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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.03.1892
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-03-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18920312010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892031201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892031201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1892
-
Monat
1892-03
- Tag 1892-03-12
-
Monat
1892-03
-
Jahr
1892
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17« In dn Nacht von, Donnerstag zinn Freitag verschied nach schwerem Leiden mein Geschäftsführer Herr Friedrich Merkel. Wahrend der langen Zeit seiner Wirksamkeit in meinem Geschäfte ist er mir stets ein sehr tüchtiger und verdienstvoller Mitarbeiter gewesen; ich betrauere in demselbcn eine» lieben Freund, dessen Andenken ich stets hoch in Ehren halten werde. Leipzig, 11. Marz E ^UllU8 ktzUriCÜ. ÄlavIrrnL. Diese Nacht entschlief nach kurzem Krankenlager unser verehrter Geschäftsführer Herr Friedrich Merkel im 62. Lebensjahre. Wir bedauern sein Hinscheiden tief, da er sich seit 16 Jahren alS Borgesetzter durch seinen humanen, rechtlichen und freundschaftlichen Sinn unserer Aller Herzen erworben Hot, und werden wir ihm deshalb allezeit ein ehrendes Andenken bewahren. Leipzig, de» 11. März 1892. Das Personal der König!. Sachs. Hof-Pianoforte-Fabrik Zuliu8 keuriek. Nachruf. Am 9. d. M. verschied nach längerem Kranksein unser lieber Freund Herr Albin Frieb-l, der unserm Verein lang« Zeit »i» werthgeschätzte» Mitglied war. Wir beklagen dlei-n Verlust aufrichtig und werden da- Gedächtnis deS Ver storbenen stets l» Ehren halten. Leipzig, den II. März 1892. Der Varstand de- MännergesaugpereinS .,lkl«roar". Verein I-eipsiser Oast^virtiis. Am 9. d. M. starb noch schweren Leiden unser liebe» Mitglied Herr Z. V, Visums, Dem Heimgegangenen werden wir ein ehrendes Andenken bewahren. Die Beerdigung findet heute Sonnabend Nachmittag ' ,6 Uhr vom Trauerhause, Anger-Lrottendors, Albertgarten, au» statt und bitten wir unsere verehelichen Mit glieder um zahlreich« Tdeilnahme. Der Borstand. Vermählt: Herr LouiS Görlitz in Alten, bürg mit Frau Louise veno. Ketsch geb. Hankrl daselbst. Geboren: Herrn Wilhelm Reinsteia in Halles. S. ein Sohn. Herrn Stabsarzt a. D. Üble in Prettin eine Tochter. Erstorben: Frau Justine Kratsch geb. Fröbel ia Lresen. Herr Karl Zimmermann, Rentier in Halle a. S. Herrn Friedrich Müller'- in Halle a. S. Tochter Ella. Frau verwittw. Bilz in Zwickau. Herr Ferdinand Henkler, pens. AnstaltSausseher in Zwickau. Herr Christian Mehthorn, HandelSmann in Löbnitz. Herrn Hugo Haase's in Wurzen Tochter Anna. Herr Christian Wilhelm!, Schneidermeister in Annaberg. Frau Emilie veno. Seltniann geb. Hartmann in Ober- wiesenthat. Herr Hugo Grundner, Werksuhrer in Dübeln. Herr Karl Gattsried Biedrig, Steinmetz in EberSbach. Frau Amalie verw. Kunze geb. Franke in Grohenhain. Frau Eatharine Wintzcr geb. Machetanz in Gera. Frau Emma Franz geb. Jacob» in Gera. Herr Friedrich August Bobe, GutsauSzügler in Breitenau. Frau Christiane Wilhelmine Hartig geb. Kießling in Meerane. Frau Christiane Earoliue verw. Winkler geb.Zscherp« ia Meerane. Frau Johanne verw. Bartsch verw. gew. Pietsch geb. Meltke in Weißen berg. Herr Karl Friedrich Fick, Tischlermeister in Frankrnberg. HerrMaxiinilianOttaFriedrick^ »tust. arcü. in Dresden. Frau Jda verw. Lahl'S i» Dresden Tochter Martha. Frau Auguste Thomas geb. Wirthgen in Dresden. Fraul. Marie Hahn in Dresden. Frau Juliane hie Dorothea Opitz ack Butziger s, «den. Fränl. Anna Marie Zeller in Dresden. Frau Christiane karoline kreher vetto Mertel geb. Ihle in Rnbenau. Herr H^eger:u Dr-cden. Herrn HermannLiebich'z iiiGrimina Sohn Richard. Frau Henriette verw. Grummt geb. Äündel in Annabcijj. Frau Concordia verw. Hergelt geb Mauer;, berger in Annaberg. ! Die Beerdigung de« Herrn Heinrich Albin Friebel findet Sonntag II Uhr aus dem Sfldfriedhose statt. 8opd1vll-vLL Wuuaiaeli« ISrrrupf-, Irluvd-ISt»- w»t««?I>eu I»e»i»vI»«-ISL«1. Für Herren von 8-' .1 u.4-9 Uhr. Damen v. 1-4 Uhr täglich. Wannen- u. HaiiSbädcr zu jeder Tageszeit. Dainen: DieuSt., Donnerst. u.Soiinab.v.'.!<- »»«LSslllLV , '/,I1 u. Montag. Mlttw., Freit, v. '.Sb llür. Schwimm-Bossin »IttO Damen: Mont.. Mittw., Sonuab. 2 .5 IvIR »DcTU, mit Wellenschlag. 2" DieuSt.. DonnerSt. Freccag ' ,9—I I lchr. Vorziigl. Doucheu-Wannenbäder. — Jederzeit Schwimmunterricht. — Pierdebahu. 350.000 Liter täglich ständlger Wosjer-Zu- und Abfiuü- krnstallkl. Waiier. 8ed^Imwb»»»>a YUO Damen: Dienst., DonnerSt., Sonuab.' .9 Noä Uetleoback ttV « '/,n. Montag, Mittivoch, Freitag 0,2-5. LacklklUckoustsiii, Vitsssr-SsUrnslLll. SlcherstaHils« bei Gicht, Rheumalisnl .ErkültnngiileiS. Vliichrrsnnire >8. Nähere» d. Prospect. Ur. meä. Uienücr. Nette Lktvtigcr Speise-Anstalt, Zeitz. Str. 43 45. Sonnabend-Frische Wurst n.Karlosseliu. Landtag. Erst» Kammer. Dresden, 11. März. Präsident Graf v. Könueritz Excel!, eröffnet« die heutige 41. öffentliche Sitzung nach 11 Uhr. Derselben wohnte nur der RegierungSverlrelcr Geh. Fianzrath vr. Ritter- städt bei. Vor Eintritt ia die Tagesordnung gelangte der JustificationS« schein über die vom LandtagSauSschusi abgelegte Rechnung über da» Staatsschuldenwesen zum Vortrage und zur Genehmigung. Dergleichen eine ständisch« Schrift, betreffend die Petition der verwittw. Haase. Der Vortrag dieser Schriften erfolgte durch die Bürgermeister Thiele und Klötzer. Ja die Tagesordnung eingetrcten, berichtete an erster Stelle Frhr. v. Burgk anderweit über die von der Kammer am 16. December für unzulässig erklärte Petition deS vormaligen Bahn- »oärterS Karl Traugott Jacob in Oppach um Wiederanstellung. Der Referent beantragte, dem am 8. Februar gcfabten (abweichenden) Beschlüsse der H. Kainmer nunmehr beizutretcn und „die Petition Jacob - auf sich beruhen zu lassen". Die Kammer trat ohne Debatte einstimmig diesem Anträge bei. Derselbe Referent, als Vorsitzender der vierte» Deputation, er- stattete sodann Anzeige über drei für unzulässig zu erklärende Patittoueu: 1) da» Gesuch deS pensionirten Weichensteller» K. Fr. Gehring in Auerbach um Erhöhung seiner Pension, 2) die Petition und Bes »werde des DainpfiiiuhlcnbesitzerS K. H. Mttzschke in Grotzgrabe uin Ersatz der ihm in einer kausSangclegenheit, bez. in Folge angeblicher Recht-- Verweigerung entstandenen Bermögensverluste, 3) die Beschwerde der Frau Henr. Bertha verwittw. Zenker und deren Tochter Franziska Bertha Zenker tu Tharandt, an geblich« Rechtsverweigerung betreffend. Die Kammer nahm von dieser Anzeige Kenntniß. A« dritter Stelle berichtet» Mitglied Reich über die Beschwerde de« Einwohners Adolf Horn in Rndeberg, betreffend dt« Amts- «utsrtzung de« RalhSwachlineisteiS Barden in Radcberg. Er be antragte auch in diesem Falle, sich dem vor längerer Zeit gesablen Votum der II. Kammer anzuschlieben und „die Petition aus sich beruhen zu lassen". Ohne Debatte erhob di« Kammer diesen TeputatlonSantrag zum ^ttzungSschluh erfolgte gegen 11'/« Uhr. Nächst« Sitzung ward« auberaumt auf Montag 12 Uhr. Zweite Kammer. s Dresden, II März. Die heutige (61.) öffentliche Sitzung begann Vorinittag» 10 Uhr in Anwesenheit der Herren Finanz- mlnister v. Thümmel, Geh. Räthe Meusel und vr. Rttterslädt, sowie de« Geh. FinanzrathS v. kirchbach. Vor dem Eintritt »n di« Tagesordnung gelangte das Allerhöchste Decket zum Vortrag, Inhalts dessen der Schlug deS gegen wärtigen Landtages auf den 91. d. M. festgesetzt worden ist. Die Kammer trat hievaus in Schlnbberattmng über den umfang reichen Bericht der Finanzdeputation ^ über Cap 16 deS StaatS- Ha»-Halt--Etat« für 1892/93, den Etat der StaatSeisenbahuen b«tr. (Berichterstatter: Vtcepräsident Georgi.) Die Generaldebatte eröffnet« Aba. Niethammer mit dem Ausdruck der Anerkennung über die Arbeit deS Berichterstatters, welcher in dem vorliegenden Berichte eia ebenso ausführliches als bewegtes Bild über die gejammlen Verhältnisse unserer Staatseisenbahnen entrollt. Man sehe auS dein Berichte, daß mit der Steigerung des Verkehr» eine Steigerung der Ertragssähigkeit Hand in Hand gehe, mit einem Worte, daß unsere StaatSbadnen gut verwaltet sind. Ferner zeige der Bericht, dab unsere Erträgnisse in der Hauptsache dem Localverkehr zu verdanken sind, und daß man in der That darauf angewiesen sei, den Wünschen des localen Verkehr« in jeder Beziehung Rechnung zu tragen. Man sehe, dag die Regierung bestrebt sei, Wandel zu schaffen, insbesondere de» Vororts- Verkehr so zu gestatten, dag den Bedürfnissen der groben Städte entsprochen wird. ES sei der Wunsch allgemein verbreitet, das, eine Verbilligung des Personenverkehrs Platz greisen möge, und man dürfe wohl da« Vertrauen zu unserer Regierung habe», das; sie in dieser Richtung nicht anstehen werde Erleichterungen zu schassen, wo sie es für paffeud und recht findet. Indessen müsse betont werden, dag dir Rundreise-Fahrkarte noch ein lehr uiivolllviiinient- Ding sei und recht sehr der Verbesserung bedürfe. Man könne hier Wandel schaffen durch Einsührung von kilonieler-BillelS, damit jede Person fahren könne, wohin sie will, und iin Stande sei, jeder Zeit die Reise zu unterbrechen. Dab dadurch eine Erschwermg der Verwaltung herbeigesuhrt werde, glaube er kaum. Dan» sei jetzt vielfach von der Einsübrung der mitteleuropäischen Zeit bei de» Eisenbahnen die Red«. Er könne sich nicht denken, wie Das werde» solle, wenn nicht gleichzeitig im bürgerlichen Leben eine andere Zeiteinlheilung ein- gesührt werde. Wenn weiter iinmcr von der Herabsetzung des Tarifs gesprochen und davon eine Hebung de« Verkehrs erwartet werde, so müsse er Dein entgegen hatte», dab an der Stelle Halt gemacht werden müsse, wo eS sich darum bandelt, die Erträgnisse soweit berabzudrucke», dab sich das Anlagecavital nicht inedr verzinst. In Bezug aus den Wunsch,das; derGuterverkebr an Sonntagen eingeichränkt oder gar ausgedobcu werden mochte, wolle er erklären, dab er ein Freund der Sonntagsruhe sei. Dabei sei ober daran zu erinnern, das; in dieser .Richtung Sachsen allein nicht vergeben tonne. Indessen halte er »« für nothig, an dieser Stelle es auszusprechen, dab auch in der Kammer der Wunsch »ach möglichster Einschränkung de» Sonntags- verkdhrS besteht. Die Gewährung von Arbrilerwohnungen sei eine wetse Maßnahme, und er wünsche, dab die Regierung aus dein betretenen Wege sortsahre. Um so inehr sei eS zu bedauern, wenn in estier Petition der HauSbesitzervereine dem Vorgehen der Regierung «oiderfprochen wurde. Erfreulich sei eS, dab »nler Zustimmung der Regierung ein anderweiler BeioldungS-Elat zu Stande gekommen. E« »erde dadurch die ZuirteLenkeil der Arbeiter und Beamten gewährleistet und der Betrieb ans der Hohe der Zeit erhalten. („Bravo I" von vielen Seiten.) Abg. v. Potenz verwendete sich für Einführung eine« niedrigeren Personen-Tariss für den Naheverkchr. Abg. Kästner erklärte, dab er sich für den Zonen-Taris nicht erwärmen könne, weil er davon eine Einbube an den Einnabmen der Staat-babncii befürchte. Dagegen balle er verschiedene andere Wünsche nach gewisse» Verkehrserleichierungen für berechtigt, so u. >. den »inen, das, gröberen Gesellschaften bei gröberen Ausflügen dt« Rückfahrt aus cinsache Fahrkarte geslallet werde. Abg vr. Mebnert ivrach dein Berichterstatter gleichfalls volle Anerkennung sür seine mühevolle Arbeit aus und betonte mit Geuuathuung, dab kein Tadel Lber unsere StaatSbahnverwaltung z» erheb«» sei. Es sei da« um so «rsreulicher gegenüber der in »isae» Nachborpattt« »» Tag« tteteudea Strömung, di« Verstaat lichung wieder zu beseitigen. Gleichwohl halt« er dafür, daß in unserem Staatsbahnbetrtebe noch gar Manches verbesserungSbedürstig sei. Dies gelte vor Allem von dem Fernverkehr, der mehr beschleunigt werden könne. ES sei u. A. Thatsache. daß die Schnell- züge zwischen Berlin und Dresden auf prenbischem Gebiete 64 km in der Stunde zurücklegen, während sich aus sächsischem Gebiete die Fahrt aus 53 km in der Stunde verlangsamt. Der Bericht sage zwar, es sollen aus den am meisten in Anspruch genommene», von Schnellzügen befahrenen Strecken »msängliche Probcan- wendungen eines 45,7 k^ pro Meter schweren Schienen profils VI statlsinden; es gebe aber doch Bahnen genug, wo solche Versuche bereits gemacht worden seien. Weshalb nun solche Versuche noch in Sachsen machen? Unser Schnellziigsverkehr ver anlasse Um, aus englische Verhältnisse hinznweiscn. In England durchfahren die Schnellzüge 67 km durchschnittlich in einer Stunde, wahrend die dentichen Schnellzüge durchichnüllich nur 50 biS öl kn, in einer Stunde durchfahren. Tie Güterzüge in England haben die Beweglichkeit innerer Schnellzuge. Und bei alledem stelle sich die Durchschnittszifser der Unfälle in England durchaus nicht höher, als bei uns. Ein Locomotivensührer habe ihn« mit- gelheilt, dab unsere Schnellzüge zu lang wären. Da gebe uns England auch eine» Anhalt, dort fahre man öfter und in kleineren Zügen. Aus dem Gebiete des Personen-Fcrnverkehrs solle man in Sachsen, das von demselben hauptsächlich in Anspruch genommen werde, eine etwa» muthigere Politik cinschlagen durch Vermehrung der Züge und Beschleunigung deS Verkehrs Auch im Interesse der Landesverlheidigung wäre eS zu wünschen, daß man der Beschleu nigung des Verkehrs eine gröbere Ausmcrkiainkcit zuwende als bis her. Endlich bemangclte Redner, dab bei uns die Schnellzüge zu sehr stohen und schütteln, was in England nicht der Fall sei. Es müsse dies wohl daran liegen, daß dort der Oberbau wesentlich kräftiger sei und daß die Wagen besser gebaut sind. Abg. Wetzlich verlrat die Meinung, daß der Borortsverkchr einer baldigen Reform bedürfe und zwar in der Richtung der Ver einfachung de» Personen-TartsS ia der Umgebung gröberer Städte. Abg. Philipp: Wenn es nach den Wünschen des Abg. vr. Mehnert ginge, würde das Capitel 16 gar bald mit einem Deficit abichliefien. Er meine, dab man mit unseren Einrichtungen recht wohl zufrieden sein könne. Außer aus die Anforderungen des PnbltcumS habe die Bahnverwaltung Rücksicht darauf zu nehmen, thunlichs» hohe Einnahmen an die Slaatscasse abzuliefern. Abg. Uhjeniann-Görlitz hielt die Vergleichung zwischen den englischen und sächsischen Eisenbahnen nicht für zulässig. Auch er sei der Meinung, daß man alle Ursache habe, mit unseren Ein- rtchtunge» zufrieden zu sein und erkläre sich mit dem Loblied de« Abg. Niethammer aus die Verwaltung unserer Staatsbahnen ein verstanden. Dieselbe babe auch Rücksicht auf die Einnahmen, nicht bloS aus die Bequem! ichkcit des Publtcums zu nehmen. LI Abg. Geyer tadelte die Praxis, auS den Bclriebsiiberschllssen der StaatSbadnen nene Linien zu bauen, anstatt zu diesem Zwecke Anleihen anszunehmen. Man könne unmöglich dabei stehen bleiben, wenn der Ausbau deS sächsischen Eisenbahnnetzes schneller vollendet werden solle. Tie Einsührung des Zonentarifs werde zur Hebung des Verkehrs beilragen. Die Ungleichheit im Tariswescn müsse be seitigt und namentlich müsse der Zuschlag sür die Schnellzüge aus- gedoben werden. Abg. Letthold sprach im Interesse der kleinen Gewerbe- treibenden und Industriellen sür Verlängerung der Abladefriste» sür Diejenigen, welche 4 Kilometer und weiter entfernt von den Stationen liegen. Nachdem »och die Abg. Mehnert, Pbilipp nnd Uhlemann- Görlitz über ihre verschiedenartigen Ansichten bezüglich englischer und sächsischer Eiscnbahnverballnisse gesprochen, wurde die General debatte nach länger als zweistündiger Dauer geschloffen. Es wurde »unniehr in die Epecialdebatte eingetreteu. Tie Kammer beschlob einstimmig: „die Einnahmen deS Etats in Titel 1 bi» 6 mit 88 602 370 Mark »ach der Vorlage zu genehmigen". Zu den Ausaabetiteln erbat Abg. Kästner Auskunft darüber, was eS für eine Bewandtniß mit der bedeutenden Stelleuvermchruag der Beamten habe. Bicepräsiden« Georgi, als Berichterstatter, ertheilt» Auskunft dahin, daß durch die beabsichtigte erhebliche Stellenvermehrung ein wesentlich günstigeres Berti,illniß zwischen der Zahl der Beamten und der Nichtaiigeslellten, mithin beffere Anstelliingsaussichten sür letztere, sowohl im Bureau- wie im Stalionsdienst erzielt werde. Abg. Preibisch äußerte einiqe Wünsche in Bezug aus den PrüiungSniobus der Erpedition»-Hilfsarbeiter und bezüglich der Einstellung von Wagen sür Nichtraucher aus den Schinaljpnrbahnen Dem Teputativns-Antrage geinäb ward sodann beschlossen: „die Ausgaben tu Tiiel 7 mit 16 522 134 ^l, nach der Vorlage bewilligen, die Petition der Packer durch diesen Beschluß für erledigt erkläre», die Petition der Bahn- und deren Beiwärter der könig- lichcn StaatSregicrnnq zur Kenntnibnahme überweisen." Zu Titel 8: Andere versönlichk Ausgaben, war eine Petition der Arbeiter der sächsischen StaatSeiienbahnen eingegange», welche in folgenden Forderungen gipfelte: 1) Einsübrung einer höchstens 8 bis 9sti,»Ligen Arbeitszeit; 2) Gewährung von Ruhetagen; 3) Gewähr- leistung eines Mininiallohr.e» vou 2 50 -C pro Tag; 4) Ein richtung von Ardeiterausschüssen uud 5) feste Anstellung nach Verlaus einer bestimmte» Dienstzeit. Die Deputation beantragte: „die Kammer wolle 1) die Ausgaben in Titel 8 mit 14 868 331 nach der Vor lage bewilligen, 2) die Petitionen >». von Expedition-HIls-arbeitern durch die zu Titel 7 und 8, Pos. 1, d. von vensionirlrn Babnbeamten und Bahnbeamien- Wiltwc» durch die zu Titel 8, Pos. 12, Uaterpoj. 2» gesoßte» Beschlüsse sür erledigt erklären, c. von Arbeitern der Sächsische» EtaatSelsenbahneu der königlichen CiaatSregieruug zur Kenntnibnahme überweisen." Abg. Geyer (Soc.) besürwortet di» Petition der Arbeiter, deren Interesse er zu vertreten habe, in längerer Rede und erörterte die „bescheidenen Forderungen" derselben. Redner sprach dabei viel in bekannter soeialdemokralisckier Manier über „Lohnberabdrückung" und „Hungerlöhnr" und stellte schließlich den Antrag: „Die Petition von Arbeitern der säckisiiihen Staatseisenbahnen der königl. Stoatsregleruiig zur Erwägung zu übergeben." Abg. Höhnet legte Verwahrung dagegen ein, daß sich die Social- demokraten siet» al« alleinig» Vertreter der Arbeiteriittereffen aui- spielen. Alle Abgeordnete hätten die Pflicht, sür das Wohl der Etaattarbttter etuzutreteu. Redner ging sodaaa aus di« Arbeiter- Petition näher ein und legte dar, daß die Arbeitsleistungen der Bahnarbeiler nicht höher seien als die der Arbeiter auf anderen Arbeitsgebieten, sonst würde der Zudrang zum Bahndtenste kein so großer sein, wie er tbatsächlich ist. Daß die Deputation die Forderuug der Gewährleistung eines Minimallohnes zurückgewtesen habe, erscheine vollkommen gerechtfertigt. Der Staat zahle keincSweges Hungerlöhne. Man brauche nur, um dies bestätigt zu finden, aus die Ablohnung der Arbeiter aus vielen anderen Gebieten Hinzuwelsen, wo eS den Arbeitgebern schwer genug falle, dein Staate in Bezug aus die Höh» der Löhne zu folgen. Redner versuchte sodann an Beispielen zu beweisen, wie wenig die Cocialdemokralen tu ihren eigenen Betrieben die eigenen Rathschläge befolgen. Die socialdemokralischcn Abgg. Geier, Stoll«, Kaden und Goldstcin traten bez. wiederholt für die Forderungen der Eisen- bahnarbeiter ein. Nachdem der Berichterstatter Georgi in seinem Schlußworte, unler Verweisung aus die im Etat bewiesene weitgedenbe Fürsorge sür die Arbeiter, den Vorwurf als unbegründet zurückgewiesea halte, daß der Staat seine Arbeiter ungerecht behandele, wurde zur Ab- stimmung verschrilten. , Tie Kainmer lehnt« mit 36 Stimmen Mehrheit den Antrag Geier ab und erhob den Deputations-Antrag in allen seinen Lhetle» zum Beschluß. Bon der Deputation war weiter beantragt worden: 1) die Ausgaben ia Titel 9 mit 2 466 500 ^l, ia Titel 10 mit 6 586 000 >4. in Titel 11 mit 9200 900 ia Titel 12 mil 4 43O120 >i, tn Titel 13 mit 650000 in Titel l4 mit 1 328 615 und tn Titel 1b mit 2 162800 ^l nach dcr Vorlage zu bewilligen; 2) bci dem Werkstäitenbetriebe die Einnahmen mit 10 274 621 nach der Vorlage »u genehmigen und die Ausgaben mit 10 274 621 ^l ebeusallS allenthalben nach der Vortag« zu bewilligen; 9) die Ausgaben tn dem Etat über die Besoldungen der Beamten bei dem StaatSeisenbahn-Neubau mit 476 250 darunter 300 trausitortsch, nach der Vorlage bewilligen, und endlich 4) die Petitionen der Section Krippen deS GebirgSvereinS für die sächsische Schweiz und des Sladtraihs zu Treuen, insoweit dieselben nicht nach den Mittheilungen der königlichen SlaatS- regiecung Berücksichtigung finden, aus sich beruhen lassen." Die Kammer trat diesen Anträgen einstimmig bet. Zwei nachträglich eingegangene Petitionen des Gemeinderathes zu Paunsdorf und de» Gemeinderathe« zn Auerbach, da- Halten von Zügen auf deu beide» Etatioaeu betreffend, ließ man auf sich beruhen. Hiermit Schluß der Sitzung Nachmittag- gegen 3 Uhr. Di, oächste Sitzung findet Moulag, den 1t. März, Mittags 13 Uhr statt. vermischter. ----- Unter dcr Spitzmarke „Die Minister am Arbeits tische" berichten Berliner Blätter: vr. Miquel arbeitet an einem Dipiomalcn-Schreibtische, besten Fächer mit Schriften und Büchern angefüllt sind, — nur rin Fach ist sür eine — Kiste mit Cigarre» sreigelasten. Aus dem Schreibtische steht eine prächtige Stutzuhr, barunler ist ein Kalender angebracht. Bei Herrn vonBoetticher istrS schwer, über die großen Bitder in Stebramen hinweg einen Blick aus den Arbeitstisch zu gewinnen. Herr von Zedlitz liebt eS anscheinend, mög lichst reinen Tisch zu ballen. Man sicht nur einige Acten, keine Bücher, einen Leuchter, und wenn dcr Minister im ge- müthlichen HauSrock bei der Arbeit sitzt, auch eine — Cigarrentasche; auf den ersten Blick erkennt man, daß der joviale Gras Zedlitz, wie der Abg. Rickert bemerkte, „kein Burcaukrat" ist Sein vis-L-vis, sder Minister Herrsurth, scheint ein Muster von Fleiß und Einfachheit; daraus deutet die Fülle der Acten, die sich vor ihm auslkürmt, und die ganze Anspruchslosigkeit der Ausstattung seikeS Arbeitszimmers. Mehr .Comfort" findet man beim Justizminister vr. v. Schel- ling, besten Schreibtisch eine kleine Sammlung zierlicher Kunstgegcnstäiidc ausweist; dazwischen thront eine «Statuette der Minerva, der Schutzgöttin der Wissenschaft. Cin andere« antikes Bildwerk schmückt in der Nähe ein Bücherspind. Staatösecretair von Stepban bat zur rechten Seite aus einem Actenständer einen großen Globus, links ist eine Schreib maschine ausgestellt. An der Wand hängen eingerahmte Familienbilder uud ein Barcmcler. Einigt HCizarren schachteln deuten an, daß Herr von Stcpban kein Nichtraucher ist, und ein kleines, hübsch modellirtcS Wildschwein aus dem Arbeitstisch erinnert a» die Jagtpassion des StaatSsccrctairö, dessen wairmännische Erfolge ja auch auS WvlsfS Depeschen bekannt sind. --Berlin, ll. März. Einen Roman umfaßt der gestrige Polizcibericht, welcher in seiner trockenen Kürze lautet; „In der Näbe des Brandenburger TborcS vergiftete sich Mittags eine Frauensperson iiiittelsl Strychnins und verstarb bald darauf." Spaziergänger sahen am letzten DicnSlag ein junges Paar iiu Thiergarten um die genaiinte Zeit lust wandeln, aus dessen erregtem Gespräche hervorzugcbcn schien, daß e« sich um scbr ernste Dinge handelte. Ter einer acht baren Familie angehörende junge Mann war sichtlich be müht, daS verzweifelte junge Mädchen zu beruhige», und beide ließen sich schließlich aus einer Bank nieder. Plötzlich bolle die junge Dame ei» mit einer Tkrychninlösung gefülltes Fläschchen au« der Tasche hervor und trank den Inhalt auS, bevor eS ibr Begleiter verhindern konnte. Als sie bald daraus zusainmenbrach, Holle dcr junge Mann eiligst eine Droschke bcrbei und hieß den Kutscher zu dem nächsten Arzt sabrcn Diesen fand man in dem vr. R. in der König- grätzcrstraße; doch erwies sich testen Hilst al» ver gebens; denn daS junge bilrbübsche Mädchen gab bereil« »ach fünf Minuten seinen Geist aus. Man benachrich tigte nun da« 31. Polizei Revier, und die Leiche wurde Abends zwischen sechs unk siebe» Uhr dem Schauhause ru- gesübrt. Die Ermittelungen der .Post" haben nun bezüglich deS Vorfalles zu dem nachstcbenten Ergebniß geführt: Die Verstorbene ist da» 22 Jahre alte Fräulein Margarethe Sch. und «ine Tochter der OberamtmannSwittwe Sch., welch« vor zwei Jahren auS der Nähe von Königsberg i. Pr. hierher llbersiedelte und seitdem in einem Hause der Kaiwnierstraße wohnt. Deren genannte Tochter hatte sich vor einiger Zen mit dem jungen Manne, welcher am Tage deS Selbstmordes ihr Begleiter im Thiergarten gewesen war, versprochen, dieser aber schien au« bisher unbekannt gebliebenen Gründen das Verhältniß lösen zu wollen. Ter Zweck der Zusammenkunft im Thiergarten bildete eine Aussprache zwischen Beide», und Margarethe Sch. war mil der Absicht dorthin gekommen, in den Armen teS Geliebten zu sterben, falls ein: Ciuiguiig mit ibm nicht zu erzielen sei. Woher daS junge Märchen das tödtliche Gift genommen hat, ist bisher nicht ermittelt worden. -g- HilsSverein deutscher Neichsangehöriger in Prag. Alle Unterstützung verdient seiner bumanen Zwecke willen der HilsSverein deutscher Neichsangehöriger in Prag. Wir entnehmen dem uns vorliegenden Jahresbericht, daß die Mitglicderzahl auch im letzten Bcreinsjabre eine stets zu nehniende war, daß aber die Einnahmen zurückgegangeii sind, da dem Verein leider von Städten des Deutschen Reich« weniger Beiträge z »geflossen sind. Infolge dcc leytwilligcn Verfügung eines LandSinanncS gingen dem Verein 300 Gulden zu, der Obmannslrllvcrtrekcr spendete 50Gulkcu zur Gründung eines Vereinkhauses, was um so dankbarer anebkannt wirb, als zur Pflege der Geselligkeit »nd des Zn- sammenhaltenS eine gesicherte VercinSslälle durchaus geboten ist. Zur Erzielung weiterer Einnabmen veranstaltete der Verein eine Concertauffübrurig, deren großer künstlerischer Er folg außer Frage steht, da ausgezeichnete Kräfte milwirkicn. Bon den Ein nahmen zu den Ausgaben übergehend, wird berichtet, daß auch im letzten Jahre ein bedeutender Zuwachs an Hilssbekürf ligcn zu verzeichnen ist. Dcr HilsSverein leistete Unlcr- sttitzungen in 416 Fällen mit 608,91 Gld. ö. W. (gegen 215 Fälle im Vorjahre mit 421,lO Gld. ö. W ), also in 171 Fällen mehr als im Jahre 1890. Tie zrinehmciide Verschärsung dcr nationalen Verhältnisse erheischt als dringe; d nvtlstvcnl ig, daß der Verein jenen bedürsliflen Landsleuten, welche P.ag berühren und seiner Hilfe bcnöthigen, solche weit mehr als früher zn Thcil werden lasten muß. An Darlehen wurden zurückgezahlt 155 st. ö. W., neu gewährt 160 fl. L. W. Zu den patriotischen VereinSfcsten, dem Geburtstage Sr. Majestät deS Kaiser- und zur Feier des SedantageS aewabrle der Verein einen Zuschuß von 98,20 Gulden ö. W. Die Darlegungen werden mit folgendem warmen Appell geschlossen: Möge der JahreSbericbt ein erfolgreicher Ausruf an alle Stadt- und Gemeindevertretungen im ge lammten deutschen Baterlanbe wie überhaupt an alle Jene sein, welche Herz und Hand dafür bade.:, die ante Sache de- Hilfsvereins deutscher Neichsaiigehörigcr zu Prag zu fördern. --- Die erste .StaatScirztin" in Bosnien, lieber die Einführung der unlängst zu einer StaatSanstellring in Bosnien berufenen Doctorin berichtet daS .Neue Wiener Tagblatt"' Fräulein vr. Anna Bayer wurde^in D.-Tnzla in feierlicher Weise installirt und legte vor dem Statthalter:! rath Vucovic den Bcamtcneib ab. Sämmlliche Beamte waren zugegen. Dcr Statthaltereirath hob die Bedeutung des Augenblicks hervor, in dem dcr Staat zum ersten Mal cincr Frau, die sich dem ärztlichen Berufe gewidmet habe, ibren Wirkungskreis eröffne und sie in denselben einsnhrc. Bci dieser Gelegenheit wurde auch dem mubamedanischen Geist lichen, dem Mufti, eine Decoration verliehen. Dieser bat, dem Fräulein vr. Bayer vorgestellt zu werden, um ihr selbst zu sagen, wie eS ihn freue, daß sie gekommen sei und welfl-c Wohlthat damit den mubamedanischen Frauen erwiesen werde. Auch die übrigen Muhamedaner äußerten sich i» diesem Sinne. Die Feier wurde mit einem gemeinsamen Diner im „Konak" bcsckrlvsten. — Fräulein vr. Anna Bayer ist die Tochter eines Brauercibesitzer« in Böhmen. Sie studirte Medicin in Zürich und Bern und wurde in Bern zum Doctor der Medicin promovirt. NeueLe Nachrichte». * Brüssel, 11. März. Nach weiteren Meldungen a»S AnderlueS zufolge bat sich die Grubenkatastrophe in einem Stollen von 120 m Tiefe ereignet. 270 Arbeiter waren im Bergwerk. Gegen 40 waren durch den Schacht 2 wieder auSgesahren. Sechszehn Verwundete wurden in einem ent setzlichen hoffnungslosen Zustande beraufgeschastt. Man be fürchtet, daß dir Zahl der Opfer über 200 betrage. Eine große Menge umsteht in gedrückter Stimmung die Einfahrt deS Schachts. Vach Schluß -er NeLactio» elngegangeu. * Wien, 11. März. Dem „Fremdcnblatt" zufolge wird morgen die Enthebung de« Bankgouverneurs Moser von seinem Posten unter gleichzeilißer Verleihung deS GroßkreuzeS deS LeopoldorbenS und die Ernennung deS VicegouverneurS Professor Juliu« Kautz zum Gouverneur publicirt. * Pari«, 11. März. Der Senat fetzte die Debatte über die UniversitätSvorlage fort. Der Unterricht-minister dafür eintretend, berief sich auf da- Beispiel fremder, namentlich deutscher Universitäten, welche letzteren zur Gründung dcr deutschen Einheit beigetragen hatten. * London, 1l. März. Der .Standard" meldet auS Zanzibar vom 1>. Marz: Die Niederlage der Brilisch- ostasrikaniscben Gesellschaft in Witu ist falsch. Vor 11 Tagen batten vielmehr die Truppen ein Gefecht mit den Eingeborenen gehabt, brachten dem Feinde schwere» Verlust bei und schlugen ihn in die Flucht. Die Gesellschaft hatte nur einen Todlen und vier Verwundete; auch die Nachricht vou dem Verlust einer Maximkanonr ist falsch.
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