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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.12.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-12-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189012237
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18901223
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18901223
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1890
-
Monat
1890-12
- Tag 1890-12-23
-
Monat
1890-12
-
Jahr
1890
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.12.1890
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5 Kilqk W KiMl Li-ckM mit Ktichkr Ar. M, MM«- in Mmlin 18S«. Leipzig, hast ^upttnanuS von Lreisausfchuß. 22. December. Im Sitzungssaal« der königl. Kreis- fand am Freitag unter dem Borsip de» Herrn kreiS- Ehrenstein eine E o« der sei» Nichterscheinen entschuldigt itzung de« SretSan«. ichüsfel stau Dieselbe mar von allen Mitgliedern, mit Ausnahme pe» Freiherr» vou Friesen, hatte, besucht. De» erste» Gegenstand der Tagesordnung bildete da- Gesuch »xt Herrn De meck Singer hierfrldst um Genehmigung, seine gynawlogische Privatklinik von Nürnberger Straße 48 nach König- strahe 24 zu verlege«. Da« Geiuch wurde genehmigt. Ferner lag ei» Geiuch de« StadtratheS zu Dresden vor, welche» de« Erlast eine« Eutet anungSgr setze« betras und izu d«n der KreiSau-schuh sein Gutachten abzugeben ausgesordert worden war. Da» Gesuch gipfelte tu der Frage, ob bez. inwieweit e» erwünscht und zweckmäßig sei, dah die in Sachsen bestehenden aus Straßen-, Brücken-, Schleustenbauten und Bergwerke beschränken, so daß eine Ausdehnung der Bestimmungen geboten erscheint, daß auch Gebäude zu öffentlichen Zwecken, wie zu Schulen, Kranke»- anslallen, KirchhosSanlagen u. s. w. expropriirt werden können. Weiter wird in dem Geiuch« de» StadlrathS zu Dresden der Wuiffch ausgesprochen, e« möge im Hinblick aus das gegenwärtige weitläufigere Verfahren eine Vereinfachung desselben slatlfinden. Nachdem der Referent, Herr Oberregierungsrath vr. Grünler, dein KreisauSschuß die Angelegenheit vorgctragen hatte, entspann sich ein lebhafter Austauich der Meinungen, in dessen Verlause Herr Oberbürgermeister Vr. Georgi dein Wunsche teS Stadtraths sich anschlost, daß die EntcignungSdestiniinungen in der gedachten Richtung erweitert werden, daß wir zu einem einheitlichen Gesetze in dieser Richtung gelaogen und daß somit das Expropriation» recht codificirt werde. — Da zu der Angelegenheit erst noch eine weitere Bcrathung ersorderlich ist, wurde ein eudgiltiger Beschluß noch vertagt. Genehmigt wurden die Gesuche zur Uebernahme bleibender Ver> Kindlichkeiten seiten» de» Stadtraths zu Borna (Uebernahme eine» Fußweg» an der Borna-Lausigker Chaussee in städtischer Unter Haltung und Uebernahme einer Schleußcnanlage an der Borna- Markranstädter Landstraße ebcnsall» in städtische Unterhalcung), de» Stadtrath» zu Döbeln (Einräumung einer Grunddienstbarkeit an der vom EisenbahnfiScus erworbenen städtischen Parcrü« Nr. 1224 k de» Flurbuchs für Döbeln), de» StadtratheS zu Wurzen (lieber nähme zweier Pflasterstrecken der fiskalischen Leipzig-Dresdner Straße in städtische Unterhaltung) und deS StadlrathS zu Roßwein (lieber, nähme von Trottoir-, Schleußen- und Schnittgerinnanlagen an der fi-calischen Döbelner Straß« in Roßwein tu städtische Unterhaltung). — In diesen Angelegenheiten erstatteten die Herren RegierungSräthe vr. Schober bez. Vr. Häpe da» Referat. Da» Gesuch de» StadtratheS zu Leipzig um Dispensation deS Gemeindeanlagen-Regulattv» für Leipzig, betreffend die Verlänge rung der Einschätzungsperiode für die Grundstücke der ein verleibten Vororte bi» zum Jahre 1894, wurde, da Bedenken dagegen nicht Vorlagen, bedingungslos genehmigt. (Referent Herr Regierung», ralh vr. Schober.) Ferner lagen drei Recurse gegen die Höhe der Einschätzung ron Grundstücke» zur städtischen Grundsteuer au» Roßwein, Dresden und Leipztg-Sellerhausen vor. Ti« beiden letzt, genannten Recurse wurden abgewiesen, dagegen in der Sach« auS Roßwein die nochmalige Verhandlung bezw. Anstellung weiterer Er örterungen angeordnet. Tie vorliegenden BerwaltungSstreitlgkeiten zwischen dem OrtS- armenverband Dresden und dem Landarmenverband der König reiches Sachsen, zwischen den OrtSarmenverbänden Leipzig und Fr oh bürg, zwischen den OrtSarmenverbänden Grüna und Lanstgk wurden zu Gunsten der Kläger, die Verwaltungsstreitigkeit zwischen den OrtSarmenverbänden Braunschweig und Kühren zu Gunsten deS Beklagten entschieden. Im Hinblick aus die Wahl von 4 Mitgliedern bez. Stellver tretern »ur ReclamationScommission in Gemäßheu von 8.60 de» Einkommensteuergesetzes vom 2. Juli 1878 wurden an Stell« der Herren Freiherr von Streit und Stadtrath Juki die Herren Lekonomierath Vollsaci-Großzschocher und Mühlendirector Schö- nert-Wurzen in die Eommisjion berufen; iinlledrigcn erfolgte die Wiederwahl der seitherigen Mitglieder. (Referent Herr Regierung», ralh vr. Kutzleb.) Wa» schließlich das Gesuch deS StadtratheS von Hainichen um nachträgliche Genehmigung einer Verminderung de» Stamm Vermögens der dortigen Gemeinde (Verzichtleislung auf Forterhebung der Abgaben an Geschoß, Opfer, Häusler-, Lluartal- und Michaclisgeld) betrifft, so wurde dasselbe nach Maßgabe der bestehenden Verhältnisse ebenfalls genehmigt. (Referent Herr Regierungsassessor Sch in ö ger.) Hiermit war die Tagesordnung erschöpft und «S hatte die Sitzung ihren Abschluß gefunden. Erinnerung an Julius Karl Lichorius. Wer die Schwierigkeiten kennt, al» Biograph einzudringen in das geräuschlose Privatleben einer durch in der Stille erworbene Verdienste um da» Geineinwesen, um das engere und das weitere Vaterland ausgezeichneten Persönlichkeit, di« eS liebte, abgesehen von jener ihrer öffentlichen Wirksamkeit, sich aus sich selbst, aus einen erlesenen Kreis von Gesinnungsgenossen und Freunden, der natur gemäß im Laufe der Jahrzehnte sehr »usammenschmolz, still zurück, zuzichen, der wird von vornherein sich bescheiden, ein annähernd treue» Lebensbild nicht binnen wenigen Tagen mit schnellserliger Feder entworfen, nein, vielmehr erst nach einiger Zeit erscheinen zu sehen. Wahrlich jener Spruch ist zweischneidig, welcher behauptet: „Doppelt giebt, wer rasch giebt." Mindesten« trifft er hier nicht zu, wo Lucken aller Art und Unrichtigkeiten bei Uebereilung des Verfassers zu befahren sind und kaum vermieden werden können. Dem Bürger und Kramer Johann Karl Tichorius wurde am 20. November 1818 von seiner Gattin Johanna Christian« Dorothea ged. Fischer rin Sohn geboren. Den Vornamen Karl er- hielt der Täufling von seinem ersten Palhen, dem Großvater Polizei. Wachtmeister Karl Friedrich Fischer, der später mit der grogen königl. sächsischen Tivil-Berdienstmedaille ausgezeichnet wurde. Ter I z gestrenge Herr Stadtwachtmeister hatte am Naschmarkt seine Mann-' schaft in Bereitschaft. Seine Wohnung befand fich im Stadtpseiser- aaßchen (Magazingaffe). Die kleinen Verhältnisse unserer guten Stadt spiegelten sich auch in dieser Wache, welche damal« uur zehn „PoltzeigenSdarmen" zählte. Dazu kam allerdings noch die Polizei, wache unter dem Adjutant und Ilntrrbesehlshaber, der zwei Unter, ossictere, drei Tamboure und einige dreißig Polizeisoldaten unter sich hatte. Al« die Taufe unsere« Karl Julius TichoriuS am S. December erfolgte — Archidiakonu« vr. Goldhorn zu St. Thomae nahm sie wohl vor —, standen al« Loufpathen außer dem Großvater noch Jungfer Juliane Henriette Lichoriu« und der Hausbesitzer Johann Gottfried Frenzel bereit. In Jungfer Tichorius erkennen wir ein« Großtante oder Tante de» Täuflings, Tochter des Bürger« und Kramer- Johann Gottlob Lichoriu». Letzterer hatte sein Geschäft im eigenen Haus« am Thomas- gästchen (damal« Nr. 107/8), später in der Grimmaijchen Straße (Nr. b77). Auch der Later unsere« Julius Karl, der Bürger und Kramer Johann Karl Lichoriu» jun., war im LhomaSgäßchen (Nr. 110) dvmiciltrt. Sein Geschäft finde ich al« Kurzwaarenbandlung, da mal« Knnst- und Nürnberger. Waaren - Handlung bezeichnet. Er führte Waaren, wie Adalbert HawSkh in unseren Tagen. Vater und Oheim, Beide starben, ehe unser Lichoriu« auch nur da« schulpflichtige Alter erreicht hatte. Die Grosteltrru mütterlicher, seit« nahmen sich nun de« Knaben wohlsorglich mit an. Den Schulunterricht erhielt er in der Bürgerschule, an deren Spitze der ehrwürdige Veteran Ludwig Friedrich Gottlob Gedike, Ehrenmitglied der Lausitzer Predigergesellschaft, al» Direktor stand vr. Karl Vogel kam erst 1882 hierher, von wo dann dessen Reorga utsation de« Leipziger Bürgerschulwesen« beginnt. In die Haudelt- lehranstalt trat Lichoriu« al« einer ihrer ersten Zögling« ein. ES wor ihm beschteden, da« goldene Jubiläum dieser Schule zu erleben, und er nahm den regsten Theil au diesem schönen ErinnrrnngSfestr, da« zu einem nicht geringen Theile auch den Manen de« ersten Direktor« derseldrn, de« charaktervollen Schieb«, galt Aus diese Schuljahre in engen Räumen folgten Wander- und Reisejahre draußen tu der Fremde, an der Nordfeekllste Von Bremen, wo er die Lehrzeit al« «naehender Kauimann erfüllte, ging e« zur See, weit fort noch Westtudica. Aus der schönen „Perle der Antillen" besaß eiu Bruder der Großmutter Tabak- plautage». Bier Jahre lernt« Lichoriu« dort da« Geschäft, sowie Laad und Leute. Europäer, Lreolen, wie Farbige, kennen. Von der Havana führten ihn Geschäft«- und Studiensabrten nach Nordamerika bi« Lanada hinaus und über England in di« hei- mach zurück. Lichoriu« liest fich a!« Importeur echter Havana» in der I Vaterstadt nieder. Ja der Leinwandhalle halte er seine „Schreib- § stube" al« Großhändler eingerichtet. AuS dem Importgeschäft ent- wickelte sich allmälig ein Fabrikuaternehmen. da« Milte der fünfziger Jadre tm Schrötrrgäßchen neben der Reitbahn sein stattliche» Heim > aufthat. Jetzt besitzt «S selbst «in große« eigene« Gebäude in der ^ Kreuzstrast«. Lichoriu«' ruhige« wese», seine Charakterfestigkeit, seine ehren- seste Gesinnung ward, so wenig er selbst an di« Lesfentlichkeit sich! drängte, in mastaebenden Kreisen sattsam kund. Man versicherte sich seiner Mitwirkung, seine» Ansehen», wo «< nur immer gemein nützigen Bestrebungen, patriotischen Kundgebungen und Organisationen galt Selbstverständlich, daß man ihn tu da« Stadtverordneten- Collegium wählte und später auch sich seine» erfahrenen Rathe« im Direktorium der Leipzig-DreSdner Eisenbahn-Üompagnie, wie im Aufficht»ratl> der Allgemeinen Deutschen Eredit-Aastalt und der I Lommunalbank de» Königreich» Sachsen versicherte. Gewiß brauche» große Geld- und Lreditinsiitute solche besonnene! rechtschaffene, vom Glanz de» Golde« »»bestochen bleibende Männer in ihrem Rache. Solche Männer fürwahr bleiben unangefochten von Versuchungen inmitten de« „PandämoniumS großer Böisen- geschäfte" (Freytag). Sehen sie doch „ohne innere Theilnadme aus die Börsengefchälligkeit und Procentmüden herab und bedalten auch hier »ine sehr überlegene Stimmung gegen die Sorge ihrer Kunden, reich zu werden". Diese Worte, welche der Biograph Karl Matby « auf diesen seinen durch wahrdait vornehnien Liun aus gezeichneten Helden anwendet, finden gewiß ihre berechtigte Er streckung aus dessen Freund Cichorius. Beide waren wohl auch einig in der „starken Mißachtung gegen die Bräuche und Kunstgriffe, welche bei der Mehrzahl auch der ehrlichsten GeschästSmänaer für erlaubt gellen" (Freytag). Hier waren „die starken Wurzeln ihrer Kraft". Im Handelsgericht wurde er ans viele Jahre hinan« Beisitzer, zu dem Vcrlrauensamte der städtischen Steuer-Einschätzungen zog man ihn immer wieder mit Vorliebe herbei. Seine höderen StaatSbürgerpslichten erfüllte er ebenso eifrig. Al» seine politischen Freunde ihn in den sächsischen Landtag zu deputiren für angczeigt erachteten, kam er dieser Berufung, wenn auch widerstrebend, nach. Tenn er war kein politischer Redner, wollte kein Sprecher sein. Wo e» zu handeln, wo es Opfer zu bringen galt, da ließ er sich sofort bereit finden, »in Muslerpatriot, der übrigens auch gegen politische Gegner ritterlich und gerecht war. Gustav Freytag zeigt ihn uns vor dreißig Jahren inmitten der politischen Freunde im „Kitzing". „Aber er — Math» — bewährte auch zu Leipzig in größerem Kreise wohlthuendcn Antheil an Gesinnung und Streben Anderer. Er wurde dort Mittelpunct eines tdreiseS patriotischer Männer, »>it dem er nach deutschem Brauch einzelne Bbendsiuiiden in einer Gast- wirthschaft zwanglos zusammcntras. Aeltere und jüngere Männer von verschiedenem Beruf, unter ihnen WachSmuth, Malby'S werthcr AmISgenosse bei der Creditgeiellichasl (Allgemeine Deulsche Credit- Anstalt), dann Stephani, drei Eichorius, zwei Hirzet, Schunck, Georgi, W. Wenck, der englische Geueralconsul Crowe, dazu der ganz kleine Trupp der „Greuzboten", von denen Julian Schmidt ihm besonder» werth wurde. Hier war e» auch, wo er Heinrich von Treitschke kennen lernte und lieb gewann; recht innig erfreute ihn da» kräftige ritterliche Wesen und die tapfere preußische Ge- sinnung des geistvollen Mannes." Vr. zur. Stephani, der nachmalige Bicebürgermeister und Reichs- tagSabgeordnele, war damals Rechtsanwalt und Notar. Und die drei Eichorius? Außer unserm Julius Karl dessen Cousin» Stadt- rath Paul Theodor Eichorius, nachmals Vicebürgermeistrr, uod der Privatmann Moritz Eduard (Dresden). Tie zwei Hirzet finden wir in dem Buchhändler Salomon und dem schweizeriichcn Consul Caspar Hinel-Lampe wieder. Zu ihnen csellten sich der Kaufmann Julius Schunck, Rechtsanwalt Vr. zur. äeorgi, der jetzige Oberbürgermeister von Leipzig, Pros. vr. pkil. Woldemar Wenck, der Historiker, uud der englische Kunstschriststeller Geueralconsul Jos. Archer Crowe. Zum Stabe der Greuzboten- Redaktion gehörten außer Gustav Freytag und Julian Schmidt noch Julius Sehbt, der llcbcrsetzer, ein ergrauter Landtkuechl der Journa. listik. Vr. Heinrich von Treitschke war zu jener Zeit noch Privat- docent an unserer Universität. Cichorius gehörte auch dem etwa» weiter zuriickdatirenden Kreise der „Maikäser" an, welcher jetzt bald ausgeslorben ist, nachdem Rechtsanwalt Volkmaiin mid jüngst erst Direclor vr. iur. Wachs, mulh einem Georg Wigand, Moritz Haupt, Otto Jahn tn die Grust gefolgt sind. Zweimal verlicirathct, hatte er au« beiden Ehen blühende, hoff- nungSvolle Nachkommenschaft erhalte», die ihm sein Greisenalter durch Enkel herzerquickend erheiterten. ES verklärte den Spätabend seines Leben», sie alle glücklich zu sehen. Infolge seiner zweiten Verhcirathung trat er der resormirten Kirche näher. ES wird ihm ins Grab hinab bezeugt, daß er dieser Gemeinde viele Jahre lang die werlhvollstcn Dienste geleistet hatte. An seinem Sarge sprach denn auch der erste Geistliche dieser Gemeinde, vr. tkeol. Dreydorsf, nach Svr. Sal. 10, 7: „Da» Gcdächtniß der Gerechten bleibt in Segen/' Noch einmal erstand der bis zum letzten Augenblicke thatig gewesene Man» vor den geistigen Augen der Trauergemeinde. Diese fast an die Regelmäß kcit eines Uhrwerkes gemahnende rastlose Thaligkeit war ihm ja so um Bedürsniß geworden, daß, al» er die Abnahme seiner Kräfte ühlte und sich genölhigt sah, schließlich «in Feld liebgewordener Thaligkeit nach dem anderen oufzugeben, er das Leben als eine Last anzusehen anfiug. Sein ersprießliches Wirken, seine Treue und Gewissenhaftigkeit im Hause und im Berufe, in so vielen Ehren- ämtern sichern ihm ein gesegnete» Andenken. „Man mußte ihn freilich lange, mußte ihn recht nahe und per- önlich kennen, um von seiner vielseitigen Bildung, vom Reichihum eine« Geistes und GemütheS eine annähernd richtige Vorstellung zu gewinnen. War er doch eine vorherrschend innerlich« und in sich «kehrte Natur, ein Mann, der nicht nur nicht scheinen wollte vor en Leuten, sondern auch, wie oft sein Bestes vor ihnen verbergend, dem Schein absichtsvoll aus dem Weg ging." (Drchdorss.) Hier schalte ich ein, wie der Heimgegangene »inst standhaft die ihm zugedachte Ehre ablchnte, die freie Stadt Bremen at» Consul hier zu vertreten. Tai Jahr 1886 brachte ihm dafür das Ritter- kreuz de» AlbrechtSordenS. Betreff- seiner Geistesbildung wird mir B. seine überaus große Belesenheit gerühmt. Und wie veredelt und concentrirt Jeden der Umgang mit guten Büchern I Dabei war er sehr human olS Principal, als Arbeitgeber. Ta« zahlreiche Erscheinen von Arbeitern bei seiner Bestattung am 4. No- vember gab ein schäneS Zeugniß für seine immerdar freundlich« Stellung zu all den in seinem Geschäft beschäftigten Personen Da« Banner der Arbeitervereioigung, welcher beim SegenSspruch de» Geistlichen über seine Gruft sich grüßend senkte, sprach deutlich ein letzte» ehrende» und liebende»: „Fahre wohl!" für den früheren Chef, äpa" Lichoriu-, au». Diese Kundgebung kann die Arbeiter selbst nur ehren, wie sie den guten Klang de- Namens CichoriuS in unserer Stadt du mehren hilft. Altes Theater. Leipzig, 22. December. Statt der „schönen Ungarin" eine .schone Böhmia" — da« ist die Pointe der neuen Posse von Leon Ireptow „Unsere Don Juan«", und da die „schöne Ungarin" siH so großer Erfolge erfreute — warum soll die schone Böbmm nicht auch über alle Bühnen gehen und den Dirrctorru Cafsa machen? Nach der gestrigen Auf- de« Stücke- braucht man ihr wenigsten« kein un- S Horoskop zu stellen; die Posse batte einen nicht zu «streitenden Lacbersolg und neben der Böhmin trugen auch die deutschen Mädchen zu demselben bei. Kathinka bleibt freilich immer die eigentliche Heldin de« Stücke«; sie ist von einer Naivetät» die an die Kotzcbue'schen Naturkinder erinnert und daher einen sehr pikanten Beigeschmack hat. Besonder« die Redensart „und so", die sie ihren Herzensergüssen beizu- fügen pfleg», bringt, trotz ihrer anscheinenden Harmlosigkeit, oft eine sehr „starke Würze" in die Plaudereien der böhmischen (Aurli. Ein brackten-wertbe« Talent zu ckarakterisirrn zeigte Frl. Barlav in der Durchführung dieser Rolle: die halb slawische Dialeclsärbung gelang ihr vortrefflich, ebenso die Mischung der Charaktereigenschaften in diesem ost schelmischen, oft harmlos starken Naturkinte. Auch da« Lied am Schluß de« zweiten Acte«, da« au- einem Couplet zu einem kleinen Cbanson bcrauSwächst, trug sie anmuthig und mit gesang sicher Fertigkeit vor. Ein Gegenbild zur Deutschböbmin giebt da- echt deutsche Mädchen Lene, ibrc« Zeichen» Wirtbsissastrrin, die anfangs irrtbiimlich glaubt, daß ihr Herr sie beiratben werde» dabei unangenehm enttäuscht wird, aber am Schluß doch noch ihr Ziel erreicht. Diese blonde Deutsche spielte Fräul. tzlöhr« tbeil« mit zarter Verschämtheit in den Scenen, wo sie sich schon al« die Erwählte ihre« Herrn und Gebieter« de trachtet, theil« frisch und resolut, al« sie später ans ihr Ziel lo-steuert. Zwischen diesen beiden Schönen pendelt da« Herr de« Ex Don Inan« Schwalbe bin und der, und da« ist der eigentliche Hauptinhalt de« Stücke«. Die Böbmin will er beiratben, aber eigentlich hat c« ihm die Wirtbschafterin schon längst angethan. Kathinka liebt Schwalbe - jungen Neffen und al» ,br Vater um die Hand einer der Töchter Sckwalbe'S anbält und ibm Katbinka nur geben will, wenn er ibm dafür au« dem töchterlicken Kleeblatt die eine Erwäblte zur Fra» giebt, da schreckt Schwalbe doch vor einem Schritt zurück, durch den er seine Tochter zu seiner Schwiegermutter machen würde und beiratdct lieber seine Lene Herr Ernst Müller spielte den Herrn Schwalbe nicht ebne Jovialität, obschc» er ihn noch etwa- leichtfüßiger nebmcn konnte. Seine Ber lcgenbeit bei den vielen Gratulationen der verlassenen Schönen stellte er recht ergötzlich dar. Ein curioser Heiliger war der Wenzel Navratil de« Herrn Searle. so fremdartig in seiner Sprechweise, so komisch in seiner Gangweise, so putzig in seiner Versiebtbeil und so bedrohlich in seinen ZorneSauSbrüchen, diese groteske Figur, welche in den Ensemblrstücken der letzten Acte durch ihre purzelmäiinische Beweglichkeit bei so ungeeigneten körper sichen Voraussetzungen den Haupteffect machte, erregte stet« die Heiterkeit de« Publicum«. Und ein anderer drolliger Kauz war der Han« Timpe de« Herrn Frank, dieser ehe malige Telephonist mit den durch da« ewige Geklingel an gegriffenen Nerven gab un« von seiner Nervosität die er heiterndsten Proben. Den Fritz Schwalbe, den Kathinka liebt, ielte Herr Schnellt lustig und resolut und sein der s. ..... . Colonialpolitik gewidmetes Couplet erntete lebhaften Beifall. Auch der Asrikareisende Paul Hiller ist ein Zugeständniß an die Zeitströmung. Herr Matlhaes gab dem in den Tropen gebräunten Reisenden und Liebhaber eine männliche altuna. Außerdem nahmen noch zwei Kleeblätter unser teresse in Anspruch: dasjenige von Schwalbe'« Töchtern und da« seiner drei Freunde, der Don Juan« Krewiy, Drewitz Hai Äut und und Schncewitz, welche letztere von den Herren Gr ein er, Prost und LScar al- drei köstliche Hampelmänner an der Cavaiicrperspective vorgefllhrt wurden. Von den drei Cl." ' " Töchtern nimmt Clärchen, die von Frl. von Romberg reckt artig dargestellt wurde, den Löwenantheil für sich in An spruch. Frl. Prucka al« Trudcken benutzte ibre oberbayerischen Vorstudien für schelmische Koketterie mit gutem Erfolg, und Frl. Scheely als Gretckcn war ein Backfisch, der wobl bei Frl. Flösset in die Schule gegangen ist. Die Tante Lottchen, die nach ihrer Geburtstagsfeier im ersten Acte bald wieder von der Biltfläche verschwindet, wurde von Fräul. Buse al« würdige« häusliche« Jnvcntarstück gespielt, und der junge Lehrling Ete a>« Stutzer aus dem Ball war eine ganz hübsche kleine Studie de« Fräul. Lewinsobn Tie fünf tanzlustigen Fräulein Mudicke fanden entsprechende Vertretung. Die Posse Leon Treptow « gehört nicht zu den schlechtesten Erzeugnissen deS aus diesem Gebiet« fruchtbaren Verfasser«; es ist zwar viel alte Possengarnitur neu überzogen, und eS sind Kalauer darin, die vor Alter schon schimmelig geworden, doch ebenso ein paar treffende Witze und lustige Scenen Die Couplets sind von Gustav Görß verfaßt; da« Afrika couplct bat gute Pointen. Unser tüchtiger Musikdirektor Winnä leitete den musikalischen Theil mit vielem Eifer und brachte besonder« die beiden Ton Juan Ensemble« am Schluß de« dritten und vierten ActcS zu wirksamer Geltung. Franz Roth und Adolf Ferron haben die Musik zu der neuen Ge- sang-posse componirt. Daß Alle« im Znsammcnspicl gut klappte, war ein Verdienst de« Herrn Regisseur« Ernst Müller — nur die großen ZwischenactSpausen werden wohl die nächsten Male abgekürzt werden. Statt gegen t« Uhr, wie aus dem Zettel stand, war die Aufführung erst um Ende. Rudolf von Gottjchc »/eil Uhr zu Ende. Rudolf von Gottschall. Musik. durch einen volktthümlichen Schlußaccord nur mir ein gütigst zur Einsicht überlassener Brieswechie? au« den letzten sech« Jahren schöne Proben. AuS einer Stelle erbell» übrigens, daß er auch für unsere Bübnenkünstler ein warmes Herz hatte. Er schreibt zur Wctbiiachlszeit betreff» einer dritten Künstler- samilie: „Hoffentlich finden au! , ige» statt, und haben sie den Weihnachtsabend zu ihrer freien gung gehabt. Hier in Leipzig haben die Schauspieler und Sänger kein« derartige Ruhepause, »nd bedaur« ich immer sie und besonder« ihre Familien und Kinder." Wie zart empsundenl Und dielen Mann konnte man ob seiner catonisch streng verschlossenen Wesen» für kalt halten? Au« demselben Briefwechsel ersehe ich auch noch, daß Lichoriu» nach einer Erholungsreise tm Sommer 1886 den 13. Juli tn Sieb- leben bei Gotha feiern konnte. E» war seine- Freundes Gustav Freytag 70 Geburtstag. „Ein schöner Reiseabschluß!" schreibt er. Daß er einen andern, jünger» Freund, Direclor I>r. Wach« muth, so plötzlich, so frühzeitig dahin sinken sehen mußte, da» beugte ihn gar tief. Er ahnte kaum, daß da« innere Leiden, welche« ihn schon vor Jahren beim Tode seiner zweiten Gattin aus» Kranken log« geworfen und an Grabesrand gebracht hatte, ihn selber mit erneutem Ansoll diesmal unrettbar hinweg raffen sollte Die Vater stadt, da« Vaterland hatte am 1 November aus- Neue den Tod eine» der treuesten, ehrenfestesten Bürger« zu betrauern Auch sein Name wahrlich steht sortan tm „Goldenen Buche" der Stadt Leipzig mit unverlöschlichen Zügen eingetragen. Vr. Karl W Whistliug. ^Leipzig, 23.December. Stadttheatcr. Inder am ersten Weibnacht-feiertage stattfindcnden Ausführung de« -Lohenarin" wird Frau Daumann erstmalig di« Partie der „Elsa" singen. Ten ersten Act der Partie hat Frau aumann bereit« vor zwei Jahren gelegentlich der Fesv> Vorstellung zur Feier der Enthüllung unsere« SicgeSdenkmal« mit schönstem Erfolge gesungen. Da» „Hering' den Herren Hennicker, Rietzschke, 'sche Männer. * Leipzig, 22. December. quartett", gebildet von den Friese und Schiebold, giebt unter der Leitung de« Herrn Georg Hering am 2S. December im Saai« de« „Verein» für BolkSwobl", Lödrstraß« Nr. 7, »in Loncrrt, dessen Programm aus zwei Thesit» besteht, von welchen der erste nur ernste, mit Bezug aus die Weihnachtszeit auSgewählte Borträae rntdält Auch das immer ichön», im Herzen de« deutichen Volke« hastende Lied „Stille Nacht, hetlige Nacht" wird das Ouarlett im Arrangement von B. E. Becker aulsühren. Der zweit« Lhesi ist dein Humor ge- widmet. Die einzelnen Nummern sind jedoch ihrem textlichen In halt« nach so gestaltet, daß nur harmloie Heiterkeit und sröhliche« Behagen vnrch dieielben erweckt wird. Nach dem Loncert findet et» Eommcr« statt. Etwaige Vorträge während de« LommerieS sind dem Dirigenten anznzeigea. Der Anfang de» Loncerte» ist pünkt lich um 7 Uhr festgesetzt, Einlaß wird bereit« um 8 Uhr gewährt. N Leipzig. LI. December. Da« gestrige Conceri de« russi schen Domen-Orchester« unter Leitung der Fürstin Lilly Tolgorucki hatte einen günstigeren Erfolg zu vcrreichnen, al« die vorhergehenden. Die „Alberthalle" war sehr gut besucht, und di« l Zuhörer kargten mit ihrem Beifall nicht. Freilich will es un« scheinen, al« ob die wette Rotunde der „Alberthall, »rtresflichen Akustik, doch zu umfangreich ist, um von dem russischen Orchester au«gesüllt zu werbrn. Die sctnrren Schattirungen gehen aus den oberen Rängen verlöre». Die sogenanatea „französische» Orchester", dei denen Llavier »ad sonst auch Harmonium die Vlas- instrumenie vertritt, uud di« in Frankreich zuerst in Ausnahme kamen, werden immer nur in mittleren Sälen ihre volle Klang wirkung erreichen. Auch bei dem gestrigen Coneer! irillirte die fürstliche Primgeigeri» wieder mit ihrer eminenten Bvgengewandl- deit und Verve de- Spieles. Im Einemble, wie als Solistin war sie sicher und ausdauernd. Da» Soloslück „Großmama", eine RSverie von 01. Langer, erntete jo slnriniichen Beifall, daß sich die Künstlerin zu einer Zugabe entschließen mußte. Als Tirigentiii hat sie da« nölbige Feuer, handhabt aber de» Bogen zuweilen so kühn, alt ob sie aus dem Fechlbvden stünde und »iit ihrem Gegner die Klinge binden wolle. Aus dem abwechselungsreichen Programm de« gestrigen Abends seien beionder« die Ouvertüre zu „Dichter und Bauer" von Suppö, der spanische Walzer von Waldteufel, die Ouvertüre zu „Marion de Lvrme" und der „LiebeStraum nach dem Balle" von Czibulka hervorgehvbcn. AIS eine neue Geigrnsee ist schon im vorigen Jahre Miß Mah Brammer begrüßt worden. Nachdem diese noch sehr junge Dame ihre Studie» am Leipziger Conscrvalorium absolvirr und im Eolojpicl wie tm Eii'eiiiblespiel in den öffentlichen Prü- sungScoucerlcn glänzend bestände» Halle, erwarb die dochbegabtc Künstlerin in England Ehre und Aiischn. Mer auch in Deutschland erkannte man nach verschiedenen ansgezeichnete» Leistungen sebr bald, daß in Miß Ma» Brammer eia Talent ersten Ranges mit vorzüglicher Durchbildung zu begrüßen sei. Kürzlich bat dieselbe wieder zur Ehre der Leipziger Schule, insbesondere des Herrn Professor BrodSkv, in dem Loncrrt zum Beste» des Witliveiipeiisionsjvnds der Herzoglichen Hoscapelle im Saale der Loucordia zuAItenburg durch ihren Vortrag der Fausl-Fantasie von WteniawSki. eines Chopin'tchen Nveturno und de» spanischen TanzeS Nr. 6 von Sarajaie da» Publicum enthusiaSmirt und zu reichen Bcisallsspcndcn hinge rissen. Der Banitonist Herr kromer fand cdcnsall» beifällige Ausnahme, besonders al» Interpret der Löwe'schen Ballade „Gold- schmied'S Töchterlein". Line große Freude wurde dem Publicum dadurch bereitet, daß der Altmeister, ^err He. Stad», der Pionier de» Altenbiirgcr Musikleben«, das Scepter führte. Zu Ehren de» fünfzigjährigen Künstlerjubiläum» de» Herrn I EoneertineisterS K ömpet in Weimar wurde dein Jubilar ein filbern- vergoldeler Lorbecrkranz verehr!, welcher die Widmung trug: „Dem berühmten Künstler und hochverehrten College» die Grogherzogl. Hoscapelle". Ter Musiker-Local-Verein Weimar ernannte Herrn KSniptI zu seinem Ehrenniitgliede. Herr Kömpel selb» hatte Weimar ^ verlassen. Auch die gothaiichcn Freunde und Verehrer d-S auL- gkzeichnelen Geiger» batte» sich nach der „Golbaisäicn Zeitung" vcr- > einigt, beimeiben ihre Huldigung und ibre Ollückivü» e! e da: ,ul ringen. Herr Professor Tietz und Herr A. Maisch, ei» Ochiiler Kompei's, > degabe» sich nach Weimar, um dem Jubilar rin Album mit Ansichten von Gotha und seine» Umgebungen zu überreichen; sie wurden von ^ Kompel's Gemahlin empfange». Georg Vierling'- oratorischeS Hauptwerk: „Der Rand der Sabinennnen", Text von Arthur Fitger, wurde in Erfurt durch den dortigen Musikverein, zum wiederholten Male, wiederum mit glanzendem Erfolge ansgefnhrt. Der vom Musil- direclor Mertel iekemal. Schüler des Leipziger Conjervaloriunis) trefflich geleitete Chor thesite sich mit den Solisten: Fra» Marie :<t»oidt.Kobne (durch die Riedel-Concerie auch in Leipzig ivohl- betannt) »nd Tenorist Otto Hinzelina»», Beide aus Berti», in die Ehre» de? Abends. — Im Lause der ersten Woche» des neue» Jahre» wird da» genannte Werk außer in Nürnberg und Tilsit auch in Würzburg gegeben werden. A» letzterem Orte ruht die schwierige Lopran-Parlie ebenfalls in de» bewährten Hände» vo» Frau Sehmidt-Köhne. Notizen. Direclor Pollinl ist aus weitere drei Jahre, bis zum 3l. Angusl 1894, mit der Leitung de» Hamburger Stadl» lbeaters betraut worden. — I» Sondersbauien scheint eS, »ach einer Milttiesiung der „Dresdner Zeitung", auf künstlerischem Gebiete recht lebhaft ziizngthen Erst wird dein Hoseopellnieisler und Direktor de« sürstl. LoniervatoriuinS, Ad. Schulze, gekündigt, da derselbe sich mit dem Jntendanlen Major Borke nicht z» stille» vermochte; da»» erschießt sich dieser Intendant, und nun meldet da» „Regie rungsblatt", daß dem sürstl. Concertmeister Will« Biirineitcr und dem Cellisten Fr. Grützmacher, zwei jungen, höchst tüchtigen Künstiern, zum 1. April l8!>1 gekündigt sei, mit der Maggabe, „daß beide Herren ibrc Stellungen sofort zn verlassen haben". — LiSzl's „Todtentanz" gelangte in Nürnberg im icchsten philhar monischen Loncert unter großem Beiiall erstmalig zur Aufführung. I. I Padcrewskn hat seine projecttrie russische Tournbe ver schoben und wird die Monate Januar und Februar in Deutschland concerttrc» und auch in Berlin eine Reibe von Clavierabeildcl, neben. — Jin känigl. Opernban'e zu Berlin wird der „Täglichen Rundschau" zufolge der Wiener Hosopetnsänger Ernesie van Thk aus Wiinich de» .Kaisers den Lvbeiigri» u»d den Loge singen. — Unter dein Protektorat der Kaiseri» Friedrich findet zum Besten der Ferien-Colonie» für arme Kinder am 30. Decenider in der ingatndemie zu Berlin eine Aufführung de» Glnck'sche» .,Or- phenS" unter Leitung de« Herrn Pros. Fr. Gernsheim und unter Mitwirkung de» Stern'sche» GeiangvereinS »nd der königlichen Capelle statt. — Sara säte wird im Februar einen großen Conccrt- ChtlnS in der Philharmonie verunstalten, in welchem er die haupliächlichstkn Werke der Violiii-Lileratur — auch tn ihren neueren Erscheinungen — zum Vortrage bringe» will. — Da» herzoglich sächsische Hoftheater siedelt von Coburg am 2. Ja nuar »ach Gotha über. — Direclor Hosinan» von, Kölner Stadltde ater hat die breiartige Oper „Marino Falicro" von Wilh. Frendenberg, die ihm brnchslücksweise in Regensburg außer ordentlich gesnllen, zur AusjUhrung angenommen »nd in Herrn Mosel, dem Regensburber Vertreter der unisangreichen Baßpartie, zugleich eine» tüchtigen länger dafür gewonnen. — Fräulein Bertha Krainz, eine junge tnleniirie Sängerin, die in dem bekannten Grazer GesangS- inslilulWeinlicti-Iipla ihreAuSbilbling erhallen hat,wurde vom Direclor Stägeiiiann» sur baS Leipziger Stadttheatcr engagirt. — In Stuttgart kommt am 4. Januar Marsch- ner's „Bampnr" zun, ersten Male daselbst zur Ausführung. Stuttgart sieht mit dieser Tbat allerdings „einzig" da! — Ludovic Halbvh hat einem Mitarbeiter des „Figc-ro" er- klärt, daß Georges Bizet ein »» vv ll endete» Werk, „Der Lid", hiiiterlajskn hat. Als er, der Componist, starb, batte er gerade den GesangSpart sertiggesiellt: nur die Lrchestersttininen waren noch zu schreiben. — Herr Leo Gritzinger fti durch Contract vom 12. December für da» königl. sächs Hofthcatcr in Dresden verpflichtet worden. Der Contract tritt am l. Juli 1891 in Kraft. — Die beiden tn London lebenden Wiener Künstlerinnen Fräulein Marianne und Clara Elßler sind jüngst vom Herzog Ernst von Coburg-Gotha nach Coburg berufen warben, um daselbst in einem Hoiconcert niitziiwirke». Sie wurden bei dieser Gelegenheit von dem Herzog »nd der Herzogin in jeder Weise anSgezeichiiet, »nd der kunnsinnlge Fürst bewies ihnen seine Anerkennung überdies dadurch, daß er Fräulein Marianne Eißler zur Hos-Violistin und Fräulein Clara Einler zur Hos-Harsenjpielerin ernannte. — Da» Hamburger Stadt- Iheater bat die neueste Oper von P. Geister, welche de» Tilet führt: „Schiffbrüchige", ziirAiissübriing in dieser Saison angtnoinmei- - In München fand zum Gcdächtniß de« verstorbenen Comvoni-.en Robert von Hornstein (geb. 1833 in Stuttgart) im Hosthealer eine neukinstudirte Aufführung von Shakespeare'S „Wie es euch gefällt" statt, wozu der Dahingeschiedene die Musik geschrieben hat Dieselbe ist durchweg reizend »nd melodiös und bringt neben einer stimmungsvollen, zartgegiiederten Ouvertüre ei/.u kleinen Marsch, einige Zwischenspiele, sowie noch wenige mcto- dramatisch gehaltene Begleitungen. Der Erfolg war ein großer — Der Violinvtrliioie Emile Säuret folgt am I. April 1891 einem Rnse ai» erster Viottnlehrer an die Royal Academy os Muffe in London, die mit ihm einen für deutsche Verhältnisse ungewöhnlich günstigen Contract abgeschlossen bat. Die durch Saurel'S Weggang frei werdende erste Vwlinlehrerstellr am Ctern'schen Coniervatorium wird mit einem der hervorragendsten Künstler besetzt werden, da d:c Direktorin Frl. Jenny Meyer mit den ersten Vtotinvirtnosen der Gegenwart in Unterhandlung steht. — Victor Wilder, der in Aussicht genommene Leiter der Großen Pariser Oper, hat in Gemeinschaft mit Emilie Bcrgerac eine Operndichlung „ck'ku- x>>rrran,I<'" versaßt, zu welcher Chapui die Muffk eompouirt bat. Wilder ist einer der begeistertsten Anhänger der Wagner'jchen Rich tung in Frankreich, »nd hat säst ianimtlich« Tondramkn de« Bayreuther Meisters ins Französische übertragen. Hilfscasse Leipziger Journalisten und Schriftsteller. Bericht über das Grschastsicthr Iftvtt. Die Entwickelung der Hilstcass« im vergangenen Jahre hat j durchaus den günstigen Erwartungen entsprochen, welche man nach den bt«herigen Erfolgen hegen durste. Wahrend am Ende de« vorigen Jahre« das Vermögen sich aus 9413,38 .«i brlies, nahm
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