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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.09.1891
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1891-09-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18910928027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1891092802
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1891092802
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1891
-
Monat
1891-09
- Tag 1891-09-28
-
Monat
1891-09
-
Jahr
1891
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Abend-Au«gabe: die Kgespaltene PetiNeile 40-L, Neclainen unter dem Nedaction«frrich («gespalten) t >ckl, Familiennachrichten und Anzeigen verlorener Gegenstände («gespalten) 20-^. Größere Schriften laut unserem Preis- verzeichniß. Tabellarischer und Ziffernsatz nach höherem Tarif. 1?xtra-Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen-AuSgabe, ohne Postbesörderung vO.—, m«t Postbesörderung 70.—^ Ännahmelchluß für Inserate: Abead-BuSgabe: vormittag« IO Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittag« «Uhr. Sonn- und Festtags früh S Uhr. vei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Inserate sind stet« an die Irpetztti«« zu richten. Montag den 28. September 1891. 85. Jahrgang. LeipM, 28. September. * Bezüglich der Ausführung des NationaldenkmaleS für Kaiser Wilhelm I. in Berlin darf als sicher angesehen werden, daß die Wahl der Schloßfreiheit als AussteuungS- platz endgiltig entschieden ist. Es heißt, der Kaiser werde bald nach seiner Rückkehr auch eine Bestimmung über den ausführenden Künstler treffen. * Der Reichskanzler von Caprivi besuchte gestern Osnabrück gelegentlich der 25jährigcn Jubelfeier des Jnfanteric-Regimenls „Herzog Friedrich Wilhelm von Braun schweig", OstsricsischeS Nr. 78, dessen Chef er ist, und zwar auf Einladung der Stadt Osnabrück, im Friedenssaale dcö NathhanseS, in welchem lO>8 der Westfälische Friede verhan delt wurde. Auf die Begrüßung des Bürgermeisters ant wortete der Reichskanzler mit einer Ansprache, in welcher er, nach der „Kölnischen Zeitung", zunächst die Freude äußerte, daß seine militainiche Stellung ibm Gelegenheit gebe, im FricdenSsaale zu sein. Ter Rückblick in die Bergaiigcnbeil zeige, was die Gegenwart errungen. Tie Befürchtungen, ob der gegenwärtige Zustand erhalten bleiben werde, seien nicht begründet. Keiner der Regie renden bade den Wunsch, Len Frieden zu stören und einen europäischen Krieg bervorznrnsc». Auch die Annäherung der Staaten in der neuesten Zeit gebe keinen Grund zu Be fürchtungen, diese sei nur der Ausdruck schon vorhandener Verhältnisse. Vielleicht seien diese nichts Anderes, als die Fest stellung eines europäischen Gleichgewichts, wie eö früher be standen habe. Keine der europäischen Regierungen wollen, so weit cs zu überschauen vermöge, den Krieg, der in seinen Leiten und Folgen alle früheren Kriege übcrtrcfsen werde. Auch die Verhältnisse im Inner», um welche der Kaiser stets bemüht sei, werden zu einem befriedigenden Abschluß führe», wenn auch erst nach Jahrzehnten. In der wichtigsten Frage sei die Negierung sowohl eine Negierung der Arbeiter, als der Arbeitgeber. P-ciin cö dem Arbeitgeber schlecht gehe, habe der Arbeiter zunächst darunter zu. leiden. Es werde auch in der OSnabrücker Stadtverlrctung Männer geben, denen die Uebcrleitung in die jetzigen Verhältnisse schwer geworden sei. Allein die Herren dürften nicht mit ihrem Herzeii, sondern müßten mit dem Verstände rechnen, um die Nothweiidigkeit der geschaffenen Verhältnisse zu er kennen. Schließlich wie- der Reichskanzler auf die Männer hin, die sich um die Uebcrleitung verdient gemacht hatten und hob insbesondere die großen Verdienste dcS Oberpräsidcnten von Bennigsen hervor. Der Redner schloß mit dem Danke für die Einladung. * Unter dem Vorsitz deS Ministers Thielen fanden gestern im Ministerium der öffentlichen Arbeiten in Berlin eingehende Berathungen mit Vertretern der bergbaulichen Vereine Ober- und NicdcrschlcsicnS zu dem Zwecke statt, eine Verständigung über Maßregel» bcrbeizusühren, welche ge eignet erscheinen, der Wiederkehr von Verkehrsstörungen, wie solche im vorigen Winter zu beklagen waren, vorznbciigcn. An denselben nahmen in Vertretung der oberschlesischcn Koblcnindustric die Herren Gencraldirector Bernardi, Berg rath Scherbenina, Dircctor Jurmhann, Domänenrath Klewip, Director Mcier-FriedenShüttc, Commerzienrath Arnhold und für Niedcrschlesien Directoren Peltner und Festner Theil. Wenn die Verhandlungen auch nicht zu unmittelbar praktischen Ergebnissen führen konnten, so habe» dieselben der „National- Zcitung" zufolge doch in Bezug auf die als nothwendig er kannten Erweiterungen und Verbesserungen der BctriebS- einrichtungen, sowie hinsichtlich maiinigfachcr wünschcnSwerther VerkehrSerlcichtcrungcn die Anschauungen geklärt, so daß die Hoffnung gcrcchtfertigt^erschcint, daß sich bei einmüthigem Zusammenwirken der Staatöbabnvcrwaltungcn und der Ver- tehrsinleressentcn die Schwierigkeiten, welche die Steigerung der Transporte in den Herbstinonaten alljährlich mit sich fükrt, in Zukunft weniger cmpsindlich in die Erscheinung treten werten. * Verschiedenen Gerüchten gegenüber kann die „Post" milthcilen, daß im Cultusministcrini» in der Thal ein neue- Schulgesetz für die preußische Monarchie ausgearbeitet worden ist, das dem Landtag in der kommenden Sitzungs periode vorgclcgt werden soll. Inwiefern dasselbe von dem Entwurf des früheren CultuSministerS von Goßler abweicht, darüber läßt sich Bestimmtes noch nicht berichten. * Der Berliner Magistrat ist durch Ncscript dcS Ober- präsidenten aufgefordert worden, sich eingehend über die Frage der Einverleibung der Vororte zu äußern und sich namentlich darüber zu erklären, welche von den in der Umgegend von Berlin gelegenen Vororten in Betracht kvmnien würden. * Tie preußischen Minister erstatteten einen Jmniediat- bcricbt an den Kaiser bezüglich ihrer Wahrnehmungen über die Verhältnisse in Ost- und Wcstpreußen. Ter Bericht enthält bestimmte Vorschläge zur Abhilfe, welche den Landtag beschäftigen werden. * Einige ZeitungScorrespondenten haben seit dem Eintritt dcS Finanzininislcrs Miguel in die Negierung die Passion, den Namen desselben mit allen möglichen Dingen in Ver bindung zu bringen, mit denen, wie die „National Zeitung" hervorhcbt, Herr Miguel nichts zu schassen hat. So jetzt wieder mit dem Trunksucbtsgcsetz. Es ist bekannt, daß der jetzige Finanzminister als Ober Bürgermeister von Franksnrt zu den Leitern der deutschen Gesellschaft gegen den Mißbrauch der geistigen Getränke gehörte; er bat in dieser Wirksamkeit sich besonders für die positiven Maßnahmen zur Beschränkung dcS ÄlkoholgenusseS, wie Errichtung von Kaffeehallcn rc., interessirt. Der Trunksuchts-Gesetzentwurf ist im Reichs amt deS Innern auSgearbcitet und der Finanzminister hat mit der Angelegenheit nichts zu thun. Es ist deshalb, sagt das zuvor genannte Blatt, eine ganz haltlose Angabe, wenn verbreitet wird, Herr I)r. Miguel, welchem ein erheblicher Antbeil an dem Zustandekommen dcS Entwurfs zugesck,rieben werde, sei jetzt in manchen Puncten von demselben zurüctgekommen. * Die Vorarbeiten zur Durchführung deS in der letzten preußischen LandtagSscssion verabschiedeten Wild schadengesetzes sind bereits im Gange. Die zuständigen Organe sind veranlaßt worden, mit Bezug aus l8 lcs angcsührten Gesetzes zu erwägen bezw. zu beschließen, ob cS angemessen bezw. uothwendig ist, von den gegenwärtigen Pächtern der gemeinschaftlichen Jagdbezirke eine schriftliche Erklärung darüber zu fordern, daß sie bereit sind, für die Zeit bis zum Ablauf des betreffenden Pachtvertrages die Vergütung der durch das Gesetz dem „Verpächter" auf erlegten Wildschaden auf sich zu nehmen. Wird letzteres vom Jagdpächter abgelehnt, so sind die Gcmeiudevorftände befugt, den laufenden Pachtvertrag derart zu kündigen, daß das Pachtverhältniß mit dem Ende des laufenden Pacht- jahrcö erlischt. Dieses Kündigung-recht läuft mit dem 4. No vember d. I. ab. * Wie die „Nat.-Zritg." zuverlässig erfährt, werden im nächsten Militairetat erheblicke Erhöhungen der ordent lichen fortlaufenden Ausgaben nicht verlangt werden. Da gegen sind wieder beträchtliche Mehrfordcrungcn im Extra- ordinarium zu erwarten. * Entweder in dieser oder in der nächsten Woche soll der B un des rat h seine regelmäßigen Sitzungen wieder anfnehmen und zunächst das gesetzgeberische Material vorbereitcn, welches dem Reichstag für die zweite Hälfte seiner diesmaligen Sitzungsperiode zugedacht ist. Seit längerer Zeit schon wird in den verschiedenen Reichöämlern an den Einzcletats gearbeitet, deren Fertigstellung, wie verlautet, in gutem Zuge ist. Nach Abschluß derselben wird bis zur Wiedereröffnung deS Reichs tags für den Bundcsrath immer noch genügend Zeit zur Bcrathung der anderweitigen Vorlagen bleiben, unter denen der Trunksuchts-Gesetzentwurf in vorderster Reihe steht. Der eigentliche Schwerpunct für den Rest der Tagung wird in den Handelsverträgen ruhen, die kaum vor Monat Decembcr zur Vortage kommen dürften. Von sonst noch bevorstehenden Be- rathnngSgegenständen wäre in erster Linie sodann noch die Krankcncassen-Novellc und das Telegraphen- Gcsetz zu nennen. Betreffs dcS letzteren steht dem Reichstag ein umfassendes Material in Petitionen verschiedener Stadt- gcmeinden thcilS noch bevor, theils sind die darauf bezüg lichen Eingaben bereits einacgangcn. Sowohl bei diesem Gegenstände wie bei der Novelle zum Krankencassengesctz werden lebhafte, tief ins Einzelne gehende Verhand lungen erwartet. Die Krankcncasscniiovclle hat bereits die Commission durchlaufen und dort eine Fassung erhalten, die in wesentlichen Puncten angcfochte» wird. Es sind nicht nur technische, sondern zum Theil wichtige grund sätzliche Anschauungen, die sich hier gegcnübcrstehen; man braucht nur an die Frage der freie» Hiifscaffen, an die Ent ziehung des KrankcnnnlerstlltzungS - Anspruchs bei Vertrags bruch, an die Aerztewahl u. dergl. zu denken. Da alle solche technischen Fragen in der zweiten Lesung zur Erledigung zu kommen pflegen, so dürfte diese allein bei der Novelle zum Krankencasscngcsctz sich über mehrere Wochen hinaus erstrecken. Zu Klagen über mangelnden Arbeitsfluss würde der NeichS- lag hiernach also jedenfalls keine» Anlaß habe», auch wenn der Buntesratb bis zu den WeihnachtSsericn in seinen Be rathungen nicht über den Etat und daS TrunksnchtSgcsctz hinauskommen sollte. * Wer den mit höchster Bestimmtheit ausgetretenen Be hauptungen. daß die ReichSregierung sich angelegentlich für die Belbeiligung deutscher Bankhäuser an der neuen russischen Anleihe verwendet habe, Glauben schenkte, und bereits eine Annäherung der russischen Politik an Deutsch land vorauösah, wird eine unliebsame Enttäuschung erfahre». Die Münchener „Allg. Ztg." bezeichnet die Unterstellung, daß die ReichSregierung die Bankhäuser zu Gunsten der Anleihe beeinflußt habe, als eine „bösartige Erfindung", da vielmehr die Betheiligung an der Anleihe die entschiedenste Mißbilligung finde. Ferner verbreitet der ossiciösc Draht — ohne Zweifel im Einverständnisse oder Aufträge der Regierung — folgende Mittheilung: Hamburg, LS. September. Dem „Hamb. Lorr." wird aus Berlin gemeldet: Die gestern in Bürsenkreisen verbreitete Nach, richt, daß die deutsche Regierung zur Auslegung der neue» russi- scheu Anleihe in Berlin ihre „Zustimmung" gegeben oder gar einen diesbezüglichen „Wunsch" ausgesprochen habe, ist un- begründet Richtig ist lediglich die Thatsache, daß einem hie- sigen Bankhause, welches sich vertraulich beim Auswärtigen Amte über die Stellung der ReichSregierung zu der geplanten Anleihe erkundigte, die Antwort erlheilt wurde, die gegenwärtige politische Lage biete keinen Anlaß, um regierungsseitig in irgend einer Form »ach der einen oder anderen Richtung hin in die Angelegenheit einzugreisen. Diese Antwort entspringt der Auffassung, daß für die Regierung vom Standpuncie der auswärtigen Politik auS kein Bedürfnis, besteht, bei ausländüchen Anleihen jede« Mal bestimmte Stellung für oder gegen die Bclhciligung der deutschen Kapitalisten zn nehmen, die letzteren vielmehr in sehr vielen Fällen selbst in der Lage sein werden, die in Betracht kommenden Ber- hältnisse zn überschauen und danach zu Handel». * lieber die socialdcmokratische Versammlung in München, in welcher Herr Liebknecht sprach, ist bereits kurz tele graphisch berichtet. Wie die „Augsb. Abd.-Ztg." constatirt, ist Liebknecht kein Redner: er vermag nicht zu erwärmen; sein Vortrag ist ei» rein akademischer und für den Dnrch- schnittösocialkemokratcn ist eS schwer, ihm geistig zu folgen. Das süblle wohl selbst einer seiner besten Anhänger, der Einberufer, Wambogaiiß, welcher Liebknecht immerhin so viel zu rcctisiciren für nötkig erachtete, als er bemerkte, daß er Liebknecht - Ansicht, alle Zuhörer würden den socialdcmo- kratischcn Prograinmcntwurf kennen, nicht theile. Wer aber den Entwurf nicht kennt, verstand Liebknecht erst recht nicht. Die Versammlung ergab die unverminderte Sympathie dcsGros der Münchener Socialdemokraten für von Vollmar. Der Applaus für Letzteren war viel intensiver als jener für Liebknecht. Tie beide» „Genossen" sind sich übrigens im Herzen wenig „grün". AIS v. Vollmar eintrat, saß Liebknecht kühl da und als v. Vollmar auf der Tribüne erschien, erhob sich zwar Liebknecht, wechselte auch einen Händedruck mit dem „Ge nossen" — aber daS war Alles. Liebknecht sprach mit seinem Nachbar zur Linken (Vollmar) fast nie und als v. Vollmar den Programmentwurf krilisirte, da saß der alte Liebknecht in sich gekauert da, keine Miene nn Gesichte zuckte, aber ein gewisser Mißmntb über die Krilit trat doch kräftig genug hervor. Es scheint überhaupt, daß der durch die Reiolution markirtc versöhnliche Abschluß der v. Vollmar'schen Rede die beiden „Genossen" etwas näher brachte: sie tauschten daraufhin ein paar anscheinend freundliche Worte aus. * Bei der Wahl zum Bezirkstage für die Stadt Metz wurde Heister (Altdeutscher) gegen Lallcmant (Einheimischer) mit 200 Stimmen Mehrheit wievergewählt. * Kaiser Franz Josef begann gestern Mittag unt der Rundfahrt durch da- auf daS Festlichste geschmückte Prag. Unter den begeisternden Ovationen ^er unabsehbaren Menschen menge besuchte der Kaiser die Lehrerinnenbildungsanstalt, das Nudolfinum, das NathhauS, den neuen Stadtlheil Holeschowitz- Bubna. Hierauf fand Hoftafel statt, zu der die Mitglieder des böhmischen Adels, mehrere LandeSanSschußbcisitzer, sowie die LandtagSabgeordnelcn Schmeykal und Nicger Einladungen erhalten hatten. Später besuchte der Kaiser die Ausstellung, in welcher der Andrang so bedeutend war, daß Nachmittag b Uhr die Zahl der Ausstellungsbesucher 2 Millionen erreicht hatte. Sämmtliche Räume in der Ausstellung waren auf das Prächtigste decorirt. Der Kaiserpavillon erstrahlte in, elektrischen Lichte. Der Kaiser wurde unausgesetzt mit den lebhaftesten Ovationen begrüßt. * Die „Politik" bestätigt, daß der Kaiser von Oester reich dem Bürgermeister von Prag gegenüber mit besonderem Nachdruck betonte, daß ihn die Bahnhofs-Demonstrationen (nämlich die beim Empfange der Gäste vorgckommenen französischen und panslawislijchen) viel geschmerzt hätten, daß sie unpatriotisch wären und daß er wünschte, die selben möchten sich nicht wiederholen. * Nach den jüngst veröffentlichten Ergebnissen der letzten Volkszählung in Oesterreich-Ungarn hatte Böhmen ein schließlich deS MilitairS von .84 302 Köpfen 5 843 250 Ein wohner. 38 420 Bewohner waren Ausländer; von der ein heimischen anwesenden Bevölkerung (5 804 82 t .Köpfe) bekannten sich zur deutschen Umgangssprache 2 158 872 (t880: 2 05l 180), zur czcchischen Umgangssprache 3 045 080 (1880: 3 472 040); 800 waren Polen, Äkuthenen, Slowenen, Serben und Italiener (1880: 2837). Im Jahre 1880 gab eö 37,l l Proc. Deutsche und 02,83 Proc. Czechen, 1800 37,20 Proc. Deutsche und 62,80 Proc. Czecben. Es ist mithin die Zahl der Deutschen ein wenig stärker gewachsen alö die der Czechen. In den sprachlich gemischten Bezirken wurden 1800 z. B. gezählt: Brüx 43 42t Dentsche, 0524 Czechen; Budwcis >8 003Deutsche, 73 807 Czechen; Lcitmeritz 67 771 Dentsche, 13 710 Czechen; Tcpliy 100 648 Deutsche, 11 402 Czechen; Trauteilau 02 38t Deutsche, 13 900 Czechen. Auch in rcindcnlschcn Bezirken fanden sich czechische Minderheiten, so zählte man z. B. im Bezirk Aussig 75 307 Deutsche und 1144 Czechen; im Be zirk Böbmisch-Leipa 70 311 Deutsche und 1174 Czechen; im Bezirk Gablonz 68 245 Deutsche und 2108 Czechen; im Be zirk Hobcnclbe 41 028 Deutsche und 010 Czechen; im Bezirk Reichenberg 71 838 Deutsche und 1262 Czechen; im Bezirk Tetschcn 04 434 Deutsche und 1431 Czechen In der Haupt stadt Prag wurden von den czcchischen Behörden gezählt: 29 504 Deutsche und 150 326 Czechen (1880 32 657 Deutsche und 125 742 Czechen). In Rcichenbcrg ermittelt: man 28 263 Deutsche und 1613 Czechen. Von den 13 184 Ort schaften, welche Böhmen bat, ergaben sich bei der Volkszählung im Jahre 1880 als rein deutsch 4304, als rein czcchisch 8173, als gemischt (d. b. mit mehr als 10 Proc. der andere» Nationalität) 407. Wie sich daö Verhältnis, jetzt gestaltet bat, ist noch nicht bekannt geworden. Jedenfalls hat die Zahl der rein deutsche» Orte abgenommcn und die Zahl der sprachlich gemischten Ortschaften in derselben Weise zu genommen. * Schneller als erwartet werden konnte, sind die meisten Wünsche der deutschen Bevölkerung der Sprach insel Gottschee im südlichen Kram, die Inspektion der deutschen Schulen betreffend, in Erfüllung gegangen. Dem neuernauntcn Schulinspcctor Prof. Wollscggcr sind nämlich außer den deutschen Schulen in der Bezirköhauptmaimschast Gottschee nun auch noch die deutschen Schulen im Tscher- »cmbler und NudolsSwertcr Bezirk überwiesen worden. Es sind dies die Schulen zu Stockenkorf, Mcierle, Tschermoschnitz, Pöllandl, Cteinwand, Untcrwarmberg und Langentan im Osten und Südosten des Goktschecr Landes. Fast sämmtliche deutsche Schulen der Sprachinsel, im Ganzen 23, die jahre lang fanatische Slowenen zu Schulinspectoren gehabt haben, stehen nun unter einem deutschen Schulinspcctor; nur die zwei Schulen zu Unterlag und Suchen — die eine ist ganz, die andere halbdeutsch — haben die slowenische Jnspcctio» behalten, wahrscheinlich auf Betreiben dcS slowenische» ClcrnS. Doch hofft man auch bezüglich dieser Anstalten noch ans eine Aendcrung. DaS deutsche Schulwesen in Gottschce wirb nun gewiß aujblühcn; die überfüllten Schulen werden durch An fügung zweiter, dritter und vierter Classcn erweitert, die Nothschulcn durch ordentliche Schulen ersetzt und zahlreiche Gemeinden in den Besitz neuer Schule» gesetzt werden. An Stelle der 8 slowenischen Lcbrcr, die »och a» deutschen Schulen wirken, werden wahrscheinlich bald deutsche, ans Gottschce stammende Lehrer treten, und cS wird wohl nun keine von den 17t Ortschaften der Sprachinsel mehr ver loren gehen. * Der Führer der deutschen Nationalpartci in Oesterreich, Abgeordneter Steinwender, fükrle vor seinen Villacher Wählern ans, Graf Daaffc habe jetzt, waS er gewollt, eine Regierung über den Parteien und Parteien ohne principielle Opposition. Tic vereinigte Linke sei jetzt bereit, den Kern einer neuen Majorität zu bilden, aber eine feste Parlaments- Mehrheit sei für die Deutsche» garnicht wünschenSwerth, da die deutsche Majorität nicht erreichbar und von einer Coalilion mit Polen und Feudalen für die Deutschen nichts zu Kossen sei. * Der Berner „Bund" schreibt über den Verlauf der internationalen Cvnfcrenz zur Verhütung von ArbeitSnnfällcn: Man dachte, es würden die Anhänger der beiden Hanptrichtungen — individuelle Versicherung und Llaalevcrsichcriiiig ziemlich hart aus einander platzen. Als Anhänger der sreicn Versicherung oder individuellen Initiative wurden die Franzose», Belgier. Holländer und Amerikaner genannt^ ihre schriftlichen Berichte stestäliqen i», «große» und Ganze», daß diese Boraussetzung zutrefse; immerhin konnte man schon heraussühlcii, das; in den betreffenden Ländern in jüngsterZeit rin llnischwuilg in der Stimmung zu Gunsten der Staats versicherung sich geltend macht. Dieser Umschwung ist »un durch die Verhandlungen des Kongresses wesentlich gesordert worden und wir glaube», man dürfe die vornehmste Bedeutung des tlongrcsseS mit den Worten verzeichnen: Der Gedanke der staatliche» Versicherung hat einen großen Fortschritt gemacht. Viel dazu beigetragen hat das zielbeivußte Vorgehen von Deutschland und Oesterreich- Ungarn, um von der Schweiz nicht zu reden, und das Auf treten der Delegirten der vorgenannten Staaten, weiches aus die Versammlung sichtlichen Eindruck machte. Wir erwähnen nur die Reden dcS Herrn Bödiker, der atS Vertreter Deutschlands erschienen war, und können beifügen, daß die An wesenheit dieses hervorragenden Fachmannes im schweizerischen BundeSraihhause besonders vermerkt wurde und ihre Früche ge tragen hat. War schon der To» der Verhandlungen ein würdiger und versöhnlicher, so berührt es doppelt angenehm, daß die An hänger der individuelle» Initiative auch in der Sache erhebliche Zugeständnisse machten. Ter Vertreter der Vereinigten Staaten Amerikas, Herr Gould, vertrat den Slandpunct der individuellen Versicherung, welcher i» Amerika EourS hat. Er schloß aber seinen Vortrag mit den Worten: Die Amerikaner sind praktische Leute; sie werden zusehen, ob die verschiedenen Länder, jo Deutschland, Oesterreich, die Schweiz ,c„ mit der staatlichen Versicherung gute Ersahrungen machen, und wenn dies der Fall sein sollte, so würden sie nicht zögern, dieselbe auch anzunehme». Die Amerikaner sind überhaupt in der glücklichen Lage, sich die Beispiele, welche die alte Welt giebt, zu Nutze zu machen, und werden auch in der Frage, die Gegenstand unserer Berathungen bildet, sich dem Vorgehen anderer Staate» anjchiieße», sobald dasselbe sich bewährt haben wird. Ich bin hier in osficiclier Mission, als Delcglrtcr meiner Regierung, und ich bekenne, daß ich auf diesem Eongrcß viel ge lernt habe, und daß ich mit Erstaunen und Bewunderung zu dem Gebäude aufblicke, das einzelne Staaten für die Versicherung ihrer Angehörigen aufgerichiet haben. Es ist das ei» gewaltiges, gemein nütziges Werk, welches da nntcriiomnien wurde. * Bei dem Banket der englisch-italienischen SchisssahrtS- aesellschaft anläßlich der Einweihung deS Dampfers „Francesco Crispi", hielt Crispi nicht eine eigentlich politische Rede, sondern sandte zuerst einen Gruß an de» König von Italien und die Königin von England, welche, wie er sagte, eine mächtige Verbündete Italiens sei. Er erinnerte an die Bande, die Sicilicn und Italien mit England verbinden und den Anthcil der letzteren an der Befreiung Italiens. Er trank a»f die Wohlfahrt und das Erblühen der SchisssahrtS Gesell schaft. Nach dem Toaste des SyndicuS nahm Crispi wieder da« Wort und sagte: Ich will nicht von Politik sprechen, da diese die Gemüthcr erbitze und er wünsche ruhig zn bleiben. Er drücke nur den Wunsch a»S, daß Sicilien sich wieder wirthschafllich cmporbcbc. Er zählte dann die Fortschritte auf, welche die Insel in den letzten 30 Jahren gemacht hätte. Die Besserung müsse aber weiterschreiten. * Bei der Enthüllmig des Denkmals für den General Faidhcrbe hielt der Minister de« Auswärtigen Nibot eine (bereit« kurz telegraphisch mitgetheilte) Rede, in welcher er zunächst ans die militairischen Tugenden hinwie», von denen Faidhcrbe ein Beispiel gegeben bade, und die sich in der Armee wie in der Marine wiedersändcn, sodann aber der Besuche gedachte, die die französische Flotte abgestattet habe. Europa stabe Frankreich endlich Gerechtigkeit widerfahren lassen. Ein Souvcrain, vora»sscstanend und fest in seinen friedlichen Absichten, wie dies auch Frankreich scibcr sei, habe öffentlich die liefen Sympathien bctiiiidct, die sein Lank mit Frankreich verbänden. (Lebhafter Beifall nnd Ruse: „Es lebe der Zar!" „Es lebe Frankreich!") Die russische Nation stabe sich ihrem Kaiser angcscstlosse», um Frankreich herzliche Freundschaft zu stezengc». Fererinann wisse, wie die Gesnstle erwidert worden seien. Die Vorgänge von Kronstadt hätte» in den kleinsten Ortschaften Frankreichs Widerhall gefunden. Unvergessen dürfe aber auch nicht stlcibcn weder da«, waS voranSgcgangen, »och das, waS darauf gefolgt sei. Ueberall hätten die sraiizösischc» Matrosen den Namen Frankreichs höher geachtet, ja geliebt gefunden nnd in Dänemark, Schweden nnd Nor wegen die rührendste» Kundgebungen erlebt. In Portsmouth, wo die Königin selbst die sraiizösischc Flotte habe Revue passiren lassen, sei der Flotte die großartigste und liebenswürdigste Ausnahme zu Theil geworden. Alle Welt habe cinen Eindruck bekommen, der nicht erlöschen werde. (Lebhafter Beifall.) ES ergebe sich bierauS, daß sich Frankreich in einer neuen Lage befinde, waS aber nicht etwa bedeute, daß eS sich einer neuen Politik an zupassen habe. Die bisher befolgte Politik sei eine so günstige gewesen, daß man sic nicht anfgcben dürfe an dem Tage, wo ibr Werth vor Aller Augen ru Tage trete und wo Frankreich beginne, die Früchte derselben einzucrnten. Frankreich, im Bewußtsein seiner Stärke und voll Vertrauen auf die Zukunft, werde fortfabre», die Klugheit und das kalte Blut zu zeigen, die ihm die Achtung der Völker ver schafften nnd dazu beitrügen, ihm de» Rang wieder zu geben, den es in der Welt einncbmen müsse. — Die Rede Ribot'S wurde mit fast »nnnlerbrochenem Beifall und mit Hochrufen auf Ribot, auf die Republik, auf Frankreich und auf Ruß land ausgenommen. * In Frankreich kcnnt man zur Zeit nur cinen Gott, und das ist der Har. Herr Carnot spielt daneben eine klägliche Rolle. Erst ganz kürzlich ist es ihm widerfahre», daß in RhcimS oder Epcrnay bei einem zu Ehren des Präsidenten der Republik gegebenen Festmahl ans de» Ehren gast nicht einmal gewartet wurde, der die Gesellschaft bei seinem Eintritte mitten im Esse» fand. „O'oR «In propra ya" würde man in Frankreich sagen, wenn cs sich nicht um Herrn Carnot handelte, der sich alles gefallen lasse» muß, weil er das Staatsoberhaupt ist. * Die zn Beginn dieses JastrcS in Frankreich vor- gcnommcnc Volkszählung bat ergeben, daß in Paris 00 800 Ausländer und 00 150 Ausländerinnen loobncn. Eine Aufstellung der i» ganz Frankreich, einschließlich Paris, wohnenden Ausländer gibt die Zahl derselben mit 074 025 an, während die Zabl der im Anslanke lebenden Franzosen nach den Consnlatsberichtc», t«»8 ooo beträgt. Mckrcre Journale benützen »un die Gelegenheit der Veröffentlichung dieser Zahle», um iicuerdiiigv gegen die „Verdrängung heimischer Arbeitskräfte durch Ausländer" zn Wülsten und darauf aufmerksam zu machen, welchen „materiellen Schaden" Frankreich dadurch erleide, daß so viel Geld in die Hände von Ausländern gelange. Wenn man nun eS nicht ver hindern will oder kann, daß Ausländer da verdienen, wo eS Franzosen ebenso gut könnten, so solle man wenigstens eine Frcmdciitaze einbeben, und zwar wie cS zum Beispiel das „XIX. Sioclc" meint, „loo Fra ms per Kopk und Jahr". In einer Entgegnung ans diese „Vorschläge" sagt der „TempS": „Geht iiia» all diesen Dingen ans de» Grund, so sieht man, daß man sich, von der wirthschaftlichcn Frage abgesehen, hier einer reactionärcn Bewegung gegen die Politik ter Mcnschlichkeit. welche während langer Generationen in Frankreich traditionell war, gegenüber befindet. Frübcr war das Ideal, die fran zösische» Ideen und Producte überall zu verbreilen und unser
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