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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 31.08.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-08-31
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188608311
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18860831
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18860831
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-08
- Tag 1886-08-31
-
Monat
1886-08
-
Jahr
1886
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 31.08.1886
- Autor
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. «ktzgttl»» »ntz LrPtöiti»u Johonnesgasie 8. Lprrch-«>hr« strr tzkrtzsrlu»«: BotMikag« 10-13 Uhr. Nachmttte,« 5—« Uhr. «dl ei» Itvck,»»» anmioodtee M»n»icri»«, ««cht «ch di« R«»»e«», «cht »er»u>»i>ch, An««»«, »er für »t« ntchfts«l,„»« Rnmme» tz»ftt««t»» Jnker«te «» tÜ»chr»ta«,« »i« » Uhr Nachmittna», a«G««p- u«ö Festtagen sr«h tzi-'/,» Uhr. 3n drn Islialen str Ins.-Aunahmn V»»« Klemm. Universiiätlstratze 1. L««t- Lischt, Katharinenstr. SS, p. nur »t« '/,S tttzr. eWMr.TWMM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichtr, Handels- und Geschäftsverkehr. Auflage LS,SSV. Zdoiuiemeiilsprri« viertelj. 4'/, MH. incl. Bringcrloim ö Mk., durch die Post de»»ge» 6 Mk. Jede einzelne Nummer 20 Pj. Belegexeinplar 10 Ps. Gebünren ,ur Extrabeilagen iin Togebiati-Format gesalzt) «hur Posidejördecung 50 Mk. mit Postbesörderung 60 Mk. Inserate ögespaltene Petitzeile 20 Pf. Größere Schriften laut uns. Preisverzeichniß rabeanrischer u. Ziffernsatz nach höherm Tarif Urclamrn unter dem NedactionSstrich die ^rspa». geile bOPf., vor den Familie nnachrrchtea die 6geipalle»e Zeile 40 Ps. Inserate sind siel« an die HxpeSitton zu lenden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prnalluweranilo oder durch Posi- nachnahme. 243. Dienstag den 31. August 1886. 8«. Jahrgang. Amtlicher Theil. LMische« Sluseu«. von Freitag, drm S. September, an ist da» städtische Museum dem Publicum wieder geöffnet. Die näheren Be» stimmungeu hinsichtlich de- Besuch» desselben sind unten vermerkt. Leipzig, den SO. August 1»86. lu 5070. Der N«th »er Gt«dt Leipzig. vr. Georgi. Heiilschrl. Da- städtische Museum ist geöffnet: Sonntag» von lO'/,—3 Uhr. an vru übrigen Tage., (mit Au-nahme de» Montag») im Sommerhalbjahr von 10—4 Uhr, im Winterhalbjahr von 10—3 Uhr. Sonntag», Mittwoch» und Freitag» ist der Eintritt unenlgclllich, DieaStag», DoaaerStag» und Soan» abeav» wird rin Eiiitrittöaelo von 50 ) «rhobrn. Montag» ist der Besuch de« Museum« im Sommerhalb jahr von 12—4 Uhr, im Winterhalbjahr »on 10—S Uhr, nur unter Führung und gegen Zahlung eine- -kt»» trtttSgelde» von 1 gestattet. Ln den 3 Hauptsonntagen der Oster- und Michaeli-mefle und au dem in die Messe fallenden prruhischen Butzlag« ist ein StatrlttSgeld von 25 ^s zu zahlen. Der auf Do»ner»taade» K. Srptewbrr lanfrn- den ^ahre» fallend« Wochenmarkt «irv wegen de« Gebauteste» aus Mittwoch den L. Septemdrr o. »erlegt. Leipzig, am lv. August 1886. Der Rath der Stadt Leipzig. ld. Sl24. ür. Tröndlin. Hennig. Die Leuchtkraft de- städtischen Leuchtgase- betrug in der Zeit vom 23. di- 29. diese- Monat- im Araandbrenner bei 2.5 Millimeter Druck und 140 Litern stündlichem Consum da» 16 83 fache der Leuchtkraft Ver deutschen Normalkerze von 50 Millimeter Flammen höh«. DaS speeifische Gew,ch^rüt, sich im Mittel auf 0.432. Leipzig, am 30. August 1886. De» Math» Depntatton zn den Gasanstalte«. Vieb-shls-VMinMichiUls. Gestohlen wurden vier erstatteter Anreise »»fatar: 1) eine silberne Tyltnderuhr mit Krcunde, geriefter Rückseite mit wavpenähnlichem Schildchen und kurzer Messtngnßrtette, miitelft Taschendirdftahl» aus einer Promenadrnbank am Magde burger Bahnhose, vom 22 bi« 23. ds». Mts. Rächt«; 2) eine tombackene CtzlinderUhr mit geriester Rückseite »ad der Nummer 73.093, daran eine kurze eiusache Stahlkette» au« einer Bude in, Rayon de« Bayerischen Bahnhof«, am 23. ds«. Mt«. Nach- mittag«; * 3) eine kleine goldene Tamen-TtzltuVernhr mit geriester Rück seite. mittelst Laschrndiedftatzl» aus »tuer Promenadrnbank am Roßvlatze, am 24. ds«. Mt«.; 4) «IN» iltrrr goldene La»«tt»Ttzlluder«Drm1t geriestrr Rück seite und kleinem Desect im Glase, an« rtner Wohnung in Nr. 16 der Nürnberger Straße. am 28. ds«. Mt«. Nachmittag«; 5) eine silberne Ancreuhr mit Goldrand, Eecnnd«, geriester Rückseite mit »tngravirter Mühle, eia schwarzrr steifer Filztzut, glatter Kopf, gelbseiden gefüttert, im Futter .^Vvgoe, l^ipryx" gedruckt, eln draunpolirter Sp«xterft«ck mit Stahletnlage, am 30. d. Mt«, früh, ans rinrr Pcomenadenbank am Magdrdnrger Bahnhose Etwaige Wahrnehmung» über de« Brrdllrb der gestohlenen Gegrnständ« »der drn Thäter sind »ngesänml bet »nserne Lriminal- Abtheilung znr Anzeige »u brinaen. Lripzt», den 30. August 1886. Ta« Palizri-Amt »er Stadt Eet^a. vretschnelder. -S. Am IS. vor. Mt«, sind im Pletßrnstusse uatrrhakb des Freibad«« 1 Paar stuadenkttesel anaeschwommen, voa einem Knabru auf- gefangen und an un« obgeliesert worden. Fall« Jemand Aufschlaß über den Ligrnthümer drr gedachten Stiesel geben kann, sordern wir denselben ans, uns »nvrrzüglich Nachricht zukommen zu lasten. Lripzig, am 26. August 1886. Ta» Polixet-Amt der Stadt Letpzi». l. 4190. vretschnelder. Saüeumacher. McM-Symuaßum. Der »sfentlich« Schulactu« (Festrede de« Herr« vr. Krieger) zur eier de« NatianalsesteS wird am Donnerstag, s. Septrmber, früh Uhr beginne». Zu geneigter Teilnahme ladet i« Namen de« Lehrercollegium« ergebenst rin vr. »«»daß. Steuer-Zuschlag zur veckuug des Aufwandes der Handelskammer. Die Handelskammer hat beschlossen, zur Deckung ihre« «rrwal- tungs-Auswandr«, einschließlich de« Buswande« drr Börse, von ihren Wahlberechtigten, d. i. von denjenigen Kausleutr« »nd Fabrikanten in Leipzig und im Bezirke der Amlöhauptmannschost Leipzig, welch« l» Spalte ä de-rinkommenstener-Katafter« (Einkommen au« Handel, Gctverbe u. s. w.) mit mindesten« 1900 >4l eingelchiitzt sind, für da« kansend« Jahr einen S»rurr-3»schlag »a« »ter Psenntg aa jede Mark desjenigen Steuersätze-, welcher nach der in 8 IS de« Einkommensteuergesetze- enthalkenen Scala auf da« ta Spalte ä de« Elnkaiiiuirnsteuer-Kataster- eingestellte Einkommen jede« Beitrags pflichtigen entfallen würde, mit drm aus den Id. Swtrwdrr d. I. anstehenden Hebetermin erheben zu laste», »nh «I »tr» dieser Zn» schlira hiermit au-geschrieden. Leipzig, de» 26. August 1886. Ter Vorsitzen»« her Haud,l»kaw««r. vr. WachSmuth. vr. Sensel, S. Per »ie-jithrige »»rite Rotz- un- Biehmarkt tu Volkmarüdorf Letpri- fiude» Mittwoch, de» 8. September oo. Lar Gawatadarattz dafatdA Sh»«»» Nichtamtlicher Theil. Jur bulgarischen Frage. Jetzt endlich ist Licht in da« Dunkel gekommen, welche« bisher llöe« di« Vorgänge vom 21. August bi« zur Ankunft de» Fürsten ln Lrmdrra verbreitet war, und diese» Licht be leuchtet Ereignisse, welche weit schlimmer sind, al- bi-her angenommen wurde. Die Zahl der Truppen und besonder« drr Osficier«, w«lch« aa dem Ausstand betheiligt waren, ist sehr brdeutend. Sie setzt sich zusammen au« sämmtlichrn Officieren der Äunkerschule und de« ersten Artillerieregimrnt», vielen Ingenieur-Osstcierrn und mrhreren Officieren vom ersten Änsanterie-Rrgiment. Die Schiffswache bestand au« der zweiten Compagnie de« Donau-Regiment» und sämmt- lichen Officieren, nach den Miltheilungen de« Corresponvenlen der »Kölnischen Zeitung" au« 40 Junkern und etlichen Osfi- cieren. D« drm Ueoerfall im Schloß waren etwa 20 Osficirre bethriligt und al« der Fürst vom Krieg-Ministerium nach dem Kloster Esirobol im Balkan gebracht wurde, umstanden ihn gegen 40 Osficirre in unehrerbieliger Hal tung, die Hände in den Hosentaschen und grinsten ihn an, wie sich der Gewäbr»mann de» .Berliner Tageblattes" au»- drückte. Auch die sonstigen Veranstaltungen der Berschwörer waren so getroffen, daß die Lrbensrettung de« Fürste» wir ein Wunder «rschrint. In allrn Städten an der Donau waren Mörder gedungen, um drn Fürsten nirderzuschirßen oder zu «rstechen, und ganze Band«» waren aufgedoten, um ihn rin» usangrn. Die Behandlung, welche der Fürst bi» zu seiner kandung in Reni hat erdulden müssen, ist so empörend, »atz man kaum Worte findet, um sie gebührend zu kenn- eichnen. Aber da» Schlimmste an der ganzen Sache ist, datz >i« Verschwörung fünf Monate lang vorbereilel war, ohne datz drr Fürst eine Ahnung davon Halle. Nach der Aussage de- Hosprediger» Koch, also eine« grwiß zuverlässigen Gewährs mann»«. Hot der Militairattach« de« russischen General konsulat« schon vor fünf Monaten im Namen de« Zaren einigen Officieren de- Krieg-ministcriumS „nd der Junker« chule, deren Commandant er war, die Rückberusung der russischen Osficirre versprochen. Wenn sie den Fürsten fort- jagten und den Wiedereintritt russischer Osficiere in di« ärmer duldeten, dann sollten di« bulgarischen Ossiciere mit ihrem gegenwärtigen Rang in die russische Armee übrr- nommen und die Brigaverommandanten pensionirt werden. Hier tritt also einmal di« rnssisch« Urheberschaft der Ver schwörung klar zu Tage, ein russischer Osficier mißbrauchte seine Stellung al« militairischer Beirath de- General konsul«, um Osficier« zum Trcubruch gegen den Fürsten zu vrrleiten. Da« sind die Vorgänge bei der Verschwörung selbst und dir Vorbereitungen zu derselben. E« fällt aber für die zukünftige Entwickelung der bulgarischen Verhältnisse schwer >»« Gewicht, daß die .Norddeutsche Allgemeine Zeitung" etzt, nachdem die Rückkehr de« Fürsten in sein Land ent- chieden ist, auf ihren Ausspruch bei Bekanntgabe de- Aus staudr« vom 21. August, daß durch die Bewegung in Bulgarien deutsch« Interesse» nicht berührt wcrdrn, zuriickkommt und dies«, Au«ss>r»ch näher begründet. Di« .Norddeutsche All gemeine Zeitung" hat vollkommen Recht, wem, sie meint, daß bei der Entthronung de» König« Milan die deutsche Presse kein Wort der Sympathie für diesen Fürste» gesunden bätlc. Daran wäre der König Milan allein Schuld und nicht die deutsche Presse. Der Ausdruck „russischer Faustschlag in« deutsche Antlitz" ist gewiß nicht politisch, aber den Thalsachen entspricht er rbrnso gewiß. Andererseits wird kein politischer Kopf die Richtigkeit der Behauptung der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" bestreiten, daß kein deutscher Staats mann da» Recht hat. unsere freundschaftlichen Beziehungen zu Rußland zu Gunsten eine« Fürsten von Bulgarien zu opfern und wäre derselbe auch ein Engel in Menschengestalt. E« ist sicher für den Weltfrieden vö» höchster Bedeutung, wenn Deutschland, Oesterreich und Rußland in der Absicht, ihn aufrecht zu erhalten, einig sind, aber diese Thatsache scheint un« noch nicht ausreichend, um dein Fürsten von Bulgarien di« deutschen Sympathien zu entziehen. Es scheint un« sehr wokl mit den freundschaftlichen Beziel'ungen Deulscbland« zu Rußland vereinbar, daß sich dir öffentliche Meinung aller Parteien i« Deutschland mit Entrüstung von dem Schauspiel, welche« Ruß land in Bulgarien veranstaltet hat. abweudet, u»d den. Fürste« von Bulgarien laut »nd in der herzlichsten Weise ihr Mitgefühl an seinem tragischen Schicksal zu erkenne» gicbt. Di« Verschwörung in Sofia ist da» Schmachvollste, wa» die Welt seit langer Zeit gesehen hat. und daß Fürst Alexander heute lebt, bat er nur seinem klugen Verhalten und seiner achtunggebietende» Persönlichkeit zu verdanken; wäre c« nach drn Wünschen seiner russensrrundlichen Ossiciere gegangen, so bliebe un- heut« nur übrig, an seiner Bahre über die Er mordung eine« Helden zu trauern. Al» Alexander II. vor fünf Jahren von ruchloser Mörderhand fiel, da ging ein Schrei de- Abscheu» und der Verwünschung der schändlichen Thal durch ganz Deutschland, und die deutsche Presse sollte heute nicht da- Recht haben, di« auf russische Veranlassung in Bulgarien angezrtteltr Verschwörung einen russischen Faust schlag zu «rnnen? Die Gefahr für den Frieden ging von der Srite au-, welche den Fürsten Alexander entthront«, nicht von derjenigen, welche diese That laut mißbilligte. Da- Gift de« verrath- und de« Lreubruch- ist tief ein gedrungen in die Kreise der bulgarische» Armee und de- biilaanschen Beamtenthum- und e« gehört rin heroischer Entschluß dazu, um nach solchen Erlebnissen noch einmal vertrauen-voll in da- Land zurückznkehrm, in welchem Tod oder schwere Gefahre« dem edlen Fürsten von allen Seiten drohen. E« wird den Schuldigen nicht an der verdienten Strafe fehlen, sie sind zum Tdeil, wenn die bezüglichen Meldungen richlig sind, schon davon ereilt worden, wie Zank»«, «nd die Flammen der Begeisterung werden au Seiten der Anhänger de« Fürsten hoch emporlodern bei seiner Rückkehr. Aber wenn die Verschwörer ihren Richtern über antwortet sind, und die Begeisterung wieder ruhigeren Em pfindungen gewichen ist. dann wird die Arbeit der Feinde de« Fürste« aus- Neue beginnen, und e« müssen neben energischer Handhabung der Regierung-qrwalt viele günstige Umstände zusammen«,rk». u« eine Besserung der bestehenden Verhält nisse zu ermöglich««. Der oben erwähnt« Artikel der „Rorvdentschen Allgemeinen Zeitung" hat »,- daran erinnert, daß Fürst Alexander a« 18. September v. I, indem er sich an di« Spitze der bul garische» EiuhätSbwmgnng stellte» «tue» Vertragsbruch be gangen hat. In den Augen Deutschland- und seiner ver- »ündeten Oesterreich und Rußland ist Fürst Alexander trotz einer kriegerischen Erfolge gegen Serbien und trotz ssincr irnrunung zum Gcneralgouvkrneur dok Ostrumrliin noch beule der vertrag-brüchige Fürst, welcher, entgegen dem Ber liner Frieden. Ostrumelien mit Bulgorien dereiniaen wollt«. Wir haben die Bedeutung diese» Vertragsbruch« stet« richtig ewürdigt, und wir waren mit die Ersten, welche ihre Stimme ür di« Wiederherstellung de« otetno gno euto erhoben z ober dir Verhältnisse haben sich seitdem geändert» di« Türkei selbst, welche doch durch de» Staatsstreich vom l 8.September am nächsten berührt wurde, gab nack dem serbisch-bulgarischen Kriege au« eigenem Antriebe ihr« Zustimmung zur Ausrrchtrrhaltung der bulgarische» Einheit. Jetzt erscheint «S nicht mehr gerccht- ertigt. aus die Zeit vor dem serbisch-bulgarische» Kriege zurückzugreisrn, der gegenwärtige Stand der Tinge in Bul- aricn bcrubt aus der eiumüthigcn Bestätigung der Wahl dc« iürsten von Bulgarien zum Gcneralgouverneur von O>t- rumelieu durch die BertragSmächte. Der Empörer vom l8. September 1885 hat sich m den Sieger vom 18. November und den Verbündeten der Türkei verwandelt. Daß Rußland unter der Einwirkung fortgesetzter Umtriebe in Bulgarien einen Umschwung herbeigesührt hat, änvert nicht« an der Thatsache» daß Fürst Alexander von der Schuld de« 18. Sep tember heut« entlastet ist. « * » * Eine Füll« von Nachrichten über den Gang der Er- igniss« in Bulgarien liegt wiederum vor. Alle stimmen dar» über^a. datz Fürst Alexander eine außerordentlich« Menge von Schwierigkeiten bei dem Bestreben vorfiuden wird, eine legal« Regierung, welch« Ruh« uad Ordnung verbürgt, im Land« wieder bcrzustrlle». Wie zuverlässig ver lautet. erhielt Fürst Alexander von den Grotzmächten keinerlei Zustimmung zn ferner Rückreise» dock ist wohl auiu» nehme», baß ihm auch nicht geradezu abarrathen wurde. Ä» Bukarest nahm drr Fürst «ine» mehrstündigen Aufenthalt. Der Uebergang über di« Donau stand für Sonntag vor de» ersten Nachmittagsstunden in Aussicht. In seinem Lande findet der Fürst zunächst zwei Regierungen vor, deren Verschmelzung indessen ohne Schwierigkeiten ersotgen dürste. E« Kegen darüber folgend« Depesche» vor: * Bukarest. 28. August. De» hiesigen diplomatischen Agenten Bulgarien» ist eine Proclamation Stambulow'« zugeganaen. In »«selben Hecht e«. Der jüngst« Staat-stretch nöthig«« vr» fersten, «usern viel^Uebten Souoerat», sich memenwn au« Bulgarien zu rntscroen. Ich kündige Jhnra au, datz in Gemitzheit oe» Ariikcl 19 der Bersassung die Berwoliung des Lande« einer Statiyalterschast anverirau» wurde, welch« aus dem Präsidenten der National-Beriammlung, Stambulow als Borsitzenden und den Miigliedern Petko, Stanztkaw und Stransky besteht. Oberstlieutenant Mutkurow wurde ta seinen Functionen als oberster Lhes der bulgarischen Arinee bestätigt. Da» Ministerium der Statt halterschast besteht au- RadoSlaivow al« Präsidenten und Minister de« Inner», N aIchewichfür die au-wärligen Angelegenheiten, Cult»« und interimistiich für Finanzen, Oberst Nicol ajefs für Krieg, lutjchejs iarJustizundJiv koss lürUnterricht. Den obengenannte» Personen ist die Brrtheidigung und Verwaltung de« Vaterlandes an- iicrlraut und wird die Siaithaltcrichast im Einvernehmen mit dem Ministerium alle ihr zu Gebote stehenden Mittel anwradeu, mn den Frieden und die Ruhe sicher zu stelle» und mit der legalen Ordnung die Ehre und das Ei-ientbuni aller Einwohner zu sichern. Da« Land wird bi« zur Rückkehr des Fürsten ln seinem Namen und den bestehenden Gesetze» gemäß verwaltet werden. Indem ich da« Vorstehende zur Kcnntniß de« bulgarischen Volke« bringe, bin ich vollständig davon überzeugt, daß die gelammte Nation sich beeilen werde, sich um die Statthalterschaft zu schaaren zur Rettung deS Vaterlaiide« von der Gcsahr, in welche dasselbe gebracht wurde, und daß Jeder die Gesetze de- Lande- und die gesetzlich constituirte» Behörden schien werde. Möge drr Allmächtige da- theure Vater land und unser» vielgeliebten Souverain de» Fürsten Alexander be schützen und unsere Bemühungen für da- Glück und die Wohlfahrt Bulgarien- segnen. Stambulow Mutkurow. * Gi urgewo, 29. August. (Telegramm drr „Agence HavaS". Ucber die gegenwärtige Situation Bulgarien« hat Stambulow einem Lorrespondenten der „Agence Hava«" folgend« Aufklärung gegeben: ,,E« beständen zur Zeit zwei Regie rungen im Land», eine in Sofia unter Leitung Karawelow'S. die andere für da- übrige Bulgarien und Rumelien unter Borsitz Stambulow'-. Letzterer habe sich von Karawelow getrennt, weil dieser der Absendung eines russischen EnquStecommissar» zugestimntt habe, während Stambulow die Situation ohne Theilnahme eine- solchcn wiederberstellen wolle. Demnach sei die durch die gestrige Proclamation Stambulow'- drjignirte Regiernng al- wirkliche Regierung zu betrachten, welche mindesten« bi« zur Rückkehr de« Fürsten noch Sofia von diesem al- solch» acceptirt werden dürste." Major Brutto ist in Rahowo, mehrere andere Ossiciere sind in Diddin lnternirt. Zankow befindet sich noch, ohne verhaftet zu sein. In Sofia, wird zedoch streng überwacht. - Wien. 29. August. Wie au« Bukarest gemeldet wird, trägt die vom diplomatischen Agenten Bulgarien« in Bukarest, Herrn Natschewitlch, den dortigen Vertretern der Mächte gestern über- „ebene Note der bulgarischen Regentschast die Unterschritt H rrn Stambulow'«, welcher den Weg der Vermittelung über Bukarest wegen zeitweiliger Abwesenheit von Sofia wählte. Gestern trat im telegraphischen Verkehre mit Bulgarien abermal« eine Stockung eia, deren Ursachen noch unbekannt sind. * Nachstehend folgen einige Kundgebungen zur Lage * Wien, 29. August. Da- „Fremdenblatt" sagt über die Rückkehr de« Fürsten Alexander »ach Bulgarien, mit der Ankunft desselben aus bulgarischem Bode» werde für die politische Berechnung und für da« positive Interesse Europa« jedensall« ein aewichiiges Element für die Ruh« de« Lande- gewonnen sein, di« Herstellung der legalen Ordnung schaffe dir wichtigste voron-setznng für die Wahrung de« Oclenisricden«. Die „Presse" legt die Unmöglich, keit dar, heute zn ent'cheide«, ob di« Rückkehr de« Fürsten Alexander auch eia Act staat-männischer Einsicht «nd Klugheit war, und ge. langt zu dem Schluffe, daß dir politische Situation in Sofia genau dieselbe geworden s„. wie sie vor 8 Tage, war. al« von Zankow und «ruew die Renokutton gepleut wurde und al» Fürst Alexander selber eingesianden habe, daß er nur aus «lne Gelegen, heit wart«, sich mit Ehren vom bulgariicheu Thron« zurück- zuztehen. Die „Neue Fr ei «Press«" sag«: „Dir Rückkehr de« Fürste, Alexander ericheini un« daher keia»«weg« in dem düstere« Lichte eine« verbängnitzvollen Ereignisse«: wir fürchten nicht, datz sie da« ?ignal z» schweren vcrw'ck lungen bilden wird Wohl aber glauben wir. der Fürst werde in Bulgarien einen sebr he-ße» Boden finden Sobald die Freude de- Volke- über seine Rückkebc verraucht ist werden die inneren Feind« ihr« Thätigkeit von Neuem beginnen, und drr blanke Rubel wird abermals detdörend uad veriühreud im Land« kreisen, den, Rutzland wird sur di« Porti«, die e« je»t der. loren, eine andere zu gewinnen suchen. Fürst Alexander wird eine schwer« Stellung habe» »nd vielleicht grotze Stürm« bestehen müssen. Jndetz ist „ch die Möglichkeit »ich« ausgkschloss«,, datz er sich mit Rußland veri»dn«. Man Hot t» Petersburg einsehen ^lernl, datz er 2»t l, leicht an« dem Sättel M heb«, sei. Set» tchL« Ersal, ist gr-tzer al« drr bei klivnitz«, «nd Rußland hat zum zweiten Male erfahre», wie die Valgare» aa dem Herrscher hängen, den e« besritigen will. K«nnte e« da nicht versuchen, »jenen Änflutz aus Bulgarien, den ihm Oesterreich und Deutichland willig rinräumen, durch drn Fürsten selbst wtederzugrwianen?" - Kanstaattnovrl, 28. August. Wir verlautet, hätte der nglisch« Boischastrr bri drr Pforte eine» Schritt zu Gunst,>, der Wirdereinsetzung de« Fürsten Alexander ui-lr» nomine». Drr Minister de« >u«wärtigen, Said Pascha, soll daraus geeniwvrtrt habrn, datz di« Pforte eine derartige Jniliaiwe nicht ergrrisrn könne, nachdem fie beschlossen, nur im Einvernehm.» mit allen Mäcknen vorzugehra. * Wir», 28. August. Da« „Fremdenblatt" schreibt, von «incr Landidotur de- Prinzen Peter Karageorgevic für den bul- garischen tbron sei nicht« bekannt, auch hätte eine solche jcdensall- keine Aussicht aus Ersolg. Ferner bestreitet da« „Fremdenblatt", daß jetzt eine Annexion Bo«atru- in Erwägung gezogen worden sei. " Prter«burg, 28. August. (N. Fr. Vr.) Der „Graschdanin" hatte gemeldet, daß der dem deutschen Kaiser attachirt gewesene Genrralmajor Dolgornky »ach Bulgarien entsendet werden soll, um die dartigr» Vorgänge zu untersuchen. Unabhängig hiervon teh« di« ueuerlich, Enlsendung einer größeren Anzahl russischer Ossiciere »ach Bulgariea in An-sicht, darunter Geaerol-Adjulant Ltolypin, welchem da» Obrrcomwando der bulgarischen Armee zugedacht wäre. Diese Meldungen waren insofern richtig, al- dies, Maßregel im ersten Moment in« Auge gefaßt worden war. Di« Absicht der Entsendung dieser Generale >oll nunmehr aufgegeben eiu. Die Absichten de« Petersburger ikabinet« sind «och in eia gehriminßvollk« Dunkel gehüllt, doch scheint Abneigung gegen eine aktive Eiumiichuiig. io lange eine solche nicht von anderer Seit« leplaat, vorzuherrschrn. Die Journale tappen vollständig im tzinftern, da die «inlauseaden Telegramme entweder verspätet oder >ar nicht ansgegebeu «erden. Desto eifriger cursire» allerhand * Urder di« Reise de« Fürsten wird gemeldet: * Jugenheim, 29. August. Nach hier vorliegenden Nachrichten wird Kürst Alexander die Reise nach Sofia ohne Unterbrechung sortsetzea und bereit« morgen rüh dvrt etntresfeu. * Ezrrnowitz, 29. August. Fürst Alexander Pasfirt« dle hiesig« Eisenbahnstation »esteru Abend 6 Uhr. Der Zug hielt nur wenige Minuten, während derselben wurden dem Fürste» von der aus dem Bahnhose versammelten zahlreichen Meuscheameuge nn» au-gesetzt Ovationen dargebracht. ^ Bukarest, 28. August. Fürst Alexander ist Bormittag- 10 Uhr «»gekommen und am Bahnhof von dem Miuisterpräsideutr» Bratiano, sowie den „deren Minister» uad dem englischen Gesandte» White begrüßt worden. Buch die hier weilenden Bulgaren waren zum Empiong« de« Fürsten ans drm Bahnhof erschienen. Gesten« drr provisorische» bulgarischen Regierung ist drr Minister de» «»«wärtigeu. N-tschewulL, znr Begrüßung entsandt worden. Der Fürst «nd sein Bri.d.-r »»»erhielte» sich inii mehreren Perssnltch- keitc» einige Zeit. Um 11 Uhr wurde die Weiterreise angetretr». Sowohl bei der Ankunft wie bei der Abiahrt wurdea dem Fürste» von der zahlreich verlammelien Menge Ovationen dargebracht. * Giurgewo, 29. A»gust. Fürst Alexander ist Nach mittag 1 Uhr in Smarda ^Giurgewo) ringetrosse». * Ucber die Zustände io Bulgarien wird weiter gemeldet: * Magurrlli, L8. August. (N. Fr. Pr.) Nach Meldungen a^s Sofia ist Minister Zankow verkästet, derselbe soll vom Balte gelyncht wvrdea sein. Di« Mannschaft der fürstlichen Pacht lammt den Zäglingro der Militair-Akademie. di« sich an Bord derselbe» befanden, wurde» nach der Rückkunst drr Pacht von Reni heute in Rustschuk verhaftet. Die Uferstädte erwarte» im Flaggenschmucke die Landung de« Fürsten. Major Gruew und Lapiiain Benderrw, welche aus einem Bcoie nach Rumänien flüchten wollten, wurden bei Goslodoi gesangen. * Ka lasst, 28. August. (N. Fr. Pr.) Die militairischen Führer der Revolution in Sofia, Major Gruew und Tapiiain Benderew, sind heule Morgen in Livilkleidung nach Widdin gebracht und bereit- in da- Gesängniß überführt worden. Dieselbe« wurden, al« sie voa Goslodoi, einem kleinen Dorfe oberhalb Rahowa, in einem Boote aus rumänische- Gebiet flüchten wollten, voa den Booilleute» den bulgarischen Behsrdrn in Rahowa ausgelieserl. Bei den Ber- basletea soll man größere Beträge von Gold-Jmperiol« und russischem Papiergeld vorgesunden haben. In Folge der umsichtigen Vor kehrungen de« energischen Brigade-Conimandanten Overstlieuteuant Ljnbomöky sand die Ausschiffung und die Uebersührung zum Ge- sängaisse in größter Ruhe statt. * Bukarest, 28. August. (N. Kr. Pr.) Im Lause de« gestrige» Tage« sind lämmtliche diöher noch aus sreiem Fuße befindlichen Mitglieder der Revolutions-Regierung in Rahowa ver- hastet und vorläufig au Bord des Dampfers ..Tegetihvff" inierairt worden. Gruew suchte sich durch eine» Sprung in- Wasser zn retten, wurde aber herau-gesisch». Bulgarischen Meldungen zufolge hat die Bevölkerung die Vollstreckung de» krieg-gerichtlichen Todes- urtheilö an sämmtlichen Verschwörung«.Lhess verlangt, um vor Europa de» Abscheu über deren Ldat zu maniscstiren. * lieber die Borsirschichte der Verschwörung von Sofia und Über die momentane dortige Lage schreibt man der „Politischen Corresponde»z"auSBelgrad vom 26. d. Folgende«: Die Ereignisse in Bulgarien haben hier zwar einen ernsten Eindruck heevorgerusen, kamen ober keine-weg« ganz u»er- wartrt. Die von Zankow geleitete opvositionelle Bewegung halte ichon längst den Lharakter eine- principiellcii Kampsc- abgesireist und nur noch einen Wechsel auf dem Throne zum Ziele gehabt. Die Fäden der Verschwörung gegen den Fürsten Nlexand er reichen bekanntlich bi« in die zweite Hälfte November des Vorjahre- hinaus. Während Fürst Alexander an der Spitze seiner Schaaren im Felde stand, sand im Hause de- Metropoliten Element eine Beraihung statt, an welcher mehrere der Haupturheber der Palastrevolution iheilgenom. men hatt-ii »ad welche die Absetzung de» Fürsten zum Zwecke hatte. Seit jener jjeit ruhte die Verschwörung auch keine» Augenblick, bi« sie »uiiniechc den geitpunct für die Entthronung de- Fürsten ge kommen hielt. In Serbien, wo man die Wühlereien gegen den Fürsten an« zieimicher Nähe zu beobachten in der Lage war, konnte daher da« Ereignitz vom 21. August nicht so überraschen, wie dir« anderwärts der Fall gewesen sein mag. In der serbischen Presse ersähet die bulgarische Revolution eine verschiedenartige Beurtheilung. Während die Organe der Liberalen und jene- Theile» der radikale» Opposition, welche mit Herrn Ristic drn bekannirn Part abge- schlossen hatte, den Sturz de« Fürsten al« eine große Thot de« Slawismus, al- eine Rückkehr zum slawischen Geiste, dem der Batten berg,r de» Krieg erklärt hätte, bejubeln, befleißigen sich die anderen politischen Anschauungen dienende» Blätter einer strengen Reserve. Diese Haltnng ist sehr begrristich, wenn man erwägt, daß ei« Regiernng-wechsel in Sofia bisher nie eine Lenderung in den Ve- ziebiinqen Serbien« zu Bulgarien bedeutet hat. Sei e», datz russisch« Generale da« Scevter in Hände» dielten, sei es, daß sana- iiiche Panbulgaren an drr Spitze de« Fürftenihum« standen: die Neigung, sreundnachbarlich« Beziehungen mit Serbien z» pflegen und die Elemente stabiler Beziehungen zum Nachbarland« »» schasst», war immer in äußerst geringem Matze vorhanden. Serble» mntzte stet» ans dem gnl vir« stehen nn» bereit sei», sei» vitale« Interest», da« v„ Sofia „« dedroht wnrdr, »» »erthetdige». Dirjeniar» Serbe», welche sich »,r von den berechtigten nationale» Interessen leite, lasten, stehen «w diesem Grnnde der bnlgartsche» llmwälziurg ge^nüber völlig Whl nnd reservtrt " ? 4 k' '1 - ' 1 ! H !> ^ '1 U,
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