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AbotmememtÄhrreiA ft, der -avptexpedftio» oder de» im Stadt, bezirk and de» Bororte» errichtete» Aut« p u bestell», » b g « h o l t: «ierteljthrltch 4L0. lei zweimaliger täglicher Zustellung iu« Hau« ^»5.50. Durch die Post bezogen sür T«uischl„d «»d Oesterreich: vieneljährlich . Direrte täglich« Kreuzb-ndienLnng w« Su1Ia»b: «»»«Mich L—. DieMorgen-Au-gab« rrscheiut täglich'/,? Uhr. »i« Ldeud-LuSgabe Wochentag« 5 Uhr. Lrdartio« »nd Lrprditiou: J»da»»r«g«Ge 8. Kst Expedition istWoche»tag« »»»»terbroche» ^snet vousrüh 8 dt» «de»d« 7 Uhr. Filiale«: vtt« tlk««'» Earti». (Alfred Hahn), UniversitLtSstraßr 1. Laut» «Siche. lft-nrineustr. 1«, Part. u»d K»»ig«platz 7. Morgen-Ausgabe chMtr.TtlMall Anzeiger. Organ für Politik, LocalgesWte, tzan-els^Geschiistsvcrkchr. JnsertionspreiS Tie 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfg. Reklamen unter demNedaction-strich «ge. spattea) 50-H, vor den Fainilieunachrichlea (6 gespalten) 40-E. Größere Cchriilen laut unjerrm Preis verzeichnis. Tabellarischer und Zifferasny nach höherem Laris. Nxtra-Vrilagr» lgesalzt), nur mit der Margen.Ausgabe, obne Pvstbesvrberung 60.—. mit Postbrsürderung ^ 70.—. Ännahmeschlub für Inserate: Adend-AuSqabe: Bormtttag« 10 Uhr. Morgen«Ausgabe: Nachmittag« «Uhr. Sonn« und Festtag» früh 9 Uhr. Bei den Filialen und Annakmestelle» j« ri»e halbe Stund« früher. Inserat« srad stet« an dl« GrMdMpt» zu richte». Druck und Verlag »o» E. Pol» l» L«tp»ig ^-73. Mittwoch) den 10. Februar 1892. 8«. Jahrgang Amtliche Bekanntmachungen. Kiitlijliche Kuiftakoilmit «n- Nl Die »öiiiglh zeichnenden sgraphisl ,k«tnn d«r Lt»»ten im Lummrrscmcftrr 18S2 am 2«. April. e Kunstakademie und Kunstgewerbeschul« vermittelt die Ausbildung ihrer Schüler für da« Gesammtgebict der u) Künste, sowie sür sämmtliche Fächer de« KunsigewerbeS. «lvr Vwwtrst,« am«! Oeduazr«« rl«I»u»>»rei,. L. Fachschule für archttektontfche Knnstgewerbe. Architektonische Fornrenlehre, darstellende Geometrie und Gefäß, ledre, Musterzeichnen, Ornamentlehre, Entwerfe» und Ausführung selbstständiger kunstgewerblicher Arbeiten: Architekt Schuster. Per- spective und Schatteaconstructioa: Architekt Biehweger ». Fachschule für vtldhauerel. Ornamentmodelltren, figürliche« Modelliren nach dem Leben und Mitren van Gußarbriten, verbunden mit Ausführung selbstständiger Werke plastischer Kunst und de« Kuastgewerbe«: Prof, zur Strassen, Bildhauer. 0. Fachschule für Setchuen und Malen. Zeichnen nach graphische» Vorlagen: Kupferstecher Prof. Seifert und Pros. Mohn. Zeichnen nach Gyps, anatomischen Präparaten, Naturabgüssen und Antiken: Beschicht-maler Prof. Wehle und Äinlerslein. Buchornamentik, Entwerfen selbstständiger Ornamente sür künstlerisch« Buchausstattung, sür Diplome, Placate ,c.: Prof. Houegger. Aquarellnralerei: Prof. Werner. Dekorationsmalerei, Chromotologle und landschaftliche« Staffage-Zeichnen: Maler Bourdet. Porzellan- und Glasmalerei: Prof. Haselberger. Kupse» und Staklsiechcrei (Radiren): Prof. Seifert. Lola- graphie: Prof. Bcrtbold. Lithographie: Scheller. Topographische« Zeichnen: Frisch, Musterzeichner. Zeichnen und Malen nach dem lebenden Modell und nach der Natur, EoinpositionSübungen lür Buchillustratio» und Ausführung selbstständiger Illustraiionen unter Anwendung der sür die incchanischen Reproduciion-ineihoden er- forderlichen Technik: Direktor. VortrAu« Stillchre, Kunstgeschichte und Geschichte der Kiinsliudustrie: vacat. Archäologie: Pros. vr. Overbeck. Analomie de« Mensche»: Pros, vr. Rlimann. Thierkunde: vr. pk. E. S. Zürn. Pflanzenkunde: vr. pli. E. S. Zürn. Anmerkung: Zu den Vorträgen de« Herrn Prof. Vr. Overbeck werden aus vorherige- Ansuchen beim Unterzeichneten Direktor der Anstalt, soweit der Platz reicht, auch Ho-pltanlen unentgeltlich zu- gelassen. Lekauutmachung. AumelSunqrn sind in der Zeit vom 7. »t» IS. Mürz diese» Jahre» in der Kanzlei, Wächtcrstraße Nr. 11, Nachmittags »an 1—b Uhr zu bewirken. Leipzig, tm Februar 1892. Der Direktor: vr. Lrrelv. Prof., K. S. Geheimer Hosrath. Lekaimlmachun-. Gin neue« vervollstündiate« Bkrjeichniss der Herren Cassen-Nerzte der OrtSkrankencass» ist erschienen und liegen Exemplare desselben bei der Cassen-Berwaltung und den Meldestellen zur Empfang nahme bereit. Leipzig, den 8. Februar 1802. Die Ort-krankenraffe für «etpit, und Umgrgrnd. Albert «rockhau«, Vorsitzender. In den Stallungen de« Guttpächter« Karl THÜüe in Leipzig. Cellerhause», Dorsstraße Nr. 24, ist unter den daselbst eingestellten Kühen die Maul- und Klauenseuche ausgebrochen. Indem wir die« unter Bezugnahme auf K. 65 der Berordnung de« Königlichen Ministerium« de« Innern vom S. Mai 1881 zur öffentlichen Kenntniß bringen, bemerken wir zugleich, daß für da« in den Ställen des fraglichen Grundstück« eingestellte Rindvieh die Stallsperre angeordnet worden ist. Während der Dauer der letztrrrn dürfen Wiederkäuer und Schweine in da« nurerwähnte Gehöft nicht eingeführt und ohne sprctrll« Er- i-mbnist für jeden einzelnen Fall auch nicht auSgesührt werden. Leipzig, de» 8. Februar 1892. Der Natt »er Ttadt Leipzig, vm. K1S. vr. Lröndlin. Dietrich. Lekarmlmachung. Die Erd- und Maurerarbeiten sür den Umbau de« vormaligen Armenhauses in Lripzig-Kleinzschocher sollen au einen Unternehmer verdungen werden. Die Bedingungen und Zeichnungen für diese Arbeiten liegen in unserer Hochbau-Berwaltung, Raidhau-, 2. Stockwerk, Zimmer dir. 7, au« und können daselbst eingesehen oder gegen Entrichtung der Gebühren tm Betrage von 1 50 welch« event. in Brief marken einzusenden sind, entnommen werden. Diese Gebühren verden den unberücksichtigt gebliebenen Bewerbern, welche ihre Angebote rechtzeitig eingereicht haben, aus Lerlangen zurückacwährt. Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit der Ausschmt: „Grtz- und Maurerarbeiten für da» Armenhaus Letpztg- Slct»,schockier" verleben ebendaselbst, und zwar bi- zum 20. Februar 1892, Nach- mittag« 5 Uhr einzureichen. Der Rath behält sich da« Recht vor, sämmtliche Angebote ab zulehnen. Leipzig, den 9. Februar 1892. Der Rath der Stadt Leipzig. Id. SOI. vr. Tröndlin. Rüting. Nutzholz-Äuctiou. r«nner«tag, den 11. Februar d. A. sollen von vor mittag« 9 Nhr an auf dem diesjährigen Schlag« im Rofenthale nachstehend ausbereitete RutzhSlzer, al«: 47 St. Lichcn-Rutzklötze v. 32—120 cm Mittenst. u. 2—10m Länge, 18 « Buchen- » » 2l—55 » » -2—8 » » 13 » Rüstern- » » 29—69 » » » 4—10 » » 2 - Linden- - - 33—89 - - - 6—8 - - ä » Eichen» » » 19—50 » » » 5—10 » - 33 - Ellern- - - 26—45 - - - 8—14 - - 6 - Echirrhölzer -13 - » -4 - - und UM - Fichtenstangen - 2—7 - Untenst. «2—5 « unter den bei der Auction öffentlich aushängenden Bedingungen und der üblichen Anzahlung an Ort und Stelle meistbietend ver- taust werden. Zusammenkunft: an der Letbotzbrückc am Roseathal. Leipzig, am 9. Februar 1892. De» Rath» Aorftdeputatton. Nutz- un- Lrennholz-Äuclion. Sirn«ta,. den 1«. Februar »». Jk, sollen von Bor- mittag- 9 Uhr an auf dem bte«jShrtgen Lchlage im Roseu- ltole II Rmtr. Eichen-Rutzschette 1. «. II. El.. 86 . «tchen- Buchen- Efchen- Rüstrrn« Ellern- Wetden» vretmscheit«, unler den bet der Auction öffentlich ou-hängenden Bedingungen und gegen sofortige vezahl»«» an Ort und Stell« metstbtetead ver- kauft werden. Zufammenknnft »nf dem Schlage zwischen dem Fahr- und dem Dammweg nach Gohlis. Leipzig, am S. Februar 1892. De» Rath» Aorftbrpntotion. Lekauntmachuug. D»e Liestrnng der im «tattjahr» 1892 98 benöthigten ver- vffkguna-gegenslLnd». al«: ungefähr 15000 k« Brod, 4000 kzx Semmel. «SM kg trocken« Gemüse. Kaffee, Mehl und Salz, 600 kg Butt». 10M0 I Mitch, SM Schock Eier, 9860 kg Fleischwaaren, IbMO I Brounbler «nd 80M Fl. Lagerbier, soll unter den im Geschäftszimmer Rr. 43 de« hiesigen »arnisonlazarrtd- zur Einsicht »ad Unterschrift aasliegend«» Bedingungen in Submission vergeben werde», verschloss«,«, mit»« Aufschrift: „Submission auf Naturalien- lirserun," vnfthen. Offerte» find bi« ,,m »röffnon^trrmln, den 1b. »s«. Mt»., vor», »o uh,, portofrrt hter-er et»z,ftvden. ÜetP^L »« 7. Febrn« 18«. RÜAWltcho» Tarntfonlozoreth. Der Ie-1itz'sche Entwurf vor -er Commission. Schon au» den rrftrn Beihandlungen der Commission für den preußischen Bolköschulaesetzenlwurf ist zu erkennen, in welcher Richtung sich die ConimissionSarbeit bewegen wird. Die Nationalliberalen sind mit den Areiconscrvalwcn der Ansicht, daß e« an, zweckmäßigste» sei, au- der Borlagt dasjenige a»S;»scheiden, worüber sich ein Cinoerständniß er ziclen läßt, und die« in Form eines TotaiionSgesetzeo zur Bcr abschietuiig zu bringen, während die Freisinnigen die Olrund sätze festslcllen wollen, auf welche» allein ein Bolksschulgcsetz beruhen könne. Diesem Streben gilbt der Antrag Rickert'S Ausdruck, die CingangSworle de« tz. l zu fassen: „Die Bolk-schule ist eine Beranstalliing des Staat« unk steht unter seiner Aufsicht. Sic bildet die gemeinsame Grundlage aller öffentlichen Unterrichts-Anstalten". Tie Stellung der Par teien zu diesem Antrag ist charakteristisch. Ter frciconservalivc Abgeordnete von Zedlitz Neukirch stimmt den, Anträge zu, der Abgeordnete der CentruinSpartci von Huciie verwirft ikn, weil er nur der Consequenzen wegen gestellt sei. Um diese Conseguenzen handelt es sich aber gerade. Der Unterricht in der Volksschule kann nickt in eine» grundsätzlichen Gegensatz zu den übrigen Unterrichtö-Anstalten gebracht werden. Wie Birchow treffend bemerkte, kommt eö darauf an, die Volks schule auf eine Grundlage zu stellen, welche der Volksbildung förderlich ist. Der wahre Zweck eine- Schulgesetzes sei, der Verdummung vorzubeugcn. Graf Zedlitz stellte sich bekanntlich bei der allgemeinen Erörterung des Gesetzes in, Abgeordnelcnhause aus den Stand punkt, daß der Unterricht in der Volksschule nach anderen Grundsätzen zu handhaben sei, als in den höheren Bildung« anstalten. In der Universität könne der Lehrer seine per sönlichen Ansichten Vorträgen, der Volksschullebrer sei dagegen durch dir Schranken eingeengt, welche da« religiöse Bekeiiiit- niß riebe. Hier liegt der Schlüssel zu dem ganzen Streit Die Volksbildung soll konfessionell geartet sein, die höbcrc Bildung soll dem freien Fluge tcSGeistes folgen dürfen. Es gicbt aber nur eine Bildung und diese hat den Zweck, de» Menschen für VaS Wahre, Gute und Scköne empfänglich zu machen, und ,c mehr diese Einheit de« BildungSzwcckeS in allen Schichten der Bevölkerung zur Erscheinung tritt, um so mehr wird dadurch die Sittlichkeit des ganzen Volkes geboben. Es ist ein falscher Standpunkt, zu glauben, daß heute noch rin geistiger Zwang möglich sei, daß Jemand genöthigt werten könne, etwas für wahr zu halten, weil eS ihm von Andern als wahr auSgeaeben wird, das Uebersinnlichc, zu dessen Er- gründung dir Wissenschaft nicht auSreicht, bleibt deshalb dock stets ein Reservatrecht der Religion, Glaube und Wissen schaft schließen einander keineswegs aus, wie die allgemein bekannten Thatsacken lehren. Aber nicht- ist so geeignet, den Zweifel rege zu macken, al« der Zwang. Entweder wird dadurch da« Denkvermögen gelähmt und unterdrückt, oder cS tritt völlige Gleichgiltigkeit gegen die Religion ein. wie sie besonder« in katholischen Läutern, in Italien und Frankreich beobachtet wird. Kaum irgend ein andere« Volk ist so religiö« geartet wie da« deutsche, aber da» Bekenntniß muß dem Bedurfniß de« Herzens entsprechen, es muß nicht systematisch gezüchtet werden. Der eigentliche Hort der religiösen Anschauungen bleibt die Familie. Wo die religiöse Grundlage in dieser fehlt, tritt die Schule und die Kirche ergänzend ein, aber nur durch die Gewährung von Gelegenheit zur Au-süllung der Lücke, nicht im Wege de« Zwanges, wie ihn die Zutbeilung von Dissidentenkindern an bestimmte Religions-Gemeinschaften dar- tellt. DrrZedlitz'sch« Gesetzentwurf bleibt aber dabei nicht sieben, ondern er will die Eonsession auf den gesanimten UntrrrichtS- koff wirkn lassen. Da« ist obne Schaden für die Wahrheit de« Unterricht« nicht möglich, wie wir bereit« an einer Reibe von Br,spielen gezeigt haben. Besonder« fällt die Gestalt Lulbrr's hierd«, in« Gewicht und die durch ihn bewirkte Reformation. Sie sind die Grundlagen für die seit Iabr- Hunderten in Deutschland bestehenden Anschauungen, und diese sollen durch da« neue Volksschulgrsetz von ibrer Höh« herabgestürzt werden. krmiä'cn Bott« cm, ,i« ri« bestebe, und zeigen gerat« . ta>; ' ^ol-sche» Rin.ele» und v. Hueue darlleUe». d'-.Err S.'"ü te« Volkes gegen da« Volks,chulgcsetz »st eme .1^ willige und allgemein erkennbare, mviuier dem fteudlge Begrub».'S. wclcke d.e kath° ' ck-» W;H r d.m Gesetzentwurf enlgcge»dr»igeii. von ten ^e' « geordne.en, obwobl sie „.rgeubS zur 2rich-"u> ö ge - -n LÄ'in.L-'rrü zcuguiig. Sie ko,»men zu Kaibol>kcnvcrsam>»lu»gtii, weil c vom Geistlichen dazu ver.,»laßt werten, ter giob-re Tb>.>l der Tbeilnehmer hat für d>e eige.„>ich- B-deuU».g b. Versammlungen nicht daö g-r.nglte V«rs>änb" b. 'd"' )) . seine Anwesenheit und die Abstimmung «IS eine "ligiow Pflicht, und daraus erklärt sich allem die Macht der t.e»tn»»S- ^^^Die Haltung des CentruinS in der Budgetcommisston de» Reichstages dem Erlaß de- P„nzc>, Georg ü-ilfnüberi m dieser Beziehung sehr lehrreich. Der Antrag Buol-Richtc,. welcher die Umwandlung de« Militairstrasvcrsahrens »ach bayerische», Muster verlang.-, wurde von de,, t-m Ccn ru angeböreudem Mitgliedern der Comm.sstvn abgelebut. obwohl die bayerische» Parteigenossen neulich >m baycr>,chcn Abge- ordnctenkaiisc für die AuSdelmung deS bayerischen Militair- strafvcrsabreiis auf das Deutsche Reich warm cingctretei, si»d. Das kommt einfach daher, weit die Nationalliberalen und Freisinnigen im preußischen Abgeordnetenhaus« gegen den von der CcntrumSpartci gutgeheißenen preußischen VolkSschulgesetz- Enlwurf Front machen. -- Dir,r Partei hat gegenwärtig d.e Entscheidung über eine so durch und durch deustchc Angelcgenbeit, wir sie die Reform der preußischen Bolkssckule >m confessionellen Sinne ist. in der Hand, den» mit ibr sind die preußischen Conservativcn einverstanden, welche aus dem orthodoxen Standpunkte stehe». Da« protestantische Bewußtsein i», ganze» Deutschen Reiche erbebt sich gegen diese Vergewaltigung deS deutschen Geistes lcbcnö, von allen Seiten fließe» dir Knndgcbullgcn gegen den Zcdlitz'schen Gesetzentwurf, und daran sind auch die Conscrvalwei, bctbciligt, obwohl ihre Vertreter im preu ßischen Abgeordnetenhaus«: sich mit dem Centrum ver brüoert baben. Für die Rationalliberalen bildet die Volköschulfrage keine Machtsrage, wie der Abgeordnete Hobreckt richtig hervorgehoben hat, sondern für da- Centrui». Die confessionelle Volksschule, wie sie der Zedlitz'sche Entwurf ins Leben rufen will, kommt lediglich der Macht der katho lischen Kirche zu Gute. Aber unsere Zeit hat lein Ver ftändniß für solche Experimente, sie ist z» weit vorgeschritten, um die geistigen Errnngenschaslen de- Protcstanlisinu« a» die katholische Kirche auSzulieser», und wenn eine verblendete Mehrheit der Volksvertretung einen solche» Anschlag gegen Cullur und geistigen Fortschritt auSzufühccn bereit ist, so tritt ibr das deutsche Volk wariiend gegenüber. Das preußische Abgeordnetenhaus ist »ich! uiil der Aussicht ans eine solche Vorlage gewählt worden, und die Wahlen würden sicher ganz ander- ausgefallen sein, wenn dieser Fall vor gelegen batte. Die Socialdcmokratie ist eine unzweifelhafte Gefahr, aber durch solche Mittel, wie sie der Aedlitz'schc Entwurf dar- bietct, ist eine schwere Gefahr nickt zu bewältigen, die Bildung deS deutsche» Volles darf nicht in Fesseln geschlagen werden, um daraus die nöthige Widerstandskraft gegen Irr lehren zu schöpfen. Der Glaube ist eine große Macht auch in, Kampfe gegen die atbeistische Socialdemokratie, aber dieser Glaube muß das Ergcbniß persönlicher Ucberzeugnng, er muß Herzenssache sein, nicht systematisch eingelrichlert Werken, sonst kommen wir aus den vorrcsormatorischen Standpunct zurück. Tie geschichtliche Entwickelung verlangt aber, daß wir die Reformation hvchhaltcn. * Leipzig, 10. Februar. * In der bayerischen Abgeordnetenkammer legte der Fmanzmimster I»r. von Riedel gestern de» RacktragS- ctat vor. Rach demselben werden gefordert 2 390 909 zur Nenregiilirung der Gehälter der fest angcstellten Beamten und 469 990 ^ zur Ausbesserung der Sckuttehrergehällcr Auvcrdcm wurden Gesetzentwürfe betreffs Abänderung des Gebubrenwrsen« und Gewährung von Entschädigungen sür das », Folge de« Milzbrandes getödtctc Bich vorgclcgt. * Der Eommandant der Eavallerie-Tivision in IaroSlaw Feldmeisterlieutenan, Freiherr von Gagern. ist „ach einer Meldung aus Wien zum Generalinspector der Cavallerie ernannt worden. c- Ihrlche Ministerpräsident Szapary vor seinen Wählern in TcmcSvar hielt, wird in Pest grosse Be- dculung zuaeschrieben. Man betrachtet dieselbe vor Allem als formelle- Dement, gegen alle Gerückte, welche Szaparh als rea.erung«müd« d-rstellten. Szapary verkündete neuerdings tatz die liberale Parte, und die Regierung solidarisch seien Nicht aanz klar sind die Andeutungen über die Umgestaltnnk s"r den Herbst ,o A.iSstcht stellt. Augenscheinlich will die Regierung abwarten wie sich die Verhältnisse im neuen Reichstage gestalten ehe d!oke'n^'^"«^^kSk>" »greift. Oppositionelle Blätter drohen zwar offen mit Obstruktion und erklären dieser Re gierung werde d.e Linke keinButge, bewillige» -, die Regier,na!- kre.,e glauben ..doch die. als bloße Drohung beirackttn ,., sollen, da die Opposition sonst jede parlamentarische Regie rung unmöglich machen würde: Nach dem Kusa>ii,nen»ri», -wischen der Regierung und hervorragenderen Mitgliedern der Regierungsparlci stallsindcn, um den parlamentarischen Bor- gang fcstzustcUc». * In voriger Woche fand, wie a»S Brüssel geschrieben wird, im dortigen KönigSschlosse ein Diner statt, zu welchen, ämmtlicke Kamwcrmitglieder geladen waren. Rach der Tafel unterhielt sich der König eingehend iiiit zahlreichen Abgeordneten, insbesondere über da- von ihm selbst angeregte Königs-Referendum, da« er als eine echt demokratische Einrichlung bezeichncte, da eS nichts weniger al« „cäsarisch" Si, wie Tag« vorher der Abgeordnete Woeste gesagt batte, das Voll über hochwichtige Fragen zu Rathe zu ziehe». Der Abgeordnete Iaiison, der Urheber der Verfassungs- Revision, beklagte sich bei dem König darüber, daß die späte Einbringung der Regierungsvorlage die entscheidende Bcratbnng abermals hinauöschiebe. Der König unterhielt ich auch sehr eingehend mit dem Abgeordneten EoremanS, der die Aeiiternng des Artikels 23 der Verfassung anstrebt. Der Artikel lanier: „Der Gebrauch der in Belgien üblichen Sprachen ist frei; derselbe kann nur durch das (besetz geregelt werden und nur für die Handlungen der öffentlichen Be hörden und für die GcricklSgeschäsle." Run hätte», wie CorcnianS sehr zutreffend aussührlc, die Behörden, insbesondere die gcrichllichen.^sich eine Auslegung zurechtgelcgt, wonach der Gebrauch der Sprache» durch die Braunen im vlämischen Lande frei wäre. De», Vorsitzenden der Kammer, de LantS- heere, empfahl der König, sei» Möglichstes zu tbun, damit die Vorschläge der Negierung ohne Zeitverlust und im Ganzen ohne Voreingenommenheit geprüft würden. * Der serbische Ministerpräsident bat die sowohl von radikaler wie von liberaler Seile gestellten Anfragen wegen Ausweisung der Königin Natalie in der Skupschtina beantwortet. Der Anfang der Debatte, in welcher die härteste» Worte über daö KönigSpaar siele», gicbt ein Vorspiel Dessen, was noch zu erwarten ist. Um etwaigen Ausschreitungen vorzubengen, hatte die Regierung besondere Vorsichtsmaßregeln getroffen und auch aus dem Innern de« Lande« noch 159 Gciidarinen »ach Belgrad lezoge». Urber die Sitzung geht der „Voss. Ztg." folgender Bericht zu: Belgrad. 8. Februar. Gegen Mittag erhob sich EabinetSchcf Pasch Usch und gab eine genaue Darstellung bcr Berbälliiisse vor der Abdankung Milan'«. Er coiistaiirt, wie nach der Abdankung der Exkönig von gewissenlosen Eveculanteii gebraucht wurde, um tm Lande eine Revolution hervorzuruseii. Nachdem zur selben Zeit sich auch eine Schaar Unzufriedener um die Königin schaarte. ii,»»1e die Regierung trachten, diese» Zustand dauernd zu beseitige», welcher sür Serbien gesadrvoll geworden wäre und es cvinpronlittiri hätte. Durch die Entfernung des KünigspaareS sei diesen Spekulanlc» der Boden cittzogen worden »»ü wird die Regierung, so lange sie aus diese»» Platze sicht, keine Aenderung einirele» lasse». Nach Paschitsch »iminl der radikale Professor Ruschiisch in heftigster Weise gegen die Königin das Wort. Ruschitsch sagle: Wahrend König Milan die Radicalen hliischlachtcle und erbärmlicher Weise am Anblicke ihres verspritzten Blutes sich freute, hielt die Königin im Palaste Bälle und Bergnügungen ab. sLärm bei den Liberalen.) Sic dachie nicht lener, welche in de» Gesängniffen a» Ketten sür ihre Ueberzeugungen schmachtete». Für dieses Weib einzutrrten, glaube ich. ist kein Radikaler be- rusrn. sLärm bei den Liberalen. Beifall bei de» Radicalen.) Ich billige vollkommen die Entsernmig deS KönigspaareS, denn wäre die Regentschaft stärker als die heutige Bolksregicrung gewesen, so würde dem Exkönige im Vorjahre der Staatsstreich geglückt sein, der »»« mit Schmach bedeckt hätte. sBeisall der Radiealen.) Die Debatte wird morgen fortgesetzt. Bis jetzt steht kein Radikaler aus der Rednerliste sür die Königin. ^Der „Rowoje Wremja" zufolge wird die Anzahl der im Stillen Occan stationirlcn russischen Kriegsschiffe in diesem Jahre aus elf erhöht werken, wobei Torpedoleger und andere HilfSfahrzeuge nicht mit eingerechnet sind. * Wie man aus Warschau meldet, beginnt der Noth- stand, der bisher bloS die inneren Provinze» Rußlands beimsuchte, nunmehr sich allmälig auch im Königreich Polen fühlbar zu machen. Die daselbst ohnebi» beträchtliche Zabl arbciisloicr Individuen sei in Folge der lctztbi» in mehreren industt-icllenElablisscmtnlScingclrklencnGcschästSstockung.wclchc cme Verminderung der Arbeitskräfte »ach sich zog, sowie i» Folge der Heranziehung von Arbcilcrn aus dem llnncr» de« Laude« zu ärarischen Bauten im Steigen begriffen. In der jüligsten Zeit ist aus diese Weise eine größere Auzabl von Arbeitern au« Preußen und Oesterreich brvdloS geworden, auf welche Thalsache auch die Zunabme der Ausweisungen fremder Unterlhaneu zum Theil zurückzusübren ist. * Eassagnac entwickelt in einem Leitartikel, daß das französische Zollpcrsonal weder in seiner Zabl noch in seiner Beschassenkelt den Ansprüchen de« neuen Zolltarifs genügen könne, der sehr seine Unterscheidungen mache. Als im Jahre >869 dir Probibiiivzöllc abgesckassi wurden, verminderte man das Zollpcrsonat um mehr als sechs tausend Köpfe. * In der englischen Thronrede werden weiter als Vorlagen angekündigt: eine Bill, betreffend die Cmsübrung einer dem englischen System ähnlichen Localrcgierung in Irland, eine Bill, betreffend die Abänderung des beklebenden Abkommen- zwischen der Regierung »nd der Bank von Eng lands und eine Bill, betreffend die Reform deS Gesetzes über die Hastbarkeil der Arbeitgeber sür Verletzungen, welche die Arbeiter im Dienst erleiden. Im Eingang der Thronrede gicbt die Königin ihrem Schmerze über den Tod des Herzogs von Clarenee Ausdruck, in welchem ikr nur durch die rührende Theilnahmr der Bevölkerung des ganzen Reichs Linderung gewährt worden sei. * Noch vor der Eröffnung deS Parlaments, welche gestern stattfand, batten die englischen Liberalen den Sturm gegen die Regierung begonnen. Sir William Harcourt bielt in Southampton. Sir George Trevelyan in London selbst eine fulminante Rede. Beide sprachen voll der stolzesten Hoffnungen und verkündeten den nahenden Triumph der Liberalen. Der „Standard" begleitet beide Reken mit höchst skeptischen Bemerkungen. Gladstone selbst veröffentlicht in der »enen Wochenschrift „Wcelly Star" einen längeren Aus satz über die Arbeiterfrage. Er begrüßt in demselben das Erscheinen de- „Weckiv Star" und »lackt Vorschläge, wie die Lage der ländlichen Arbeiter, denen e» auf dem Festland« viel bester ginge, al» in England, dauernd zu verbestrrn 1«^