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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.07.1892
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-07-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18920726021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892072602
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892072602
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1892
-
Monat
1892-07
- Tag 1892-07-26
-
Monat
1892-07
-
Jahr
1892
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Voraus sichtlich werden die beispiellosen Huldigungen, deren Gegen stand der Fürst am Sonntag geworden ist, in demselben Sinne gedeutet werden. Den Psälzcrn, Badensern und Hessen, die im barten Kampfe gegen Ultramontanismuü und particularistischc Demokratie den Reichs- und Kaiscr- gedanken verfochten habe» und noch verfechten, wird die Kaisertreue eines Ilr. Lieber als leuchtendes Beispiel vor- gefübrt werden! Diese frevelhafte Verwirrung der Köpfe beruht auf einer jetzt beliebten Jdentisicirung des Kaisers mit der Rcgierung, wie sie unter der Herrschaft Wilhelms I. und der Kanzlerschaft des „HausmaierS" Bismarck unerhört gewesen wäre. So viel steht ja fest: der Jubel, der vor gestern in Kissingen den alten Kanzler umtost hat, ist nicht frei von demonstrativem Inhalte. Die Empfänge in Berlin und Dresden waren davon durchaus frei, seitdem sind aber die Erlasse gegen Bismarck und ihre Veröffentlichung erfolgt und den Südwestdeutschen lag gewiß der Gedanke nicht fern, mit ihrer Verehrung für Bismarck zugleich zu bekunden, daß sie ihn und seine unvergänglichen Verdienste von keiner Seite berabgewiirdigt sehen wollen. Das demonstrative Element in den Begrüßungen ist also nur durch den Nachfolger des Fürsten hineingebracht worben, der nicht bedacht zu baden scheint, daß seine Veröffentlichungen den Eindruck Hervor rufen mußten, als glaube er eine 30jäkrige große Vcr- angenheit durch ein Stück Papier auslöschen zu können, ieße man nach dieser Errungenschaft doch wenigstens den Kaiser, den Träger des EinheilSgedankens, aus dem Spiele! E» ist eine unfaßbare große Thorhcit, alle Diejenigen, die sich Bismarck's Freunde nennen, als Feinde des Kaisers zu proclamiren, eine um so größere Tborheit, als cs sich dabei, außerhalb Preußens wenigstens, ausschließlich um Stützen des Reiches handelt. Wer die badischen und pfälzischen National liberalm als Gegner des Kaisers brandmarkt, der construirt einen Gegensatz zwischen dem Kaiser und dem Reiche, denn den Wahnsinn, daß die Nationalgesinnlen in Sllddeutschland ihre Treue und Liebe zum Reiche mit dem Tode Wilhelms I. und dem Rücktritt Bismarcks in die Tasche gesteckt hätten, diesen Wahnsinn wird selbst ein von Bismarck übernommener Osficiöser nicht anssprcchcn wollen. Es beißt den Kaiser arm an Ergebenen barstelle», wenn man die Bewunderer Bismarck's aus'cklicßt. Den» mit dem um gekehrten Schlüsse, daß die Hasser Bismarck's treu kaiserlich seftn, kommt man nicht weit: an ihrer Spitze marschiren die Socialdemokraten. Die deutsche Gegenwart und Zu kunft können nur etwas sein, wenn auf der großen Ver gangenheit weiter gebaut wird. Diese Vergangenheit wird durch den „Bismarck von jetzt" gerade so repräsentirt, wie sie durch den „Bismarck von einst" begründet worden ist. Wer ihn verleugnet, compromittirt die deutsche Zukunft. Nachdem nunmehr die Frist abgelanfen ist, welche der preußische Minister für Handel und Gewerbe den wirtb- schasllichen Vereinigungen für die Rücksendung der ihnen in Sachen der Berliner Weltausstellung überlieferten Fragebogen gestellt hat, ist zu erwarten, daß schon in diesen Tagen die Antworten der Großindustriellen zu sammen mit den Gutachten der betreffenden Vereinigungen in die Hand der preußischen Negierung gelangen werden. Es ist selbstverständlich, Laß bis zu der festgesetzten Zeit nicht alle von den Vereinigungen ausgehenden Fragebogen an die Sammelstelle zurückgelangt sind. Die nachträglich cinlaufenden könnten vielleicht später der Negierung zuzestellt werde». Jedenfalls dürste cs für alle Tbeile angenehm sein, wenn durch ein möglichst pünctlickes Einhalten des Termins für die Einsendung an die Regierung die Frage der Berliner Weltausstellung ihrem Abschluß näber gebracht würde. Die von der belgischen Kammer eingesetzte, anS vier Klerikale», 2 Doctrinair-Liberalen nnt l Fortschrittler be stellende Eoinmissio», welche die Geschäftsordnung für die Verfassungsrevision feststellcn sollte, llat den illr er- tlleilte» Austrag schnell auSgesüllrt. Nack illren Beschlüssen werden alle die BerfassiingSreoisicn lletrcssenden Anträge einem unter dem Vorsitze des Kammerpräsidenten tagenden, 2l Deputirte umfassenden Ausschüße überwiesen. Der Ausschuß bleibt auch nach dem Schlüsse der Kammer- session in Permanenz; die Regierung und jeder Deputirte darf okne Zustimmung der Kammer ibm auf die Ver- fassungs - Revision bezügliche Anträge unterbreiten. Die Minister müssen jeder Zeit gekört werden: die Antrag steller können ibre Anträge vor dem Aussckusse verlbeidigen. Ter Ausschuß darf seine Sitzungsprotokollc veröffentlichen, muß aber alle ibm zugegangcncn Anträge sanimt der Be gründung sofort drucke» und allen Deputirte» zustellen lassen. Der Ausschuß Kat kiese Bestimmungen meist einstimmig an genommen; die stets reforinseindlichen Doctrinär-Liberalen wollte» dem Aussckusse nickt das Reckt zugeftcben, auch nach dem Schluffe der Kammersession Anträge entgegenznnchmen, drangen aber damit nicht durch. Die Kammer wird beute diese Geschäftsordnung ebne Weiteres annchmcn, und damit ist unter dem Einklänge der Regierung, der Rechten und Linken entschieden, daß die ganze Verfassungsrevision in einerEommission vorberatbkii wird und die weiteren Entscheidungen bis zur Wintertagung im November vertagt werten sollen. Es werken somit drei Monate Zeit „zur Ueberlegung" gewonnen, und die Geduld der breiten Volksschichten wird auf eine neue Harle Probe gestellt. Bezcickncnd ist, daß die Haltung der Doctrinair- Liberalen in der Kammer in ibrer eigene» Presse den kärtesten Tadel findet und selbst diese Blätter in der Bewilligung des allgemeinen Stimmrechts die einzig mögliche Lösung seken. Nicht minder bezeichnend ist es, daß die klerikale Presse zum ersten Male eine militairische Rede des Königs mit grotzem Beifaü aufnimmt. Die außergewöhnliche Lage, in welche daS Ergebnis! der Parlamentswahlen England versetzt hat, läßt die beiden großen Parteien immer noch nicht zu einer feste» Stcllungnabine gelangen. Einerseits tadelt die „Et. James Gazette" den Ratb der „Morning Post", das jetzige Eabinct möge auch vor einem Mißtrauensvotum nicht zuriicklreteii, sondern das Parlament vertagen, als nngentleinanmäßig und englischen Begriffen widersprechend. Andererseits sink die Gladstoneancr noch nicht einig darüber, ob das irische Home Rule wirklich den Vortritt im Par lament baben oder anderen, allgemeine» ResormöillS diesen Platz räumen soll, falls die Partei anS Ruder kommt. „Daily News" stimmen gänzlich Labouchere'S Vorschlag bei, die Local Option-Bill zuerst einzubringen; die Ire» müßten daS Zweckmäßige eines solchen Verfahrens eiiiscben. Ueb-r diese Vorschläge äußert sich die conscrvativc „Morning Post" sebr befriedigt, kenn ihre Ausführung müßte Glabstone dis- creditiren. dieser habe oft und nachdrücklich erklärt, die ganze parlamentarische Arbeit werde so lange Lauernd lahmgclcgt bleiben, bis die irische Home Nnlc Frage aus der Welt geschasst sei. Ob er diese gegen das jetzige Eabinct immer wieder ausgespielte Behauptung jetzt sclbik Lügen strafen wolle? Kommen die Gladstoneancr jetzt nicht als Home Rule-Parlei ans Ruder, so hätten sie überhaupt kein Recht, die gegen wärtige Regierung zu ersetzen. Die norwegische Krisis wird immer verwickelter. Kein conservatives Ministerium Slang, kein Ministerium Tborne, cs bleibt nur der Ausweg, abermals das Eabinct Steen mit der Negierung zu betrauen und einen Ausweg in der EonsulatSfrage wenigstens dahin zu finde»,- daß die Angelegenheit vorläufig vertagt wird. Am Sonn- abend Abend wurde Staalsminister Sree» zum Könige berufen und conferirte sodann mit einigen Ministern. DaS Eabinct sollte Sonntag Mittag zu einer Eon- sercnz zusaiiimentrelcn. Dadurch, daß auch die Rechte die Sanctionirung des StortbingbeschlnffeS bezüglich der Kosten für die Vorarbeiten zur Schaffung des eigenen norwegischen EonsulatöwcsenS verlangt, ist die Angelegenheit für den König, der eiainal seine Weigerung ausgesprochen, sehr peinlich geworden. I» Stockholm ist man — wie von dort gemeldet wird — in Regierungskreisen über die neueste Wendung der Krisis in Norwegen s-kr benurnbigt. Ministcrpräsibenl Boström, der in den nächsten Tagen »ack Gcllivara abreisen wollte, bat sich genöthigt gesehen, diesen Plan aufzngeben In Folge der unerwartet langen Ab wesenheit bcö Königs sind eine Menge wichtiger Staats gesckäsle unerledigt geblieben. Mehrere Gesetze, wie das Lparbankgcsetz und die Novelle znm Strafgesetz, harren schon lange der Unterschrift beS Königs. Die Nachricht, baß die spanische Regierung beschlossen haben soll, die Ansichten der Großmächte wegen Ein berufung einer europäischen Eon serenz zur Bc- ratkung der marokkanische» Frage zu sonbiren, begegnet in Paris »och starken Zweifeln. Der französischen Regierung ist zuverlässige» Mittbeilungcn zufolge bis beute keinerleiAiisragc wegen einer europäischen Eonsercn; über Marokko zngckommcn. Wie man sich in Paris einer solche» Anfrage gegenüber ver halten würbe, scheint noch nicht cndgiltig scstzustchcn. Aus An deutungen wäre zu entnehme», daß Frankreich als Vorbedingung jedenfalls aus genaue Fipirnng eines EonsercuzprogranimS bestellen und davon seine grundsätzliche StcUungiiabmc ab hängig machen würde. Inzwischen sucht die französische Regierung die Befestigung des HascnS von Biserta an der tunesischen Kiftle nach Kräften zu fördern. Wir baden bereits die strategische Wichtigkeit dieser Baute» für die betheiligtcn Mittelniccrniäcktc eingehend gewürdigt. An esichtS der marokkaniscken Wirren beginnt man aber in ondon den französischen Arbeiten in Biserta erhöhtes Augen merk znznwenbcn. So bericktct man, daß seit dem Mai acht französftche Generale »ach Biserta geschickt wurden, uni an Ort und Stelle über die Anlagen der neuen Forts Vor schläge zu machen. Der letzte General war der General der Infanterie du Beffol. Ein starker Hafen wild bei Eap Bianco, 3 englische Meilen »örtlich von Biserta, ei» anderer bei Eap Tebitlo, 1 Meilen südlich von Biserta, und ei» dritter ans den Höben von Si Abdclrabma», etwa eine kalbe Meile von den Marinedocks, erbaut werden. Ans der linken Seite des SccS sollen außerdem große Lagerhäuser für Torpedos rc. erbaut werden, auf der entgegengesetzte» Seite große Koblenspcicbcr. Die Tiefe des Sees wechselt von 6—25 Faden. Der Grund des Sees besteht aus Sand. Die drei bei Bona jÄlgericii) stationirten Torpedoboote sind letzthin nach Biserta abconimantirt worbe», um auf dem Sec verschiedene Ucbnngcn zu vollfiihrcn. Als sic aber a» den Eanal kamen, fanden )lc, baß das Wasser nicht tief genug war. Es beißt, daß die sranzösisckc Negierung die Ballgesellschaft dafür verantwortlich gemacht bat, daß der Eanal am l. Juli, wie es conlractlich vereinbart worden war, nicht eine Tiefe ron 5 Metern hatte. — Wie ein Drabtberickl aus Rom meldet, kündigt die „Riforina" an, das englische Geschwader werde ganz Tuncsicii besticke» und iuspiciren, um sestzustcllcn, wie weit Frankreich dort Be festigungsarbeiten vorgenommen bade. Die Nachricht von dem Ausbruch der asiatischen Ebolera in Nischni-Nowgorod giebt den Warnungen vor dem Bcsnck der dort demnächst beginnenden Messe eine erböbte und actnelle Bedeutung. Da die russische Regierung entschlossen zu sei» scheint, trotz der sich beinahe zur Gewißheit steigernden Gefahr, daß die Messe der Ausgangöpunct für eine strahlenförmige Verbreitung der Cholera über ganz Ruß land werden wird, die Aufhebung der Messe nicht zu ver fügen, so »ins; an die Einsicht der deutschen Kausleutc, welche an der Absickt, die Messe zu besuchen, bisher scstgehalten haben, appcllirt und von ihnen erwartet werden, daß sie nicht nur auü Rücksicht ans die unmittelbare Lebensgefahr, der sie sich selbst aussctzcn, sondern auch im Hinblick ans die nahe liegende Möglichkeit, daß sie die verderbliche Krankheit in ihre Heimath übertragen, ihre geschäftlichen Borthcile hintansetzen und ihr gefahrvolles Reisevorhaben in letzter Stunde noch aufgebcn werden. Von Belgrad anS wurde wiederholt der geheime Beschluß der Skupschtina betreffs einer Kriegsanleihe, die durch einen außerordentlichen Steucrzuschlag gedeckt werden sollte, in Abrede gestellt. Jetzt liegt das von der Regentschaft sanelicnirlc, von dem Gcsanimtiiiiuisterium gegengezeichnete Gesetz im serbischen Amtsblalte vom 22. Juli vor. Dasselbe lautet: Art. I. Für die außerordentlichen Kriegsbedürsnisse der serbischen Armee wird ei» außerordentlicher «teuerzuschlag von 16 Centimes jadrtich ans jede» Franc der dircctcn Steuer bewilligt, weicher gleichzeitig mit dieser vo» jedein Steuerpflichtigen entrichtet wird. Art II. Jede Anschaffung und Aurzahtung auf Grund dieses ailücrordenttichcn Steuerzuscklagcs must durch einen königlichen llkas aus Vorschlag des Kricgsuiiuiffers und nach Anhörung des Minislerrathes bewilligt und die Abrechnung hierüber am Schlüsse des Jahres der Cenlralconlrvie vorgelegt werden. Art. tll. Tiefer außerordentliche Steuerzuschlag wird so lange eingehoben, bis das Auleyen zurückbezahlt ist, welches zur Ausrüstung und Bereitstellung der serbischen Armee contrahirt wird. Der Ter CuiiisiviiscurS darf nickl niedriger sein als der CurS des An- lehens, welches zum Rückkauf« der serbischen Staalsbahnen contrahirt wurde. Art. IV. Tie königliche Regierung wird ermächtigt, von diesen Aulchen den Betrag vo» 4 Millionen zur Cinlösung der sättigen und noch nicht cingelüften Staat-bons aus den Jahren 1889, I89ti und 189l zu verwenden Welches Land und welche Bank diesmal mit dieser serbischen Anleikc beglückt werden sollen, steht allerdings nicht im Amlsblaltc. Für Heeresauörüstung, für ein förm liches „Kriegsanlchcn" wird Herr PasitsH sicherlich keinen Groschen erhallen, jedenfalls auch nicht in Berlin, wo er bisher »och immer Willfährigkeit fand. Serbien ist noch immer ein russischer Vorposten aus der Balkanhalbinscl, die gegenwärtige radikale Regierung folgt Petersburger Weisungen, vic serbischen Finanzen sind nichts weniger als vertrauen erweckend, die „Verschleierung" der BndgeiS stellt der Wahr- kcllSlicbe der Staatslcnkcr in Belgrad ein sehr schlechtes Zcngniß ans — Gründe genug, um einer serbischen Anleihe gegenüber tiesclbc Warnung wie gegenüber einer russischen geboten erscheinen zu lassen. Deutsches Reich. Berlin, 25. Juli. Tie Ultrainontanen sind gegen wärtig ganz besonders unermüdlich in der Veranstaltung von großen Massenversammlungen und Schaustellungen. Fast jede Woche ist von solchen Veranstaltungen zu berichten. Jetzt ergeht wieder die Einladung zu der 39. General versammlung der Katholiken Deutschlands, welche vom 28. August bis 1. September in Mainz staltsinden soll. Es scheint da wieder ans eine Heersckau und Musterung der Strcitkräste ft» größte» Stil abgesehen zu sein. Lehr reich für die Entwickelung des katholischen Vereins- wcsenS ist die folgende Liste von Vereinen, welche gleich zeitig in Mainz Versammlungen abhaltcn. Es finden statt: eine Dclcgirtcn, sowie eine Generalversammlung der „St. Vmcenz - Vereine", Generalversammlungen des „St. Raphael-Vereins", des Verbandes Arbciterwohl", deS „Katbolisckcn ErziebungS-BereinS", des „VolksvercinS", der „Lehrlings- und Jüngiingsvereine", deS „EanisinSvereinS", der Präsides der „Gcscllcnvcreine" und „Lebrlingsvereine", der „Kansmännischcn Eongregationen und Vereine", der Fenilletsn. Der Letzte seines Stammes. L2s Licht- und Schattenbilder von Wolde mar Urban. Nachdruck verboten. (Fortsetzung.) Nein, Nickis! Während seines ConciirscS ist cS zu großen AliScinandersetzunaen gekommen, und der Gott Mammon, der große Lump, bat ein Meisterstück gemackt. Wie MariuS nun einmal beschaffen ist, bat er bis zur letzten Minute ge kämpft wie ein Löwe. Es hatte sich tarnm gebandelt, die Marius'scken Geschäfte mit einem Garanliefonds weiter zuführen und besonders die Bergwerke wieder flott zu macken. Aber der Gott Mamnion litt nickt, daß man rem bedrängten Manne in ehrlicher Weise zu Hilfe sprang. Der Gott Mam mon gab den Leuten vielmehr ein, daß es viel schlauer wäre, die Werke aus der Eoncursmasie für ein Dudeldei berauS- »ukausen und für eigene Rechnung wcilerzusübren. Es biltetc sich, wie das immer geschickt, ein sogenanntes Consortinm. dessen Ausgabe es wurde, Herrn Gehcimrath Marius bei lebendigem Leibe zu beerben! Psni! Und so blieb ibm Nichts? Nicht einmal eine Director- stelle, ein Unterkommen, wie eS seiner Stellung, seiner Familie entsprach? Nichts blieb ihm, und mit gutem Grund Das neue Consortinm wollte sich in ihm nicht einen Makner, eine unbequeme Erinnerung groß zieben, und so ließ man ibn fallen. Alles ging verloren, nur die Ebrlickkeit und Recht lichkeit ließ man ibm; die konnte daS neue Consortium nicht brauchen! — Pfui! Die Kraucher legte zum Zeichen höchsten Widerwillens die Pseise weg. Sie war wirklich ärgerlich und schwieg in ibrem Aerger. Auck Herr Gernot sckwieg und blickte trübe und ernst vor sich bin. Nach einer langen Weile sagte er endlich wieder: Und — sonst haben Sie keine Gelegenheit gehabt, mit KrLulem Mimi« zu reden? Nein! einen Hut habe ich von ikr gekauft und damit basta. WaS soll ich denn noch mit ibr reden? Sie Hallen mir ja verboten, zu sagen, daß ich von Ihnen komme. Ick batte dock auch gerne gewußt, wie sie wie sie über Graf Coda denkt. Sie sink ein großes Kind Gernot! Haben Sie denn je schon ein Mädchen kenne» gelernt, das über seinen verflossene» Bräutigam gut denkt? Oder wie sie über ibn gekackt bat. DaS ist schon etwas Anderes. Fragen Sie sie bock selbst — oder noch besser — fragen Sie den Grafen Eoba! Herr Gernot nabm plötzlich seinen Hut. ^ Ick lasse Sie einige Zeit allein, meine liebe Kraucher. Sie nehmen mir'S nicht übel, be? Warum nicht gar! Aber versieben Sie mich, zählen Sie allemal erst bis fünfnnbzwanzig, ehe Sie etwas sagen. Sic sind erregt, machen Sie mir keine Dummheiten, Gernot! Hören Sie? Herr Gernot hörte nickt mehr; er war sckon auf tcr Treppe. Er batte vom Rechtsanwalt Röder erfahren, baß der eigentlicke Besteller ber Eopie tcr „Fornarina" Herr Justizratb Markwalbt gewesen war. Obgleich er nun bcm Auftrag ein damals nock ungeahntes Glück zu tanken batte, so sürcktete er bock, Laß er das jedenfalls nickt der gute» Absickt des Auftraggebers zu danken batte, und daß er mög licherweise das Opscr einer Jntrigue geworden war. Um sich darüber Gewißheit zu verschaffen, ging er zu diesem. Justizratb Markwaldt saß in seinem Arbeitszimmer, zu- sammengetuckt, gricsgrämlick und niedergeschlagen Die Kaka- stropbe beS GebeimrakkS Marius balle ibn ebenso über raschend als empnnrlick getroffen. Nickl nur batte er persön lich dabei beträchtliche Verluste erlitten, die ibm jetzt um so sckmerzkafter waren, sondern sie hatte auch die Augeleac.i- bciten rc» Grasen Coda in einer ganz h.-sfnungslose» Weift verwirrt. Er hatte insolge dessen, sobald er Kenntniß von dem Sturze des GebeiniralbS erbalte» batte, seine Verläze »ob Spesen vom Grasen Coda cinklagen wolle». Es waren gegen zwanzigtausend Mark, die er im felsenfesten Ver trauen auf da» Zustandekommen der Heirath nach und nach vorgcstreck! hatte; auch das Geld, das Herr Gernot erhalten hatte, rührte daher. Aber Gras Coda war durchaus insolvent. Markwalbt batte den EpeenlionSbesebl in ber Tasche, aber cs war Nichts ta, woran er ibn hätte vollstreckcn lasse» können. Selbst bas Mobiliar bes Grafe» Eoba war vcrpfänbet. Vo» Maricnborf war keine Rebe mebr; tcr »»glückselige Eoncurs bes Esebeiinraths hatte cs verschlungen. DaS Tragikomische an ber Sacke war, baß Markwalbt im blinben Vertrauen selbst bem Gebcimralb geratben hatte, eine Forderung ans Maricnborf cintragcn zu lassen. Als ber Justizratb bc» Maler bei sich cintretc» sah, dachte er unwillkürlick an das Gelb, bas er anfgewcntct halte, um kiesen nack Rvm zu spcbiren. Er scuizle, und ba er von ten Erfolgen gehört hatte, die ber Maler in letzter Zeit errungen, so nabm er sick mit ber ihm eigenen Uiiversroreubcit vor, daS Geld von diesem in einer möglichst plausiblen Weise zurückziisorbern. Dieser Gciiankcngang machte ihn außerordentlich liebens würdig und sreunblick. Sie kennen koch Herrn Rechtsanwalt Noebcr, sagte Herr Gernot kübl und rescrvirt »ack ten erste» Begrüßungen Natürlich kannte ber Justizratb den vortrefflichen Mann unk ausgezeichnete», nur zu cnipschlcncen Recklsanwall. Dieser Herr gab mir oor etwa Jahresfrist den Auftrag, eine Eopie der Rafael'scken Fornarina in Rom zu malen unk cs hak sick hinterher berauSgestellt, baß tiefer Auftrag von Ihnen ausging. Gleichwohl vermutbe ick, baß bas Bilk nickt für Sie bestimmt war. Sie werbe» die trifte haben, Herr Jnstizrath, mir zu sage», wer tie erste Beranlassiing war, baß Lie mich nach Rom sandten? Der Jnstizrath hustete verlegen und zauderte mit der Antwort. Herr Gernot machte ibm gar nicht den gulmülbige» Ein druck wie friiber und sab viclincbr au« wie ein brüllender Leu, ber da suchet, wen er verschlinge. Hm! Haben Sic die Güte, Platz zu nehmen, mein verebrtcster Herr Gernot, wir wollen tie Sache in Ruhe besprechen. Sie verzeihen, Herr Justizrath, da ist Nichts zu besprechen, sonder» Sie baden mir einfach zu sagen, wer Ibr Auftrag geber war. Sollten Sic sich weigern, so mache ich Sie darauf aufmerksam, daß ich Sic gesetzlich dazu zwinge» kann und werte, mir tie Auskunft zu gebe». Herr Justizratb Marlwalbt sah immer deutlicher, daß da eiu schlimmer Handel illr ibn reif wurde. Er besann sich ans die Friibsliickssecne beim Gcbcimratb Marius und ans rc» Brief des Herrn Gernot, dessen Besorgung an Fräulein Mimie er übernommen hatte. Tiefe unglückselige, verkrachte Heiralbsgcschicklc, die ibm schon so viel Geld gekostet batte, leiinle ibm nun auch noch einen reckt hübsche» Scanbalproccß, einen Vc>lc»intungsproeeß ans den Hals ziehen. Weiter hätte ihm Nichts gefehlt: Aber mein bester Herr Gernot, sagte er mit ausgesuchter Frelinbschaftlickkcit »»k Licbenswürtiglcit, Sie lbun ja gerate, als ob wir »ns im Leben noch nie gesehen hätten, als ob Sie mich nickt kennten und ick Sic nicht kennte. Ist das Recht? Darf ich nicht nicbr auf »nscrc alte sreuntschastliche Ge sinnung rechnen? Bitte, nebinen Sic Platz? Es fällt mir ja gar nickt ei». Ihnen ein: Auskunft zu verweigern. Ich siebe Ahnen ja mehr zur Versügung, als Sie ahnen können. Aber setzen Sie sich doch. Meine Zeit ist sehr gemessen, Herr Jnstizrath. Marlwaldt war wirklich in einer böchil fatalen Lage. Konnte er ibm denn sagen, daß er ibn beauftragt habe, ein Bild in Rom zu malen, damit Graf Coda hier freie Hand gegenüber Fräulein Mimie bekommen sollte? Er war über zeugt, baß Herr Gernot ib» sofort zu Boden geschmettert bade» würde. Er durste und konnte die Wahrheit nicht sagen, er mußte eine» Ausweg suchen, einen Blitzableiter, er mußte diesem brüllenden Leu, der da so ernst und gemcffen vor ibm stand, eine ankere Richtung geben. Aber welche? Markwaldt war in iLdtlichcr Verlegenheit. Er brauchte einen Süntcnbock: ein Königreich für einen Süntenbock! Ob, nie»! lieber Freund, plauderte Herr Jnstizrath Mark- waldt lächelnd und vergnügt weiter, wer wüßte nickt, wie kostbar Ihre Zeit ist. Sic um Ibre Zeit betrügen beißt di« Mit- und Nachwelt »in unsterbliche Meisterwerke bringen. Dürfen Sie das von mir voraussetzen? Bitte, mein ver» ebner Meister, nehmen Sie Platz.
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