Volltext Seite (XML)
Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Vkdactioa und Lrpe-itioa Iohannesgaffe 8. Sprechstunden der Kedarkvm Bormittag» 10—18 Uhr. Nachmittags 5—6 Uhr. ftllr »i« «Uckg-b» tingelaodlkr M-nulcrivtr «a»t ft» dir »led-clion nicht »erbintlxd. LWMr.TagMM ««nähme der für die nächstfolgende Nummer destimmte« Anserate an Wochentagen bi« 8 Ubr Nachmittag«. aiiTonn- und Festtagen früh dt«'/,t Uhr. 3» den Filialen fiir 3ns.-2lnnahme. ktto »ein«, Universitätsstraße 1. 1'onts Lösche, Katharinenstr. 23, p. nnr bt« '/.» Ubr. Anzeiger. LLI. Montag ven 9. August 1886. Amtlicher Thetl. Vetimlmachmg. Wir haben bcschloffen. A. 57 der Bcgräbniß- und Fried- dosS-Ordn»ng für die Stadt Leipzig vom 15. September >885 bezüglich deS südlichen AriedhofS a»ker Geltung m setzen »no dafür das unter V nachstehende Regulativ in Kraft treten zu lasten. Leipzig, am 30. Juli 1896. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Tröndlin. Gringmulh, Astestor. T Regulativ, die StlNdpfleae auf dem südliche«» Ariedhafe betreffend. Da« Jnstandsetzen der Hügel, da« Bepflanze» und die Unter- ^ r . «354 845 Haltung der Gräber einschließlich de» Gießen« geschieht durch die Angestellten de« Friedhof» nach dem Tarif L. L. Die Besorgung der Grabpflcge durch Angehörige der Beerdigten oder dritte Personen ist nicht gestattet; da» Schinückeu der Gräber mit Blumen und Kränzen ist denselben erlaubt, auch ist ihnen ge stattet. zur Ausschmückung ihrer Gräber die Pflanzen — mit Aus nahme von Bäumen und Sträuchern, welche genießbare Früchte tragen — selbst zu liefern. 3. Erbbegräbnisse und Rabattengräber wüsten gepflegt werden. Im Unterlassungsfälle tritt da» in 8- 53 der Begräbniß- und Friedhof», ordnung für die Stadt Leipzig vom 15. September 1885 vor- geschriebeue Verfahren ei». Leipzig, am 80. Juli 1888. Der >atb der Ttadt Leipzig. De. Tröndlin. Gringmuth, Assessor. arif. Grab-Art Z K A. K «-S Z'y §8 LL -rG Z-s - § « » S L» ZKK s s jr« »-» »> T T — ^ ff Z ° D, ZiLsS «ALL Erbbegräbnisse und Wandsiellcn i (0.55 cbm) (ISPflan- »en) 2^50^ 2>l504, 35 >4 sür den lausenden Meter 1 X! sür die Fläche je eine» Grabe» 6^l bis zu 26 (DM., sür jede weitere Grabstelle 1 .« S^l 2^l Rabattengräber 5^ 2»50>4 2^1504 ».«50 4 (7.4 Isde. Meter) l^l sür jede einzelne Grabfläche 75 4 sür eine Grabstelle (2.7 lDM.) 3^504 1.«504 NeihengrLbrr für Erwachsene 1^1 b^tl S^l504 2^l504 3^l (6 laufende Meter) — 50 4 (2 IHM.) S^l Killdergräber 50-4 (0.27 ob») 3^i50^z (7-S Pflanzen) 1^50^ 1^50^ 1.«504 (4,26 lsde. Meter) — 25 4 (0.945 lSM) 2^i 50 MaradmnGrriwa ewe« Tbeilr» der Moltkestraße issvergeben undsiwrd-ndi- nicht berück- sichtigten Herren Bewerber ihrer Angebote entlassen. Leipzig, am 29. Juli 1886. Der Rath der Stadt Leipzig. 1b. 2867. vr. Tröndlin. Gringmuth. Assessor. veriliitihillig. In dem der Stadtgemcinde gehörigen HauSgrundstück Markt Nr. 14 sind vom 1. Oktober dS. IS. an bcz. sofort gegen einbalbjahrliche Kündigung in» Dordergebäude ein zeither an Herrn Cc>sc»,adrika»l Wunderlich ver- iiiictheter DerkausSstand in der HauSflur (ohne die dem zeitherigcn Abmielher gehörige Bude), zwei nach dem Markte zu gelegene Kellerabthei- laugen und in» Hintergebäude eine in der 111. Etage gelegene Wohnung, be stehend aus Vorsaal. 2 zweifenstrigen Stuben, 1 ein- senstrigen Stube, sowie Bodenkammer ündKellerabtheilung, anderweit zu vermiethen. Miethgesuche werden auf dem Ratbhause, I Etage, Zimmer Nr. 17, entgegengenomme». aucü können daselbst daS Jn- ventarium der zu vermiethenden Localitäten, sowie die Vcr- miethungsbedingungen eingeschen wervm. Leipzig, am 3t. Juli 1886. I» 4579 Der Rath der Stadt Leipzig. " vr. Tröndlin. Cerutti. Mangsversteigernng. Da» im Brundbuche aus den Namen de» Braumeister» Kranz Hermann Nenmann in Mügeln eingetragene Brauereigrundstück, die „Aeldschlötzchenbraueret" benannt, Folium 311 de» Grund buchs und Nr. 2560. de» Brandcataster» für Müg-I», sowie Nr. 309 de» Flurbuch» für dafige Ctadtslnr, im SchätzungSweribc von 40.000 ^l, soll mit den vorhandenen zom Betriebe der Brauerei gehärigen Einrichtungen und Geräthschaslen an hiesiger Gerichr-ftelle zwangsweise versteigert werden und ist der 4. September 188«, vonnitta,» 11 Ubr ol» Anmrlbctermt», ferner »er S4. September 188«, Vormittag« 1« Uhr a!» Versteigerung»»»»«!». seiner der 8. vctobrr 188«, v«k»tttag» 11 Ubr al» Termin zu Verkündung de» Oer1betlnng«pla»e« au- beraumt worden. Die Realberechtigten werden ausgesordert, die ans dem Grund, stücke lastenden Rückstände an wtcbertehrendeu Leistungen» sowie Kostensorderungen, spätesten» im Anmeldetermine anzumelden. Eine Uebersicht der aus dem Grundstücke lastende» Ansprüche und ihre» Rangverhältnisses kann nach dem Anmeldcterwine in der Gericht-schreiberci de» Unterzeichneten Amtsgericht» eingtseheo werde». Mügeln, am 4. August 1886. Königliche« >«t«,ertcht. I. St Allessor Fritziche, H-N. Bock, G.-S. Der am hiesigen Orte belegene „»afttzäf zn« Vir", welcher in den Besitz der Gemein»« übergegangen ist. dt« dazu gehörige«, in der separirte» Flur Bla»krnhai» gelegene« SS Acker Feld- m»tz Wielengrundstücke sollen je nach Umständen im Einzelnen »der Ganzen dt« spätesten» 1. November v. I. verkauft oder verpachtet werden. Bereit» seit vielen Jahren befindet sich der Gasthof im besten Rufe »nd sind die Grundstücke ebeusall« in sehr gute» Anstande. Die Land- »nd Gaftwirthschoftt-Javentarien würden bei event. Ver pachtung vom Pächter käuflich mit zu übernehme« sein. Dieienigen, welche auf den Kauf, refp. Pachtung rrsteetire», wolle» sich an den Unterzeichneten Gemrinde^Vorstand wenden. Bemerkt wird, daß Blankenhain «700 Einwohner hat, i« Herbst diese« Jahre« Buhnstatto» erhält «nd »«» Fremde» viel besucht wird. Die Lage der Stadt und de« Sasthvf» sind günstig. Im Falle einer Verpacht»,» de» ganzen Vefitze» kann eine längere Pachtzeit vereinbar» «erde». Vtnnbmchnt», Thür, b«, 7. An «-» « Gch»«tb«r. Vekaimtmachung. Sn Folge der . - ^ e MonknF. den K. ds». MtSiMHeM beginnenden Pflasterung der ^ ^ ^ LwrtztnastraHe wird dieselbe vom gedacht.» Tage ab auf die Dauer dcr Arbeiten und deren Forlschreitcn entsprechend streckenweise für allen unbefugten Fährverkehr gesperrt. Leipzig, am 7. August 1886. Der Rath der Stadt Leipzig. Or. Tröndlin. Hennig. Nichtamtlicher Thetl. Die Ministerkrisis i» Spanien. * Was man in Spanien schon lange besorgte, ist ein- getrvffen. Die Ministerkrisis ist zum AuSbruch gelangt und zwar in einer Weise, die einigermaßen überraschend wirkt. Man sah der Krisis erst im October oder November ent gegen. aber ganz plötzlich eingclrclcne Zwischenfälle haben sie beschleunigt. Der Finanzminister Camacho hatte nämlich mit seinen Finanzplänen große Schwierigkeiten zu bestehen, welche er indeß, wie er selbst erklärte, schließlich zu beseitigen hoffte. Nun reicht aber, wie schon Heftern an anderer Stelle gemeldet, der Minister plötzlich seine Entlassung ein, welche er mit Rück sichten auf seine Gesundheit und dem Bcbürsniß nach Ruhe zu begründen versucht. E» liegt jedoch für die politischen Kreise Madrid» aus der Hand, daß diese Vorwände die wirklichen Gründe des Ent- iaffungSgesuchr« verhüllen sollen. Herr Camacho hat unter seinen Minister-Collegen nicht daö Vertrauen und die Unter stützung gesunden, deren er zu bedürfen glaubte. wcShalb er nicht länger im Amte verbleiben wollte. Der Finanzministcr ist. wie es heißt, von dem Minister de» aukwärtigen Amte», Herrn Moret. nicht zu Rath gezogen worben, als eS sich darum handelte, die Gruntzüge des Handelsvertrages niit England srstzustellen, wiewohl Herr Camacho seinen Rath mit dem Hinweise angeboten haben soll, daß dieser Vertrag von einer Natur sei, die auch da» Fiuanzministerium berühren müßte. Wenn e» sich in der Thal so verhält, wa» mit aller Bestimmtheit behauptet wird, so wäre allerdings «ine ein leuchtende Erklärung für die Verstimmung und de» Entschluß deS Fiaanzniinister» vorhanden. Sein Rücktritt bedeutet ohne Zweifel den vorläufigen Abschluß einer schweren und gcsähr- Uchen Krisis, welche von Herrn Sagasia mit Geschick und Tact begrenzt wurde, so daß die anderen Minister, wenigsten» vorläufig, noch in ihren Stellungen verbleiben. Wie gleichfalls schon kurz gemeldet worden ist, hat die Königin-Regentin da« Entlassung-gesuch Camacbo'S in dcr herkömmlichen Form angenommen und bereit» seinen Nach folger ernannt. Dem scheidenden Minister wurde der löuigliche Dank für seinen Eifer und seine Geschicklichkeit auSgcsprcchcn. aber e» wird doch behauptet, daß die Empfindlichkeit deS Minister« durch di« Annahme seine» EntlaffungSgcsuckcö ver letzt worden sei. Dabei wird besonder- bemerkt, daß Sagasia der Königin-Reaeutin nicht gerathe». da» Gesuch Camacho - ablehnend zu bescheiden. Dieser, beißt es weiter, ist au» dem Eabinrt geschieden, weil er politischen Einflüssen keinen Raum in den Erwägungen deS Finanzministeriums gestatten und die Verwaltung desselben von allen äußeren Versuchen der Beeinflussung sernbalten wollte. Dem festen Charakter und der sachlichen Umsicht de« Herrn Camacho hätte eS wohl gelingen können, die Finanzlage Spanien« gründlich zu ordnen, wa« ja im Interesse de« Landes und der Negierung so wünschenSwerth wäre. Es wird daraus hingewiesen, daß in vielen Ressort« die Einnahmen unter sriner Verwaltung bedeutend gestiegen sind: in den Monaten Juni und Juli allein betragen die Mehreinnahmen vier Millionen Peseta«. Die öffentlich« Meinung Spanien« spricht sich dahin an«, daß eS schwer sei, einen Minister zu finden, der in der Lage wäre, den Scheidenden zu ersetzen. Wie wir den Madrider Blätter entiielimen. hatte Sagasia anfänglich die Absicht, den jetzigen Minister deö Innern, Don Venancio Gonzalez» zum Nachfolger Camacho'S vorzuschlagen, allein durch die gestern gemeldete Ernennung Puigcerver'S scheint Sagasia diese Ab sicht wieder aufgegeben zu haben. Wie esi sich damit auch verhalten mag, Thatsache ist jedenfalls, daß inan in den' spanischen Finanzkrcisen noch immer dem Bedauern über den Rücktritt Camacho'S Ausdruck giebt. Diese Ministerkrisis, die alsbald nach dem Schluffe dcr Kammer» zum Ausbruche gelangte, beweist, wie schwach und unsicher die Verhältnisse ii» Kreise der gegenwärtigen spani schen Negierung sind. ES tritt dabei neuerdings wieder die Gegnerschaft der Personen mit ihre» ehrgeizigen Ziele» zu Tage, welche »ach wie vor ihren höchst schädliche» Einfluß auf daS gaiize politische Leben Spaniens äußer» und e- zu einem Spielballe der Parteien und einzelner Ränkeschmiede herabwürdige». Wäre die MinistcrkrisiS wegen irgend einer priiicipielle» oder doctrinäre» Frage auSgebrvcken, so hätte Sagasia sich einfach dcr Personen entledigt, die nicht mit ihm gehe» wollen. Da aber die KrisiS sich ii» Dunkel» vor bereitete und eS nicht priiicipielle Ursache», sondern Jntriguen und persönliche Anfeindungen sind, welche Camacho zum Rück lrittc vcranlaßle». so ist cs klar, daß ii» Schooße der Re gierung und der il,r nahestehenden Parteien starke persönliche Gegensätze vorhanden sind. W>e die oppositionelle» Madrider Blätter versichern, hatte diele Krisis cmch wirklich de» Bestand deS CabinelS bedenklich erschüttert, nnb wenn eS Sagasia noch gelungen sei, dasselbe nach dem Austritte Camacho'S zusammeiizuhalten, so sei das nur als ein ganz vorübergehender Erfolg zu betrachte». Schon in den nächsten Tagen, behaupten die oppositionellen Organe, könne» plötzlich neue Zwischensälle cintrelen, welche den Bestand des ganzen CabinelS höchst fragwürdig erscheine» ließe». DaS scheint man auch im Kreise der Regierung zu besorgen, denn die Blätter fügen binzu, daß seit dem Aus scheiden Cnmacko's täglich lange Ministerbcrathungen in La Granja statlsintcn, in denen eS mitunter ziemlich stürmisch ziigclie» soll. WaS die »liiiistcriellen Organe betrifft, so verweisen diese bezüglich der Ursache», welche zum Rücktritte Camacho'S fühclc», auf die Meinungsverschiedenheiten, die zwischen ihm und Sagasia bestanden haben. Worin eigentlich diese Mei nungsverschiedenheiten bestanden, wird von den ministeriellen Blättern nicht näher crörtert, weshalb allerlei Gerüchten und Vcrmnthungcn der weiteste Spielraum gewährt wird. AlS eine der wichtigsten Ursachen beS Rücktritts erscheinen aber j'densallS die Differenzen bezüglich des Handelsvertrages mit England. I» dieser schon so lange schwebenden Angelegenheit tolle» die specielle» Wünsche Camacho'S ebenso wenig berück sichtigt worden sein, wie daS Verlangen der Besitzer von Rcispslaiizniigen in der Provinz Valencia, welche Schutzzölle begehrten, die auch sehr nachdrücklich von den Judnslriekreise» EatalonicnS gegen die englische Concurrenz gefordert werden. Was nun die mögliche», von der unabhängige» spanischen Prcffe vielfach erörterten Folgen der Ministerkrisis anlangt, so dürsten dieselben der gegenwärtigen Regierungspartei kcincssallS zur Stärkung gereichen. Alle Anzeichen weisen vielmehr darauf hi», daß im Lause der jüngsten Tage Ereig nisse cingetreten sind, weLurch die Stellung Sagasta'S keines wegs an Rückhalt gewonnen hat. Leipzig, 9. August 1886. * lieber das zur Stunde zwischen Deutschland und Rußland bestehende Verhaltuiß stellt die „NationaUiberale Correspondenz" die solgende Betrachtung an: Seit lange» Jahre» ist die sogenannte todie Jahreszeit nicht so belebt gewesen, wie in dicjei» Somme:. Man hat die Empfindung, daß in den Regionen der hohe» Politik etwa» Außergewöhnliches vergeht. E» ist nicht unsere Liebhaberei, uns in willkürlichen Ber- mutliungen über die auswärtigen Dinge zu ergehen; da» Geschäft dcr Diplomatie ist auch heute noch sehr undurchsichtig, und in Deutschland haben wir un» ans Grund langjähriger Erfahrung mit vollem Recht gewöhnt, dem Fürsten Bismaick unbedingtes Vertrauen zu schenken. Aber die Anzeichen einer bedenklichen Krise, dcr unser Verhältniß zu Rußland im Augenblick unterliegt, können doch nicht umhin, auch die Lai-» i» der auswärtige» Politik auss Lebhafteste zu beschäftige». Schon lange her ist es freilich, daß wir uns deS Glaubens an die unzerstörbare Festigkeit dcr russischen Freundschaft entwöhnt haben; die Feindseligkeit de» Panslawismus gegen Denlschland dalirt nicht von gestern. Indeß ist sie selten so laut hervorgctreten wie in der letzten Zeit, und vielleicht ist sie noch nieinnl» so nahe daran gewesen, aus die amtlichen Beziehungen zu Deutschland Einfluß zu gewinnen. Der Grund der Fcindieligkeit ist sehr einsach: daS Tculschlhiim ist für die weitstrebenden Pläne des Paiislawismu» ein Hinderniß. deshalb muß es gehaßt werden. Frei lich kann man diese Wahrbeit nicht offen heraussagen, vielmehr klagt man Deutschland der Undankbarkeit gegen Rußland an. Un dank wofür? Weil Rußland sich 1870 nicht ln einen Slreit rin- gkinischt hat, der e» gar nichts anging. Oder etwa dafür, weil es gegen die Zulommensassung Deutschlands zu einem einheitlichen Siaalswr-en keinen Widerspruch erhoben hat? Wir sind uns in Deiilichlaiid sehr wohl bewußt gewesen, wie viel Rußland uns 1870 hätte schaden können; und daß darin, daß dies unterblieb, zun« Mindesten ein Bcweis werthvoller Freund- schrft Alexander'» II. gegen seine» greisen Oheim lag, ist bei uns allezeit unumwunden anerkannt worden. Aber wenn dafür, nachdem Rußland sich während des Darniederliegens Frankreichs durch die Durchlöcherung de» Pariser Vertrages reichlich bezahlt ge- macht hatte, überhaupt noch eia Gegendienst verlangt werden sollte, so konnte e» nur der eine» gleich neutrale» Verhaltens in einer un» nicht uiimitlelbar berührenden Angelegenheit sein. In Deutich- land ist man der Ueberzeuguiig, diesen Gegendienst wählend deS Balkankriege» und deö Berliner Longresses. aus welchem Fürst BiSmorck die Rolle de» ehrlichen Maklers spielte, vollauf geleistet zu haben. Die Russen sind anderer Meinung; sowohl daina!S, wie in der ganzen Folgezeit habe die enge Freunv'cha'l mit Tcu'.schlaiid Rußland nur Schade» gebracht. Auch daß Deutschland sch an seinem Ivette bemüht har, die Verletzung des Berlinei B rlragcs durch Bulgarien nicht zu einem Wcltbrandc werde» zu lasse», ist em Zeichen »»serer Undankbarkeit, eine verderbliche Folge dcr Theilnahme Rußland» on dem mitteleuropäischen Frievensbunde. „DaS Uebergewicht Deutschland« lastet schwer aus un»" — klagt die russisch« Presse, nud da» in einem Augenblicke, da Rußland sich nicht minder kiqen- niächlig, wie Bulgarien, über den Berliner Vertrag hiiiwegjetzl! Was ist denn diese« angebliche Uebergewicht Deutichland« Andere«, al« daß er der StaatSkunft de» Fürsten BiSmarck gelungen ist, drei oder vier Großmächte zu einer ehrlichen Friedenspolitik zu per- einigen? Ein solcher FriedenSdund legt noihwendig jedem Tdcil> i.ebuier die Verpflichtung aus, dcm Jntcrksft der Uebrigen zuwider lauftnd« Bestrebungen bei Sette zu laßen. Liese Fessel ist es, welche die Raffe» spreng» wollen. Ihr Ziel ist der Besitz Soastantinopel«; nur »er sie in der Erreich»»« de ff« wen fördert, gilt ihn«, nl« Freund, »er Auflage Äbonlirmrlllsprris viertelst 4'/, Ml', inci. Vringcrlvdn 5 Mk., Lurch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 20 Pi Belegexemplar 10 Ps. Gebünreu iür Extrabeilagen kin Tageblatt-Format gejalzl) ohne Postbesürderung 50 Mk. «it Postbesördcrung 60 Mk. Inserate Ogespaltene Petitzeile 20 Ps. Größere Schriften laut uns. Preisverzeichnis, Tabellarischer u.Ziffernsatz „ach höhermTanj Kerlamkn unter dem RedactionSstrich die 4gespalt. Zeile50Pf., vor den Familiennachrichten die 6gespaliene Zeile 40 Pf. Inserate sind stet» an die strprditian zu senden. — Rabatt wird nich: gegeben. Zahlung praelluweraotto oder durch Post nachnahme. 8V. Jahrgang; ihnen darin hinderlich ist, ist ihr Feind. Nun, solche Förderung werden sie von Deutschland nie zu erwarten haben. Wie gering die Inter essen des deutschen Reiche» al» solchen in der Türkei sein mögen, zum Vortheil de» Deulschthum» im Ganzen wäre e» jedenfalls nicht, wenn die Balkanhalbinsel in die Hände Rußland» fiele. Unsere Freundschaft gegen Rußland mag un» bestimmen, die Vergewaltigung de» Deulschthum» innerhalb der russischen Grenzen schweigend hin- zunehmen; aber die WelteroderungSpläue de» PanilawiSmuS ans Kosten de» Deutschthunis zu unterstützen — dieser Prei» wäre uns für die russische Freundschast denn doch wohl auf immer zu hoch. DaS ist so selbstverständlich, daß die osficielle Politik Rußlands stet» damit gerechnet und sich demgemäß eingerichtet hat. Möge e» ihr auch diesmal gelingen, sich dcr Einwirkung des sanatlscheu Pan slawismus zu entziehen! * In diesem Monat werden sich die preußischen Bischöfe am Grabe deS heiligen Bonifaciu« in Fulda wieder zusamiiieiisinden, um ihre Ansichten über die Lage der kalholischeu Kirche in Preußen auszutauschen. Seit ihrer letzlen Zusamiiicnkunst haben sich die Verhältnisse ganz wesentlich geändert, und wenn sie seitdem ungleich friedlicher und für die katholische Kirche günstiger sich gestaltet haben, so gebührt ein nicht geringer Antheil an diesem Verdienst dcm Bischof, an dessen Sitz sich seine preußischen AmtSgenoffen versammeln werden Von verschiedenen Seiten hat man den Versuch gemacht, die friedfertige Vermitlelungsthätigkeil de« Bisck'osS I)r. Kopp i» Gegensatz zu den Anschauungen und Wünschen dcr übrigen preußischen Prälaten zu bringen; mit dieser Behauptung stimmt jedoch die Tbatsache wenig, daß man wiederum Fulda «IS Ort dcr Bischosszusammenkunsl gewählt hat. Wenn innerhalb der katholischen Kirche in Preußen ein Gegensatz vorhanden ist, so wird man ihn jetzt in viel geringer»« Maße unter den Bischöfen zu suchen haben als in den Reihen der nieder» Geistlichkeit und namentlich bei denjenigen Prcßcaplänen. denen die leidige Gewohn heit dcö Hetzens in Fleisch und Blut übergegangen ist. * AuS Breslau, 7. August, meldet die „Schlesische Zeitung": „Mit Rücksicht aus die schwere Erkrankung deS Fürstbischofs, die trotz einiger Anzeichen der Besse rung immer noch Grund zu ernsten Besorgnissen giebt, ordnet daS General-VicariatS.cmt durch ein Circular öffenttiche Ge bete für den Fürstbischof an. ES soll i» dcr heiligen Messe die oratio pro iuiirmo episcopo und an den Soun» und Festtagen nach ber Predigt von ver Kanzel herab ein Vater unser und ein Ave Maria für den erkrankten Fürstbischof ge betet werden; ferner sollen die Seelsorger die Gemeinve- genossen znm Gebet für die Wiederherstellung der Gesundheit des Fürstbischofs ermahnen. Die bezügliche Verordnung wird von den Kanzeln verkündet werden." * Am Freilag bat, wie schon kur; gemeldet, da« Hmn- capitel der Diöcese Culm die osficielle Mittheilung erhalten, baß Leo X!H. de» Domherrn und EapitelSvicar vr. Leo Redner zum Bischof für die Diöcese Eiilm designirt hat. Der „Germania" entnehmen wir folgende Notizen: Der neue Bischof ist am 13. Levlcmber 1828 zu Neuenburg a. W. geboren; derselbe wurde von seine», Vater, welcher an der Schule als Lehrer wickle, bis zur Gpmiiasialciiiarla vorbereitet. Er besuchte das Gymnasium zu Eutm und erhielt 1348 das Zeugnis, dcr Reise. Nachdem er im Seminar zu Pelplin cm Jahr zugebracht, wurde er von dem Biichos Sedlag nach der Uiuversliät Breslau geschickt, woselbst er seine theologischen Studie» absolvirc» sollte. Unter anderen war ,,, BreSlau dcr jetzige Bischos von Ecineland sei» Studiengenosse. 1852 trat er wieder i» daS geistliche Seminar z» Pelplin ein, ui» den praktischen Lursus durchzumache», und wurde 1853 z»>» Priester geweiht. Der junge Neopresbyler wickle hieraus ein Jahr lang in dcr Domini- kaiierkirche St. Nikolai in Danzig, sodann drei Jahre a!S Ncligious- lehrer am Gymnasium z» Kouiy. Nach einer längeren Krankheit wurde er zunächst Administrator, später Pfarrer a» der königlichen Capelle zu Danzig. Tie Nniversiiät Frciburg schickte ihm das Doclordiplom in dcr Theologie. 1882 wurde er als Domherr an der Pelpliner Kathedrale mstallirt, bald daraus zum Geistlichen Nath erhoben und am 4. Juni d. I. vom Domcapitel zum EapitelS vicar gewählt. T>e Nachricht von seiner Designalion empfing vr. Redner mit Thränen in den Augen. » -« >» * Die badisch-schweizerische Ueberein kun ft. betreffend die sanitarische Ucbcnvachung des von dcr Schweiz nach Baden gerichteten Reiseverkehrs auf dem badischen Bahnhof zu Basel bei drohenden oder auSgebrochenen Seuchen liegt nunmehr im Wortlaut vor. ES wird darin bestimmt, daß die Untersuchung der nach Baden Reisenden in abgegrenztcm Local durch einen badischen Arzt geschieht, der nicht zur Praxis auf Schweizer Gebiet berechtigt zu sein braucht; doch hat er sich den allgemeinen schweizerische,, sanitätSpolizcilichcn Anordnungen zu unterziehen. Deutsche Reisende, welche der Arzt von der Weiterreise auSschließt, werden nach einem badischem Grenzort gebracht; wenn aber der aus dem Bahnhof stationirle Schweizer Arzt oder in Ermangelung eines solchen daS städtische Physicat einen Weitertransport al- unzulässig erklärt, so wird der Kranke in Basel nach den dort geltenden gesuiidheitöpolizcilichcn Vor schriften auf Kosten der badischen Vahnverwaltung verpflegt. * ES wurde bereits mitgetheilt, daß die Krankheit dcr Spionenriccherei jetzt auch in Rußland auSgebrochen ist. Eine Abtheilung des vreußischen GcneralstabeS in Mos kau und zwar in der Troizko-Sergejewskaja Lawra! Da« ist die neueste Entdeckung, die ein „ScythicnS" in Moskau gemacht und über welche er dcr „Nowoje Wremja" die nach stehenden Einzelheiten berichtet: „Bei Moskau befindet sich in der That, so schreibt der Eorrr- spondent, wenn auch nicht, wie der Eorrespondent der „Ruffs" vor drei Jahren behauptete, eine „Abtheilung de» preußischen General- stade-", so doch etwa» Aehiilichr». Wo denn? wird sicherlich Jeder fragen. Hieraus kann ich kategorisch antworten: 66 Werst von Moskau, an der Iaro-lawer Bahn, in einem Ort, der fast ebenso bekannt ist wie Moskau selbst, im Troizko-Lawraschen Kloster. Hier halten sich bereit» seit längerer Zeit vier preußische O'sicicre, ehe malige Zögling« der preußischen Militair-Akadcmie de» Beneral- stabc» a»l. die noch Ruß'and gekommen waren, um sich hiersclbst die russische Sprache anzueignen. Uebrigen« ist das genannte Kloster schon seit Jahre» der Hauplstudienort dieser Verehrer der russischen Sprache. Preußische Lificiere haben wir hier wahrend der letzten Zeit ununterbrochen gehabt. Reisten einige von ihnen weg. so wurden sie sicherlich in Kurzem durch andere ersetzt. Die im Kloster wvlinl,allen Ossiciere, die jetzigen und die früheikn, gingen ihrer Specialbeichüftiaung in dcr That mit ungewöhnlichem Eiser nach. Sie beschränkten sich in ihren Exkursionen nicht allein auf Mo»kau und seine Umgebung. Den Bewohnern de» Kloster» fiel e» sogar aus, daß die durch ihre Sparsamkeit bekannten Deutschen lo viel Geld ans Reisen verschwendeten, »u denen eigentlich gar kein Grund vorhanden war. Auffallend ist aber ncch cin anderer Umstand: die preußischen Ossiciere, die nach Troijko Lawra kommen, um di« russische Sprach« kennen »» lerne», find fast ohne AvSnahme schna hinlänglich mit ihr bekannt, besitzen ,»bnifall« mehr Kennt-