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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.12.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-12-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189012237
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18901223
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18901223
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1890
-
Monat
1890-12
- Tag 1890-12-23
-
Monat
1890-12
-
Jahr
1890
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.12.1890
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2. DU M jchM T>«ckM mit A»Ml Ar. M. WkMaz Im 2Z. Mmder 18S«. iS der ei> strotze. l I a. Maisch«. ,öliger Bcr. ckcl, Schild Ni. rikpreiseu. koustr., vn -8« ^l L> ^ «j bis S .d Thtiltdn! »ts in V«I. u gehörig«! ) U » ktlöf, ostitut, 1850, zenüber dem »se, «iästl ou 6-, ll-, Sßerung. renxe >l bis 5 dl lalitälen vvi: 80 X sowie le in große« ki rinenstraß« Zmiliil et 1850. , gegenüber t-hausc. bis IS«. rislifte» isrci. ^ Weihnachtsfeier im pelialozMift. ' * Za Vegenwarl zahlreicher Gasic und Freunde der Anstalt, sowie Porsiandsmitgliedeln des im Jahre 1853 gegründeten Vereins «,«Pesialojzististung in Leipzig vollzog sich am Spätnachmittage des Sonntag» im freundlich mit Guirlanden und lichtstrahlenden Peitnachisbäumen ausgeslatieten Betsaale des Anstaltsgebäudes eine Lena finnige als erhebende, mit einer Bescheerung verbundene kei nacht sieter wer das Wesen und die Bedeutung des Pestalozzistists zu er kennen und zu würdigen weiß, der wird auss Neue die Segnungen tiefer Anstalt und den trefflichen erzieherischen Geist derselben auch tn dieser Feier haben beobachten und erfahren können. Gründet sich doch das Pestalozzisiist, als eine evangelische Erziehungsanstalt Inr solche Knaben aus besseren Ständen, welche sich der Zucht des gltrrnhaples und der Schule nicht willig fügen wollen und daher einet besonderen Leitung und Beaufsichtigung bedürfen, ihrer inneren Einrichtung nach aus die Idee der Familieuerzichuug. kia« ernste, durchaus consequente Zucht wird hier ge tragen von väterlichem Wohlwollen und mütterlicher Sorge. Zn gesunder evangelischer Weise erstrebt das Institut die sittliche und geistige Hebung der ihm anvertrauten Kinder, das täg liche Thun und Treiben durch eine streng durchgesührte Haus- und LebenSordnung regelnd Ihr Wollen und Wirken kam auch bei der lkesibeerung jo lebendig zum Ausdruck. Dieselbe wurde durch Ge sang eingeleitet. Laut erklangen die Hellen Stimmen der Knaben: „Dies ist der Tag des Herrn' . Tan» nahm Herr Archidiakonus vr. Suppe, welcher nun schon seit 26 Jahren an der Anstalt als Seelsorger thätig ist, zu einer erbebenden, erbauenden Weihnachtsrede das Wort: „Liebe Kinder! Einmal im Jahre pflegen diese Räume, deren Wände mit den Bildnissen der Gründer und Wohlthäter des Pesta- louislists geschmückt sind und in denen ihr euch zu euer» Mvrgen- rmd Abendandachten, zu euern Unterrichts- und Arbeitsstunden, sowie zu euern Mahlzeiten einzufinden pflegt, sich in besonderer Weise »u schmücken, so daß man sie kaum wieder erkennt. Es ge schieht dies zur Weihnachtszeit, für euern Bescherrungsabend. Könnt lbr euch nun das ganze Jahr hier wohl befinden, wenn ihr nur selber wollt, so heißt es doch an diesem Tage in besonderer Weise: hier ist gut sein. Ihr werdet freilich sagen: aber wir kennen einen tri, wo es zu Weihnachten doch »och schöner ist: das ist die Hcimath, das Elternhaus, und wohl mancher von euch wünscht: ach, könnte ich doch am Weihnachtssest wieder einmal zu Hause sein, und anch dort wird man euch zum lieben Feste gegenwärtig wünschen. Das ist nun freilich nicht möglich: eure Heiuialh ist vielsach zu fern, der Weg dahin zu weit; allein von euch dreizehn Consirinanden sind nicht weniger als zwölf von auswärts und zum Theil aus weiter Ferne zu uns gekommen: aus Straßburg, aus Lübeck, aus Bremen, aus Aachen, aus Berlin. Ja Wir find bekannt geworden im Deutschen Reiche und wir freuen uns darüber Und wißt ihr, wer uns noch bekannter machen kann, vortheilhaft bekannt? Das seid ihr selber, ihr Kinder, und ihr macht uns ehrenvoll bekannt, wenn ihr uns khre macht, nachdem ihr wieder heimgekehrt seid, wenn Vater und Mutter, Geschwister und Bekannte euch flitzt beobachten und sie dann zu einander sagen: merkst du nicht, daß er anders geworden ist, gekitteter, fleißiger, bescheidener, zuverlässiger? Und freilich sollt ihr wer so werde»; ihr sollt oblegen, was »och tadclnswerth ist, ihr sollt Dem Nachdenken und nachstrebc», was eine Tugend, was ein Lob, was ein Schmuck des christlichen Lebens ist. Da gebt euch tmr rechte Mühe, und ihr, liebe Eoufirmanden, benutzt recht eifrig die wenigen Monate, di« ihr noch hier seid, benutzt s,e zum Fort- schreitcn im Guten als eine köstliche Zeit, die euch nicht wiederkehrt. Auch unsere Weihnachtsfeier soll euch dazu Helsen. So ist'S ja fieilich dabei nicht, wie zu Hanse, aber ist'S hier nicht auch lieb und traulich? Strahlen nicht die Weihnachtslichter so hell und freundlich, ist euch nicht der Weihnachtstisch gedeckt? Und unter Len Gaben, We euch auch diesmal die Freunde unserer Anstalt gespendet haben I» der Liebe, die nicht anshvrt, die nicht müde ivird, liegen da und dort auch Gaben und Briese aus der Heimalh; das Herz klopft euch In freudiger Erwartung, wenn ihr nur daran Lenkt. Aber laßt uns bas Beste nicht vergessen, die hiinmlische Weihnachtsgabe. Und laßt mich »ach von dieser Gabe euch jetzt ein Wort sagen, das euch Allen bekannt ist, das ihr auswendig wißt, der Kleinste wie der Größte: es ist das Wort aus dem Evangelium St. Johannis: „Also hat Gott die Welt geliebt, daß er seinen eingeborenen Sohn gab, »uf daß Alle.diean ihnglauben, nicht verloren werden, sonder» das ewige Leben haben." Ein kurzer Spruch, aber voll reichen Inhalts, ein Evangelium im Kleinen, uns mit wenigen Worten vor Augen führend, was eigentlich das Ehristenthnni ist und Was es will, und wer ein Christ heißen kann und wer nicht. Gott bat der Welt seinen eingeborenen Sohn gegeben. Goit heißt in mem Liede: der ewig reiche Gott. Neulich koimte man lesen, wie groß der Grundbesitz des Kaisers von Rußland sei; eS war ganz gewaltig, er besitzt für sich mehr, als was ganz Frankreich an Um- ang beträgt. Gott aber ist viel reicher, er ist der Herr Hinimels »nd der Erde». Nun aber hat Jeder in seinem Besitz etwas, woran er besonders hängt, was ihm das Liebste ist, wovon er sich darum picht trennen mag. Auch Gott hat solch ein Liebstes, es ist sein ringeborener Sohn, und nun hört: diese» eingeborenen Sohn hat Gott der Welt zum Geschenk gemacht. Hier, ihr Menschen, sprach kr in der heiligen Nacht zu den Menschen, hier schenke ich euch Meinen Sohn. Waren «S denn die Menschen Werth, hatten sie ihn darum angesprochcn, ihn flehentlich darum gebeten? Siebe, wenn du dein Liebstes, waS du Haft, verschenke» sollst, so wirst du vielleicht dazu bereit sein, wen» es dein bester Freund ist, dem du eS schenken sollst, und wenn er dich recht inständig darum bittet. Aber nun denkt: die Menschen hatten sich auss Gröblichste an Gott versündigt, sie waren ihm gegenüber ein undankbares, ein sündiges, ein sriilb- jeliges Geschlecht; denen schenkt er sein Liebstes, seinen eingebornen Sohn, und zwar ohne daß sie ihn darum gebeten haben. Und es muß »och an etwas Anderes erinnert werden. Unser Spruch ist ein Weihnachlsspruch; wollen wir ihn aber recht ver- stehen, so müssen wir darauf das Licht des CharsreitagS fallen lassen. L wie ist'S dem eingebornen Sohne in der Welt ergangen; wie übel haben sie ihn behandelt, wie unfreundlich haben sie sich gegen ihn gezeigt. Einmal, freilich ziemlich spät, schienen dem Volke die Augen anfzngehen und sie jubelten Jesu zn: Hosianna dem Sohne David s; gelobt sei, der da kommt im Namen de-s Herrn; Hosianna in der Höhe! Aber hört sie wenige Tage später, da heißt es: hinweg mit diesen,, kreuzige, kreuzige ihn. Wir brauchen nur an die Namen Hannas und Caiphas, Herodes und Pilatus zu denke», an Gethsemane und Golgatha, so steht die ganze Fülle von Hohn und Spott, von Angst und Nolh, von Llual und Jammer vor unS, die über den Eingeborene» ergangen ist; wie einen Answurs der Menschheit haben sie den behandelt, vor dem sie anlvtend hätten aus den Knien liegen solle»; einer seiner eigenen Jünger hatte die Hand znm Verrath geboten; der Herr hatte eine Schlange am Busen genährt. Denkt euch eine Mutter, die ihr liebes Kind in den Händen roher Buben sieht, die es mißhandeln und gnäle»; wird sie nicht herzuspringen und es ihnen aus den Händen zu reißen suchen, ohne zu fragen, ob eS ihr auch gelingen wird? Gott aber hat dort in Jerusalem all das Rohe und schänd liche geschehen lassen, was dein eingeborenen Sohne von seinen Peinigern angethan worden ist. Ist'S denn zu begreifen? Ja, es ist zu begreifen: es war der alleinige Weg, die einzige Möglichkeit, daß die sündige Welt gerettet würde; aus daß alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben. Erkennet: also hat Gott die Welt geliebt. Und wem diese Liebe Gottes nicht durchs Herz acht, nicht Mark und Bein erschüttert, der isl ein kalter, gefühlloser Mensch. Wie reich ist doch die Welt geworden, seitdem ihr Gott seinen eingeborenen Sohn geschenkt hat; wie mild und freundlich, wie warm und sonnig isls darin geworden, seitdem in dein Namen Jesu sich darin die «nie beugen. Mau spürt es besonders zur Weihnachts zeit; wie viele Hände und Herzen sind da geschäftig, Andern eine Freude zu inackieu. Alle diese Gaben der Liebe wären nicht, wenn nicht die Gabe der Gottesliebc da wäre, der eingeborene Sohn. Tie Hanpliache bleibt freilich, daß Jeder die Gabe des Sohne- Gottes für sich besitze, für sein Herz, sür seine Jugend, für sein Aller, sür seine gute» und sür seine bösen Stunden, sür sein Leben und für sein Sterben. Tahin muß es kommen, Laß es einem Menschen zur felsenfesten Gewißheit wird: Daß ich einen Heiland habe, Ter von: Kripplei» dis zum Grabe, Bis zum Tbron, da man ib» ehret, Mir dem Sünder angchörct. Tahin muß eS komme», daß, wenn des Lebens letzte Stunde klimmt, diese bange und schwere Stunde, es dem Glauben des sterbenden Menschen »och einmal gewiß wird: ich gehöre nicht zu de» Verlorenen, sondern zu denen, die das ewige Leben haben sollen. „Christus ist mein Lebe», Sterben isl mein Gewinn." Das eben ist das Schöne und Tröstliche am Weihnachtsfestc, daß sein Helles Freudcnlicht überall hinsällt, auch dorthin, wo es trüb und traurig, dunkel und schaurig ist. Man muß dann diese beste aller Gotlesgaben, de» eingeborenen Sohn, anch sesihalte»: man darf sich ihn, wenn man ihn hat, nicht wieder entreißen lassen. Es hat in diesem Jahre viele lieber schwemittttnge» gegeben, Hochslnthcn, wo die Ströme in die Höhe gegangen sind, weit über ihre User hinaus: wie viele Verwüstungen haben sie angerichtcl! Anch unser Sachsenland ist davon be troffen worden und zwar nicht das erste und einzige Mal. Ich weiß mich als Augenzeuge einer Hochsluth zu erinnern, von der unsere Haupt- und Residenzstadt Dresden schwer betroffen wurde »nd an die sich heute noch eine sehr schmerzliche Erinnerung knüpft; sie geht weit zurück, bis in die vierziger Jahre, laßt euch davon erzählen. Dresden hatte damals nur eine einzige Brücke, die AugustuS brücke. Ging man vonAltstadt nach Neustadl hinüber, so stand in der Milte auf einem Brückenpfeiler links ein mächtiges Kreuz mit dem Gekreuzigten daran: es war aus Erz gearbeitet und schwer vergoldet. Diese« Erncifix war ei» Wahrzeichen von Dresden und allen Bewohnern der Stadt werth nnd lheuer. Nun halte ihm die Stunde seines Verderbens und Untergangs geschlagen. Der Brückenpfeiler, auf dem es stand, war von den mächtig und immer auss Neue an drängenden Fluthen allniälig unterwaschen worden. Aus der Brühl'- schen Terrasse, der Brücke gegenüber, standen zahllose Menschen und schauten in tiefem, ernstem Schweigen nach dem bedrohten Crncisix hinüber Roch stand es hoch ausgerichtet; da, ein wahrhaft er schütternder Anblick, geriet!» es in ein leichtes Schwanken, es neigte hinten über, stürzte und verschwand in dem hoch angeschwollenen Strom. Lautlos und im tiefsten Schmerze hatte die viellansend köpsige Menge dem Trauerspiele von kürzester Dauer zngeschaut; mancher zerdrückte eine Thrüne im Auge. Mit dem erdenklichsten Fleiß suchte man nachher nach dem Kreuze; eS ist niemals wieder gefunden worden. Schade, ewig ScWw um diesen Verlust. Aber wißt ihr, welcher Verlust »och viel schwerer wiegt, noch ganz anders zu bedauern ist? Wenn ein Mensch seinen Heiland aus dem Herzen verliert, wenn er irre wird in dem Glauben an ihn, nnd der Glaube isl's, mit welchem ein Mensch an ihin sesthält. Wie geschieht es denn, daß der Mensch seinen Glauben einbüßt? HauS, Schule und Kirche haben den Glauben mit treuem Fleiße im Herzen des Knaben befestigt; das Bild des Heilandes steht fest in seinem Herzen. Aber nun kommt er hinaus unter Menschen, tritt hinein in die Welt. O wie liegt jetzt die Welt vielsach im Argen! Zweifel »nd Unglaube schlagen wie mächtige Wogen an das unbefestigte Herz. Die Schlimmsten unter den Verführern sind die, welche selber von der Ehrlichkeit ihrer Zweifel, von der Ansrichligkeit ihres Unglaubcns überzengt sind und den Schalk im eigenen Herzen nicht spüren. Dazu kommen die verderblichen Fluthen der Genußsucht und Sinnen tust, sie unterwaschen den Glauben an Christum und dann stürzt Alles in die Fluthen. Ter Mensch hat zuletzt keinen sittlichen Hall mehr; Gvltessnrcht und Gewissen, Pflicht und Schamgesühl, Ge horsam und Ehrerbietung gegen Ellern und Herrn, Ehrbarkeit und gute Sitte, Alles verschwindet nach und nach; da ist kein Aussehen zu Jesu mehr. Die junge Saat, die so schön ausgegangen war, ist nieder - getrete»; Haus und Schule und Kirche haben umsonst gearbeitet. Und wenn's auch nicht zum Schlimmste», zu schweren sitt lichen Verirrungen, zn einem verlorene» Lebe» käme, ist denn nicht da- schon traurig genug, wenn ein Mensch seinen seligniachenden Glauben verloren hat. wenn ihm die Leuchte erloschen, der Pilgcr- stab zerbrochen ist? Mag eS ihm selber sein, als sei er mit seinem Glauben einen Jrrthnm los geworden, als habe er eine Fessel ab- gestreist und als könne er sich nun viel freier bewege», als sei ibni das Leben nun erst recht genußreich geworden, er weiß gar nicht, wi« arm er geworden ist. Es gehört zu den traurigsten Erfahrungen unseres Amtes, wenn wir nach Jahren ans einen Menschen treffen, der seiner Zeit auch andächtig zn unseren Füßen gesessen hatte und der nun Schiffbruch gelitten hat am Glauben. Ich kehrte einst von einem längeren Spaziergang im Abenddunkel aus der Landstraße nach Hause zurück Die Straße war menschenleer. Ta hörte ich Jemande» im Rücken aus mich zukonime»; er schaute mir ins Gesicht und begrüßte mich. „Ach, Sie sind's, Herr Pastor? Wie freue ich mich, daß ich Sie wieder einmal sehe; Cie haben mich vor els Jahren consirniirt." Nun erzählte er mir, wie es ihn, inzwischen ergangen war; ich er widerte Einiges darauf, da sagte er aus einmal: klebrigen-, Herr Pastor, das muß ich Ihnen sagen: von dem, was Sie uns damals im Confirinandennnterricht gesagt haben, glaube ich heute kein Wort mehr." Das war nun freilich sür mich eine sehr schmerzliche Erfahrung. Ter hatte eben auch Lürislnin ans dem Herzen ver- loren. Möglich, daß er sonst kein schlechter Mensch war; wahr scheinlich halten ihm nach seiner Eonsirmalivn ältere Genosse» ge sagt: „Was man dir in der Schule und in der Kirche gesagt hat, das darfst du jetzt nicht mehr glaube»; wir glaube» anch nicht mehr daran." O, wenn wir doch ans unsere Consirinanden, namentlich die Knabe», »och einige Jahre einwirken, durch Verkehr und Unter richt persönlich einwirken könnten. Tie Jüngeren, die zarte Jugend, ja die versorgt man; aber mit den Aeltcre» solls nicht gehen könne»? Und doch brauchen die »ns noch viel »olbwendiger: denn wie unreif sind sie »och, wie leicht um ihren Glauben betrogen. Der greise General Feidinarschall Graf Moltke hat jüngst sich darüber aus gesprochen und erklärt, wie hvchnolhwendig die weitere geistliche Be hütung der consiilnirlen Jugend sei, und er meint es gewiß gut mit unserem deutsche» Volke und weiß, was ihm nolh thut. Und warum ich das nun euch sage, ihr Kinder? Ich habe dabei besonders euch Confiriiiaiiden im Auge. Euer werde ich »ach der Consir- matio» kann, wieder habhast werden, ihr geht in die Heimath zurück. Aber wollt ihr da das Band milder Kirche, eurer geistliche» Mutter, sesihalten? Wollt ihr euch zu Gottes Haus nnd Gottes Wort und Gottes Tisch halten? Wollt ihr euch eine» christlichen Ulngang suchen? Wollt ihr vor Allem die Glanbensgemeinschast nnd den Gebetsunigang mit eurem Heiland sesihalten? Es ist jetzt sür einen jungen Menschen nicht leicht, sich von der Welt unbefleckt zu erhalten nnd züchtig, gerecht und gottselig zn leben in dieser Welt. Aber wenn eS schwer ist, so ist es doch nicht unmöglich. Es kam neulich ein junger Mensch zu mir, der leider mit einem schweren Vergehen vom rechten Wege abackommen war Ich fragte ihn, was ihn dazu getrieben habe. „Ach", sagte er, „die Noth ist es »a nicht gewesen, aber diese Welt, diese gegenwärtige schlechte Welt" — Weiler ließ ich ihn nicht komme», sondern ich verwies ihm mit ernsten Worten seine heuchlerische Ausrede. Und nicht wahr, liebe Kmder, solche Ausrede ist »»wahr, ist heuchlerisch? Giebts denn eine Macht i» der Welt, die di n zwinge» kann, wider dein Gewissen, wieder deine bessere Ueberzengnng zu handeln, wenn du selber nicht willst ? Nun, möge Gott mein Wort an euch segnen; möge es euch aus «ucrn weiteren Pilgerwcgen behüten Helsen. Wie viel Weihnachts feste ihr noch uiitskier« werdet, das steht bei Gott; aber aus jedem Feste, das ihr feiert, leuchte euch unser Spruch entgegen: „Also hat Gott die Welt geliebt"; der Spruch führe euch wieder zu dieser Stunde zurück und dann möge es bei euch so sein, wie es einst auf der Dresdner Elbbriicke gewesen ist: in euerem Glauben stehe der Gekreuzigte und Auserstandene, und ihr selber mögt sieben in der Krast dieses Glaubens fest und unbeweglich, daß keine Zweiselswogen euch das Bild Jejn wegspülen, keine Fluthen der Versuchung euch den Glauben an ihn unterwaschen können. Amen." Nachdem die Schüler das „Stille Nacht" gesungen, begannen die Teclamativnen der Einzelnen, die sowohl in deutschen Gedichte», als anch in englische» (l-o»gicllorv's „kxeelaior") und sranzösischen (La,ine, ...lcrnaulem") recht sichere nnd gewinnende Vorträge brachten. Tazwischen lagen wieder Gesänge eingesiigt, so daß der Eindruck dieser festlichen Veranstaltung ungemein stimmungsvoll wirkte. Gegen Schluß des feierlichen Actes ergriff noch Herr Anstaltsdirector Demnth das Wort, warm und herz lich alle Erschienenen für daS Wohlwollen dankend, mit dem sie die Anstalt und ihr Wirke» begleitet haben, und sich auch für ferner von ihnen die gleiche Theilnahme erbittend. Wie ouS den Berichten der Anstaltsdirection bervorgeht, ist die Anstalt in jüngster Zeit baulich bedeutend erweitert und zur Ausnahme weiterer Zöglinge vorbereitet worden Der Gesundheitszustand der Schüler war in diesem Jahre ein vorzüglicher, es kam kein einziaer KrankheilSsall von Bedeutung vor. In ebensv erfreulicher Weise gestalteten sich die erziehlichen Resultate, welche sich aus 32 Knabe», von denen ein Theil von auswärts kam, kljlreckte. Nicht strafbare Handlungen waren cs, welche sic dem Institute zusührten, sonder» theils Leichtsinn, theilS Mangel an geistiger Begabung, welche sie in einer höheren Schule nicht vorwärtskonimen lieh und die dadurch ihre» Ellern Verdrießlichkeiten bereiteten, gaben de» Beweg- grnnd ab. Tie im Institut befindliche» Knaben, deren Zahl 60 nicht übersteigt, gehören fast ausnahmslos den bessere» Ständen an. Sie besuchte» grüßtentbeils vorher Realschulen, G»n»,asten rc. Ihnen die sur das bürgerliche Leben unbedingt erforderlichen Kenntnisse nnd Fertigkeiten zu verschaffen, sie sür daS praktische Leben tüchtig und geschickt zu machen, dafür tritt das Pestalozzisiist als Erziehungs anstalt mit vollen Kräfte» und guten Erfolgen ein Alle ihre Zög linge solle» befähigt werden, später auch die technisch schwierigeren Be- rufsarlen aus gewerblichem Gebiete zu erwählen, oder im Bureau- oder Cvnlordienst Verwendung zu finden oder auch nach ihrer Entlassung aus der Anstalt noch eine Handels, Gewerbe- oder Bangewerken schule, behufs speeieller Ausbildung, zu besuchen. Dies in großen Zügen die Ziele des Stifts Ehe die Versamm- lung anseinanderging »ahm sie noch einige recht ezact ausgeführte Turnübungen der Zöglinge in Augenschein, wie sie auch mit be sonderer Freude die Schnitzereien der Schüler betrachtete. vermischtes. ^ Berlin, 21. December. Die „Post" berichtet: Tic Ermordung des Nachtwächters Braun dürste voraus sichtlich bald ihre Sühne finden. Wie man sich erinnern wird, wurde am 27. September 1837 früh Morgens der städtische Nacht- Wächter Braun an seinem eigene» Schlüsselriemen an einem Baum« der Anlagen bei der Elisabethkirckie erhängt vorgesunden. Daß kein Selbstmord vorlag, ergab sich sofort daraus, daß dem Unglücklichen der Schädel zertrümmert war. Ter Befund zeigt« auch, daß die Mörder einen Einbruch in die Kirche geplant hatten, bei dem sie obne Zweifel durch Braun gestört worden waren. Letzterer hatte dann, nachdem ihm von einem der Tdäter, der sich von hinten herangcschliche» hatte, Schnupftabak tn die Augen geworfen war, wodurch er widerstandsunfähig wurde, wahrscheinlich mit einem Einbrecher Werkzeuge einen tödtlichen Schlag über den Schädel erhalte» Der Verdacht der Criminalpolizei lenkte sich alsbald aus den Töpfer Hermann Heintze, einen Zuhälter und gefährlichen Gewaltmenschen, und dessen Frau Anna, aeb. Will, eine Prostituirle der niedrigsten Sorte, (siegen diese Beiden wurde denn auch die Vornntersnchnng wegen Mordes eingelcitet, später aber wieder eingestellt, weil Staatsanwalt und Untersuchungs richter das beigebrachle Belastnngsmaterial nicht sür ausreichend erachteten. Nichts desto weniger hielt die Criminalpolizei an ihrem Verdachte fest und richtete nun ihr Hauptangenmerk darauf, daS Belaslnngsmalcrial zu vermehren. Das ist ihr und insbesondere dem mit der Untersuchung betraute» Criminalcoinmissarius Braun nun auch soweit gelungen, daß die verdächtigen abermals Ver ba stet sind nnd die Vvruntersttchnng von Neuem eingelcitet ist Es handelt sich natürlich nur lim eine» Jndicienbewkis; indessen werden die Judicien »ach der nunmehrigen Vervollständigung des Materials i» ihrer Totalität zu einer Uebersührnng der Beschuldigten voraussichtlich ansreichen. Ter Proceß wird ein Monstreproceß nach Art des Tickhoff'jck-en werde», diesem auch insofern ähnlich, als alle dabei bethciligten Personen zur gefährlichste» Sorte von Verbrechern gehören. ---- .Kaiserin Elisabeth läßt sich bekanntlich aus der Insel Kors», auf welcher sic in den letzten Jahren mehr fach Aufenthalt genommen, ein Schloß bauen. Dasselbe wird mit allen modernen Einrichtungen und mit besonderem Eomfort ansgcstattct werde». DaS Schloß wird unter Andcrm elektrische Beleuchtung erhalten; sämmtlichc Räume werden mit EUüklichtcrn, die Terrasse durch Bogenlampen erhellt. Außerdem wird sür die Versorgung des Schlosses mit Trink- unv Rutzwasscr und der BorralhSräumc im Schlöffe mit kalter Lust und Eis mittelst eigener maschiueller Anlagen Vorsorge getroffen. ES werden bereits in der nächsten Zeit auf Korfu die »otliwendigen Arbeiten einHcleitct werden. Die Vollendung aller Arbeiten soll nach Möglichkeit beschleunigt werden, damit die Kaiserin bis znm kommenden Herbste in ihrem vollständig cingerichtcten Schlosse alle wiinschcnSwerlhc Bequemlichkeit finden kann. ---- Die Bevölkerung des GroßsurstenthumS Finland betrug nach den dieser Tage veröffentlichten neuesten Daten am 31 December 1880 2 338 101 Menschen, von welchen 226 680 in den Städten wohnten. --- Die Tbatsache, daß in dem bisher als frei von Hai fischen bekannten Hafen von Apia ein Mann beim Schwimmunterricht durch einen Haifisch schwerverletzt worden ist, giebt dem commandirenden Admiral Veranlassung, den SchiffscvmmandoS die äußerste Vorsicht bei Erlhcilnng der Erlaubniß zum Baden und des Schwimmunterrichts zur Pflicht zu machen. Hkgvpssslv kokvn mit Koäe-Lilü und xonau passendem öosatr ru aussoi'oi'äsntliek billigen kreisen: HVvkItkktlgkdllsi-IilelilOr, ? Leter 50 60 Etin.. dauerhafte Stock« in -mrllclr- ^ gesetrten Dessins, mit. Oarton, . 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Loter 100 Otw. dreit, «^1»»e ein farbig in 40 kiianeen mit 8eidev 8outacke- A Ad 1'assewevterie, Kode >1 Lv»^ Id»lOl»gOi«t I^It1v V»»« I» < o„1«»»»^, 7 9 Leter, doppvltdrvit, scdicvvres Duinentucb mit eleganter 8out»'ke-8vielcerei (^Vertb 24 .dl) A Kode dl tt«Ii»-HG «»II»»,-4 «« k^iulrO Id»I»<»»», 7^9 Leter, 105-120 Otm. dreit, mit verschiedenem kesatr, als Keiden-Krocat, drockirto eckte 8»ininto, Seiden I'assementerieo o. s «« Lode .dl 15.—, 12 —, 9 — Kode dl V». Idkii»-dl« 1«1«I» - !H» r»«s1I1^u», 14 Leter 52 56 (Üi». breit — »«II»-»»«»»'<dol«-g«s»»- I»«-I1>«I»»»»k', mit 8ammet-I!esat/ Kobe .dl <d<^» IHtSlIii^. Lei,, - IVollen - KIsasser Klane» vum Lorgenicleid i» den berrlübaten Lustern auf bvllvm und dunlclkio b'ond, 7 Leter, io olo- gantem Karton Lorgeo-Klotd dl 8oI»M»»^ I»I»»»i>t»«s1d, Ikvil»« HdwIIo, 100—110 ktm dreit, selten scköas Luster, sedvars in sck«arü, Lrocbs, Streifen, Karo, 7—9 Leter, mit glattem 8eiden 8»mmet oder prim» 8eid«n Llllsck, Kobe >l 19,—, 17—, 14—, 12— Kode dl V. «»II - «ol»«- II, 7 Let. r. 100 ktm. breit. ««-In« «»IlO, duftige, rarte ('rein: Virgini« io creme, ciel, rose etc., io allen Hk Dicbtfarben mit Seideo-Damaat L, aatr Lobe.dl E »50 «»H-««I»d I, 7 Leter 100 ktm. breit, ««-!»»« «»IlE, riarte. duftige Voile de Kbiiies in creme mit seidenen Streiten mit liosatr -tz A Lobe .dl 7 L r dorwelibreit, «<-Ii> -« «II«»» - Leige, mit KcidendMrak-Lesatr Kobe .dl ^ck» 8« I«1« L«,n»n« r-II«I»^,7Ltr. bocbaparte Kein VVollea-8Iocke in glatt prima Vigoureu», in Karo, Lro> bä, Lorduren ete. FL statt 18 24 .dl. Lode .dl 10 Lobe -dl *5»- Lonlsrrlivn! 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