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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.06.1892
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-06-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18920609017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892060901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892060901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1892
-
Monat
1892-06
- Tag 1892-06-09
-
Monat
1892-06
-
Jahr
1892
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Eü^ikRRkinLUlsZikLls tn dir tzuuPtrzveditto» od« de» i» Sted^ bezirk u»d de» Vororte» errichtete» Aus gabestellen abgeholt: vierteljährlich ^4.5<1 bei zwrimaliger täglicher ZrsteNuug i»< Haus >l dchO. Durch die Post bezogen sg, Deatschland »»d Oesterreich: viertellährlich 6 — Direet» täglich» Kreuzbaadseuduug i»1 Ausland: «vuatUch -<s . Dir Morgen.Au«gabe erscheiut täglich'/,? Uhr, dt« Abru^An-gab« Woche»tag« 5 Uhr. LeLulioa »»> Lr-Eo»: 8»tz«»»es,«G, 8. Di« Expeditto» ist Woche» tag« „„trrbroche» ^stzuet früh 8 bi« «be»d« ?UHL Vit» «e»»'s Tortt«. (Alf«» -otz»T U»idersitLt«ftrah» 1« Leui» Lösche. kathariueustr. ich p«1. «d Ksutgspletz 7. Morgen-AnsgaVe. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «ud Geschöstsverkehr. Jttst-rtiortShM« Die 6 gespaltene Petitzeile SO Pfg. Reclamea »nter dem Rebaettoasstrich (4g»> spaiteu) 50 C. sor den FamiUeanachrichteit (bgejpaltni) 40 ^ , Gröbere Schriften laut »»Irrem Preis, vrrzeichuib- Tabellarischer »ad giffrrusatz »ach höhere« Tarif. Extra - veil»,e» lgefalzt), ,»r mit »er Marge».«»«gäbe, ohne Postbesördrrung Sü.—. »lt Popbesörderuug 70.—. IiannhMschlnß fir Zkserite: Abeud-Ausgab«: vormittags 10 Uhr. Marge »«Ausgabe: Nachmittags «Uhr. Sonn- und Festtags früh 9 Uhr. Bei de» Filiale» und Annahmestelle» je estm halb« Stund« früher. -»serate st»d stets an dt» EtDedttta» g» rich tm. l» .».» Druck und Verlag »a» E. Pol» t» Leipzig ^-2Sl. Donnerstag dm 9. Juni 1892. 86. Jahrgang Amtliche Bekanntmachungen. Oeffcntliche Sitzung der Handelskammer Freitag, den 10. Juni 1802. Rachmtttas» L'/, Uhr, in deren LitzungSsaale, Reue Börse, Tr. T. I. Tagesordnung? 1. Registrande. 2. Bericht des BerfassungS- und Wahl-AuSschusseS über die Ein- ladung zum Internationalen tzongretz für Aall-Politit und rlrdeit-gesetzgrbuna zu Antwerpen 8. Bericht de« Finanz-AusschusseS, Möbtliar-AiischafiilNg betr. 4. Berichte de« Jahresberichts- und HandelSgelchgebungs-AuS. fchusses über a) den Entwurf für den 1. Theil und für die Einleitung zum H. Theil des Jahresberichts für 1891, d) einen HanVelSgrbrauch tu» Buchhandel: c) liauSelS- gebrSnchliche Auslegung einer Vertrags-Elan,rl. 5. Berichte de« Bank-, Münz, und Börsen.Ausschusses über a) die Eingabe der Herren D. Mugdan in Breslau, die Mikstände im Handel mit Weizen an der Berliner Börse betr.; d) den Antrag der Firma M. H. Loren» L Es., die Notirung des Londoner Wechselkurse- nach Halden Pfennigen betr.; c) den Entwurf der Satzungen für die Mäkler-Peiistonv-Eassr. 6. BerichtedesBerkthrS.Au«schusseSübtru)dieEa»al-A»grlrgen- heit: d) die Borlage der königlichen General-Tirection der sächsischen Staatseitenbahnen, die Ausnahme-Tarif« für Sprit und SptrituS bete. 7. Bericht des Zoll- und Steuer-Autschusses über ein Gesuch um Erhöhung des Zoll» auf Celluloid. 8. Bericht über das (yesuch der Firma Theodor Schwennicke Rachf. u Gen., Arnderung de». Ergänzung der Markt- Haüen-Lrduung betr. Wegen Reinigung der Räume des Leihhauses und der Spar- casse sind diese am Donnerstag, den st. Junt 1802, für den Geschäftsverkehr geschlossen. Leipzig, den l. Juni 1892. Tr» Rath» Deputation für Leihhaus und Sparkasse. Die auf das Winterhalbjahr 1892 93 für da» König!. Amts- gericht hier zu liefernden ra. 4500 Ctr. gute schlacke«,reie Pechstiickkokle, ra. 1000 Ctr. »ühmischr Braunkohle, beste Qualität, ea. 8000 Kg. Petrolrnm sind unter den bei der Unterzeichneten Lafsenstclle rizusehrnden Be- dingungen zu vergeben. Angebote sind bi« zum 20. Juni d. I. schriftlich anher »in zureichen. Auswahl unter den Osserien bleibt Vorbehalten. Leipzig, den 8. Juni 1892. Hanpisportelcassenvrrwaltiing des König!. Amtsgerichts daselbst. Zimmer 100. Lekanrttmachung. Die Leuchtkraft des städtischen Leuchtgases betrug in der Zeit vom 39. Mai bis 5. Juni d. I. im Argandbrrniier bei 150 Litern stündlichem Consum da» 19,1sache der Leuchtkraft der deutschen Normalkerze vo» SO Millimeter Flammenhöhr. DaS specisische Gewicht stellt sich im Mittel auf 0,449. Leipzig, am 7. Juni 1892. De» Rath» Deputats«» »« den «asanstalten. Zum Fest in Nancy. Lekanntmachung. Mit Zustimmung der Herren Stadtverordneten 1' v Ü234 schlossen, nach Maßgabe d«S Plane« haben wir be- die Fluchtlinien L. X- 5775 süe diejenigen Straßen und Plätze im Stadttheile Leipzig. Sellen Hausen festzustellen, welche zwischen der Wurzrner und Garteustraß« und den Flurgrevzen mtt Lrottendors und Stünz liege», sowie sür diejenigen Straßen und Plätze im Siaditheile Leipzig-Änger^Lrotten dors, welche aus dem Theile der Flur Eroltendorf, zwischen der verlängerten Gartenstraße in Leipzig-A »ger-Ervlieiidors, der König!, sächs. Verbindungsbahn, der Flurgrenze mtt Sellerhausen und der Eilenburger Eisenbahn liegen. Ferner haben wir mit Zustimmung der Herren Stadtverordneten beschlossen, den seiner Zeit auSgelegten Bebauungsplan über Leipzig. P. V. 3460 Anger-Erotteudorf, 'xz ^ 4848^' durch die Bekanntmachung vom 4. December 1889 Ib 5822 Giltigkeit erlangt hat, dahin ab- zuändern, daß die Straße, welch« die Parcelle Nr. Lü des Flur, buch» sür Anger und die Parceüen 7, 75, 85 bis mit 93, 101 di« mit 105, 117,118,119 des Flurbuch- für Crottendorf durchschneidet, bez. berührt, statt wie früher 20 w, nun 23 w Breite erholtea soll, D. V. 5234 wie die» auf Plan ^ 5775 welchem diese Straße die Bezeichnung L erhalten hat) dargestellt ist. Buch ist darin «ine Abänderung getroffen, daß die Parcellen 103 > bi» mtt 107, 116 b!» mtt 119 de» Flurbuch» für Crottendorf treffend, die Anlage «ine» freien Platze- beschlossen worden ist. Dieser Bebauungsplan liegt in unterer Tiefbauverwaltung iRalh- hau», Zimmer Nr. 23, H. Stock) vier Woche», vom Ablaufe de« TageS nach der Ausgabe der diese Bekanntmachung enthaltenden s Amtsblätter an gerechnet, zu Jedermann» Einsicht aus. Widersprüche gegen den Plan sind innerhalb dieser Frist bei s deren Verlust schriftlich bei ua< auzubringen. Leipzig, den S. Juni 1898. Der Rath her Stadt Leipzig. Io 2841. vr. Georgt. llr. Redlich. Lekauntmachurig. Nachdem der Herr Beztrttthlerarzt di« Maul- und Klauen seuche tu dm Stallungeo de» Gutsbesitzer» O«kar Grise uad de« ia Gutsbesitzer» Heinrich Hermann Hah« Leipzig-Eutritzsch sür erloschen erklärt bat, jo werden die in dieser Beziehung von un« durch Bekanntmachungen vom 7. und IS. vorigen Monat» an- geordneten Maßregeln wieder aufgehoben. Leipzig, dm 7. Juni 1W2. Der Rath »m Stadt Letpitg. VIII. 2567. vr. Georgt. Dietrich. Lekanntmachung. Wegen vorzunehmender Wafferlritungsarbetten wird vom 0. ds». Mouat» au die östliche Fahrstraße de» Köntg»platze» während der Dauer der «rbetteu sür allen durchgehende« Kahr- »erkehr gesperrt. Leipzig, am 7. Juai 1892. Der Rath der Stadt Leipzig. H 9925. vr. Georgt. Stahl. Sekanirtmachrm-. Einer Banreparatur wegen bleibe» di« Geschästträum« Stapteasse Sanuaheud, den 11. dtese«. Nachmittag», sowie Mautag, de« 1». Inn«, geschlossen. Leipzig, dm 7. Inui 1S9L. Der Rath der Stadt Leipzig. der vr. Georgt. Müller. Sekanntmachun-. Die öffentlich au«geschri»bmm Arbeiten znr Herstellung einer Schleuste 8. Tlaße im Wtupmühleumege hier sind zu vergeben Dir unberücksichtigt gebliebenen Bewerber «erdm daher ihrer Angebot» entlassen. veiozig, am S. Juni 1899. Io. 1802. De» Rath der Stadl Leipzig 489. vr. Georgt. Rillinq, Lekauutmachun-. »st Letchmfro» de» 8. vezirks, Fra» Agathe Breun eck«, wohnt von jetzt ab Brüderstraß« tzk. bl, ll. vu E e o, 4 Ganz so harmlos, wie es ursprünglich den Anschein hatte, ist das Fest in Nancy nicht verlausen, weil rS dem Groß fürsten Constantia von Rußland gefallen bat, daS Fest durch seine Gegenwart zu verherrlichen. Die Studenten benutzten die Unterredung zwischen Carnot und dem Großfürsten im Präsecturgebäude zu einer Kundgebung, deren Sinn keinem Zweifel unterliegt. Hochrufe auf Rußland und Frankreich unter dem Schwenken einer elsässischen Fahne konnten nur dahin gedeutet werden, daß Frankreich hoffe, cS werde ihm unter dem Beistände Rußlands gelingen, Elsaß-Lothringen wieder zu gewinnen. Der Besuch de« Großfürsten Con- stantin bedarf noch der Aufklärung, aber die Auffassung der Pariser, daß er auf besonderen Auftrag de« Zaren erfolgt sei, scheint un- irrig. Die deutschfeindliche Ab sicht bei Veranstaltung des Festes war so äugen scheinlich, daß der Besuch Kaiser Alexander'» in Kiel zur Verhöhnung Deutschlands herabsinkrn würde, wenn er ein Mitglied seine- HauscS beanstragt hätte, Rußland gleich sam bei dem Feste in Nancy zu vertreten. Im Ganzen und Großen ist das Fest ohne bedenkliche deutschfeindliche Kund gebungen verlausen, denn die Rede de« czeckischen Turners Podlipny bei dem Festmahl de- MunicipalratheS in Luneville bat nicht die Bedeutung, welche der Redner selbst ihr bei legte j die Wiener Blätter haben ihn gebührend abgefertigt UebrigenS haben die Pariser Schauspieler in Wien Herrn Podlipny an Tactlosigkeit nichts nachgegeben, auch sie haben Böhmen eine deutschfeindliche Kundgebung veranstaltet, indem sie sich weigerten, im Deutschen Theater zu Prag zu Gunsten des deutschen Damcii-IndustrievereiilS zu spielen. Man darf solche Verirrungen nicht nach dem Erfolge be- urtheilen, welchen sie nach Lage der Sache haben können, sondern muß die Gesinnung als Maßstab anlegcn, auS welcher sie hervorgchen. ES ist selbstverständlich, daß der Wortführer czcchischer Turner ebensowenig einen bestimmenden Einfluß aus die internationalen Verhältnisse zu üben vermag, als eine Anzahl französischer Studenten, welche einem russischen Groß fürsten ihre Huldigungen nach ihrer Weise darbringen; aber wenn jeder Tag oder doch jede Woche Zeugnisse dafür beibringen, daß der Geist, welcher auS solchen Kundgebungen spricht, der bestimmende ist und sofort zahlreiche EchoS weckt, so ist eS doch nicht ganz so gleichgiltig, als eS aus den ersten flüchtige» Blick scheinen könnte. Man erkennt daraus, daß viele Kräfte in verschiedenen Ländern Europa- unausgesetzt thätig sind» um die Hetzarbrit Schwünge zu erhalten und den Funken in der Asche zur Flamme anzublasen. Der „Moniteur de Rome" spricht von Herausforderungen welche die Presse der drei verbündeten Mächte sich au» Anlaß de» Feste» in Nancy gegen Frankreich habe »u Schulden kommen lassen. DaS ist eine Verkehrung der Dhatsachcn in ihr Gegcntheil; aber solche Ausstreuungen thun trotzdem ihre Wirkung, sie verwirren die öffentliche Meinung und geben dem Unverstand Gelegenheit, sich breit zu machen. Die Czechen sind durch keine Bernunftgründe von dem Unsinn ab zubringen, auf eigene Hand Politik zu treiben, die mit den Zielen der Politik Oesterreich Ungarns in diametralem Gegensatz steht; die Aufführung der czcchifchen Turner entspricht genau dem Gebühren der Czechen während der Landesausstellung in Prag, wo sie Russen und Franzosen als Verbündete begrüßten und feierten, wahrend sie bei jeder Gelegenheit mit den Deutschen Händel suchten und auch zu Thatlichkeiten übergingen. In Pilsen wurden in der Nacht »um Pfingstsonntag die enster der deutschen Turnhalle zertrümmert, als dir deutschen iurner daS Fest der Gründung ihre- Verein- begingen, jeden falls auch eine Blüthe der Begeisterung, welche den Czechen Podlipni bei seiner Rede in Luncville durcbglühte. DaS Fest in Nancy ist der Ausdruck einer Gesinnung und Empfindung, welche zahlreiche Vertreter in Europa hat und welche bei feder Gelegenheit auf» Neue hervorbricht. Es ist die Masse der Unzufriedenen, die eine gewaltsame Veränderung der bestehenden Verhältnisse hrrbeiführen wollen. Dieser Gattung fehlt es an Brrständniß für dir Bedürfnisse der Gegenwart, sie streben dir Wiederherstellung von Zuständen an, die ein Lberwnndener Standpunkt zum Heil dc- Ganzen sein und bleiben müssen, sie verwechseln ihre versön lichen Interessen mit der Gesammtwohlfahrt und glauben, daß die Wiekeraufrichtung dessen, was einst bestand, allen Klagen und Wünschen Abhilfe und Erfüllung bringen werde. Es ist rin vergebliche« Beginnen, dem Rade der Zeit in die Speichen fallen zu wollen; die Ereignisse nehmen ihren Gang ohne Rücksicht auf die eingebildeten Interessen und Wünsche der Menschen; der Zug unserer Zeit ist auf da« Ganze ge- richtet, und deshalb verlieren auch dir Parteien mebr und mehr an Einfluß auf die Gestaltung de« Ganira. Die zeit- bewegenden Gedanken sind e«. di, sich unabhängig vo« den Dartii-Änteressni Geltung »erschaffen, »en» auch »ü Parteien bereits den Sieg in Händen zu haben meinen. AnBeispiclcn zur Belegung dieser Thalsachc fehlt cS zumal in neuester Zeit nicht, wir wollen nur daran erinnern, was im Lause der Zeit aus der socialtemokratischen Partei geworben ist und welche Wandlungen die conscrvative Partei durchgcmacht hat. DaS Fest in Nancy mir allen begleitenden Umständen ist ein »euer Beleg sür die Richtigkeit des AuSsprucheS Moltke's, daß wir die Errungenschaften der Jahre 18707t 50 Jahre lang zu vcrthcidigcn gezwungen sein würden. Diese Ver- theidigung braucht nicht durch Kriege geführt zu werden, an Kämpfen aber hat cö in den letzten 2 t Jahren nicht gefehlt. Wir haben den Wettkampf mit Frankreich geführt um die Ausrechtbaltung, Verbesserung und Ausdehnung unserer militairischcn Organisation, die wir nicht allein in der Zahl der Soldaten, sondern mcbr in dem wirksame» Zusammen- fasscn aller militairischen Einrichluiigcn gefunden zu haben glauben. Wir haben durch zweckmäßige Bündnisfe dafür Sorge getragen, daß Frankreich einen Krieg gegen Deutsch land und seine Verbündeten nicht leichthin und plötz lich unternehmen kann, und die Entwickelung der Ver hältnisse in Europa hat eS gefügt, daß der mächtige Bundesgenosse, de» Frankreich sich mühsam gewonnen hat, nicht in der Lage ist, die ihm zur Verfügung stehenden reichen Mittel zweckentsprechend zu benutze». DaS Fest in Nancy war ein Beweis de» Unvermögens Frankreichs, seinen un ausgesetzten Herausforderungen die Thal folgen zu lassen. Der verständige Theil der Franzosen hat cS selbst eingesehcn, daß cS mit Prahlereien nnd Ruhmredigkeit nicht gethan ist, sondern daß cS darauf ankoinmt, ob denn auch die Hand lungen mit den Reden sich in Entlang bringen lassen. Wir wünschen den Franzose», daß sic zur volle» Entfaltung ihrer »nzweiselhast bedeutenden natürlichen Anlagen komme» mögen, aber wir hegen auch da» berechtigte Verlangen, daß sie uns mit Beunruhigungen verschonen, die verfehlt und zwecklos sind, weil sie regelmäßig wirkungslos ver puffen, wie wir das seit den letzten 20 Jahren so und so oft erlebt haben. ES kann doch unmöglich zum Vortheil einer großen Nation sein, wenn sic, von Haß verblendet, sich fort und fort zu Thorheiten hinreißcn laßt, welche einige Tage oder Wochen den Zeitungen Stoff liefern, 'ok»ie irgendwelchen ernsten Hintergrund zu haben. Die all aemcine Elnpsindung nicht nur in Deutschland, Oesterreich Ungarn und Italien, sondern auch in Frankreich und Ruß land stimmt darin überein, daß Europa Frieden braucht, um seine Kräfte niitzbrinaend entfalten zu können, und trotzdem zeigt inan sich in Frankreich und Rußland eifrig bemüht, Alles' ' ' ' für einen großen ZukunstSkrieg vorzuberciten. FriedcnS- congresse könne» daran nichts ändern, nur die Ucberzeugung der Völker, daß sie sich im Frieden besser befinden als im Kriege, selbst wenn ihnen dieser aiiaenblicklich Vorthcil zu bringen schiene, kann dem dauernden Frieden die Grundlage bereiten. Deutsches Reich. Berlin, 8. Juni. Die deutschsreisinnige Presse kann sich noch immer nicht darüber beruhigen, daß in Eisenach gelegentlich de» nationalliberalen ParteifesteS auch eine Erinnerungstafel an die Eisenacher Versammlung vom l-t. August 1859 eingeweiht und damil eine Dankesschuld an die Gründer de» NalionalvcrrinS abgetragen wurde. Es soll nicht wahr sein, daß Eisenach die GeburtSstättr des Nationalvereins ist, und hauptsächlich soll eS den Nationab liberalen nicht zukommen, sich ebenfalls als Träger der vom Nationalvcrein begründeten Tradition zu betrachten. Ta tst rin häßlicher Streit, der unserem Partriwesen nimmer mehr z»m Ansehen gereicht. Wer der EinweihungSfeier in der „Phantasie" in Eisenach am 2l. Mai beigewohnt hat, kann eS bezeugen, wie ausdrücklich und von allen Rednern anerkannt wurde,daß diedamaligcnnationalen Politiker liberalen Bekenntnisses ohne Unterschied der besonderen Partristellung sieb in da« Verdienst um die Gründung des Nationalvereins thcilten. Die hervorragende Mitwirkung von Schulve-Delitzsch, Franz Duncker und anderen Männern der weitest fortgeschrittenen Richtung wurde namentlich hervorachoben. Geschichtliche, unumstö jliche Tbatsache ist rS doch aber auch, daß nachmals beide liberale Richtungen wieder auseinander gingen. Man kann nun völlig bei Seite lassen, welche der beiden Richtungen dann um die Verwirklichung der vom Nationalverein ver tretenen Ideale die größeren Verdienste sich erworben. Daran wird doch nicht» geändert, daß jede der beiden Richtungen das Recht hat, den hochherzigen Patrioten jener Einheus bewcgung ein Zeichen der Dankbarkeit zu widmen. Die fort geschrittene Linke hat cS bisher noch nicht gethan. Sollte cS deswegen der nationalliberalen Partei nicht erlaubt sein, den Anfang zu machen? Dafür wird doch kein vernünftiger Grund vorzubringen sein. Die freisinnige Presse sucht eS allerdings so darzustellen, als sei der Nationalverein begründet worden, um der „entschieden" liberalen Richtung c 'It. ' L—,e. fe- ... ->cr frühzeitig eine breite Gasse zu öffnen. Da- ist aber eine Ver gewaltigung historischer Thatsachen, die nachdrücklich zurück zuweisen ist. Der Nationalverein wollte sich in den Dienst der nationalen Einigung stellen, ihr die Bahn durch eine möglichst starke Volksbewegung srei machen und gerade indem er die Unterschiede des liberalen Bekenntnisse- zurückstelltr, wollte er diese Volksbewegung möglichst stark machen und erhalten. Wenn es „so nicht gemeint war", daß nachher auch der gemäßigte Liberalismus sich jener früheren gemein- samen Bewegung daokbar und freudig erinnern dürste, — wie war es denn gemeint, daß man gemäßigt« Liberale im Nationalverein nicht nur zuließ. sondern sogar in führender Stellung werthschätzte? Wir sind der Ansicht, daß es an der Zeit wäre, diese schiefe, nur von starker Einseitigkeit de« Parteigeiste- zeugend« Bekrittelung de« in Eisenach voll- zogenen Acte- der Dankbarkeit tiniustellen. Was dreißig und mehr Jahre hinter un- liegt, sollte doch endlich für r,ne objectivr Würdigung reif sein. Uebrr di« „eigentliche" und „eigentlichste" SeburtSstätt« des Nationalverein« zu streiten, hat ebenso wenig mehr Sinn. Dir Gründung des Verein« war kein einmaliger, örtlich einheitlicher Vorgang. Man kann sie zurückvrrleaen ia die Versammlungen vom Juni und Juli 1859 in Frankfurt, wo die Nassauer, in Stuttgart, wo die Württemberg»«, in Eisenach, »0 dt« Preußen, Sachsen und Thüringer, und in Hannöver, »» di« Hannoveraner im wesentlichen gleichlauteud« Erklärungen drschlosse« Organisation der nationalen Richtungen bereits anstrcbten Zur ersten gcincinsamen Aussprache sübrtcn diese landswafr- lichcn Bersaminlungen am l4 August in Eisenach, woselbst eine allgemeine Kundgebung erlassen und ein engerer Aus schuß eingesetzt wurde. Damit war gerade, nach dem Zeug- niß der Tbeilnehincr selbst, die Begründung des Natmnal- vercinS beschlossene Thatsache. Mehr besagt auch die Gedächtuißtafcl nicht, welche jetzt an dem Gebäude der ,Phantasie" angebracht ist. Daß im Verfolg der Beschlüsse vom lt. August eine» Monat nachher m Frankfurt eine weitere, grösicrc Versammlung und ein Jahr später in Coburg die erste Generalversammlung abgehaltcn wurde, collidirt in keiner Weise mit dem Inhalt der Eisenacher Erinnerungstafel. Berlin, 8. Juni. (Telegramm.) Man theilt dem „Local Anzeiger" mit» König Humbert babe an Kaiser Wilhelm ein Handschreiben gerichtet, worin er unter Hinweis auf dir unsichere innere Lage in Italien sich mit Bedauern dabin ausspricht, den geplanten Besuch in Berlin bis aus unbestimmte Zeit verschieben zu müssen. Ter Minister dcö Auswärtigen Brin habe den Grafen Solms in gleichem Sinne von der Vertagung de« Besuche« verständigt. Demgemäß sollen alle bereits ge troffenen Vorbereitungen wieder abbestcllt Worten sein. Der ossiciöscn Bestätigung bedarf diese Nachricht noch. — Seine Nordlandreisc tritt der Kaiser am 29. d. M. von Kiel auS an, nachdem er an den vorhergehenden Tagen den dortigen Regatten beigcwohnt hat. Der Kaiser gehl zunächst nach Bodö, wo eine Besichtigung des Saltcnstrocms stall- sindet, atSdann nach den Losodcn, wo der Kaiser de» Walfisch- jagdcn beiwohnt, einige Fjords besucht, wie Lagesjork, Ramen- sjord, dann über Dronlhcim zum Besuch der von früher her betauten Fjord», wie Nord- und Sognefjord, nack, Wilhelms haven zurückkehrt, wo der Kaiser in den ersten Auausttagen eintrifft. — Nach einem Privatelegramm de» „Berl. Taaebl." auS Zanzibar bestätigen Nackrichten auS englischer Quelle aus Mombassa, daß Emin Pascha gestorben ist. — Der feierlichen Einweihung des Langcnbeck-HauseS wohnten der Prinz Friedrich Leopold al« Vertreter der Kaiserin, ferner der BundeSrath und die Militairbchörden bei. DaS ArmeesanitätSeorp« war vertreten; ferner waren Familienangehörige LangenbeckS, Generäle v. Langenbeck, Plessen und Lieutenant v. Roon anwesend. Nach dem Choral hielt Bardrlebrn die Weihrede, in derselben dankte er dem Kaiser, der Kaiserin und Kaiserin Augusta, vr. v. Goßter, den Behörden und allen anderen Förderern diese- Werke». Nach einem Bericht Prof. Bergmann s über die Sammlungen erfolgte ein Rundgang durch die Räume. Bon der Groß- hcrzogin von Baden ist ein Handschreiben eingcgangen. — Die preußische Armee hat im 1. Quartal d. I. 80 prnsionirte nnd auSgcschicdene Officiere und Beamten durch den Tod verloren, nämlich l General der Infanterie, 6 GenepallicutcnantS, 5 Generalmajor», 7 Obersten, 10 ObcrstlieutenantS, 18 Major-, 9 Hauptlcutc bczw. Ritt meister, 9PremierlieutenantS, 7 SrcondeliculcnautS, 4 SanitätS- ofsiciere und 4 Beamte. DaS ReichS-VersichrrungSamt, daS auf dem Gebiete der Unfallversicherung stet» daran festgebalten, daß die ZwangSversickerung im Allgemeinen mit den Grenzen de« Dculsckea NeickeS sich deckt und dort aufhört, eS sc, denn, daß die im AuSlande stattfindende Thätigkeit al» eine Fortsetzung oder „Ausstrahlung" eines inländischen Be triebe- anzusehen wäre, bat diesen Grundsatz nun auch sür daS Gebiet der Invalidität-- und Altersversicherung in einer Entscheidung zur Anwendung gebracht. Die Versicherungsanstalt würde kein Mittel baben, den ausländischen Arbeitgeber zur Leistung der Beiträge anzuhalten, und der Umstand, daß durch Beschluß de- BundeSrath- die Zahlung von AltcrS- und InvalicitätSrcntcn i» gewissen ausländischen Grrnz- bezirkcn zugelassen werden kann, ist nicht geeignet, entgeaen- ehalten zu werden, weil eS sich dabei um wohlerworbene lnsprüchc und Rechte der Versicherten handelt, deren Erfüllung auch nach dem AuSlande hin erfolgen kann. Jedoch unter ließe» Arbeitsleistungen im AuSlande, welche Ausfluß eine- inländischen Betriebe« sind und von Inländern geliefert werden, den Vorschriften de» ReichSaesetzeS vom 22. Juni 1889; umgekehrt ist dasselbe für Au-lander» die im Inlande beschäftigt sind, in diesem Gesetze ausdrücklich anerkannt, welche Bestimmung schon zum Schutze der inländiscken Ar- beiterbevölkeruna nothwendig war, dir im andern Falle durch anSländisckc Arbeiter geschädigt und verdrängt zu werden in Gefahr kam. Ein für die Deutschen in Ostafr 1k, sehr schm,lckelhastes Urthetl wurde tn zwei groben Versammlungen, welch» am 4. d M. tu London von der UntversilLts-Mtssioasgesellscyast für Eentralafrika abaehalten wurden, ausgesprocken. Bischof Smytbies hielt auf beiden längere Ansprachen, in welchen er u. A. erklärte, daß die Verwaltung der Deutschen wider Envarten zum großen Segen für Ostasrika ausgefallen sel. Seit die Deutschen von Östafrtka Besitz ergriffen haben, seien di« dortigen Berhältntff« tm Allgemeine» in eia bessere- Stadium getreten. Man könne unmöglich ander«, als tn Ausdrücken warmen Lobe« von ihren Beamten sprechen. Die Deutschen hätten tn jeder Beziehung ihre Berettwtlligkeil bewiesen, die Missionsgesellschast zu unterstützen. Sie hätten ferner Alle-, was in ihren Kräften stand, zur Unterdrückung de« von den Arabern noch immer betriebenen Sclavenhandel« gethan und der Gesellschaft dabei erfolgreich zur Seite gestanden. — Am ersten Pfinastfetertag« find von Hamburg au« der kaisrrl. Lommijsor für oas Togogebiet, v. Puttkamer, und der »um Leiter der Station Miiahöhe au«ersehene vr. Grüner »ach Westairika abgereist. Zunächst wird dadurch, wie die „kreuzztg." ou-sühr», dem mehrjährigen Provisorium in der Verwaltung de« Schutzgebiete« ein Ende gemacht. Jüngere Beamte waren wieder, holt mit der Stellvertretung de« Lomintssar« betraut, zuletzt Gras M. Pfeil, der seinen Lolontalbienst al« Kanzler in Kamerun begann und nunmehr nach Feststellung der Grenzen de« Togogedlete« nach Deutschland zurückkehrt. Ju der Verwaltung der beiden Stationen »ritt mtt drr Aukunst der genannten Reisenden eine vollkommene Ueräuderung ein. Letter der Slotton MÜahöh« war von Anfang an Prei»ier.Ll«utruant Herold vom 7. Artillerie» Regimeut. Derselbe ist tm Jnni 1890 aus dem Togogebtet» »tn- getrossen und hat sich dann sosort tu den neuen Gebiet-theil de- geben, den wir durch den Vertrag von 1890 erhalten habe», um dort dt» tu drr Nähe von Agom« Poltm« vom stellvertretenden Commtssar frstaestellt, neu« Station auszubauea und in Stand zu setze«. Er vollendet« alle notdweudtgru Wohu» und Wlrthschast«. ^rdäud«, errichtet« eia Instrumentenbau» und macht« mehrere Züge «kd «ütt >«, di, Umgegend, ttde« di« verschied», Bericht» »0, thm »vrliegmt.
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