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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.08.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-08-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188608145
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18860814
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18860814
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-08
- Tag 1886-08-14
-
Monat
1886-08
-
Jahr
1886
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.08.1886
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- WrschObrt tL-ttch früh 6'/. Uhr. Lr-ttNs« «»- Lkpr-iU»» Johannttgass, 8. S«echftu«-en -er Ue-ark»« BormMagl 10-12 Uhr. Nachmittag« 5—6 Uhr. -«»«»-« »n »- «»»»er -estt»» kochentase» tt» nnSonu-nn» Festtagen r sie »» NZÄ agnifrßßl »KchKftt,«,»« serüte a» achmittaa«, 3» -r« Fiiialr« str Iüs.-Allvahme- Otto Kle««, UaiversttätSstraß« 1. L««ts Lüsche, Katharine»!». SS, p. nur bis '/,» Uhr. UrWMr.TasMM Anzeiger. Olga« für Politik, Localgeschichte, Handels- und GeMftSverkrhr. Auflage LS,0S0. Ädonnemenls-rei» viertelj. 4V, ML. incl. Bringerlokn 5 Mk.. durch die Post bezogen 6 Mk. Jod« einzelne Nummer 20 Ps. Belegerempiar 10 Pf. Gebühren für Eitrabrilagen sin Tageblatt-Format gesalzt) «»«e Poftdesörderung 50 Mk. «tt Poftdesörderung 60 Mk. Inserate Sgespaltene Petitzeile 20 Pf. Erst»« Schriften laut uns. Prei-verzeichniß Tabellarischer u. Ziffernsatz nach höherm Tarif Keriamkll anter dem RedaetionSstrich die 4gespalt. Zelle öO Pf., vor den Familiennachrichtru die Sgespaltene Zeile 40 Ps. Inserate sind stet» an die EppeSttion zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung pruonuwenmäo oder durch Post» Nachnahme. ^ L2K. Sonnabend ven 14. August 1886. 80. Jahrgang. ZU gefilli-en Velchtmg. Unsere Expedition ist morgen Sonntag» den L» August, Vormittags nur bi« I-b Nhr geöffnet. LxpeSItloa Le« L-elpulger l'nxvdlLttes. Amtttcher Thetl. Assschreibmlß. Für den «chlacht. und Vtehtzof bierseldst sollen 1) die Grd« «nd Ma»rer»Arbetteu, r) die «Sbbalt.Arb-tte» ^ der Großviehschlachthalle, de« Kühlhaustt und de« Sanität«- gebäudtt auf dem Wege de« öffentliche« Lngebote« vergeben werden an der Kaiserin Augusta-Tlraße entnommen werden. Ebenda wird jede weitere Au-kunft ertheilt. Di« Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift: ,-Vrd, und Maurer» der. Asphalt-Arbeit«« sstr de» Gchlachthof»«»" versehe» bi« zum 24. August d. I. Mittag« IS Uhr an die Nuntiatur de« Raihhause« einzureichen. Wir behalten un« die Auswahl unter den Bewerbttn, sowie die Ablehnung sLmm Nicker Angebot« vor. Leipzig, am L. August 188S. — Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Tröndli». Heauig. Nichtamtlicher Theil. . Ignatiew's Programm. General Ignatiew soll einem Petersburger Journalisten gegenüber seine Auffassung der gegenwärtigen Lage auf der Balkanhalbinsel, insbesondere von den Beziehungen Rußlands pt Deutschland dargeleat haben. Der Grmidlon der ganzen Auseinandersetzung ist die Empfindung tiefen Haffe» gegen Deutsckland, weil es sich der weiteren Ausdeh nung der Macht Rußland» auf der Balkanhalbinsel wider setzt, statt Rußland in der Verwirklichung seiner Pläne freie Hand zu lassen. Fürst Bismarck «schrillt Ignatiew al« ein weit gefährlicherer Feind Rußland», al« e« Napoleon l. ge wesen ist. Dock bezweifelt Ignatiew, ob Deutsckland gut daran gethan habe» Rußland gegenüber eine feindselige Haltung emzunehmen, weil der Rachegedanke in Frankreich täglich an Ausbreitung gewinn«, und e« geschehen könne, daß Deutschland sich eine« Tage- zwischen zwei Gegnern be find«, welche Rache nehmen wollen und auch nehmen werden. Deutschland ist den, russischen General in der Thal zu Dank für den freundschaftlichen Wink verpflichtet, den er ihm zur Vermeidung der drohenden Gefahr ertheilt» von Ruß land und Frankreich in die Mitte genommen und vernichtet zu werden. Deutschland hat blo» Alle« geschehe« zu lassen, wo« Rußland auf der Balkanhalbinsel unternimmt, dann ist Rußland sein bester Freund und Frankreich kann sehe«, wie eS mit Deutschland allein fertig wird. Wie sich etwa di« übrigen Mächte im Falle eine« russisch»französischen Rache- IriegcS gegen Deutschland verhalten würden, darüber macht sich General Ignatiew keine Gedanken, für ihn ist die Niederlage Deutschlands, wenn nicht gar die Vernichtung schon hente entschieden. Ob die Unterredung stattgrfunden hat oder nicht, wird sich schwer ermitteln lassen, sicher ist nur, daß man in pan- slawisiischen Kreisen Rußlands so denkt und empfindet, wie der Petersburger Journalist nach Ungarn geschrieben hat, und das ist immerhin beachtenSwcrth. Nach den Ignatiew zugeschrie benen Worten verlangt und erwartet Rußland von Deutsch land Dank für die ihm in den Kriegen gearn Oesterreich und Frankreich gewährte Unterstützung. Dieser Dank soll darin be stehen, daß Deutschland sich um die Zerreißung des Berliner vertrage» durch Rußland nicht bekümmert. Ignatiew vergißt aber, daß Deutsckland zu de» Bürgen diese» Vertrage- gehört, und daß es die Pflicht hat, für die Aufrechterhaltuug desselben ein- zustchcn. De» Verlaus der bulgarischen Angelegenheit kann Ignatiew nicht als Verletzung des Berliner Vertrage« geltend machen; ru der Regelung dieser Sache hat Rußland selbst da» Geinige bcigetragen und die gefaßten Beschlüsse sind mit feiner Zu stimmung erfolgt. Ignatiew beweist also durch seinen Aerger über die Ordnung der bulgarischen Streitfrage nur» daß Ruß land sie iviver Willen zugelaffen hat. Wäre es »ach dem Sinne Ignatiew'« gegangen, dann gäbe e« längst keinen Fürsten Alexander von Bulgarien mehr und Rußland hätte me bul garisch« Sache selbstständig ohne Befragung der Türkei in die Hand genommen. Die Schilderung, welche Ignatiew vom Fürsten von Bulgarien entwirft, ist nicht sehr schmeichelhaft für diesen. Nach der Meinung de» General« ist der Kürst nach Bulgarien gekommen in der Absicht, sich auf Kosten de« Landes »u be reichern. mit Schulden sei er dort angelaogt und jetzt befind« er fick im Besitz von Millionen. Dafür Hab« aber Bulgarien seine Zukunft emgebllßt und stehe heute ans demselben Puncte wie Serbien. Von diesem Staate sagt Ignatiew. daß er moralisck, materiell und politisch zu Grund« gerichtet sei und Gelegenheit, gan, nebenher die Bemerkung einfließrn zu lassen, daß die großen Ereignisse, welche über kurz oder lang einkretrn müssen, Serbien unvorbereitet finden werden. E« erübrigt »och bmzuzusllgen. daß Ignatiew r« dem Fürste» Alexander al« schlimmsten Fehler anrechnet, mit derselben Türkei eia Bündniß geschloffen zu haben, welche die Bulgaren fo lange Jahre geknechtet und unterdrückt habe. So ist also die Lag« nach der Auffassung der panflawi- stischrn russischen Ehauvioisten Rußland» gestaltet, welche in Ignatiew ihren Herrn und Meister erblicken. Da« Bild, welche« der Petettburger Journalist vor un« entrollt, ist nicht neu. es ist seit Monaten in den verschiedensten Formen in einer großen Anzahl russischer Blätter und russischer Eorrespondrnzen anderer Blätter dargeboten worden, aber noch nie zuvor in dieser Vollständigkeit und systematische« Anordnung. Neu ist an diesem Gesammtbilde nur oer Serbien betreffende Theil. Die russische Presse hat sich bis her mit diesem Lande wenig oder gar nicht beschäftigt; hier ist zum ersten Male mit bündigen Worten gesagt, daß Serbien durch di« Skiedrrlag«, welche ihm Fürst Alexander beigcbracht hat» allen Errdit bei Rußland verloren bat. Ein Land, welchtt trotz doppelt so großer Arme« es nicht einmal mit dem vattenberger aufzunehmen vermochte, existirt für Rußland nicht mehr, weil e« al» Factor für die Er eignisse der Zukunft keine Verwendung finden kann. Der Sieg der Buigaren ist von Rußland für die russischen Osficiere in Anftoruch genommen worden, welche im Augenblick der Ge fahr Bulgarien schnöd« den Rücken wandten, aber wenn Serbien al« Sieger in Sofia erschienen wäre, dann hätte sich dieser Sieg al« Mederlage de« Fürsten Alexander ver» werthen lassen. Nicht einmal dazu waren di- Serbe« zu brauche«, also geschieht e« ihnen ganz recht, wenn sie jetzt unter da« alt« Eisen geworfen werden. Charakteristisch an dem Programm Ignatiew'« ist r« auch, daß er sich in demselben Augenblick über die Thorhrit de- Fürsten Alexander, welcher ei« Bündniß mit der Türket schließt, beklagt, während Rußland selbst dieser verhaßten Macht di« innigsten Freund- sckaftßdersicherungen spendet. Au« dem tirs verschlungenen Gewebe russischer Ränke, wie tt auch iu dieser angeblichen Untetredung mit Ignatiew wieder zu Tage tritt. ,st nur da« Eia« mit vollster Sicherheit zu erkennen, daß russische Worte und Versprechung«! werthlo« sind. Um mit Rußland aus friedlichem Fuße zu stehen, dazu giebt tt nur da» eine Mittel, daß maü ihm Achtung einflößr. Hat Rußland, die Ueberzeugnng. daß es bei einem Kriege schlecht fahren wird, dann wird tt einen solchen trotz aller Drohungen nicht beginnen. Ist aßet die geringste Aussicht vorhanden, daß Hin Kneg sich für Rußland günstig gestalten könnte, d,nn ist-kejo Vertrag fest genug, nur Rußland zur Bewahrung dtt Frieders» zu nvlyigrn. Man ist jetzt allgemein gespannt auf den weiteren Ver lauf der bulgarischen Angelegenheit. Die Vertreter der euro päischen Mächte werden binnen Kurzem ihre Bestätigung zur Abänderung dtt ostrumelischen Statuts ober ihre Einwen dungen dagegen zu ertheilen haben. Rußland betrachtet diese Sache wie alle vorangegangenen Bulgarien betreffenden Ab machungen al» eine leere Comvdie, die eö nur so lange mit- macht, al» eS der äußere Zwang der Verhältnisse erheischt, am liebsten hätte tt den bulgarischen Knoten schon längst mit dem Schwerte durchhauen. Aber dazu gehört mindesten» noch ein> Bundesgenosse, und tt ist zweifelhaft, ob Frankreich sich schon so bereit fühlt, um den schweren Gang mit Rußland zusammen antreten zu können. Die gegenwärtige Lage wird am besten dadurch gekennzeichnet» dag der Friede erhalten bleibt, weil die, welche ihn stören möchten, sich nicht stark genug fühlen, ihn z« brechen. * Leipzig, 14. August 1886. * Der Kaiser ist am Donnerstag Vormittag wohl behalten in die Heimath znrückaekehrt. Uebcr die Ankunft aus Station Drewitz brmgt die ,vossische Zeitung- folgende Schilderung: War tt in früheren Jahren dir Station Erohbeeren, ans welcher der Kaiser nach der Rückkehr au» dem Bade die Bah, zu verlassen pflegte, so war dtt kürzeren Wegtt wegen bereit« im vorigen Jahre der Ort Drewitz an der Wetzlar» Bahn al» Sud- station der langen Fahrt gewählt worden, wo der Kaiser auch heute wieder au-ftieg. Das von schönen Parkanlagen umgebene, in üppigem Brün gelegene Stationsgebäude prangte in herrlichem Schmuck. Rach und nach hatten sich au» den umliegenden Ort schaften und au« Potsdam eine Anzahl Familien, hoch und niedrig, eingesundea, um den Kaiser bei seiner Anlunst zu begrüßen. Gen,raladjutant Fürst Anton Radziwill. die Flügeladjulanten Oberst von Lindequist, Lommandeur dtt t. Garde-RegimentS z. F., Oberst Von Winterfell» und Oberstlteutenant von PeterSdorff waren an- wesend, ferner der Landrath Stubenranch und auch der AmtSvorsteher Berendt aus Kleiubeerrn» der den Kaiser früher bei seiner Ankunft in Großbeeren begrüßte. Genau 10 Uhr 50 Miaute» tief der kaiserliche Extrazug in den Bahnhof ein. Im Milttairüberrock und Mütze, dazu den Orden vcmr I« morit« und da» Eiserne Kreuz 1. und S Tlasse, schritt der Kaiser die Stofen zum Perron herab, gefolgt vom Genera l- adjutontrn Grafe» v. d. Goltz. Auf jedem Gesicht war die unver hohlene Freud« über das gesund« Aussehen des Monarchen zu lesen, welcher ln vollster Besundheitsfrische, da« lächelnde Antlitz von der Sonne de- südlichen Klimas etwa« gebräunt, die Mfug« mit der Hand an der Mütze grüßte. Nach einem längere» Gespräch mit dem Fürste» Radziwill und dem Landrath begab sich der Kaiser unter die Perronhalle, wo kleine Mädchen n»d die Schwester dtt Laadrath« Bouquets überreichten, die der Kaiser daukend entgegrnnahm. At er in das Wartezimmer eintreten wollte, wurde ihm noch von dem Töchterchen dtt Stationsvorsteher« ein schüntt Bouquet von Marschal Niel-Rosen überreicht. AIS der Kaiser den Wagen bestieg, stimmte die Schuljugend die Motette „Jehova" von Sticker an. der Kriegrrvrrrt» präsentirte und unter brausenden Hurrahrusen trat der Kaiser über Neueudorf uad Rowawetz die Fahrt nach Babelsberg au. Gleich hinter Drewitz bot sich ihm bereit« eia heimische« militairilchtt Schauspiel. An der Lhausse« stand ein« der Potsdamer Garde-Ulaneu-Regimeuter, welche« nach dem Maaövrireu gerade diese Stelle posfirtr, aafmorschtrt uad ließ den hohen Herrn au sich vorübersahren. Nack seinem Eintreffen auf Babelsberg empfing der Kaiser die Besuche der kronprinzlichen Herrschaften und Heren Töchter, sowie der zur Zeit in und bei Potsdam weilenden Mitglieder der königlichen Familie. Der Chef dtt Civil-Eabiaet«, Wirkt: Göh. Rath v. Wilmowski, hatte sich bei der Ankunft in Leipzs» von dem Kaiser verabschiedet uad von dark au« eine mehrwöchige ErbolungSreise angetreten. Ebenso hatte auch der diesseitig« Grsanvtr in der Schweiz Wirkt. Geh. Legationsrath ».Bülow, schon in Salzburg bei dem Kaiser sich abgemeldet «id war von dort au« aus seinen GesandtschoftSposten nach Beyn znrückgekehrl. Wie bereit- bekannt, wird die KaiserinXam Sonnabend Abend 9 Uhr Von Schlangenbad ia Potsdam * Dt- „Norddeutsche widmet der Rückkehr de« Kai G«. Mojests« der Kaiser ist »o» Gafteia in di« Heimath am eronnav« «iotreffen. Atlgemei »iss er S folge, rmkine Zeitung" folgende Betrachtung: 'Osts« mst, der Präcipualbeitraa Preußen« bewilligt, der Bundes» >th hat Uber die Modalitäten der Bauausführung uad die nrichiung einer kaiseriichea Canalcommission Bo om, der Bevölkernvg mit warme« Herze» frrndig Unser Kaiser ist wieder dal --- so geht dir Botschaft »ou Mund zu Munde und Jeder, der sie weiter verbreitet, fühlt sich hoch de- glückt» htnzufügen zu können, daß unser erhabener Monarch, wie Sein Aussehen beweise, sichtlich erfrischt und gekrästtgt von Seiner Reise zurückgekehrt sei, sich als» di« Nachrichte», welche über die gute Wirkung dtt LurgebrauchS ia EmS und Gastrin etnliefen, vollauf bestätigen. Dank der gnädig waltende« Vorsehung ist da» Befinden dtt Kaisers während der gnnzea Dour nicht einen Augenblick getrübt worden; so wenig, daß Er nicht blo» de» Pflichte» dtt Lvrgebrauch« ohne Unterbrechung obliegen, sondern Eich auch dem Genuß dtt herzliche« Familienverkehrs, welcher demstlbr» gewohnheitsmäßig olgt, mit Freudigkeit widmen konnte. Wir denken hierbei nicht blo« an Koblenz und die Jusel M-iaau, souder» auch an Gastein und Salzburgs hat doch die Iunigkeit der Beziehungen, welche zwischen unserem Kaiser und Kaiser Frauz Joseph obwalten, von Neuem eine erfreulich« Bekräftigung rrsabreu. Wenn aber da« deutsche Volk, ebenso wie dir Völker der öfter- reich-ungarische» Monarchie, tu der Herzlichkeit der p-rsöu- licheu Beziehungen zwischen de» beide» Monarcheu mit freudiger Genugthuung die Bürgschaft sür di« Erhaltung dtt beiden Staaten znm Segen gereichenden Bündnisse« erkenne», so hat sicherlich die Solennität, mit welcher sich die Begegnung der beiden Kaiser in diesem Jahre vollzog, einen »m so freudigeren Eindruck ans dieselben geübt, ohne daß sie im klebrigen Veranlassung hätten, dieser Solenni- iüt irgend eine demonstrative Tendenz untrrzuschtebra. Im Gcgenthetl wird mau überall, wo die Irhattnug de-Friedens in die obersten Ziele der Politik ausge nommen ist, welche tu derselbe» die Bedlngnag de» Bölkerglücke» und einer gedeihlichen Enltnreutwtcke- lung erkennt, gleich sehr wie in Deutschland »ad l» Oesterreich-Ungarn sich Glück wünschen zu de» Art» wt« di« Kaiserbegegunag sich ta diesem Jahre vollzogen hat» denn diese Solennität charaktrrlstrt nicht blo« de» Fortbestand, soudtrn auch da« Wachsthu« der freundschaftlichen Beziehungen ans der Gr«ublo>« de« vollen, wechselseitigen Ituvrrstkadnissr«. Und damit haben auch wir von Nenem eine» Impuls empfaugen» dem Ausdruck drr Freud« über dir Rückkehr dtt Kaiser« und Seine »o. Neuem gckräftigie Gesundheit benjeutgrn dtt Danke« «tnznoer- leiben, zu welchem Seine FrtedrnApoltÜk an« »ad ganz Europa oerpflichiet. Wir können diesen Dank nicht etasachrr und herzlicher »»«drücken, al» indem wir ihn in Heu Auusch rinklrideur Gott schütze und erhalte unsere« Kaiser Wilhelm! * Fürst Bismarck wird voraussichtlich Eude diestt Mm-at« wieder in Berlin riutreffe». Die Minister Mahback uul, vr. Friedberg kehren in diesen Tagen, der StaatOminister von voetticher vorauefichtlich am TT. h. M. wieder von ihren Gommerreise» nach Berlin zurück * Da« Gestz Uber dea Nord-Ostsereanal ist in Kraft rath Einrichtung schluß gefaßt. Gleichwohl darf nickt erwartet werden» daß der Bau selbst in nächster Zeit schon in Angriff genommen werden wird. Da bedarf tt zunächst der Bildung der bczeich- neten Eanal-Commission, zu der sich da» Reich ,n Ermange lung eigener Kräfte da« techuische und administrative Personal von den Bundesstaaten, iu erster Linie von Preußen. Überweisen lassen muß. Dasselbe gilt von der techuische» Eeatralstelle zur Re vision der Eiurelprojecte und Anschläge und technischen lieber- wachung der Bauausführung. E« liegt auf der Hand, daß mit dieser Ücberweisuna die Ordnung einer Reihe von Fragm fiaan- liche Canalcommission selbst organisirt «nd der Sitz derselbe», sür welchen Rendsburg und Kiel in Frage kommen, be stimmt, so wird das an Ort und Stelle fungtrend« technische Personal zu beschaffen und erst dann an die Eiuzelau-arbei- tung dtt Projekts zn gehen sein. Diese muß vorangehen, ehe auch nur an den Grunderwerb gegangen werden kann. Abgesehen von den beiden großen Endschleußen bietet der Canal» bau erhebliche technisch« Schwierigkeiten nur auf denjenigen Strecken, in welchen er durch Moorboden geführt werden muß. Hier wird der Tracirung im Einzelnen au« besoadere Sorgfalt zu widmen und erst nack der eingehendsten Specialprüsung die endgiltige Feststellung vorzunehmen sei». E« wird daher bei aller Bescklcunigung der Vorbereitung noch immer geraume Zeit verfließe», bi» mit dem Bau selbst begonnen werden kann. — Noch in weiterer Ferne steyt anscheinend die In. angriffnahme dcS Rhein-Em»-Canal». Für di« AuS sührung desselben ist bekanntlich di« unentgeltliche Hergabe dcS Bauterrainö seitens der Interessenten gesetzlich al» Bedingung gestellt. Bevor diese Bedingung nicht erfüllt ist, können die in dem Gesetze bewilligten Credite nicht flüssig gemacht und daher selbst die speciellen Vorarbeiten nicht m Angriff ge. nommen werden. * Der Erbgroßherzog von Baden kam am DienStag mit seiner Gemahlin bei seinen Schwiegereltern inKvnigstein an. Da» Aussehen dtt von langer Krankheit Genesenen wird als ein vortreffliches geschildert. » * » * DaS telegraphisch bereit» kurz zusammengefaßte Hand, schreiben dcS Kaiser« von Oesterreich an den unga. rischen Mii isierpräsidenten von Tisza lautet wörtlich: „Lieber TiSza! Mi» Bedauern Hab« ich wabrgeuommeu, daß einige in jüngster Zeit erfolgte mtlitatrisch« Personalveränderungrn z» verschiedenen Mißdeutungen Veranlassung geboten baden, welch« znr Beunruhigung und Irreführung der »sseutlicheu Meinung «nd zu einer bedauerlichen Trübung dtt bisher in den Länder« der uu- «arische« Kraue bestandenen guten Verhältnisse« zwischen den bürger- lichen Bewohnern uad der Armer führen kSante». Ditt ist jedoch um so bedauerlicher, ak« den erwähnte» Personalveründernage» ohne Verletzung irgend welcher gesetzlicher oder verfassungsmäßiger Reckte lediglich mMtairisch-dienstlick« Rücksichten zur Grundlage dienten. I» Folge deff«, «atsallt» all« fälschlich daraus geschlossene» Folge- rnuge» »oa selbst. Ebenso bedauerlich ist tt, wru» wegen »rreinzelter Thatsnche, dir ganpe Armer abfälliger Kritik »»»erzogen wird. Der Geist der all« Bölkerichafteu der Monorchie »«fasse,den Armer ist kein anderrr und tt ist uuch nicht zulässig» daß er ei, auderrr sei, ,l« derjenige dtt obersten KriegSbrrru, was gerade die sicherste Garantie dafür bietet, daß dieser Geist auch künftig v», keiner anderen Empfindung bedeorfckt werden kann, al« von dem wetteifernden Strebe» iu treuer Pflichterfüllung, welche Pflicht der Armee nicht blo« die der- «heidigunq der Monarchie nach außen, sonder», indem die Armer jedem politischen Parteilreiben sernsteht, im Jutereffe drr Erhaltung drr Ordnung im Inner» auch de» Schutz der Gesetze »ud drr gr- setzftch bestehenden verfassungsmäßige« Jnfntuttoae, iu sich begreift Nur absichtlich« Unwissenheit oder unlautere Motive kvauleu dahiu führe», daß die Armee, welch« im Kriege wie im Frieden stet« treu u»d opftrbereit ihr« Pflichte» erfüllte, zu dem wahre» Patriotismus, zn den Gesetzra de« Lande« und zu der Verfassung iu Gegensatz gestellt wird. Obgleich ich demgemäß glauben müßte, daß bei einer unpar teiische» und leidenschaftslosen Erwägung de» SachverballeS die in Rede stehende Erregung bei der loyalen und nüchternen Be- völkerung alsbald einer beruhigteren Sinnmung Raum geben wird, ist tt dranoch möglich, daß diese Mißdeutungen durch ihre längere Dauer Veuaruhiguug in weitere Kreis« tragen und die gegenseitige Erbitterung nähre« könnten, wa« zu bedauerlichen Folgen tühren köante. Im volleu vertrauen zu ihrem stet» bcthäiigte» Patrio tismus und in Uebereinftimmung mit Ihren dicssalls ausge sprochenen Ansichten diu ich überzeugt, daß Sie dieser Sache, was ich hiermit auch wünsche, Ihr« beiondere Ausmerksamkeit zuwendcu uad entsprechende Borlehrungen treffen werden, daß dort, wo eS nothweadig, die Bevölkerung entsprechend aufgeklärt, und wenn trotzdem gesetzwidrig« oder verdammenSwerthe Agitationen oder Verdächtigungen Vorkommen sollten, gegen dieselben die ganze Streng» dtt Gesetztt angewendet werde. Ischl, 7. Angnst 1886. Franz Josef. Tisza." Der Wortlaut dtt Schreiben« verstärkt noch den Eindruck, den der telegraphische Au-zug zu macken geeignet war. Offener und unzweideutiger konnte Kaiser Franz Joses seine Willen-mrinung nicht au-vrücken, auch den letzten Schatten eine« Mißverständnisse« zwischen sich und den Ungarn zu be seitigen. — DaS leitende Wiener Blatt, die „Neue Freie Presse", schließt einen Artikel über diese Angelegenheit wie folgt: . . . Nun aber, da die Jan»ky-Episod« mit ollen ihren nn- alückliche» Eonsequenzea zu einem befriedigenden Abschlüsse ge. komme» zu sein scheint, nachdem die öffentliche Meinung in Ungarn die denkbar stärksten Bürgschaften dasür erkalten hat, daß sie in Bezng aus die Leudeuze« und Gesinnungen der Armee sich im Jrrthumr befunden, »an darf wohl auch der Wunsch anSgrlprocheu werden, daß mau in Pest den Theil der Schuld a» de» unglückseligen Mißverständnissen einsehe, der Ungar» trifft, daß man erkenne, wt« sehr man sich übereilt batte, «inen ineiischlich gerechtfertigte» Act kameradschaftlichen Gefühl« zu mißdeuten, uad daß man darauf bevacht fet, ia Zukunft solche verhäugnißvolle Empfindlichkeiten z» vermeiden. Denn es ist aich« zu vergessen, daß so wie die ungarische Nation auch die Armee ihr» Ehrrnpnici« hat, die nicht ohne Roth gereizt werden sollen. Ungar» weiß hente au« dem kaiserlichen tzaudschreidrn, daß die Armer» weit entfernt von Feindseligkeit gegen den ungarischen Staat »nd dt« ungarische Bersassung, bereit ist, beide mit ihrem Blut« z» verthetdigea; insofern als» dereinst die Arniee eine Waffe dtt AdsolutiSmu« war, hat st« mit drr Bergoiigcnheit gründlich gebrochen. Insofern aber di« Armee ans Jahrhunderte rühmlicher Pflichterfüllung zurückblickt, insofern sie eine soldatische Traditio» uud Geschichte besitzt, insoseru sie «in Erbe von männ- ltchem Ehrgefühl, knmeradschastlichem Geist, Hingebung an Pflicht und Dienst überkommen »nd dem zukünftigen Geschleckte in Waffen wieder zn übertrage» hat. tnsosrr» hat die Armee mit ihrer Ber- gcmgenhrtt utcht gebrochen, «nd kein schlimmere« Unglück könnte Ungarn wie Oesterreich wessen, al« wenn diese Tradition jemals verloren gehen kannte. Diese moralischen Faktoren aber, welcke aothwendtg stad für eine Arme«, wie sie tm Staate uud in der Nation nicht entbehrt werde» können, haben auch Anspruch auf Achtnag »ad Rücksicht; sie haben diesen Anspruch umsomehr, al« dir DtSctpIia drr Armee ihren Angehörige» den Mund schließt, auch wenn sie überzeugt stad, Unrecht zu dulde», und als diesem fein orgauistrteu Körper »ach außen hin nicht die zahllosen Mittel zu Gebot« stehen, selue Empfindungen zn äußern, wie einem Volke, dtt volle Preß- und BersammliiagSsreiheit genießt. Dies sollte an dem Tage, da Ungarn fast eine neue verbriekung seiner Verfassung erhalte« hat, nicht unvergessen bleiben, und wenn die Patrioten tu ihrem Herzen der Krone deu Treu-Eid erneuern, so sollt« darin da» Gelöbniß eingeschlosseu sein, auch den ehrenvollen Traditiouen drr Männer mit Achtung zu begegnen, deren Leiber Land, Verfassung und Freiheit decken. DaS ist eine Ehrenpflicht Ungarn« gegen die Krone, die Armee und den Bruderstaat Oesterreich. * In der ersten Hälfte dtt lausenden Jahre- kamen in Ungarn 726 NamenSmagyarlsirungr» vor. Von den «agyarisirteu gehörten 334 der römisch-katholiscken, 327 der jüdischen, 28 der griechisch-katholischen, 26 der evan gelische«, 8 der resormirlrn, 2 der griechisch-orientalischen und 1 der «uitarische» Kirche an. * Der mächtige Einfluß de» Procurator« des „heiligen" SynodS, PobjedonoSszcw, erstreckt sich — so wird der „Schlesischen Zeitung" au» St. Petersburg gesckrieben — nun auck auf die Armee. Ter starr an den Grundgesetzen dtt griechisch-orthodoxen Glauben« sesthaltende einflußreiche Rathgeber dtt Kaisers hat tt durchgesetzt, baß jetzt die Fast tage innerhalb der Armee auf daS Strengste innegehaltcn werden müssen. Bisher herrschte in den Truppentbeilcn daS sehr vernünftige Bestreben, den Mannschaften so selten als möglich Fastenspeisen zu geben; da der Fasttage außerordentlich viele — in der Osterzeit sieben Wochen hintereinander — und die jungen, körpertlck dock noch nickt völlig entwickelten Soldaten, zumal bei dem anstrengenden Dienst, kräftiger Fleischspeisen bedürfen. In militairärztlichen Kreisen ist die Ansicht verbreitet, daß sich diese Maßregel als der Gesund beit schädlich erweisen wird, wa« auch sehr wahrscheinlich ist. Zumal in den nördlichen Garnisonorten, in denen Fieber aller Art häufig sind, ist der Genuß von Fleisch geradezu Lebensbedingung. In der bezüglichen Verordnung ist be sonder- die AÜfrechterhaltunh der kirchlichen Gebräuche und Förderung dtt religiösen Sinne« unter den Mannschaften betont. * Man schreibt un» au-Petersburg, 11. August: „Die Curatoren der Unterrichtsbezirke Petersburg, Moskau und Wilna haben eine Verordnung erlassen, daß der evan gelische Religionsunterricht in russischer Sprache ertheilt werden soll." * Zur Lage in Montenegro wird drr .Politischen Correspondenz- auS Cetinje, 4. August, geschrieben: In den letzten Tagen sind zehn junge Montengriner, wetch« auf Sta-ttSkosien di« Mililaironstalien in Italien besucht «nd dort Osficiersprüsung abgelegt Hallen, nack ihrer Heima'h zurück- gekehrt uud warten nunmehr aus ikre Anstellung. ES heißt, dieselbe« werdr» zu BataillonScommandanten ernannt werden. Hiermit erhält dn» montenegrinische BolkSbeer die ersten europäisch gebildeten Führer eigener Natioaalilät. Ter italienischen Regierung ist man hier sehr dankbar dasür, daß sie in liberalster Weise den montenegrinische» Offlciers-Aspiraale» den Besuch ihrer Militair-Akudemiea gestaltet hat. iudrß ist tt übertrieben, wenn russische Organe behaupten, die fürst lich« Regierung werde auch ia volttftcher Hinsicht ein« Anlednung au Italien suchen und sich bemüden, ganz ipecielle Beziehungen zn dieser Großmacht herzustellen. Aus diel« Art, meint dtt „Rowvje Wremja", könnte da» maritimeIuterefle Montenegro« gegen jede 8er- gewaltigung fetten» einer „Rackbarmocht" gewahrt werden. Abgesehen von Rußland, mit welchem Montenegro durch besondere Bande drr Nossen- uud Religionsgemeinschaft verknüpft ist, hat mau sich i» Eetinje zu keiner Macht jemals derartig hiugezogen gefühlt, um ein engertt Bündniß anzustreben. Auch ist der vom russische» Blatte augegebrue Grund ganz lächerlich. Die „Nachbarmacht", auf die „Nowoje Wremja" anspielt, bedroht weder da» maritime, »och irgend et» andere« Interesse dtt Fürstenthum«. Ja. dir Thatsache, daß
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