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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.03.1892
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-03-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18920312010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892031201
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892031201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1892
-
Monat
1892-03
- Tag 1892-03-12
-
Monat
1892-03
-
Jahr
1892
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Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Tröudlia. L Schulze. Leklmntmachnn-. Bezüglich der Arbeitsbücher und Arbeitskarten gelten vam 1. April 1892 ad folgende Porschristen: 1. Eine« Arbeitsbuches bedürfen alle minderjährigen gewerb lichen Arbeiter, also auch jugendliche Arbetler zwilchen 14 und 16 Jahren und auch Kruder, sofern sie atcht mehr zum Besuche der Bocksichule verpflichtet sind. U. Die Perpslichtuag zur Führung eine« Arbeitsbuches erstreckt sich auch aus BelriebSbeainte, Werkmeister und Techniker. Hl. Für diejenigen Kinder und diejenigen zum Besuche der Volksschule verpflichteten jungen Leut« voa l4 bi- 16 Jahren, welche ausweislich der für sie ausgesiellteu Arbeitskarte bereits vor dem 1. Juni l»9> in Fabriken oder diesen gleichsiehendeu Anlagen beschäftigt waren, bleiben die Bestimmungen de« bisherigen 8. 137 der Gcwerbe-Ordnung über die Arbeitskarten ebenso wie dir dazu ergangenen AuSführuugSvorschristen sa lange in Geltung, bi« für die bezetchneten Arbetler nach Vollendung des 14. Lebensjahre« oder nach Beendigung der Schulpflicht et» Arbeitsbuch ausgestellt werden kann Spätesten« am l. April t894 treten jedoch auch für diese Arbeiter die neuen geietzlichen Vorschriften in Krast. IV. Wahrend der bisherige H. 107 der Gewerbe »Ordnung die Arbeitgeber verpflichtete, das Arbeitsbuch an den Arbeiter selbst auSzuhändigen, hat die Aushändigung des Arbeitsbuches in Zukunft bei Arbeitern unter 16 Jahre» an den Vater oder Bormunb zu erfolgen. Bel Arbeitern über 16 Jahren hat dies dann zu geschehen, wenn der Vater oder Vormund es ausdrücklich verlangt. Mil Genehmigung der Gemeindebehörde de« in tz. 108 bezeichnet«» Ortes (letzter dauernder Auftulhatl oder erster deutscher Arbeitsort) kann dt« Aushändigung auch a» die Mutter oder einen jousligen Aiwehöttgen oder uninittelbar an den Arbeiter erfolgen. v7 Die Eintragungen in die Arveilsbücher dürfen nicht nur von den Arbeitgebern leibst, sondern auch von den hierzu bevollmäch tigten Belnedsltileru bewirkt werden. Tie Letzteren haben »edoch ihre Untersiprift mit einem das Bvllmachtsverhättniß anSLrückeuden Zusätze zu versehen. VI. Die vor dem 1. April 1892 In Beschäftigung getretene» gewerblichen Arbeiter sind verpflichtet, ihr bisherige« Arvritsbnch gegen ein den neuen Gesetzesbestimmungen eutjprrchcnve« Arbeitsbuch etnzntauschru. Die» ist in der Zeit vom I. bis 36. April >862 im Grundstück Äetchsstrajze Ar. 8, L. Ober geschah. Zimmer 22, zu bewirken. Für ErftiUnng dieser Verpflichtung sind di» Arbeitgeber in gleicher Weise verantwortlich, wie die Arbeiter. VII. Jede Zuwiderhandlung gegen dt» vorstehenden Bestimmungen zieht nach -. 150 Ziffer 1 und 2 der Gewerbe-Ordnung «ine Geld- strafe bis zu 20 Mart, beziehentlich eine Haslstrase bis zu S Lagen nach sich. Leipzig, im März 1892. Der Rath der Stadt Leipzig. lä. Tröndlin. Kaffelt. Lekauntmachung. Bei unserem Stodtorchester, welches den Dienst im Theater, dem Gewandhausconcert und beziehentlich den Kirchen zu versehen hat, sollen möglichst bald die Stellen je eines Aspiranten ftir a. tkrlla mit dem Jahresgebalt von 1650 >l> (1350 vom Theater und 300 vom CvnccrO, sowie d. graste Trammel und Becken mit dem IahreSgehalt von 1200 (vom Theater) wieder beseht werden. Indem wir benirrken, daß die Bewerber sich einem Probrsplel zu unterziehen haben» sowie daß die Anstellung de« Cellisten zunächst aus ein Probejahr, die des Trommlers aber aus »tne Probezeit von vorläufig 3 Monaten zu ersolgen hat, sehen wir der Einreichung von Bewerbungsgesuchen mit Zengnißabschrlsten und «inem kurzen Lebenslauf bi» spätesten« ,u« 26. d. M. enlgegen. Leipzig, de» 9. März 1892. Der Rath per Stadt Leipzig. I». 1064. l)r. Tr So dl tu. Wtlijch, «ff. vermielliung. Da« der hiesigen Stadtqemeind« gehörige, besonder« znm Be wohnen für nur eine Familie geeignete und lhrOwetie neu vor» gerichtete Hausgrundsiück >»hlgartrnftrast» Ar. 57 tn Leipzig Ncnbnttz, mit 6 Stuben «nd reichlichem Zubehör, Glasvorbau und ichünem Garten ist vom l. April d. Js. oder einem späteren Zeitpunct an gegen halbjährige Kündigung zu vermielhen. Mieihgejuche werden aus dem Nachhause, 1. Etage, Zimmer Nr. 8, rnigegen genommen. Leipzig, de» 7. März 1892. Der «attz der Stadt Letpztg- I>r. Lröndltu. Krumbiegel Leipzig, 12 März * Das Unwohlsein de« Kaiser« hat sich wesentlich ge bessert. Der Kaiser befand sich gestern außer Bett, ist aber noch da« Zimmer zu hüten genöldigt. * Der „Pvlit. Eorr." schreibt man au« St. Peters burg, 6. März : In riuzelaru answärtizea Blättern tauchten in jüngster Zeit Gerückt« nad Andeutungen über eine im Zuge befindlich« Annäherung zwischen Deutschland und Rußland auf. Nach der gereizten und feindseligen Sprache, welche gleichzeitig gewisse deutsche und russische Zeitungen gegen einander führen, wäre man jedoch versucht, eber an eine Vertiefung jener Kluft zu glauben, welche seil geraumer Zeit zwischen Deutschland und Rußland besteht. Allein nach beiden Richtungen bin muß man sich vor Täuschungen bülen. Die Sprache und Haltung der Presse ist weder in Deutschland noch in Rußland maßgebend für die Regierungen und für die Richtung der von denselben befolgten Politik. Die Gründe, welche einerseits von den Optimisten, anderseits von den Pessimisten angeführt werden, um in der öffentlichen Meinung die von ibnen behaupteten Beziehungen zwischen beiden Staate» glaubhaft zu mache», sind nicht ernst zu nehmen. Allen vagen Gerüchten kan» Ihr Correspondent die an hervorragender Stelle gewonnene Ueberzeugung entgegen stellen, daß die Be ziehungen zwischen de» Eabinetcn von Berlin und St. Peters burg ganz einfach correcre und befriedigende sind, ohne daß irgendwie an eine Annäherung oder Entfremdung gedacht wurde. Diese Beziehungen verbürgen Rußland den Bestand deS Friedens und die Wahrung seiner Interessen, und mehr wünscht eS nicht: eine innigere Gestattung derselben würde nur seine volle ActionSsrciheit, aus deren Erhaltung cs den größten Werth legt, beschränken. — Die er wäbnten Phanlasiepolitiker haben übrigens auch von einer angeblichen Erkaltung der französisch-russischen Be ziehungen gesprochen, während doch unter Andern, die gleich zeitige Entsendung der russischen und französischen Eöcadre in die Levante und die außerordentliche Befriedigung, mit welcher dir Presse beider Länder diese maritime Aktion be grüßt, diese Beyauptungen in der greifbarsten Form Lügen straften. Man hält in hiesigen politischen Kreisen diese gleich zeitige Action im Hinblick aus den gegenwärtigen Stand der egyplischen Frage und der immer vorhandenen Möglichkeit anderweitiger Coinplicationen im Orient für sehr ersprieß lieh, und die russischen Blätter machen darauf aufmerksam, daß in einem solchen Falle Rußland sehr leicht die schwache Escadre verstärken könnte, welche es soeben in die Gewässer der Levante entsendet hat und unter den gegenwärtigen Um ständen für vollkommen genügend hielt, da eö sich ja im Grunde nur darum hantelte, eine Grundlage für eine ge meinsame französisch russische Action zu schaffen. * AuS Darm stobt wird von gestern gemeldet: Trotzdem -in» geringe Besserung im Befinden deü GroßherzogS heute eine einaetreten ist, ist die Hoffnung aus Erhaltung seine« Lebens gering. Die Prinzessinnen Victoria, Irene und Al ix weichen kaum einen Augenblick vom SchmerzcnS lager ihres BaterS. Die eigentliche Pflege besorgt Miß Orchard, die langjährige Erzieherin der großbcrzoglichcn Kinder, sowie der Lcibjäger und Kammerdiener des Groß Herzogs. Ter Erbaroßkerzog brach, als er auS Nizza cintraf, in Tbränen beim Anblick seines BaterS auS. Die Prinzen Wilhelm und Heinrich, die Brüder deS GroßherzogS, treffen täglich früh im Schloß ein, das sie erst AbendS wieder verlassen. « * Der Pariser „Figaro" veröffentlicht unter der Ueber schrift: „Wilhelm Liebknecht und die Ruhestörungen in Berlin" einen Artikel, in dem das Blatt zunächst nach stehenden Brief mittheilt, welchen der Reichsiagsabgeordnete Liebknecht an seinen Mitarbeiter Gaston Rout irr ge richtet hat, dessen Verhältniß zu dem Socialistcnsührer ein sehr freundschaftliches zu sein scheint. DaS Schreiben ist in französischer Sprache versaßt und lautet verdeutscht wie folgt: 3. März 1892. Lieber Herr I Mit zwei Worten die Wahrheit. Die sogenannten Ruhestörungen in Berlin waren nur ganz harmlose (>) Zusaininciitäuse, von denen Niemand gesprochen Härte, wenn es nicht Leute gäbe, welche ein politisches Interesse daran haben, die Sache als einen kleinen Staats streich auszubeutea. LaS Dutzend mehr oder minder zweiseldaster Anarchisten, die sich noch hier befinden — vor dem Socialislen ges.tze waren ihrer drei Mal mehr — thaten ihr Möglichstes, um für diese Leute zn arbeiten; wir haben ober das Spiel dieser Leute vereitelt. Die Berliner Arbeiter sind Soctaldemokraien, sie habe» Disciptin, sie kennen die Loge und sind nicht in die Schlinge ge gangen. DaS ist die wahre Wahrheit. Nicht ein Arbeiter, nicht ein Socialist hat sich an diesen Zusaniineiilämen belheiltgt, welche keinerlei politischen Charakter hatten. Das aber verhindert nicht, daß man sich austrengen wird, den Belagerungszustand herbei zusühren, weil man sich in einer Sackgasse befindet Doch will ich nicht über di« Zukunft mit Ihnen sprechen. Alle« ist ungewiß und wir sind aus Alles vorbereiiet. Man wird uns nicht überrumpeln können. Lebe» Sie wohl. Bauz der Ihrige W Liebknecht. Hieran werden dann allerlei Betrachtungen auS Anlaß jenes Besuches geknüpft, den Routier bei Licblnecht in Berlin gemacht hat. Letzterer führte seinen französischen Freund durck daS RcichStagsgebäude und gab ihm mancherlei „Aus schlöffe". Hierbei soll er unter Anderem geäußert haben: Wenn Mittags 12 Uhr die deutsche Republik auSgernsen würde, so wäre die elsaß-lothringische Frage um t Uhr geregelt; jedenfalls würden wir unsere ganze Kraft an die Herbeiführung einer allseitig befriedigenden Lösung setzen Welcher Art diese allseitig befriedigende Lösung sein soll, wird nicht hinzugefügt. * Au« der italienischen Kammer liegt folgender Bericht über die Sitzung vom >0 Mär; vor: Die Angelegenheit deS im Iustizbudaet eingestellten Betrage« von >5 000, durch den Gendarmericlieutcnant Livraghi dem gelödleten Eynb Gelebon abgenommenen und an die KriczScasse zu Massauah abgelicserten Tberesienthalern, die nunmehr an die Erben deSEr- mordeten zurückgczahlt werden sollen, tust eine erregte Debatte hervor. Inibrian! fragt, wohin der genannte Betrag gekommen sei, der, um zur Auszahlung gelangen zu können, doch in- Burgel eingestellt werden müsse. Niemand begreife e«, daß der al« Caffcnsonds verwendete Betrag resundirt werden müsse Rudini und CriSvi gerathen wahrend der Debatte hart an einander. Endlich gelingt e« Rudini, die Sache auszukläre», und der Betrag wird einstimmig bewilligt. Am Schluß der Sitzung fragt Imbriani, au- welchem Grunde der Polizcidircctor von Mailand verboten habe, Mazzini« BUsle mit einem Kranze zu schmücken, dessen Schleife die Worte enthielt: „Die Mazzin inner Mailand«". Er hoffe, der Minister Nicotera, welcher einen Ring aus Shmbol 'einer erste» Liede am Finger trage, werde hieraus eine klare Antwort geben. Die Anspielung Imbriani'S gilt dem Ringe, den alle Mitglieder der von Mazzini gegrünkelen „Giovine Italia" am Finger tragen. Nicotera anlworlel erregt, Imbriani wisse wohl, daß dieser Ring nicht von Mazzini, dem er in der Jugendzeit gesvlgt sei, hcrrübre, sondern ein Andenken an seine verltorbene Mutter sei. Die Anspielung Inibriani'S sei unanständig, und er werde daher dessen Anfrage unbeantwortet lassen. Imbriani lärmt, die Kammer klaffcht dem Minister Beifall, der Vorsitzende schließt die Sitzung. * Der Wiener Berichterstatter der „Times" schreibt über eine Veränderung, die sich im deutschen auswär tigen Dienste seit dem Rücktritte beSFürste» Bis marck bemerkbar macht: „Die diplomatischen Vertreter Deutschlands in den Balkanstaate» sind zumeist außerordentlich fähige Beamte. Seitdem jedoch Fürst Bismarck auS seinem üinte geschieden, tritt bei ihnen ein gewisses Zander» hervor, welches sie abhält, die Initiative zu ergreift». Es ist Tbalsachc, daß die Reserve, welche sie bei verschiedene» Anlässen beobachtet haben, wo ihre prompte Mitwirkung wünschenSwerlh gewesen wäre, in gewissein Maße die diplo malischen Actione» gehemmt hat. AIS Fürst Bismarck die auswärtige» Angelegen beiten Deutschlands leitete, waren seine Vertreter ft» Auslände stets im Besitz genaner In structionen, häufig sogar früher, che der Anlaß, für de» sie bestimmt waren, noch eingctretcn war. Nie vergingen jedoch, wenn sie ansraglen, niehr als ein oder höchstens zwei Tage, bis sie die ciiigebelidste» Anweisungen erhielten, «eit den« Rücktritt des Fürste» Bismarck ist die Sache jedoch eine wesentlich andere. Man scheint zn dem alten preußischen System zurückgckchrt zu sein, was zur Folge hat, daß die deutschen Gesandten im Osten nicht mehr so viel Einstuß haben wie früher. Es ist dies um so mehr an den Tag getreten, als Deutschland, seitdem Fürst Biömarck sein Amt niedergclegt, mehr Interesse a» östlichen Angelegenheiten genominen hat Die deutsche Regierung schloß sich tbalsächtich bei ver schiedenen Gelegenheiten Oesterreich, Italic» und England in solchen Fragen an, von welchen sie sich serngebaltc» haben würde, wenn Fürst Bismarck der Ebes deS Auswärtigen Amtes gewesen wäre. Viel werthvolle Zeit »st verloren gegangen, da die deutschen Vertreter ohne besondere In ftruetionen vou Berlin überhaupt leinen Schritt unternehmen wollen. Es hat dies vielleicht seinen Grund darin, daß Gras Eaprivi möglicherweise die Ansicht deS Kaisers sogar in An gelegenheiten zweiten Ranges einholt. DaS System bat vielleicht seine Vorlheile, ist aber kaum ein praktisches z» nennen * Nach einer auS St. Petersburg kommenden Meldung hat die russische Regierung die Einführung der Institution der ZcmstowS in den Ostsee-Provinzen in, Prineip bereits beschlossen. Die Verwirklichung dieses ProjccleS soll aber erst nach der Reorganisirung der Gemeiiideverwaltung und der Regelung deS SleuerwcsenS in diesen Provinze» ersolgen. * Der liberale Club der serbischen Skupschtina be schloß, den Ministerpräsidenten Pasic in der Angelegenheit deS demselben vorgeworsenen Hoch- und LandeSverrathS während des serbisch-bulgarischen Krieges von 1885 in der Skupschtina zu inlcrpelliren. * Die telegraphische Meldung auS Konstantinopel, daß ein dortiger Agent der russischen Post, Schisch uianow, als der intcUcelueUcn Mitbetyeiliguna a» der Er mordung deS bulgarischen Agenten Vulkowitsch verdächtig verhaftet wurde, aber auf Aufforderung deS russischen GeneraleousulS an diesen auSgeticserl werden mußte, wirst wieder ein für Rußland sehr bezeichnendes Schlaglicht aus die politischen Meuchelmorde und Attentate ini Orient. Die Urheber dieser Verbreche» und sehr oft auch die auSsührenden Werkzeuge pflegen russische Untcrtbaue» oder russische Schutzbefohlene zu sein und de» Folgen ihrer Tbaten regelmäßig dadurch zu entgehen, daß Rußland seine Flagge über sie breitet. Nichts könnte das Ausscheiden Rußlands auS dem europäischen Eulturkreise schärfer charaklerisircn als eine solche Politik. * Der „New-?)ork Herald" veröffentlicht ein Telegramm auS Valparaiso, wonach daS neue Cabinet sich constituirt hat In demselben haben Matte Präsidium und Inneres, Torro Auswärtige» und Edward« Finanzen. am t3. Januar 1869 erstattete Conimissionsbericht des Ab- georknetenbauscS bezifferte den Fonds aus 13 382 000 Thalcr, welche, in SlaalSpapieren angelegt, jährlich 598 000 Thaler abwarfcn. Daß man einem entthronten Könige alle Einnahmen ge währen will, welche er je bezogen hat, oder gar noch mehr, ist als Handlung der Großmulh aiizuerkenne». Von einem RcchlSanspruchc kan» nur hinsichtlich de« PrivatvcrmögenS die Rede sein. So wenig aber einem König als Privat mann die Eivilliste zustcbt, so wenig gehören ihm die Do- niaiiicn, Forsten und die Staalölchiie. Die sind VolkSeigen- tbuni. Mit Recht sagte Waldcck: „Ucbcrall, wo Domainen cxistircn und der Kürst nach allicgiliniistischen Ideen sich al« Eigciitbümcr des ganze» Landes ansah, und deshalb auch als Eigentbünicr der Domänen, da wurde daS schon von den alle» Lautständen bestrillen." Auch die preußische Negierung lengiiele entschieden de» privatrechlichen Charakter der Do- mainen. Fürst Bismarck betonte, daß eS sich gar nicht um eine Entschädigung für verlorenes Vermögen handle.! „ES wurde gefragt, was braucht ei» Herzog von Cumberland, »in i» der Mille des reiche» englischen Adels mit Anstand, ohne beschämende Erinnerung an politisches Unglück, leben zu können? ES wurde getagt: Nach Vcrhattniß LeS Vermögens der großen eng lische» Adelssamilien 100- bis 120,000 Lslrt. Da« ist der Maßslav gewesen, den wir zu Grunde gelegt habe», und der alleinige politische Zweck, de» wir erstrebt habe», isl gewesen, eine annehmbare Existenz für die gefallene Dynastie zu finde»." Wen» der Act der Großmulh wegen Undankbarkeit wider rufe» wurde, so besteht milhin keinerlei RcchlSpstichl, dem Wclscnhausc cm Vicrteljahrhundert später ein Millionen- geschcnk darzubringcii, zumal eö beute selbst an einer politischen Rechtfertigung diese« Geschenkes fehlt. Waldeck sprach bei der Beraihulig über die Bcschlagnabinc: „Ich glaube, von keiner Mehrheit wird jemals wieder da« Vermögen deS preußischen Volkes, wenn man einmal die Hand daraus gelegt hat, auS- geantwortct werden." Wie groß heute der Betrag und der jährliche Ueberschuß deS Fonds ist, weiß nur die Regierung. Seit 1878 werden a»S den Erträgnissen jährlich 2 >0,000 an die Wiltwe de« Königs Georg und die welsischen Prinzessinnen gezahlt. Der Welfeiifon-s. * Die dcntschsieisinnige „Vossische Zeitung" nimmt in einem Artikel Stellung gegen die AuSzablung des Welfen sondS. Indem sie eine Änerkennung deS jetzigen slaalSrcchl rechtlichen Zustande« durch den Herzog von Cumberland sür ohne Belang erklärt, fährt sie fort: Soweit daS Privatvermögen des WelfenbauscS in Betracht kommt, wird man sich mit der Zurückgabe an de» Herzog von Enmberland ohne Weiteres einverstanden erklären, den» daS Privateigenthum soll auch i»> Kriege heilig sein, obwohl sich Gras Caprivi noch dieser Tage sür de» Schutz des PrivateigenthumS zur See nicht« weniger al- freundlich anSgcsprochen hat. Aber ist die Entschädigung, welche dem König Georg bewilligt wurde, Ersatz sur verlorene« Privatcigemhum? „Schuldig waren wir dem König Georg nicht«, wir haben ein Beispiel der Großmutb im Interesse des Friedens gegeben", so sagte Fürst Bismarck am l3. Februar 1869. Nach dem am 29. September 1867 zwischen dem König von Preußen und dem König Georg V. geschlossenen Vertrage sollte dem Welsenbausr das Schloß zu Herrenhause» nebst Zubehör, scrner die Tomaine Kalenberg, letztere „gegen an- genieffeneS Aequivalent", übergeben werden; jedoch sollte» „diese VcrmögenSobjecle so lange in preußischer Verwaltung bleiben, bis der König Georg V. aus die hannoversche Königs kröne sür sich und seine Erbe» ausdrücklich verzichtet". Weiter wurden dem König Georg ohne diese Bedingung in tz. 4 deS Vertrage« zur Ausaleichung der verlorenen Einnahme» „aus den Domainen und Forste», sowie aus den obertebnsberrlichcn Rechten,den beimgesallenenLehnen und deni LebnsaUorisicatlons sondS", „in gleichen als Ersatz sür die Schlösser, Gärten und alles sonstige Grundeigentbum" elf Millionen Thaler in 4'/,procentigen vreußischen SiaatSpapieren nach dem Nenn werlhe und fünf Millionen Thaler baar zugesprochea. Der Llustk. Leipzig, l2. März. Kirchenc oncert in der Matthäitirche. Wen» auch die Wohllhätizkeit um ihrer selbst willen geübt werden soll, so bat man eS doch sür an- aezeigt erachtet, sie in besondere» Fällen durch öffentliche Veranstaltungen, Coneerlc, Ausführungen re. anzuregeii. Natürlich müssen diese Genüsse selbst zu de» edelste» gehören, da der Zweck nie die Mittel heiligen kann. Wie in unserer Inseraienablhciluiig inilgclheitl ist, wirb morgen, am Sonn tag, den l.'t. d. MlS., Nachmittags >ft.I Uhr in der Matthäi tirche von zwei bewährten inusikatische» Vereinigungen rin Conccrt veranstaltet, aus welche« wir gern noch einmal aus- nierksam mache» wollen. Die ausübenden Kräfte gehören dem hiesigen Dilettanten Orchester-Vereine an, der unter der Leitung deS Herrn Wahl« schon anderweitig rühmliche Proben seiner Leistungen abgelegt hat, sowie dem Kirchenchor an Matthäi, welcher unter der vortrefflichen Direktion de« Herrn M. Vogel steht und dessen Wirksamkeit in der Petri- und Matihäigcineinde eine anerkaiinte und bewährte ist. Auch habe» noch andere geschätzte Kräfte ihre Mitwirkung zngesaat. Besonders macht der wohl- lbälige Zweck des Unternehmen« eine recht zahlreiche Zu hörerschaft wllnschenswcrth. Der Ertrag soll der Bekleidung armer Cvnsirinanden zusallcn. Die gegenwärtig herrschende Theuerung und Notb, welche cs mancher armen Familie kaum ermöglicht, die dringendsten täglichen Bedürfnisse zu befrie digen, macht sich auch drückend fühlbar, wenn eS gilt, daS Kind zur feierlichen Consirmation würdig zu Neiden, und selten sind so viel Bitten wie in diesem Jahre in dieser Richtung schon seit langer Zeit laut geworden. Möchte auch diese wvhtthätige Veranstaltung dazu dienen, den Kindern der Acrmften ein neues Kleid beim Austritt aus dem Eltrrn- bause zu bieten! DaS Eintrittsgeld (I .T sür de» Platz im Altarraui», 50 sür Schiss und Emporen) ist ein solche«, baß es Vielen den Besuch dieser Musikausführung ge statten dürste. * Herr Knüpfer, welcher jüngst bei der Erstaufführung der Schrödcr'schcii Oper „Aspasia" i» Gondershausen milwirkte, ist von Sr. Durchlaucht dein Fürsten von Sckwarz- burg Soiidcröhauseii durch die Verleihung der großen Medaille sür Kunst und Wissenschaft ausgezeichnet worden. Der Tho m aScantorNeinltg und Robert Schuman n. — Mit sreudtger Genugihuung kann ich besiüiigen, daß man tn unserer Stadl des vor 50 Jahren verstorbenen ThoinascantorS Wetalig auch als Tvnsetzer und als Menschenfreund fort und sott mit An- crkennuim gedenkt. Weinlig war trotz seiner Kränklichkeit »in« wohl- wollende Natur, die lunge Talente gern förderte, linieren Alfred Dürfjct kinpsahl er z.B dem Musiklehrer Günther, der ihn als Pianist so ausdildete, Laß er vor Schumann und Mendelssohn mtl Ehren be stehen, auch öffentlich auilreten konnte. Walther von Goethe machte seine niuiikalischen Studien 1836—!i8 nicht nur bei Mendelssohn, sonder» auch bei Weinlig. Schumann war dem jungen Goethe sehr zngethan und eigne» ihm einen Chklus von Clavierstilcken zu: „TavidsbiinLlertänze", vp 6. Als Weinlig starb, widmet» ihm Schumann'- „Neue Zeilichiist sür Musik" einen wannen Nachruf lNunimei vom 29. Marz >842). In deinselben heißt es: „weniger einer hervorlelichleiiden, in» allgemeine Getriebe der Zeit un mittelbar eingreifenden Thäliakeit, als dem stillen Wirken in einem engeren Kreise und de» Pflichten seines Amis sich widmend, stand er letzterem l9 Jahre und selbst noch bei schon hinfälligem Körper niii Ausdauer und Liede vor. Junge Coniponisten fanden an ihm einen stets bereitwilligen, entgegenkommenden Lehrer und Nalhgeber, sein» erschöpsenden theoretischen Kenntniffe paarten sich aufs Glücklichste mit einer überzeugenden Klarheit der Darstellung, meist in Form ungezwungeiier tlnierhoitung, und einem lebendigen Sin» sür einfache, natürliche Reinheit, die er aus ein Loaglomerat von Regeln zu begründen weil enliernl war. Seine Compostlionen, von denen daS W-nigst» und nur Unbedeutendes über den nächsten Kreis seiner Wirksamkeit hinaus gelangte, bestehen hauptsächlich in Molelten, Cantaten, einem Payionsoratorium u. s. >v. Was ihm aber am meisten ein bleibendes Andenken, einen ehrenvollen Platz tn der Kunsl-Literalur sichern wird, ist ein theoretische« Wert über die Fuge, das ihn tn den letzten Jahren vorzugs- wetie beichailigte/' Der Artikel ist l, iLswaid Lorenz) gezeichnet. Welnttg « Werte werLea vom Thomanerchor »och heut« t» an»
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