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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.12.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-12-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189012225
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18901222
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18901222
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1890
-
Monat
1890-12
- Tag 1890-12-22
-
Monat
1890-12
-
Jahr
1890
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.12.1890
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ErUeiNt t»«Nch früh 6'/, Uhr. Lrduli«« und LrPe-Uio» Joh«r»««,ass» 8. Sp-rchkun-ra trr Uedacti«»: voanittag» 10—12 Uhr. NechnstNas« 5—6 Uhr. »m«tz«e »er für 54» »i4chfitf«l,r»»« A»»«rr heftt»«te« Inje,,«« a» v«cht»t«,rn hh» t >H» ««e«nu- un» Keftti^ifrlH »t«'/,» Uhr. 2» dk» Filialen fiir Ins.-Annahme: ttt» «lkm«'» s-rtt«. ««Ifreh »ah». UntversttV-sl ^ ' L.ut» LS R»1Y«t»r»str. 14 nur »4 t«. (Alfr> «strnße 1, »sch«, 4 pari, und KöntgSplatz 7, bt-'/^UHr. npriM.Tagcblatl Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- »ad Geschäftsverkehr. Mb onneme«t-prei- vierleljobrlich »t/, Mk. lncl. Bririerlofin 5 Mk , durch die Dost bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 30 Ol. Belegeremplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilage« iin Tageblatt-Format arsaljt) ohne 'Loslbesörderuag SO Mk. mit Postbrjorderuag 70 W. Inserate 6qespaltrne Peftlzeile 20 Pf. Größere Schriften laut uns. Preisverzeichnis. Tabellarischer u. Ztffernia» »ach höherm Tarif. ' tleclamrn u»trr dem Redactioassirtch die saelpalt. Zelle 50 Pl.. vor den Familien nachrichte» die Sgespalten« Zeile 40 Pf. Inserate sind stet« an die GrpcStlion zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben., Zahlung prneonmeranäo oder durch Post nachnahme. Zß 35«. Morrtag dar 22. December 1890. 84. Jahrgang.' Amtliche Bekanntmachungen. Lekaunlmachrmg. Degen de» auf Donnerstag, den 25. d. Mt», fallenden ersten und auf Freitag, den 26. d. Mt», fallenden zweiten DeihnachtSfeirrtag» haben wir den 2. Schlachtviehmarkt in der vierten Woche d. Mt», auf Mittwoch, de« idch December d. I verlegt, wovon wir alle Beteiligten hierdurch in Keuutniß setzen. Leipzig, 12. December 1890. Der Rath der Stadt Letozia ^ ^ Gros Die bei dem hiesigen Leihhause in den Monate» Januar, iebruar und März l890 versetzten oder erueuerten Pfänder olle», sofern sie nicht bi» 3l Januar 1891 eingelöst worden lad, am li. Aebrnar I8SS und an den folgende» Tagen im Parterre-Locale de» Leihbause» öffentlich versteigert werden. Bo«, UI Januar L8KI an erlffcht da» Recht zur Einlösung solcher Pfänder und können letztere nur auf dem Wege de» Erstehen» wieder erlangt werden. Dagegen nimmt das Geschäft de« Einlösen- und Versetzen« anderer Pfänder während der Auction in der Zeit von früh bi« Nachmittag« 2 Uhr seinen ungestörten Fortgang. Leipzig, den 16. December 1890. De» Raths Deputation für Lethha«» «nd Sparkasse I». 9040. vr. Georgi. -rößel. Ausschreibung. Am Neubau der Markthalle in Leipzig soll die Lieferung von A tzro»«« schmiedeeiserne« Thoren an die Ein- ichrten m der verlängerten Brüderstraße und am Roßplaye, sowie die Heide« Thüre« an die Nedeneingängr am Roß- platze an einen oder mehrere leistungsfähige Unternehmer ver geben werden. Die Bedingungen und da» Arbeitsverzeichniß können im Baubureau der Markthalle an der verlängerten Brüderstraße hierfrlbst eingeseheu, bez. durch unsere Bauvrrwaltung gegen dort»- und bestellzeldfreie Einsendung von 50 -j von dort dezogen werden. Die Zeichnungen liegen gleichfalls an vor genannter Stelle zur Einsichtnahme au»; auf Wunsch können Eopien gegen Erlegung von S io Baar, nicht in Brief- warten, abgegeben werden. Die Angebote sind verschlossen und mit der Aufschrift: „Markthalle — schmiedeeiserne Thore" di» zum 31. December er. Bormittag« 10 Uhr im Rath» hause allhier, II. Obergeschoß, Zimmer Nr. 5, portofrei rin zireiche«. Der Ratb behält sich die Au»wahl unter den Bewerbern und dir Tbeilung der Arbeiten, bez. di« Ablehnung sämmt sicher Angebote vor. Leipzig, den 20. December 1890. Der Rath der Stadt Leipzig. Lindner. I». 9257. vr. Georgi. Lrkauutmachmig. Hierdurch machen wir öffentlich bekannt, daß der zufolge unserer Bcka«tzltmachuug vom 8. April 1890 zur Au-legunz gelaugte Plan 1. V betr. die Fluchtün-rnregnürnng der Eisenbahnstraße und der Tauchaer Ehaussee im Stadtbezirk erhausl Lechzig-Sellerhanse«, vorschriftsmäßig und zwar vom 12. April zwar iUSarlcgen hat,'and daß derselbe nach Plan erhobener Widerspruch seine Er bi« 10. Mai 1«0 au, dem ein gram diesen ledigung gesunden hat, weitere Einwände aber nicht erhoben worden sind, auf Grund de» Regulative», die neuen städtischen Anbaue und die Rcgulirung der Straßen betr., vom 15. No vember 1865, nunmehr als festgestellt zu erachten ist. Leipzig, den 12. December 1890. Id Mb Der Rath der Stadt Leipzig. 1698. vr. Georgi. vr. Redlich Verpachtung. Die an der Ecke der Carl- und oberen Blumenstraße in Leiprig-Gobli- gelegene und 3515 Quadratmeter enthaltende Abiveilung der zum Besitz der Stabtgcmeinde Leipzig gc hörigen Parcelle Nr. 302 de» Flurbuchs für GobliS ist vom I. April 1891 an gegen einhalbjäbrige Kündigung unter der Bedingung anderweit zu verpachten, daß auf dem be treffenden Areal Nicht- errichtet und betrieben werde, waS ungesunde oder übelriechende Ausdünstungen verbreiten oder wegen geräuschvollen Betriebes den Unterricht der nahegelegenen Schulen stören und belästigen könnte. Pachtgesuche werden aus dem Ratbhause, 1. Etage, Zimmer Nr. 8, angenommen, woselbst auch sonst etwa gewünschte AuS lunft ertheilt wird. Leipzig, am 18. December 1890. Der Rath der Stadt Leipzig. I». 9052. vr. Georgi. Pücker. Gewölbe- Da» zur Zeit an die Firma Röller <L Huste vermiethete BerkansSgewölbe im Trdgefcho» des der Stadt- gcmeinde gehörigen HauSgrundstück» Markt Rr. ist vom I. April k. I. an gege« etohalbjährige Kündigung anderweit zu vermiethen. Miethgesuche werden auf dem Rathhause, 1. Oberge ^ Zimmer Nr. 8, entgrgengenommen, woselbst auch die Brr- miethungSbedingungen zur Einsichtnahme auSliegen. Leipzig, am 15. December 1890. I» 8987. Der Rath der Sta»t Leipzig. vr. Georgs Wagner Lekauntmachung. Unter Bezugnahme aus die Bekanntmachung voni 6. d. M die Einsübrung eine» neuen Regulative» und TarifeS für das Droschkenweseu in Leipzig betr., setzen wir die Droschken- bcsitzer biermit davon in Kenntniß, daß die Au-qabe der «euea Hahrtartfe, welche in den Droschken auSzuhängen sind, sowie der «e«en Regulative Montag, de« December I88V, Vormittag» von Iv bi» IS Uhr und Rachmittag» von 8 bt» t Uhr in der Hauptwache de» Polizei amte», Wächterstraße Nr. 5. part. recht-, erfolgen soll Die Concessionare werden daher hiermit veranlaßt, Tarife und Regulative zur gedachten Zeit und am gedachten Orte abzuhvlen; e» wird aber bierde, ausdrücklich darauf aufmerk sam gemacht, daß die neuen Tarife vor dem l. Januar 1891 im Droschken-Fahrdienst Verwendung nicht finden dürfen. Die Abgabe der alten, z. Z. im Gebrauche befindlichen Tarife, welche vom l. Januar 189l ab nicht mehr verwendet werden dürfen, hat am 2. und 3. Januar 189l ebenfalls in der Hauvtwackr de« Polizriamte» in erfolgen. Zuwiderhandlungen gegen dieze Bestimmungen werden mit Geld bi» zu 30 oder entsprechender Haftstra' geahndet werden. Leipzig, den lv December 1890. Da» Volizeiamt der Stadt Leipzig, v. L 5583 Bretschneider. Muhlner Arten geben. Die einen werden neben den gesetzlichen ihre lkentrn voll auSzahlen und dem entsprechend auch die Bei träge in gleicher Höhe wie früher erheben. Sie werden also durch die gesetzliche Invalidität«- und Altersversicherung gar nicht berührt werden, ihre Mitglieder werden indessen die doppelten Versicherungsbeiträge bezahlen müssen. Die anderen »erden von dem ihnen durch d. 36 de« Gesetze» ertbeilten Irchtc Gebrauch machen und ihre Renten um den Betrag der auf Grund de» Gesetze- an die Versicherungsanstalten zu jahlenden kürzen, selbstverständlich gleichzeitig auch die Mit- liederbeiträge entsprechend derabmmdcrn. Man wird hier- Steckbrief. D« Soldat lRekrut) Rap Wilhelm Ltnpner l. der 8. Lom- vagnte 8. JnsanIerie-RegiinciilS „Prinz Johann Georg" Nr. 107 hat sich am 14. December d. I., Abends 7 Uhr, von seinem Trappe«- theil entfernt und ist bis jetzt noch nicht doliin zurückgekehrt. Da sich derselbe hierdurch der Fahnenflucht verdächtig gemacht hat, so ergeht an alle Civil- und Mililair-Beliörden da- Ersuche»», den pp. Lindner im BetrrtungSsalle zu arretiren und au die nächst» Garnison abliesern zu lassen. Leipzig, den 20. December 1890. llöiiiglt« LächstschrS 8. Insantcrie-Reaiment „Prinz I«ha»u wrorg" Nr. 10«. von Zeschau, Oberst. Signalement: Geburtsort: Reudnitz-Leipzig. LrtSzuständig: Reudnitz-Leipzig. Religion: »v.-luth. Prosession: Schmied, letzt Handarbeiter. Alter: 2G/, Jahr Größe: 1 m 67 eni. Statur: mittet. Kinn, Nase, Mund: proportionirt. Haar: schwarz. Besondere Kennzeichen: hat ein braune» und ein graue» Auge. Bekleidet war pp. Lindner mit einer Schirmmütze (eigene), et»«« Waffenrock, 1 Tuchhose, gestempelt 107. R. 3. ik. ÜNI., einer HalS- biude, gestempett 107. R. 3. «. Illll., ein Hemd, gestempelt 107. R. 3. K. ÜI., eine Unterhose, gestempelt 107. R. 3. K. III., ein Leib riemen mit Tasche, gestempelt 107. R. 3. K. III., ein Seitengewehr, gestempelt 107. R. 3 A 79, ei» Paar kalblederne Stlesel (eigen«). Leipzig, 22. December. * Die ständige Deputation de» deutschen Jurist«»- tage» veröffentlicht verschiedene für dessen nächste Tagung eingelausene Gutachten. Proseffor vr. Freiherr v. Stenge behandelt darin die Frage: „Wie ist die Rechtspflege in den Schutzgebieten für Europäer und für Eingeborene zu ordnen?" Rechtsanwalt Fuld bespricht, ob die Trunksucht als solche trafrechttich zu verfolgen sei. Privatdoccnt vr. Goldschmidt GLttingcn erörtert, ob die Bestimmung in tz. 284 de» Ent wurf« eine» bürgerlichen Gesetzbuches zu billig;« sei. uack welcher die Aufrechnung bewirkt, daß die vriderseikisien Forderungen in de» sich deckenden Betrage mit dem Zeit punkt al« ' " Zeit- Auf- pnnct al« erloschen gelten, in welchem sie al» zur ^luf rcchnuna geeignet sich gegenüber getreten sind. Professor vr. Gustav Hartmann-Tildmgcn und vr. v. Cunv beschäftigen ich Beide mit der Frage, ob die voin Entwurf dcS bürgcr lichen Gesetzbuches angenommene Stellung des Testament« Vollstrecker» zu billigen und wie sie eventuell anders zu regeln sei. Endlich begutachtet Geh. Rcg.-Rath vr. Herme«, in welcher Weise die Stellung dcS GutSinvcntarS zu den Rechten der Real- und Personalgläubiger und zu dem Pfandrecht de» Verpächter- zu regeln wäre. * Ueder den Schluß der Schulconferenz wird der Kölnischen Zeitung" noch ergänzend geschrieben: Die Mitglieder der Berliner Schulconferenz trennten sich am Mittwoch in einer wesentlich beruhigteren Stimmung, al« nach der Sitzung am ersten Tage. Die sehr bestimmte Art, in welcher der Kaiser sich über die Nothwendigteit der Verbesserung der ina- terielle» Lage de» Lehrerstandes auslproch, und di« frische, franke Art de- Herrscher-, in dessen Bewegungen und Gebärdenspiel eine gewiss« jugendliche Unbefangenheit und e»n feurige- Wollen sich aus- drückt, macht einen guten Eindruck. Ausgefallen ist bet den letzten Abstimmungen, daß die Sache des Realgymnasiums nur von sehr wenigen vollständig ausrecht erhalten wurde und sich auch solche, die zu seinen entschiedenen Anhängern zählten, der Lonsequenz nicht entzogen, folgerichtig gedacht realistisch« und folgerichtig gedacht humanistische Anstalten al« allein lebensfähige Schulsysteme unter einander, und nicht- Halbe«, Mittleres zwischen sie zu stellen. Die Arbeit allerdings, so ist der Eindruck, hat nur erst begonnen, aber sie wird, wie man hassen darf, den Charakter eine- positiv schaffen den, nicht de» de« wüsten Kampfe« zweier concurrirender Firmen wie bisher tragen. In diesem Geiste war auch, wie wir mittheilen können, die Versammlung im Hotel de Rome gehalten, welch« am letzten Montag »inen Gymnasiatveretn begründete, dessen Mit gtiederzahl au« ganz Deutschland schon jetzt 1'/, Tausend über schritten hat. Größer» Werth noch bat Thatsach« und Perlons der Schulconferenz selbst, bei der sich die verschiedenen Anschauungen frei und mit allem Nachdruck ausgesprochen habe», und di» dabei, wie uns von allen Seiten versichert wird, ohne jeden Mißklang verlausen ist. Wir werden, sobald erst die Frage nicht der Reform, sonder» der Reformen — war zweierlei ist — in ein etwas be ruhigtes Fahrwasser gekommen, der von manchen Rednern ersehnte Schulsriede hergestellt ist, in dieser au« Notabeln verschiedener didaktischer Richtung, gesellschaftlicher und wirthschastlicher Stellung zusammengesetzten Schnlcom Mission vielleicht den Anfang einer organischen Einrichtung sehe» dürfen, welche für da« geistige Leben der Nation von Bedeutung, wir denken von segeu-reichrr Bedeutung werden könnte. * Der Verfasser de« Artikel« „Mißverständnisse" im „Hannovcr'schen Courier", den der Kaiser in der letzten Sitzung der Schulconferenz verlesen hat, ist, nach der „Schlesischen Zeitung", der Cbes-Redacteur teS genannten Blatte», vr. Richard Ja codi. Derselbe war früher ver antwortlicher Retacteur der jetzt eingcgangenen amtlichen „Elsaß-Lothringischen ZeitunA." * In dem am t. Januar l89l völlig in Kraft tretenden Invalidität»- und AlterSversicherunzSgesetz ist bekanntlich besondere Rücksicht aus die schon vorhandenen PenfionScaffen für invalide Arbeiter genommen worden. Unter den letzteren sind die für die Bergarbeiter begründeten KnappschastScassen die bedeutendsten. Diese werden nun, wie sich jetzt allmälig übersehen läßt, mit dem Beginn de« nächsten Jahres zu der gesetzlichen Invalidität«- und Altersversicherung eine dreifache Stellung entnehmen Eine Anzahl der Knappschaft-cassen wird neben den Versicherungs anstalten die Versicherung selbstständig weiter betreiben, so die zum Saarbrückener KnappschattSverein gehörigen Cossen und dir Norddeutsche KuappschastSpensiooScaffr zn Halle a. S. denen der BnndeSrath die Berechtigung von Casseneiorich tungen im Sinne der HH. 5 und 6 de» Gesetze« vom 22. Juni 1889 noch in seiner letzten Sitzung zurrkannt hat Die übrigen Knappschast-caffen werden al« sogenannte Zu> schußcaffrn fortbestehen. Unter ihnen wird es aber zwei »S ersehen, daß da» neue Gesetz eine große Mannigfaltigkeit « der ferneren Gestaltung der KnappschaflScaffen zuiaßt. rin darf aber gerade ein Vorzug de« InvaUditätS- und erSverstcherungSgcsetze» erblickt werden. * Die bayerische Regierung bat, da am 1. Januar 189t die dritte Ausgabe de« Deutschen Arzneibuches in (kraft tritt, eine mit demselben Zeilpunct Giltigkeit erlangende neue Verordnung erlassen, welche die Zubereitung und Feil- sialtnng von Arzneien betrifft. * Bei den Nachwahlen für den württemdergischen Zandtag ist in Maulbronn an die Stelle de« Eisendabn dirrctor« Schall der Schultheiß a. D. Kälber getreten, in Gerabronn an diejenige dcS OberamtSpflcgerS Egeldaaf der Rechtsanwalt Friedrich Haußmann auS Stuttgart. Dort bat dir Regierungspartei mittelst einer locale» Cantidatur gesiegt und so den Sitz behalten, bier hat die Volkspartei zum Nach- olgrr eine« bezirk-eingesessenen gemäßigt freisinnigen Manne« einen auswärtigen Vertreter der schärferen Tonart gewäblt. Der Besitzstand beider Parteien ist der gleiche geblieben, aber die eine hat für die Kammer einen Führer verloren, die andere einen solchen gewonnen. Der Hauptgrund für diese Erscheinung ist die gute DiSciplin der VolkSpartci, deren Candidaturen im Einvernehmen mit der Parteileitung auf- «estellt werden, während bei den Gegnern die rein örtlichen wünsche und Verhältnisse den Ausschlag zu geben pflegen. "Pr die Verhandlungen de« AbgeordnctenbauicS wird die olk-partei eine ihre Zahl weit übersteigende Bedeutung ge Winnen und namentlich den Vertreter» der VerwaltungS- resormvorlage einen schweren Stand bereiten. « * « * Die brvorstcbendc Einverleibung der Bororte- emeinden in die Stadt Wien hat mehrere derselben veranlaßt, vor TdorcSsidluß in aller Eile da« Gemeinde vermögen möglichst zu verputzen, die Besoldungen der Localdeamten zu erhöhen, kostspielige Unternehmungen zu de Npen, welche dann Groß-Wien zu bezahle» hat Der ' r Graf KielmaunSrgg dehntet jedoch sein künftige« »nd Hut -um warnende» Beispiel die Gemeinde Vertretung de» mehr als 60 000 Einwokmer zählenden Bor orte» Hernals einfach aufgelöst. Ein Wiener Magistrat»« secretair wird bis zu den wahrscheinlich im April statt findenden Wahlen für Groß-Wien als RcgicrungScommissar die Gemeinde verwalten. In liberalen Kreisen wird freilich mehrfach die Befürchtung laut, daß die Maßregel der anti semitischen Opposition nutzen könnte. * AuS Kopenhagen, 17. December, wird gemeldet: Bor einiger Zeit brachten die Abgeordneten Bossen und Clausen von der bäuerlichen Linkengruppe, der sogen, dänischen, eine Ciesetz- vorlage vor da- Folkething, welche daraus auSging, daS sogen, bayerische Bier zu besteuern. Tie voraeschlagene Steuer soll 10 kr. für die Tonne, d. h. etwa 8,40 ./l für das Hektoliter be tragen. Dieser Steuer gegenüber steht ai« Ersatz eine Herabsetzung der Zuckersteuer. Die zwei anderen Linkengruppen, die Persische und die sogen, europäische, den Socialisten zunächst verwandle, setzten diesem Vorschläge einen entschiedenen Widerstand entgegen, während derselbe von der Rechten und von der Negierung beiiällig ausgenommen wurde. Bald zeigten rund umher abaeballene Wähler- versinnmluugen, daß die Sleuervorlage auch den Beifall der wenig bayerische« Bier trinkenden und viel Zucker brauchenden länd lichen Bevölkerung fand, waS ja ziemlich natürlich war. Damit rückte aber Li« Gefahr einer unheilbaren Spaltung der Partei immer näher; denn die Geldfrage zeigte sich hier entschieden stärker als die demokratische GcsinnungSverwandtschast. Und nur di« Furcht vor einer solchen Spaltung kann die Führer der gegnerischen Linkengruppen, die Abgeordneten Berg und Hörnp, veranlaßt haben, beute dem Folkething einen Gesetzcntwurs vorzulegev, der daraus abzielt, die von den Borschlogstelle» zu 7 Millionen Kronen veranschlagte Biersteuer nedsl einer Summe von 1 700000 kr., welche der Branntweinsteuer und dem Wein »oll zu entnehmen wären, zur Altersversorgung zu verwenden, sodaß lährlich etwa 7800 alte Leute über 62 Jahre eine Unterstützung von 100 bi- 200 Kronen erhalten würde». Tie gegnerischen Gruppen müssen demnach die Biersteuer in den Parteiberaihungen angenommen haben und der Nassende Riß wäre diesmal wieder verkittet. Das wird die Gruppen unter sich zur Vorsicht mahne». Dieser Borgang hat die Sache der Regierung um einen bedeutenden Schritt gefördert, und wenn sie die Einbringung der Biersteuervorlage durch geheime Unterhandlungen veranlaßt hat, dann hat sie dadurch «inen paria- mentartschen Meisterzug ouSgeführt. * Ueder den Empfang de« GroßhrrzogS, der Groß Herzogin und de« Erbgroßberzogs in Luxemberg wird zur Ergänzung der telegraphischen Berichte von dort noch geschrieben: Ter Empfang hatte einen überaus herzlichen Charakter und ver fehlt« seinen Eindruck aus das grobherzogliche Paar nicht; namentlich die Großherzogin soll ganz entzückt darüber gewesen sein. Das leutsrlioe Benehmen de« FürsteupaareS trug auch daS Seinige dazu bei. Mit Spannung sahen die Luxemburger, speciell die Frauen wett, der Ankunst der Großherzogin entgegen; ihr freundliches Aus treten hat ihr die Herzen Aller gewonnen. Bereit« am zweiten Tag« besuchte die fürstlich« Frau die Schulen und Spitäler und ver kehrt« daselbst mit den Kindern und kranken. DaS hatte man hier noch nicht gesehen. König Wilhelm III. war seit dem Tode de« Statthalter« Prinzen Heinrich einmal und dann nur vorüber gehend im Lande gewesen. Die Luxemburger kannten sozusagen ihr «taotSoberhaupt nur dem Namen nach, und nun dieser Wechsel Die ausgereaten Politiker beruhigte der Großherzog durch seine ver schiedenen schon als Regent aekoitenen Reden; da« Bolk gewann er durch sein anspruchsloses Auftreten. Der Hos und die nunmehr hier ansässigen Vertreter auswärtiger Mächte bringen neue» Leben in unser wisst so stille« Städtchen. Die Großherzogin hat vorläufig da» Land wieder verlassen, ihr Gemahl wird ihr in den nächsten Tage» folgen: in königslein werden sie mit ihrem Sohne die Weihnachisieiertage verbringen und dann zu Anfang de« nächsten Jahre» wieder hierher zurückkehren. Der Erbsiroßverzog wird sich im Januar nach London begeben, »m dort dt« Ratification der Thronbesteigung seine« Bater« zu überreichen. Hier ist man der Meinung, der Prinz habe aus seiner Reise Brautscha» aehalieu, und mau schmeichelt sich mit der Hoffnung, derselbe «erd« baldigst einen Her,enSwünsch seine- Elternpaares und de« luxembura'sche» Volkes er füllen. indem er eine Gemahlin unS zu'übren wird. Die Art und Weise, wieder 73jährige Grobherzog seiue Regeutea-Lutgab« auffaßt, ist wirklich stäupen erregend. Der Arbeit ist der größte Theil seine« Tagwerke- gewidmet. Morgen- früh, auch bei der jetzigen kalten Jabre-zeit, steht der Greis vor 7 Uhr aus. Sein Frühstück nimmt er zu einer Stunde, um welche hier die Bäcker noch kein frisches Gebäck im Laden haben. Anfang« hielt e« schwer, die nöthigen Semmeln — da« gewohnt« Gebäck nach Mener Art — hervei- zuschassen. Der Morgen ist mit Borträgen und Empfängen auS- gesüllt. Um 1 Uhr wird da« Dejeuner eingenommen. Am Nach mittag unternimmt der Großberzog einen Spaziergang oder eine Fahrt, und am Abend arbeitet er wieder bi» zur Dinerstunde. Da« Diner, bei dem eine recht gemächliche Stimmung herrscht, besteht immer nur aus drei Gänge». Beim Kaffee unterhält sich der Fürst mit seinen Gästen. Schlag 9 Uhr zieht er sich zuruck. Dieser Regelmäßigkeit ist eS wohl zuzuschrciben, daß der Greis sich »och heute einer Rüstigkeit erfreut, init der mancher jüngere Mann zusrieden sein könnte. * Die Ucbcrlegenbcit CriSpi'S seinen parlamen tarischen Widersacher» gegenüber, zeigte sich in der jüngsten Sitzung der italienische» Deputirlenkammer von ihrer zlänzendsten Seite. Durch frübere Fcblschläge gewitzigt, ver- luckle cS die irredentistisch-republikanisch-sranzosenfreundliche Opposition diesmal, unter der MaSke de« Eintreten« für da» BersaffungSreckt. dem Ministerpräsidenten eine Grube zu graben Wer aber schließlich biucinficl, war niemand andere« als die Angvciscr selbst. Herr CriSpi gebt von dem un- zwriielhast richtigen staatSmäilliischen Grundsätze auS. daß die Regierung nur dann mit Sicherheit geführt werden könne, wenn im Schoße de« Ministeriums über alle Hauplpunct« der Politik Uebercinstinlmnug der Denkweise herrsche. Stellt eS sich bei irgend einer Gelegenheit heran-, daß dem nicht so ist, so folgt daraus folgerichtig, daß da« oder die diffen- tirendcn CabinelSmilglicdcr entweder sich zn unterwerfen oder ihren Platz zu räumen haben Diesem Grundsätze ent sprechend, batte Herr CriSpi sich sowohl von SeiSmit-Doda als von Giolitti getrennt. Die Opposition bestritt nun, daß daS Verfahren CriSpi'S verfassungsmäßig gewesen sei und ließ ihn in der jüngsten Kammersitzuilg diescrhalb im Wege der Inter pellation zur Rede stellen. CriSpi aber hielt sich nicht lange mit der Vertheitigung seiner Handlungsweise ans, an deren strenger Correcthcit ja im Grunde genommen auch die Opposition nicht zweifelt, sondern ging alsbald seinerseits zum Angriffe über, verleitete den auSgeschiedcnen Minister SeiSmit-Doda zu einer dessen patriotische Loyalität stark compromittircndcn Erklärung und benutzte diese Schwäche, indem er geschickter Weise die Kammer vor die sofortige Wahl zwischen ibm und seinen Gegnern stellte. Natür lich ertbeiltc die auf CriSvi'S Programm gewählte Mehrbeit dem Ministerpräsidenten ein eclatanteS Vertrauensvotum, daS Häuflein der äußersten Linken verließ unter gewaltigem Spektakel den Sitzungssaal, ärgerlich auf sich selbst und dlamirt vor dem ganzen Lande, ja vor ganz Europa, da sich in der That eine parteitactische Diversion nicht wohl unge schickter in« Werk setzen und gründlicher verpfuschen läßt, al« di« Imbriani und Genossen eS bei diesem verfehlten Handstreich auf CriSpi getban haben. Da« bleibende Resultat de« neuesten von CriSpi erfochtenen parlamentari schen Sieges aber besteht in dem vor Italien »nd Europa erbrachten Beweise, daß CriSpi nach wie vor der Mann de« unerschütterlichen Vertrauens seiner Nation ist, daß die durch ihn verkörperte Politik die Politik ist, an welcher Italien scstbalten will, und daß die Gegner derselben nur eine kleine Clique von Unzufriedenen bilden, welche als bcachlcnöwcrlhcr Factor nicht in Betracht kommen kann. Jur Lage. * Berlin, 20. December. Die „Kreuzzcitung" giebt sich den Anschein, als ob sie in der Frage der Land- geincindeordnnng nicht die Regierung, sondern die Nationalliberalcn zu bekämpfen bade und als ob nur gegen die letzteren daü Auftreten der Conservativen in der Commission gerichtet wäre. DaS ist eine Täuschung, gegen die protcstirt werden muß. Seitens der Na lionalll j,e- ralen ist biSbcr kein einziger AbändcrungSan tra g gestellt worden. Bei der csicndarcn AuSsicklSlosigkcit, in der -Haltung der gcschivfsciicn Majorität eine Acndcrung zu er zielen, baden Nationallidcrale und Freisinnige sich, so weit sie an der Debatte Theil nabinen, darauf beschränkt, die Vorlage der Regierung zu unterstützen, gegen welche sich der Angriff der Conservativen richtete. Es ist keineswegs aus geschlossen, daß im weiteren Verlauf der Vcrathung auch von iiationalliberaler Seite Äendernngcn de« RcgieruiigSenIwurfS beantragt werden, die de» Unwillen der „.Kreuzzcitung" brrvorriiscn mögen. Bisher hat sie dazu keinen Anlaß gehabt und scheint r« nur für zweckmäßig zu halten, indem sie die Nationallibcralen angrcift, vor einem Tbeile ihrer Leser die Thalsaide zu verbülien, daß ihre Opposition den Reform- al'siil'tcn der Staalsrcgicruiig gilt. Unerwartet früh, ans den 29. December, ist die RcichS- tagSwahl in Bochum an Stelle dcS Herrn von Schor- lcmer-Alst angcsctzt Die Agitation in diese» Festtagen zu betreiben, wird höchstens den Neigungen der Socialdemokratcn entsprechen. Da« „Berliner Bolksblatt" schreibt: „Wir Socialdemokratcn sind immer marschbereit und wir wollen den Herren vom Ccnlrum für eine hübsche Bcschrernng sorgen." Trotz des ungünstigen WakltcrminS werden eS aber in diesem beiß umstrittcne» Wahlkreis auch die anderen Parteien nicht an Eifer fehlen lassen. Von national liberaler Seite sind für morgen und die nächsten Tage mehrere Versammlungen in Aussicht genommen. Es kann nach den Parteiverbällnisscn im Wahlkreis kaum einem Zweifel unterliegen, daß der »ationalliberalc Candidat, Herr Müllensiefen wieder in die Stichwahl kommt, sei cS mit eincni CenlrnuiSiilaiin, sei cS mit einem Socialdemokratcn. Die letzteren geben mit großen Hoffnungen in den Wahlkampf; wenn sic eS bisher i» diesen, Wahlkreis niemals auch nur zu einer Stichwahl gebrockt baden, so ist doch bei der herrschenden Gäkrung :n den dortige» Ärbeitcrkreiscn die sociaidcniokratische Gegnerschaft nicht gering z» schätzen. Die Ultramonlanen werben voranssicktlcck einen erheblichen Rück gang in der Stimmcnzakl erleiden; ihr Candidat ist an Popularität von fern nicht mit Herrn Schorlcmcr-Alst zu vergleichen, für den bei den letzten Wahlen auch viele conscr- vative Bauern gestimmt haben. Bei der herrschenden Partei zersplitterung und der erregten Stiminuno in jenem Ricsrn- wahlkrcisc ist daS Resultat der unter allen Umständen un vermeidlichen Stichwahl freilich zum Voraus nicht z» über sehen. Eö ist aber daran zu erinnern, daß der Wahlkreis mit Ausnahme von >88l—8t und >890, wo er von Herrn von Sckorlemer vertrete» war, stets rn nationalltberalem, bezw. gemäßigt liberalem Besitz war. Vielleicht kann
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