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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.06.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-06-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188706143
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18870614
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18870614
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- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-06
- Tag 1887-06-14
-
Monat
1887-06
-
Jahr
1887
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.06.1887
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Icht »II«. bel der lmäßigen » lehr in clei Aus- .-rbonden, 0 Tbaler km Tom- t wurde, ea Tom» sür der —r. König ise nach önigin « Anlaß r» per- sich a« um im am 17. London Mt d«r neu und mehrere n sich de- ). Flagel- ;r königl. deutscher vnig hat >br de« Luitpold Iben ver- « zu er. lonsular- erika in in dieser «r König n Nord- t daselbst nzollern", Zi«marck" offen und Kanonen- Eickstedt, chtigt am auS dem die große ndet, der bte heute glich de« und hielt wisse, daß diejenigen ürger sich : Bürgcr- » die Um» ein Land nung ver- -rhängniß- Dafsen zu hierzu er- wenden zu :« Lande«, ohlcrgehen rußten die zlich seien. > zwischen National', lenduell s resultat» >er Bcvol- i, bei dem Ml«, alle o" meldet: »n PekerS- ch russische ösuug der zwar aus s Khamiad der Flüff, ind gestern ir in den hlen stehen rm Freitag r Audienz erbourg' gegen die treffend die daß nicht der Pforte faßt. Da« Mehrzahl us gesetzten nach einer « von den wird, und hreud diese lufe. wirte heute er». Die e mit der gen. r" meldet: Tage» in ! kurze Zeit hrei» Eure. Ite Develle nten. Die g gegen tie unitte» und mngswidrig »er erklärte Beratlnmg ldelöniinißer rnd erklärte u»g zu vcr- tbeilt init: «ne Gefechte laltgefii-de» S. Juni sci >nf wird die erschienene» D iSpssi- setzt: :>e»nc. W ü j die. Volkewnth» Vierte Leilage zum Leipziger Tageblatt und Anzeiger. ^ 1KS. Dienstag den 14. Juni 1887. 81. Jahrgang.' Jur Neichsta-swahi in Leipzig-L'aud. * Leipzig. 13 Juni. Einer der schönsten und crhrbendstm -rsolge, den die Ordnungsparteien bei den ReichStagSwahlen am 21. Februar d. 3. erkämpften. war bekanntlich der Sieg im Leipziger Landkreis über die socialdcnickratische Umsturz- parlei. Hier staud die Entscheidung im vpllen Sinue deS Worte« aus deS Meffer« Schneide, indessen, Dauk der ge waltigen patriotischen Erregung, »vrlche die reichstreuen Wähler Manu für Mau» an den Wahlurne» erscheinen ließ und Dank der energischen und zielbcwußtcn Agitation deS WahlcouiitLS der vereinigten Orduungrparteien wurde auch dieser Wahlkreis, aus den die Socialdewokraten felsenfest ge baut hatten, erobert und damit der gründliche KehrauS, den die sür Kaiser und Reich kämpfende» Parteien in Sachsen in Bezug aus ihre Gegner gemacht hatten, besiegelt. Kein Wunder, daß die Secialisten der Verlust von Leipzig-Land am meisten schmerzte; in den ersten Tagen nach der Wahl halte» die Führer dieser Partei bekanntlich auSzusprengen versucht, c» sei nicht wahr, daß Viereck unterlege» sei, und al« da« nicht mehr zu verheimlichen war. da war mau slug- ail der Behauptung zur Hand, der Sieg der OrdnungS- porteien beruhe auf groben Verletzungen der gesetzlichen Wahl- bestinimungen. man werde Protest eiulegen und die Wahl de» Herrn vr weck. Goetz werde cassirt werden. Dieser Protest ist. wie bekannt, von soeialdemokratischer Seite beim Reichstag tingereicht worden, er hat aber, wie wir auch schon mitgetheilt haben, durch da» Wahlcomilü der vereinigten Ordnungsparteien im Leipziger Landkreise eine so gründliche Widerlegung und Beleuchtung erfahren, daß die Herren Protestler ohne Zweifel kein Glück mit ihrem Bor gehen haben dürften. DaS gedachte Wahlcomitü hat seinerseits eine sehr anSsührliche. den socialdemokratischen Wahlprotest Punct sür Punct zerpflückende Eingabe an den Reichstag ge richtet. und da wir annehmcn dürfen, daß viele unserer Leser Interesse an der Angelegenheit nehmen, so wollen wir Einiges all« der betreffenden Eingabe, die bekanntlich in der letzten jffeitagSsitzuag des Reichstags schon dem Abg. Hasenclever Anlaß zu einem lebhaften Schmerzensschrei gegeben hat, mit- theileu. 9m Eingang seine» Lntiproteste« sagt da» WahlcomitL folgendes: Veranlaßt dnrch mehrfache Notizen tm osfictellen Organe der deutschen Socialdrmokratie, dem in Zürich erscheinenden „Social- dnuolrai", sowie in dem jetzt in Leipzig wieder erscheinenden socialdemokratischen „Leipziger BolkSblatt" — in der Hauptsache dahingehend, baß die Wahl de» Herrn Vr. weck. Goetz in Lindenou o« Abgeordneter sür den 13. sächsischen Wahlkreis (Leipzig-Land) stdeasalls cassirt werden würde, weil bei Gelegenheit der Wahl allerlei Ungesetzlichkeiten vorgekommen, die in einem Wahlproteste des tSe>tere» beleuchtet seien, hat da» ergebenst Unterzeichnete Wahl- comitL der vereinigten OrdnungSparleie» im Leipziger Land kreise e» sür erforderlich gehalten, sich durch den gewählten Abgeordneten von dem Wortlaute de« Wahlprotestes Kenntniß zu verschaffen. Wir haben das Letztere aber auch deshalb sür nothwendig erachtet, weil wir durch die Erfahrung schon längst überzeugt sind, daß die socialdemokratische Partei in Bezug aus die Wahrheit der von ihr behaupleten Vorkommnisse eine von de» An schauungen der übrigenS«o«l»hürger sehr abweichende Meinung hat and überhaupt in der Mahl ihret Mittel, um gegnerische Parteien zu verdächtigen, sehr WMg wählerisch ist. Ganz abgesehen davon, daß srüh-r schon de» Partrigenoffeu emvsohltu wurde, „ein Ehrenwort zu gebe«, um da» Ehrenwort zu brechen, eine Unterschrift zu geben, um die Unterschrift zu ver leugnen", ist neuerdings sogar der Meineid im Interesse der Partei durch da« ossicielle Parteiorgan al« durchaus nicht« Ehrenrührige« vroclamirt worden. In Chemnitz wurden vor Kurzem bereit« 3 sociald-'nokratische Zeugen wegen Meineid zu Zuchthausstrafe »er» »rtheiit. WaS bei solche« Briindsätzea die iu socialdemokratischen Wahl Proteste» vorkommcuden Behauptungen sür einen Werth haben können, wird wohl Niemanden zweisclhast sein, und gerade um die in dem Wahlproteste gegen di« Wahl deS Herrn vr. Goetz von den Herren Schriftsetzer Eduard Bauer in Reudnitz und Feilenhauer Theodor Werner ebendaselbst (Letzterer vor wenige» Tagen wegen Ber- breitung verbotener Schriften und anderer socialdemokratischer Umtriebe nnt nennckNonaten Gesänguiß bestraft) benannten Zeug- vor MeiiieidSainvaMnngea und deren Folgen zu bewahren, hab> ww un« ganz besonder« verpflichtet gehalten, den Behauptungen der Protestler aus den Grund zu gehen. Wir gestatten un«, zu letzterem Zwccke in Folgendem neben den, Wortlaute des Proteste», ohne letzterem dadurch rineu besonderen Werth beizulegen, daS Resultat unserer gewissenhast angestellten Erörterungen zu verzeichnen und zur Kenntniß der Mitglieder dr« deutlchen Reichstages zu bringen. Die Socialdemokrotie wünscht ja in der zuletzt ouSgegebenen Nnnimer 21 ihre- Züricher Organ» Alle», wa» bei den Wahlen vorgekommen, in di« weiteste Oeffentlichkeit zu bringen, um da« „Ordnung-gesindel" zu entlarven. Dabei kann ja sretlich auch emmal da« Begentheil herauSkommen, und dazu möchten wir gern beitragen. E« folgt nun die einzelne Widerlegung der 43 Protest puucle, von denen nur einige angeführt seui mögen, um zu zeigen, wie die Sache sich eigentlich verhält: Srsebnitz der Erörtern»,eu. Dösen. Gemeindevorstand Michel hat einen Fremden, der sich nicht legniniirt und die Wahlhandlung gestört hat, au» dein Wahllocale gewiesen. Die nach Düsen ge hörigen Wähler haben ungehlndert, lewe» Platz vorhanden gewesen ist, der Wahlhandlung beiwohnen können, ohne Rücksicht aus ihre Parteistellung. Volkmartdorf. Die Oeffentlichkeit der Wahl handlung ist nirgend« ausgeschloffe» gewesen. Zeuge Max Günther, der schon zu wiederholten Malen ol« Siörer von Versammlungen der Ocdiiung«parteten aut den- selben hat entfernt werden müssen, bat beansprucht, am Tuche de« Wahl-Vorstände« mit Platz zu nehme» und ist, weil er sich de» Anordnungen de« Wahlvorstande» nicht hat söge» wollen, zur Ver meidung von Störungen der Wahl handlung au« dem Locale gewiesea worden. Naunhof. ». .Ter Polizeidlener Sprengel hat amtlich „»«gesagt: Er habe einen Bertbeiler Viereck'scher Stimmzettel vo» der Treppe weg- gewirien, ans welcher derselbe deuZiigang z,m Wahllokal versperrte. In keinem Falle hob« er aber mit Verkostung ge droht. auch ist bei der Ort-behörde keinerlei Beschwerde eingelauseu und sind Lierecksche Stimmzettel vor dem Wahllocale genügend ver- »heilt worden. Zeugen: Privat sten» Heinrich Grimmer, Nnnnhos. d Die Leipziger Studenten habe» sich überall innerhalb der gesetz- tuchen Schranke» bnvegt und sind Niemandem gegenüber aufdringlich gewo'b-n, wa« man von den in ollen Oltichasieii anwesenden social» demokratische» Agüatore» »ich« be« hwlptt» knmu Wortlaut des Proteste«. Dösen. Auch hier waren Götz'sche Stimmzettel im Wahllocale und wurden vom Wahlvorstand »er theilt, während dem Vertheiler Llereck'icher Stimmzettel der Zu tritt versagt ward, und e- über Haupt Wählern der Biereck'icheii Partei untersagt war, im Wahl- local sich auszuhallen. Zeuge: Maurer Starke, Dösen. Bolkmar-dorf. Im Wahllocale des I. Bezirks (Restaurant zumBolk«qarle»)wurde die O> ffentlichkeit der Wa hlvcrhand lung trotz EinipruchS vou Anfang an auSgkichlosse». Zeuge: Max Günther, Litho graph, Hauptstraße IS. Il, Bolk- marSdors. Naonhos. ». Am Wahllokal im Rathhause daselbst wurde der Vertheiler von Stimmzetteln iür Viereck durch de» dort ftotioairiea Schutz ma«» in Uniform mit Ver Haftung bedroht, wen» er «och weiter Stimmzettel sür Viereck vertheile. l>. Bor der Thür de« Wohl zimmer» stand «in Stude»t und sah di« Stimmzettel der Eim tretenden nach Hatte Jemand ei»e» Zettel iür Viereck, so »ahm er ihm de»jelb«a ab und gab ihm mit de» Worte«: „Da nehmen Sie diesen, den» der Ihrige ist »ich« gütig", eine» Stimmzettel für Gütz. Zeugen: August Teuscher, Neu- reudnitz. Dorotdeenstraße. Eduard Fleck. Stötteritz, Miuelftrasie. M-zimilia» v. Söllnitz, Stötteritz. HmGtßraß«. Baittzsch. Paititzsch. Di» Wahlplaeate sür Viereck DieWahlplacate»,-«La,didat«u i,d von den Schulkinder» au den» Viereck wurden trotz Vorschrift«, enigeu Häusern abgerissen worden, mäßiger Ainneldung Krim Gr- irre» Besitzer nicht um Erlaubuiß mciodevorstand aus Veranlassung deS Aaklebra- befragt worden der Gememderathsmitglieder durch ivaren. E« braucht sich wohl kein die Schuljugend abgerissen. Hausbesitzer gefallen zu lasten, daß Zeugen: Z,„„»ermann Rüsche, ein Hau« vou fremder Hand ver» Jdastraße, VolkmarSdorf, Porte- »nziert wird. seuillearbeiter Löhne!. Louiscnstr., - VolkmarSdorf. Borsdorf. BorSdors. D,e Oeffentlichkeit der Wahl ». Die Oeffentlichkeit der Wahl- ist nicht ausgeschlossen gewese», Handlung wurde, trotzdem dagegeu «der BorSdorser Wähler hat der« protestirt wurde, vo» Anfang aut» elben beiwohnen können. E« sind geschloffen; nur sremde Agitatoren, die sich in b. Die Wahlplacate für Biereck, die Wahlhandlung einzumischeu obgleich die Anineldung bei dem lichten, und junge Bürschchen, die GemeiiidevorstandvorschristSmäßig überhaupt nicht wahlberechtigt ge- «rsolgt war. wurden unter den wescn sind, hinau-gewieseo worden. Augen der O, t-behörden abgerissen. b. Siehe unter Panitzsch. Zeuge»: Zinimermann Rüsche, c. Den Bertheilern vou Stimm- Jdastraße, Volki»ar«dors;Zii»mer- zetteln sür Viereck sind Plätze manu Seiserth, Ewaldstraße, Volk- vor dem Wahllocale angewiesen marSdors. und in keiner Weise die Bertdeilung o. Die Vertheiler Viereck'scher lehiudert worden. Der Kohlen- Stimmzettel wurden in der Rcstau- Üindler Paul Kornick. welcher ratlan, wo da« Wahllocal sich de- keinerlei amtliche Stellung ein- fand, nicht zugelasseu, dagegen nimmt, hat mit demselben Rechte durfte der Kahlen- und Guano- für vr. Goetz agitirt und Zettel Händler Paul Kornick von Bor«- vertheilt, wie eS die soeiaüftischen dors aus der Treppe, die zu dem fremdem Agitator«» gethan habea. im ersten Stock befindlichen Wadl- local sührte. Poslo fasse» und nicht blos Götz'sche Stimmzettel ver- theilen, sonder» auch Jeden, der zur Wahl ging, anhallen und fragen: ob er den richtigen Zettel habe. Hatte» die Leute einen Zettel sür Viereck, so ließ er sich ihn geben und gab den Leuten einen „richtigen" Zettel, woraus er sie in« Wadtlocal wieS. Bei der Abhängigkeit, in welcher eia großer Theil der Wähler von Herrn Kornick und dessen Freunden ist. konnte ein solche« Gebühren unbestraft hingehen und Halle auch den gewünschten Erfolg. Zeugen: Johann Zerzick und Albert Zerzick, beide in BorSdors. Für den Fall, daß die Zeugen a»S BorSdors entfernt werden sollten, nennen wir noch den Maurer Hermann Jentsch und den Drainirarbeiter August Bernhard, beide von BorSdors, bei deuen die zwei Vorgenannte» sich über das oben geschilderte Treiben deS Kornick beschwert haben. Probstheida. Probstheida. Gutsbesitzer Oehmichen bat DerGutSbesitzerOehmichensührte überhaupt blot 2 Knechte, wclch« seine Knechte geschlossen, d. h. in wahlberechtigt sind. Dtelclben kün- einem Hausen an da« Wahllocal, neu also weder „geschloffen", »och händigte jedem unmitleibar vor in „einem Hausen" an das Wahl- demselben einen Götz'sche» Stimm- lvcal geführt worden sein. Ued- zettel ein, und überzeugte sich, in- rigen« hat derselbe seine Leute in dem er ihnen bis zur Wahlurne keiner Weise beeinflußt. L„, HauS- mit seinen Blicken folgte, genau knecht, Heinrich Opitz, der als davon, daß sie auch den „richtigen ^euge benannt worden, existirte im Zettel" abgaben. lafthose zu Probstheida niemals. Zeugen: Franz Kirsten, Probst heida 5, Heinrich Opitz. Hausknecht ffn Gasthos zu Probstheida. Böhlitz-Ehren berg. Böhlitz.Ehren ber g. Da ein anderes Wahllocal nicht DaS Wahllocal war nicht ab zu beschaffe» war, hat die Wahl gesondert, sondern befand sich in der Gaststube stattgcsunden, mitten in der Gaststube, selbstverfiäudlich unter Bcobach. Zeuge: Jacob Heene, Schneider, tung aller gesetzlichen Formen. Bayerische Straße 7, Leipzig. Während anderweit über AuS- schließung der Oeffentlichkeit Be- schwerde geführt wird, beklagt man sichhieriiber zu große Oesseutlichkeit. Wie soll eS nun gemacht werden, um die pro- testirenden Socialdemokratcn zu frieden zu stellen? Seebenisch. Seebenisch. Der Zeuge Albrecht Gum« August Gumprecht welcher der precht hat sogar mit dem Wohl- Wahlhandlung bciwoh :en wollte, Vorstände Bier getrunken, gegen wurde durch den Wahlvorsteher Ende der Wahl hat er sich ober au» bei»Wahllocal hinaucgcworse» ungehörig betragen nnd ist ihm und mißhandelt, auch beim ÄuS der Aufenthalt im Wahllokale zähle» der Stimme» wurde er nicht deshalb untersagt worden. Die zunelasscn. Au-zählung der Stimm»»«! hat Zeuge: August Gumprecht, übrigens mit voller Oeffentlichkeit Garteustraße 6, Eutritzsch, siattgesunden. Am Schluffe der Eingabe deö WahlcomitüS der OrdnungS- parteie» aber beißt eS: Aus vorstehenden Erörterungen in Verbindung mit den im Pro teste behaupteten Vorkommnissen, selbst für den Fall, daß einige der letzteren sich späterhin als wahr Herausstellen würden, geht unzweisel- hast hervor, daß 1) ungesetzliche Beeinfluflunge» der Wähler durch Behörde», Aus. lüsmigen von Wahlversammlungen, EonfiScation von Stimmzettel» nirgend- nachgewiesen, überhaupt nicht vorgekommen sind; 2> daß «ine Einschüchterung von Arbeitern und Drohungen mit ArbeitSent- lassuug ebenfalls zu den Phontasiegebilden der Verfertiger deS Proteste« gehören, daß 3) „säst allgemeine Aurschließung der Oeffentlichkeit bei der Wahlhandlung" »irgend« stattgesunden hat. Was ferner die Papiersrogc betrifft, so gestatten wir uns, sowohl Umschlag all Origina Ibogen «nd Stimmzettel sür Vr Guetz hier beizusügen. DaS Papicr ist „Noriiialpapicr" nach der Königlich Preußilche» Borschrist, aber kein Pergamciilpapicr und durch nicht« äußerlich besonders kenntlich. Wen» irgendwo eine Einbiegung stattgesunden Hot, so könnte dieselbe nur da durch entstanden sein, daß bei einem verichwindenden Theile der Stimmzettel durch nicht ganz richtige« B schneiden der mittleren Theile de« Papierbogens am Rande des Zettels sich eine Art Falz gebildet hat. Es find im Ganzen 120.000 Slinim zettel auSgegebea warben und würde eS geradezu eine Unmöglichkeit gewesen sei», sämmtlich« Stimmzettel vorher in irgend einer Weise zu vräparireu. Der Zeitpunkt, zu welchem wir uniere Sliniinzettel auSgegeben haben, geht dem socialdemokrattichen Wahlconi'lü wahr scheinlich ebenso wenig an. als die Art und Weise, wie wir cs Iür gut finden, den socialdemokratischen Wahlkniffen entsprechend zu be gegnen. Stimmzettel sür vr. Max Goetz sind effectiv abgegeben worden, wie da« Resultat der Zusammenstellung ergiebt. Die Behauptung, daß der Mitnnterzeichner Sporig laut gerichtlicher Feststellung bei einer früheren Wahl sich gerühmt Hot, durch ,.finit, reich conslruirte Wahlzelle!" seiner Partei deu Sieg verschafft zu habe», beruht aus tendenziöser bö-williger Erfindung. Die Vicrrck'schen Agitatoren haben dagegen iiachgriviesriiermaßen in Neustadt Zutrittskarlen, sowie daraus best,Gliche Privat. Stempel »u Wahlversammlungen der Ordnungtparteien tha sächlich ge fälscht nnd sind iasolge dessen mit den, richtigen Namen belegt worden (siehe Beilagen ü. und T.), sowie Original-Erklärung der OrtSbehörde. Mittelst der gefälschte» Karten haben sich »ichrere Hundert Socialifteu, zum größten Tbeil gar »ich« wahlinü Gig. in die „eguerijche Versammlung eingrichlichrn und sich dcr größlru Ruhestörung schuldig gemacht, so daß 8 Beudormen und 12 Schutz leute nothwendig waren, um die Störensried« zu enisernen. Daß die Kriegervercine ihre Pflicht gethan hal cn (sie Beilage L,. und die socialbeinokrat-sch'» Verlockungen, welche d-rect an Nescivislcn und Landwehrkenle gerichtet waren, zurückgcwieic», mag d » H rren Agitatoren sur Viereck nicht oiigenrhui gcwcse» sci». Wir finde» eS ober sehr erklärlich, daß die Kriegcrveceioe. wenn sie Len Inhalt de» vo» «öS (siehe Beilage verbreiteten Flugblattes o»d die in demselbeo abgedruckten, ihnen von den socialdemokralischen Preß- Organen zugesügtea Beschimpfungen gelesen habe», sich wenig sür de» Candidaten der Socialdemokralie erwärmen konnten. Da« Protestcomitü verschweigt dagegen wohlwciolich, daß vo» seiner Seite die iogeiioniitc» Fachvereine, welche in der Hauptsache die socialdemokraiischen Agitatoren im Leipziger Landkreise gestellt haben, zur Wahllhüiigkeit herangczoge» worden sind, trotzdem bei jeder Gelegenheit die Leiter der Fachvereiue behaupte», sie öcsaßtc» sich nicht mit Politik. Wen» zum Schluß deS Protestes behauptet wird, natürlich ohne jede weitere Bescheinigung, daß die Wähler sich unter einem geradezu terroristischen Druck befunden habe», so loollen wir die Huiiderle von Beispielen nicht auszählen, wo ganz gut gesinnte Arbeiter bloS auS Furcht, von ihren Mitarbeitern schlecht behandelt zu werden, sür den ocialdemokratische» Landidale» gestimmt haben. Einem Buchbindergehilfen, welcher sür da« Wahlcomitö der ver einigten OrdnungSparteicu mit thätig war, hat man am Hellen lichten Tage unter Pfuirufe» ins Ä sicht gespuckt nnd ihn mit den geineinste» Echinipsredcn beleg». In de» Leipziger Vorstadlüörsern, in denen dir Socialdemokratie leider sehr stark vertreten ist, haben viele wohl gesinnte ordentlich« Arbeiter gar nicht gewählt, um sich nicht vor dem Wahllokale allen möglichen Insulten auSzuietzen. Diese „Attentate au da« sreie SclbstbestimmungSrccht und die Wahlsreiheit" sind uoch viel „schmachvoller", al- wie die im Wahlproteste behaupteten. Endlich wollen wir aber nicht unlerlassen, zwei von der Social- deiiiokiatie ausgegangene und öffentlich angeschlagene (natürlich während der Nacht und ohne Angabe des Drucker«) Vckaiintmachunge» beizusügen (Beilage» X L 6 v), aus denen eine Anzahl Handwerker und kleinere Geschäftsleute, welche weiter nicht- gethan haben, als dem Wahlcomitö der vereinigten Ordnung-Parteien beizntrcten und rei »ach Ueberzeugung zu stimme», bei dcr socialdemokratische» Zarlei in Verruf erklärt werden, mit der Absicht, dieselben in ihrem rrwerb und Fortkommen zu schädigen. In Coiinewitz ist kleine» Wirthen, welche Bier von einem reich-freundliche» Brauer beziehen, durch socialdemokratische Agitatoren geradezu bciohlen worden, aadereS Bier anzuschaffen, sonst würde ihnen die Kundschast entzogen. Die Socialdemokratrn beanspruchen sür sich allein das Monopol unbedingter und zügelloser AgitalionS- sreiheit. Sobald andere Parteien sich ausrassen, den ocialdemokratische» Agitationen entgegenzutreten, chreien die Wortführer derselben über Unterdrückung der Wahlsreiheit und lassen Proleste loS, bei denen die Quantität deS Behaupteten die Qualität ersetzen muß. Wir bitten ergebenst, der hohe Reichstag wolle die vorstehende Beleuchtung de« Protestes gegen die Wahl deS Herrn vr. meä. Ferdinand Goetz in Lindenau, welcher übrigens nicht, wie behauptet, »lit einer „winzigen" Majorität gewählt worden ist, sondern 712 Stimme» mehr als wie der socialdemokratische Candidat erhalte» hat, in Berücksichtigung ziehen und gestatten u»S noch aus die verschiedenen Beilagen zu verweisen. Ir» Ganzen umsaßt der Wahlbezirk, wie niitsoigrnde Karte ausweist, 187 Ortschaften, iu denen 30,102 gütige Stimmen, d. h. sür vr. Goetz 20,039 Viereck 19,327 zersplittert 36 Stimmen abgegeben sind, ersterer also 712 mehr wie dcr socialistijche Candidat erhielt. Wir erwarten ebenso zuversichilich, wie die Socialdemokraten doS Gcgentheil, daß die W'hl deS Herrn vr. Ferdinand Goetz. Lindcuau nicht mir nicht beanstandet, sondern ohne Wettere« sür giltig erklärt wird Musik. Neues Theater. Leipzig, 13. Juni. Man wurde gestern Abend lebhaft an die Tage deS Scheidens des vortrefflichen Neuinann'schcn Operncnsembles erinnert. Eine Künstler»!, welche die vorige Tlieaterdirectlon unserem Publicum aiS schvucS Bcrincichtiuß hmterlasse» hatte, schied nach langjähriger, überaus verdienst licher Wirksamkeit von unserer Äübnc, ber sie eine ungemein schätzbare Stütze geworden war. Es ist nicht Sache der Kritik, den Gründen solcher Vorgänge nachznspüren. wohl aber ist dieselbe nicht nur berechtigt, sondern sogar verpflichtet. daS herzliche Bebauern Uber das Scheiden der vortrefflichen Kunst- ierin zu betonen, ein Gefühl, welches gestern Abend seitens VeS Publicum» zu lebhastesteui Ausdrucke kam. Um die Bedeu tung der Wirksamkeit unserer geschätzten Künstlerin voll ermessen zu können, muß daran erinnert werben, daß das Gcbeunniß großer Bühnenerfolge heulzutage nicht mehr ausschließlich in den Leistuugc» berühmter Solisten zu suchen ist. Die Wirksanikcil dcr Meininger, der schöne Eindruck, welchen da» Gastspiel deS Münchner Ensembles hinterließ, ja sogar die Erfolge ber Mikatvgescllschasl haben zur Genüge gezeigt, daß allein die barmomsche Abrundung, die Vollendung aller Theile einer Ausführung zu großen Erfolgen führt. ES ist heutzutage stir eine Direktion g-iian so wichtig, sür sogenannte, in Wirklichkeit ost nur scheinbare Nebenrollen ausgezeichnete Kräfte zur Verfügung zu haben, als sür die großen Aus gaben, und von diesem Slandpnucte auS muß man — ganz abgescben davon, baß die Künstlerin zur Aiisiühriing großer Aufgaben vollauf befähigt war — Frau Metzlcr-Löwy'S Wiiksamkeit die höchste Anerkennung zolle». Wo auch die Künstlerin in eine Ausführung cingrifs, sei cö in junger oder aller MaSke. sei es im ernsten oder komischen Slil überall zeigte sie sich am Platze, wirkte sie mit Begeisterung zu Gunsten des betreffenden Kunstwerkes, immer war sie eine Zierde jeder Besetzung. Man vergegenwärtige sich doch ibre DeSpina, mit der sie vom hiesige» Pnbliciil» sich glanz voll verabschiedete, man beobachte, wie sie vbne jede Prälensiv» allmälig zum Mitlelpunct der ganzen Ausilihrung wird, inan denke daran, wie da» Ganze geschädigt werden würde, brächte ma» die Gegcniutrigue weniger geschickt in das Stück hinein und leicht wird zu übersehe» sein, wie unendlich wtchlig die piiiibertreftliche Leistung dcr Frau Metzlcr'Löwh in dieser Nolle geworben ist. Nu», die Künstlerin kan» mit dem Bcwugtsein scheiben, in ihrer Wirksamkeit ein bevorzugter Liebling deS PnblicumS gewesen zu sein, und wenn je dafür die Beweise gefehlt bättcn. der gestrige Abend hat sie uns gebracht. Tie Künstlerin schied von uns, überschüttet mit herzlichsten Sympathie», die Bühne schien in eine» Blumen garten vcrwanoelt, der Beifall wollte sich am Schluffe nicht legen, bis die Künstlerin mit erstickter Stimme ein Dankeöwort an die Zuhörerschaft richtete. Möchte unsere Bülme vor ferneren Verluste» auöcftzeichiiclcr Kräfte bewahrl bleiben! Tie Besetzung der Mozart'sche» Oper war die alte osl bewährte: Dorabclla Frau Moran-Olde», Lconrre Frau Baum an». Ferrando Herr Hedmondt, GugticlmoHerr Scbclper. Herr Gold berg stellt zwar dx» Do» Alsonso sehr gut dar, genügt aber gesanglich nicht./^Bezüglich des Znsammenspiels kamen häufig störende Fehler vor, was wohl darin seine» Grund hatte, daß bei den drängenden Vorprobeu zur „Götterdämmerung" Herrn Mahler keine Zeit zum Studium gelaffen werden konnte; ost wurden die Tempi aber auch so rasch genommen, daß die Sänger in Eonflict mit dem Orchester kommen mußte». Alle diese Uebclstände hätte man beseitigen können, wen» Her N> lisch an die gewohnte Stelle gestellt worden wäre, an dessen Temponahnie und Auffassung diy^künstlcr dcr Bühne nnd de« Orchesters sich gewöhnt haben. M. Krause. * Leipzig, 53. Juni. (Stadttheater.) Ein Rück blick aus die Thätigkeit der Leipziger Oper im Lause des letzten Jahreö zeigt, daß dieselbe eine vielseilige »nd groß- gewesen ist. A» Novitälcn kan c» zur Ani'inbrin'g: Na m >» o vo» Enge» Lindiier, Otto der Schütz von Bictor E. Neßler, und Hofsmann'S Erzählungen vo» Ost'-,»back>. Tie lange Liste rer Ncucliistlidn »nigen »msaßl die cd l'lcn Perlen der Operndichlnng. Dcn ersten Platz aus dieser ncbincn die Waguer'schc» Tondrame» cin: Nheingold, Walküre, Siegfried und Götterdämmerung^ u> bunter Reihe finde» wir sodann die Oper» verzeichnet: Di» orah, Ma »rei und Schlosser, Alceste, Templer und Jüdin, Ar- inida, Gustav oder Dcr Maskenball. Johann von Paris, Heinrich der Löwe, DaS goldene Kreuz, Die weiße Dame und Lucia von Lammermoor. Daß alle diese Opern in trefflichster künstlerischer Durch führung zur Ausführung gelangte», ist unseren Lesern bekannt. L Ein Metzler-Löwy-Album. Bei dem weit gehenden Interesse sür die leider von unserer Opernbühne nach jahrzehnllangcr ersprießlicher Wirksamkeit — dock, wohl nicht sür immer? — »('gegangene Sängerin Frau Paula Metzler-Löwy wird die Millheiluna nicht univillstominen 'ei», daß sich jeder Freund der trefflichen Künstlerin cin sinniges Andenken an dieselbe unschwer verschaffe» kann, wenn er sicb von ber Bildnißgallcric Leipziger Bühnciimitglicder, die im Atelier von Karl Bellach hier im Lause der allerletzten Z it mit Betstänbiiiß nnd Geschmack in sorgsamster AnSfubrniig angelegt worden ist, die Photographien nnt dem Portrait der Gefeierten in EabinctS« und Lisitenkarleiisormal auSwälttt. Mir selber liegen allein 15 verschiedene Ansnabmen vor, davon 10 i» EabinelSsormat. DeSpina auS „Oosi tan tulto", lra- vestirt als hochgelahrter Doctcr, eröffnet den Neige», drei reizende Pagciibilder in ganzer Figur folgen; zwei Anfnabiucn auS „Oberon" zeigen unS die holde Sängerin in kleidsamster orientalischer Tracht; zwei andere veranschaulichen sie als Matrone anS dem „Trompeter von Säktingen". DaS neunte Bild bringt miS daS „Goldene Kreuz " in Erinnerung: Frau Metzler-Löwy schaut schelmisch munter zum Fenster heraus. DaS letzte Bild ist cin Bruststück im Straße»an;ng. Die VisiteS" als KniestückporlraitS oder Brustbilder stelle» uns die Künstlerin im Salon - und Straßencvslüm, eins auch in Pagencostüm dar. Der GcsickitSauSdruck ist aus allen diesen -ildern von einer große» Anmulh, Ungezwungenheit und Liebenswürdigkeit. * Frau Moran-Olden, unsere gefeierte Primadonna, hat in dcn blältcrreichen Kran; ihrer Erfolge aus dem chlesischen Mufikfest in BreSla» neue und wo-hlverdienle Lorbeeren ei»flcck>le» könne». AuS dcn schon veröffentlichten Berichte» über dieses Mnsiksest ist bereits bekannt geworben, welcher Bewunderung und welche» Beifalls unsere treffliche Sängerin sich zu erfreuen Halle. Auch andere Blätter be richten in gleich günstiger Weise, z. B. schreibt der „Berliner Aörsen-Courier": „Den eigentliche» Triumph des Festes errang die Leipziger Primadonna Fra» Moran-Olden, die als eine der hervorragendsten dramatische» Sängerinnen ver Gegenwart zu bezeichnen ist. Ihr Mezzo-Sopra» ist von größtem Umsange und hoher Kraft, besitzt aber dazu eine Süßigkeit und Durch bildung des Tones, wie sie bei solche» Riesenstimmen höchst elten sind. Im duftigsten Pianissimo, wie im kräftigsten Forte erreichte die Stimme herrliche Wirkungen. Gemäß ihrer Universalität — gehören bock neben allen Wagncr- kcldinnen so heterogene Rollen wie z. B Donna Änna,- Earmcn, FideS zu ihren Glanzleistungen — durchlief die Sängerin auch in ihre» BrcSlauer Borträgen alle Empsindungö- calen von der heroischen Ocean-Aric anS „Oberon" und Isoldens LiebeStod bis zum einfach-lieblichen Wjsgenliede Mozart'S und dem neckischen „Lustschloß" Neinccke'S. Ucberall »lgte begeisterter Beifall der Künstlerin, um die Deutsch lands erste Bühnen Leipzig beneiden können." 65. Alifsiihrullg des Leipziger Zweigvereins VeS Allgemeine» Teutjchen Musikverrins tm vlüthner schm Saale. Leipzig, 13. Juni. MaS in den Concert-Annalen Leipzig- ober irgend einer anderen Musikstadt bisher wohl noch nie dagewcsen ist, hat Herr Klengel im Verein mit Herrn Willy Rebberg gestern in dem Concert des Leipziger Zweigverenis d,-S Allgemeinen MusikvereinS zu Wege gebracht: vier Sonate» sür Violoncello und Pianosorle, sämmtlich in Leipzig bisher noch nicht öffentlich gespielt, wurden von beiden Künstlern mit erstaunlicher Ausdauer und srappircnder Technck cu Gehör gebracht. Der kühne Plan ist aus- gesühri. das Unglaubliche — hier wurde eS gethan. Ader eine andere Frage ist eS. ob diese- nie Dagcwesenc daS Recht und die Aussicht Hai. als eine Neuerung in unseren Conceri-Gepslogenhciten dauernde Ausnahme zu finden? Wir antworte» mit einem entschiedenen: „Nein", ja wir müssen sogar Herrn Klengel aus daS Dringendste rathen. von einer Wiederholung diese« kühnen Unternehmen- in feinem und seine« Partner«, wie auch im Interesse des PubticumS abzustehcn. In seinem und seines Partner- Interesse: wett wir Beide als Künstler sehr hoch schätze» und namentlich Herr Klengel als Cellist unbednigt zu de» allererste» Vertretern ieines Faches zählt. Aber der Künstler muß immer mit sich als Menschen rechnen und bei selbst dem allcridcalstcn Streben hastet ei» „Erdenrest" als etwas „nicht reinliche«" o», den, der Zoll gezahlt werden muß: eS giebt eine Grenze, bis zu der die pbysiiche Krast dem geistige» Strebe» zu folge» vermag; fliegt der Geist höher, al« ihn jene tragen kann, so wird der Flug zum verhängnißvollen JkaruS-Fluge. Und diese Er mattung »nd Abspannung der physische» Natur trat gestern unleugbar ein, und gerade die Sonate, die man so gern mit frischer Kraft »nd ans dem Vollsten heraus gehört hätte, die neue Brabins'schc Sonate Op. 99 litt etwas darunter. Aber auch im Interesse de« Publicum- müssen wir abrathen. ES ist selbst bei der grüßte» musikalische» ReceplionSjähigkeit schlechterdings »»möglich, ohne das Gesicht dumpscr Abspannung so diel Violon- cello-Sonatr» zu hören. Der Zlisanniienklang von Violoncello und Clavicr, sonst so angenehm und wohllhuend sür das Ohr, wird mouoto» »nd schließlich säst unerttäglich. Und so verließ denn auch cin nicht unbedeutender Theil des ohnehin nicht allzu zahlrcichc» Publicum« vorder Brahms'jche» Sonate den Saal. Wir müssen dic-S umso mehr bedauern, al« cS sich hier uni ein Weit handelt, das eincn Maikstki» in der musst,ttlschcn Literatur bezeichnet, uud dessen erste Ausführung in Leipzig »nt vollem Recht in die »instta- tische Chronik unserer Stvdi eingetragen wird. Boch'S grundlegend.- Cellosouatcn, Beethoven'- -Vüur und nuinnelic Brahin-.' I-'ttur- Sonatc sind drei Höhepunkte auf dci» Vcbiet dcr Violoncello- Sonate. Eine uiigcnicm frische und fruchtbare Phantasie lebt »nd webt in dieser neue» Sonate, die in ihrer Fon» so claffnch abge. rundet, so alt und doch in ihrem Inhalt io phanlastisch, so ganz und gar neu ist. Mit reckcnhasicr Kühnheit schrcilet wutttigen Schritte« der erste Satz einher, du« Tremolo des ClavierS und ipuler des Cello malt dcn düsteren Hnilergnnid, von dem sich die kühne Gestalt des Helden abhebt. Der sogenannte Durchführung«!!»::! fehlt jv gut wie ganz; an seine Stelle tritt die freie Phantasie mit oll' dem reichen Material, das die moderne Kunst an Klangwirkungen und Jnstrumentalessecien kennt, und bringt so eine Ukberleitung zum H.iupllhcma zu Stande, die einzig in ihrer Art ist. Gegen daS Ende des ersten Satzes girb» der Ausdruck der Energie dem der Zart- leit und Seiilinicnlalilat breiteren Raum, und von accordncticn Figuren des Claviers umspielt bringt das Cello das im Charakter völlig u,»gewandelte Seileiunotiv. Von wunderbar einheitlicher, zarter Slmnnung getragen ist der zweite Satz (.lüngfio »flotuoso in l-ä»ttur): fcder Ton ist wie Gold !o sein und klar, so lieblich der G lang des Cello und die Jniitalion des Claviers. Ohne jede vcrsicckle Grübelei und Affcclalion erschließt hier der Meister wahr und lamcr, was die liefen seine« Innern bewegt: der Trost, de» sanfte Wehmnth dem Leid verleiht, ist dcr Inhalt dieses wunderbar ergrciscndiii Musikstückes Von erstaunlich kühner Faktur ist das folgende Scherzo (b'inoll) nebst seinem qeiangvolle» Alternativ; es ist, als sollte ein gewaltiger Geist in Fessel und Banden geschlagen werde»; aber im Bewußtsein seiner Krast lacht und spottet er dcr F sseln. Im letzten Satz bingegki, gelmgt der zarte» süßen Melodie, was dcr ciemciitarci, Gewalt veckagt war: dcr Heldengeist neigt sich vor ihr nach kurzem, ober klüsiigem Widerstreben, und die zarten Machte der Anmulh und Grazie trinmphirei, schalkhaft über dcn be- zwungcne» H ldcnsinn. — TaS Werk stellt an die AuSsührenden ganz tcdcntcnLe technische Schwieri.-ckcilkn; nicht minder verlangt eS I esc" ui,litt,Zische- Bciständniß »nd sorgfältige- Enigcheii in jede« Detail. Wenn ricllc tt-t I>i>- nnd da in bieicr letzten Beziehung bei der nrs!in,,.i ersten Aufführung dieses monunienlalc» WcrkcS nicht jede Forderung befriedigt wurde, sy lag dies a» de» oben bärge- stellten Umständen, und wir sind fest überzeugt, daß, hätte Brahin»*
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