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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.07.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-07-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188707227
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18870722
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18870722
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-07
- Tag 1887-07-22
-
Monat
1887-07
-
Jahr
1887
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.07.1887
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Erscheint täglich früh 6V, Uhr. Redaktion und Expedition Johanncsgassc 8. Aprechstunde» der Uedartion: «ormittags 10-12 Uhr. Nachmittag- 5—6 Uhr. Für d Nil«z»d« rm^antlrr Ll-nuicrtpt» »>»-» sich d>« Rkticlion nicht vrrduldllch, An«ah«r Der für »te nSchfts«l,ende Nummer bestimmten Inserate an Wochentage« bt« L Utzr Nachmittags» anSonn- nnd Festtagen früh bts'/«VUvr. In den Filialen für Ins.-Annahme: Otto Me««, Universität« straße 1. ront» Lösche, Kathariuenstr. 23 pari. u. König-Platz 7, nur bi» V,S Uhr. dgcrIagcbliilt Anzeiger. Organ fiir Politik, Localgeschichte, Handels- undGeschäftsverkehr Auflage rs,78v. ^bonnrmrntsprels viertelj. 4'/, Llk »ml. Brinacrlohn 5 Mk., durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 20 Pf Bclegeremplar 10 Ps. Gebühren für Extrabeilagen (in Tageblatt-Format gefalzt) ahne Postbcsördc'mng i>0 Mk. mit Postbesörderung 70 Mk. Inserate bgespaltrne Petitzeile 20 Pf. Gröbere Schriften laut uns. Prei-verzeichniß. Tabellarischer u. Ziffernsatz nach höhcrm Tarif. Reklamen unter dem RedactionSstrich die Sgcspalt. Zeile bOPf., vor denFamiliennachrichten die Kgcspaltene Zeile 40 Pf. Inserate sind stet- an die Expedition zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prasoumoranäo oder durch Post» Nachnahme. ^° 203. AkklladA hen 22. Jul! 1887. Amtlicher Theil. Bekanntmachung. Das Kaiserlich Nussksche Consnlat in Leipzig befindet fich gegenwärtig im S-tvI Ls krassv, wo im Zimmer Nr. 44 seine Kanzlei dem Publicum täglich von 11 bis 1 Uhr geöffnet ist. Sieg in diesem Wahlkreis besonder^^ubelu konnte^ Veksilntmachuns. Der G«rke»«»»arkt wird von Sonnabend, den 2S. Juli d. I. an. auf dem Töpferplatze abgehalten. Leipzig, am 15. Juli 1887. Der Rath -er Stadt Leipzig. Id 2682. vr. Tröndlin. Hennig. ötlllrtkrl'ät Die Herstellung der Zimmrrerarbetten am Neu. tL-UlktHZpz» hau de- Rathhause- hier sollen an den Mindestsor- dernden unter Nu-wahl der Subniittenten vergeben werden und sind Anschläge tm Gemeindeamle hierlelbst zu haben. Offerten sind verschlossen unter der Ausschritt: „Zimmererarbriten für NathhanSdau Eutritzsch" bis zum 5. August Mittag» 13 Uhr im Gemeindeamle abzugeben. Eutritzsch, am 21. Juli 1887. Der Gemeinberat-. Thomas, Gem.-Vorstand. Lentestmlll-Laftlvaäge. . . Air beabsichtigen eine neue sestsundamentirte Centesimal. Lastwaage mit Windestock — Tragkraft 150 Eentner, Brückengröße 2x5 Mir. — anzuschaffen und ersuchen Rcflectanlcn, Lieferung-. Offerten mit genauer Preisangabe bi- zum 31. Juli d. I». schriftlich bei un» einzureichen. Naunhof, am 20. Jul» 1887. Der Stadtrath. Benkert. VekaniltlMlihung. Submission zur Anlage eines Brunnens i« yitterfrlb. Die Anlage eine- Brunnen» an der neuen Bürgerschule hier, selbst, veranschlag aus 683 ^i, soll im Wege der Submission ver gebe» werden. . ^ Angebote sind bi» zum 28. Jnlt d. I, Vormittag» II Uhr, a» NathSftelle hier IZiinmer Nr. 4) versiegelt einzareichen, in welchem Termine die Eröffnung erfolgt. Bedingungen, Zeichnungen und Kostenanschlag liegen im Stadt, secretariaie hier zur Einsicht au-. Bitterfrld. den 20. Juli 1887. Der Magistrat. Sommer. Nichtamtlicher Theil. Das Rundschreiben Nampolla's. Der Nachfolger des Cardinal-StaatSsecretairs Jacobini, Nainpolla, hat seine amtliche Thätigkcit als solcher durch ein Rundschreiben eröffnet, in welchem er daS Eigenthuinsrccht deS PapsteS an Rom aufs Neue geltend macht und die Un verjährbarkeit dieses Rechtes betont. Es ist eine althergebrachte Praxis deS päpstlichen Stuhles, niemals auf Rechte Verzicht zu leisten, weiche er einst ausgeübt hat, und wenn auch nicht die mindeste Aussicht aus den Wiedererwerb derselben besteht. DaS Garanticgesctz. welches dem Papst den Besitz deS Vatikans verbürgt, ist von ihm zwar lhatsächlich anerkannt dadurch, daß er von dem ihm eingeräumten Besitzrecht Gebrauch »nackt, aber er hat diesen Besitz iinmer nur unter dem Vorbehalt auü- gcübt, daß ihm daS Patrimonium ketri durch einen Gewalt act genommen worden, durch weichen kein üigenthuinsrccht erworben werden konnte. Dieser von Zeit zu Zeit erneuerte Protest macht natürlich keinen Anspruch darauf, eine Aenverung der Sachlage herbeizuführen, denn eS ist klar, daß der König von Italien niemals gutwillig sein EigenthumS- recht an der Hauptstadt seines Königreichs nufgeben kann, der Einspruch hat deshalb nur den Zweck, den Streit wegen der weltlichen Herrschaft des Papstes nicht zur Ruhe kommen zu lasten, um dadurch noch eine höhere Stufe deS moralischen Einflusses auf die katholische Christenheit zu erreichen. Ein unzusrievener Papst ist für das Königreich Italien stets ein Gegenstand der Beforgniß; so lange dieser Anspruch nicht i» irgend einer Form eiidgiltig beseitigt ist, ist Vas Königreich Italien nicht als fest gegen alle Stürme der Zeiten auf gerichtet und geschützt zu betrachten, und wenn dereinst durch eine Veränderung der Lage ein Umschwung eintreten sollte, »st ein Anknüpfungspunkt für die Bestrebungen zur Wieder herstellung der weltlichen Macht de- Papstes vorhanden. Das »st der Beweggrund der iinmer wiederholten Versuche, den staatsrechtlichen Zustand Italiens in Frage zu stellen und die allgemeine Aufmerksamkeit auf die Fortdauer de- Streites zu lenke». Es läßt sich nicht leugnen, daß auch die Verhandlung dieser Angelegenheit in der italienischen Kammer ei» ge wisses Aussehen erregt und zu der Erwartung Anlaß geboten hat. daß die italienische Regierung sich zu weiteren Zugeständ nissen an den Papst über daS Garantiegesetz hinaus bewogen finden könnte. Man hat daS aus der Ungeduld entnehmen können, mit welcher die Erklärungen Cri-p»'- Über die Stellung deS Königreichs zuin Pavstlhum erwartet wurden. Bekanntlich erklärte CriSpi. daß Italien durchaus kein Be- dürfniß empfinde, eine AuSsöbnung mit dem Papste zu suche». Daraus erwidert Cardinal Rawpolla, daß die in Italien herrschenden Anschauungen damit in Widerspruch ständen und daß vie italienische Regierung die Verantwortung für die Folgen trage, wenn sie die väterliche Aufforderung dcS Papste- zur AuSsöbnung mit demselben nicht annebme. Man muß sich billig darüber wundern, daß der Papst, welcher dein guten Wille» deS Königs von Italien den Besitz dcS VaticanS verdankt und sich einer in der ganzen Welt an erkannten höchst einflußreichen Stellung erfreut, nicht müde wird, unerfüllbare Forderungen an Vas Königreich Italien zu stellen. Er kann doch unmöglich vorauSsetze». daß die italienische Negierung solche Ansprüche in ernste Erwägung ziehen wird, denn die Anerkennung derselben würde den Ver zicht de» Aßmgs auf seine Hauptstadt in sich schließen. ES setzt also einen hohen Grad von Langmutb bei der italieni schen Regierung voran-, wenn sie diesen Friedensstörungen gegenüber unerschütterliche Ruhe bewahrt. In der Politik des päpstlichen Stuhls liegt System, sie ist stets darauf ge richtet gewesen, die gesammte katholische Christenheit für die Wiederherstellung der weltlichen Macht deS Papstes zu gewinnen, und der Augenblick unmittelbar nach dem FriedenSschluß mit der preußischen Regierung scheint günstig, um aus diesen alten Zankapfel »vieder zurückzukömmcn. DaS ist es auch. waS den Verhandlungen in der italienischen Kammer über diese» Gegenstand ein erhöhtes Interesse zuge wandt hat. Kein Mensch hat jemals daran geglaubt, daß der König von Italien dem Papst den ausschließlichen Besitz von Nom zugestehen wird, aber man bat eS doch für möglich ge halten, daß er ihm erweiterte Rechte an seinem früheren Eigenthun» einräumen könnte, und deshalb benutzt auch der neue CardinalstaatSsccretair diese Stimmung, um den Ge danken an eine Erweiterung der päpstlichen EigcnthumSrechte überall Eingang zu verschaffe»». Durch daS Rundschreiben Rampolla's werden die Gemülher vieler Katholikrn beunruhigt, die italienische Regierung wird der Ungerechtigkeit gegen de» Papst beschuldigt, der doch nicht einmal sein Recht verlange, sondern nur den bescheidenen Wunsch äußere, daß die italienische Regierung den Weg der Versöhnung beschreite. Der angeblich so bescheidene Wunsch deS PapsteS läuft in Wahrheit auf nichts Geringeres hinaus, aiS daß der König von Italien seine Residenz »vieder nach Floren; verlege und den Papst alS den souvrainen Herrscher der Hauptstadt seines Lande- anerkenne. Nur so werde der Papst seine geistige Macht, gegen jede Einmischung, jeden materielle» und moralischen Druck geschützt, auSüben können — sagt daSNundschreiben. Eine Begründung dieser Behauptung hält der Cardiiialstaalk- secretair nicht für »öthig, und Kch" erschein? eine solche sehr wünschenSwerth. ES ist seit Jahren daraus mit Neckt hin- gewiesen worden, daß der Papst, obwohl er seiner Stellung als weltlicher Herrscher entkleidet ist, an moralischer Macht »och gewonnen habe. Zu der Zeit, als Lev XIII. den Schiedsspruch in der Carolineiunsclsrage fällte, wurde von allen Seiten und vom Papst selbst anerkannt, daß ein so hoher Grad von Machtvollkommenheit dem Papstthum seit langer Zeit nicht beigcwolmt habe. Die Stimme deS PapsteS ist auch in Deutschland noch in der neuesten Zeit so bock geschätzt wor den, daß man ibr eine» Einfluß aus die Gestaltung der inneren Verhältnisse dieses Landes cinräumlc. ES wurde ihm der Wunsch auögedrückl» daß cr den Widerstand der CentrumSpartei gegen daS Septcnnat brechen möge. Zwar hat sich bei diesen» Anlaß gezeigt, daß auch der Einfluß des PapsteS seine Grenzen bat, aber die Partei hat wenigstens auS Achtung vor dem Willen de- PapsteS sich bei dieser wich tigen Vorlage der Abstimmung enthalten und dadurch ein ge wisses Entgegenkommen bewiesen. DaS Streben nach Machl- erwriterung ist bei jeder ansblühcnden Einrichtung — und eine solche ist daS Papstthum »nter seinem gegenwärtige» Vertreter — natürlich, aber die Macht deS PapstlhumS der Zukunft liegt unzweisclhast nickt aus weltlichem, sondern aus geistlichem Gebiete. Ter Einfluß dcS PapstlhumS aus die katholische Cbristcnhcit ist im sichtbare» Wachstlmm begriffe», und wenn sich das Papstthum eine »reise Mäßigung auf erlegt, so ivird c» diesen Einfluß »och weiter zu steigern ver mögen , aber die weltliche Herrschaft ist de», Papstthum im Jahre l870 für immer verloren gegangen und zwar wahr scheinlich nicht zum Schade», sondern zn'm Vorthcil für seine fernere Entwickelung. DaS Papstthum ist eine mternatioiialc Macht, als solche bedarf eS der weltlichen Herrschaft nicht zur Befestigung seiner Grundlage, der moralische Einfluß giebt ihm eine »vcit höhere Macht, als Landbesitz ihm jemals zu geben vermag. * Leipzig. 22. Juli 1887. * lieber den Anfang- Juni erfolgte» Tod deS Cor- vetten-Capitains von Reickcnbach, Cvminandanten der zum deutschen Kreuzergeschwader in Australien gehörenden Kreuzcrcorvette „Olga', sind jetzt nähere Nachrichten hierher gelangt. DaS »iitcr dein Befehl deS Capital» HcnSner stehende, auS der Krenzerfregatte „Bismarck" und den Kreuzercorvetten „Olga", „Carola" und „Sophie" zusammen- gesetzte Geschwader war am 0. Juni Mittag» in Port Jackson eingetroffen, nachdem eS Capstadt am 7, Mai verlasse» batte. DaS Wetter war fast ununterbrochen stürmisch. Daß die Fahrt trotzdem in der kurzen Zeit von 33 Tagen zurückgelegt wurde, zeugt von der Seetüchtigkeit und den vorzüglichen Kreuzer- Eigenschaften der Geschwaderschiffe. Leider sollte die Reise nicht ob»e schweren Verlust zu Ende geben. Der Commandant der „Olga", Corvetten-Capitaln v. Reichenbach, erlag kurz vor der Einfahrt in den Hasen einem Scklaganfall. Der Ver storbene sott zwar in den letzten Wochen zu wiederholten Malen über Beklemmungen geklagt haben, doch aab sein Zu stand zu keinerlei Befürchtungen Anlaß. Sein" jähe« Aide rief daher allgemeine Bestürzung hervor. AIS Herr v. Neichen bach sich bei Annäherung des Festlandes auf die Ccmmando« brücke begebe» hatte, sank er um I1>/, Uhr Mittag- plötzlich zusammen. Er ivurde sofort in srine Cabine getragen; der zur Stelle gerufene Arzt, Stabsarzt Or. Schneider, konnte aber nur den bereits eingetretenrn Tod constatiren. Die Leiche wurde am 11. Juni auf dem Northshore-Frievhof zu Sivney unter militairischen Ehren der Erde übergeben. * Die Mannschaft dcS bei Sokotra gestrandeten Reichs postdampserS „Oder" ist mit dem „Neckar" in Brcnier- baven eingelreffen. Die seeamtliche Verhandlung über den Verlust de» Schiffe- wird am nächsten Sonnabend daselbst stattfinden. * Ueber die NeickStagSwahl in Querf urt-Merse bürg, welche nllcrwärtS in der freisinnigen Presse gepriesen wird, bemerkt di- „Kölnische Zeitung" sehr treffend: „ES ist kein Grund vorhanden, warum die Freisinnigen über den ; in diesem Watzirrc.» ^ der letzten Ganze» schwächer gewählt wurde. vc^ ^ Wahl. Vollend- unverständlg betheuern. sinnigen auch diese Gelegenheit wahr, , ^l. Februar gemacht. Wenn dem so wäre, s s-u,Attest- Zcugniß er- die Wahlen vom 21. S-bruar^ daS schlechlette^^ halten, welche» eine Nation einer po Gefahr für das Vaterland besorgt. Im Uebriflen 1 «o " ' > ^ Dank daß jetzt, nachdem das Reich mllitalrlsch >s» »er Reichstag können wenigstens m der Hauptsache, a - heit des Reiche-nichts verderben. v-s * A», letzten Sonntag waren auf Anregung deS wo' ^K°de? gastlich^ Lmm'en öfter solche vertrauliche Versammlungen »n den verschiedenen Wahlkreisen stattfinden. . - Das neueste H-st der Zetter e,^ hält eine» Artikel unter der Ucb-rsckr,st. .Die Paps bne e in protestantischer Beleuchtung". W-r könne» es »icht un ki- taffe,>. auS demselben einige Sätze hervorzuheben. °uS denen hcrvorgebt. mit welchen weitgehenden Hoffnungen man sich uttramonlanen Kreisen in Betreff dcr R- a holi-s rung Dentschland 8 i» Felgederneiiesten kirche,,politischen Wendung bereits beschäftigt. Es beißt in dem betreffenden Urtckel ein cm Muster nltramontancr Unverschämtheit, wörtlich: - "erdingS will eS auch u„S .sonderbar" Vorkommen, daß dcrsilbe gro^>e protestantische Staatsmann, der vor 10 Jahren den Papst alö Feind seiner Seligkeit" bezeichnet- und ei» Dcccinl»»,, hin- durch den Culturkamps in allen Tonarten spwle" lieg, nun ans einmal den Papst zu», Schutzpatron deS denlschen Re.ckicS und zu seinem Verbündeten gegen daS Centrum erwählt, ist. alö tauchte der alte Gedanke deS heiligen römischen Reiches deutscher Nation in paritätischer Beleuchtung auS den Wirren der Gegenwart empor. Und wer weiß, »vaö wir noch Alle- erleben? Könnte jener Gedanke nicht auch noch einmal ,n rein katholischer oder ultramoi,tarier Beleuchtung austaucken. und nicht nur auch anstauche». soiider» auch zur Vollcndung deS nationale:, VaueS. zur Krönung der Bchmarck'sch-" Schöpfung in die That nmgesctzt ivcrden? Sagte jener Staatsmann, die Krone Frankreichs sei wohl eine Messe werth. waS ist dann die Krone Karl's deö Großen werth? Anck Napoleon I. hat sich vom Papste krönen lassen. Zumal wenn damit auch da« .südliche" Düppel gewonnen würde, wenn alle deutschen Katholiken Oesterreichs dem neuen Reiche zusicle», so lohnte eS sich wohl der Mühe, diesem hohen Ziele nach-,»jagen. Die Hohenzollern haben schon einmal ihre Confession gewechselt, um ein minder hohe« politisches Ziel zu erreiche». Warum sollte» sie nicht AllcS an die Erreichulig deS höchsten Zieles setze»?" Wir entbalten ui,S z» diesen AuSsührungen, welche die geheimsien Gedanken gewisser Kreise etwas unvorsichtig offenbaren, jeder Bemerkung. Ist eS gleich Tollheit, hat eS dock Methode. * Ans dem socialdemokratischen Lager bringt die .Rheinisch-westfälische Zeitung" eine ihr auS Barmen-Elberseld gewordene Mitthkllung. die wir wegen ihre- in Bezug auf die allgemeinen Parteiverhältnisse bemerkenSwertbcn Inhaltes hier folgen lassen, wobei wir indeß die Verantwortung für die Nichtigkeit der gemachten Angaben dem rheinischen Blatte überlaffen müssen. „DaS diesige socialdemokratische Organ, die „Freie Preise", scheint in de» letzte» Zügen zu liegen. Das Blatt halte schon vom Beginn seines Erscheinens eine nicht geringe Anzabl von Feinde» aus dem eigene» Lager gegen sich. Es war die radikale Richtung in der Partei, die entschieden dagegen opvonirte, daß man dem einzigen anerkannte» Parteiorgan, dem „Züricher Social- demokrat", rin besondere- Lacalorgaii an die Seile setze, welche-, durch Preß, und Sociaiistengesetze gezwungen, eine .Sabine Sprache sichren müsse". Auch verdachte man es dem ReichS- lagSabgeordnetki» Harm, dem gegenwärtigen Verleger, nicht wenig, daß er sich mit dem „Demokralen" GilleS einließ und dessen Ernennung zun, Redacleur durchsetzte. Gilles suchte den Ra- dikalen durch eine möglichst radikale Schreibweise zu imvonircn, e» rcichie aber damit nur, daß da« Blatt im Deccmber 1885 nach drei- wöchigem Erscheinen aus Grund deS Socialistengesetzes verboten wurde. Nachdem d°S Verbot durch Beschluß der RcichScoinmission wieder ausgehoben, erschien die „Freie Presse" von Neuen,. Die«, mal hatte sich Harm der geschäftlichen Leitung zu bemächtigen ge- mußt.... Wenige Monate nach der Uebernahme der Geschäfts, sübrung durch Harm entstanden zwischen diesem und Gillc» Differrnzen .... Letzterer.... trat au-, und Harm übernahm nun auch die Redaktion. Der Inhalt de- Blattes wurde nun ein so über alle Maße» kläglicher, daß die Abonnenten fielen wie die Blätter im Herbste. Ein kleiner Ausschwung entstand noch einmal während der letzte» Wahlcampagne. Nach diesem letzten Ausflackern war es vollständig vorbei. Da» beweist folgende erbauliche Tdatsache: Vor einigen Tagen hielt der Verleger der socialdemokratische» „Freien Presse", der Reich-tag-abgeordneie Harm, einen Rundgang bei Mitgliedern der demokratische» und der deutschsre,sinnigen Partei, die verziveiselte Lage des Blatte- schildernd, und bat. mit dem Hin- wetS darauf, daß von dem Eingehen de« Blatte- nur die regier»»-,«, freundlichen Parteien Nutzen ziehen würden, ja. daß cr. wenn da« «eußerftc emtrete, sem Mandat niederlegen müsse, waS wieder den nationalen Parteien zu Gute komme, um pccuniaire Unter- für die „Freie Presse". Daß die Demokraten hierzu A waren, ist weiter nicht verwunderlich. Daß ^ hervorragende freisinnige Baneisührer eine Liste zur socialdeniofraliichen Blatte- circuliren ließen und solchergestalt letzteres, sowie da-Reichstag-mandat de- Herrn Har», für karze Zeit retteten, dürste selbst für solche Politiker, weiche dem PartWab»«' ^ ftwaS Verblüffende« haben. Fee,sinnige ArEn eine« locialdemokratische» a ^ "7 Tatsache, deren Wirkung nicht durch allzu häufige« Vorkommen abgeschwäch, wird. Neugierig darf man darauf sem. w.e die hiesige,. Soeiaidemokra.en zu dieser Schaffung eine- fortschrittliche» „ReptiliensoudS" für ihr Organ stehen." zum Landtage deS Grvßherzoq- ür di- l""d-«berrliche Verordnung ^ ^ b"'ä„z- und Lrgftlai,,,P-riocc l ga berichtet man dem „Rheinischen Kurier" von dort Briefe aus Frankreich oder nach Frankreich beschlagnahmt wurden, zwciMainzer Regimentern angehören. Sechs Soldaten „id alS Untersuchungsgefangene in daS Militairgefängniß ab- gesührt worden. In allen Kasernen fanden sogenannte Spindrevisionen statt; bei altdeutschen Soldaten wurde nichts Verdächtige» gefunden. « * » * Die in Ungarn beobachteten choleraverdächtigen Fälle haben dem dortigen Minister deS Innern Gelegenheit gegeben, sämmtliche Geuieindebehörden dcS Landes mittclsi Rundschreibens zur Ergreifung der nothwendigen Vor- beugungSmaßrcgelii gegen die Chotcragefahr zu veranlassen. Insbesondere müsse aus die Reinhaltung der Lust und deS BodenS geachtet werden; feriier habe die Marktpolizei, hauptsächlich jetzt, zur Zeit der Obstreife, mit verdoppelter Aufmerksamkeit und Strenge vorzugchen; eö müsse für reines und gutes Trinkwasser gesorgt, ein genügendes Quantum von DcSinscctioiiSmittcl» vorrälhig gehalten, die DeS- infcction gründlich durchgcführt, Eis und Arznei in Bereit schaft gehalten und ärztliche Hilfe überall gesichert werden. Die Vorkehrungen zur Scparirung etwaiger Cbolerakranker sollen im Sinne der vorjährigen Ministerialerlasse unverzüg lich getroffen und etwa verkommende Erkrankungsfälle sofort dem Minister gemeldet werden. Mit Rücksicht auf die volkS- wirtbschastlichrn und internationalen Consequcnzen werden die Behörden ausgesordert, daS Vorhandensein der asiatischen Cholera nur dann zu erklären, wenn dies durch bakteriologische Un tersuchung in einer jeden Zweifel auSschließenden Weise sestgcstellt wurde. Für die stricte Durchführung der im Erlasse ausgezählten Vorkehrungen werden die Munictpalbchördcn verantwortlich acmacht; dieselben müssen über die getroffenen Maßregeln bis Cnde dieses Monats an den Minister Bericht erstatten. Wenn man erwägt, daß im vorigrn Jahre die Gefahr einer Cholera- einschlcppung über die schlesische Grenze gerade durch Krank« hcitSsälle urigarischer Provenienz nahe gerückt war, so erscheint daS jetzige energische Vorgehen der ungarischen Regierung auch vom Slandpnncte der diesseitigen sanitären Jntereffenwahr- nchmung in hohem Maße dankenSwerth, und können wir nur wünscht», daß den Anordnungen dcS ungarischen Minister der beabsichtigte Erfolg in uneingeschränktestem Maße beschiedea sein niöge. * Zeitungsnachrichten zufolge will Prinz Ferdinand vor» Koburg nach Petersburg kommen. Unter anderen Umständen würde man sich am dortigen Hose sehr freuen, den Prinzen zu empfangen, der in Petersburg den besten Eindruck hinterlaffen bat: wenn der Prinz jedoch hofft, durch seinen Besuch die russische Einwilligung zn feiner Wahl zn "erlangen, so verkennt er nack einer Correspondenz der .Kölnischen Zeitung" auS St. Petersburg die Stimmung. Der Zar wird niemals seine Zustimmung zu einer Wahl geben, die feiner Ansicht nach auf ungeseyticher Grundlage erfolgt ist. Die Sache würde auderS liegen, wenn Rußland nach den» Rücktritt der Regentschaft und deS Ministerium» in die Möglichkeit versetzt würde, »vieder diplomatische Be ziehungen mit Bulgarien anznknüpsen und wenn alSdann nach Verlaus einer durch Rußland festgesetzten Frist eine ncu- gewählte bulgarische Volksversammlung de» Koburgcr zum Fürsten ausersähe. In diesem Falle würde der Zar voraus sichtlich seine Zustimmung geben. DaS bisherige, aller- oing« nicht gerade heldenhafte Verhalten Ferdinand'- hat in Petersburg nicht mißfallen; man traut ihm zu, daß er den gerechten Ansprüchen Rußlands aus moralischen Einfluß in Bulgarien Rechnung tragen würde und würde ihn gern unterstützen, wenn alle vorgenannten Bedingungen erfüllt wären. E» könnte dann endlich Ruhe in Bulgarien eintreten. Die bisherige Politik Deulschiand in dieser Frage hat in Petersburg den allerbesten Eindruck gemacht, nur die pcnisla- wistische Presse wird derselben nicht gerecht, wie auch nicht anders zu erwarten war. Man kennzeichnet die Stimmung in Petersburg einflußreicher Kreise wohl am besten, wenn man sagt, daß dieselben sich unter den erwähnten Voraus setzungen mit dem Coburger zufrieden geben würden, daß sie aber aus weitergehende Pläne noch keineswegs verzichtet baben. Man bofft in Petersburg, wo man seit einem Jahre den Berliner Vertrag so gern im Munde führt, noch iinmer einen russischen Generalgouverneur für Bulgarien durch- znsctzen, der mit diesem Vertrage bekanntlich nicht verein bar wäre. * Der Wiener Correspondent der .Times" war vor einigen Tagen in Belgrad und hatte eine Unterredung mit König Milan, worüber er, »sie folgt, berichtet: „Da- Ministerium Garashanin. bemerkte der König, halte sich »ach siebenjähriger Amissührung abgewirthschastct und der Finanz- krisiS nicht gewachsen gezeigt. Die radikale Partei, welche der fortschrittlichen an Stärke zunächst gleichkommt, hätte keine Männer von Ansehen »nd Fähigkeit, welche ein homogenes Cabinet hätten bilden können. Tie Versuche, ein parteiloses Ministerium zu errichten, seien gescheitert, und unter den Umständen wäre deshalb nicht- Andere« übrig geblieben, als Herr» Ristic, den Führer der liberalen Partei, zu berufen. Ob die Verbindung zwischen den Liberale» »nd den Radikalen die bevorstehenden all gemeinen Wahlen überleben werde, erschien dem König zweifel haft. Mittlerweile könne aber in der äußeren Politik Serbiens, besonders Oesterreich-Ungarn gegenüber, nichts geändert werden. Ristic zeigte sich sehr gemäßigt und die jetzige Gereiztheit gegen Oesterreich entspränge durchaus nicht dem Wunsche, Serbien unter russischen Einfluß zu bringen, sondern lediglich dem Wunsche des ganzen Volke-, Serbien unabhängig zu machen. In melancholischen« Tone setzte der König dann hinzu: „Die Lage der kleinen Staaten Ost-EmopaS ist freilich fast unhallbar. Wir können nicht ohne das Wohlwollen Rußland- und Oesterreichs durchkommen, dennoch aber nicht beiden zugleich gefallen. Lehnen wir uns an die eine Macht an, so beleidigen wir die andere. Ich bin jetzt 13 Jahre aus dem Thron, aber nur der Himmel weiß, welche Gefahren mir noch be vorstehen." König Milan glaubt nicht, daß Rußland die Wahl de» Prinzen Ferdinand genehmigen wird, ist aber überzeugt, daß Bul garien ln Anarchie versallen wird, wenn die Großmächte nicht bald sich über einen Fürsten stlr da« Land einigen. Endlich sprach Uch drr König zu Gunsten einer Lonsüdcratiou der Baikanstaatrn unter der Führung der Türkei aus Ohne die Türkei eine» der artige» Bund i» das Leben rasen zu wollen, käme nicht in Frage." * Peter Zangerle auS Ferschweiler bei Trier, der kürzlich den Mordanschlag aus den französischen Polizei-Commissar Ritter in Paqny machte, war »m 2>/a Uhr Nachmittags mit einem Pariser Zuge in Pagny angekommen. Am Bahnhos sagte er einem Gendarmen, er wünsche den Commiffar zu sprechen, und als dieser erschien, seuertc er sofort aus ihn mit dem Ruf: .Sie sollen mein Opfer sein!" Ter Commissar ist am Arm und in der Seite leicht verwnndet. der dritte Schuß traf eine Frau. Zangerle leiitete keinen Widerstand, als man ihn verhaftete. Der Mann war früher Bäcker in Pari» und wurde im Jahr«
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