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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.12.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-12-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189012265
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18901226
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18901226
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1890
-
Monat
1890-12
- Tag 1890-12-26
-
Monat
1890-12
-
Jahr
1890
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.12.1890
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* Bei d« f»r«,rsetztr, V«akh«»ü de» MAckft«-Ber»»b- wortlichkeitS-Gefetzr« tverrb« von b« serbischen Gbnpschtina dir Strafe für die EnSpendirung der Verfassung auf 15 bi« 20 Jahre Geslngniß festgesetzt. * Au« Brüssel wird der »Kölnische« Zeitung" vom 1». d. M. gemeldet: Der heut» verstorbene vr Lisa» L» Psrp« nimmt die Acht»»» aller Parteien mit in- Grab. Ward« er anch all Eolleetivift, und zwar ai« der Begründer der kollerltvtstischen Lehre i» der Witter- ,:attonale, von Manchen bekämpst, so waren sein« edlen Ablichten doch anch voa den Segnen» anerkannt, denn nichts lag dem fried fertigen Mann ferner al» ein gewaltsamer Umsturz der Gesellschaft, deren Umbildung er nur an der Hand de< wissenschaftlichen Posi- tivtSmo« und der LvolntlonSlehre erwartete. Er war als der Sohn eine« Staatsbeamten nach Brüssel gekommen, um die Rechte zu studiren. AI« der Vater starb, muhte er fein« Sludicu unter, brechen: er wurde Schriftsetzer, und da eben in den ersten Jahren de« Kaiserreich« das geistig« Leben Frankreich« hierher verpflanzt war und in den Brüsseler Druckereien manche« epochemachend« Wert »erlegt wurde, so fand e» sich, daß er mit Proudhvn bekannt wurde, der ihm bi« Correctur seiner hier verlegten Werke übertrug. Daher der Sorialift. Al« Schriftsetzer wollte er seine Studien doch nicht unterbreche», allein vou der Rechttwissenschast ging er zu den Raturwissenichastea uud schließlich zur Medici» über, und er pro- movirt« at« Toctor der letzter» beinahe ebenso jung »l« die andern. Inzwischen war der Student, Schriftsetzer und Arzt mit den Socialistrn in engere Semeinschast getreten. Al« Arzt war er die Aufopferung selbst. Er beschäftigt« sich nur mit den Armen, die er unentgeltlich bebandelt« und, wo es ihm nur möglich war, mit Arzneien versorgte. Jahr, lang dauerte e«, bi« di« Behörden hinter dem vermntheten Unstürzler da» gute Herz erkannte» und ihm einig« Armier anvertrauteu, die er aufopferungsvoll neben zahlreichen Ehrenämtern in Vereinen erfüllte. So stirbt er denn arm, «8 Jahre alt, eia Beispiel skr alle, welch« „Eoeialisten" i» echten Sinne Le» Worte« werden wollen. Mit den deutschen Socialisten vou Bildung, deren Sprache er vvllkvmiiien beherrschte, stand er in regstem Berkehr. * Die französische Deputirtrnkanimer bat dir voin Senat zum Budget beschlossenen Abänderungen angenommen. Die Budgetvorlage wurde bieraus bei der Abstimmung über da« Budget im Ganzen mit .160 gegen 20 Stimmen ge nehmigt. Alsdann rrfolgle der Schluß der Session. (Wdhit.) * Der Pariser .Figaro" enthält einige Mitthcilungen über den ActionSplan, den Boulangrr und Paul Dörou- ISde aus Jersey mit einander vereinbart haben. Der ehe malige Präsident der Palriolen-Liga beabsichtigt, im Laufe der nächsten Woche säuimlliche Deputiere von der revisioni stischen Gruppe zusammenzuberufrn, um ihnen eia Programm zu unterbreiten Dieses Programm »verde ausgesprochen republikanisch sein »nd. wie c- heißt, mehrere neue Formeln enthalten, unter Anden» eine formelle Opposition gegen alle Gesetze, weiche die finanzielle Lage belasten könnten. DSrou- löde und einigc seiner Freunde beabsichtigen übrigen-, wir auch schon das XIX Siccle niitgetheilt bat, durch eine Reihe von Vorträgen und Eonscrenzcn in der Provinz Propaganda für drn BouIangiSmuS zu mache». * Wie man au« Kairo schreibt, macht der Nachfolger des Mahdi, dessen Machtstellung durch die Kämpfe bei Toski erheblich erschüttert wurde, seit einigen Wochen An strengungen, in Omdnrman Strcstkräfte zu sammeln, um mit denselben gegen Norden vorzurücken. Die Vereinigung dieser Streilkräslr dürste jedoch Monate erfordern, so daß das Vordringen derselbe» bis in die Gegend von Wady-Halfa kaum vor driu komiucnden Sommer zu erwarten ist. Der Nachfolger de« Mahdi wird aber, wie die in Kairo rin- laufeiideu Berichte berechnen, keinesfalls mehr al- 20 000 Eombattanten um seine Fabne schaaren, so daß selbst für den erwähuie» Zeitpuncl keinerlei Grund zu Besorgnissen vor- liegt. Zn Ebartum soll der neue Mahdi über eine An zahl von Schiffen verfügen, die ihm für den Transport von Lebensmitteln längs de- Nil- gute Dienste leisten können. * Eine neue politische Zeitschrift, die „Ziyu Shimbun", das Blatt de« (fortschrittlichen) Grafen Ztagaki, ist am 20. d. M. in Tokio erschienen. ES soll die Anschauungen einer großen constitutioncll-sortschrittlichen Partei vertreten, die an« dem GroS der Fortschrittspartei (Nikkcn Ziyu-lo) und der ebenfalls liberalen Kaiebin-to be stehen wird. Die äußerste Linkr der Rikken Ziyn-to steht im Begriff, sich mit den Eonscrvatioen unter Gras Tani zu einer national liberale» Partei zu verschmelzen. Zur Erklärung dieses für den an europäische Parteiverbältmfsr gewöhnten Politiker unoerständlichc» Vorgangs wird hinzugesügt, daß die äußerste Linke der radicalen Partei im Grunde eigentlich couservativ von jcbcr gesinnt gewesen sei. AuS den ganz allgemein gehaltenen Redensarten, mit denen da- neue Fort- schrittSblatt sich ciusührt, ist c- unmöglich, ein politisches Programm liciPiSzulcsen. ES will die Freiheit schützen, die ösfenliikbe Meinung nachdrücklich unterstützen, sich aber von allem Parlcistreit sernbalten. Wie da« Blatt das fertig bringt» wird, muß ilun überlasten bleiben. Die politischen Parteiverbällnisse in Zapan werten wobl dem europäischen Beobachter »och manche» Räthscl anfzeben, dessen Lösung nach den Regeln europäischer parlamentarischer Taclik er vergeblich versuche» wird. Sit Iltichstngswahl in Lochuin. Eine Relchsiagswahl in Bochum ist auf den 00. December au«- geschrieben, nachdem Freiherr von Schortemer-Nlst da« Mandat sür diese» Kreil niedergeiegt hat Ein ungewöhnlicher Termin ist dieser Montag zwischen Wcilinochlen uud Neiijahr ans all« Fälle. Den Parteien bleibt nicht viel Spielraum zur Agitation, denn die Weih- nachleiage selbst gehöre» der Feier n»d der Freude unten» Christ- benni, da will auch der einfachste Arbeiter von politischem Streit verschont bleibe». Aber e» ist ganz begreiflich, daß für dies« Wahl, aiisrcgttng die Zeit so knapp als möglich bemessen wurde, denn im Wahlkreise Bochum haben sich dl» Verhältnisse so eigen- thümUch enlwickeil, wie nirgend sonst im Reiche. Do« liegt vor allem daran, das, Bochum unter den „Riesenwahikreisen" säst obenan steht. In diesem Krei« zählt man 73158 Wahl- berkchiigte. Abgesehen von der Stadl Berlin, wo zwei Wahl kreise allerdings noch wett größere Wahlermassen beherrschen, ist Bochum überhaupt der grögle Wahlkreis im ganze» Reich. Di« nächsten sind der Ziffer nach München H. mit 04 0M, Köln mit 50 700, Hainburg III. mit 50000 und Leipzig-Land mit 55 500 Wähler». Keiner von allen diesen Kreise» mußte aber in den letzten Jahren so viel Erregung über sich ergeh,» lassen, wie gerade Bochum. Man denk« nur an die vorzährige große AuLstandsbewegiing im Gelsenktrchener Revier, da« anch zum Bochumer Wahlkreis gcaört. Mau muß es, schreibt der „Bürger- uud Bauernsreuud" selbst beobachtet habe», wie gerade diese Bewegung bis ons den beuligrn Tag noch nachzitlert, wie die Soeialdemolraie» seitdem ebenso fleißig al« gewissenlos di« Unzusriedenheit der Bergleute tünsltich schürten. Tann versieht man wohl, warum die Negierung daraus hielt, daß diese neu« Wohlbeweguug so rasch al« möglich vvrüberainge. Darum wäre es anch ganz gut, wenn schon der nächste Montag die endgiltige Entscheidung bricht», so daß nicht erst noch eine Stichwahl nach Neujahr von Nöthen iväre Der Wahlkreis gehört voa Alter« her den gemäßigten Liberalen In den siebziger Jahren vertrat 1>e. Löwe, von 1884 bi« 1800 I»e. Haarmana-Dilte» drn Wahlkreis, nnr sür I88l bi« 1884 und jetzt wieder bei drn Neuwahlen vom Februar 1800 war Freiherr von Schorlemer-Alst gewählt ward«». Die Entscheidung in diesem Kreis« richte bisher in drn Händen der evangetilchen Arbeitervereine und der starke» Sclxiar von evan gelischen ländlichen Wähler». Dem Freiherr» von Schoriemer-Alsi mag manche Stimme von jene» Leuten zuaefaNe» iein, weil derselbe oll „westfälischer Bauernkönig" ebenso große» Anseben genießt, wie als ansrichtiger Arbe'Iersrennd. Einen solche» Eandidoirn finden aber die Ultramontanen nicht znm zweiten Mai« — ja wir glauben auch, daß zum ziveiten Maie Freiherr von Seboriemer gar nicht ai« Candidas ausgetreten wäre Denn mit der Classe von Ultraniontane» dir im Wahlkreis Bochum - Geilenkirchen-Witten das große Wort führt, hat der vvruchmc w«sisalischk Frrtherr nicht da« Geringste ge mein. Er ist eine ritterliche, ehrliche Natur und die Clerical Demokraten, di« mit seinem guten Nainen Stimmenfang getrieben habe», sind kaum besser al« die Sociaidrmokraten leidst Wenn Freiherr von Schorlemer nicht schwer erkrankt wäre, — wir glanben, daß er in kurzer Zeit doch zurückgetreiei» wäre. Denn n: ist »tel za gerade an« in seurem Charakter, ai« daß er länger daa Vertreter einer Pari «tarn pp« hätte sei» «äae». di« nicht» »»- >d«« betreibt. ,1« dt» «»G»ch« von Gactaldemakrat»». Da» dt» Mrmnmew«, da» «Ga,, üch tcht «t» «n chrmkrnber Klarheit. Wo bisher der Neoaärvr de« nltramonianen Sochumer Watte« sein Wrse» getrieben (unser« Leser habe» von diese«, Herrn, Namen« Fu»angel, gewiß schon gehört), da pflücken «tzt die Socialdemokratru eine reis« Frucht um di« ander«. Di« Nltramonianen kSnnen die« nicht leugne» nnb nicht Über ehen. Sie glaubte» sich an« der Notb, in di« ii« sich selbst hinein« «bracht, diese« eine Mol noch herauSzuhelsen, indem sie den Herrn ürgermeifter vattmann von Geilenkirchen al« ihren Kandidaten aufstellten. Er hat e« dein» großen Bergarbeiter^Streik verstanden, ich mit den Mafien der Streikenden aus gutem Fuß »u erhalle». Indessen soll e« mit diesem Schein« der Arbettersreuudlichkeit nicht weit her sein. Die Arbeiter im Kreise selbst wissen durch Thatsachru zu erhärten, daß Herr Battmanu init Arbeitern auch ganz ander« j u verkehre» für gut hält, wem, er sie nämlich einzeln, unter vier Augen vor sich hat. Da klingt der Ton und dt« Red« sehr viel wenign wobiwollend und herablassend, al« wenn der Herr Bürger meister einer großen Masse von Berglenten aegeuübersleht. Ta« wissen die Arbeiter und de«haib werde» sie dem ultramoutanen. Herrn Candidotrn diesmal ihre Stimme nicht geben, namentlich, da derselbe den Jesuiten-Lrden tin Land« wieder zulasten möchte, >va» doch nur eine Erweiterung de« Streite- und der Verbitterung bedeuten würde. Die Nationalliberaltu haben, wie znm LO. Februar, drn Fabrikanten Hermann Müllrnsiefsea ia Crengeldanz aufaestellt und di« Arbeiter habe» ihn mehr und mehr kennen gelernt. Weiter bedurft« e« auch nicht», «m ihm da» Zutrauen drr Arbeiter zu ge- wiunen. Er ist nicht nur der beste Freund seiner eigenen Arbeiter schaft, er ist auch selbst der fleißigste Arbeiter tu seinem Betrieb. Früh und spät ist er selbst mit in der Hütte und wo e« ein« gesahr- drohende oder eine Arbeit giebt, die der Gesundheit besonder- zusetzen könnte, ist er gewiß stet« der Erste. Sein« eigene« Arbeiter rühmen e«, wie in seiner großen Glashütte, wenn z. B. eiu Ose» sich ver- stopft, kein Anderer al« er selbst der furchtbaren Hitze sich autjetzen darf, um die Löcher zu stoßen. Kurzum, er weiß, wa« „schwielige Hände" sind. Da« kommt daher, weil er eben selbst au« einer Arbritersamili« stammt. Sein Großvater kam al« schlichter Arbeiter ohne Vermögen io die Gegend und hat e« mit dem Sohn. — dieser wieder mit seinem Sohne, dem jetzigen Eandidaten, in angestrrnoter ernster Arbrit zu etwa« gebrach». Man muß die« Alle« wissen, um di« Hetzerei der Ultramonianen und der Socialdemokraten recht zu verstehen, di« beide in rührender Eintracht den Arbeiter» ein- reden, sie dürften Herrn Müllensiesseu nicht wählen, weil er et» — Arbeitgeber ist! Wie niln der Wahlgang endigt, läßt sich heut» »och nicht Über ehen. Dt« Nationalltberalen machen redlich« Anstrengungen, «m den dicken Dunst von Lüge und Hetzwerk zu zerreißen, mit dem di« Gegner die Wähler verwirren möchten. Ai» Sonntag hatten die Nationalliberalen zu diesem Zwecke in Bochum, Witte», Herne, Langendreer, Verne Heven, Hallingen rc. große Versammlungen ab- gehalten. I» Langendreer und Verne gab e« ein hrstige« Wort- >esecht mit den boeialdemokraten, al« deren Führrr der „Kaiser- leputirte" Siegel redete. Bei dieser Gelegenheit kam e» einmal z« Tage, welche ungeheuerlichen «gitationtmittel vou dem Siegel und Genossen gebraucht werden. E« ist eiu große« Verdienst der Rationalltberale», daß sie den Herrn Siegel einmal dahin gebracht haben, vor Leuten die e« widerlegen können, ein Dutzend jener krassen Geschichten »»«zukramen, mit denen dir Arbeiter erregt und verhetzt werden. Wenn die Arbeiter noch rechtzeitig darüber ans geklärt werden, «a« alle« ihnen in der Stille, — wo e« Niemand wlederlegen kann, »orgelogen wird, dann muß die Socialdrmvkrati« Fia-co machen. Wenn nicht, — dann freilich nicht! «, »»«lock teean». f» »rsiM Rs «mcklrn», be»! Schwerte« in ihr, Bestandlheilr. Da« Stichblatt «Dhuda) ist da« Haupt» «nd Prachtstück d« Schwertmonilrung. An ihm habe» die japanischen Metollkünstler noch bi« in unser Jahrhundert herein ihr Beste« geleistet. Alle« — sagt Brinkmau» — wo« sie erfand«» an farbigen Metallgemisch«», an Verbindungen solcher zu vteisarbigem Zlerwerk, au eingelegter, tauschirter und cisetirler Arbeit, finden wir an dieser „Thuba" »er- einig», daneben aber nicht minder ston«e»»werth« Leistungen au« einsachem Schmiedeeisen, «eiche» bald zu zarten Relief« medaillen- artiq geschnitten, bald z» vollrnudea Gebilden mit Meißel und Bohrer ausgearveitet ist. Z» dieser technische» Vielseitigkeit der Thuba kommt nun uoch der hohe künstlerische Verth drr hier zu plastischer Behandlung kommenden Darstellu»g«motivr. Weitere« möge Äaem nächste» Bericht« Vorbehalten bleiben. Adolf WeiSke. Sachse«. Die Socialdemokralisches. — S» «ftv«rstldtifchs» lv^k,a^tzA« Kirchstraße 17) finden am heutigen zweiten Weih»achk»st«. tage zwei Borstrlluageu statt. In der Nachmutez«. Vorstellung (4 Uhr) kommt da« Lustspiel .Nur mit de» Hausschlüssel" und da« Genrebild »Unterm Weih. nachtSbaum" zur Aufführung. Za der Abeudvvrftrlüma, die >/»8 Uhr beginnt, wirb außer der Wiederholung de« letzt«, Stücke« .Unterm WeihnachtSdaum" die GesangSpoffe .Die Spreewälderin" aufgrführt. Zwickau, 24. Derember. Z, einem hiAgru Schachte wurde gestern der Bergarbeiter Richter au« Lichtest,»,, voa herringrbrocheueo Kohlenmafseu verschüttet. Richter wurde noch gerettet, erlitt aber schwere Berletznngeu. Wiesrnburg, 24. December. Gestern Abend gegen 8 Ukr ist da- Scheunengrbände de« GasthosSbefitzerS Florenti» Loiymann in Wiesen mit sämmtlichen Ernte-, kffetlrr- und sonstigen Borräthen total »iedergebrauat. Da« Wahn- hau- wurde zwar erhalten, ist aber stark beschädigt. Wendischfähre, 23. December. Eine schlimm« Weih nacht-Überraschung ward dem Hausbesitzer Hauitzsch aus NathmannSdorfer Plan heute Abend zu Theil, da auf uoch unaufgeklärte Weise seiu am Eingänge des Tunnels gelegen«« IäuSchen ein Opfer der Flammen wurde und, trotzdem dir 'spritzen der Nachbargrmeindea sämmtlich erschienen, bis auf drn Grund niederbraantr. Dresden, 24. December. Bei Zhren Majestäten dem König und der Königin fand heute Bormillag ia der königl. Villa zu Strehlen gegenseitige Ehristbescheerung statt. Nachmittags begaben sich die königlichen Majestäten nach dem prinzlichen Palais iu drr Langestraße zur Familieu- tafcl und wohnten der WeihnachtSbrscherrung in drr lamilie Sr. königl. Hoheit des Prinzen Georg bei. — >ie königlich sächsischen Bevollmächtigten zum BundeSrath. Zoll- und Steuer-Director Golz und Geheimer Regierung», rath Bodel, siud von Berlin nach Dresden zurückgekehrt. vermischtes. — Wohlau (Schlesien), 22. December. In der Pro- vinzial-Ärrenanstalt zu Lenbo», welche sich in den Räumen de» 1053 al» Benedictinerkloster gegründeten und 1810 auf gehobenen EisterzienserftifteS befindet, ist dieser Tage, nach dem er daselbst fast ein Menschenalter zugebracht hat, drr Dichter Robert Giesecke im Alter vou 83 Jahren ge storben. Zn den vierziger und fünfziger Jahren hatten ferne Gedichte und insbesondere seine Dramen nicht nur in Breslau, wo er seinen Wohnsitz hatte, sondern über Schlesien hinan» eine beifällige Aufnahme gefunden. Er war ein ebenso genialer wie fruchtbarer Dichter. Sein« Dramen .Der Bürgermeister von Berlin" und .Eagliostro" verdienen sicherlich, der Vergessenheit entrissen zu werden. Prenzlau (Uckermark), 23. December. Ein Curio- sum wird hier anläßlich der Geburt de- letzten preußischen Prinzen de» deutschen Kaiserhauses erzählt: Der dor tige Fabrikbesitzer H. trat an demselben Tage wie drr Kaiser^ nämlich am 27. Februar 189l, in den Stand der schreibt zum Stand« der „Notionallibrrale Eorrespondenz" s ocialdemokratischen Bewegung: Bald ein Vierteljahr ist da-j SociaUstengrsetz jetzt außer Kraft und man kann im All- gemeinen nicht sagen, daß di« vielfach au da« Erlöschen diese« Gesetze» geknüpften Befürchtungen sich bewahrheitet hätte». E« sind bisher keine Erscheinungen zu Tage getreten, welch« die Behauptung rechtfertigten, daß ohne ein solche« Ausnahmegesetz schlechterdings nicht auszukommen sei. Freilich, di« Zeit der Prob« ist noch immer kurz und wenn sich im ruhigen gewöhnlichen Laus des Leben» anßer- ordcntliche Nothslände noch nicht eingestellt haben, so liegt darin noch kein Beweis, daß solche anch in Zukunft in bewegtere« und ausgeregleren Zetten sich nicht «instellen könnte». Die Leiter her Soctaldemokrati« hatten auch eiu naheltegend«« Interesse daran, di« Bewegung in gewisse» Schranken der Mäßigung zu halte«, damit nicht alrbald im Bürgerthm» die Ueberzengung all- >emet» würde, di« Wiederherstellung de« Socialistengesetzes ei unvermeidlich. So hot sich denn der vielgesürchtete lieber- lang au« der Aera de« Socialtstengesetze« znm ordentlichen Recht ohne besondere Erschütterungen oder ungewöhulich gesahr- drohend« Erscheinungen vollzogen. E« hat sich in der social- demokratischen Bewegung seitdem im Grund wenig verändert. Es ist eine größere Anzahl neuer PartribiSUer entstanden, »S herrscht in Vereinen und Versammlungen eine etwas lebhaftere T-ätigkeit; e« sind mehrere Agitatoren und Parteiführer in die Städte des früheren „kleinen Belagerungszustände«" zurückgekehrt; tS konnte ein großer Parteitag abgehalten werden, der freilich »inen recht wenig imposanten verlaus nahm. Aber das Alle» hat, soweit «in außenstehender Beobachter urihetlen kann, ein« sehr ties- ,ehend« und mächtig ansachende Wirkung auf die social- demokratisch« Bewegung nicht ausgeübt. Trotz aller prahlerischen Redensarten von der mit erhöhtem Eifer und unwiderstehlicher Macht aufgenommenen Agitation und Propaganda darf man wohl bezweifeln, ob, wenn heute Wahlen »orgenommen würden, die socialdemokratischen Stimmen auch nur dir Zahl der Februar- wählen erreichen würden. Es fehlt nicht an Anzeichen, daß der Reiz der Neuheit und di« Wirkung leerer agitatorischer Schlag. Wörter ollmälig etwa» nachzulassen beginnen. Die Eocialresornien scheinen doch nicht gaoz ohne Einfluß geblieben zu sein. Auch hat, unter dem Eindruck der großen socialdemokratisckwn Erfolge, un verkennbar im Bürgerthum, ohne Unterschied der Parieirichtung, da» Pflichtgefühl, di« Entschlossenheit zur Abwehr, die Ucber- zeugung von der Nothwendigkeit des Zusammenhalten« zngenommen. Alles da« berechtigt »nS, die erste Probe auf den soctaiisteugcsctz- losen Zustand al« nicht ungünstig zu bezeichnen. Aber freilich, wir müssen eS wiederholen, um unS allen Wendungen der Z ' gegenüber Sicherheit einzuslößen, kann dies« kurze Probezei ausreiche». * Leipzig, 28. December. Da« Eomitü für die WeihnachtSvescheerung von Kindern würdiger Armen von Leipzig-Altstadt hat in den letzten Nummern diese» Blatte« wiederholt die Bitte um weitere LiebeSsprnden ergehen lassen. Bis jetzt siud 9800 gesammelt worden, gewiß eia hocherfreulichr« Ergebniß, zumal mit Rücksicht aus die vielen gleichzeitig neben einander heraehenden und die Wohlthätigkcit unserer Mitbürger in Anspruch nehmenden Sammlungen. Leider ist aber auch die Zahl der Bedürftigen eine überaus große. Nicht weniger al- 713 arme Familien mit etwa 3000 Kindern haben sich gemeldet, di« durchweg, wie schon a»S der Gesammtzabl hrrvoraeht, reich mit Kindern gesegnet sind; eine Familie hat ll Kinder» Familien von 0—8 Kindern kommen sehr häufig vor. Von den An gemeldeten hat bi» jetzt etwa die Halste der Familien berück sichtigt werden können; da- Comitv hat 741 Kinder vou diesen Familien ausgesucht, denen so durch die helfende Liebe auch eiu Strahl vom WrihnachtSbaum warm hineiascheinen kann in da« Herz und die ärmliche Stube. Zum Theil sind diese Kinder schon in einer (nicht öffentlichen) Vorbescheerung bedacht. Da« EomitS denkt aber uoch weiter mehrere Hundert Kinder durch eine Bescheerung er freuen zu können, die in drn ersten Lagen de» Zanuar statlfinden soll: e« hofft» daß gerade iu drn Tagen de- frohen Weihnacht-feste« noch manche Haud sich aufthun wird zur Unterstützung seine- LiebeSwerkeS. Diese Bitte möchten wir hier auf da« Wärmste befürworten. Die Sammelstellrn sind in den Anzeigen angegeben, auch vie Expedition unsere» Blatte« nimmt Gaben gern entgegen. — Zn der Geschäftsstelle de» Nationallibrralen Verein» für da» Königreich Sachsen hier, Neumarkt Nr. 27, erschien soeben: „Unsere Socialdemokraten auf dem Parteitage in Kalle". Rede, gehalten in der Versammlung de» nationallibrralen Verein« für da« König reich Sachsen zu Leipzig am 24. November 1890 von vr. Han» Blum. — Zur Ausführung de» Alter«» und ZnvaliditätS- versicherungSgesetze» schreibt un« ein Landgeistlicher': Es war und ist ein schwere» Stück Arbeit, den einfachen Landbewohnern, von denen viele keine Zeitung lesen, begreif-, Kaiser, nämlich am — - lich »u machen, daß ein Gesetz verlangen kann, daß man für I Ehr; Herrn H. wurden gleich unserem Kaiser sechs Knaben da- Alter sparen muß. Der erste Einwand, dem man stets Igeboren, deren letzter am 16. d. MtS , also einen Tag vor begegnet, ist: „Siebzig Jahre wird man in unserem Standes der Geburt de» kaiserlichen Prinzen, das Licht der Welt Äus dem Kiiilstgewerbe-Mllsturil. Die ,it»krw«rhe«e Sauinilu»- japaiitschrr Metallarbeiter». I. Zu dem schon vorhandenen Bestand« prächtiger japanischer Broncearbeiten ist jetzt ein neuer großer Schatz crworben worden, der wesentlich au» SchwertzierstUcken von vollendeter Feinheit »nd Schönheit der Bearbeitung besteht. Es gehört dazu ein« Folge der „Kasdira" genannten Schwertgriff - Kopfstücke «nd drr Schl „bringe (Fuchi) von Schwcrtgriffen, zusammen 040 voll- ständig« Paare oder 4M Stück, dazu 50 einzelne Kopfstücke, ferner 01 Stück Schwert - Stichblätter (Tsuba), 185 Stück der „Kodsuka" genannten, eigentbümliche», da« Schwert begleitenden S ch w e r t m e s s e r, 31 Stück der am Scbwerigrifl befestigten, „Mennki" genannten Schwert- zierratbcn, 0 Stück Schw «rischeidrnschuhr oder Ortbänder lKojtri). Dazu kommen noch drei Zterplatten zu anderen Zwecken und drei bronzene Tabakspfeifen, von einer für uns unbegreif- lichen Niedlichkeit de« PfciienkopseS. Bei dem japanischcn Schwert in drr typischen Form al- „Ka- tana" sind die oben erwähnten Theile seiner Fassung von der Hand der geschicktesten Künstler auogesührt und behaupten daher ein» ganz onberordentitche Stellung unter den kunstgewerblichen Denkmälern de» Lande». ES ist die« bet der Rolle, die da- Schwert in Japan spielte, nicht zu verwundern. Eine« Anderen Schwert ohne Erlaudniß zu berühren, ja nur an sein« Scheide zu stoßen kam einer Beleidigung gleich: da« Betreten eine« befreundeten Hause«, odne da« Longichweri draußen zu lasten, einem Bruch« der Freund- ichast. Iu« Hau» getrogen durste da« Schwert nur von de« Winde« eigenen Dienern werden, und dies« dursten et nicht mit der bloße» Hand, nur mit einem iür diese» Zivrck bereit gehaltenen Tuche berühren, um e» elirerb'elig aus ein Schwerlgeslell aus dem Ehnuplatzt in der Rad« des Gastes niederzniegen. Tie Klinge zu eniöiößen war eine grob» Beleidigung, ausgenommen, wenn man Freunden seine Schwertersammlung zeigen wollte. Schon »ine im Jahre 1718 nnier dem Titel „Da- Buch drr zehntausend Kostbar keiten" gedruckt Cucvciopädle sür Kunstliebhaber widmeic von ihre» 13 Bänden allein 4 dem Schwert. lieber den Bau d^S ScknoeneS möge zum Verständnis, der Be deutung der einzelnen Schmucklheilr Folgende« gesagt sein. Die Klinge der „Kaiana" wird mit einer Zunge in einen Schlitz de« dölzeruen GnfieS gesteckt und darin durch »ine» steinen hölzernen Pflock seftgehalien, der durch Befeuchten auquillt «nd kstsitze« lernt. Man liest daher ia den Schilderungen her Zulüftungen zum Kampf», wir etwa bei au» vom Locker» de« Schwerte» t» der Scheid«, I» dort vom Beuitz«» diese« Pflock«« t« Sch»«rt>rifs« mit Speichel. nicht alt; also ist da- Geld weggeworfen'. Etwa» versöhnter wird die Stimmung, wenn man hört, daß die eingezahltcn Beiträge bei vorzeitigem Tode de- Versicherten oder bei Ber- hcirathnng der Versicherten auf Antrag zur Hälfte zurück- gczahlt werden. Am regsten wird die Theilnahme bei dem Hinweis, daß 70jährige sofort iu den Rentengenuß eintreten können, wenn sie Nachweisen, daß sie in den letzten 4 Zähren mindesten« 47 Wochen jährlich gearbeitet haben und ver- sicherungSpflichtig waren. Leider erzieht sich aber, daß eine sehr große Anzahl ländlicher Arbeiter diesen Nachweis nicht zu erbringen vermögen, da» Gesetz glaubte genug Entgegen kommen zu beweisen, wenn rS jährlich 5 arbeitslose Wochen annahm. Die» reicht aber nicht au» für dir große Zahl von Arbeitern, die vom Frühjahr, d. h. oft erst Anfang April an auf Bauarbeit gehen, dann zur Erntezeit diese Arbeit ein stellen, um ihr eiantS Stück Feld abznerntea oder bei den Gutsbesitzern al- Vergütung sür die geleisteten Spanndienste in der Ernte ohne Lohn „Tage thun", d. h. «ine gewisse An zahl Tage Hilfe leisten. Dann wird wieder Bauaroeit grthan bi» zum Eintritt de« Winter». Dann folgt eine Unter brechuna von mindesten« 3 Monaten, wo sie nur vorüber gehend Arbeit finden. ES wäre dringend zu wünschen, daß anch dieser zahlreichen Classe von Arbeitern, die wider ihren Willen zu langer Unthätiakeit verurthcilt sind, die Wohl- tbaten de« Gesetze« in der Weise gesichert würden, daß ihnen wenigsten« die nachgewiesene Arbeitszeit der letzten 4 Zahre angerechnet würde. — Heute findet >m Krystall-Palast Vormittag» von II—1 Uhr Frübschoppen-Concert statt. — Zm EircuS Variötö der Albertballe ist heute die zweite Große Künstler-Vorstellung, dieselbe beginnt Abend« 7 Uhr. — Zn den unteren Räumen findet wie allsonntäglich große- un unterbrochenes Doppel-Eoncrrt statt. Die Leipziger Couplet sängrr werden heute im Blauen Saale ihre heiteren Weisen ertönen lassen. — Am 13. Januar nächsten ZahrcS findet der große Maskenball de« Krystall - Palastes statt. Da» Fest erstreckt sich diesmal über alle Räume de« 15 000 Personen fassenden Etablissement« und soll alle bisherigen Veranstal tungen dieser Art übertreffen. Es soll dasselbe diesmal einen orientalischen Cbarakter tragen und werden zu diesem Zwecke die Räume in diesem Geschmack decorirt werde». Mannig fache und effcctvolle Uebrrraschungen sind seiten» der neuen Dircction vorgesehen. So yat dieselbe unter Anderm eine Original - Orientalische Truppe Oulcd Bel - Hadj, bestehend aus maurischen Damen, Arabern, marokkanischen Negern rc., wclcsie großartige Darstellungen orientalischer Tänze und Gesänge und Scenen au« dem Serail vorführen wird, eigens dazu gewonnen. ES ist dies die Truppe, welche im orien talischen Pavillon der Pariser Weltausstellung 1889 während 4 Monate mit so großem Erfolge auftrat. Außerdem wirken l>«i den Festaufzügcn und Festvorstellnngen sämmtliche Künstler und Künstlerinnen deö Circus Bariötö u. s. w. mit, so daß da» Fest ein glänzende» zu werden verspricht. Auch ein orientalischer Irrgarten wird vorhanden sein. — Zn der „Guten Quelle", Brühl 42, finden auch am heutigen Tage drei Vorstellungen statt, in denen sämnitliche gegenwärtig dort engagirte Künstler austreten. Früh ll Uhr Frühsckoppenconcert mit Künstler-Vor stellung. Nachmittag- findet Vorstellung um 4 Uhr und Abend- um 8 Uhr statt. Zm Tunnel concertirt von Nach mittag» 4 Uhr an die SLngrrgrsrllschaft „Christoph — „Hotel Klingrbusch", Posse mit Gesang in vier Acten von R. Kneisel und Zacobson, Musik von Michaeli», wird beute vom dramatischen Verein „Thalia" zur Aus führung gebracht. — Am Nachmittag de» 21. December wurden auf drm Bayerischen Bahnhöfe in Folge AufeinanderfahrrnS beim Rangirrn 8 Personenwagen zertrümmert, Personen hierbei aber glücklicher Weise nicht verletzt. — Zn einem Grundstücke der Salomonstraße gab e« am Weihnacht-Heiligabend einen Gardinrnbrand, der da durch entstanden war, daß der Christbanm zu nahe an da- Fenster gestellt worden war und hierbei die Gardinen von drn brennenden Kerzen Feuer singen. Dir Feuerwehr br sritigte bald all« Gefahr. — Beim Abplanen seiner Bude auf dem Marktplatz« stürzte in der Nacht vom Mittwoch »nm Donnerstag rin hier wohnhafter Schuhmacher herab und brach hierbei den rechten Unterschenkel. Der BedanrrnSwerth« wurde in feine Wohnung gebracht. erblickte. — Pest, 24. December. Der Handelsminister Barvß verfügte für die an- spanischen Häfen io Fiume ankommenden Schiffe statt der bisher auSgeübten siebentägigen Beobachluag nur eine ärztliche Untersuchung. — Hermannstadt, 24. December. Gestern herrsch te hiersrlbst rin sehr heftiger Sturmwnd. Derselbe deckte viele Häuser ab, warf schwer beladene Fahrwrrke um und richtete auch sonst viel Schaden an. — Pari«, 23. December. Der Gerichtshof verur- theilte wegen Begünstigung drr Flucht PadlewSki'S de» Zournalisten Labruybre zu 13 Monaten, Madame Duc- quer cy zu zwei Monaten Gefängniß und den Zournalisten Grögoire in contumaciam zu 8 Monaten Gefängniß. — Pari-, 24. December. Die Mitglieder de» Pariser GemeinderatheS haben sich 6000 Fr. Gehalt zugclegt und die Regierung hat diese Ungesetzlichkeit zugegeben Die GernrindrrathSmitglieder aber lasten sich außerdem noch ihre kleinen dienstlichen Au-gabrn aller Art au» drr Stadt- casse vergüten. Wenn einer dieser Stadträthe außerhalb der Sitzungen nach dem RathhauS kommt, läßt er sich außer Droschken auch noch das Frühstück bezahlen. Der SyndicuS hat sich nun bewogen gesehen, drn Höchstpreis eine- solchen Frühstück« auf 0 Fr. sestzusetzen, denn die Stadtväter ver wandten, trotz aller radical-socialistischcn GesinnungStüchtia- keit, 25—30 Fr. und selbst mehr auf dasselbe, speisten also vom Theuerslrn und Besten. Böse Zungen sagen sogar, manche Stadtväter machten sich jcdcSmal im RathhauS ru schaffen, wenn sie das Bedürfnis eine- üppigen Frühstück« aus städtische Kosten fühlen Steht Brüssel in Flammen? fragten sich am Sonn abend in der Frühe die Bewohner des Viertel» PLturageS der belgischen Hauptstadt, als sie an« dem Morgrnschlummer durch drn von den Straßen heraufschallendcn Höllenlärm er schreckt wurden. Die Trommeln raffelten, wirre Rufe er tönten, und athemlo« stürzten, ebenfalls schreiend, Polizisten die Straßen auf und ab. Die Bewohner eilten an die Fenster, und indem sie ebenfalls zu schreien und zu fragen ansingen, vermehrte sich drr Lärm und die Verwirrung ins Nngcinesscne. Daraus aber war eS seiten» der Polizei ab gesehen. Denn nachdem die Wogen der Erregung sich einiger maßen wieder geglättet hatten, vernahm man dir Worte der Ausrufer: „Aufgepaßt! Es gilt da» Leben einer oder gar »ichrerer Personen. Ein Kind hat gestern Abend ein Haus mittel au» der Apotheke geholt. Der Apotheker hat sich «irrt und Gift gegeben!" Geschehen war Folgende-: Ein kind hatte am Abend vorher in der Apotheke ein Purgativ verlangt und war vom Lehrling in Abwesenheit de» Provisor« bedient worden. Als der Letztere erfuhr, wa» der Lehrling in seiner Abwesenheit verkauft, grrieth er in Verzweiflung, denn statt de» unschuldigen Hausmittel» hatte der junge Manu dem Kinde Gift verabreicht. Der Apotheker, wabn- sinnig vor Entsetzen, stürzte in den Häusern umher und forschte nach dem Kinde; doch nirgends hatte man ein solche» nach seiner Apotheke geschickt. Verzweifelt eilte der Mann zur Polizei, welche zur Unschädlichmachung de- Gifttrankr« für den nächsten Morgen schließlich diese Ausrnhrscen« plante, und a»lch so geschickt in Scene setzte, dass drr Erfolg nicht auSblicb. Den» aufgescheucht durch den Lärm, war auch das betreffende Elternpaar, dessen Kind da» verhänanißvolle Mittel erhalten hatte, au da» Fenster geeilt, und sie börlcn die Ursache de» Tumults noch gerade zur rechten Zeit, da der Gisttrank für beide Gatten schon bereitet war. — Zm Auslande lebende Engländer pflegten sich, fall» sie m den Ehestand traten» wo e» anging, an Bord britischer Kriegsschiffe trauen zu lasse», da die« cke Lew und cko jure als gleichbedeutend mit einer Trauung auf britischem Boden betrachtet wurde. Nunmehr hat aber die Adniiralität den FlottenbeschlSbaberu in auslän dischen Stationen eine Weisung zugehcn lassen, welche vom l. Zanuar ab Trauungca an Lord britischer Kriegsschiffe verbietet. Daß eine Millionairin den Schleier nimmt, ist wobl selten dagcwesrn. In der Capelle de« barmherzigen Kloster- iu PittSburg wird im Februar Fräulein Kate Drexrl, oder Schwester Katharine, wie sie jetzt genannt wird, al» Nonne eingcklridet werden und gleichzeitig ihr Vermögen im Betrage von scch« bi» sieben Millionen Dollar« dem neue» Orden der Schwestern drr aHerbeiligstea Sacra- mente überweisen. Der Zweck de« neue» N«n>»n»id»S ist di« vrffrrunH d«. Lag, der Zndi«»rr und ander« Farbiger.
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