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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.08.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-08-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188608208
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18860820
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18860820
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-08
- Tag 1886-08-20
-
Monat
1886-08
-
Jahr
1886
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.08.1886
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Erscheint täglich früh S'/, Uhr. Urtutiou »vL Lrveditiru Ivhannelgaffe 8. Sprechstunden der Lrdark,«: Lormitiag« 10—12 Uhr. Nachmittag« 8—8 Uhr. ptr N» »US,»», «acht sich »i» Ncdaclic» »icht »«tintlich. der für pte «Schftsolgende Nummer heftinimten Inserate an Wochentage« bi» S Uhr Nachmittag«, an rann» nnp Frstta,en früh Pt«'/,» Uhr. In den JUialen für Äns.-Ännahme: Ott« Klemm, Universttät-straße 1. Laut» Lösche, Katharinenstr. 28, p. «nr Pi» ',.3 Uhr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. Auslage LS,«S0. Aboniiemknlspreis Viertels. 4'/, Mit. iacl. Bringcrlohn 5 Mk., durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 20 Ps. Belegexemplar 10 Pf. Gebüvre» für Extrabeilage» (in Tageblatt-Format gesalzt) «hnr Postbesücdcruag 50 Mk. Mit Postbesörderung 60 Mk. Inserate «gespaltene Petttzeile 30 Pf. Größere Schriften laut uns. PreiSverzeichniß Tabellarischer n. Ziffernsatz nach höherm Tarif Ueclamrn unter dem Redactiou«krich die «grfpatt Zeile50Ps., vor den Familiennachrlchte» die Sgespalteue Zeile 40 Pf. Inserate sind stet« au die Expedition z» senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praeniunor»acko oder durch Post, nachaahme. L3L. Freitag dm 2V. August 1886. 80. Jahrgang. Amtlicher Thetl. Auction. Die auf dem städtischen Lagerplätze an der Chausseestraße in Reudnitz lagernden ca. 4VO Fuder alte Ziegelstücken sollen ebendaselbst Montag, den NS. diese» Monat» Vormittag» 1v Uhr unter den vorher bekannt zu machenden Bedingungen in 8 Partien von je 50 Fudern gegen sofortige haare Be zahlung meistbietend versteigert werden. Leipzig» am 14. August 1886. Der Skat- der Stadt Leipzig. Id. 3072. vr. Trönblin. Krumbiegel. Nichtamtlicher Thetl. Deutschland und Oesterreich. E» darf jetzt al« feststehend angesehen werden» daß in Gastein während der gleichzeitigen Anwesenheit der Kaiser Wilhelm und Franz Joseph und der Minister Fürst BiSmarck und Gras Kalnoky wichtige Abmachungen getroffen worden sind. Man entnimmt daran« die erfreuliche Thatsache, daß seit beinah« sieben Jahren, nämlich seit dem 15. Oktober 1879, sich zwischen den beiden Kaiserreichen ein stet« an Innigkeit zunehmende« Freundschaft«» und Bünd» nißverhältniß gestaltet hat» welche« die Au-sicht auf Dauer eröffnet, um so mehr, al« diese« Bcrhältniß im ver gangenen Jahre «ine starke Probe auSgehalten hat. Der Ein griff de« Vertreter« Oesterreich« in Belgrad. Gras Khevenhüller- Mctsch, in den serbisch-bulgarischen Streit hat sich nicht der Zu stimmung der öffentlichen Meinung in Deutschland erfreut, man hätte e« bei un« lieber gesehen, wenn Oesterreich die Kämpfenden ihre Sache allein hätte auSmachen lasten. Aber die Beziehungen der Mächte zu einander entwickeln sich be kanntlich nicht von Volk zu Volk, sondern von Regierung zu Regierung; di, auswärtige Politik ist eine Kunst, welche oft genug ohne Rücksicht aus die öffentliche Meinung, ja sogar in geradem Gegensatz mit derselben geübt wird. Al« leitender Gesichtöpunct für die Staatsmänner, welche die an-wärtige Politik machen, bleibt nur da« Intereste de» Staate« unver ändert bestehen, welchen sie vertreten. An diese Handhabung der auswärtigen Politik haben sich auch die modernen Bcr- fastungsstaaten gewöhnt, insbesondere haben wir Deutsche zu der Geschicklichkeit de« Fürsten BiSmarck in Leitung der aus wärtigen Politik unbedingte« und bisher stet« durch den Er folg gerechtfertigtes Vertrauen. In dem verhältniß Deutschland« zu Oesterreich-Ungarn aiebt e« aber einen Pnnct, welcher schon feit langer Zeit und sogar seit dem Beginn de« Bündnisse« in der öffentlichen Meinung Deutschlands zu Besorgnissen für die Zukunft An laß gegeben hat. Es ist die sogenannte VersöhnungSpolilik de« Grasen Taaffe, dessen Ministerschast am 12. August da« siebente Jahr vollendete. Ein Rückblick aus diese sieben Regierung-jahr« kann deutsche Herzen nur mit Schmerz erfüllen. In diese Zeit fällt die Czechisirung Prag«, die Errichtung einer ezechischen Universität in der Hauptstadt Böhmen« und die Begünstigung de« CzechenthumS in Böhmen überhaupt. Wir haben e« erlebt, baß deutsche Turner in Königinhof von den Ezrchen beschimpft und hinterher auch noch gerichtlich verurtheilt wurden, weil sie sich gegen die ihnen widerfahrenen Mißhandlungen gewehrt hatten. Wir haben ferner gesehen, daß der slowenische Gemeinderath in Laibach zu der Feier der Enthüllung des AnastasiuS-Grün- Denkmal« eine feindliche Stellung einnahm, und daß diese« Denkmal wiederholt von Slowenen besudelt worden ist; ja wir haben e« sogar erfahren, daß die private Feier zur Ent hüllung eine- Denkmal« für den Kaiser Joseph in Prag aus Schonung für die Gefühle der Czechen untersagt worben ist. Da« scheinen innere österreichische Angelegenheiten zu sei», aber sie scheinen e« auch nur; denn Alle», wa« den Deutsche» in Böhmen, im übrigen Oesterreich, oder sonst im Auslanke widerfährt, wird von den deutschen StammeSgencsten bei u»S im Reich empfunden, al« wenn e« ihnen selbst geschehen wäre. Wir haben die Vorgänge in Prag, in Königinhos, in Lai bach mit demselben Interest« verfolgt, wie wir e« den An gelegenheiten irgend einer im deutschen Reiche gelegenen Stadt zuwenden. Die Grenze, welche un« von Deutschösterreich trennt, ist nur eine staatliche, aber keine nationale; da« geistige Leben, die geistige Gemeinschaft der Deutschen auf der stanzen Erde kennt keine Grenzpfähle, und wenn sich Deutsche in Ästen, Afrika, Amerika oder Australien begegnen, so fragen sie nicht darnach, ob sie au« Sachsen, Bayern oder au« Oesterreich stammen, da« äußere Erkennungszeichen für ihre geistige Zusammengehörigkeit ist die Sprache und im Uebrigen die Art zu denken, zu empfinden. Deshalb war e« auch für u»S Deutsche im Reich eine sehr wohlthuende Er scheinung. al- sich von Oesterreich Stimmen vernehmen ließen, welche die Jubelfeier in Heidelberg al« ein auch Oesterreich berührende« Fest begrüßten, welche an da« gemeinsame geistige Band erinnerten, welche« die Deutschen im Reich und in Oesterreich vereinige. Wir haben e» ebenso, und mit noch größerer Genugtnuung willkommen geheißen, daß die Deutschvsterreicher den hundertjährigen TodeStag Friedrich'« de« Große» al- einen nationalen Gedenktag mitgefeiert habe», daß die „Neue Freie Presse" e« nicht verschmäht hat, den wobllbätigcn Einfluß offen zu bekennen, welchen die genialen Gedanken und Thaten de« großen König« auch aus Oesterreich gehabt babc». „Er war ein Borbild auch für Oesterreich", sagt da» größte Wiener Blatt, ,,für den Theres,«mischen und Iosephinischcn Staat, seine Toleranz, sein Resormdrang auf allen Gebieten de« geistigen und mate riellen Leben«, seine Praxi« der Staatshoheit und StaatS- einhrit, sein Landrecht, seine Krieg-macht, seine Art, den Bauernstand zu heben, durch deutsche Cultur die sla wischen Lande«theile emporzubringen, ist ein Bei. spiel der Nachahmung für Oesterreich geworden, und nie ist eine Nebenbuhlerschaft heilsamer gewesen al- die Theresianisch- Iosephinische mit Preußen« großem König." Die Wege, welche da« Ministerium Taaffe eingeschlogen bat. sind leider da» gerade Gegentbril von dem, wa« Maria Tberesia und Kaiser Joseph zur Richtschnur ihrer Politik er wählten. Unter diesem Ministerium sind die slawischen Völker Oesterreich« die bevorzugten Bewohner de» Kaiserstaat- und die Deutschen die zurückgesetzten. Daß diese Politik aus die Dauer nicht durchzuführen ist, haben die Ergebnisse der Aera Taaffe überzeugend bewiesen. Der Mangel an Kenntniß der deutschen Sprache macht sich bereit« auf allen Gebieten de« staatlichen Leben« geltend: in der Armee, in der Rechtspflege, der Verwaltung, ja sogar die Universitäten sangen an darunter zu leiden, der Zusammenhang, welcher früher zwischen den österreichischen und deutschen Universitäten bestand, ist unter brochen, die Scheidewand beginnt auch bereit« Bresche zu legen in die Entwickelung de» geistigen Leben« der Oesterreicher. Wenn e« möglich ist, daß sich eine czechische Wissenschaft und vielleicht auch eine slowenische auflhut der deutschen gegenüber, dann ist e« au» mit der Harmonie, welche die einzelnen Theile de« buntscheckigen Staatengemisches durchdrang, dann ist der Zerfall die unausbleibliche Folge statt de« inneren Erstarken«. Die Einladung der ungarischen Hauptstadt an deutsche Städte zur Feier de« 200jährigen Gedenktage« der Befreiung Ofen« von der TUrkenherrschaft hat den äußeren Anlaß geboten, um den Zwiespalt aufzu decken, welcher zwischen der Nationalitätenpolitik de« Kaiser staates und der deutschen BundeSgenossenschast besteht. Oesterreich-Ungarn nnd Deutschland sind durch ein innige« Bündniß gegen au-wärtige Feinde miteinander verbunden, aber in dem Doppelstaate selbst merkt man von der Gemein schaft, welche denselben mit dem deutschen Reiche vereinigt, nicht«, in der inneren Entwickelung ist die Feindseligkeit gegen deutsche Sprach«, deutsche» Wesen und deutsche Eigenart zum Grundsatz erhoben, unter dem Aushängeschild der Versöhnung wird die Zersetzung systematisch betrieben. Möchte endlich die Erkenntniß in Oesterreich - Ungarn zum Durchbruch kommen, daß e« so nicht weiter gehen kann. * Leipzig, 20. August 1886. * Bei der Kirchenparade in Potsdam am Dienstag fiel allgemein die kräftige Stimme und Haltung aus, mit welcher Se. Majestät der Kaiser die Parade commaadirte. * Dem Geueraladjutanten und General der Infanterie Freiherrn von Steinäcker ist zu seinem am 18. August stattgefundenen 50jährigen militairischen Dienst» jubiläum folgende« EabinetSschreiben Sr. Majestät de» Kaiser« zugeganqen: „Indem Ich Mich erinnere, daß Ihre milltairische Dienstzeit heute vor 50 Jahren begann, und indem Ich dessen wohl «in^beuk bi», daß der bei Weitem größere Theil derselben dem Dienste bei Meiner Person gehört, wünsche Ich. Ihnen am heutigen Tage die Fort- dauer Meine« gnädigen Wohlwollen« und die dankende Erinnerung an die Mir geleisteten treuen Dienste durch die Verleihung de« anbei erfolgenden Großkomthurkreuze« Meines Königlichen HauSordens von Hohenzollern mit Schwertern an» Ringe zu bethätigen. Mit dem warmen und aufrichtigen Wunsche, das; e« Ihnen gut gehen, und daß Ich noch oft Gelegenheit haben möge, Mich hiervon zu überzeugen, bin Ich jederzeit Ihr wohlgeneigter König Wilhelm. BabclSberg, den 18. August 1886." Schon vom frühen Morgen, nachdem die Familie de« Jubilar«, welcher eine Villa in Groß»Lichterselde bewohnt, ihr Oberhaupt beglückwünschte, liefen zahllose Telegramme von nah und fern ein. Unter den Glückwunschdcpeschen nimmt die vom Neuen Palais abgesandle die erste Stelle e»^ in welcher Se. kaiserl. und königl. Hoheit der Kronprinz „als alter Be kannter von 36Jahrcn"gratulirt unter Uebersenvung seineö'Por- trait«. Aus demselben Wege hatten Se. königl. Hoheit Prinz Alexander und Se. Durchlaucht Fürst von Hohenzollern ihre Gratulationen übersandt. Von weiteren Depeschen »eiinen wir solche von den Generalen der Infanterie und Eavallcric Grafe» von Blumenthal, Freiherrn v. Schlotheim, Gcncral- adjutanten v. Stiehlc, v. Dannenberg, dem Chef de« Militair- cabinet« v. Albedyll, welcher im Namen der gesammten mnison militarrv Sr. Mas. dcS Kaiser« gratulirte. Diesen schließe» sich DepeschenvonOsficieren allerGrade. von Freunden undBekanntcn in Menge an. Am Morgen fand sich daS Musikcorps derHaupt- Cadettenanstalt zu Lickterselbe in dem Garten de« Jubilar« ein, um denselben durch ein Ständchen zu erfreuen. Bald danach erschien der Generalinspecteur de« Militair-ErziebungS- und BildungSwesenS General der Infanterie von Strubberg mit seinem Sohne zur persönlichen Gratulation, dem der Flügeladjutant und Chef de« Stabe« der 4. Armeeinspcction, Oberst v. Winterfeld, und viele andere Gratulanten folgten. Einen großen Theil der Gratulationen batte der Jubilar schon DienStag gelegentlich der Gedächtnißseier für den König Friedrich den Großen in Potsdam entgegengenommen. Au« Pietät gegen seinen erlauchten Kaiser und Herrn hatte Frhr. v. Steinäcker da« in seinem Arbeitszimmer über seinem Schreibtische hängende Brustbild de« Monarchen mit einem kostbaren Lorbeerkranze, mit herabhängenden schwarz-weißen AtlaSschleifen, decorirt. * Zn seinem fünfzigjährigen Dienstjukiläum wurde, dem Vernehmen der „Kreuz-Zeitung" nach, dem General v. Obernitz von Sr. Majestät dem Kaiser da« Bildniß de« Kaiser«, Knicstück, in der Uniform de- ersten Garde- Regiment« zu Fuß. überreicht. * Der Oberstlieutenant Graf v. Wedel, der al« Nach, feiger de« General« von Werder Militairbevollmächtigter in St. Petersburg werden soll, war ursprünglich in bannüverschen Diensten. Tr gehört einem alten, in Hannover. Westfalen und Oldenburg begüterten Geschlechte >,n und wurde al» jüngster Sohn eine« oldenburgischen Gcneral- adjutanten am 5. Februar 1842 geboren, ist also zur Zeit erst 44 Jahre alt. Zwei seiner älteren Brüder traten in oldenburgische Civildienste. einer wurde in Preußen Officier. während die beiden jüngsten die Militair« Carriöre in Hannover einschlugen. Nach der Annectirung traten beide Brüder in preußische Dienste über, und der jetzige Oberstlirutenant, der bisher Premierlieutenant im Krön- Prinz.Dragonerreaiment gewesen war, wurde am S. März 1867 in gleicher Charge beim 8. Husarenregiment in Pader born eingestellt. Er blieb bei diesem Regiment im Front, dienst bi« 1874. wurde alSdann Adjutant beim General kommando de» VH. Armeecorp« und 1876 Hauptmann im großen Generalstabe. Am >9. August desselben Jahre«, also erst 34 Jahre alt, wurde Gras v Wedel Major, und im folgenden Jahre erfolgte seine Ernennung zum Militairattacb« bei der Botschaft in Wien, eine Stellung, die er noch jetzt bekleidet. Flügeladjntant de« Kaiser« ist er seit 1879, bat aber niemals al« solcher persönliche Dienste geleistet Die Beförderung zum Oberstlieutcuant fand, wie bei Flügeladju- tanten üblich, am 2L März 1882 außer der Tour statt. * Am Mittwoch Mittag 1 Uhr fand eine länger« Sitzung de» preußischen Staatsministerium« statt, welche sich neben anderen dringlichen Vorlagen mit Angelegen heiten der AnsiedelungS-Commission für Westpreußeii und Posen beschäftigt haben dürste. Dem Vernehmen nach ist da« Angebot an polnischen Gütern ein außerordentlich großes. Bisher haben Aukäufe nur bei Gelegenheit von ZwaimS- Verkäufen stattgesunden, nachdem nun aber die Commission constituirt ist, wird man mit freihändigen Ankäufen Vorgehen. * Minister vr. Lucius hat an de» Rittergutsbesitzer Sombart» in dessen Plan e« liegt, rin größere« Gut zu parcelliren und ein neue» Dorf zu schassen, folgende« Schreiben gerichtet: „Berlin, 27. Juli 1886. Ministerium für Landwirthschast, Domänen und Forsten. Die mir von Euer Hochwohlgeborrn mittelst gefälligen Schreiben« vom 17. d. Mt«. Übersandte Denkschrift „Zur Frage der inneren Colouisation" habe ich mit Interesse gelesen und daran» er- sehen, daß Sie di« Absicht haben, durch Parcellirung de« von Ihnen angekausten Rittergute- Stresow ein neue« Bauern dorf in der Prirgnitz zu begründen. Ich stehe nicht an, diesem Zwecke «eine voll« Billigung und der Art, wie Sie da« Unternehmen im gemeinnützigen Sinne au-zusühren be absichtigen. meine besondere Anerkennung auszusprechen. Der Minister für Landwirthschast, Domänen und Forsten, gez. LuciuS." * Bekanntlich beabsichtigt man, dem verewigten Prinzen Friedrich Karl aus seinem Gute Dreilinden rin würdige« Denkmal zu errichten. E« haben sich zu diesem Zwecke Comitö« gebildet und sind die Sammlungen bereit« >n vollem Gange. Eine besonder« lebhafte Ausnahme hat dieser Gedanke, wie leicht erklärlich, in der Provinz Schle«- wig.Hol stein gefunden und sind dort in verschiedenen Städten ebenfall« Ausschüsse, welche für die Errichtung dieses Denkmal« wirken, zusammcngetreten. Es ist überall daselbst die Meinung vorhanden, daß, wie e« in einem Aitona-Otten« sener Aufruf heißt, bei einer nationale« Kundgebung solcher Bedeutung da« schleSwig-holsteinische Volk an erster Stelle stehen müsse, da c« sich um den Helden von Düppel und Alsen bandelt und der Sieg bei Düppel und die Eroberung von Alsen in Deutschland« knorriger Nordmark al« der erste Schritt zu betrachte» ist auf dem gewaltigen Siegeswege bi» in da» alte Königsschloß zu Versailles, wo die Wieder- gebürt de« deutschen Reiche« erfolgte. E« werden aber nun. wie da« „Allonaer Tageblatt" mittheilt, in verschiedenen Theile» der genannten Provinz Stimmen laut, welche da« Gut /Drrilinoen" nicht für den geeigneten Platz zu Errichtung eine« solchen Denkmal« halten. Man betont, daß Prinz Friedrich Karl seine ersten Lorbeeren aus Schle«wig-Hol- stnnischem Boden erkämpft habe, daß sein Name für ewige Zeiten mit der Geschichte Schleswig-Holstein« verbunden sei, und darum müsse sein Denkmal auch in SckleSwia-Holstein Ausstellung finden. Dabei gicbt man der Hoffnung AuSdruck, daß da« Berliner Comitb diesem Gedanken Rechnung trage» nnd das deutsche Volk denselben unterstützen werde. Vor allen Dingen müßten dock aber die Schleswig-Holsteiner, ehe ihr sehr plausibler Vorschlag eingehender diScutirt werden kann, mit der Bezeichnung eine» bestimmten Orte» hervortrrten, denn Schleswig Holstein im Allgemeinen ist für die Errichtung eines Denkmal« doch etwa« zu weit gegriffen. * Ter kürzlich in Metz verstorbene Bischof Paul George« Marie Dupont de« Loge« war am 11. November 1804 zu Renne« geboren. Er wurde General-Vikar de« BiSthum« Orleans und im Jahre 1843 Bischof von Metz. Er gehörte dem deutschen Reichstage in der II. Legislaturperiode an, hat aber nur einmal an dessen Sitzungen Theil genommen, und zwar jene« Mal, al« die elsaß-lothringischen Abgeord- »elen in feierlicher Form ihre bekannte Protesterklärung ab- gaben. Dupont de« Loge« war eine echt französische Er scheinung, wie er überhaupt Franzose durch und durch war. Sein Nachfolger ist Coabjutor Fleck, geboren 1824 in Nieder bronn, Titularbischos von Sion und feit dem 13. Mai 1881 Ooackjutor cum jurs succeckoncki. * Jetzt liegt der Wortlaut de« von dem Allgemeinen Deutschen Schulverein zur Erhaltung de» Deutsch, thum» im AuSlande an da« Gemeinde-Collegium zu München eingegangenen Schreiben« vor. Da- Schreiben lautet: .Der Allgemeine Deutsche Schulverein zur Erhaltung de« Drutschthum« im AuSlande dankt der Gemeindevertretung der Stadt München für die deutsche Antwort, welche sie nach Budapest in Folge der Einladung zur Theilnahme an der Feier der Befreiung Ofen» vor 200 Iahrrn hat ergehe» lassen. — Wer den Vernichtung-kamps kennt, welchen die Magyaren gegen die Deutschen besonder« in Siebenbürgen führen, seitdem die Parole der „Ungarischen Staat-idee" au«- gegeben ist, wird die Antwort München« al« eine nothwendige Folge desselben anerkennen. Wir freuen un» zugleich, mit- theilen zu können, daß auch Berlin die Einladung abgelehnt hat." « * » * Die „Wiener Nbendpost" schreibt zur Feier de« Ge- burtStage« de« Kaiser« Franz Josef: Se. Majestät der Kaiser begeht Morgen im engsten Familien- zlrkel in Mastein Allerhöchstst!" Gebiirtsstst. Die Völker Oesterreich. Ungarns, seit jeher gewohnt, sich Ein» »u fühlen mit ihrem erhabenen Herrscher und dem erlauchten Kaiserhause, werden diesen Tag in alt« hergebrachter Loyalität nnd dynastischer Treue durch fromme Gebete, Acte der Wohllhätlgkeit nnd sonstige patriotische Kundgebungen al« emen wahren Freudentag feiern. Sie werden damit neuerlich vor aller Well bekunden, daß, wa« auch immer in dem oltehrwürdigen Reiche der Habsburger die Gemüther trennen mag. in der Liebe zur angestammte,, Dynastie alle Stämme, alle Lonstsfioaen, alle Parteien und olle Stände einig sind, und daß da, wo e« gilt, der treuen An. bänglichkeit an da« erlauchte Herrscherhaus Au«druck zu geben. Nie- mand zurückstehen mag. Mehr alt anderen Nationen bedeutet den Völkern de« großen mitteleuropäischen Kaiserftaate« der enge Zusammenhang mit ihrem ruhmreichen Herrscherhause, mehr al« andertwo tst hstr die Krone da« Symbol der Einheit, der Macht und Größe de« Gesammt-Vaterlande«. Deshalb war nnd ist da« Wiegenfest de» geliebten Monarchen seit jeher ein allgemeine« Volk«, fest, de«halb geht an diesem Tage nur Ein Ruf durch alle Gaue Oesterreich-Ungarn«, der Rui: „Gott segne, Gott schütze, Gott erhalte Se. Majestät den Kaiser und da« erlauchte Kaiserhanöl" * Zur politischen Lage in Rußland erhält dir »Politische Eorrrspondenz" anscheinend au« diplomatischer Quell» die folgende, wie da« Blatt selbst hrrvorhebt, ,be. merken«werthe" Eorrrspondenz: Da« Bro« der russischen Presse bat ln der letzten Zeit die allgemeine Sitnatio» ln Europa in einer Weise dargeftelli. welche durchaus nicht al« der Auödruck der in Rußland ihatiächlich herr schende» Gesinnungen nnd Strömungen angesehen werden darf. Wenn man sich an di« Kundgebung», libr hervorragendsten russischen weiiye me «yauvmingo stcllung Batum« Ichöp Maßregel üßtMtst- ikdo land«, sottzw auch das Blätter halten wollte, müßte man glauben, daß ln der politische« Lage in letzter Zeit ein bedeutender Umschwung einaetrrten sei und daß nicht blo« bei der Mehrheit de« russischen Publicum«, sondern selbst in den maßgebenden St. PeierLburger Kreisen eine kriegerische Stimmung die Oberhand gewonnen habe. Speciell die Mlnisterbegkgnnag in Kissingen und die Monarchen-Entrevue in Ga stein gaben in der rnssischen Presse zu Darstellungen Anlaß, deren leitender Gedanke darin bestand, daß Rußland betreff« de« Charakter» und der Vortheile der Tripelallianz durch die den Er eignissen während der letzten Balkaukrise seiten« der euroväischen Mächte verliehene Wendung enttäuscht, sich von allen internationalen Banden zu befreien und seine ActionSsreiheit herzustellea beabsichtige. Die erwähnten Tntrevuen werden ferner in den russischen Blättern gleichsam al« verdächtige Zusammenkünfte dargestellt, in welchen zwischen Oesterreich-Ungarn und Deutschland neue politische Ver einbarungen auSgearbeitet und festgestellt worden seien, in deren Rahmen Rußland nicht eiobezogen sei. Diese ganze Auffassung muß jedoch al- eine vollständig irrige bezeichnet werden; zunächst aus dem Grunde, weil für eine Lösung de« bisherigen gegenseitigen Verhält nisse« zwischen Rußland, Oesterreich-Ungarn und Deutsch- laad nur daun ein Anlaß vorhanden wäre, wenn die Ergebnisse der Tripelallianz mit dem leitenden Ziele derselben, d. h. mit dem Beschlüsse der drei Kaisermächte, die Aufrcchterhaltuna de- Frieden« »u sichern, in Widerspruch ständen. Nun lassen sich aber die Er- folge der Tripeallianz in dieser Richtung nicht leugnen, da e» doch dank den gemeinsamen Bestrebungen der drei Kaisermächte möglich war, die Ruhe aus der Balkanhalbinsel wieder herzustellea. Aller- ding« hat der Einfluß Rußland« in jenem Gebiete Lin- büße erlitten, andererseits kann aber billiger Weise gegen Oesterreich-Ungarn nicht der Vorwurf erhoben werden, daß e« den Einfluß daselbst au sich gerissen habe, so wenig sich behaupten läßt» daß Deutschland au« den Verwicklungen im Orient irgend welche Bortheile gezogen habe. Alle drei Mächte haben vielmehr während jener Krise große Selbstverleugnung an den Tag geleat, und wenn der ostrume- lische Ausstand einen für Rußland ungünstige» Ausgoug genommen hat, so ist die Schuld hierfür der Aclion England« beizumess«, da« de» Fürsten Alexander von Bulgarin« ermnthigt nnd gleich zeitig den Sultan eiogeschüchiert, und durch diese« Doppelmaaöver dir von Rußland vorgeschlageue und seiten« der Cabinete von Wien und Berlin accepiirt gewesene Wiederherstellung de« gno »nt« in Ostrnmelien verhindert hat. Wo« speriell die Actionsfrelheit Rnßland» betrifft, so ist es nicht nojhwendig, dieselbe wiederzugewtnnn,, »eil st» überhaupt gar nicht gebunden ist. Die russischen Blätter täuschen sich, wen» sie triumphirend «»«rufen, daß Rußland nunmehr die Bahn einer unabhängigen Politik betrete» habe; da« russisch« Cabiuet hat diese Bahn überhaupt nicht verlassen, und durch die Tripelallianz, deren Ziel dir Ausrechlhaliung des Frieden» ist» wird die Haltung dr« russischen Cabinel« nur der einzigen Bedingung untergeordnet, nicht» zu unternehmen, wodurch die allgemeine Ruhe gefährdet werden könnte. Diele Bedingung steht mit den Gesinnungen de« russischen Volke« zu sehr in Einklang, al« daß durch dieselbe die »atioktale Selbstliebe der Russen verletzt werden könnte. Tie Sprache der russischen Blätter ist wahrscheinlich auf eine gewisse Ermnthiguag zurück,usührea, welche die chauvinistische Partei au» der Aushebung der Frrihasen- psen zu dürfen glaubte. Der Erfolg dieser >och sowohl dir politische Unabhängigkeit Rnß- das gute Einvernehmen zwischeu de» drei Kaiser- Mächte», da weder von Wien noch von Berlin an« ei» Einivand gegen dielen Schritt Rußland« erhoben wurde, so daß auch England sich in diese Thatsache fügen mußte. Wenn auch zugestanden werden muß, daß die Lonjuucturen der letzten Balkankrise Rußland eine gewisse Reserve seinen Alliirteu gegenüber auferlegt haben, daß die letzteren e< für nothwendig er- achteten, der Tripelallianz — im Hinblick ans gewisse Eventualitäten im Orient — ein directcres Einvernehmen unter einander auszu- pfropsen, wenn e« auch richtig sein mag, daß diese- besondere Ein vernehmen den Gegenstand der Berailmugen zwischrn dem Fürsten BiSmarck und Grasen Kalnoky in Kissingen gebildet und in Gastein die Ratification der Monarchen erhalten habe, so liegt doch keinerlti plausibler Grund vor, den angeblichen Bruch der Tripelallianz und einen Umschwung der russischen Politik zu behaupten. Letztere bleibt mit der Politik der Cabinete von Wien und Berlin in Bezug auf Alles, wa« zur Er- Haltung de« Friedens beitragen kann, in vollem Ein- klang und behält sich, gegenwärtig ebenso wle bi»her. volle Freiheit der Action bettest» de« Schutze« der russischen Interessen vor. Al« eine Bekräftigung dieser Bchauplung und als Beweis der Harmonie zwischen den leitenden Kreisen St. Petersburgs und Wiens kann auch der Besuch des Erzherzogs CarlLudwig in Peierbos angesehen werden. Die gleichen Beziehungen bestehen selbstverständlich auch zwischen St. Petersburg und Berlin. Wenn verschiedrne deutsche und österreichisch-ungarische Blätter den Enlrevuen in Kissingen und Gastein den Zweck beilegen, gegenüber angeblichen ambitiösen Tendenzen Rußland« Borsichismaßregeln zn ergreifen, so darf diese irrige Annahme wohl als die Rückwirkung der kriegerischen Sprach« der russischen Presse angesehen werden. Letztere ist jedoch» es sei die- nochmals versichert, durchaus nicht der treue Aus druck der öffentlichen Meinung, denn die Mehrheit de« russischen Volke« ist von vollständig friedlichen Be- siunungen beseelt. Mehrere Moskauer Großindustrielle haben kürzlich zu Ehren de« Herrn Paul Döroulöde und des bekannten Kosacken Aschi- uow, der aus Nbyssinien cingelroffen ist, um dem Zar Geschenke de« König« Johann zu überbringen, ein Dejeuner gegeben. Er kam jedoch hierbei zu keinerlei Demonstration. Am nächsten Tage legte Herr DsroulSde aus dem Grabe Aksakow'S einen mit Bändern in den elsässischen Farben geschmückten Kranz nieder, allein auch dieser Vorgang sübrte zu keinerlei gwischensqll. Eine kleine Grupve dciitschseindlichcr Leute hatte zwar beabsichtigt, Herrn Döroulide anläßlich seiner bevorstehenden Ankunst in St. Petersburg einen warmen und feierliche» Enipiang zu bereiten, ließen jedoch diesen Gedanke» sollen, weil die Nusiührung desselben ihnen, wie sie erklären, inopportun erscheint, vielleicht aber haupiiäckilich au« dem Grunde, weil sie einsaben, in welche lächerliche und ialsche Stellung sie mit einer solchen sicherlich isolirt bleibenden Position geraihen würden. * Die bedeutrnde Handelsstadt Rostow am Don, welche bisher zu rem Gouvernement IekalerinoSlaw gehörte und kürzlich dem Lande der dänischen Kosaken einver- leiol wurde, besitzt eine äußerst gemischte Bevölkerung. Da russische Element tritt daselbst, wieder „Kölnischen Zeitung" geschrieben wird, stark vor dem eingewanverten unv dem stidischen zurück. In großer Zahl leben in Rostow auch Griechen, Türken und andere Orientalen. Der bebrütende andel der Stabt befindet sich vollständig in den Händen der uden und Griechen. Mit der Einverleibung Rostow« in da« Land der tonischen Kosaken entstand die Frage, wa« mit den Juden geschehen sollte, die nach den de- stehenden Gesetzen nicht da« Recht besitzen» in dem Lande der dänischen Kosaken sich dauernd aufzuhalteu oder gar ansässig zu werden. Man war der Ansicht, es würde für Rostow eine Ausnahme' gemacht werden, weil daselbst die Juden zahlreiche Immobilien besitzen und fast der aanze Handel sich in ihren Händen befindet. Die judenfeind. liche Strömung, die gegenwärtig im Süden Rußland» herrscht, bat jedoch die Oberhand gewonnen, so daß die Entscheidung getroffen wurde, daß die Juden Rostow verlassen müssen, und zwar unter folgenden Bedingungen: Die in der Stadt Immo bilien besitzenden Juden erhalten eine Frist von drei Jahren, 8
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