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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.09.1891
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1891-09-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18910926017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1891092601
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1891092601
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1891
-
Monat
1891-09
- Tag 1891-09-26
-
Monat
1891-09
-
Jahr
1891
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Abonnementspreis kn der Haaptexpedition oder den im Stadt bezirk und den Bororten errichteten AuS- oabestellen abgehoIt: vierteljährlich X 4.50, bei zweimaliger täglicher Zustellung in« Hau« 5.50. Durch di« Post bezogen sür Deutschland und Oesterreich: vierteljährlich ^l 6.—. Direct« tägliche Kreuzbandlendui»g t»< Autlaud: monatlich 9.—. Die Morgen-Ausgabe erscheint täglich 6 Uhr, die Abead-Au-gabe wochentags b Uhr. Ledinlion uud Lrpeditioa: L«hanur»«asse 8. Die Expedition ist ununterbrochen ge öffnet von früh 8 bi« Abend» 7 Uhr. Filialen: VN« >1e««'» Torttm. (Alfred Hat»), UniversitälSstraße 1« Louis Lösche. kaHartuenstr. 14, pari, und KöntgSplatz 7. Druck und Verlag von L. Pol- in Leipzig. Morgen-Ausgabe. Anzeiger. Lrgan für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. InsertionspreiS Morgen-Ausgabe: die 6 gespaltene Petib» »eile 20^, Necl amen unter dem NedactionS- strich (4gespalten) 50^, vor den Familien nachrichten i6 gespalten) 40^. Abend-AuSgabe: die ftgespaltene Petilzeilo 40-^, Reklamen unter dem Nedaetion-sinch <4 geipalten) l »l Familininachrichlen und Anzeigen verlorener Gegenstände <6 gespalten) 20 Größere Schriften taut unserem PrriS- verzeichniß. Tabellarischer und Zissernsap »ach höherem Tarif. Extra-veilagen (gesal-t), vor mit der Morgen » Ausgabe, ohne Poslbesordernug Gt «X-, mir PoffbeiordttM* ^4 7L-. ÄRuahmelchlaß für Inserate: Abend-AuSgabe: vormittags 10 Uhr. Morgen-AuSgabe: Nachmittag« 4 Uhr. Sonn- und Festtags früh 9 Uhr. Lei de» Filialen und Annahmestellen je rino halb« Stund« früher. Inserate sinh stet- an dt» Expedition zu richten. 280. Sonnabend den 26. September 1891. 85. Jahrgang. Wegen-er Messe ist unsere Expedition morgen Sonntag Vormittags bis 12 Uhr geöffnet. Lxpesltlon Ü68 I^lp/lKer l'aKelilLlles. Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. Die Königliche Kreishauptmaanschast zu Leipzig hat laut Ihrer Verordnungen vom 14/22. Mai und 15./21. September 1891 aus Gruud von 8. 100s Ziffer 3 der Reichsgewerbeordnung bis aus Weitere» sür den Bezirk der Buchbinder-Jnnung zu Leipzig be- stimmt, daß Arbeitgeber, welch« das in der Innung vertretene Gewerbe betreiben und selbst zur Ausnahme in die Innung sähig sein würden, gleichwohl derselben aber nicht angehören, vom 1. October 1891 an Lehrlinge nicht mehr annehmen dürfen. Wir bringen dies zur allgemeinen Kenntniü unter Hinweis aus Artikel II des ReichSgcsetzcs vom 6. Juli 1887, betreffend die Ab änderung der Gewerbeordnung, wonach Zuwiderhandelnde mit Geld strafe bis zu 150 und !m Unvermögenssalle mit Hast bis zu 4 Wochen zu bestrafen sind, und bemerke» hierzu, daß der Bezirk der Innung dcn Bezirk der Stadt Leipzig umfaßt. Leipzig, den 23. September 18Sl. Der Rath der Stadt Leipzig. VI. 2808. vr, Georgi. Kaffelt. Bekanntmachung. Nachdem zufolge unserer Bekanntmachung vom 23. Februar 189k der Plan '1'. k. V. Nr. 4636 li. .4. Nr. 5462 bctr. Feststellung der Fluchtlinien der Dorvthecnslroße, vorschristsmäßig auegelege» hat und die hiergegen erhobenen Widersprüche theils zurückgezogen, theils rechtskräftig zurückgewiesen worden sind, so ist dieser Plan nunmehr aus Grund 8. 22 LeS Regulativs vom 15. November 1867 kür festgestellt zu erachten. Leipzig, den 22. September 1891. Der Rath der Stadt Leipzig. Ic. 4852. vr. Georgi. Vr. Redlich. Bekanntmachung. Wir bringen hiermit zur öffentlichen Keiintliiß, daß nach 8- 3 der Marktordnung sür die Stadt Le'pzig vom 22. April 1891 die Markthalle vom I. October lausenden Jahres an snr das Einbringen von Marktgut in die Stünde und sür den Großhandel erst von 4 Uhr Morgen? ab geöffnet werden wird, während der Kleinhandel erst um 7 Uhr Morgens beginnen und sonach dem Publicum erst von 7 Uhr ab der Eintritt gestaltet werde» wird. Vom gleichen Tage ab wird auch der Großhandel aus Roß- und und Königsplatz erst um 4 Uhr Morgens beginuen. Leipzig, am 23. September 1891. I». 4388. Der «ath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Leijluer. Bekanntmachung. Da wahrzuoehmen gewesen ist, daß die von uns durch Bekannt- machungen vom 9. Juli und 10. Juli d. I. getroffenen Loord- nungen nicht allenthalben besolgt worden sind, so werden dieselben in Folgendem tu Erianening gebracht: 1. Auf den in der Markthalle von uns sür den Großhandel bestimmten Berkaufsplätzrn dürfen Maaren nur tn folgenden Mindest- mengen verkaust werden: Gemüse: Spargel 2'/, KL Blumenkohl 4 groß« oder 8 klein« Köpfe, Erste Malta-Kartoffeln ... 5 I, Grüne Zwiebeln ein Bund . . 1 Schock, Kohlrabi '/, Schock, Möhren 4 Bund, Schoten 10 i, Bohnen 10 I, Salat i Schock, Gurken, erste Kosten-.... 8 Stück. Gurken, Laad- 1 Schock, Rettige 16 Bund oder 16 Stück, Rosenkohl 5 1, Zwiebeln, Perl- s I. - getrocknet» . . . . 25 I, Meerrettig 4 Stangen, Obst: Kirschen, Pflaumen, Aepfel, Birnen in Origiuolkörben, Erdbeeren Ah Stachel- und Johannisbeeren . 5 I, Pfirsiche oder Aprikosen ... 1 Mandel, Apfelsinen 25 Stück, Citronen 25 Stück. Nüsse, grüne, in Originalkörben, - getrocknete, 2'/, les. Kranzselgen 1 K'°> v Dattel», Prünellrn oder Koch- Feigen 1K«, Johanni«brot 1 kjx, Backobst . Pflaumenmus 1 k^, Ftschwaaren, geräucherte, . . tn Lriginalkisten od.Körben. Diese Mindestmengen gelten indessen nur für den Verkauf zwischen den Graddändter« un» den Vonsumrntrn. und cs ist den »rsteren bis aus Weiteres unbenommen, an Wiederverkäufe,:, wie Standinhaber, Hausirer, Lewölbehändier u. s. w. auch kleinere Mengen abzugeben. Für dringliche und genügend begründete Fälle haben wir unsere Markthallen-Jnspection ermächtigt, den Großhändler» auch die ver- absoigung von kleineren Mengen, als ß« vorstehend angegeben sind, an die Lonsnmentea zu gestatte». H. Di« zeitweilig in Gemäßheit von 8 1 Abs. 1 der Marktordnung dar »er «arntzale ans dem Rotzplatze b,z Königsplatze on- gewiesenen verlnussständ« sind nur sür den Groddaudel bestimmt. ES gelten hierfür folgen», Miodeslniengen: Kartoffel» 1 Sack oder 50 kg, Aepfel . Körb« von 25 I, Vreese,.«»««««.» - - 25 i» ...»«.<» e » Kl) h Kirschen Körbe von 20 l, Stachelbeeren Originalkörbe, Johannisbecrn . Weintrauben . Pfirsiche . Aprikosen - Heidelbeeren 25 I oder korbweis«, Preißclbeeren - - » Gurken 1 Schock. Für Gemüsehändler sind, falls dieselben aus den freien Platz verwiesen werden, folgende MiiiLestinengcn festgesetzt: Blumenkohl Mandel, Grüne Bohnen 25 l, Wachsbohnen 5 1, Schoten 25 I, Kohlrabi I Schock, Gurke» zu Pfeffergurken ... 51. Wirsingkohl 1 Mandel, Rothkohl » Weißkohl - Spinat......... 1 Viertel korbweise, Sellerie 1 Mandel, Möhren 1 Bund — 1 Schock, Meerrettig '/» Mandel, Petersilien-Wurzel 1 . Porr?« 1 . Radieschen und Rettige ... 1 Schock, Weiße und schwarze Rettige . 1 Mandel, Zwiebeln, grüne 1 Bund — 1 Schock, Zwiebeln, Perl- 5 1, Zwiebeln, getrocknete ... 50 lex NI. Znwivcrhanöluugrn gegen diese Vorschriften werden von uns in Gemäßheit von tz. 32 Abs. 2 der Martrordnung mit Entziehung des Standes oder mit den in 8. 149 Ziffer 6 der ReichS-Gewerbe- Lrdnung angedrohten Strafen geahndet werden. Leipzig, am 23. September 1891. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Wirthgen. productenbörse zu Leipzig. Tic Wahl von 3 Mitgliedern in den behils? Einschätzung der Bönenbesucher zu den Jahresbeiträgen sür 1891 zu bestellenden Lchätzungsausschus; findet Dienstag, de» LS. September d. I., unmittelbar nach Börsenichluß im Vorstands-immer statt. Näheres ergiebt der Vörscnanschlag. Leipzig, de» 19. September 1891. Di, Abgeordneten »er 2 Abkheilung des BörsrnvorstandeS: F. Schmidt. Georg Schroeder. Lvuis Steinbrecht. Bleyl, Bürsensecretatr. Bekanntmachung. Die Ausgabe der Karten für diejenigen Synagogenplätze, welche die bisherigen Inhaber auch sür das kommende Jahr zu be- haileu wünsche», findet ferner Sonntag, den 27. September, Vormittags 10-12 Uhr, in der Gcmcindckanzlet iSynagogengcbäude, 1 Treppe) statt, und zwar bleiben die Plätze den bisherigen Inhabern nur bis sonntag, den 27. September, Mittags 12 Uhr, rcscrvirt. lieber die bis z» diesem Zeitpunct nicht abgrhoitcn Karten wird andcrweilig versügt. Wir bitten, bei Abholung der Karten die bisherigen Kartell und die diesjährige» Gemeindesieuerquiltungeu mitzudrtngen. Leipzig, de» 24. September 1891. Der Vorstand der Israelitischen ReltgtanSgemeinde zu Leipzig. Die Unruhen in China. Die Auffassung, welche wir beim Bckanntwerden der An griffe aus die in China lebenden Europäer, besonders gegen ihre Missionsanstaltcn und Schulen an dieser Stelle geäußert haben, daß wir es nicht mit einer vorübergehenden Erscheinung, sondern mit einem Kampfe von sehr gesäb-sicher und tief gehender Bedeutung zu tbuit haben, ist dui-h die weitere Entwickelung der Sache als richtig erwiesen Warden. Es ist der Gegensatz zwischen der Jahrtausende alten Cultur der Ehinesen, ihrer Eigenart, ihren religiösen und politischen Anschauungen mit dem Wejcn und der Ennvickclung der europäischen Civilisation, welcher jetzt zum AuStragc kommt. Schon der Kampf, der vor einem Meuschenalter zwischen Frankreich und England auf der einen, gegen Ehina aus der andern Seite ausgcfochten wurde, war ein Zeichen der kommenden Ereignisse. Die Entwickelung Chinas halte damals noch nicht den Punct erreicht, auf welchem sie heute steht, daß in weiten Kreisen der chinesischen Bevölkerung sich der Gedanke von der Unvereinbarkeit der chinesischen und der europäischen Eivilisation Bahn gebrochen hat. Die Cbristianifirung Chinas ist eine Ausgabe, deren Lösung vorläufig nickst erwartet werden kann; die Elm,esc» batten mit großer Zähigkeit an ihren religiösen Ueberlieferungen fest, ebenso wie an ihrer nationalen Eigenart, an ihrer Kleidung, an ihren Gewohnheiten und Borurthcilen; sie sind nicht bildungsfähig im javanischen Sinne, so daß sie sich bereit zeigen, ihr staatliche? Leben auf europäischem Fuße einzurichten, aber sie haben Perstänkniß für die Bedeutung der Vortheile, welche ihnen die Nachahmung der militairischcn und maritimen Einrichtungen Europas gewährt. Fürdie Borzllge der europäischen Bewaffnung haben auch die Rothkänte in Amerika sich gelehrig erwiesen, gerade so, wie wir daS jetzt bei den Be wohnern des dunkel» ErdthcilS beobachten, aber weiter wollen die Chinesen, wenigstens vorläufig, nicht gehen. Sie haben daS Streben, ihre alten tausentjäbrigen Ueberlieferungen allen Versuchen der Europäer gegenüber, sie zu erschüttern, sestgebalten. Sie werden sich aus die Dauer gegen die Ein führung von Eisenbahnen und Telegraphen nicht wehren, weil sie zu gute Kausleute sind, um nicht die großen Bor tkeile zu erkennen, die ihnen dadurch erwachsen, aber sie werden trotzdem ihre Abgeschlossenheit zu bewahren suchen, und wir stehen in dieser Beziehung einer Zukunft gegenüber, deren Dunkel wir nicht zu lickten vermögen. In China und Indien liegen die Wurzeln der Kraft Asiens, und es ist kein Zufall, daß der Aufstand Nena Sahib'S beinahe mit dem erste» feindlichen Zusammenstoß zusammen- trar, welcher zwischen China und Europa stattfand. Auch jetzt beobachten wir wieder dieselbe Erscheinung, daß die religiösen und nationalen Besonderheiten der indischen Be völkerung in demselben Augenblick zu Reibungen mit den Engländern geführt haben, in welchem die Chinesen den Europäern, welch« am Aangtsekiang wohnen, ihre» Haff zv erkennen gaben. Die Bewegung in Manipur ist unterdrückt, und die aus Benares gemeldeten Unruhen religiösen Ursprungs sind auch vorläufig beseitigt, aber der Geist, welcher diese Unruhen veranlaßt«, lebt fort in der Bevölkerung, und seine weiteren Lebenszeichen werden nicht auf sich warten lassen. ES bereitet sich in Asien langsam, aber sicher eine un geheure Veränderung vor. Im Norden bahnt sich Rußland durch Sibirien seinen Weg nach Cbina, im Süden durch Afghanistan nach Indien, während England in Indien seine Macht zu befestigen und Cbina von der Seeseite aus seinem Einfluß zu unterwerfen bestrebt ist. Die Bewegung, welche von Arabien ausgeht, lassen wir bicr außer Betracht, sie hat ihren Schwerpunkt zunächst in denselben Bestrebungen, welche die Wendung in Egypten berbeigcführl haben. Die Regierung in Konstanlinopel ist nicht stark genug, um die einzelnen Thcile des türkischen Reiches unter den veränderten Ver hältnissen zusammenzubalten. Die gegenwärtigen Unruhen in China entspringen einer feind lichen Gesinnung derjenigen Macht, welche sich seit unvor denklicher Zeit zur Herrschaft in Ostasien berufen süblte. Tic Chinesen finden inffincliv heraus, daß diese Herrschaft in dem Maße bedroht ist, als die Europäer in China Fuß fassen. China bat den Europäern deshalb auch nur in sehr beschränktem Maße den Zutritt zum himmlischen Reiche gestattet, und die Altchinesen sind jetzt im Gegensatz zur Re gierung bemüht, die ertbeiltc Erlaubniß rum Aufenthalt in China für Europäer, soweit eS in ihrer Macht sieht, rück gängig zu machen. Diese Macht reicht weiter, als man bisher anzunehmen geneigt war, und bei dieser Gelegenheit ist cS auch klar geworden, daß die Regierung in Peking die Zügel nur lose in der Hand bält, und daß sie ihr entrissen werden können, wenn sie nicht der Stimme des Volkes Gehör gicbt. Das ist eine sehr schwierige Lage für den Kaiser, welcher offenbar trotz seiner Jugend Lerständniß für Len Werth europäischer Eivilisation hat und cinsichl, daß China seine Abgeschlossenheit von der europäischen Eivilisation, in welcher es bisher verharrte, auf die Dauer nicht aufrecht erhalten kann. Der neueste Ausstand in Jtschanz ist von verkleideten Soldaten aus Hunan auSgegangen, und cS ist mit Sicher heit anzunehmen, daß die Regierung in Peking in diesem Falle um so weniger Anstalt treffen wird, die Schuldigen zu bestrafen, weil dadurch in der chinesischen Armee liefe Mißstimmung erregt werden würde. Die Armee und dir Beamten - Hierarchie sind Verbündete in dem Kampfe gegen die Fremden, wie die Unthätigkeit der Mandarine »1 dem ganzen Verlaufe des Aufstandes mit verschwindenden Ausnahmen bewiesen hat, und dieses Bündniß ist auch in dem äußerst milkeu und zahmen Erlaß deS Tsungli- Bamcn zur Erscheinung gekommen. Ter Kaiser und seine Minister mögen die chinesische Flotte in die bedrohten Gegenden sende», wie daö nach den neuesten Nachrichten gcscheben ist, so wird damit dock nichts erreicht, die Unzufriedenheit in allen maßgebenden Kreisen, gleichviel ob sie der Armee, der Flotte oder dem Beamtenlbum anachören, wird dadurch nicht beseitigt; China hat die Absicht, sich vom Einfluß der Fremden freizumachcn, und dieser Absicht gegenüber ist die Regierung ohnmächtig. Es sind die Anfänge einer Vereinigung der europäischen Mächte zum Zweck gemeinsamer Schritte gegen die chinesische Regierung erkennbar, aber dem Vorgehen der Mächte fehlt es einstweilen noch an dem rechten Ernst. DaS liegt natürlich an der Spannung, in welcher sich die europäi schen Verhältnisse befinden. Wyher soll die Neigung zu europäischen Schritten in China kommen, wenn die Haupt- betheiligten entweder eine neutrale Stellung einnchmen, wie England, oder dem Dreibund feindlich gegenüber stehen, wie Frankreich. Rußland hat bisher keine An wandlung gezeigt, sich an gemeinsamen Schritten gegen China zu bethciligen, weil cs als Nachbarniachl in der günstigen Lage ist, auS einem etwaigen Kampfe zwischen China und den übrigen europäischen Mächten Nutzen zu ziehe». In diesem Falle hat Frankreich keine Aussicht, aus dem Frcundschastsverhältniß mit Rußland Gewinn ein zubringen, weil hier rein russische Interessen dem deS übrige» Europa gegeiiUbcrstcbeii. Es ist das eine werthvolle Lehre für Frankreich mit Bezug daraus, wie sich das Verhältniß zu Rußland überhaupt in Zukunft gestalten wird. Deutsch land wird sich voraussichtlich an allen Schrillen hctheiligen, welche dazu dienen, die Sicherheit der Europäer in China zu gewährleisten, und zwar ganz abgesehen von srineu euro päischen Interessen. * Leipzig, 26. September. * Am 28. Februar kommende»: Jahres feiert bekanntlich die nationalliberale Partei als NeichSlagSfraclion das Fest ihres fünfundzwanzig jährigen Be st eben s. Seitens der Ccntralleitung der Partei wird eine festliche Begehung des fünsui'dzwanzigjährigen Grdäcktnißtages vorbereitet. Unter Anderem wird auch eine „Geschichte der Entstehung und der Entwickelung der nationallibcralen Partei" von kundiger Feder verfaßt werden. ES ist dies Unternehmen um so mehr mit Freuden zu begrüßen, als solche Parteigeschichtcn bislang noch nicht oder doch nur in sehr beschränktem Maße exisliren, obgleich sic sür die gesammte politische Geschichte des deutschen Volkes von hohem Wrrthe sein würden. Es steht zu hoffen, daß daS Vorgehen der nationalliberalen Partei auch die andern Parteien bewegen wird, solche Partei geschichtcn verfassen zu lassen. * Zar Alexander, welcher über Berlin nach Moskau fährt, bat bezüglich seiner Durchreise ersucht, dieselbe al- eine durch den Trauerfall veranlaßte rein private zu be trachten, welche seine sofortige Anwesenheit in Moskau er fordere, und gebeten, von jedem Empfange abzusehen. Der Zar wird alsbald nach seinem Eintreffen mittelst ExtrazugS via Alcxandrowo Weiterreisen. * Die bisherigen Ausnahmen, welche das sogenannte TrunksuchtSgesetz gesunden hat, ist zweifellos nicht ohne Rückwirkung aus die Haltung der Regierung geblieben. Man war innerhalb derselben, wir verlautet, wohl auf Schwierig keiten aller Art gefaßt, dagegen keineswegs auf so vielfachen Widerspruch, wie er dem Entwürfe eutgegengrtreten ist. E« heißt, daß selbst der Finanzminister Miguel, welchem ein erheblicher Antheil an de« Zustandekommen de« Entwurf« zugesckricben wird, jetzt in manchen Puncten von demselben zurllckgckommen sei. Daß man im BundeSrath mancherlei Veränderungen an dem Entwürfe vornehmen wird, gilt als ziemlich sicher. * Der Versuch, eine Anzahl polnischer Volksschul- leh rer nach den westlichen Provinzen zu versetzen, soll nach Berichten polnischer Blätter völlig gescheitert sein. Die pol nischen Lehrer haben sich in der Fremde fast durchgängig unglücklich gefühlt; daS Heimweh, namentlich der Lebrerfrauen, hätte gradezn zu Erkrankungen geführt. Ein kleiner Theil der betreffenden Lehrer ist nach Posen und Westpreußen zu rückversetzt und vou den übrigen steht ein Theil wegen Rück kehr in die Heimath mit der Regierung in Verhandlung. Die einschlägigen Verhältnisse sollen im nächsten Landtage zur Sprache gebracht werden. * Es darf als sicher angesehen werden, daß die Reisen mehrerer Mitglieder des preußischen StaatS- ministeriumS in die Provinzen Ost- und Westpreußen zu Vorlagen an den Landtag führen werden, welche die Hebung der gesammlen industriellen und landwirtlsschaftlichen Ver hältnisse dieser Provinzen anstrcben. lieber die Wahr nehmungen der Minister wird zunächst ein Jmmcdiatbericht an den Kaiser ergeben, welcher bestimmte Vorschläge zur Ab hilfe erkannter Uevelständc enthalten soll. ES wird sich dann ru zeigen haben, wie weit die letzteren für gesetzgeberische Arbeite» zu verwerlheu sind. * * « * Bischof vr. Emanucl Schöbe! von Lcitincritz wird den Kaiser in vollem Ornate an der Spitze der Geistlichkeit am Portale der Erzdccanatkirche in Neichenberg empfangen. — An dem Empfange des Kaisers am 1. October wird sich der nordböhmische Veteranenbund in Grotlau mit circa 1200 Mann und 40 Fahnen betkeiligen. — Tie Passage aus den RcichSstraßen nach Mafferödors und Röcklitz wird am l. October während der Rundfahrt deS Kaisers sür den gesammlen Wagenverkehr gesperrt. An dem Bahnhöfe in Li eben an, wo der Kaiser kurzen Aufenthalt nimmt, wird ein prächtiger Pavillon errichtet uud der Bahnhof elektrisch beleuchtet werden. * Ueber die Erkrankung des Minister-Präsidenten Grafen Taafse wird Folgendes gemeldet: Graf Taaffe fühlte sich schon am vorigen Montag unwohl. Er beachtete icdoch das scheinbar unbedeutende lluwohlscin nicht und unter brach seine gewohnte AmtSthätiakeit nicht. In der Nacht auf Dienstag hatte sich jedoch der Zustand deS Patiencen wesent lich verschlimmert und die Acrzle constatirten eine wahrschein lich in Folge einer Erkältung entstandene Entzündung der Kopfhaut, welche in Folge der sofort angcwcndetcn energischen Mittel an Ausdehnung nicht zunahm. Wiewohl der Zustand des Ministers augenblicklich zu keinen ernsten Besorgnissen Anlaß giebt, so sind doch die größte Schonung und sorg fältigste Behandlung geboten, damit die Entzündung nicht an Ausdehnung gewinne. Jedenfalls wird Graf Taasse min destens acht b>S zehn Tage das Bett hüten müssen. DaS All gemeinbefinden deS Grasen Taasse ist nach einer Depesche von gestern Nachmittag sehr befriedigend; die Geschwulst hat abgenommen. * Der französische Conseilpräsident und Kriegsminister de Freycinet ist bekanntlich zugleich Mitglied der Äcademie Frantzaise. In dieser Eigenjchast als einer der vierzig „Un sterblichen" soll er nunmehr vou einem seiner Cvllegcn in der AcadSmie Frantzaise angerufco worden sein, um dahin zu wirken, daß, nachdem die „Lohengrin" - Aufführung trotz den verschiedenen Straßenkundgebungen aufrecht er hallen worden ist, auch Sardou's „Thermidor" i» der Eom6die Frantzaise zugelaflen werde. Tie bezüglichen Schritte sind, wie in dem „Figaro" bervorgchoben wird, ohne Wissen Sardou's unternommen worden, und zwar durch eines der angesehensten Mitglieder der Acadömie Franchise. Hcrvorgeboben wird, daß man, seitdem die Regierung mit einer Entschiedenheit, für die inan ihr Dank wissen müsse, beschlossen habe, den tumultuarischen Protesten während der „Lohengrin"-Aufsührunacn Widerstand zu leisten, mehr als je bedauert habe, daß nicht dieselbe Entschlossenheit vor mehreren Monaten durch dieselbe Regierung auS Anlaß der Aufführung des „Thermidor" an den Tag gelegt worden sei. Wenn aber hiiizugefügt wird, daß auf diese Weise „scbr geschickt" eine stets schwebende Frage auS der Welt geschasst würde, die eines TageS sehr unbequxm werden könnte, und daß die gesammte Äcadömie Fran^aise durch ein günstiges Ergebniß schmeichelhaft berührt werken würde, so er scheint dies nur zum Theil richtig. Die Spötter würde» allerdings mit Recht hcrvorheben, daß die Wiedererstattung deS „Thermidor" überhaupt die erste literarische Leistung des neugewählten Akademiker- Frehcinet wäre. Sehr fraglich er scheint jedoch, ob nicht gerade im Gegenthcil dem Ministerium auS Vieser Gestattung Verlegenheiten erwachsen würden, da die Radikalen, ohnehin Wege» der Schwenkung der Regierung nach reckiS mißtrauisch, in einem solchen Verkalken eine weitere Evolution nach der verhaßten Richtung erblicken würden. In dem bevorstehenden parlamentarische» Feldzüge könnte dann Liefe Auffassung der politischen Situation bei der ersten sich darb irlenden Gelegenheit zum Ausdruck kommen. * Ein Pariser Brief der „Politischen Correspondenz" constatirt, daß in dortigen politischen Kreisen nach de» Auf regungen der jüngsten Zeit eine ruhigere Auffassung der internationalen Lage Platz greise, was insbesondere aus die Erleichterungen der Paßvorschriflcn zurückriisührcn sei. Die Bestimmung werde auch in der bevorstehenden Rede deS französischen Ministers deS Auswärtigen, Nibot, vor dem Denkmal des Generals Faidherbc's und in den von dem Ministerpräsidenten Freycinet in Marseille za erwar tenden Ausführungen zum Ausdruck gelangen. * Der Tod der Großfürstin Alexandra hat in Athen den tiefsten Eindruck gemacht. Von der Negierung, der Municipalität und den Corporalioucn sind Condolenz-Kund- gebungcu veranstaltet worden. In den Kirchen wird Traurr- gotteSdienst stattfindcn. Dem Requiem in der Kathedrale wohnten der Hof, dir Behörden und da» diplomatische CorpS bei. E« ist eine sech-monalige Hoftrauer «»geordnet worden. * Au« Kopenhagen, 25. September, wird telegraphirt: Bei der Abreise de« Kaiser« und der Kaiserin von Ruß land Ware» säoemtlich« Mitglieder der hiesigen königlich«.
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