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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.12.1891
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1891-12-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18911207018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1891120701
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1891120701
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1891
-
Monat
1891-12
- Tag 1891-12-07
-
Monat
1891-12
-
Jahr
1891
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I.M««e W LeiMer Ä«eM M WM N. iA, MM«, 7.§«»ttl M. (Mgen-Wate.) ^Schmülke Dem Heim! Diaptjanie - Glasbilder kiichnlik Kkifiildk-flischilk Herrlicher Fenstcrschmnik. KriwW L ÜMpel, «tnmaislhe Slkthk 27.1. Leipzig, 7. Derember. * Die Ansprache des Kaiser- an die Recrutrn in Potsdam girbt das „Volk" angeblich nach der Aussage eine- Lhrefizengen wie folgt wieder. Der Kaiser sagte: „Ihr habt Mir den Treueid geleistet, daö heißt, Euch gilt von nun an nur rin Befehl und da- ist Mein Allerhöchster Besehl. Ihr habt nur einen Feind, der ist Mein Feind! lind müßte Ich Euch vielleicht einst — Gott wolle e» ver- hütkn — dazu berufen, aus Eure eigenen Verwandten, ja Geschwister und Eltern zu schieße», so denkt an Euren Eid!" Diese Worte, so schreibt da- .Volk", sprach der Kaiser mit erhöhter Stimme und das „supromu lex regis xoluutss" flammte in seinen Augen. Zum Schluß habe der Kaiser noch gesagt: „Vor Allem Eins: vcrgeßt nickt Euer Vater unser, das Ihr als Kinder gelernt habt; es Hilst au- vieler Noth, ich weiß es!" * Wir haben in der letzten Nummer die Auslassung der ..Kreuzzeitung" zu der Ansprache de- Kaisers an die Recruten in Potsdam wiedergcgeben Die „Natinal- zeitung" erwidert der „Kreuzzeilung" Folgendes: „Wenn der Kaiser sich nicht so geäußert hat, wie berichtet norden, so scheint uns die Darlegung von Gründen, aus denen er so gesprochen hüben könnt«, sehr überflüssig. Gegenüber der In- smuation von „bösen" und „guten Revolutionairen" wollen wir der „Kreuzzeitung" aber sagen, warum wir an die Richtigkeit jenes Referates nicht glaubten. Kann auch nicht behauptet werden, daß sür alle absehbare Zeit bei uns Zustände undenkbar seien, in denen ein Einschreiten der Truppen bei inneren Unruhen erforderlich würde, so fehlt es doch gegenwärtig an jedem Anzeichen, welches solche Wirren in nahe Aussicht stellte. Während Erörterungen darüber also nicht noth- wendig sind, können sie nur im Innern die „Reinkultur des Beunruhiguags-BacilluS" befördern und im Ausland« falsche Bor- siellungen von den politischen Zuständen des deutschen Reiches bervorrufen. Käme es einmal zu dem Unglück eines Straßen. kampfeS, so könnt« dabei allerdings auch der tragisch« Umstand eintreten, daß Söhne aus die Väter oder Brüder aus einander schießen müßten; aber sie würden es sogar im Augenblicke des Kampfes schwerlich wissen; uud es ,st nicht abzusehen, welchen nützlichen Zweck »S haben könnte, junge Soldaten im Voraus in den mit dem Gedanken an eine derartige furchtbare Möglichkeit leicht verbundenen Gewissenskonflikt zu stürzen, wenn nichts darauf hindeutet, daß sie eintreten werde. Es tonnten dadurch möglicherweise erst bedenklich« Erwägungen, aus welche die jungen Soldaten sonst nicht verfallen würden, hervor, gerusen werden. Es genügt sür alle Fälle, sie tu der Treue für Len Kaiser und in der militairischen Disctplin zu erziehen; dann wkrden sie schießen, wenn „Feuer" commandirt wird. WaS darüber ist, das ist vom Uebel. Deshalb glauben wir nicht an di» Richtig, keil de» angrdlicheo Textes der kaiserlichen Ansprache." * Fürst Bismarck hat dem „Hannoverschen Courier' zufolge gelegentlich seiner Anwesenheit in Ratzeburg am vorigen Montag gesprächsweise etwa folgende Aeußerunaen gethan, alS die Rede zufällig auf Windt Horst kam: „Die Zeitungen berichten jetzt so viel über nieine Beziehungen als ReichSkanzler zu Windthorst. Einige falsche Darstellungen behaupten sogar, ich hätte denselben gegen die socialen Plane deS Kaisers gewinnen wollen. DaS ist natürlich ganz un denkbar. Wenn von einer Verbindung mit Windhorst über Haupt hätte die Rede sein können, so hätte eine solche nur den Kampf gegen die Socialdemokratie zum Zweck haben können. Nach den Neuwahlen vom Februar 1890 war rS freilich für mich als Reichskanzler selbstverständlich von Wichtigkeit, über die Stellung de- EentrumS und seine- Parteiführer- der Socialdemokratie gegenüber Klarheit zu be kommen. Ebenso mußte Windthorst daran liegen, meine Stellungnahme kennen zu lernen. Nun wird hin und her ge stritten, wer die Unterredung, welche im März slattfand, hrrbei- gesührt hat, Windthorst oder ich. An sich ist da- ziemlich aleichgiltig. Wenn ich eS gethan hätte, so könnte mir kein Vorwurf daraus gemacht werden. ES ist aber nicht der Fall. Windthorst hat um die Unterredung nachgesucht, und zwar in ungewöhnlicher Form. Er ließ nämlich durch meinen Banquier ansragen, ob ich ihn empfangen wolle. Das über raschte mich, da ich als Reichskanzler jeden Abgeordneten, der darum nachsuchte, stets bereitwillig empfangen habe. Es machte mich mißtrauisch. Windthorst ist stets rin be rechnender Feind unsere- Reiches gewesen. Ich habe es nie begreifen können, daß man ihn nachmals so sehr, gleichsam wie einen nationalen Heros, gefeiert hat!" Auf die Be merkung de- Unterredners, daß das viele Vaterland-freunde nicht nur srappirt, sondern gradezu entsetzt habe, sagte Fürst BiSmarck: „Da- wundert mich nicht. Ich bin überzeugt, Laß Windthorst viel dazu beigetragrn hat, die Trennung Seiner Majestät von mir herbeizu führe.' * Der Abgeordnete Arendt giebt in seinem „Deutschen Wochenblatt" eine Entgegnung auf die Rede de« Reichs kanzlers. Er erklärt in Bezug auf die Behauptung von der Amt-müdigkrit de» Reichskanzler-, daß „Erörterungen in einflußreichen und dem Reichskanzler nahe stehenden Kreisen" und bestimmte Mittheilungen ihn veranlaßt hätten, zu glauben, daß Herr von Caprivi selbst von seinem Posten zurückzutreten wünsche, sobald die Frage seiner Nachfolger schaft gelöst werde. * Die „Brrl. Polit. Nachr." melden i» Bestätigung des bereits über die Handelsverträge Bekanntzewordenen: „Wie wir höben, sind die Handelsverträge den einzelnen Bundesregierungen bereits am Donnerstag mit dem Ersuchen zur Kenntniß gebracht worden, sich umgehend über dieselben Ichlüssig zu machen und die Bundrsbevollmächtigten mit Instructionen zu versehen. Es kann mit Sicherheit an genommen werden, daß diese Instructionen zum größten Theile bereit- hier anaelangt sind und daß dieselben bei der am Sonntag l Ubr stattfindenden Berathung der Handelsverträge in den Ausschüssen de- BundeSratbS mit zur Kenntniß gebracht werden können. Am Montag wird dann eine Plenarsitzung de- BundeSrathS stattfinde», in welcher ohne Zweifel sämmtliche Handelsverträge zur Annahme gelangen werden. Der Vertrag mit der Schweiz hat biS heute Vor mittag im Wortlaut noch nicht Vorgelegen, wird aber sicher lich biS dahin unterbreitet werden können. ES hat den An schein, als ob bei einer sehr großen Majorität deS Reichstage- die Absicht besteht, die Verträge ohne CommissionSberathung ini Plenum zu erledigen, so daß dieselben nock vor Weih nachten gesetzliche Genehmigung erlangen können. Im klebrigen würde selbst eine kommissionsweise Berathung die Annahme kaum erheblich verzögern." * In den wissenschaftlichen Kreisen hat die Ablehnung bezw. Zurückstellung der für Erforschung und Aufdeckung de- römischen GrenzwallS geforderten geringfügigen Summe von 4» 00» seiten- der Budgetcommission d«S Reichstag- einen sehr ungünstigen und peinlichen Eindruck erregt, und man kann über die Kleinlichkeit einer solchen Sparsamkeit gegenüber den vielen Millionen aus anderen Seiten recht nttere Urtheile hören. DaS beabsichtigte Unternehmen gehört zu den interessantesten wissenschaftlichen Problemen und würde ohne Zweifel eine außerordentlich bedeutende Bereicherung unserer Kenntnisse über deutsche und römische Geschichte in den ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung bieten; der Plan ist auf die Anregung von Mommsen zurückzusührcn, der sich für die Ablehnung bei seinen deutschsrrisinnigen freunden bedanken kann. In weiten Kreisen de- gelehrten und gebildeten Publicum- ist man der Ansicht, da- vor ^ ' siagene Werk sei viel interessanter und werthvoller und biete für Deutsche unendlich mehr Belehrung als z. B. die zoologische Station in Neapel. Hoffentlich gelingt e- noch, den Beschluß im Plenum rückgängig zu machen. * Herr von Oertzen, dessen ReichStagSmandat sür Mecklenburg-Strelitz die WahlprüfungScommission für ungiltig erklärt hatte, hat dasselbe nunmehr niedrrgelczt. Bei der letzten Wahl wurden 0864 konservative, 5006 frei sinnige, 2000 nationalliberalr, 1687 socialdemokratische und in der Stichwahl 867.1 konservative und 8460 freisinnige Stimmen abgegeben. E» ist, wie man sieht, ein keineswegs sichere- konservatives Mandat. Herr von Oertzen besaß es seit 1884, auch 1878—81 war eS in konservativen Händen; von 1871—78 und 1881—84 war der nationalliberalr Ab geordnete Pogge Vertreter des-Wahlkreises. — Im Gegen satz zu der vorstehenden Mitthrilung von dem freiwilligen Verzicht de- Aba. von Oertzen aus sein Mandat steht folgende telegraphische Meldung der „Magdcb. Ztg." aus Berlin: „Der Abg. von Oertzen (Strclitz) hat sein Mandat nicht niedergelegt, wie heute früh von einigen Zeitungen irrig gemeldet worden ist: er scheint vielmehr gewillt zu sein, die Entscheidung de» Plenum- über die bekanntlich von der WahlprüsungScommission beantragte UngiltigkeitSerklärung seiner Wahl abzuwarten. * Die v. Egidy'sche Bewegung scheint nach dem Willen ihre» Urheber- mehr und mehr eine socialrefor ma torische Gestalt annehmen zu sollen. In seinen Vorträgen, welche Herr v. Egidy veranstaltet, fordert er seine Anhänger auf, ihre rcformatorischen Absichten durch die That zu er weisen, zunächst durch schriftliche Mittheilung an den Geist liehen, daß man da» kirchliche Bekenntniß nicht mehr sür bindend für sich erachte. Obwohl der Führer der Bewegung die allergrößten Hoffnungen an sein Werk knüpft, läßt sich noch nicht ermessen, ob überhaupt sein Anstoß irgendwie äußerlich sich bemerkbar machen wird. * Die mit Spannung erwartete Antwort der „Ham burger Nachrichten" auf die jüngste Rede des Reichs kanzlers von Caprivi ist nun durch nachstehenden Artikel rrfolat: „Das Ergebaiß der Budgetdebatte Im Reichstage besteht, was das Brrhältntß der Regierung zu den Fraktionen betrifft, darin, daß Eentrum, Polen und voraussichtlich auch Elsässer als diejenigen Elemente zu betrachten sind, mit deren Unterstützung di« Regierung in der nächsten Zukunst zu rechnen haben wird und deren Unter stützung im Reich« wie in Preußen durch Loncessionen gesichert werden muß. Da- Eentrum, als eigentliche Regierungspartei, bildet zwar mit seinen Annexen keine Majorität, kann aber aus die Unterstützung der Fortschrittspartei und Socialdemo, kratie rechnen, so weit diel« beiden Fraktionen nach ihren Interessen glauben, Bortheil von der jetzigen Regie- rung zu Hoven. Es ist die- eine Richtung, die sich im Reichtstag« schon mit der Apotheose Windthorst - angekündigt hat. Jedenfalls kann die Fortschrittspartei in dieser Fraktions- Verbindung nur in der Hoffnung Mitwirken, daß sie dadurch nach Auffassung der Regierung in die Kategorie der Vertrauen erwecken- deu Mitarbeiter früher oder später einrückt. Wenn diese Hoffnung sich nicht bestätigen sollte, so wird nach Maßgabe der Erkenntnis hiervon natürlich di« Unterstützung seiten- dieser Partei sür die Regierung unsicher werden. Wie dem auch sei, jedenfalls ergiebt sich au« dem Berhäitaiß der Regierung zu den Parteien, wie es im Verlause der Bndgetberathung zu Tage getreten ist, daß eine Ab- weichung vom alten EurS nothweadlg staliflnden muß, weil die Strömung, in der di« verschiedenen Bestandtheile der heutigen Majorität-Parteien naturaeintß treiben, eine völlig andere ist als die früher». Wir sind der Ansicht, daß zur Beseitigung des Beunruhigungs-Bacillus, von dem neulich im Reichstage die Rede war, «ine Beleuchtnog der inneren Situation, dir sich hieraus ergiebt, noch wirksamer gewesen wäre als die der auswärtigen Be- »iehungen. E« ist möglich, daß für Vas nächste Jahr die Wahr- scheiulichkeit eine« kriegrrischen Ueverfalle« gegen Deutschland nicht größer sein wird alS hisder, aber wir glauben auch nicht, daß dieser größeren oder geringeren Wahrscheinlichkeit jener Bacillus ent- iprungen ist. Dir Ursache des Krankheitssymptom« liegt vorwiegend in der Unsicherheit der Entwickelung unserer inneren Verhältnisse. So sehen wir mit einiger Besorgniß aus di« Ruhe, mit der die bisherigen Gegner der inneren Entwickelung der neuen Wendung in derselben gegenüber stehen, und finden den Grund dieser Ruhe in der Ueberzeiigung der reich-feindlichen Parteien, daß sie in der Lage sind, ihrerseits die weitere Gestaltung der Dinge adzuwarten und sich die Mühe, ihre Geschäfte selbst zu besorgen, nicht zu geben brauchen: * In den Blättern wird man nicht müde, Meldungen bezüglich der zweijährigen Dienstzeit zu machen. Wir können, so wird der „M.-Z." auS Berlin geschrieben, wiederholt nur dringend anrathen, in dieser Beziehung keine allzu großen Hoffnungen zu hegen. Die Frage ist und bleibt eine dnrckanS offene, obschon die Regierung nicht abgeneigt ist, ihr näher zu treten. Die» aber i>l auch da» allein Tbat achliche. Zur Zeit sind ebenso gewichtige Stimmen sür, wie gegen die zweijährige Dienstzeit. Man spricht davon, daß im Laufe deS künftige» Sommer» Berathungen von Sachverständigen über die Krage stattsinden sollen. * DaS Befinden de» Großherzogs von Mecklen burg-Schwerin ist, wie die „Mecklenburgischen Nach richten" a»S Cannes erfahren, zur Zeit ein recht befriedigendes. Unter dein Zurücktrctcn der nervösen Erscheinungen macht die Heilung der Lähmungen erfreuliche Fortschritte. Nachdem diese Erscheinungen an den Armen und dem Oberkörper schon lange vollkommen beseitigt sind, haben jetzt auch die Füße sich soweit gekrästigt, daß der Großherzog täglich mit gutem Erfolge Gehversuche macht. * Die bereit» gemeldete Auslösung de» „Cercle choral deS am iS" in Metz ist nach der „Franks. Ztg." erfolgt, weil die Mitglieder sich an der französischen Gedenk feier bei MarS >a Tour bethciligtcn und andere deutschfeind liche Kundgebungen wahrnehmen ließen. Die „Lothr. Ztg." schreibt hierzu noch: „Aach den Handlungen zu urlheilea, deren sich Mitglieder des selben schuldig gemacht haben, sind in dem Bereit! Gesinnungen ge- pflegt worden, welche sich mit den im Land« bestehenden Ver hältnissen zu sehr im Widerspruche befanden, alS daß das Fortbestehen des Vereins hätte geduldet werden können. AuS ästhetischen Gründen ist die Auslösung nicht zn bedauern, da im Eercle choral zwar Musik, aber herzlich schlechte Musik gemacht wurde." * In Hamburg sind für da» Jahr 1892 der bisherige zweite Bürgermeister I>r. Petersen zum ersten Bürger meister und der Senator vr Moenckeberg zum zweiten Bürgermeister gewählt worden. * In Franksurt a. M. haben sich Deutschsreisinnige »nd Demokraten sür die Land tag» Wahl aus einen gemein samcn Candidaten, den freisinnigen RcichStagSabgeordncten Kaufmann Funck, geeinigt. Auch bei der vorigen Landtags Wahl waren die beiden Parteien vereinigt vorgegangen und erzielten für ihren Candidaten, Herrn Flinsch, 256 Stimme» gegen 269 für wen nationalliberalen Herrn von Hergenhahn. ES ist eine bedeutende Anzahl neuer Wahlmännerwahlcn vorzunehmen, so daß der Erfolg de» Wahlkampfe- hart de stritten sein wird. * Zur Charakteristik der Art und Weise, wie gewisse französische Blätter die Erklärung deS Grafen Kalnoky über da» Papsttbum zn Hetzereien auSbcuten, wird auf einen Artikel deS „Siöcle" aufmerksam gemacht, der nickt nur dem Grafen Kalnoky insinuirt, von der welt lichen Herrschaft deS Papstes gesprochen zu haben, deren er mit keiner Silbe Erwähnung gethan hat, sondern sich zu der Behauptung verstrigt, die bezügliche Aeußerunz deS Grasen Kalnoky sei von Kaiser Franz Iofes inspirirt worden. Nun weiß aber alle Welt, daß die Erklärung deS Grasen Kalnoky eine sofortige und fpontane Beantwortung der Rede deS Herrn von Zallinger war, somit eine Einflußnahme der Krone auf die Erklärung de- Grafen Kalnoky völlig au« geschlossen erscheint. * Mit Bezug aus da- von Pester Blättern colportirte Gerücht einer Erschütterung der Stellung de- österreichisch ungarischen Krieg-minister« Baron Bauer schreibt man aus Pest, daß diese- vollständig au- der Lust gegriffene Gerücht von der Opposition zu dem Zwecke in die Welt ge setzt worden, um die Bedeutung der in der ungarischen Delegation zum Beschluß erhobenen Resolution, daß der KrirgSminister ungarische Eingaben auch >n ungarischer Sprache beantworten solle, zu tllustriren. Dieser Beschluß hat aber gar keine Bedeutung und ändert an dem Festhalten an der einheitlichen Dienstsprache der Armee nicht das ge ringste. Denn es handelt sich nur um eine ungarische, von Privatpersonen einlangende Eingabe. Daß die Opposition den erwähnten Beschluß zu einer großen That hinaufschraubt, gehört, wie manches andere, WaS in den Delegationen von ungarischer Seite vorgekommen, zu den seitens der ungarischen Opposition schon jetzt begonnenen Wahlvor bereitungen. * Wie da- Wiener „Fremdenblatt" meldet, ist nach am Sonnabend im Laufe de- Nachmittag- getroffenen Dis Positionen bestimmt, daß dieHandelSvertragc mit Deutsch laud, Italien, Belgien und, wenn bi- dahin möglich, auch mit der Schwei) in der für Montag Abend rinberusenen Sitzung de» österreichischen Abgeordnetenhauses vorgrlegt werden. * Das Grbeimniß, mit welchem bisher der Zweck der jüngsten Reise des König- von Dänemark nach Berlin verhüllt war, ist nun gelüftet. König Christian Hai, wie schon gemeldet, den Kaiser Wilhelur eingeladen, der Feier seiner goldenen Hochzeit, welche am 26. Mai 1892 in Kopenhagen abgehalten wird, bei- ruwohnc». Kaiser Wilhelm hat die Einladung zu dieser ,reier, der auch Kaiser Alexander von Rußland und dessen Gemahlin beiwohnen werde», angenommen. Die Feier der goldenen Hochzeit deS dänischen KönigSpaareS wird sich übrigens zu einem wahren fürstlichen Familien-Congresse gestalten, da außer den bereit« genannten zwei Monarchen auch »och die Königin Bictoria, der Prinz und die Prinzessin von Wale- und der König von Griechenland mit ihren Familien, die Herzogin Thyra von Eumberlaad und Köniz Oskar von Schweden um diese Zeit in Kopenhagen erscheinen werden. Da» Hauptinteresse der Frier nimmt aber dir bei dieser Gelegenheit erfolgende Begegnung der beiden Kaiser von Deutschland und Rußland in Anspruch und man wird wohl nicht sehlgchcn, wenn man in der Ein ladung, welche der Schwiegervater des Zar-, König Christian, an Kaiser Wilhelm richtete, einen Versuch erblickt, die zwischen den Höfen von Berlin und Petersburg bestehende Spannung durch eine persönliche Annäherung der beiden Monarchen zu beseitigen. * AuS Rom wird vom 5. Decembcr Folgende- gemeldet: Nach CriSpi nahm Rudini da- Wort und bemerkte, da CriSpi die Neigung ausgesprochen habe, da» Garantiraesetz abzuändern, so sei er glücklich, daß endlich der erste Punkt gcwonnen sei, der zu einer klaren Scheidung der Parteien in der Kammer zu führen geeignet sei. Mit seiner Erklärung, daß im Falle des Ausbruchs eines Krieg« Oesterreich-Ungarn an der Seite Italiens stände, habe er durchaus nicht gesagt, daß Italien sich nicht selbst zu genügen im Stande sei. Er habe dies auch niemals angenommen. Er sei vor Allein tolz darauf, Italiener zu sein, und könne somit auch nicht einen Augenblick einem Zweifel darüber Raum geben, ob Italien seine Einheit und Unabhängigkeit zu schützen und zu verlheidigen wüßte. (Wiederholter Beifall.) — Nicotera erklärte, cö sei ihm räthselhast, weshalb CriSpi daö gegenwärtige Eabinet immer als ein Ministerium der Rechten hinstcllen wolle. Diese Ideen von einer Rechten und einer Linke» seien gegenwärtig ziemlich veraltet und CriSpi selbst verkünde die« lauter al« alle übrige Well, indem er betone, daß die Regierung über den Parteien schwebe. Nicotera fügte Hinz», er sei immer eins mit seinem Programm gewesen. Er untersuche nicht, ob diese« Programm mehr de» Idee» von rechts oder links entspreche. Auch Erispi habe den Vorsitz i» einem Eabinete gesnhrt, in welchem eS zahlreiche Elemente der Rechten gegeben habe. Wenn übrigens da» gegenwärtige Cabinet ein solches der Rechten sei, dann bedeute die«, auch die gegenwärtige Majorität der Kammer sei eine solche der Rechten. Diese Kammer aber, so rief der Redner au«, ist eine Schöpfung CriSpi'S. (Beifall.) Nach einigen Gegenbemerkungen von Seiten CriSpi'S und Bovio'S, die sich durch die Ausführungen der Negierung sür nicht befriedigt erklärte», während Barazzuoli und Bongbi ihre Befriedigung über diefelben >^um Ausdruck brachten, beschloß die Kammer, den Antrag Enrioni und die übrigen dem Vertrauen in die innere und kirchliche Politik de- EabinetS Ausdruck gebenden Tagesordnungen am Montag zur Erörterung zn stellen. Hierauf wird die Sitzung ge schloffen. * Wie aus Rom berichtet wird, ist, wieviel auch von einer angeblich sranzösischerseits in Antrag gebrachten Flottenaction auS Anlaß der Vorgänge in China gesprochen wird, an die italienische Regierung bisher kein bezüglicher Antrag herangetreten und zweifelt man auch in sonst gut unterrichteten Kreisen daran, daß ein solcher Antrag Aussicht aus Annahme hätte, da derselbe in den italienischen Kreisen jedenfalls auf große Opposition stoßen würde. * Wie auS Konstantinopel berichtet wird, weilte da selbst in voriger Woche der österreichische Erzherzog Leopold von ToScana, welchem, wie man in unter richteten Kreisen wissen will, seiten« de- Kaiser- Franz Josef ein besonderer Auftrag an de» Sultan Theit geworden war ES habe sich darum gehandelt, Mißverständnisse auf zuklären, welche dem Sultan gegen die angeblichen Absichten der österreichischen Lrientpolitik einiges Mißtrauen eingeflößt hätten. In den russischen Kreisen wird dagegen versichert, daß der Besuch deS Erzherzog- eine Aendcrung in der gegen wärtigen Haltung der Pforte nicht herbeisühren werde. * Der englische Generalkonsul in ShanHb ai meldet dem auswärtigen Amte telegraphisch, er habe befriedigende Berichte ans den englische» Eonsulaten seine» Bezirks erbalten. Die Truppen der Aufständischen sind danach vollständig zersprengt. Die Nachricht der Niedermctzelnng der Christen bestätigt sich, dagegen werden die Gerüchte von gegen Frauen verübten Gewaltakten dementirt. * Der Pariser chinesischen Gesandtschaft ist eine amtliche Depesche aus Peking zugcbangen, durch welche die bereits bekannten Einzelheiten der in der Mongolei ver übten Metzeleien im Wesentlichen bestätigt werden. 100 bis 500 christliche Eingeborene, darunter mehrere Priester und ein mongolischer Prinz, außerdem mehrere dem Christen tkum nicht angchörige Eingeborene seien getödtet worden. Die Kirchen seien geplündert und in Brand gesteckt worden. Die von der Regierung entsandten Truppen hätten am 25. v. M. den Aufständischen eine Niederlage bereitet. Die verschiedenen Truppenabtheilungen rückten von mehreren Seiten gegen den Herd der Unruhen vor. (Fortsetzung der politischen Uebersicht in der 2. Beilage.) Markt 3, Koch s Hof. empfiehlt zum bevorstehenden Weihnachtsfeste sein vohlaffirtirtes Lager «an Vkuicksvülldsii, vo»«i>trLs»rn, 0r»v»U«i>, Isäsinvll AotssbsNtüvksiil, Lovkstt««», Svhlawwsrrollsil «to. «Io. Die Anfertigung IIN kottdoti>Iü«1ck«r» slir Damen and Herren, sowie auch Voltdosit»« geschieht in kürzester Zeit.
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