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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.10.1891
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1891-10-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18911008018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1891100801
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1891100801
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1891
-
Monat
1891-10
- Tag 1891-10-08
-
Monat
1891-10
-
Jahr
1891
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Nbomiementspreis in brr Haoptrxpeditton odrr drn im Stadt« brztrt und dr» Vororten errichteten Aus gabestellen abgeholt: vierteljährlich >14.50, bei zweimaliger täglicher Austeilung ins Haus .st 5.50. Durch die Post bezogen sür Deutschland und Oesterreich: vierteljährlich >l 6.—. Direkte tägliche «reuzbandjendung tu» Au-land: monatlich >1 9.—. Die Mvrgen-AuSzab« erscheint täglich 6 Uhr^ di» Abeud-Lu-gabe Wochentag» 5 Uhr. Ne-action »nd Ervedition: L-Hanne»«afle 8. Dl» Expedition ist ununterbrochen ge» »ffnet von früh 8 bi» Abend» ? Uhr. Filialen: vtt* Mr«m « Sortt«. (Msre» Hatz»), UntversitätSstraß« 1, Laut» Lösche. Kathartueustr. 14, part. und KSutgSplatz 7. Druck uud Verlag von E. Polz in Leipzig. Morgen-Ausgabe. KjWM TagMall Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. L JnsertionsPreiS Morgen-Ausgabe: die 6gespaltene Pekkl« eile 90^, Necl amen unter dein Redaktion»« nch j4 gespalten) 50^, vor den JamUrru« Nachrichten (6 gespalten) 40/L. Abend-Ausgabe: die 6gespaltene Petitzetla 40^, Reklamen unter den« R«daction»pri«V <4geipalten) I ^l, Famllieunachrichteu unt» Anzeigen verlorener Gegenständ« i6gespalten) LV^j. Größere Schriften laut unserem Preis- verzeichntß. Tabellarischer and Zisserusast nach höherem Tarif. Extra-Beilagen (gesalzt), nur mit des Morgen - Ausgabe, ohne PostbesörderuaA >t SL—, mit Postbesörderuug ^ 70.—. ÄAnahmrschluß für Ivserater Abeud-AuSgab«: Vormittag» 10 llhr. Morgeu-Au-gab«: Nachmittag» 4llhr. Sonn- und Festtag» früh 9 Uhr. Bei deu Filialen und Annahmestellen j« etnO halb« Stund« früher.^ Juserale sind stet» au dt« UxPedtti»» zu richte». Donnerstag den 8. October 1891. 85. Jahrgang. /o, 25«/«. 55°,'«. 100°«, 73°«. 78«/» 34°/» 35° Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung, die persönliche Aulage für die evangelisch-lutherischen Kirchen in Leipzig betreffend. Aus Grund von 8. 7 des Regulativ» über die Erhebung der Anlagen sür die evangelisch - lutherischen Kirchen in Leipzig vom 16. October 1890 wirb hierdurch bekannt gemacht, daß die zur Deckung der Fehlbeträge in den dicsiährigen Haushaltplänen der evaiwelisch-Iutherischen Kirchengemeinden in Leipzig auszubringendcn Persönlichen Anlage» von allen hier wohnenden und über 14 Jahre alten Mitgliedern der evangelisch-lulherischen Kirchengemeinden, soweit dieselben mit einem Einkommen von über 800 >t zur Staatsein- kommrnsteuer geschätzt sind, für den an den zweiten städtischen Einkommrnstrnrrtermtn sich anschließenden zweiten Termin der persönlichen Kirchenanlagen soigendergestalt erhoben werden: 1) im Verbände der cvangelisch^lutherischcn Kirchengemeinden mit 58°/i 2) iu der Kirchengemeinde Eutritzsch 3) » » » Gohli» » 4) » » . Reudnitz - 5) » « . Kleinzschocher « 6) » » - Connewitz « 7) » « . Lindenau - 8) « « » Plagwitz « 9) » » » Schönefeld (Leipziger Bu chest) mit 30°/» 10) » - - Thonberg » 50°/» 11) « « - Lößnig « 140°/» Tie in den Stadtbezirken Plagwiy und Anger-Crottendorf bei Einhebung des ersten Termins zu viel erhobene Anlage wird bei Bezahlung des zweiten Termin» angerechnet, beziehungsweise rück- erstattet werden. Die Umlegung der Anlage erfolgt nach 8- 6 des oben bezeich- neten Regulativs mit denselben Beträgen, welche für die betreffenden Personen bet ihrer Veranlagung zu der Staalseinkommensteuer in dem durch die Gesetze vorgeschriebenen Verfahren festgesetzt werden und wird erhoben nach den in 8. 18 des Gemeindesteuer- Regulativs enthaltenen Steuersätzen. Die Bestragspslichtigen werden deshalb hierdurch aufgcsordert, ihre Beträge binnen 3 Wochen, von dem Fälligkeitstage ab gerechnet, an die untengenannten Zahlstellen unseres Stadtsteueramtes zu be zahlen, da »ach Ablauf dieser Frist gegen die Säumigen mit dem BeitreibunaSverfahren vorgegangen werden muß. Diese Bekanntmachung gilt als vorschriftsmäßige Be nachrichtigung der Beitragspflichtigen. Etwaige Reklamationen sind binnen !t Wochen, von dem erst maligen Abdrucke dieser Bekanntmachung an gerechnet, bei dem Steneramte, Stadthaus, 2. Obergeschoß, anzubringeu. Insoweit Reklamationen sich gegen die Höhe der der Ver anlagung zu Grunde liegenden staatlichen Einschätzung richten^ sind diejelbcn als unzulässig zurückzuweisen; doch sollen die aus Reklamationen gegen die Staats- und beziehentlich städtische Ein- kommensteucr ergangenen Entscheidungen ohne Weiteres auch für die Heranziehung zu dieser evangelisch-lutherischen Kirchenanlage Giltigkeit haben. Tie Zahlstellen sind: sür Alt-Leipzig im Stadthause, Obstmarkt Nr. 3, Erdgeschoß, für die Staduheile Reudnitz, Anger-Erottenvors, Thonberg nnv Neureudnitz im Nathhause zu Leipzig-Neubnitz, sür die Etadtlheile Neustadt, Neuschöncsrld, Bolkmarsdors und Sellerhausen im Nathhause zu Leipzig-BolkmarSdors, sür Leipzig-Eutritzsch im dortigen Nathhause, für Leipzig-tziohtis im früheren Gemriiidcamte daselbst, für die Siadtlheste Plagwttz, Lindenau, Schleutzig und Klein zschocher im ehemaligen Nathhause zu Leipzig - Plag- wttz und für die Stadttheile Connewitz und Lößnig in, früheren Ge meindeamt« zu Leipzig-Connewitz. Leipzig, am 6. October 1891. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Tröndltu. Koch. Versteigerung. Freitag, den 16. Oktober, Vormittag» 11 Uhr sollen im Hose des diesigen PoslhalterrigrundstückcS, HoSpitalstraße Nr. 4, 6, 8, ein zweispänniger und neun einspännige ausgemusterte Postwagen unter den unmittelbar vor dem Ausgebot bekannt zu machenden Bedingungen gegen sofortige Bezahlung öffentlich versteigert werden. Leipzig, 6. Oktober 1891. KaiserlichrS Postamt 16. Oehme. Erneuert wird hiermit der unter dem 16. Juli 1891 hinter dem Wagenbauer Gustav Nööler aus Leipzig erlassene Steckbrief. Leipzig, am 5. October 1891. Der Untersuchungsrichter bei dem Königliche» Landgericht. Burkhardt. Bekanntmachung. Bon Mitttvach, den 7. diese» Monats, ab wird dir Nohftratze wegen Umänderung der Wafferleitunasanlaqen ans die Dauer dieser Arbeiten für den »urchgrhendrn Fährverkehr gesperrt. Leipzig, deu 6. October 1891. Der Nath der Stadt Leipzig. IX. 11709. vr. Tründltn. Leistner. Bekanntmachung. Wegen Einlegung von Wafferleitungsrühren wird die Theresirnstratze im Stadtbezirk L.-Eutritzsch ans die Dauer dieser Arbeiten sür allen Fährverkehr gesperrt. Leipzig, am 7. October 1891. Der Nath der Stadt Leipzig. IX. 11749. vr. Tröndltu. Leistner. -Frankreich und Italien. Frankreich und Italien haben seit einiger Zeit die Nöllen siewechselt. Früher war eS Frankreich, welches Italien bei jeder Gelegenheit reizte und herauöforderte, italienische Arbeiter wurden gemißhanbelt und auS Frankreich auS- gewicsen oder von der Arbeit ausgeschlossen, die italienische Grenze wurde von französischen Truppen verletzt, und kaum eine Entschuldigung deswegen für nötyig gehalten. Frankreich versuchte eS, Italien über dessen auswärtige Politik Vor schriften zu machen und sich sogar durch abfällige Kritik der RcgicrungSweise Crispi'S in die innere Politik Italiens ein- zumischcn. Endlich wurde Italien durch auffallende Rücksicht Frankreichs für die päpstlichen Interessen gereizt und beleidigt. DaS bat jetzt ausgehört, die Franzosen schmeicheln den Italienern, wie die Borgänge bei Enthüllung des Garibaldi- Denkmals in Nizza beweise», und sie nehmen die Ausbrüche des italienischen Nationalgefühls aus Anlaß der Beschimpfung des Andenkens Bictor EmanuclS durch die französischen Pilger ruhig und gelassen als etwas Natürliches und Selbstverständ liches bin. Eine Bemerkung deS „Gaulois" bringt einige- Zicht über die Ursachen dieser Veränderung, aber keine hin reichende Erklärung. Der „Gaulois" sagt: „Wenn man di« Freundschaft deS Zaren besitzt, so hat man nicht das Recht, herausfordernd »u sein, aber man braucht deshalb seine Landsleute, selbst wenn eS Katholiken sind, doch nicht ins Wasser zu werfen. Da wir vor Allem Freunde des Friedens ind, so wollen wir nicht dazu beitragen, die Gegensätze zu verschärfen, aber wir finden eS nicht in der Ordnung, daß man auf die Franzosen losschlägt, nur um den Italienern Bergungen zu machen. Die republikanischen Minister sollten diesen Sport dem römischen Pöbel überlaffen." Diejenigen scheinen also nicht zu irren, welche annehmen, daß Frankreich durch seine Annäherung an Rußland auf eine elbslständige auswärtige Politik Verzicht geleistet hat, daß eS zenöthigt ist, so lange Frieden zu halten, bis Rußland mit einen Rüstungen fertig ist. DaS ist für Frankreich eine neue und schwierige Aufgabe, welche seiner Natur und seinem Temperament nicht entspricht, Italien aber von seiner biS- berigen oft sehr weit gehenden Nachgiebigkeit gegen franzö- iscke Anmaßungen befreit. Italien befand sich lange Zeit in der Lage eines Nachbarn, welcher sich die Ungehörigkciten Frank reichs nur um des lieben Frieden- willen gefallen ließ, welcher sieichsam dafür Strase zahlte, daß er sich zum Dreibund »ekanntc. Frankreich gefiel sich in der Rolle de- stärkeren StammcSgenoffen, welcher sich die Aufgabe gestellt hatte, den chwächeren seinen Interessen dienstbar zu machen und ihn n diesem Zweck vom Dreibund loSlosen wollte. Diese- Streben trat besonder- klar hervor, als CriSpi ne! und Rudini zum Nachfolger erhielt. Rudini beeilte sich, "rankreich gegenüber die freundschaftlichen Gesinnungen Italiens hervorruheben, und Frankreich zog daraus den falschen Schluß, daß Italien geneigt sei, dem Dreibund Balet zu agen. DaS war keineswegs die Absicht Rudini'S, viel mehr wurde bald nach dem Antritt de- neuen Leiters der italienischen Politik der Dreibund auf eine Reihe von Jahren erneuert und Frankreich mußte erkennen, daß eS seine Hoffnungen viel zu hoch gespannt hatte. Italien trat auch offen mit dem Streben vcrvor, für seine Mittelmeer Interessen England als Bundesgenossen zu gewinnen, und die Feste in Venedig und der Besuch des Kronprinzen von Italien in London haben dieser Interessengemeinschaft Aus druck verliehen. Italien bekundete dadurch seinen Entschluß, mit Frankreich in Frieden und Freundschaft zu leben, aber etwaige Gewaltstreiche seine- Nachbarn rechtzeitig Bekanntmachung. Unter Hinweis aus frühere Bekanntmachungen machen wir bei Beginn der Winterzeit daraus aufmerksam, daß wir Koksöfen tn verschiedenen Größen beschafft haben und tn der Ausstellung der städtischen Ga»anstalten, am RIcoiatkirchhos, käuflich odrr mleth- weis« abgeben. Der Einzel-Kaufprei» dieser Oesen mit vollständigem Zubehör uud einschließlich der Ausstellung stellt sich je nach der Größe au 60 bi» 300 An Mieth« werden jährlich 8 ^l 40 ^ bi» 48 »l berechnet. Den Abnehmern bleibt freigestellt, die Oesen zunächst ans ein Jahr in Mielhe zu nehmen: bet demnächitigem Sause wird di« Hälfte de» gezahlten Mlelhzinse» in Anrechnung gebracht. Besichtigung und jede weitere Auskunft in der bezeichnet«» Aus stellung während der Geschäftszeit 8—12 Uhr Vormittag» und 2—6 Uhr Nachmittag». Leipzig, de» 1. October l89l. DeS Nath» der Stadt Leipzig Dep>«ta»töa »« den Gas-Anftalten. Bekanntmachung. Wegen Reinigung der Geschäftsräume können in unserem Melde amte, Abtheilung I, Buchstabe dl—2 (für bleibend« Einwohner) und Abtheiluna II und III (für Fremd« und Dienstboten), Wächter straße 5, U. Etage, am 9. u»d 10. diese» Monat» nur dringliche Geschäft« erlchigt werden. pewzig, am 7. October 1891. Da« Paftaetanrl der Stadt Leipzig, v. L. MöK. Vretschaeider. H. gen Deckung zu finden. Diese Politik Italien- ist natürlich nicht nach dem Geschmack Frankreich-, aber diese Macht hat vor läufig kein Mittel in Händen, um Italien seinen Wünschen gefügig zu machen. Die Errichtung de- Denkmal» für Garibaldi in Nizza ist in Italien nicht populär, eS werden dadurch nationale Empfindungen angeregt, welche nicht vereinigend für die beiden Nationen, sondern nur trennend wirken können. Nizza ist eine italienische Stadt und zwar in ganz anderem Sinne als Triest, die französische Verwaltung in Nizza ist reine Form, die Zusammengehörigkeit mit Frankreich rein äußerlich, die Behörden sind französisch, aber die Be völkerung ist italienisch der Abstammung, der Sprache »nd der Gesinnung nach Der Preis für die Hilfe Frank reichs gegen Oesterreich im Jahre 1859 ist den Italienern stets zu hoch erschienen, die Lombardei ist ja mit Hilfe der Franzosen gewonnen worden, aber Savoyen und Nizza, die Wiege deS italienischen Königshauses, und «ine italienische Provinz Waren das Entgelt. DaS haben die Italiener nickt vergessen, wenn sie auch davon öffentlich nicht so viel Aufheben« machen, wie die Irredentisten von Trient und Triest. Für ein Garibaldi-Denkmal in Frankreich war Nizza vielleicht der ungeeignetste Ort, der Schauplatz der Kämpfe, welche Garibaldi leitete, mußte für da« Denk mal gewählt werden und dazu empfiehlt sich in erster Linie Besantzon. Ein Garibaldi-Denkmal in Nizza ist ein Hob» auf die italienische Einheit und zugleich eine stete Erinnerung an den französischen Eigennutz, ja eS ist noch mehr, eS ist eine Mahnung an Italien, me zu vergessen, um welchen Preis die Franzosen der italienischen Einheit Vorschub leisteten. ES ist nicht wahr, daß dir beiden stammverwandten Nationen, Franzosen und Italiener, demselben großen Ziele »»streben, wir der französische Abgeordnete Rane in Nizza bebauptrl hat» dir Ziel« beider Länder sind sogar vollständig eut- zcgengesctzt. Frankreich strebt die Herrschaft über die länder an, in welchen Romanen wohnen, eS betrachtet ich als da« berufene Oberhaupt von Italic» und Spanien, daß diese beiden Länder eine besondere, von Frankreich unabhängige Politik verfolgen können, ist ihm niemals denkbar erschienen. Die Geschichte der letzten 25 Jahre hat aber gelehrt, daß die Syuipathien Italien« und Spaniens für Frankreich nur dem Namen nach bestehen, und daß beide Staaten darauf bedacht sind, sich gegen die französische Herrschaft zu schützen. Frankreich hat sich ent schließen muffen, mit Rußland Anknüpfung zu suchen, um wenigstens ein materielles Gegengewicht gegen den Dreibund zu schaffen. Frankreich verfolgt heute eine Politik, die zunächst nur auf Hoffnungen beruht, für welche aber das praktische Er- ckniß noch gefunden werden soll. Rußland nennt diese . olitik die Wiederherstellung de« europäischen Gleichgewichts, und der dculschc Reichskanzler hat sich mit dem französischen Minister des Auswärtigen entschlossen, diese Erklärung als richtig anzuliehinen. Wenn dieses Aushängeschild dem wahren Sackverhalt entspricht, dann läßt sich nicht« dagegen einwenden, denn wir können ja nicht- Bessere« wünschen, als daß alle untergeordneten Streitigkeiten unter dem Druck einer großen fricdenstiftenden internationalen Vereinigung ausgeglichen werden. Aber wir können das Bedenken nicht unterdrücken, daß die gegenwärtige Haltung Frankreichs gegen Italien nicht einem tief gefühlten FriedenSbedürfniß entspricht, sondern daß sie nur den Wunsch ausdrückt, die unbedeuten deren Angelegenheiten mit den Hauptsachen an einem Termin zu regeln. Wenn Frankreich Selbstverleugnung und Zurück haltung übt, so geschieht da« nicht, weil eS aus die Erreichung lange verfolgter Zwecke verzichtet, sondern weil eS den Tag für die Rcgulirung »och nicht gekommen erachtet. Frankreich hält mit Italien nicht sowohl Freundschaft, als eS glaubt, da- Spiel von Katze und Maus mit seinem Nachbarn auS- führen zu können. * Leipzig, 8. October. * Die Beisetzung de« verstorbruea König« Karl von Württemberg erfolgt am Freitag. Am Donner»tag wird die Leiche dre, Stunden lang im Marmorsaal de« Resideiizschlosscs ausgestellt. Am Freitag um 10 Uhr findet ein Trauergoltesdienst im Marmvrsaale statt. Alsdann degiebt sich der Leichcnconduct vom Residenzschlosse zur Schloß- capelle, woselbst um IN/, Uhr abermals Gottesdienst ab gehalten wird. Hierauf erfolgt die Einsenkung deS SargeS ,n die Gruft. — Der „Staatsanzeiger für Württem berg" veröffentlicht folgende- Telegramm des Kaisers an den König Wilbelm: „Tiefergriffen durch die Todesnachricht, beeile ich mich. Dir, Deiner Gemahlin und Deinem gcsammten Volkcmeine aufrichligeTheilnahme auszudrücken. EinerderMit- stifter de« Deutschen Reichs und Mitgenosse meine« tbeuren Großvater« ist dahin. Ich komme persönlich, meinen Anthcil an der Trauer Württembergs zu bethätigen. Mögest Du in Deinem neuen Amt mit Gotte« Beistand für Dein Volk und unser Deutsche- Vaterland rin Segen sein. Meiner wärmsten Freundschaft und innigsten Zuneigung bist Du allezeit sicher. Wilhelm." — Die Antwort de« Königs lautet: „Die Worte, welche Du an mich gerichtet hast, haben meinem schwergebeugten Herzen unendlich wohlgethan. Ich bin mir der großen Verantwortung, welche Gott mir auferlegt hat, bewußt, und hoffe mein Amt mit seiner Hilfe zum Wohle des gemeinsamen deutschen Vater landes, wie meines Lande« auszufüllen. Ich fühle mich gestärkt durch die wohlwollenden Gesinnungen, welche du mir wie immer so auch jetzt kundgiebst. AuS tiefster Ueber- zeugung stehe ich wie seit Jahren als Glied der preußischen Armer zu Dir, jetzt als deutscher Regent fest uud treu zu Kaiser und Reich. Wilhelm". * Der „RcichSanzriger" publicirt die Ansage einer vierwöchigen Hoftrauer für den verstorbenen König von Württemberg. — Der „ReichSanreiger" enthält einen weiteren Nachruf, worin eS heißt: Mit dem württembergischen KLnigShause und Lande vereinigen sich in aufrichtiger Trauer und Theilnahme Sr. Majestät der Kaiser und König und da- ganze deutsche Vaterland an der Bahre des Dahingcschiedenen, der durch den Tod von jahrelangen, aber mit Ergebung getragenen Leiden erlöst ist. Der „ReichSanzeigrr" erinnert an die Stuttgarter Kaiserrede vom 25. Juni 1889 und schließt: „An dem Leid des württembergischen Lande« nimmt der Kaiser und die deutschen Fürsten uud Stämme in auf richtiger Trauer in, Herzen theil, aber auch mit dem auf richtigen Wunsche, Gott möge auch ferner da- Königshaus in Schutz nehmen, daß es aus der gemeinsamen Trauer der deutschen Fürsten und Stämme da« Gefühl der Solidarität und neue Kraft und Stärkung gewinne und daß Württem berg wie an seinem König Wilhelm II. und an seinem Hause so auch an Kaiser und Reich in den Tagen so der Freude wie de« Leide« fest, furchtlos und treu bi» in die fernsten Jahrhunderte hangen möge." * Lieutenant Graf v. Götzen, von dem wir im gestrigen Abendblatte eine Schilderung seiner Reise brachten, ist mit seinem Begleiter I)r. Erhardt mit dem Dampfer „Reichstag von seiner Expedition in Ostafrika zurückgekehrt. Graf v. Götzen hat zunächst den Lauf de« Umbafluffe» an der deutsch-englischen Grenze genauer festgrstellt und hat dann, hauptsächlich zu Iagdzwecken, die Reise bi« zum Kilimandscharo und nach Aruscha fortgesetzt. Der Rückweg wurde auf dem Karawanenweg am Pangani entlang genommen. Bon den Massai« wurde nicht- bemerkt. Die letzte Wiffmann'sche Expedition hat dort guten Erfolg gehabt. Graf v. Götzen ist am Kilimandscharo mit Vr. Peters und Ehe' Johanne« zusammengetroffen und weiß von keiner lei neueren Kämpfen mit dem genannten volksstamm. * Da» mit dem Schutze der deutschen Nordsee fischerei beauftragte Panzerfahrzeug „Bremse" ist von Wilhelmshaven zu einer längeren Kreuztour in See gegangen und wird sich vorwiegend in der Nabe der deutschen Heringsfischer aufhalten, die jetzt mit dem Herbstfang beginnen. Im vorigen Jahre wurden, wie noch bekannt sein wird, im Spätherbst, nachdem da» al» Polizrischiff ver wendete deutsche Kriegsschiff bereit« außer Dienst gestellt worden war, zwei au» Emden stammend« Heringtloggrr durch englische Trawlnetzfischer ihres gesammten Fanges beraubt. Einer Wiederholung solcher Vorkommnisse soll jetzt durch längeres Indiciisthalteii deS PolizeischisseS vorgebeugt werden. Panzerfahrzeug „Bremse" wird für die nächste Zeit nicht nach Wilhelmshaven, sondern nach Harwich iir England zurückkehrcn, um etwa erforderlich werdende Er gänzungen an Kohle» und Proviant dort vorzunehmen. * Die Hamburger Behörden haben bekanntlich Ver sammlungen der Antisemiten auf Hamburaischcin Gebiet untersagt, und Zwar auf Grund deS dortigen VereinSgcsctzcS von 1851, da« Versammlungen verbietet, die „Haß unv Miß trauen in der Bevölkerung zu erregen geeignet sind". Die Antisemiten wollen gegen diese- Verbot eine Beschwerde de» dem Reichstage einreichen. * Pastor Lubrecht-Garmissen hat sich, wie die ,,H. A. Z. und A." mittbeilen, auf das Drängen seiner Parteifreunde hin entschlossen, den Kreis Hildesheim-Peine im preußischen Abgeordnetenhause noch fernerhin zu ver treten. Unter diesen Umständen bleibt dem Wahlkreise die Aufregung einer gleichzeitigen doppelten Wabl erspart. Bekanntlich steht im lO. Hannoverschen ReichstagSwadlkreise in Folge de- TodeS deS bisherigen Vertreters Freiherrn von Hake die Vornahme einer Neuwahl bevor, wozu die Vorbereitungen bereit« getroffen werden. >» * * * Die Jungczechen beeilen sich, von ihrem Standpunkte die politische Bilanz der Kaiscrreise nach Böhmen zu ziehen. Neuerdings beschäftigen sich die „Narodni Listy" mit den Ergebnissen der Kaiserreise und schreiben bierüber: „Naturgemäß entstebt heute die Frage: Wie stehen beute nach der Abreise des Kaisers die Dinge in Böhmen? Geschah ein Schritt zur Herstellung des Friedens im Lande? Wurde in den letzten Tagen auch nur der geringste Theil jenes alten, tief und weithin reichenden nationalen Streite« beseitigt?" DaS Organ deS Iungczechcn-Elubs antwortet aus alle diese Fragen mit einem einfachen Nein. Alles sei zwischen den Deutschen und Czechen im Lande beim Allen ge blieben. In der That werde von der Aussöhnung zwischen Deutschen und Czechen viel mehr gesprochen als dafür gethan. Der Fried« könne nur geschaffen werden durch die vollstäuvig» Restitution der nationalen und staatlichen Rechte de» czechi- chen Volkes in Böhmen, Mähren und Schlesien. Diese Restitution werde auch alle jene Elemente verschwinden machen, welche nach Berlin gravitiren, und allen germani- iatorischen Gelüsten ein Ende bereiten. Die Iungczechen ziehen sich also vollständig auf jene« böhmische Staatsrecht zurück, dessen Existenz erst in der jüngsten Zeit mehrere ibrcr eigenen Führer geleugnet haben, »nd sie verhalten ich gegenüber jedem Versuche, auf Grund des Aus gleiches eine Verständigung zwischen beiden Nationalitäten herbeizuführen, vollständig ablehnend. Es ist vielleicht kein Zufall, wenn das „Vaterland" gerade jetzt den Iungczechen, Namen« des historischen Adels eine förmliche Absage sendet, in welcher gesagt wird, der historische Adel habe gelegentlich der Delegation-Wahlen mit den Iungczechen Erfahrungen zemacht, die zur Fortsetzung de« Versuches einer Ver- tändigung nicht animiren. An den Iungczechen wäre es, die ersten Schritte zu einer Verständigung, wenn eine solche überhaupt möglich sei, zu unternehmen. Nach dem, was in diesem Sommer gesprochen wurde, sei hierzu freilich wenig. Aussicht vorhanden. * Da« Hinscheiden Smith'S wird voraussichtlich Verschie bungen im englischen Cabinet verursachen. Balsour wird wahrscheinlich Smith'« Posten als erster Lord des Schatze« übernehmen, mit dem die ministerielle Führerschaft de« Hauses der Gemeinen verbunden ist. Smith'« Tod macht die Wahl eines neuen UnterhauSmitglieveS für den Londoner Wahlbezirk Strand erforderlich. Der Verstorbene, am 24. Juni 1825 zu London geboren, war der Solm eine« Buchhändler«, in dessen Geschäft er eintrat. Erst mit 43 Jahren trat er in die parlamentarische Laufbahn ein und zwar alsbald mit einem großen Erfolg, indem er Stuart Mill auS der Vertretung WestminsterS verdrängte und diesen Sitz sür die conservatwc Partei errang. Schon unter DiSraeli von 1874 an Mitglied de« CabinetS als Secrctair de« Schatzamts und später al« erster Lord der Admiralität, übernahm er 1885 im SaliSbury'schen Cabinet zunächst das Kriegsministerium, um Ende 1888 auf den Eingangs er wähnten Posten überzuaehen und zugleich di« Füyruug der conservativen Partei im Unterhause zu übernehmen. * Der russische Minister de« Auswärtigen, von Gierö, ist gestern früh nach Mailand abgereist und begiebt sich von dort nach Pallanza. * Die telegraphisch erwähnten Bestimmungen, wie sie in Bezug auf Finnland soeben erlassen worden sind, be weisen unwiderleglich, daß Alle«, was in letzter Zeit über angebliche Stockung der RussificirungS-Bestrebungen geredet worden ist, leere Erfindung war. DaS Bezeichnendste ist dabei die Betonung der russischen Sprache auf allen Ge bieten deS amtlichen Verkehr-. Hierin liegt der Kernpunct des Systems, da« in Rußland ebenso am Arußercn haftet, wie z. B. in Ungarn, und zwar au« demselben Grunde, weil e« sich seiner LeistungSunfähigkeit im innerlichen Sinne bewußt ist. In Finnland wird dieser Druck um so schwerer empfunden werden, als da« Russische dort bis jetzt so gut wie gar keinen Eingang gesunden hat. Bei der bloS formalen Zugehörigkeit de« Großsürstenthum» zum Reiche konnten drn Finnländern nur private Gründe da« Erlernen der ReichSsprachc wünschenS- wertb machen; zum Fortkommen im Lande selbst bedurften sie eS nicht. Wenn jetzt nun ganz plötzlich von den höheren Beamten Kenntniß deS Russischen verlangt wird, so ist das der Wirkung nach mit dem Eindringen von Russen in die Verwaltung gleichbedeutend, und darauf ist «S obnr Zweifel abgesehen. Damit muß sich der Charakter dieser Verwaltung aber sogleich ändern. An Stelle de« Rechtsbegriffe- tritt die Willkür, asiatische« Wesen drängt sich vergiftend ein. * Der „Standard" erhält auS Odessa die Nachricht, daß in der Umgebung von Baku Tausende von Bauern Hunger« sterbe». Achnlichr Bericht» liegen au« audercn Districtrn vor. * Wie bereit« auf telegraphischem Wege berichtet wurde, hat der Iustizminffler T,,tschrw sein« Entlassung ge geben und auch erhalte». Der Minister de« Aeoßrra, Her«
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