Suche löschen...
01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.12.1891
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1891-12-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18911221019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1891122101
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1891122101
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1891
-
Monat
1891-12
- Tag 1891-12-21
-
Monat
1891-12
-
Jahr
1891
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
ü M?«I>M?»ßkbllit< Illli AlUM Hl. jj?, Mtllli, A. Illmber MI. <Rl>M-MBe.) Volkswirthschastliches. Ave für diesen Theil bestimmten Lendungen sind za richten an den verantwortlichen Redakteur dessetbea L. G. Laue in Leipzig. — Sprechzeit: nar »VN 10—11 Uhr Vorm. und von 4—ü Uhr Nach» Telegramme. 77». Prag. SO. Deceinber. -Privat-Dclegramm.) lieber die Sanirungspläne der Mährischen Grenzbahn und der Mährisch-Schlesischen Centralbahn Iheitt die „Politik" mit: Tic Prioritäten der Grenzdahii sollen in 4 proc. und die der Central- badn in .! proc. eonvertirt werden. Dir Prioritaire der Ärenzbadn erdalten für die Restcoupons der Aktien und jene der Cciitraldadn sür rückständige 17Ü sl. Zinsen je eine hnnderlguldigc Aktie, ljlleickzeirig er'olgt eine Reduktion des alten Aktienkapitals. Für e.s alle Grenzbahnactien ivcrden drei neue Hundertaulden-Actt»» ausgesolgt; bei der Centralbahn wird daS Capital aus das Biertheil abgeämipelk. Es sei berechnet worden, daß »ach der Sanirung in de:)ca Fällen das Aclicilcapilal bereits Aussicht aus eine mäßige Kimmung hätte; bei der Grenzbahn hlrste, überdies die Staats- garonne auf das Actiencapila! ausgedehnt werden, was 00000 dis AM fl. erforderte. Tie Centralbahn wird in Staatsbetrieb über- gehen und der Staat garantirt für eine wesentliche Perwohlfeilung der Betriebskosten. Gleichzeitig will die Regierung den Bahnauedau nach Ratibor zum Anschluß an die preußischen Staatsbahnen fördern, wodurch die Rentabilität der Centralbahn sich weiter er- höhen könnte. Neues in der vergrößerten dauernden Gewerbe-ÄussteUung lgegenüber der neuen Börse). Allgemeine Grbrauchsgtgenstände. Posamenten, Carl Häuser, Leipzig. In einem Wandschrank findet sich von genannter Firma eine reiche Sammlung von Posamenten, für die verschiedensten Zwecke verwendbar, ausgestellt. Die Firma fabricirt diese Artikel als Lpecialität und i,t seit langen Jahren darin sehr gut eingesnhrt. Leitern sür die verschiedensten Zwecke, T. Gust. Günzel, Tischlermeister, Leipzig, Gerberstr. L4. In der rechten Hallenabthcilung finden wir eine reichhaltige Zusammenstellung von Leitern aller Art. wie dieselben sür Maschinen- betriebe als Transmiisionsleitern, als Laterncnleitern, sür den Haus- gebrauch und zu den verschiedensten Zwecken Verwendung finden könne». Diese Leitern werden als Svecialität gefertigt, sind dabei doucrhast und vor allen Dingen preiswerth. gierinantel sür Heizkörper, Nölte L Laibach, Fabrik gelochter Bleche, Neusellerhausen. Genannte Firma Kat alS Specialerzeugniß die Herstellung von gelochten Blechen erwählt und von den hieraus gesertigten Gegen- Händen einen Ziermantcl sür Heizkörper zur Schau gebracht. Der» selbe ist oben mit Abschlußplatte versehen und kann deshalb zur Ausstellung verschiedener Ziergegenstünde Verwendung finden. Nähmaschinen sür Familiengebrauch, Rob. Kiehle, Nähmaschineitfabrik Leipzig. Tie seit langen Jahren gut eingeführte Firma hat in zwei Zellen eine reiche Sammlung ihrer Maschinen zur Schau gebracht. Es befindet sich unter diesen Maschinen eine Anzahl solcher, wie sie sür Familien als zweckmäßig zu bezeichnen sind. — Ferner ist von genannter Firma eine Gruppe von Nähmaschinen aus gestellt, die mit motorischer Kraft angetrieben werden und eine außerordentlich hohe Tourenzahl aufweijen. Diese Tourenzahl läßt sich mittelst eines einfachen durch Fußtritt zu beeinslußeuden patentirten AntriebnicchanismnS beliebig regeln. Letzt erwähnte Nähmaschinen eignen sich ganz besonders für Wäschefabriken, Schirmsabriken, Lorset- nähereien, Lederwaarenfabriken und ähnliche. Llsenbtinschnitzrreien, E. A. Martin, Drechslermeister/ Leipzig, Burgstraß» 9. In einem Schrank der rechten Seite des reckten Hallentheiles findet sich eine sehr reiche Sammlung geschmackvoll und künstlerisch hcrgestcllter Elfenbeinschnitzereien in der mannigfaltigsten Gestaltung als Fächer, Brachen, Ketten, Ligarrentaschen, Nrppsachen rc., Alles Gegenstände, die sich besonder- zu Weihnachtsgeschenken eignen. Ter neue Gebrauchsmusterschutz, seine Erlangung und Wirkung. Vom Patentanwalt Otto Sack, Leipzig. X. Ter Gesetzgeber hat beim Gebrauchsmusterschutz-Gesetz den Grund satz ausgestellt, daß es lediglich Sache des Anmelders sei, das Stntzgcjuch so za gestalten, daß durch dasselbe der Gegenstand des Schutzes genügend klar und deutlich bezeichnet wird. Wird ein unllares Gesuch eingereicht, so erfolgt nicht, wie bei Palent-An- Meldungen, eine Vorprüfung und Aufforderung zur Umänderung, auch wird nicht, wie bei der Prüfung von Patentgesuchen, auf die mangelnd» Neuheit und Schutzfähigkeit de- Gegenstände- der An, Meldung hingewiesen. Es dürste unter solchen Umständen wohl ohne Weiteres zuzu- geileben sein, daß sür den Anmelder eine- Gegenstandes zum Ge brauchsmusterschutz das Brrsakreu zur Erlangung des Schutzes ein fach gestaltet erscheint, aber dennoch mit gewissen Schwierigkeiten verknüpft ist, die sich darin kennbar machen, daß der einzelne Schutziuchende fast gar keine Erfahrungen hat, sein Schutzgesuch solcherart zu gestalten, daß es gegenüber den möglicherweise ein- tretenden Anfechtungen nicht allein thunlichst gesichert erscheint, sondern, was die schwerwiegendste Hauptsache ist, daß es nicht leicht, durch eine einfache Abänderung des betreffenden Gegenstandes um gangen, oder Lurch eine andere Gebrauchsmusterschutzanmeldung dem ersten Anmelder in gewissem Sinne die Abänderung seine- Gegen standes sogar unmöglich gemacht werden kann. ES sind die- Punkte, die bei ollen Boriheilen, die das Gesetz bietet, in Betracht gezogen lein wollen, wenn es sich darum handelt, nicht nur einen Schutz der Form nach zu erlangen, sondern einen solchen von wirk- lichem Werth» und von einer Tragweite, wie sie von dem Gesetz bei richtiger Durcharbeitung uud Gestaltung des einzelnen Ge suche« ihalsächtich im großen Umfang» gewährleistet wird. bald an sich. Nachdem sie einmal „Reutier" sind, dünkt ihnen nur die Residenz oder die Kreisstadt ein würdiger Ausentbalt: die Aus nahmen sind selten. Aber dort niedergelassen, haben es diese kleinen Eapitalisten oft ehr bald zu bereuen, daß sie dem Geichäst und dem Heimathort vorschnell deu Rücken kehrten. Aus den alte» bescheidenen Ledens- verhältnifien des Handwerkerthums und des Klcinkrämers sind sie herausgeneten. Zu spät sehen sie, daß die Rente bei der veränderten Lebensweise aus keiner Leite recht ausreichen null; zugleich em pfinden sie aber auch, wie mißlich es ist, einen finanziellen Ausfall nicht durch erdichte Arbeit decken zu können. Arbeiten wolle» sie nicht wieder, sic fürchten Len Spott zu sehr, um zu der ausgegebenen Beschäftigung wieder zurückzukekrcn: so halten sie sich denn klug genug, statt wie früher ossen und ehrlich mit krä'tiger Hand, jetzt in aller Still» mit dem Geld« zu „arbeiten". Man läßt sich in Speculationen ein — die oft reinlich, oft auch unreinlich sind - und geräth Lobei sehr schnell an die Börse. Man will natürlich vor sichtig opcriren, keineswegs jo vertrauensvoll wie Hinz oder Kunz ein, die ihr gesammies Hab und Gut verloren. Aber soll man nicht in aller Stille unter der Führung „seines Bankiers" oder mit einem guten Freunde den günstigen Augenblick benutzen? — Für den Klugen, so denkt man, liegt daS Gelb noch immer aus der Straße; allerdings oft etwas schuilitzig. Tie Zeit lockt, die Papiere scheinen sicher und sie geben weit höhere Proecnle, als die ärmlichen Zins tragenden Schuldverschreibungen der guten Heimaihslabt oder des engeren und weiteren Vaterlandes. Unser Biedermann kauft; erst vor- ichtig, dann kühner. Verluste stacheln ihn aus z» weiterem Wagen. Schließlich packt ihn dann der Spielteufel — nicht immer, aber Loch sehr oft. Er legt Lea größten Thcil seines Vermögens in „Specularionswerthcn" an, oder er trägt ihn zu Börsengeschäften einem Bankier ins Haus. Tritt dann der unousbleibliche Krach ein, so kann man lesen, daß auch viele „kleine Eapitalisten" wieder hart getrosten sind, daß der „kleine Mann" seine Ersparnisse verlor. Tie Opfer, welche die Ereignisse der letzten Monate aus diesen Kreisen gelordcrl haben, mögen wieder nach Hunderten zählen. Es kann fast gar nicht anders sein. Tenn diese „Geldleule" haben meistens nur sehr un- llarc Vorstellungen von dem Zusammenhang der wirlhschastlichcn Verhältnisse, von dem Steigen und Fallen der industriellen Con- junctur und ihren Folgen sür den Geldmarkt und besonders sür das in Jnduslriewerihe» speeulirende Capitol. Ebenso befinden sie sich über di» den Puisschlag der Börse bestimmenden Leidenschaften, über die Abgründe, die dorr besonders den kleinen Vermögen drohen, oft in kindlich»» Unkenntniß und sind mithin häufig nur die Opfer ihrer eigenen Schuld. Diese Ttnmachc trägt »ine ernste Lehre in sich, die man bei etwaigen gesetzlichen Maßregeln gegen Börsen und Banken nicht vergessen sollte. Eigener Schutz ist sowohl dem großen wie dem kleinen Eapitalisten gegen Börse und Banken heute keineswegs un möglich. Dieser Schutz besieht in Vorsicht und Charakterfestig keit. Der kleine Capitalist hat auch heute noch zahlreiche schere Plätze sür erworbenes Geld, wenn er mit diesem nicht ogenamitc „große Geschäfte" machen will, wen» er nicht Ge winne erzielen will, die nur aus einem Sumpfboden gedeihen, der jedem mit dem Versinken bedroht, der ihn beschreitet. Soll sein Geld durchaus „arbeiten", so ist es natürlicher, er legt eS in Klein- gejchästen, die er übersehen kann, an. Nebel bellt man am besten von innen heraus. Ter „kleine Mann" sollte sich besonders hüten, unter der Jagd nach dem Gluck lediglich die Hetze nach dem Golde zu verstehen. Wer in unseren kleinbürgerlichen Kreisen es „zu clwas gebracht" hat. sollte sich etwas weniger darin gefallen, den „Lapitalistcn" zu spielen. „Rentier" sein ist gut, aber hübsch beim Handwerk bleiben, bis man sorgen- und mühelos sein Aller ohne gewagte Speculationen verbringen kau», ist besser. Der „kleine Mann" und die Börse. e. Ran macht unserer Zeit im Gegensatz zu der früheren oft den Vorwuri, daß Geld- und Genußsucht sich ungeheuer gesteigert haben »m> mehr aus den vollen Beutel als auf den inneren Werth eine- Menschen gesehen werde. Denn nun Las in dieser Allgemeinheit auch kaum richtig ist, . lagt sich doch nicht leugnen, daß die Gelegenheit zu mühelosem ^Erb lehr zugenommrn hat und daß das Bewußtsein von dem hohen Adcl^ehrlicher Arbeit weiten Kreisen abhanden gekommen - Schwiele in der Hand ist wie rin goldner Ring ,sMger" lagt «in alte- deutfche« Sprichwort. Heute giebt e- viel« .Irbeilsleule, die sich der Schwielen schämen und thöricht genug sind, üe mit Glacehandschuhen zu bedecken, damit man ihren Stand nicht ickennen solle. Aber freilich ahmt damit der Arbeitrrstaud nur un- >e>ä»ckt nach, was ihm in ander» Weise Groß- und Kleiudürger- llaud vielfach vormachen. Ten zu leidlichem Vermögen gelangten Nein» Handwerker, den berau,gekommenen Budiker und Bauunternehmer kann man sich ' kramp,dail abmüden sehen, den einstigen Stand, die frühere ickia'iigiing vergessen zu macheu, sobald „ihm seine Mittel da« laabcn". Er will „den »roßen spielen", sagt der «olk-mnnd. L.e'es „den Großen spielen" wird unsere» kleinbiirgerlichen Krenen weit häufiger zum Vrrhängaiß, als man glaubt. Sobald das zusammeugebrochte Vermögen dir «u-sicht bietet, „leben" zu können, wird da« lange betrieben» Geschäft oft vorschnell abgegeben. War dos Glück besonders hold, so fetzt man sich sogar i« kräftigsten M-nne-alter zur Rahe, «ährend andere Handwerk«, und Z»nft- aeno ien sich bi- in di» hohen Greisenjahr« abmühen müsien, ein solcher »ltckllcher „Rentier". Da« klingt gat und giebt Ansehen, «brr »n> ander« Stand, «Ger» Beditrfnifs» - and«, «»V. Die »eO» di^n kl^w, ^piiaUfim dt. GrohstM . oft ve- er- Eisenbahntarife. -d- Mönchen, im Deeembel^ Während das Jahr 1891 auf dem Gebiet« der Handelspolitik und Zollverträge mit einer unerwartet großen und hoffentlich segensreichen Reform abfchließt, Hai es in Betreff der sür Las ganze Wirtbschaftsleben fast ebenso g oße Be deutung beanspruchenden Eifrndahntarif.Frage nicht gehalten, was es versprach. Und wenn nun die Handelsverträge unter Tack, und Aach sind, dann wird hoffentlich die, in der ersten Hälfte des Jahres eines günstigen Erfolges schon so nah erschienene, aber in jüngster Zeit bedenklich eingejchlasene Bewegung zur Verbilligung, Ver einfachung und Veremhettlichung der deutschen Eisenbahnlarife wieder energischer in Fluß gebracht werden. Tenn die Gründe, welche jetzt für die Vertagung der schon vor der Thür gestandenen Verbilligung der Tarife sowohl im Personen, wie im Güterverkehr geltend gemacht werden, können, wenn überhaupt, so doch nicht aus dauernde Be rechtigung Anspruch machen. Nachdem feit Sommer 1889 Ungarn und. dessen Vorbild folgend, Oesterreich erst im Personen- und dann im Güterverkehr einschneidende Reformen und Tarifermäßigungen vorgenommen hatten, wurde in Deutschland das Verlangen nach ähnlichem Vorgehen immer all gemeiner. Besonders concentcirte sich die Agitation um die Engel- Perrot'schen Ideen eines möglichst einfachen Zonentarifs für den Personenverkehr, wonach im Ideal, wie sür Briese, ein Einheitsporto für Personenbeförderung auf den Eisenbahnen durch ganz Deutsch land, vielleicht im Weltverkehr, zunächst wenigsten- ein enorm billige« Reisen iu unserem Vaterland», das nur in dreiZonen eingelheilt werden und etwa sür 1, 2 oder 3 durchreist werden sollte, vorxhwedte. Der gleichen sür jetzt wenigstens viel zu weil gehende Pläne haben in prak tischen Kreisen üderhaupl keinen Eingang gesunden, wie die Uebertragung der sür den Briesverkedr möglichen und geltenden Grundsätze aus die Personenbeförderung überhaupt unzulässig ist. Ihr Verschwinden aus der theoretischen Erörterung ist auch kein Schoden, denn jemehr man sich aus praktisch Durchführbares beschränkt, desto leichter wird man überhaupt Etwas erreichen. Das Zonensissttm haben unsere deutschen Eifenbahnverwaltungen von Anfang an verworfen; und zur Zeit kann man wohl sagen, daß auch die öffentliche Meinung und die Interessentenkreise von jenem „Schlagwort" abjehen und der allgemeine Wunsch nur überhaupt auf eine Verbilligung und Ber einfachung der Tarife geht. Zu Beginn dieses Jahres waren die einschlägigen Forderungen aus allen Kreisen so dringend geworden, daß endlich unser» Staals- baknverwaltungen ihnen Rechnung trogen zu müssen glaubten. Der preußische Minister v. Maybach, der ungern an die Sache ging, »itterbrettete den Interefftnlenkreifen Vorschläge zur Verbilligung und Vereinheitlichung der Perfonentarise, und die bäuerisch« Regierung, an sich auf diesem Gebiete durchaus nicht resormeisriger und fort schrittlicher als die preußische, aber vor der größer» Rückwirkung der österreichischen Ermäßigungen auf die benachbarten bayerischen Bahnen besorgt, trat direct mit einem fertigen, dem preußischen ähnlichen Programm an die übrigen deutschen Staatsdahnverwal- »ungen heran. Danach sollten, kurz gesagt, unter Wegfall der Rückfahrt-, Rundreisekarten u. s. w. für die einfache Fahrt mit Personenzügen künftig pro Kilometer erhoben werden 6, 3',. (nach den preußischen Vorschlägen 4) und 2 ^ in den drei Wagen- claffrn. In Bayern würden die Ermäßigungen betragen haben 25, ca. 34 und ca. 41 Proc. in der I., II. und m. Tlasse. Die viert« Wagenclasse, welche in Süddeulschland überhaupt nicht besteht sollte auch in Norddeutschland iu Wegfall kommen. Der Satz von 2 für III. Llaff« würde dem jetzt sür dir IV. Llaflr gütigen entsprechen. An dieser IV. Wagenclasse scheiterte zunächst die Vereinbarung Während vorher in der Press«, u. A. in der „Köln. Zta." und sogar in der „Nordd. Alla. Ztg." energisch für die Abschaffung der „menschenunwürdigen" vierten Llaffe plaid.ct worden war, kamen jetzt, als die humane Theorie in« praktisch« Leben umgejetzi werden sollte, Proteste von allen Seiten. Zahlreiche Körperschaften, Eisrnbobn- räche, industrielle und landwirthichaftlichr Verein« rc sprechen sich gegen di« Aushebung der vierten Wagenclasse an«. Andererseits ist deren Einführung in Süddeutschland zweisellos au«geschloffeu „weil — wie di» betreffend« Denkschrift der bayerischen Staailbahn- oenvaltuag u. >. sagt — solch primitiv« Wagen, wie sie für die vierte Wagencloffe zur Zeit noch in Preuße» bestehen, unmöglich neu ein- aesührt werden könnten, ohne einen wohlberechtigien Sturm der Entrüstung nicht nur in den aus dies» Llaff» angewiesenen Kreisen hervorzurnsen." Abgesehen von der vierten Llaffe, fanden einzeln» Bestimmungen der neuen Vorschläge großen Widerspruch, indem iu gewisse, Fällen, vornehmlich gegenüber der >»tziaeu Rücksahrikarien II. Llaffe, die neuen Sätze kaum neunen-werthe Verbilligungen oder gar Berthrurrange» gebracht Kütten. Nicht wen», Leute waren der »»ficht, daß das Geboten« überhaupt ei«, z» geringen Fortschritt darstellte. Genug, es herrschte im Publicum und in Interessenten kreisen nicht nur die schönste Uneinigkeit, sondern die Llaalsdakn- vcrwaltungen kounlen sich auch daraus berufen, daß ihre Vorschläge, wie besonders betreffs der vierten Llasse, ans große» Widerstand ließe». Unterdessen tra! in Preußen ein Wechsel im Eiseiibabnministerium ein; Herr r> Maybach wurde durck Herrn Thielen ersetzt, zuglei» aber machte sich der verstärkte Einfluß des Fiuaiizminislers I'r. Miguel gellend und wurde offen proclamirt, daß künftig in Eiiendadniacken, »»sonders in Tarisiragen, das Finanz,»inisierium eine vermehrte Einwirkung haben mußle. Die Finanzen des Reiches n»d der Einzelstaalen boten »ngu»siigere Aussichten, oder wurden in schwarz angehauchten Farben geschildert. Es wurde die Parole regiernngs- jeilig ausgegeben. dag vorerst bei der voraussichtlich geringeren Rente der Slaalsbadne» und der Verschlechterung der Finanzen ii» Allgemeinen von Tariserinäßigungcn Abstand genommen werden müsse; und so sind jetzt, kaum ei» halbes Jahr »ach ihrer Geburt, die schönen Pläne zur Vereinheitlichung und Verbilligung der Per onenlarise einstweilen bcigejetzl worden, und zwar ojficiell zuerst in München, wo sie in den positiven Vorschlägen der bayerische» Staats- dahnverwaltung an die übrigen deutschen Slaalsbabneii das Licht der BTelt erblickt batten. Minister v. ErailSbcim bat dieser Tage in der Kammer erklärt, „er stehe einer Herabsetzung der Personenlarise nicht scindielig gegen- über, aber schon angesichts des augenblicklichc» Wagenmangels könne nicht wohl daran gedacht werde», jetzt schon an die Sache heran- zulrclen". Ferner sei der Mangel an doppelgleisigen Bahnen in Bayern der Reform hinderlich, und ohne Theilnahme Preußens, seitens dessen eine Ermäßigung zunächst nicht anzunedmcn sei, ivolle Bayern hierin nichts tbu». Die Bedenken betreffs de» Material mangels und der eingleisigen Bahne» exislirten aber dock iu dem- »Iden Maße, als Bayern vor Lreivicrtcl Jahren seine Ermäßigung»- Vorschläge machte! Und damals halte inan doch wobt nicht i» Ans icht genommen, daß sie erst in Jahren in Kraft treten sollten! Zugleich aber ist merkwürdig, daß im bayerischen Landtag von keiner Seile energisch eine baldige Durchführung der Tarisreiorm urgirt wurde, während sich z. B. noch vor Kurzem von den acht bayerischen Handels- und Gewcrbekammern sieben sür die Er mäßigung der Personcntarisc ausgesprochen haben. Es hat an- icheinend die allgemeine Zurückhaltung und Hcrabstimmung auch dieser Bewegung die Flügel beschnitten. Allerdings haben sich gerade bei den bayerischen Bahnen die Einnahmen in diesem Jahre ungünstiger gestaltet und andcrersciis die Besorgnisse vor der vermehrten Concurrenz der österreichische» Bahnen nicht in dem besürchtelen Maße bewahrheitet. Daß die bayerischen Stoalsbodncn in den ersten drei Bicrleijahren gegen die gleiche Borjabrspcrivde eine Mindereinnahme von über 2 Millionen Mark auiwiejen, rübrle bauplsächlich aus der inzwischen eingesührlen Ermäßigung der Gütertariie her, wie eine solche naturgemäß zu- nächst einen Ausfall mit sich bringt. Aber schon in den letzlen Monaten sind wieder Mehreinnahmen zu verzeichnen, und es ist wohl etwas sehr „vorsichtig", wenn das bayerische Budget sür die nächste» Jabre wieder ein Deficit der Eijenbabnrenie gegenüber der -t proe. Eisenbabnjchuld vvrsiebl. Jin klebrigen sind die bayerischen Finanzen »och so aut — wie übrigens auch die preußischen, sächsischen und der meisten deutschen Einzelstaalen —, daß ans der letzten zwei jährige» Finanzperiode ein Ueberschuß von ca. 00 Millionen rejullirt und eine schon bewilligte Eisenbahnanleihe von ca. 40 Millionen gar nicht ausgenommen zu werden braucht. Bei der Ansschiebung der Rcsormpläne kommt auch unseren Eisen- babnverwaltungcn der Umstand zu Gute, daß sich die Begeisterung ür die in Lesterreich-Ungarn eingesührlen Zonentarise einigermaßen gelegt hat, die dortigen Erfolge wenigstens nicht zweisellos sind. Ter österreichische Handclsminifler hat kürzlich selbst sich nicht jon- derlich günstig über den neuen Kilometertarif ausgesprochen, und in der bayerilchen Kammer erklärte Minister von Crailsheim, „die Erfahrungen in Oesterreich seien nicht verlockend". Tnß die speciell ür die ungarischen Verhältnisse berechneten dortigen Zonentarife nicht für uns passen würden, wird übrigens säst allgemein zugegeben. Das Hauptmotiv für die Vertagung der Tarisermäßigungen in Bauern, wie in Preußen, Sachsen re. bleiben aber »ach Ansicht der Regierungen die „Finanzen". Und diesen Grund halte» wir sür nicht oder nur Iheilweisc durchschlagend. Die deutschen Eisenbahnen erzielen im Ganzen eine sebr anständige, den üblichen Zinsfuß wie die Renla- bilität der englischen, französischen, österreichischen und andere» Bahnen beträchtlich übersteigende Rente. Nach kürzlich veröffent lichten amtlichen Aufstellungen ergaben die deutschen Slaatsbahnen I8Ä90 durchschnittlich 5,09 Proc. aus das verwendete Anlagc- cavital, die dcutichen Privatbadnen 4,46 Proc. Die preußischen Staatsbahnen haben in den letzten Jahren über 0 Proc. erbracht, dir sächsischen zwischen 5 und 0 Proc., die bayerischen über 4 Proc., nur die würNcmdergischen, die von den deutschen Staatsbahnen am schlechtesten rentiren, blieben unter der 4procentigen Verzinsung des Anlagrcapitals. In Preußen reicht der Ueberschuß der Slaatsbahnen reichlich zur Verzinsung und Tilgung der gesummten Staatsschuld, nicht nur der Eisenbahnschuld. Sogar in dem nun ablausendc» Jahre haben sich trotz des chlechteren Geschäftsganges in Handel und Industrie, trotz der allgemeinen Unlust die Eiscnbahn-Einnahmen Weiler gehoben. Tie preußischen Staalsbahnen haben in den ersten 9 Monaten 22,3 Mill. Mark mehr, oder sür den Kilometer 509 mehr, vereinnahmt als im gleichen Zeiträume 1890; bei den gesummten deutschen Bahnen (eicl. bayerische) beträgt die Mehrcinnahme »ach der Statistik des Reich-eisenbahnamteS in den ersten 10 Monaten pro Kilometer ca. 2'/« Procent mehr. Allerdings find auch die Ausgaben gestiegen, aber durchaus nicht allseitig: die Eiienpreise sind geringer, zum Beispiel die Schienenpreij« von ihren, höchsten Satz mit ca. 105 pro Tonne (im ersten Semester 1890) aus ca. 115 ^1, also fast um rin Drittel beruntergegangen. Auch die Kohlcnpreise sind bereits gefallen und werden zweisellos noch weiter nachgeben müssen. Also wird man ein beträchtlich schlechteres Ergebniß der Bahnen selbst kaum gegen die Tarisermäßigung ins Feld führen können, zumal wohl auch sür die deutsche Industrie wieder eine bessere Zeit kommt und von den Handelsverträgen ver mehrter internationaler Verkehr zu erwarten ist. Und anderweitige Erfordernisse des Staates, höhere Kosten durch die socialen Gesetze, mindere Zolleinaänge ,c. wird man nicht allein oder vornebmlich aus die Eisenbaynen bezw. aus den Verkehr abloden können. Tenn die Eisenbahnen sollen nicht blo? Erwerbs-, sondern auch Wohlsahrts emrichtungen sein, letzteres sogar in erster Linie. Nicht mit Unrecht hebt der Verein deutscher Eisen- und Stahlindustrieller in einer jüngst dem preußischen Minister der öffentlichen Arbeiten eingereichlen Denk schrist hervor, daß die Motivirung, mit welcher die Ausdehnung des Rohstofftariss regierungsseitig obgelehnt wurde, „ohne allen Zweifel deu bei der Verstaatlichung der Bahnen seitens der Etaatsrcgierung gegebeuen Versprechungen widerspricht". Ausdrücklich Ist de! den Berblnidlungeu über die Verstaatlichung der Bahnen im Schooß der Volksvertretungen betont und von der königl. Staatsregierung an erkannt worden, daß die Ueberschüffr der Staatsbahnen nicht sür andere Staatszwecke zu verwenden seien, sondern der Hebung des Verkehr«, der Entwickelung der wirthschastllchen Kräfte deS Landes zu dienen haben In Bayern ist betreff- der Gütertarife insofern ein Forschritt zu verzeichnen, als nun auch die bayerischen Slaatsbahnen die im übrigen Deutschland bereit- in Geltung befindlichen Einheitssätze der preußischen angenommen habe», so daß in dies« Beziehung Einheitlichkeit «zielt ist. Iu Preußen ober war die schon in säst sicher« Au-sicht stehende Ausdehnung Le- «wähnten Ausnahmetariss von 1890 auf Kohlen und Erze m vielem Sommer plötzlich, „weil dl« allgemeine Finanzlage zur Zeit eS nicht gestatte", rückgängig gemacht worden, lind doch sollte gerade die gegenwärtige bedrängte Lage der Industrie eh« ein Anlaß zu baldiger Einführung von BerkehrSerleichlerungen sein, wie auch jüngst oer preußische Handels, minister onrrkannt hat, daß gegenüber dn Hochhaltung d« Kohlen- preise durch die rheinisch-westfälischen Zechen »S Ausgabe des Staates werden könne, den dadurch geschädigten «»deren Industrien duräs Tarifmaßnahmen zu Hilf« zu kommen. Wir siud keineswegs Anhänger der vielfach übertriebenen Praxi«, bei ,eder paffenden und unpassenden Gelegenheil die angeblich besseren Zustände im Ausland» den heimischen als Vorbild hinzuhalten. Im Ganzen kann uns« Eisenbahnwesen den Vergleich mit alle» aus ländischen wohl bestehen; so find oder waren bi- vor Kurzem unsere Tarife niedrig« als die französischen und englischen Es »«dient aber Loch gegenüber de« Stillstand bet uns er- wäb»t zn werden, daß >e»t in Frankreich eine starke Tari «Mäßigung im Werke ist, deren Erjparniß die betreffend« Bo» lag« fir »a» Pnblirnm aas »5 MM»»«» Franke» bezifferte; und da« geschicht, obwohl der sranzösische Staat schon jetzt jährlich aus den Garantieverlrägen große Summen aui die Eisenbahnen draus zu zahlen Kat, stall wie bei unS in der Ueberverzinsung Le Anlagecapttals eine Einnahincguclle zu habe». In England sind vor einige» Jahren durch G,->,-p -rail^uv »u>i t aual lraliw n die Tarife der Privalbabnen bedeutend reducirt worden. In der erwähnte» Eingabe der deulschen Eifeninduslriellen wird u. A. angesübrt, daß bei der Herstellung de« Roheisens die Bahn- srachlen i» England nur 9 bis 10 Proc. der Gestedungs kosten. dagegen in Preußen 28 bis :lO Proc. derselben bilden. In Oesterreich stellen sich nach der im vorigen Sommer cingcsubrlea weitgehenden Ermäßigung d-e Gulcrlariie meist erkeb- lick niedriger als bei uns. Ter zweiibilligsle ö'lerreichif'che Masien- taris, der Ausnahmelarii I, ist nichl nur bedeulcuL niedriger als der ihm entsprechende piciißische Specialiaris III, sonder» auch nicht unerbeblich billiger als der aUerb:lligs:e preiißiiche Massen- laris, der Sveciallarii IV. Selbst wenn letzterer auch aui Kohle» und Erze ausgedehnt wurde, wäre der so ermaßigle Koblen und Erztarif noch immer hoher als der jetzt i» Oesterreich gillige. Und trotz der taiken Ermäßigung der Personen- und Gütertarife sind die Ergebnisse der österreichisch - »ngarische» Eisenbahnen nicht ungünstig. Tie aus allen österrcichisch-iingarifche» Eiienbahnen in Len ersten 10 Monate» 1891 erzielte» Transporl-Einnabiilen belaufe» sich ans 250 591 791 Gulden gegen 249 958 055 sl. im entsprechenden Zeitraum des Vor- labres: kilometrisch wird das Jabreseraediiiß nur um 2,2 Procent ungünstiger berechnet. Daß bei Tarisermäßigunge» der Ausfall durch vermehrlen Verkehr trüber oder später ausgeglichen zu werde» pslegt, ist eine bekannte Thalsache. Nnch alledem wird man wohl sagen dürfen, daß die bei uns eiiigetretene Stagnation in der Bewegung sür eine Tarisreiorm, speciell die Borschiebung der aUgemcine» sinanziellen Lage der vollen Berechügung entbehrt, und den Wunsch aiissvrechen müssen, daß das neue Jahr auf diesem Gebiet bessere Erfolge zeitige. Dabei soll gern anerkannt werden, Laß im Einzelnen liniere Baduver- wallungen auch im abgclauienen Jahre schatzenswerlhc Erleichterungen und Verbesserungen gewährt haben. Aber schließlich muß es sich um eine durchgreifendere, allgemeinere Reform und Verbilligung haudeln. Neueste Getreideprober. I'. Zur Bestimmung des Oualitäts-(Güte>.G«wichtcs der Getreide- artcu exii'une» bisher eine Menge Apparate, die mehr oder weniger ihrem Zwecke entsprachen und unter sich erhebliche Verschiedenheiten anszuwcifeil baben. Um endlich auf diesem Gebiete estimal eine Einheit zu erzielen, hat die kaiserliche Normal-Aichuiigscommissio» durch sehr eingehende Versuche einen neuen Getreideprober construirt, und den verfchiedciir» hierbei inleressirteu Körperschaften vvrgelegl, der bei denkbar einfachster Handhabung die Garantien einer äußerst genauen Gewichtsdesliinmung bietet. Die Getreideprober werden »ach amtliche» Vorschriften iu zwei Maßgrößen, zu t I und ' « I, letztere wieder in zwei Formen, als slativnaire und tragbare ausgesührt. Tie slativnaire Fon», die sür den Gebrauch i» dem Bureau bestimmt ist, gestattet eiue bequeme und schnelle Anwendung, während die tragbare Form unter Weg lassung alles Entbehrlichen eng in eine Metallkapsel verpackt, sich zum Mitsühren aus der Reise eignet. De» Präcisioirsmechauiler Louis Schopper in Leipzig, der sich seit mehr als 10 Jahren um Getreide-OualitätSwaagen große Verdienste erworben Hai, übernahm ebensalls die Fabrikation der neuen Getreideprober und ändert dir srüderen Schopp« ichen Waagen, die sich sehr zahlreich bei Getreide händler» und Müllern vorfinden, nach dem neuen System um. Der 1 Literapparat giebt unmittelbar, der '/«Lilerapparat nach Multiplicatio» einer Angabe mit 4 g das Liter an. Das Abstreicher, einer Tceimalstclle genügt, um da« Gewicht der metrische» Probe (daS Hektoliter) zu erhalle». Postproden bewegen sich vornehmlich um das Gewicht von 200 dis 250 2 und reicht ja dieses bei Weizen uud Roggen wohl zur Füllung des Maßes aus, nicht aber noch zum Füllrohr. Da kann man sich nun leicht Helsen, ohne daß die Angabe des Apparates eine merkliche Veränderung erleidet: »« ist nämlich zulässig, eine gleichartige Frucht »achzuschülten. Um nun Versuche mit diesen Postproden wiederholen zu lönncn, ist dem '/«»Lilerapparat statio- naircr Form eine gestielte, durchlöcherte Blechscheibc beigegeben. Diese wird zwischen der Probe und das nachgeschüttete Getreide eingelegt und somit ei» Milchen der beiden Kürnerartcn vermieden. Um das bei dem Getreideprober erforderliche Umrechnen des '«I- und 1 I-Gewichtes zum .Hektolitergewicht zu sparen, hat der Mechaniker L. Schopper diesen neuen Prober mit seiner früheren Waage vereinigt, wodurch eine Anwendung von Gewichten aus geschlossen und das Gewicht einer einzelnen als auch sämmtlich« iur Welthandel vorkommeuden Maßsüllungen zugleich abzuleien gestatte!. Die Angaben dieser Waage stimmen genau mit den Resultaten de- Getreideprobers überein und schließt diese Bereinigung noch den Vorzug in sich, daß ein aichsäbiger Getreideprober tragbar« Form als Reisewaage und eine Schopper'schr Getrridewaagr, zu der das Maß des Getreideprobers genau justirt ist, gleichzeitig als Burrau waage dient. Weinbau und Zoüreduction. Wie ma» weiß, wird in den neuen Verträgen nächst Len Korn- zöllcn auch die Herabsetzung der Weinzölle viel umstritten. Wir glauben deshalb zu diene», wenn wir den Sachverhalt hier kurz recopituliren. Es ist Thatjache, daß in den Weinbaudistricten und namentlich unter der Landbevölkerung in Baden seit den Gerüchten über Zoll- reduction eine gewisse Beunruhiguirg entstanden war. Diese Er scheinung kann nicht befremden gegenüber dem Factum, daß durch viele Fehljahre, zunehmende fremde Emsudr und die im Weiuhandcl eingelebte Duldsamkeit gegen eine Unzahl von Fälschungen und Betrug die Verhältnisse der badischen Weinbauern vielfach recht mißliche geworden sind. Gewissermaßen den Niederschlag der dortigen Bewegung findet man in einer Petition aus Offenburg an den Reichslag. An die Bewegung in den Rebqemeinden an- knüpfend, bringt dieselbe folgende Gründe vor: „Seil zwei Jahrzehnten ist mit Rückgang des Körnerbaues der von Alters der beträchtliche italienische Weinbau auf einen Ertrag von etwa 30 Millionen Hektoliter gesteigert worden. Bei geringen Anbaukosten und meist gesicherten reichlichen Ernten können di« jüd- ländifchen, vorzüglich die italienischen Weine zu deu niedrigsten Preisen in den Handcl gebracht werden. Schoo unter den jetzigen Schutzzöllen, besonders seit der Erschwerung der Aussuhr nach Frankreich, drängt die Einfuhr italienischer Weine nach Deutsch land, die sich bereits auf etwa 150000bl vermehrt hat, mächtig aus den deutschen Markt. Tmrsende von BcrkausSstellen sind im Reiche eingerichtet und erzielen wachf'enden Absatz. Mit schlechten Landweinen verschnittene hochgradige oder tzeringwcrthige italienische Weine werden unter falschem Namen straflos alS deutsche Roth- weine verkausl. Bei Verminderung der ohnehin kurz bemessenen Weinschutzzülle würde» voraussichtlich unser» Weinpreise durch italienische, demnächst auch österreichische und französische Einfuhr soweit herabgrdrückt werden, daß der unter zahlreichen Schwierig keiten betriebene deutsck^ Weinbau nicht mehr lohnen würde. Ein wichtig« Thril des deutschen landwirlhschastlichen Erwerbe« würde baldiger Vernichtung, die Weinbau treibend», fleißige und ehrenhafte Bevölkerung der Verarmung Preis gegeben werden." DieS der wesentliche Inhalt der Petition. Bei den Reichstags- Lebatten hat sich eine Anzahl Abgeordnete aus Grund ihr« Kennt nisse und Erfahrung lm Weinbau über dessen Chancen »«breitet. In der Zollreduction «blicken dieselbe» allerdings gewisse Besorg nisse, namentlich halten sie die Einjuhr-Controle in der Praxis sür außerordentlich schwierig, wenn nicht überhaupt eine Verschiebung der ganzen Einfuhr Platz greift, nämlich an Stelle der fertigen Weine Zufuhr von Trauben. Den Standpunkt der Regierung legte UnterstoatSsecretair von Schraut dar. Dessen Argument» taffen sich in folgend« Punkte zusammen: Entgegen den verbreiteten Besorgnissen, welch, aus Verkennung der neuen Tarife beruhen, verspricht sich die Re gierung Förderung deS Weinbau»« von ihnen. Ein Preisdruck auf unsere heimischen Weine durch die fremden ist nicht zu fürchte», denn 1) regelt sich bei un« der Preisstand nicht nach der Etuiuhr. sondern nach d« Ernte-Lonjunctur, welch letztere sehr bedeutend schwankt. So brachte 1880 4'/, bl, 1890 24'/» bl Ertrag per Hektar; 8) ist der Wet>c»ujiun sehr Sach« de« Geschmack«-, de»
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)