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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.05.1892
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-05-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18920505026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892050502
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892050502
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1892
-
Monat
1892-05
- Tag 1892-05-05
-
Monat
1892-05
-
Jahr
1892
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L«b«i4. it Muter »ok I,b- dm« äer ol»ui>»«ll . »»t, - lr«»«Q- td«r a». »cvlo»» »»». -!«z 0. 1t»m »iU»«der 41, >1». Gl- uua V«l»«u- .8 Sv^l -285» 41 ^>roo«»l Wikstmemeutspreis E» der tz»,pterpedittm» »h« de» i« 8k»dt- bezirk und den Vororten errichtete« Ao«- aabestellrn ab geholt: vi»rtelsührltch^4.ü0, »« twetmaltger täglicher Zustellung in- Hou« ^ üchO. Durck htc Hoft bezogen sür Deutschlaich und Oenei reich: oi»»trl,ührlich ^4 k.—. Direct« tägliche Kreuzbeadsendung tu» Uichlaud: «ouatllch 4» S—. Di» Morgen-AuSgabe «scheftft täglich'/,7 Uhr, die Abeud-Autgab« Wochentag» b Uhr. Ltdactiov and Ln-r-ittoa: 2«danue«,assr 8. Dir Ervedition ist Wochentag» ununterbrochen »rögntl vo« ftüh 8 bi» Abeich» 1 Uh». Filiale«: vtt» Ae»«'» Cortim. (Alfret Hahn). UnivrrsitLtSitrah, ls, Laut» Lösche. kathariuenstr. Ich patt, und <Sntg«platz?. Abend-Ausgabe. DipmerTagMaN Anzeiger. 228. Organ fiir Politik, LocalgeMte, Handels- vnd Geschäftsverkehr. Donnerstag dm 5. Mai 1892. JnsertionSpreiS Die 6 gespaltene Petitzeile LO Pf^. Reklamen unter dem Redartioa-strlch (4g» spalten) öO^. oor de« Kamiltenuachrlchten (bgespafteu) 40-eß. Größere Echrlswn laut »ajerea P»i«- vrrzrtchuiß. Ladellarischer uud gtffrrnsatz nach höhere» Daris. Extra-Vellage« (gesalzt-, nur mit der Morgen «Ausgabe, ohne Postbefvrderung 60.—, m«t Postbeförderoag 4l 70.—. Zlanahmeschlvß für 2nser«te: Abend-AuSgabe: vormittag« 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittag» 4Uhr. Sonn« und Festtag« früh 9 Uhr. vel den Filialen und Annahmestellen je «in« halb« Stund« früher. Inserate find stets an dt« Er»ehttta» zu richte». Druck nab Verlag von E. Pol» t» Leipzig 86. Jahrgang '««.25 102,5o »4.75 102.— 102.— »7.75 102,25 355,— 10S.— 108 — 53^0 127.— 108,50 Sv»0 8S.50 «850 113.— 111,75 1V8.50 150. — 1S1H0 105,50 151. — «».- 127.— 52^0 108.50 58.— 43.— 208.— 125.- 120,— «Ho 205.— 50.— 123,25 100.- SO.SO 170.50 155.50 »14.60 V310 138 — 103.20 10V — 12S50 751, 21S>» 115't. 110.- 274 18^50 1V4O0 140.25 ISS^SO W 108.00 111.— 100,85 10S.5» 58,55 ».4SI, 114.25 108.— 173.— »0.50 täk50 »00.50 1182» »20 5827 adl». r^.wm.1 >>«» v»r- >n»»e»r>: v»wd»r- «»»«- 0»wpt»r >o»" voo , 1^ »« »v» »» Politische Tagesschau. * Leipzig, L. Mai. Wenn dir Beziehungen der Regierungen befreundeter Staaten nicht» zu wünschen übrig lassen, sorgen sensations lüsterne Blätter sicher dafür, daß irgend ein Wölkchen an dem Himmel der persönlichen Beziehungen der Regenten zu einander entdeckt wird. Ein solches Wölkchen will man denn auch jetzt in dem Verbältniß zwischen Ltaiser Wilhelm und der Königin Victoria von England aufgesnnden haben. Die „Times" meldete dieser Tage aus Darmstadt, der Zweck der Reise der Königin Victoria nach Darmstadt sei nicht nur der Besuch des GroßhcrzogS und seiner Schwestern gewesen; die Königin habe auch den Kaiser Wilhelm in Darmstabt zu sehen gewünscht. Dieser Wunsch sei nicht in Erfüllung gegangen, da der Kaiser der Beisetzung der Groß herzogin von Mecklenburg-Schwerin babe beiwohnen und dann einen Ausflug nach Helgoland habe macken müssen. Ein weiterer Grund sür sein Fernbleiben von Darmstadt sei auch darin zu finden, daß er dem jungen Großherzog nicht zurrst einen Privatbesuch habe macken können, ein ofsicieller Besuch unter Entfaltung des militairischen Gepränges aber wegen der Trauer an beiden Höfen nicht statthaft gewesen sei. So das englische Blatt, dem nun der „Hamb Eorr? mit nachstehender Mittbeilung folgt: „Man hat sich im Anstande, namentlich in Frankreich, sehr darüber gewundert, daß die Königin von England in Darmstadl nicht von ihrem Enkel, dem deutschen Kaiser, begrubt worden ist. Mitte Januar zusammentretenden Session wenig Aussicht »abe», zur Erledigung zu gelangen. Auck mit dem Volks- chulgesetz hätte man, selbst wenn die Sache nicht diesen ritischen Verlaus genommen hätte, voraussichtlich dieselbe Er- abrung gemacht. Diejenige LanbtagSsession, welche mit dem Einkoniniensleucrgesetz und der Landgemrindeordnung als die ergcdnißrrichste seit langer Zeit dastcht, begann ebenfalls im November (l8VO). Allerdings macht die gesetzgeberische Vor bereitung der beabsichtigten llrberweisungen an die Com- munalverbände nicht geringe Schwierigkeiten, deren lieber» Windung die äußerste Anstrengung der betheiligten Ministerien erfordert. Indessen hofft man doch, auch mit diesen Schwierigkeiten bis zum Spätherbst fertig zu werben. Angesichts der krampfhaften Bemühungen unserer social- demokratischen Hetzpresse, dir geistige Wahlverwandt schaft zwischen Socialdemokratie und Anarchismus in Abrede zu stellen, dürfte der Hinweis auf einen vor bald 56 Jahren in Paris verhandelten Proceß sehr zweckmäßig sein, weil durch diesen Proccß die gedachte Thatsache in formell wie materiell völlig einwandfreier Weise dargethan wurde, Es bandelt sich um die in der Pariser Eriminal- slatistik dcS IabreS 1848 als „assairo av» Lomiiuinistos- matorialistos" verzeichnet SchwurgcrichtSverhandlung gegen >0 Arbeiter, Mitglieder eines GeheimbundeS, der die Aus rottung des PrivateigentbumS durch die Kampfmittel de» Diebstahls, der Brandstiftung und des Mordes auf sein Programm geschrieben batte. Ein paar Angehörige dieser sauberen Gesellschaft, welche bei einem Einbruchödiebstahle in Man hat sich Len Kovi darübec zttbro^ Rue Saint-Honorö vom Portier Überrascht und Verstimmung sein könne, die dem Verkalken Kaiser Wilhelms I .. q> offenbar zu SNnnbe liest,. Jndesfen lag es doch nahe, anzu-I ^ u, nehmen, daß es Sache der Könisti» stewefen wäre, wenn sie ein-l s?", ""Lastendes Gcstandmß ab. Sie erzählten u. A,, daß mal den deutsche» Boden berührte, auch Berlin aiisjusucheii, wo I sic >ni vvrhergeaangcnen Jahre sich in einer Winkclkneipe der fi» sich feit der kurzen Regierung des Kaisers Friedrich nicht hat I Vorstadt als Zwcckgenossenschast constituirt batten und sich sehen lassen, während inzwischen der deulsche Kaiser zweimal in I den Umsturz der bestehenden gesellschaftlichen Ordnung als England war. Tie Königin Victoria, die in erster Linie Familien- > Hicf steckten. Sir hätten sehr bald eingeschen, daß Straßen- mutter ist. scheint indessen in dem deutschen Kaiser mehr den I auftäufe und Barrikaden dazu nickt viel taugten, sondern ^ ^ ""^ daß man sich der von den Wissenschaften der Physik Ln M >",d Ehen.ie dargebotenen Kampsnn.t l bedienen muffe Lin dürfen. Bekannt ist es auherdem. daf, der »ömgin vornehmlich s Herrathsstistungen am Herzen liegen. ES werden nun die von einigen englischen Blättern col Theil der Asfilürte» war dafür, Paris durch Brandbomben „ an allen Ecken und Enden in Flammen zu setzen und portirtrn HeiratbSprojectr citirt," augenscheinlich, um damit I alsdann eine „DartholomLuSnacht des EapitalS" folgen darzuthnn. daß der Kaiser au solchen Pr»».ct.u keinen Ge-1 l« lassen Ändere befürworteten den Gebrauch von nach fallen finde. Die „Post" erklärt nun beute, daß jene an- gssicim gehaltenen, aber unfehlbar wirkenden chemischen geblichen Pro^eele grundlose <5ombmationen seien, und somit I j" deren Herstellung man aber emeS gew»lien fällt auch dir Unterstellung, daß der Kaiser dieser Projccte Geldbetrages bedurfte Diese» Geld sollte eben der halber von Darmstadt fern geblieben sei. Nicht bester sind Diebstahl schassen, besten Verubung seine Urbeber und d>e übrigen Unterstellungen begründet. Es gab bekanntlich bald daraus die noch. auf freiem Fuß, bestndlick gewesenen eine Zeit, in der die persönlichen Beziehungen Kaiser Wil-! „Genossen" den Behörden in die Hände liesert«. In belm's zu seiner königlichen Großmutter etwas getrübt waren; I bk» Wohnungen der „Gcnostcn" vorgenommene Haus- abcr diese Trübung ist beseitigt und nicht» >st seitdem gc- silchunge» sorbertk.i c.nc ganze Blumenlesc ,oc>alrevo>nt,ona>rer scheben, was aus eine Veränternng de» kerzlichcn Verhalt- Brandschriften zu Tage, u. Ä, zahlreiche Eremplare des von »iffcö schließen lassen könnte, das sich bei Lein ersten Besuche ^abot. einem noch beulten Tage» .n sranzofischen und Kaiser Wilhelm'» in England herausgebildet hat. Wäre eine deutschen Soc,al»le»kre,,en bochangesebenen soc>al.,t,schen solche Veräuderung wirklich eingctreten, so würbe der Besuch E.gcntbnmSbekainpscr. be.anSgcgcbencn Blatte» „l'os.uIuu-0-, der Königin Victoria in Darmstadt sicherlich unterblieben ferner den 6060 äo In com,»nimm« des nicht minder doch uno MeS vermiede»; worden sein, was dem Attölande Anlaß I lu Ä'erthscbatzrlna der modernen Ger»ossen stehenden hätte geben können, sich den .Kops zn zerbrechen. Gerade I Tezami und soc»atist»sche Pamphlete ähnlichen Kalibers, weil die hohen Verwandten nicht» zu verbergen haben. istlAuch erklärten die Angeklagten mit cynischer der Königin Victoria ein mit unvermeidlichen Anstrengungen I ^Echheit. baß fieberst au» der Lectüre und dem verbundener Besuch in Berlin erspart geblieben. Da» liegt IS tud.u m die, er «chr.f len zu ihren Raub- und so klar auf der Hand, daß deutsche Blätter es Unterlasten M-irddrenner-Prolecten die Anregung geschöpft sollten, da» Kopfzerbrechen de- übelwollenden Auslandes noch! Hutten. Sie wurden zu Freiheitsstrafen von zwei- b>« zehn- zu vermehren. I luhriger Dauer verurtheilt. Der preußische Landtag wird, wie die „National-1 Wir haben bereit» im Morgenblatt einen kurzen tele liberale Eorrcspondenz" hört, voraussichtlich zu seiner nächsten I graphischen Bericht über die gestrige Verhandlung >m öster- Sesston bereit« im November rinbrrufen werben, annäbernd I reich ischenAbgeordnete» hau» gegeben. ES scheint danach gleichzeitig mit dem Reichstag, und zwar hauptsächlich I ganz, als ob der in Oesterreich biSber unert,orte Versuch einer wegen der Fortführung der Steuerreform, Es bat fick I Ministeranklage. den die fanatischen Iungczechen gegen gezeigt, daß schwierige grundlegende Gesetzt neben dem Etat I den Iustizminister Grafen von Schönborn wegen der und dem sonstigen stets vorhandenen Material in einer erst l bekannten WeckelSborser Verfügung i.nternommen haben wirkungslos verpuffen werde, lieber den Verlauf der Sitzung ist der „Magdeb. Zeit." folgender ausführliche Bericht zu egangen: Nicht nur der Sitzungssaal, sondern auch die Valerien waren dicht gefüllt. Tie Ministerbank war voll besetzt. In der Tivto maienloge wohnten die Gemahlin des JuslizunnislerS, die Ge mahlin des Kriegsministers und einige andrre Damen des hohen Adel» der Verhandlung bei. Der Jungczrchr DUscher al» Antragsteller begründete in zwar wenig erregter, dafür aber ebenso langwelliger Rede den Anklageantrag; er wurde nur einmal zur Ordnung gerufen, als er die Regierung corrupt" nannte. Tilfcher's Rede fand selbst bet einen Parteigenossen nur spärlichen Beifall. Nach ihm de- gründete Plener seinen Antrag aus llebergang zur Tages» ordnung, indem er das Vorgehen deS Justizininisters für voll kommen gesetzlich erklärte. Im klebrigen tadelte er bas Vorgehen der Iungczechen, welch« da- äußerste parlamentariiche Kampfmittel der Ministeranklaae, ohne gereizt zu sein, anwenden möchte». Ten- clben Gedanken sprach der Juslizminisier aus, der seinen politische» Ruf und seinen lauteren Ebarakter als zu hochstehend bezeichnete, als daß sie zu einem politischen Manöver mißbraucht werden vllten, worauf eigentlich der ganze jungezechischc Antrag hinauS- aufe. GrasSchönbor» wies dann »ach,daß dieWeckelsdorfer Ver- ügung sich aus ein früheres Gutachten des böhmischen Landtages stütze, ließ jedoch die Frage offen, ob die Regierung auch ohne Zustimmung des Landtages weiter in der Bezirks- abgrenznng Vorgehen werde. Diese Lücke tu Schönborn'S sonst wirkiingsvvller und beisälligst ausgenommen«! Rede verstimmte bei der deutschen Linken. Plcner will nochmal» aus diese vom Minister ossengelassene Frage zurückkomme». ES scheint jedoch, daß Schön- vorn im Einversiändnijsc mit dem böhmische» FeudaIadel dieser Frage au « wich, Namen« dessen Gras Devm dem Plener'schen Anträge mit der Begründung zustiinmle, daß die Weckeisdorfer Verordnung im guten Glauben aus dt« Giltigkeit de» früheren LaudtagSgutachtenS erlasse» wurde, der Thaibcstand einer vorsätzlichen Verfassung-Verletzung also nicht vorhanden sei. Den Schluß der beutiaen Verhandlung bildete die Rede de» Altczechen Zucker, der für Zuweisung de» An- trage» an die Ausschüsse eintrat. Zucker sprach übrigens den Jung- czechen derart z» Danke, daß diese ihm wiederholt demonstrativen Beisall spendeten und ihn am Schlüsse lebhaft beglückwünschten. Im Allgemeinen stand die heutige Erörterung ebrnso wenig im Berhältüiß zur Tragweite einer Mimsteranktage, wte der dazu benutzte Anlaß. Di« namentliche Abstimmung über den Antrag erfolgt morgen. Der bisherige Verlauf deS großen RebrkampfcS, der gestern in der italienischen Deputirtenkammer begonnen hat. scheint nach den bisher vorliegenden, zum Theil schon im Morgenblatt veröffentlichten Meldungen die Annahme zu echtserligcn, daß das Minsterium Nudini ziemlich heiler Haut au« der Krisis, in der es sich seit einigen Wochen befand, hervorgedcn wird. Die Hauptsache, die man schon jetzt als feststehend betrachten darf, ist die, daß die italienische Heeresorganisation unangetastet bleibt, und es werten hierdurch alle die drcibunbfciiidlichcn Ansstrcimngen über die angeblich« Zwangslage Italien«, wonach dasselbe angeblich die Heereslasten in der bisherigen Weise nicht mehr tragen könne, binfällig. lieber die gestrige Kammcrdebatte sind heute noch folgende Meldungen eingcgangcn: Rom, 4, Mai, (Deputirtenkammer,) Der Ministerpräsident Rudini gab einen Rückblick über den Verlauf der EabinetskrisiS und erklärte, er habe dem Könige die Annahme de» Demissions- gcsucheS des Finanzministrrs Colombo eiupsohlen und den Schatz- minister Luzatti mit der interimistische» Verwaltung de» Finanz, ininislerinms betraut, Rudini fuhr fort, die anßerordenllichen Heeres-AuSgaben sür IKltL it.r würden durch gleichwerthige Ersparungen im Heeresbudget gedeckt werden, welches in seiner Gesammthöde den ursprünglichen Betrag vo» 246 Milt, nicht über schreiten werde. Das Deficit im Budget für IVU2 !)lt werte 33 Milt, betrogen, wen» die von der Regierung vorgeschlageneu Maß nahmen von der Kammer gebilligt würden. Die Negierung schlage überdies eine Reform der Er bichaft-steuer und die Einsüliruug des Züiidhölzcheninonopols vor. Hierdurch werde da» Deficit aus 13 Millionen reductri werden. Zur Deckung diese« Fehlbetrages würde» noch weitere Ersparnisse gemacht werden. Um die Durch- siihrung der letzteren z» erleichtern, hat« er einen C!ks>tzentw»rs eilige- bracht, durch welche» die Regierung erinächtigl werde, die »n Budget vor gesehenen orga Nische» Au-g oben herabzusetzen. Dar Königreich Feuillrtsn. Gerettet. 8j Novelle von Alexander Römer. «o-tnia »ertöt««. (Fortsetzung.) Der Doctor steht noch unter dem Portal und scheint un schlüssig zu sein, wohin er sich zunächst wenden will. End- jich steigt er mit langsamen Schritten, den Mantelkragen rmporaeschlagen, die «tusen binab und öffnet die Thür seine? Eoupö« „Nach Neustadt, Kaiser WilbelmSptatz!" ruft er dem Kutscher zu. Fort geht e« in scharfem Trabe, der Wagen gleitet laut los aus der weichen Schneebabn, aber es kommen Stellen, wo e« langsamer gebt, wo e» gilt, den doppelt bespannten Pferdebahnen auSzuweichen und der Schnee schon meter hoch liegt. „Da« srhlt noch", murmelte der Doctor sür sich, „der Zug wird stecken bleiben, sie irgendwo eingeschncit sitzen," Jenseits der AugustuSbriicke, am Kaiser WilbelmSplatz läßt er halten und steigt auS Er befiehlt dem Kutscher, nach Hause zu fahren, und gebt zu Fuß weiter, nach dem Leipziger Bahnhof, In der Halle ist rege« Leben, die Warle säle sind gefüllt mit Harrenden Die Zuge kommen verspätet an. di« abzulassenden können nicht pracise expedirt werden, eS ist Alle« in« Stocken geratbrn und staut und drängt sich, Di« Babnbramten zucken di« Achseln und bezweifeln, ob der fahrplanmäßige Zug von Thüringen, Erfurt. Eisenach über> Haupt ankommen wird. Der Doctor steht ans dem Perron und späht mit sorgenvollem, finsterem Gesicht in die Nacht kinau«. Dann gleitet sein Auge suchend durch dir mit ibni wartende Menge Dort auf zwei Gestalten am Fenster de« bellerleuchtetrn WartrsaaleS bleibt e« basten. Die imposante Figur einer älteren Frau stebt dort, mit prächtigem Blenthaar, um da« manche junge sie beneiden könnte, mit etwa- fleischig gewordenen, aber immer noch edlen ALgr» «nd einem Paar schwarzer Lugen, welche noch unkelnde» Glanz auSstrablen, Ein kurzer schwarzer Spitze»- chlcier bedeckt die weiße Stirn, um welche sich die lvscn hlonden Löckchen ringeln, ein Ausdruck gespannter Er wartung, von Erregung liegt aus dein Gesicht, der Mund mit den üppigen, feucht glänzenden Lippen bebt, während sie zu ihrer Begleiterin, einem jungen Mädchen, spricht und sich weit vorbeugt, um bester zu sehen. Die Frau muß in ihrer Jugend berückend schon gewesen sein. Trotz der cinsache», ja ärmlichen Kleidung ist sie immer noch eine ausfallende schöne Erscheinung. Das Mädchen neben ihr. im Rembrandt-Hut, mit verbrauchten, von der Feuchtigkeit schlaff geworrenen Federn macht weniger angenehmen Eindruck Wirr und ungeordnet fällt ibr da» mattslachSfarbcne Haar aus die Schultern, das Gesicht mit den ausaeworsenen Lippen und der Stutznase siebt vor der Zeit verblüht au», unter den unsteten, flackernden Augen liegen dunkle Ringe, in Miene und Haltung liegt etwas Herausforderndes. De« Doctor» Blicke rüden finster aus den Beiden Er beißt die Zäbne fest auseinander und mnrmelt allerlei in de» Bart. Jetzt ertönt daSSignal.derZug kommt,er bat die letzte Station passirt. Eine allgemeine lebbatte Bewegung giebt sich unter der Menge kund. Der Doctor bat sich an einen Säulenpseiler geleimt, der ihn kalb verbirgt. Noch 10 Minuten, und die feurigen Rieseuaiiaen erscheinen hinter jener Eurve. der Zug braust heran, Ter Doctor rührt sich nickt, während Alles rorwärt-stürmt, dicht an die haltenden Waggons. Seine Falkenaugen bleiben an den Beiden hängen, an der großen Dame, deren schwere Flechten auS dem kleinen Hu» bervorgucken und unter den Gasflammen ausleuchlen wie reines Gold, und der Anderen, mit dem Rembrandt-Hut Sie finden in einem Eoupö zweiter Elaste diejenige, die sie suchen. Ein junges, schlankes, bild- bübschcs Mädcken, der «m junger Herr einige Gepäck- stücke trägt. Jetzt macht sich der Doctor mit seinem breiten Nucken kräftig Bahn und dringt um ein paar Schritte näher heran an die Gruppe, Aber er mischt sich nicht unter die Bewillkommnenden, Er mustert nur gespannt die Neu angekommene und ihren Begleiter. Er steht so nahe, daß er kören kann, wa« sle sprechen Die Kleine, sie kann höchstens siebzehn Jahre zählen, wird von der hvchgewachseneu Blonde» zärtlich umarmt. ,Fisa! mein Golbkind! endlich, endlich wieder am Mutterherzen " DaS Organ der Dame klingt so sonor und trägt so weit, daß Biele aus dem Publicum sich umwciidcn Das bochgeschwiingene Patbo» paßt vortreff lich aus die Bübue. Die Tochter schmiegt sich zärtlich an die Mutter, ibr Stimmchcn klingt lieblich, kindlich, aber leiser. „O Mama! 0 Angela! wie glücklich bin ich, da zu sein, wie gebt cS dem Vater? Schlecht? Ack, Gott! wie traurig! Aber bicr, dieser Herr war so gütig für mich, wir mußten über eine Stunde warten auf der KreuzuiigSstation. wußten nicht einmal, ob wir überhaupt weiter konnten, ich war nickt im Staude, mit meinem Schächtclchen durch den tiefen Schnee zu wate», da hat dieser freundliche Herr — ich weiß Ihre» Rainen gar nickt — mich beinahe getragen in» Eonpö hinein." Sie sieht schüchtern, errötbrnd, dankbar zu dem Herrn ans. In dessen Mienen liegt ein sonderbarer An-druck, lä sst ein ausfallend hübscher junger Mann mit vornehmen, flotten Manieren. Er bat mit großer Hingebung und Be flissenheit alle ihre kleinen Gepäckstücke an« dem Eonpü gesammelt, den Eavalier gespielt, als sei sie eine Prinzessin: seit er die Mutter und Schwester und die Begriißungös'ccnc gesehen, bat sein GcsichtSauSdruck sich verändert Der Doctor beobachtet das Alles aus nächster Nähe. Er kennt den jungen Herrn, es ist der Maler de» Gretckenbilde», Herr v. Linden, mit dessen Schwester er eben zu Tische gesessen. Und die Damen kennt er auch alle drei. Der Maler begrüßt Fräulein Angela in einer wunder lichen Manier, halb bekannt, ein wenig spöttisch, sehr nonchalant Auch sein Gruß sür die Mutker ist nachlässig genug, „Also das Fräulein ist Ihre Schwester", sagt er zu Angela, und sein Ton klingt gedehnt, enttäuscht Tan» reicht er seiner Reisegefährtin die Hand, für Den. der ein Auge dasür haben kann, ei» gut Tbeil weniger ebrerbietig, al- vorbin, und sagt leichtbin: „Ans Wiedersehen, mein Fräulein, sicher treffen wir einander wieder. O bitte, keine» Dank, einem so schönen Mädchen thut man ja nur zu gern Ritterdienste" Er verschwindet in der Menge, der Perron ist schon halb geleert, di« Gepäckträger rollen rhre Wagen und rufen: vor» Italien habe seit seiner Errichtung kein besseres Budget besessen al« daSjrniae für 1892/93. Hierauf kündigte der Präsident der Kammer an, daß eine Anzahl Interpellationen über die Krisi« eiugebracht seien. — Dieselben werde» voraussichtlich zurückgezogen, an ihre Stelle dürfte eine DlSeussion Uber die Erklärungen Rudini'S treten. Die Kammer hat sich vertagt, um Rudini die Zeit zu gewähren, im Senat analoge Erklärungen abzugeben. Rom, 4. Mai. (Depulirlenkaninier.) Nach Wiederaufnahme der Sitzung legte der Ministerpräsident Rudini die Handelsver träge Italiens mit Egypten und der Schweiz, das auf dem Wiener Weltpostcongresse erzielte Ucdereinkommen und die Dvcumente, belressend die Vorfälle in Nelv-LrleanS, vor. — Im weiteren Verlaufe der heutigen Sitzung sprachen die Deputirten Marinuzzi, Jmbriani und Bovio gegen da» Cabinet. Minister präsident di Rudini bestritt die Behauptung, daß die Demtssiou Colombo'« wegen der Mititairsroge erfolgt sei. Der Verkehr de« MiillslcriumS mit der Krone habe sich stets unter der skrnpulösestr» Beobachtung der versassmig-inäßigen Regeln vollzogen. Die Krone sei sich ihrer Pflichten wohl bewußt. Der Ministerpräsident wie« schließlich den Vorwurf zurück, daß da» Verhalten de« Labinet« Unschlüssigkeit gezeigt habe. (Zustimmung recht-.) Die köeiter- berathung wurde auf morgen vertagt. Wie aus Sofia berichtet wirb, beabsichtigt kw oulaarische Negieruiia aus Anlaß der Bombenfundc in Rustschuk weitere Schritte sowohl bei der Pforte, als auch bei Serbien zu tbu», um endlich zu erwirken, daß bezüglich der bul garischen Emigranten entschiedener als bisher vor- aegangcn werbe. Man rechnet, was die Pforte betrifft, um so gewisser aus deren Entgegenkommen, als die Rnstschnker Untersuchung keinen Zweifel darüber läßt, daß e« sich um in Konstantinopel selbst auSzufübrende Anschläge handrlte. Nach den Aussagen des Studenten Kuscherew, der in Kon- stantinopct auf Betreiben der russischen Botschaft verhaftet, aus Verlangen der Pforte aber wieder freigelassrn wurde, und der enge Beziehungen zu den bulgarische» Flüchtlingen in Odessa unterbielt, ist eS unzweifelhaft, daß die Mörder des bulgarischen Vertreters, Vulkovitsch, an Bord de« russischen Dampfers „Ezar" entkommen und zwei Tage nach dem Mord in Odessa eingctroffcn sind. Vo» dort reisten sie unter dem Schutze der russischen Behörden in da- Innere Ruß land- ab. Kuscherew sagte ferner aus, daß auch die Mörder de« bulgarischen Minister« Beltschew nach Rußland ge flüchtet sind. Deutsches Reich. jrtz. Berlin, 4. Mai. Die un« au« Hofkreisen zugeganqene Melkung, daß der Zar und die Zarin am 2l. Mai zu mehrtägigem Besuche unsere« KaiserbofcS in Berlin eintreffen würden, wird auch von der „Allg. ReichS-Eorresp," bestätigt, welche notorisch gute Beziehungen zur hiesigen russischen Bot schaft unterhält. Dieser Eorrespondenz geht die Nachricht angeblich aus Petersburg zu. Die amtliche Ansage de« kaiser lichen Besuche« soll dieser Tage erfolgen. Thatsächlich ist man aber bereit» über den beabsichtigten Besuch an unserem Hofe unterrichtet. Gleichwohl gilt die Ankunft des russischen Kaiser- paare» nicht als sicher, bi» die officielle Meldung an unser Hosmarschallamt gelangt ist, znmal da der Zustand de« Groß- süisten Georg, te» zweiten Sohne« de» Zaren, noch recht bedenklich sein soll und außerdem der absoluteste Herrscher Europas nicht »ur nicht Herr seiner fortwährend wechselnden Launen, sondern überhaupt weniger selbstständig ist, al« die meisten conslitutioncllcii Regenten. Uebrigen» würde das russische Kaiserpaar selbstverständlich am Hofe ausgesuchtester Höflich keit und liebenswürdigster Gastfreundschaft sicher sein, aber bei der Bevölkerung kühler Zurückbaltung begegnen. Ob dieser Besuch auch der AuSgangSpunct einer politischen An näherung werden soll, bleibt abzuwartcn, — In der Presse wird mehrfach die Ansicht laut, daß die LandtagSsesslon „vvrauSsichtlich" sich über Pfingsten hinaus, etwa bi« Ende Juni binzicbc» könnte. Diese Meinung begegnet in parlamentarischen Kreisen stärkstem Zweifel. Ter NachtragSetat ist bereift« erledigt, die Berggesctznovclle wird noch in dieser Woche sicktl Das Poltern der geworfenen Koffer übertönt da« Stimmengewirr. Die Drei stehen fast allein und beladen sich langsam mit den Schachtel», Packet«, und dem Kösserchen. „Wenn er einmal so galant war, bätte er nn« auch einen Gepäckträger winke» können", sagt Angela mürrisch und blickt dem Maler schmollend nach. Lisa ist sehr rotk geworden, als Jener sich verabschiedete und mit Angela redete. Sie fragt jetzt zögernd und ver wundert: „Kanntest Du den Herrn'?" „Nun ja", erwidert Angela, „aber komm doch hier fort, wir sind mittlerweile fast allein ans dem Perron." Die Mutter hält noch iminer Lisa im Arm. Der Docior lehnt an seinem Pfeiler, als sei er selbst zn Stein geworden. Ein ingrimmiger, ein gequälter Ausdruck liegt auf seinem Gesicht. Jetzt, als die Drei sich in Bewe gung setze», rührt auch er sich, er scheint zu schwanken, ob er »vnen folgen, sie anredcn soll. „Geben löniic» sic nicht in diesem Wetter", — murmelt er, „sie wcnigstcn» nicht —" und mit einen, plötzlichen Ent schluß tritt er vorwärts, steht neben den Dreien und sagt: „Guten Abend, Lisa!" Sie säbrt zusammen »nd stebt wie elektrisirt. Sie starrt ihn an, die Bläffe einer große» Erregung überzieht ihr reizende- junges Gesicht, Angela lacht laut auf und ruft: „Nein — wo sind Sie gewesen ?" und die Mutter reicht idn, die Hand hin „nd sagt pathetisch: „Sie Gütiger, Lieber! auf Sie kann man doch bauen, wie auf einen Felsen!" Lisa ahnt jetzt, wer er ist. Sie flüstert leise, athemlo«: Herr Doctor!" Seine guten Augen ruhen einen Moment tiefsinnig auf ihr, dann athmet er schwer a»f und sagt zn der Mntter in beinahe hartem Ton: „Haben Sie für einen Wagen gesorgt? Be, diesem Wetter ist der Weg zu Fuß doch un möglich." „Einen Wagen — nein — Sie wissen, Herr Doctor, rüber — jetzt sind wir nicht mehr gewohnt, im Wagen zn ähren, wir müssen hindurch durch allen Sturm und jede« Unwetter." Der Doctor wendet sich ab, um dir ungeduldige Falte auf^
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