bln-äur- Drio von Beethoven und de« tt >I»r-Trio von Rubinslein der von iam genossenen Schule der Herren Zivi nt scher und Professor I»r. Reinkcke entsprechend, in jorgsälliger, gediegener Weste ciuS- sührte und al» Accvmvognist edle Empfindung und Feinsühtig- t it entwickelte, glanzte Heir Bieter als rin in >kder Beziehung exquisiter Cellist, welcher eine Serenade von Lindner, da» Spinn- lied von Popver und al» Zugabe ein» Gavotte von Popper wunderbar schon anssubr».' Der EntdusiaSmn« de« Publicum« war groß. In Herrn Hosroncerlmetster Wünsch, der mit Herrn Leser ein» Grleg'sch« Sonate darbot. erkannten die Zudörer » ,»falls einen Meister erster Qualität im Biolinspiel. Die Kritik b^üßt Herr» Oefer auch in dieser Loncertthattgkeit mit den * von F„n, Bühne«» M «st, sch, wtrk»na«p»ll«» Mnrsch für Mtlktatrorchester compoairt worden, wetchrr jetzt tm Clantrranszug vorliegl. Bor allen Dinge» ist die Rhythmik de« Morsche« eine fest gefügt«, di« Metodtk ist riadriagtich »nd kraftvoll, di« Harmonik er- weist sich »l« corrrct und «ffectreuh. Recht gelungen ist anch da« Trio, weich«» dt« höchste Potenz von Kraft«ntwickelung verlang« «ud dem Marsch de» Charakter »lebt, daß »r besonder« u» Freien zu« Marschiren der Truppen oder in Gartencoacertea am Platze ist. Da» Tonskück heißt „Prinz Matz.Marsch" »ad ist Sr. könig- lichen Höhest dem an der Leipziger Universität stndtrendeu Prinzen Mar, Herzog zu Sachsen, uaterthüutgft gewidmet. Da« vor. zuglich auSgesrottet» Exemplar ist »rst dem Bild« Sr. königlichen Höhest geziert. " In de» zweiten Symphonie^oncert de« Stodtorchestrrl in Meer«»«, in welchem Orchesterwerk« von MoSzkowSki, Bolkmnna, Beethoven erfolgreich zur Aussüh.ung kamen, «nana di« Pianistin Fränlei, Meta «altder an» Leipzig einen große» Erfolg mit dem Bortrog de« O w»U-Co»certe« für Pionosorte «it Orchester von Kainv-Satn» «ad der Sotostücke: Scherz, von Chopin, Lonsolotton von Lttzl, Tarautelle von MoSzkowSst. „Die jnnge, onmnchige Dome, welche sehr bescheiden «uskrat, leistete in ihrem Svtele ganz Vorzügliches." Nach der Kritik de« „Meeraner WochenblaNeS" „iveiß man nicht, wo» moa mehr an ihr bewundern soll: hi« Bravour, die Festigkeit und Sicherheit, dt« ihre« Svtele eigen sind, oder die Eleganz, die Leichtigkeit, dt« technisch« Fertigkeit, in der dir Tön« «mer ihren Händen hrrvorquellea und hervorperle». Sie lebt st, ihrem Spiele und vrrseukt sich ganz t» die Idee» de« Eompouistea." Auch tm „Meeruuer Togeblott und Anzeiger" wird der jugendliche» Künstlerin virtuose Technik, Empfindung, Anmnth und Geuzt«, welche sie «ns «iaem prächtigen Btüthner-Flügel rotsostet«, »ach. gerühmt. Di« Künstlerin, welche einer vedentende» Znknnst «nt. grgeugeht, erntet« die reichste» Ovationen. —p Gera, 17. December. Da« hentta» Eoneer» de» Mastkaltschea Verein« war st» Wesentliche» der Kammer« «astk, sowie dem Solo- und dem Chorgesana gewidmet «nh wurde, wa» Hst IHtereu betrifft, ausschließlich »»» BeretnSmstaliedern an«, geführt. Da» H«upt»erk de« Mustkplane« bildest da« Septett für Flöte, Oboe, Llartuettr, Horn, Fogott und Llavter de« Münchener Musikgelehrten und Lomponisleu Lodwtg Ldntll«. Die für den ersten Augenblick vielleicht einigermaßen eiaentdumltch erscheinende Zusammenstellung der genannten vier Holzblasinstrumente und ihre venoendniig tm Verein mit dem dnnkten Longehalt de» Horn« ans dem Halt gebenden Hintergrund« eine« vorzüglich g». setzte» und meisterlich gespielten CtavierpartS rrwst» sich all es» hervorragend glücklicher Gedanke. Dieselbe Anertenanng verdient die Art der Verwendung der sechs Instrument«. Der Gesammt. auSdruck gewinnt in dieser Zusammenstellung ein« Sattheit her Färbung und erweckt eine Fülle von „Stimmung", die dem Werke Las Interesse de« Hörer« erzwingt. Der Fluß der Melodien und der melodischen Formen de« Werke« ist ein reicher, oft einjchmeicheind wohllautender, die Durcharbeitung derselben tu den Grenzen, die das Wert zuläßt. eine ausgiebige, symphonisch berührende. Der musikalische Ausdruck steigert sich zuweilen zu einer überraichrnden Kraft, so am Ende der leichtbeschwingten, schalkhaft - reizenden Gavotte. Hervorragend schön ist der erste Satz: -HUexro nmluoto. ES ist »in Werk, „wie r« tm Buche steht". Der Beisall de- Publicum» erwärmte sich erst allmältg, steigerte sich aber dann sehr mit Recht von Satz zu Satz mächtig; denn die Aussührnng war eine ganz vorzügliche. In künstterijcher Behandlung sang Herr Rechtsanwalt Halter die Arie für Barylon au« H. Honinana's Oper „Aennchen von Dharau" ..Heilige Nacht". Die Arie ist bekanntlich durchaus nicht leicht gesetzt und der zielbewußte Bortrag derselben setzt vollkommene techinsche Be- herrschung der Partie und ein gute» Parlando voraus. In schöner Ätchfelbezlehuna stand zu der Sicherheit und Vollkommenheit, welcht der Sänger tu Vieser Beziehung bekundest, die Tief« der Auffassung de» poetischen Gehalte« der Partie. Warme«, tiefes Gefühl pulsirte in dieser schönen, gesanglichen Leistung. SS gelangten daher tm Besonderen die Kernstellen der Arte zu wnnderschüner Wiedergabe. Der hervorragend behandelten Begleitung auf dem Llavier durch Herrn Hofcapellmeiiter Kleemann sei bierdei gedacht. Eine jung« Dame de« Beretn« fang Schubert'« „An die Musik" and „Beet- Hoven'« „Neue Liebe, neue« Leben" in vortrefflicher Auffassung und mit vorzüglich geschulter, prächtiger, umsaffender Stimm«, jo daß de» Beifalls so lange kein End« wurde, bi» sie sich entschloß, noch ein« ihrer schönen Gaben zu spenden. Ein Adagio und Allegro für Piano und Horn fand verdienst Anerkennung. Der ilhor de« Verein« fang tn musiergtltiger Weife drei Lieder von Rob. Schn, mann; die „Novelette für Elavter" Nr. 1, känr, wurde von dem Verein-mitglled« Herr» Löwe mit geläufiger Technik, Geschmack und mit schönem Erfolg vorgetrage». * Die ToncertsLngeri» Fräulein Anna Stephan, welch« früher in BreSlau rin« sehr erjolgrrtch« Thätigkest al« Gesang«, lehrerin entfallest, hat tn Berlin ein noch weitere« Feld für ihr« künstlerische Wirksamkeit gefunden. Unter den jugendlichen Concert- Altistinn-n sieht Fräulein Anna Stevhaa jetzt mit in erster Linie. Diese Lhatsache hat sich in verschiedenen Ausführungen, in welche» die genannte Künstlerin al« Solo-Altistia minoirkte, un widerleglich herauSgestellt. Glanzleistungen hat Fräulein Anna Stephan in neuester Zeit bet den Aufführungen der beiden Werke „LdvffeuS" und „Achilltu«" von Max Bruch dargeboten. Bruch'« „Ldlsiseu-" wurde kürzlich unter der ausgezeichneten Leitung des Herrn Proseslor vr. Schäsfer von der „Singakademie" tn BreSlau in trefflicher Weis» auSgeführt. Chöre und Soli lösten ihre Ausgaben sehr anerkennen-werth und unter den Solokräslen ragte neben Fräulein Plüddemaan (Sopran) nad Herrn Map Büttner, herzoglichem Kammersänger au« Coburg, besonder« Frän- lein Anna Stephan (Alt) empor, deren „wohllautende Stimme, vornehmer, von allen unangenehmen Manieren freier Vortrag, und warmer, zum Herzen sprechender Ausdruck dst Zuhörer wiederholt zu den lebhaftesten BeifaUsäußeruvgeo hinrtß". Alle Kenner sind darin einig, daß diese Altistin einer bedeutenden Zukunft entgegen- geht. Auch tn Halderstadt, wo kurz vorher Bruch'« „Achilleu«" zur Ausführung gekommen war, entzückst die Künstlerin durch ihr« „tn alle» Lagen trefflich abgerundet« Stimme, durch dst Deutlichkeit der Aussprache, tadellose Intonation, empfindunaSvolle Auffassung und durch ihr — bescheidene« Auftreten". ES ist zu hoffen, daß Fräulein Anna Stephan in diesem Winter Gelegenheit erhält, ihre Kunst in einem der Leipziger Gewandhaus.Loacrrte zu entwickeln. <5 Der au» Koblenz al« Leiter der Concrrtr de« Vrrslaner Orchesterveretn« berufene R. Ma«zkow-kt hat nach einer Mittheilüng der „Brest. Ztg." in Folge seiner hervorragenden Leistungen bereit» mehrfach Anerbietungen von außerhalb erhalten. Nach dem Urtheile der BreStauer Musikkritik und de« Publicum« dal er sich al« ein thatkrästigrr Reformator der BreSlauer Musik- Verhältnisse erwiesen, und da unter seiner.Leitung sich auch die finanziellen Verhältnisse de« Orchesterverem» günstig gestaltet haben und der Andrang der Zuhörer, sowie der ihm gespendete Beisall auch in dem letzten Concert« de- Posten Cyklu« außer- ordentlich stark und lebhaft war. so rechnet man mit Sicherheit daraus, daß trotz verlockender Anerbietungen von auswärts R. MaSzkowrki BreSlau erhalten wird. Z Ta« Gastspiel de- Tenoristen Alvary am Breslauer Sladttheater ist verlängert worden, nachdem er im „Tannbäuser" wie im „Lohengrin" — in letzter Oper trotz einer onsänglicdeu In- disvosition in Folg« der kalten und rauhen Witterung — glänzende Erfolge gehabt bat. Ta« Hamburger Stadttheater hat ihm gestattet, noch einige Gastrollen zu geben und die Direction de« BreSlauer Stattlbealcr« hat ihm rin Benefiz bei seinem vierten Austteteu zu. gesichert. vie Königliche Kunstakademie nnd Kunst- gewerbeschule. Die Ausstellung »er Lchülerarßettrn. ES ist scbr dankenSwcrtb, daß die Direction der Akademie, vielseitigen Wünscsien nackigcbend, diese Jubiläumsaus stellung über ibr ursprünglich mit Donnerstag geplantes Ente binanS dis zum Sonntag, den 2l. d. M., verlängert bat. Gewiß wird diese Frist von srbr Bielen noch benutzt werden, die bei allem ibren Interesse für die Sache doch noch keine Zeit gewinnen konnten zum Besuche der Ausstellung. Ter Genuß ist ja ein mehrfacher, denn der Besucher lernt dabei außer den wirklich bcachlcnSwerlhen Arbeiten unserer jungen Akademiker zugleich auch da« herrliche neue Akademie- grbaude kennen. Ter Berich« bat bisher erst die Erdgeschoßräumeberstckstchligt Im ersten Sberaesck'offe trifft man zunächst die ziemlich reich haltigen AuSstcluitiaen der von den Herren Professoren Seifert und Mohn geleiteten Abthrilond für.Zeichnen «ach graphischen Vorlagen". Hier wird vom Anfänger erst da« Technische de« Zeichnen« erlernt und di« Herrschaft über di« Au«bru<k«mit»rl und Darstellung«manierru durch Eopiren von entsprechenden Vorlagen erworben. Natur gemäß beginnt der Cur« mit der Bewältigung einfacher deco- rativer Aufaabru und im Figürliche» mit dem Zeichnen ein» zelnrr menschlicher Glieder und Gesichtstheilr, de« Munde«, de« Auge«, der Nase, de« Ohre« u. s. w-, geht dann weiter bi« rum Copiren ganzer Figuren, zu schwierigeren Acten, rum Studium de« Koocheobaue«, der Muskellagen unter der Haut, zu Eostümstudien u. s. w. Io einem an diese Säle stoßenden Zimmer befindet di« Ausstellung der vom Kupferstecher Herrn Prosestor eifert geleitete» Abtheilung für .Kupfer-uad Stahl- strcherei uud Radirr»". Die Leistungen, denen mau hier begegnet, Lberrascheo durch die Gediegenheit der Aus führung. Man kann in der That diese Studien direct nach Gy»«t diese Originalradirungen, sowohl im Portraitsach al« auch in staffirter Archilekturdarstclluog nur bewundern. Sie sind fast ausnahmlo« schon nicht mehr al« bloße Schüler arbeiten, sondern al« selbstständige Künstlerarbeiten zu taxirrn. Interessant ist sodann in gleicher Weise dir Ausstellung der von Herrn Scheller geleiteten Abtheiluug für 8 ithographir. Den Kreidezeichnungen auf Stein und aus Kornpapier schließen sich dir Chromolithographien in Kreide- und Federmanirr an. Weiter folgen sodann Federzeichnungen und Gravüren auf Stein und dir Einübung der rigenthumlicheu Farbenbehand lung in Federtechnik. Weiter folgt die Au«stelluag der von Herr» Lyloaraphen Bert hold geleiteten Abthnlung für Holzschnitt. Hier steht man zunächst die sichere Einübung der Strichlage» und Anwendung auf einfach Ornamentale«. Sodaou wagen sich die Schüler an die Behandluna offnerer Schnitte, wo da« Eopireu Dürrr'scher Sachen willkommene« Material bietet. Di« Sachen werden vom Schüler selbst auf den Holz- tock gezeichnet. Der Geübtere muß sodaou die Töne, wre le photographische Aufnahmen biete», io Strichlagen über- etzea lernen. Nach diesen Einübungen de« Facsimile-Schnitte« erst wird zum eigentlichen moderneu Tonschnitt geschritteo und hier die Uebersetzuog der io Tuschmanier gegebeoca Too- werthe io Strichlagen geübt. Dieser Tonschnitt w«rd sodann in seiner Behandlung innerer und geht sozusagen bi« zur Malerei mit Strichen. Eine recht fesselnde Ausstellung ist auch die der Abthrilung für Buchornamentik, geleitet von Herrn Maler Honegger. Man begegnet hier trefflichen Entwürfen für küustlensche Buchausstattung, für Diplome, Placate re. Darunter befindet sich auch eine Folge eigener Arbeiten de» Lehrer« selbst von schöner Vollendung in Erfindung und Ausführung. Besondere Pflege wird auf unserer Akademie auch dem architektonisckeu Kunstgewerbe zu Thril. Die von Herrn Architekt Schuster geleitete Abtheilung beweist durch ihre ausgestellten Arbeiten schöne Kenntnisse und Fertigkeit in der architektonischen Formenlehre, der darstellenden Geo metrie und der Gejäßlehre» wie auch im Muster- und Orna- mentzeichnen und »n Entwerfen und Ausfuhren selbstständiger kunstgewerblicher Arbeiten: während die Abtheilung de- Herrn Architekt Biehwegrr iyre Leistungen auf dem Gebiete der Perspective und Schattenconstruction vorzugsweise durch die trefflich gelöste persprctivisch-constructive Behandlung gegebener, wirklich vorhandener Architekturobjecte, wie g. B. de- Leip ziger ThacrdcnkmaleS u. s. w-, bekundet. Dem morgenden Schlußberichte soll die Wanderung durch da« zweite Obergeschoß Vorbehalten sein. Adolf Weiskr. ZUM Koch'schen Heilverfahren. X Bezeichnend für dir Denkungsart der medtciaischen Welt ln Italien über Koch'« epochemachend« Erfiaduna und für die Anerkennung und den Beisall, welch« diese daselbst findet, ist folgendes an de» Herausgeber de« „kaccogchtora weäico" unler dem 30. November gerichtete Sendschreiben eine« angesehenen italie nischen Arzte«: Herr Dirrctorl Meine Atmung, die ich durch eine» Brief tn diesem Journale tm October als Antwort aus einen Aufsatz de« geehrteu vr. Lulllo Betti — „Zur Prophylaxis der Tuberkulose" — veröffentlichte, hat sich vollständig bewahrheitet. Auch für di« Tuberculose ist, wie für die HundSwnth, die Heilung tn der Impfung gesunden worden. Ein großer Sieg da-für d«e Mikrobiologie! Me «in Werk der Vor sehung liest «< sich, daß diese Wissenschaft in so kurzer Zeit ihre praktischen, unmittelbaren Erfolge vollbracht hat, da auf diese Weise der SkepticiSmuS und die lächerliche Anschauung voll ständig verbannt sind, welch« die allen Aerzte und Laien über die Existenz der pathogenen Mikroben, über die DeSinsectio- nen und die hygieinilchen Maßregeln hegten, da die SanilätS- bchvrd« seit einigen Jahren in ollen Fällen infectiver, epidemischer und contagiöser Krankheiten zu bethätigen sich verpflichtet sah. Die Welt ist geradezu starr vor Ueberraschung über diese Entdeckung, gewiß die größte diese« Jahrhundert«, der sich auch die Entdeckung Litter'S und Pasteur'« zu rühmen hat. Wenn in der Geschichte der Mcdtcin der 14. Mai 1796, an dem Jenner bei dem Knaben JameS Phip« den ersten Impsversuch mit Pockenlymphe anstellte, alt berühmt aalt, so wird mit größerem Rechte der Tag, an dem Koch der Mit seine Erfindung kund tbat, glänzen, ein« Erfindung, die da« Agen« niederbeuaea wird, da- der Menschheit so viele Niederlagen bei gebracht bat, da« AgenS de« Elende«, da« nicht vergiebt — mala, cüenoa per>Ic>a» —. Sicher werden di« früheren wie die zukünftigen Entdeckungen des jungen Bakteriologen au« unserer bisweilen bemitleldeten, bisweilen verachteten, säst stet« mißcreditirten Wissenschaft eine positive, gleich wir die Chemie und Phusik machen und werden nicht zusehen, wie die neuen und alten Molttre die Medici» als einen Schwindel aus- malen. Die neue, endlich sichere Entdeckung ist ein glänzender Triumph der Experrmeiitalwissenichaft, die ihre Bestätigung zuerst aus der berühmten Schule unseres Galileo empfing und einen der leuchtendsten Puncte in der Geschichte der Humanität bezeichnen wird. Und dem Manne, der sich so verdient gemacht bat, haben bereit« Kaiser und Könige, Gelehrte und Gesetzgeber Ehren und Reichthümer (?) zuertheilt! Und wir italienischen Aerzte dürfen in Gegenwart diese« mächtigen Ereignisses nicht uuthätig bleiben, und deshalb wende ich mich an Sie, den Leiter eine- autoritativen und verbreiteten Journals, daß Sie in Ihnen am opportunsten er scheinender Weise für unseren Stand eine pflichtschuldig« Huldigungsdemonstration für de» großen Mann Vorschlägen, der di« Welt mit einer so wohl- tdütigen Erfindung beschenkt hat. Gleichzeitig möchte die Regierung sorgfältig« Schritt» thun, um auch tn Italien die neue BehandlungSiiielbode einzuführcn, da di« armen Phthisiker, wenn sie zuerst wcgcn Mangel« eine« Mittels für ihre Krankheit jammerten, nun im Gegentheil von der Angst befallen werden, nicht frühzeitig aenug in den Besitz »ine« solchen Mittels zu gelangen. Die armen Pbklusiler sind jetzt, da die politischen Blätter sich dieser Entdeckung bemächtigt baden. Tantalu-aualen auSgesrtzt, deshalb e« eine Pflicht ist, ihnen ans da- schleunigste entgegenzukvmmea. verzeihen Sie, geehrter Her, dt« Belästigung re. re. vr. Zambelli Giuseppe, Arzt am Hospitale zu Monaco. " Prosestor Czerny. Heidelberg äußert sich über seine mit dem Koch'schen Mittel gemachten versuche u. a. dahin: „Definitive Heilungen der Schwindsucht sind mit dem Mittel nicht erzielt worden, und e« ist mehr al« wahrscheinlich, daß die schweren, weit vor- geschrittenen Phthisen von demselben medr Schaden al« Nutzen zu gewärtigen haben dürsten. Wenn e» aber auch nur die Initial- sorinen der Tuberculose, ja wenn eS nur den LupuS zu heilen ver möchte. so bleibt di« Koch'ich« Entdeckung »ine der glänzendsten Errungenschasica der medicinischen Therapie. WünschenSwcrlh wäre e«, daß da» Gebeimniß, welche« über der Natur de» Mittet- schwebt, bald gelüftet würde. Ich will nicht reden von dem Unbehagen, welche« jede» Arzt beschleicht, wenn er mit einem Geheimmittel »u operircn Hot. Aber der Enthusiasmus, mit welchem selbst die nüchternste» Forscher der Entdeckung Koch't zvludeln, ist ganz wescntllch bedingt durch di» Hoffnung, daß un« Koch neu« fruchtbare Bahnen für die Heilung der Infektionskrankheiten weise» wird, wenn er un» «inst über die Natur de« Mittel« uad über dt« Wege, welch« ihn zu seiner Ent deckung geführt haben, aufklärt." " Proseffor Stiller aoS Pest erstattet glcichialls einen Bericht über sein« seit 3 Wochen an 17 Fällen gemachten Beobachtungen. Dieselbe» lanten recht günstig. Bei vier Erkrankungen sind t» aus- fallend kurzer Zeit di« phhsikaltsch nachweisbaren Veränderungen sie „fast »» »Rllmmnenei Nor»" znrückgekeßrL Stiller neigt »eher der Ansicht z», daß da« Koch'sch« «Met sogar veraltet« durch Bacillen heroorgerisrn, Veränderungen in h», Lungengewebea. sowie t» de» GewevSjwtscheur仫«» z» drseutge, vermöchte. 8 Dir Lage der Berliner Aerzte, aamenllich jüngerer» gestaltet sich in letzter Zeit sehr schwierig. Ei» Ausfluß de« darüber herrschenden Mißmuth« ist folgende« Schreiben: „Nachdem schon durch da« Kra»krncaff«»a»s«tz. dnrch dt« -r. richtung unmäßig vieler Polikliniken, dnrch di» unentgeltlich» Ve- bandlnag offenkundig wohlhabender Personen t» de» königliche, Kliniken da« Einkommen der Prtvatärzt« t» wirklich angkehnle» Maße geschmälert worden ist, entreißt na» dt« Mo»opol«Itru,g de« Koch'schen Hetlverfahrea« wieder eine» Thetl unserer Client»». Ich habe mich zweimal vergeben« an Herr» vr. Libbertz um Ueberlastuag Aoch'scher Lymphe gewandt, unter der Borau«. setzuaa. daß ich den geforderten PrrU» bezahle» würde. Ich hatte zwei Patteulen mit «de» erst beginnender Lnu-euschwind,uchl i, Behandlung, die ich gern der Koch'schen Behandlung unrenvorsr, hätte, und die, da ich keine Lymphe bekommen konnte, die Ausnahme in «in Krankenhaus nachsuchteu, aber fett 14 Lage» vergeblich aus Aufnahme warte», da alle Krankenhäuser überfüllt sind. Ich sehe gar leine» Grund ei», wethalb na« Privatärzten da« Mittel vor. enthalte» wird, da »och die mindeste Dost« sestgestellt ist nad kein Privatarzt mit hlherer Dosis die Behandlung beginne» würde. Wen, wir Privatärzte die stärksten Gifte in der Praxi« an wen de» könne» weShalb wird an« die Anwendung der Koch'schen Lymphe verwehrt? Wena e« «tt der Fürsorge de« Stuuiet sür die Privatärzte so weiter acht, dann köune» wir Privatärzte bald überhanpt «tnoacke». Dan» soll der Staat lieber di« ganz« ärztlich« Praxi« verstaatlichen." Laoarieu-Ällsstelllluz -es Vereins ^ „Lauaria". * Leipzig, w. December. I» goldene» Saal« de« Kry st all. »»laste« wird heute dt« Lanarten.Bn«stellllagde«Verein«„Lanaria" in Leipzia-Reudnitz eröffnet. Boa Seiten de« hierfür thättaen Aut- stellungs-ComildS ist daraus Bedacht genommen worden, baß da« gedachte Unternehmen, welchem aamhasle Züchter, wir I. Bürner» Nürnberg, Ernst Behler-Hagen, Ernst Gofilau-Kirchheim, Heinrich Panzer-Berltu, Emil Zippet-Berlia, Gerhardt Keiflen-Altendors (Rhemlaud) uud Johanne« Ludwig-Loraau größer« Collecttonen von Primatängera zugesührt haben, einen ebenso umfassende» Einblick in di« Resultat« guter Zucht, al- auch eine sür Kenner und Liebhaber willkommene Uebersicht über eia« zahlreich« Schaar trefflicher Hohl- roller geivährt. Im Ganzen zählt der Katalog S31 Lanarien, von denen 80 alt Preisvügel angemeldet stad. Außerdem sind der Ausstellung Gegen- stünde zur Pflege und zur Zucht vou Canarien, so Heabauer, Futter- arttkel re. «inverleibt worden. Da« PreiSnchteraml sür die Prä- miirung haben die Herren Rentier L. Fleischer-Torgau a. E. und Hotelier B. Friedrich-Leipzia übernommen. Wie au- Allem ersicht lich wird, har der Verein „Canaria" mit der von ihm veranstaltet«», vom 20. bi» 22. December währenden Ausstellung ein erfreuliche« Bestreben bekundet, auch für seinen Thetl zur Hebung uud Belebung der Eanarienzucht rmizuwirkcn und dazu deizmragen, daß der gell, gefiederte Lievliiig des Hause« al« gut geschulter Sänger in den weitesten Kreisen Liujühruag findet. Gerichtsverhandlungen. Königliche« Landgericht. Straskammer l. * Leipzig, 19. December. 1. Unter der Anklage der Zuwider» Handlung gegen 8- 210, Abs. 2 und 3 der RcichS^oucurs^Lrduuug standen dr« Gebrüder Johann Friedrich Wilhelm Geißler, ge- baren am 18. November 1842 tn Sprottau bet Eileaburg, und Johann Karl Friedrich Geißler, geboren am 14. März 1841 ebendaselbst. Beide hatten bi- zum Jahr« 1880 eia Psandleihgeschäst in Leipzig betrieben, nach Ausgabe desselben gründeten sie in Gohlt« mit einem Autagecapilal von bO OOO^l unter der Firma „Gebrüder Geißler" ein Geschäft, welche« auch un Handelsregister de« Ami«, gericht« Leipzig eingetragen wurde und da« al- ein sehr vielseitigc« und umfangreiches bezeichnet werden muß. Dasselbe bestand au» Holzhandel zugleich mit Betrieb einer Dampsjchuridemühle, Oekonomiewirthschasi und verleihen von Locomobilru an Landwirth« gegen Entgelt und t» Häuserspecnlattonen. Der jährlich» Umsatz in dem Geschäft belief sich auf 60—70000 ^l Trotzdem konnten aber die Inhaber der Firma nicht vorwärt« kommen, da die BetriebSspesea außerordentlich hohe waren. Nach mehrsocheu Brrhandlungeu wurde am 1. Februar 1890 da« Concurs- verjähren über da» Vermögen der Firma „GebrüderGeißler", nachmalt aber auch über daSPrivatvermögen der bridenInhaber eröfinet. DieUeber- schuldung belief sich aus 123 650^« Bei dem Concurseüber daS Vermögen der Finna sind 22,9 Procent ausgezahlt worden, bei demjenigea über das Privatvermögeu der Gebrüder Geißler dürfte vorau-sicht- lich gar nichts herauSspringru. Die Anklage legt nun den beiden Brüdern zur Last, als Schuldner, über deren Vermögen da- Loncur«. verfahren eröffnet worden ist, Handel-bücher, deren Führung ihnen gesetzlich oblag, so unordentlich geführt zu haben, daß ft« keine Uebersicht des LermögenSzusiande« gewährten; ferner es gegen die Bestimmungen de» Handet«gcsetzbuch« Unterlasten zu haben, die Bilanz ihre« Geschäfts in der vorgcichriebenen Zeit, d. i alljährlich, zu ziehen. Das Letztere ist bei ihnen nur alle zwei Jahre einmal geschehen, da sie, wie überhaupt viel^Leute, in dem Jrnhum lebten, daß die Ziehung der Bilanz im Durchschnitt in zweijährigen Zwischen, räumen nachgelassen sei, während dieser Zeitraum our für Aus- stellung der Inventur nachgelassen ist. WaS nun die Führung der Bücher anlangt, so ist dieselbe nach den Ausführungen des Herrn Sachverständigen allerdings, wenn sie anch den guten Willen erkennen lass«, eine höchst mangelhafte, z. B. ist eine Wechselschuld von 4L000 ^ nicht im Hauptbuch«, sondcrn uur im Wechselcopirbuche eingetragen. Wenn auch die Geschäft«, inhaber vielleicht mit Hilfe ihrer pcriönlichen Orientirung im Stande seien, sich aus den Büchern über den Bermögensstand des Geschäft« zu informiren, so sei die« doch sür einen Dritten, Uneingeweihten, voll- ständig unmöglich. Die Angeklagten, welch« nicht gelernteKausleutesind, hatten die Bücher eben geführt, so gut e« ging; eine» Buchhalter dosür zu engagiren, Hallen sie nicht sür nothwcndig geholten. Die Anklage wurde durch die BeweiSausnahine vollkommen gedeckt, der Fall charakterisirt sich jedoch als ein äußerst leichter, da sowohl nach dem Zeugnisse de« Herrn Concurrvenvalter«, wie nach dem Gut- achten de« Herrn Sachverständigen nicht da« Geringste zu entdecken war, was aus eine Unedrlichkeit seiten» der Angeklagten schließen ließ. Ter Herr Sachverständige bezeichnet« die beiden Angeklagten als Opfer der gegenwärtig leider bestehenden Verhältnisse. Der Trieb, immer mehr zu erwerben, habe die Gebrüder Geißler in unglücklich« Verhältnisse gebracht ; gerade die von den Angeklagten begonnenen Unternehmen seien in Folge sehr hoher Spesen mißlicher Natur, von Leiten der Vertbeidiger wurde bestritten, daß die Angeklagten al« Bollkausleute onzusehen seien. Der Gerichtshof trug indessen kein Bedenken, die Gebrüder Geißler all Laufleute im Sinn« de« Handelsgesetzbuch« zu betrachten, erachtete aber eine Gefäuguiß- strase von 2 Tagen für jeden der beiden Angeklagten für «in« ansreichend« Ahndung de« einfachen Bankcrutt«. II. Ter am 26. December 1873 in Rcgi« geborene Handarbeiter Eduard Arwed Bernstein hat sich de« in 8 175 des Reich«stras- gesetzduch« angegebenen Vergehen« schuldig gemacht. Wegen Gefahr- düng der Sittlichkeit wurde die Leffentlichkeit auf di« Dauer der Sitzung ausgeschlossen. Bernstein wurde für schuldig befunden uad zu 3 Monaten Gesängniß verurtheilt. III. Dcr srühere Schlosser und jetzige Handarbeiter Joseph Max Grimm, geboren am 24. Mat 1870 io Lommatzsch, wurde am 25. Juni d. I. wegen vergehen« gegen 8. 183 de« Reich«. strasgeskyduH« und Beteldigung zu 1 Monat Gesängniß verurtheilt. Nach Bcrbügung dieier Strafe saud er bei einem hiesigen Selter- wassersabrilaitten Veichästtgnng gegen einen Wochenlohn von 13 Im September wurde er arbeÜSlo- und tau, dadurch in Noch. Am 5. oder 6. November borgte sich Grimm von seiner Wtrchia einen Schlüffe,, seilt« denselben etwa« zurecht und öffnete damit den verjchloffencn Koffer seine« Schlafkameraden, de« Kellner« R., der, wie er wußte, seine Ersparnisse darin verwahrte, von dem Geld« nahm Grimm 10 ^ an sich und verbrauchte dieselben in seinem Nutze» Al» er am 14. November wieder ohne «Held war. beschloß er, da R. anscheinend den Diebstahl gar nicht gemerkt hatte, nochmal« den Koffer Stehlen« halber zu öffnen. Er that die« auch in der oben geschilderten Weise, Viermal stahl er aber mindesten« 85 .äl von dem Geld« lebte er flott daraus Io«; bi« zum SO. N». vemder, zu welcher Zeit der Diebstahl entdeckt wurde, hatte er bereit« 30 vrrlhan. Di« noch übrige» 55 will Grimm, um sich derielbrn zu entledigen, tn einen Abort geworfen bade». Grimm « Leidenichast war da« Theater. Am 5. November be fand er sich auch wieder einmal im „Alt-n Theater" aus dem höchsten Rang, vor chm saß et» zwölf,ihriger Schnl- knab«, der derettl Besitz« eine» silbernen Chlindernhr t»
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)