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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 31.08.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-08-31
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188608311
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18860831
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18860831
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-08
- Tag 1886-08-31
-
Monat
1886-08
-
Jahr
1886
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 31.08.1886
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X 1 Vierte Beilage zum Leipziger Tageblatt and Anzeiger. ^ 243. Dienstag den 31. August 1886. 8«. Jahrgang. Schreberverein der Südvorstadt. nc. Leipzig, 30. August. Die Fcstsonne lachte in diesem Jahre gestern den Kindern des f üdvorstädtijchen Schreberverein» zum zweiten Male, und zwar so gnädig, Last da» ganze Kinderfest vom Ausaug bi» zum Ende in der glücklichsten Weise verlies. Nach dem sich die Festgenoffen, die Großen wie die Kleine», im Tivoli- garten versammelt hatte», ging der stattliche 900 Kinder zählende Zug unter Anführung eine» Musik- und Trommlercorps durch die Zeitzcr, Körner-, Mahlmannstraße, Brandvorwerk., Molikestraße, Lchleußiger Weg nach dem Fcstplatz. Hier fand zuerst ein Aus- marjch und dann die Aufstellung vor dem Podium statt. Nach dem Gesänge: „Lobt froh den Herrn, ihr jugendlichen Chöre" ,c. ergriff Herr Lehrer Mittenzwey als Vorsitzender das Wort zu einer kurzen Festansprache. Mit einem Hinblick aus den sich verabschiedenden Sommer und aus da» Hcrannahen des Herbste» und Winter» begann >r und knüpfte daun seine weiteren sinnigen Betrachtungen an den Vers: „Herbsteszeit, reiche Zeit, Gott hat Segen ausgestreut; Menschen nehmt die Gaben gern, aber danket auch dem Herrn!" Cr wies die jugendlichen Schaare» daraus hin, daß sie die Blumen dcr Freude gern und fröhlich pflücken, aber auch den Dank für die selben nicht vergessen sollten, dcr in der rechten, guten Anwendung der Gaben seinen besten Ausdruck siude. Für die Gaben de» Schreberplatzes möchten die Kinder namentlich dadurch sich dankbar zeigen, daß sie sich durch Tugend und gute Sitten auszeichaeten. Das heutige Fest sei rin Erntedankfest, an dem man Gott dafür danken müsse, daß im Lause des verflossenen Jahres das Leben aus dem Platze ohne jeglichen Unsall seinen Verlaus genommen habe, daß keiner von den Spielgenossen vorzeitig durch Tod abgerusen worden sei. Ueberhaupt sei in den nahezu 12 Jahren, die seit der Erwerbung de» Platzes verflossen, den Kleinen kein Schaden geschehen, und auch dafür müsse man Gott danken. Mit der Hoffnung, daß die Gefahr der Verkleinerung des wieder auf eine Reihe von Jahren dem Verein übergebene» Platzes gnädig vorüberziehe, mit Dank gegen Alle, welche den Verein gefördert, und einem Hoch aus den Schreberverein (in welche» mau lebhaft cinstimmte) schloß der Redner. Nach einer Pause eilte» die Kinder an ihre Spielplätze, wo unter der vorzüglichen Oberleitung des Herrn Witzgall die alten wohlbekannten, aber immer die Jugend erfreuenden Kreis- und Bewegungsspiele vorgenommeu wurden. Abends ? Uhr fand ein Umzug mit Musik statt, nach welchem die „Wacht am Rhein" von olle» Festgenossen angestimmt wurde, und daran reihte sich die Schlußansprache de- Vorsitzenden, welche also lautete: „DaS gefeierte Fest hatte einen doppelten Zweck. ES war ein Erntedankfest und gilt zugleich als Vorfeier zu dem großen NattiOnal- sesttag der Deutsche». Es ist eine heilige, ttes im Herzen des Volkes wurzelnde Sitte, daß die Jahrestage der Ereignisse, welche von großer historischer Bedeutung siic die Gestaltung des nationalen Lebens ge- worden sind, in alle» Gauen des Vaterlandes durch eine allgemeine erhebende Volk-feier begrüßt und begangen werden. Welche» Er- eigiiiß könnte aber höhere» Anspruch erheben aus eine solch' nationale Kundgebung als jenes große mellerschütternde Drama, welches vor nunmehr 16 Jahren aus den blutgetränkten Feldern Frankreichs in einen Wendepunct von so überwältigender Großartigkeit trat, daß selbst die kühnsten hoffnungsreichsten Träume davor erblaßten. Unaufhaltsam und vernichtend brach das Gottesgericht herein über die Frevler an der deutschen Ration. — — Diese» glorreichen Sedantages dankbar zu gedenken, wollen wir nie ermüden; denn durch ihn wurde das sehnlichste Verlangen des deutschen Volke» end- l.ch gestillt, das deutsche Reich, das heißersehnte ZukunftSciland aller Patrioten ist erstanden mächtig und frei wie nie zuvor. Gott schütze es l Aber nicht blos preisen wollen wir die Vergangenheit, wir wolle» uns durch sie auch mahnen lassen sür die Gegenwart, damit wir uns die Zukunst ersprießlich gestalte». Nie möge unter uns ein kleinliche» Geschlecht heranwachsen, welches keiner Begeisterung sähig, kühl und nüchtern des Tage- vergessen könnte, der mit glühender Flammen- schrijt der alten Germania ruhmvolle Auferstehung verkünden wird. Thun auch wir ein Jedes an seinem Platze das Seine, ans daß das Werk solch riesenhaften Heldenkampse», das Werk, dessen Gelingen das Herzblutvon Deutschland» Heldenlöhnen in Strömen geopfert werden mußte, nicht nur bestehen bleibt, sondern daß sich dasselbe trotz aller I Anfeindungen von außen und von innen machtvoll und segen-reich I weiter entwickele. Trotz aller Anfeindungen; denn Feinde habe» wir j zur Rechten wie zur Linken, im Westen wie im Lsteu; mit Neid und Mißgunst blickt man aus unsere Ersolge. auf die Stellung, die sich Deutschland errungen im Rathe der Völker. Und auch »ach innen könnte Manche- ander» sein. Statt des warme» erquickenden Hauches vaterländischer, sich hingebender Begeisterung fröstelt uns heute »ur »u oft eia schneidiger kalter Zug an. der so ma»ches Herz nicht zu freudiger Erhebung kommen läßt. Nicht immer des Vaterlandes Wohl, sondern der Parteien Nutzen sehen wir so manche Erwägungen und Beschlüsse beeinflussen und bestimmen. Statt deS selsensesten und unerschütterlichen Vertrauen- zu den i» den Zeiten der Roth als glänzend bewährt erfundenen großen Männern be merken wir so vielsoch kleinliche» Mißtrauen und nörgelnde Kritik. Einigkeit, Treue, Dankbarkeit, Selbstlosigkeit thun uns Roth. Ein großes Geschlecht hat den Grundstein zu dem stolzen Gebäude, dessen hohe Säulen wir heute ausgerichtet sehen, unter dessen majestätischer Kuppel wir alle wohnen, gelegt. Sin großes Geschlecht, und das gilt auch Euch, liebe Kinder, denn der Jugend gehört die Zukunft — soll auch ferner der Hüter diese- hehre» Baues sein, damit er bestehen bleibe, und Jeder, der an ihm rütteln will, an des Baue» festem Gesüge ohnmächtig zerschelle." Unmittelbar an diese Rede schloß sich ein Hoch auf Kaiser und Reich, und die Schaar der Festgenossen stimmte dann zum Schluß den Besang an: „Deutschland, Deutschland über Alles". Und damit fand da» wohlgelungene äußerst zahlreich besuchte Fest seine» Abschluß. Königliches Landgericht. Ferien-Straskammer It. (Lchneidi»e Palizei.) Wie wir bereits in einer der letzten Nummern unseres Blatte» in Kürze mitgetheilt haben, kam in der jüngsten Sitzung der Ferien-Straskammer S de» hiesigen königl. Landgericht« nunmehr auch die dritte der gegen den verantwort- lichen Redakteur der mittlerweile eingegangenen „Leipziger Bürgerzeitun g", Herrn Julius Oskar Hager von hier und Gen. wegen Beamtenbeleidignag erhobenen Anklagen zur Ab- urtheilung. Unter der Spitzmarke „Schneidige Polizei" veröffentlichte die genannte Zeitung in kurzer Auseinandersolge drei Artikel, die sich sammt und sonders mit dem hiesigen Polizeiamt und spcciell mit daselbst angestellten juristischen Beamten, bezw. mit der Schutz- Mannschaft und deren Vorgesetzten beschäftigten und Dinge zur Sprache brachten, welche die genannte Behörde und deren Emrich- tungen in der öffentlichen Meinung arg compromittirtcn. Wege» de- ersten dieser Artikel, der die Sistirung einer Frau Plötzke und die dabei angeblich vorgekommenen Ungeheuerlichkeiten und Pflicht- Widrigkeiten der betreffenden Beamten zum Gegenstände hatte, wurde Herr Hager zu 400 Geldstrafe, Tragung dcr Kosten rc. vcr- urthcilt, während bezüglich des zweiten Artikels, zu dem der Cigarrenhändler Herr Trenkmann das Material geliesert und sich dadurch ebenfalls eine Anklage zugezogen hatte, die Ver- urtheilung des Herrn Hager zu 1Ü0 Geldstrafe, Tragung der Kosten, sowie diejenige deS Mitangeklagten zu 75 ^l Geldstrafe erfolgte. Im dritten der incriminirten Artikel aber war vorauSgeschickt, daß die Redaction der „Leipziger Bürgerzeitung" „aus ihrem reichen Schatz von Material, welches geeignet scheine, gegen die Polizeiver- waltung und Polizeiausübuug in unserer Stadt schwere Anklagen zu erheben, augenblicklich nur ein kleine» und auch seinem Wesen nach nicht besonder- hervorragendes Geschichtchen zum Besten geben wolle"; und nun wurde von einer etwa vor zwei Jahren im hie sigen Apollosaal vorgekommenen Differenz zwischen einem dort dienst lich anwesenden Schutzmann und einem Schuhmacher erzählt, bei welcher Ersterer erst durch Letzteren auf eine aus der Galerie ent standene „solenne Prügelei" habe aufmerksam gemacht werden müssen, schließlich aber den Schuhmacher (dcr gleichzeitig Musiker ist und der an jenem Sonntage mit zum Tanz aujgespielt hattet a» dcr Brust gepocki und „an die nächste Wand geworfen habe, daß cs krachte". Weiter wurde gesagt, daß der solchergestalt Mißhandelte am andern Morgen zum Polizeiamt aeaanqen sei. »m sich über da» Verhalten des Schnv- mann» zu beschweren» daß e- ihm aber „rinsach so ergangen sei, wie uusecm vecrn j!). (Trenkmaun) au» der vorige» Geich,chle". Zu einem der oberen Vorgesetzten sei er nicht vorgelassen, sondern nur von untere» Beamten ausgesragt worden und habe sonach „sein Recht nicht gesunden". Es wurde hieran die Schlußfolgerung geknüpft, daß die oberen Polizeibeamten sür alle die Ereignisse, welche die „Bürgerzeitung" „aulgtdeckl" habe, direct verantwortlich zu machen seien u. s. w. Jeden Monat, jo hieß es weiter, mache sich das Polizeiamt einen Uebersäilag, wie viel etwa in einem Monat Arreture», directe Geld- abstrasungen und polizeiliche Anzeigen aus jeden Polizeibezirk enlsallen müssen und erwarte nunmehr bestimmt, daß so viele Aus- chreitungen auch wirklich Vorkommen. Bleib« eia Schutzmann hinter einem Arbeitspensum zurück, sei e», daß er in einem verhältiiißniäßig ruhigen Stadtviertel zu thun habe, sei eS, daß er in humaner Weise Streitigkeiten zum gütlichen Au»gleich zu bringen versteht, ganz gleich, er werde bestraft; bald gebe eS Strasposten in der Hausflur des Polizeiamt», bald schriftliche Strafarbeiten aus der Wache, bald eben solche zu Hause, und da schütze eine 12—14 jährige makellose Dienstzeit gar nicht; wer nicht genug arretire und anzrige, werde bestraft Dahingegen gebe e« für dicnsteisrige Schutzmänner wiederum hübsche Belohnungen rc. Am Schluffe des Artikels hieß eS dann, daß die Schutzleute nach dem vorstehend Entwickelten geradezu gehalten seien, sich „am Publicum zu reiben", um genug Anzeigen für den lausenden Monat zu erstatten. Tics sei der Schlüssel zur Lösung des RäthselS von der „schneidigen Polizei". Neben Herrn Hager nahmen noch der Schuhmacher Karl Gustav Schmidt a»S Taucha und der frühere Schutzmann Theophil Bloß aus Adors i. V. aus der Anklagebank Platz. Ersterer hatte gestündigermaßen Herrn Hager das Material z» dem ersten Thcilc de» incriminirten Artikel-, betreffend den Vorfall im Apollosaal, und zwar erst mündlich und dann in einem Schriftstück, Letzterer die Unterlagen sür den die angeblichen Einrichtungen im Polizeiamte be treffende» geliesert. Der zuerst vernommene Schmidt gab an, erhöbe, nachdem er den zweite» Artikel in der „Bürgerzeitung" gelesen, sich jenes Vor- fallt im Apollosaal erinnert und denselben Herrn Hager erzählt, dann aber aus dessen Anweisung niedergeschrieben: der Artikel ent- halte auch im Wesentlichen die Wahrheit; die Sache habe sich wirk lich so verhalten, wie er erzählt. Herr Hager habe nur dieselbe „auSgeschmückt". Der Mitangeklagte Bloß dagegen behauptete, Herrn Hager nicht gesagt zu haben, daß die Schutzlcute angewiesen seien, sich am Publicum zu reiben, dagegen blieb er dabei, daß er wegen nicht in genügender Anzahl erstatteter Anzeigen schriftliche „Sirasarbeilen" habe machen müssen. Bloß, der übrigens in dcr Verhandlung sich als ein Mann von sehr beschränktem FassungSvcr »lögen darstellt, mußte sich den aclenmäßige» Nachweis gefallen lassen, daß er nicht in Folge einer ungenügenden Anzahl von An zeigen, sondern wegen ganz anderer dienstlicher Vergehen bestraf! worden war; beispielsweise hatte er eines Nacht- an Stelle eines ihm entwischte» Ruhestörers drei völlig unbetheiligte und schuldlose Studenten arrctirt und nach der Wache geschasst; ein andere- Mal hatte er sich einer Tactlosigkeit gegen einen Pferdebahn.Cviitroleur schuldig gemacht. Nichtsdestoweniger blieb er dabei, daß er schrift liche „Strafarbeiten" machen müsse» und daß der Oberwachtmeister Möbius ihm einmal gesagt habe, der Herr Hanptmann habe erklärt, ein Schutzmann solle im Monat wenigstens 3 Anzeigen erstatte». Hager, welcher bis dahin weder Schmidt noch Bloß gekannt hat, gab an, er habe die Angaben Beider sür wahr gehalten und allerdings sich nicht erst weiter über das Begründete der Angaben und über die Persönlichkeiten dcr Mitangeklagten erkundigt. Der Herr Präsident hielt dem Angeklagten vor. wie es doch richuger gewesen sei, sich in seiner Stellung als Rcdacteur über die Person der Ueberbringer jener Nachrichten zu insorm ren, zumal er aus der Verhandlung ersehen habe, Laß Schmidt nicht ganz makellos dastche. Daß er, Hager, die Ausiualercien in dem Artikel selbst besorgt habe, gab er zu. Wa§ den Fall Bloß anlangt, so wurde Herrn Hager gleichfalls vorgehallen. welch schwere Beschuldigungen er gegen die Polizei, die demuach als die deukbar schlechteste hiu- g'stellt werde, erhoben und daß er auch hier nicht Anstand genommen i.ibe die Miltlieiliiiia eines erregten Schutzmanns ohne Weiteres zu veröffentlichen und so wie geschehen zu illustriren. Hierzu bemerkte der Angeklagte, er habe die Vorgänge nicht sur unmöglich gehalten; es ei öffentliches Geheimniß, daß solch« Einrichtungen bestünde». Di« Beweisaufnahme wurde mit der Befragung des Herrn Polizeivirector Brrtschneider eröffnet. Derselbe versicherte eidlich, daß Einrichtungen, wie sie der Artikel behaupte, sactiich nicht bestehen. Es sei weder eine bestimmte Anzahl Anzeige» vorgeschriebe», noch finde bei Bertheilung der SchiitzmannScasse eine persönliche Bevorzugung statt, wie der Herr Zeuge auS den zur Stelle gebrachte» Schriftstücken nachweist, nach welchen u. A. Bloß bei dcr letzten Vcr- theilung gleichfalls berücksichtigt worden war. Gratificationen ober werden nur in besonderen Fällen, wo es sich um Lebeiisrcttung, um die Ergreifung schwerer Verbrecher,c. handelt, aus einer besonderen Stistungscasse venheilt. Die Zahl der Anzeigen, welche ein Schutz- mann erstattet, sei verschieden; so habe Einer im ganzen vorigen Jahr nur eine, Bloß nur 10, andere Schutzleute 50 bis 60 und sogar bi» über 100 Anzeigen erstattet. Daß da» Polizeiamt sich einen Ueberschlag mache, sei völlig unwahr; wenn aber eine An weisung gegeben worden sei, daß ei» Schutzmann monatlich 3 Anzeigen erstatten solle oder könne, so sei die» wahrlich auch nicht zu viel verlangt; denn man verstehe unter den Anzeigen nicht etwa lauter Abstrafungen, sondern auch einfache Meldungen über irgend welche Vorkommnisse aus dem Bereich« der Wohlsahrtspolizei, die ja namentlich die äußeren Polizeidistricte mit auszuüben haben. Die angebliche schriftliche Strafarbeit, von welcher Bloß spricht, sei einfach eine Uebung in der Erstattung von fingirteu Anzeigen ge- wesen. Auch die von Bloß selbst als Entlastungszeugen vernommenen Personen konnten in dcr Hauptsache nicht bestätigen, daß ein Pensum von zu erstattenden Anzeigen bestehe; daß Oberwachtmeister Möbiu« sich dein Angeklagte» Bloß gegenüber in der obengedachten Weise geäußert habe, wurde nicht bestritten, aber auch das völlig Gerecht fertigte einer derartigen Zumuthung klargestcllt. Bezüglich des Vor falls im Apollosaal standen »un allerdings den Depositionea des betreffenden Schutzmannes diejenigen anderer Zeugen gegenüber, welche daS Vorkommniß bestätigten; einer derselben erkannte deu Schutzmann auch mit voller Bestimmtheit als denjenigen wieder, der damals sich an Schmidt vergriffen habe; dahingegen weichen die Zeugcn insofern von den Angaben des Angeklagten bezw. des Schutzmanns ab. als sie den Vorfall aus mindesten» 4 bezw. 5 Jahre zurückverlege»; keiner von ihnen aber vermag zu behaupten, Schmidt sei vom Schutzmann derartig gepackt und an die Wand geworfen worden, „daß cs krachte!" Hier liegt wieder eine jener Reflexionen deS Angeklagten Herrn Hager vor. In ihrem Schlußantrage betonte die königl. Staatsanwaltschaft, daß die Tendenz des incriminirten Artikels die von früher her be- kannte sei, das Polizeiamt zu beleidigen, daß der Angcklagte Hager mit der Phrase des in de» Händen der Redaction befindlichen reichen Materials den Mund voll genommen, den. den Vorfall im Apollo saal beireffenden Theil aber in der bekannten Art und Weise aus geschmückt habe; aber auch hinsichtlich deS zweiten TheilS de- Artikel» fei der Beweis der Wahrheit in keiner Weise erbracht, namentlich nicht in dcr Richtung, daß eine künstliche Anzahl von Anzeigen her- vorgerufeu werden solle; cs möge zugegeben werden, daß Bloß die schriftlichen Uebungen als Strafarbeiten ausgesaßt habe. Alles in Allem ober habe Hager'die Gelegenheit dazu benutzt, um seiner Gehässigkeit gegen das Polizeiamt, denn anders könne man es nicht bezeichnen, wieder einmal so recht die Zügel schießen zu lassen. Bei der SIrasabmessung bat die königliche Staatsanwaltschaft, einmal die Gröblichkeit und Schwere der Be leidigungen, welche die früheren erheblich übertroffen, sodann oder auch den Umstand zu berücksichtigen, daß der Artikel zu einer Zeit geschrieben worden, wo der Angeklagte bereits wissen mußte, daß feine srühcre» Behauptungen nicht als wahr erwiesen waren. Angejichs endlich auch der Menge der Beleidigungen gab die königl. Staatsanwaltschaft dem Gericht zur Erwägung anheim, ob eS nicht geboten erscheine, aus Freiheitsstrafe zu erkennen. > iScranNrorrlicher Rcdacteur Heinrich »HI- in veipiig. ! Siir den muntiUnch«» ThrU ipr«i«1tor 1-r. Oscar Paul ur er VolksmrtMstliches. Ml» filr diese« r-ekl bestimmten Sendungen sind zu richten cm den verantwortlichen Rcdacteur desselben C s. Stifte in Leipzig Telegramme. ^vrs. Wien. 30. August. Der 14. internationale Saatenmarkt ist heute eröffnet und von circa 4500 Personen besucht. Der von dem Gencralsecrelair Leinkaus verfaßte Ernte- dericht beziffert sür Oesterreich-Ungarn den Minderertrag gegen eine Turchschnittsernte für Weizen aus 5'i, bis 6 Millionen, sür Roggen ans 3'l, Millionen, für Futtergerste aus 5 Millionen Hektoliter. Braugerste und Haser haben Mittelernten. Exportirt könne» nur werden: Braugerste im Betrage von etwa 2'/, bis 3 Millionen, Haser mit kaum '/, Million Metercentner. Finanzieller Wochenbericht. Das war eine Woche dcr Ueberraschungen! In wenige Tage jiisammengedrängt folgten sich Ereignisse, welche dem Berichterstatter Stoff genug für Wochen geliefert hätten. Allerdings ist man eS gewohnt, ans dem Orient abiondertiche Fürstcnichickiale zu ver- nehmen, aber was da an dem Bulgarensürsten verübt wurde, gekört zu den gewaltsamsten Attentaten und hat einen hochdramatischcn Anstrich. Von treulose» Osficiere» an der Spitze verführter Soldaten NachlS überfallen, wird derselbe in ein Schiff geschleppt, um seinem ärgsten Feinde ausgelirfcrt zu werden. Es bildet sich aus den Ver schworenen eine provisorische Regierung, welche alle Verbindungen »nt dem Ausland«, außer mit Rußland, verhindert, »nt geiälschten Ilnterschristen versehene Proclamationcn erläßt, als wen» alle Par teien in die Absetzung de» Fürsten einwilligtcn. In der ersten Verwirrung gelingt e- auch, >o lange das starre Staunen dcr an dem Attentat Unbethciligten anhält, den Betrug ausrecht zu erkalten, sobald aber die Besinnung erwacht, ist die Herrschalt, welche sich die Verschwörer angemaßt, gestürzt und der allgemeine Wunsch nach Wiedereinsetzung des Fürsten giebt sich lautest i»»d. Zu diesem Text mußte die Börse die Musik machen. Welche Lage! Ja, wenn die Spieler mit den nöthigen Mitteln ausgerüstet wären, um ruhig deu Gang der Ereignisse abwarten zu können; aber in politiich „iiruhigen Zeiten ist die Börse ein gehetztes Wild. Bald dcr Hoffnung, bald der Furcht hiiigegebeu, wechselt sie alle Tage die Farbe und über- läßt sich den jeweiligen Impulsen. Die Parole, welche ausgegeben wurde: „Was in Bulgarien geschieht, geht Deutschland nichts an", hat kein Glück gemacht. Noch w-iiiger gelang es, die That der Verschworenen mit einer Art patrio tischem Nimduszu schmücken. In Rußland, bei den Ezechen magioelwas verfangen, in sonstigen civilisirtcn Lindern aber verschließt man Dem das Ohr. Und doch lag die Eventualität auf der Hand, daß diese heimtückische Tbat Das erreicht, waS sie bezweckte, und daß die Urheber frei aus- gingen, sogar Belohnung vo» ihren Protccloren empfingen, wenn nicht der Bulgaeensürst den Muth gesunden hätte, allen Gefahren zu Trotz, nach seinem Lande zurückzukehren. Diese neueste Wendung seines Geschicks eröffnet eine zweite Phase mit unabsehbaren Per- fpecriven für die Börse. Sie zerstört alle Fiktionen, die man sich gemacht hatte und welche darin wurzelten, daß Rußland unter stillschweigender Billigung der beiden anderen Kaifer- mächle seine Absicht erreichte und dadurch die Börse von einem Alp der Beunruhigung besreit wurde. Was geht die Börse Bulgarien an, wenn nur die Russencourse, Eommaadit rc. steigen. Alle Börsen waren am Sonnabend aus die Nachricht von der Rückkehr de» Bul- gareusiiisten nach seinem Lande von derselben Anschauung beherrscht und verstauten. Nun mußte man sich wieder auf da- Unerwartete vor bereiten, war man wieder allen Zweifeln preiSgcgebea. Die öfter reichliche Polizei in Lemberg war gegen die dortigen Volkt- huldigunqen de» Fürsten Alexander eingeschritte». Au« welchem Grunde ander» als au- Rücksicht ans Rußland? Die Anschauungen der deutschen Diplomatie kannte man genügend. Auf die beiden Kaisermächte hat er also nicht zu rechnen, nur auf sich selbst. Aber auch die Türkei ist von Rußland geködert und hat, in ihrer Oh» macht auk alle eigene Initiative verzichtend, der Gnade der Kaiser- möchte sich anheimgegeben. Dazu die inneren Feinde, weiche an dem russischen Vertreter in Bulgarien eine nicht abzuschassende Stütze finden und vor keinem verbrechen zurückscheuen. Wahrlich, der Fürst Alexander wandelt zwischen Feuer und Wasser; bald bedroht» ihn die Flamme», bald die Wogen. Die zweite Ueberraschung, welche der Börse bereitet wurde, war nicht minder groß. Die plötzlich; Wiederaufnahme der Effenbabn- verstaatlichung kam ganz unerwartet. Wir haben bereits genügend darüber gehandelt und wollen nur noch ansühren, was der „Berl. Aclionair" dazu sagt: „Das Urtheil der Börse geht im Großen »nd Ganzen natürlich dahin, daß die Offerten unannehmbar seien, ein wirkliches bedeutendes Interesse zur Sache aber hat sie nur bei Dortmundern, Ostpreußen und Marienburger». Einzelne große Firmen und Speculanten ausgenommen, die bei Ostpreußen ein falsches Pferd geritten haben, und von ganz vereinzelten Speculanten abgesehen, die dem Glanz der große» Firmen nachgegangen sind, vcrdienle unsere Börse gewiß viel Geld, als Ostpreußen und Marie», burger in den letzten Tagen stark gefallen sind. Die Eiilschcidung sür die Generalversammlung der Ostpreußijclicn Südbah» liegt in den« schon erwähnten Besitz großer Firmen. Nachdem diese den Fehler ge- macht, sich ans falsche Informationen und Anschauungen hi» in de» Besitz der Acttcn zu fetzen, werden sie nickit den zweiten Fehler machen, ein Angebot zu refnsicen. das »ach Lage der Dinge recht annehmbar gelten muß und welches jcdensalls, wenn cs jetzt zurück- gewiesen wird, nicht noch einmal gemacht werde» kann. Die Actien erhalten keine Dividende für 1886 — und man bietet ihnen doch noch ca. 67 Peoceut. Es ist uns ganz undenkbar, daß ernste Leute solche- Angebot zurückweisen könnte», welches Gegenwart und Ver gangenheit der Bahn vereint. Die Gegenwart dcr Bahn ist so trübe, daß es wahrhaftig nicht gut gelha» wäre, sich von der Vergangen heit mehr und mehr z» entfernen, ohne das Geschäft zum Abschluß gebracht zu haben. Es sei übrigens nicht unbeachtet, daß. wenn unsere Börse auch gegen die Offert;« sich »och ausjpricht und wenn sie sich den Schein giebt, als fei sic der Ablehnung in der General versammlung sicher, die eingetretenen Coursrückgänge doch eigentlich gewisse Zweifel an der unbedingten Aufrichtigkeit der zur Schau getragenen Ansicht gestatten." NcbrigenS ist ziizugebe», daß die Aclionaire von Aachen-Jülich Grund haben, wegen dcr Verstaatiichnnq ihrer Bahn sich zu beklagen, welche sie um alle weiteren Aussichten bringt. In der„Börsenzcitu»g" ist Folg »des zu leien: „Scbr malt war am So»nabenddieStii»»iu»g ans dcmE>scnbah»aei>enn>arki. Die ungünstige» Offerten, welche dcr letzte» Serie zu verstaatlichender preußischer Eisen- bahnen gemacht worbe», haben offenbar im Publicum die Besürchlung wachgerufen, daß auch eine eventuelle Uebcrnahmc der noch existirenden außerpreußischen Eisenbahnen, speciell der Mainz-Ludwigehaiener „nd der Mecklenburgischen Frledrich-Franzbahn, nicht unter besonders noblen Bedingungen seitens der preußische» Regierung ins Werk gesetzt werden würde, und diese Befürchtung brachte heute sehr viel Material von Actien dieser Bahne» zum Acikaus an den Markt. Wir tlieilen nun zwar die Ansicht, daß aus diese Bahnen, deren Erwerb seitens der Regierung ja zweifellos über kurz oder lang aiigestrebt werden wird, ebenfalls »ur ungünstige Kausqebole werden gemacht werden, durchaus nicht ; wir müssen aber constatire», daß heute das Angebot in diesen Actien sehr stark war, daß die Courje derselben procenl weise nachgeben mußlen und daß der Rückgang dieser sogar die Bürienstimmung im Allgemeinen nicht unwesentlich insluirte. Eine ansehnliche Cour-einbuße erlitte» daraufhin auch die Actien der Darmstädtcr Bank, der man, in Erinnerung an frühere Zeiten, noch immer einen großen Besitz an Eisenbohnaciieu imputirl, obwohl nach unseren Informationen in dieser Beziehung die Verhältnisse des JnstüittS in de» letzten Jahren sich weientlich verändert haben." Berlin eröffnet« am Sonnabend in abwartender Tendenz, er mattete jedoch sehr bald auf die Ungewißheit über die Entschließungen de« Fürsten von Bulgarien gleichmäßig aus allen Gebieten. Es sanden vorwiegend September-Abschlüsse statt, und kann die Liquidation als fast beendet angesehen werden. Credit waren ziemlich fest, da gegen DiScoitto-Eoaiinandit und besonder» Berliner Handel nachgebend. Letztere aus die Gerüchte über dir (demeutirte) verschobene Einlösung der serbischen Schatzbon-. Inländische spekulativ« Vabneo blieben weiter matt, besonders Mecklenburger, weiche l'/. Procent niedriger »otirte». Für Ostpreußen wurde Ansaiig« l Proc. Deport bezahlt. Auch Mainzer waren schwächer. Franzose» und Lombardei, gut be hanptet, Duxer und Galizier etwa» bester. Schweizer Bahne» wieder bester, nur Central abg«schwächt. Moatauwerthr im Anichluff« an I die nachgebrnden Gla»g«oer Notinmgen matt »nd »achgrdend, de- sonders waren Bochunier stark angeboten. Russische Anleihen Anfangs fest, sväler abgeschmackt. Ungarn niedriger, ebenso Serben matt. Auch später blieb die Haltung sehr reservirt, ermattete aber schließlich wieder ganz erheblich, als sehr bestimmt austrrlcnde Gerüchte von der Abreise deS Fürsten von Bulgarien dahin sprachen. Die Course stellten sich ausnahmslos niedriger. Mecklenburger waren vorübergehend erholt, gaben aber bald wieder nach. Ostpreußen behauptet. Bergwerke weiter recht matt. Auch Russen und andere auswärtige Renten schwach. Serben angeboten. Comvensationscourse per August in, Vergleich zum Juli: Credit 452 <456.50>, Franzosen 375 (374.501, Lombarden 185 (191), Darm städter 137 (140). Deutsche Bank 158 (160). DiSco»,o 207.50 (210), Mainzer 98 25 (991. Marienburger 38 25 146.501, Ostpreußen 71.50 (83.25). Mecklenburger >60.25 (I7l), Galizier 78 (78.75), Nordwest 279 (2851. Elbelbal 280 <2791, Duxer 136 (do.). Gotthard 102 (105.50), 1880er Russen 87.50 >87.25), Rn'sische Noten 197(197.75), Ungar. Goldrente 87 (86.75), Italiener 1(10 (100.251, Laura 62.25 (67), Dortmunder 39.25 (40). Credit .... 21. August 28. August , , 455'/. 449'/. Franzosen . . , 372 373 Lombarden . . , , l86>/. 183'/, Deutsche Bank . , , 159'/. ,57'/, Tisconto.... 210'/. 207 Mainzer .... , 99 97'/. Marienburger , , , , 46'/. 31°/. Ostpreußen . . . , . 80 70'/, Mecklenburger . , . , 164 158'/. Galizier .... 78.20 78 Elbetkalbabn . , « 279.50 279 Dur-Bodenbach. . , 136'/, 135'/. Gotthard.... 102'/. 10l»/. l880«r Russen . . , 88'/. 87 Russische Nolcn . . . , 198'/. 197 Ungarische Goldrcnie , , 88'/. 86'/. Italiener.... KX?/. 99.70 Laura 64 61'/. Dortmunder Union »tag: Weichend. * » 40'/. 39',. Sitzung dcr Handelskammer. Vorläufiger Bericht. * Leipzig. 30. August. Aus die Eingabe an das königl. Ministerium des Innern, die Errichtung eines Rcichstarifamtes sur Zoll lache» betreffend, hat das Ministerium geantwortet, daß es sich von der Errichtung eines solchen Tarijamtes eine Berein- sachung und Beschleunigung des Verfahrens in Zollsachen nicht versprechen könne. Die Kammer beschließt, der Handels- kammer in Frankfurt am Main, welche jene Eingabe angeregt hat. zunächst von dem Schreibe» de» Ministeriums Kenntlich zu gegen. Aus eine neuerliche Anregung behufs Herstellung einer zweiten Verbindungsstraße vom Kohlenbahnhof deS hiesigen Baye- rischen Bahnhofes in der Richtung nach der Zeitzer Straße hat der hiesige Rath erklärt, daß sich immer noch örtliche Schwierig keiten dem gedachten Projekt entgegenstellen. Gegen die vom königlichen Ministerium de- Innern sür zweckmäßig er achteten Abänderungen der Bestimmungen der neuen Mäkler- ordnuug erbebt sich kein Widerspruch.' Zu den neuen Handelsgebrü uchen an der hiesigen Börse ertheilt die Kammer alleitthalden idre Zustimmung. Zu der Mtttbeilung de- Prolokolles über die Wabl vo» Aahlmännera zur Handelslammer macht Herr Huste einig« Vorschläge, welche auf eine regere Wahlbetheiligung bei den Wahlen der Haudelskammer-Mitglieder abzielen. Dcr Vorsitzende. Herr vr. Wachsin »th. erklärt, er werde die Möglichkeit der Durchführung der gehörte» Vorschläge in Erwägung ziehen. In Betreff des Gesuches de« Marken- und Musterschutz- verein« deutscher Tabakinduftriellen, die Berbessrrnng de« Markeoschutzgesetze« betr., beschließt di« Kammer (Reserent Herr Herrmann), das Gesuch de- gedachten Verein» mittelst einer Eingabe an das künigl. Ministerium des Innern zu unterstützen. Die Handels- und Gewerbekammer zu Ehemniy hatte die diesseitige Kammer ersucht, sich an der Ent sendung einer g-meii>schastlichen Deputation zu betheiligen, welche bei dcr königl. Generaldirection der sächsischen Slaatsbahnen Vor stellungen behuis Verbesserung der Eisenbahn-Verbindung zwischen Chemnitz und Leipzig mache» solle. Der Verkehrs- ausschuß (Res. Herr Schars) schlägt vor, indem er betont, daß die gegenwärtige Verbindung zwischen der grüßten Handelsstadt und der grüßten Industriestadt des Landes allerdings sehr mangelhaft und vcrbesscrungsbcdnrstig ist, das Gesuch der Chemnitzer Kammer zu unterstützen, aber nur aus schriftlichem Wege. Dieser Antrag wird angenommen. In Bezug aus dos Gesuch der Handel»- und Bewerbelammek zu München. Len neuen Telegravhentaris betr., beschließt die Kammer (Res. Herr Lorenz), eine Aussprache bis zu dem Wieder- zusaminciitcilt des Reichstages hinauszuichieben, da noch weitere Erörterungen in der Sache aiigezeigt erscheinen. In Betreff einer zweite» zur Deckung der Baukosten derBürse auszunchmenden Anleihe erhält der Finanz, und der Vörsenbau-AuSschuß die Ermächtigung, bis zur nächsten Plenarsitzung die erforderlichen einleitenden Maßnahme» vorzubereiten. Mittheilungen aus dem statistischen Serichte der sächsischen Staatseisenbahnen für daS Jahr 188S. Abschnitt IV. Personen-, «cpäck- und Gkterfrequeuz. Aus den sächsischen Staalseisenbahnen qelanaten im Jahre 1885 zusammen 23,028.599 Personen (gegen 21,601,959 im Vorjahre) zur Besärderung. Es ergab sich sonach eine Zunahme von 6.60 Procent. Die beförderten Personen legien insgesamint 583,985,225 Kilometer zurück (gegen 554,210,375 Kilometer im Vorjahre). Die Zunahme pro 1885 belrägt sonach 5.37 Procent. Die Perionengeldeinnahme weist gegen das Vorjahr eine Steigerung um 4.34 Procent aus. Im Turchtchnitt durchsuhr jede Person aus den sächsischen Siaatsbahnen 25.36 Kilometer gegen 25 66 tm Vorjahre. Bon den Passagieren benutzten 0.92 Proc (im Vorjahre 1.02 Proc.) die l. Wagenclasse, 17.29 Proc. (im Vorjahre 17.88 Proc ) die II Elaffe, 68.42 Proc. (im Vorjahre 68.70 Proc.) die III. Classe, und 13.37 Proc. (im Borlahre 12.40 Proc.) die IV. Cloffe. Aus der Gesaniintlänae von 2177.01 Kilometer sür den Personen verkehr eröffnelen Staalobnhnen Hot im Jahre 1885 jede beförderte Person durchschnittlich 25.36 Kilometer oder 1.16 Proc. dcr genannten Bahnlänge befahre». Die überaus große Perlonensrequenz in der Nabe der großen Städte, Dresden, Leipzifl, Chemnitz. Zwickau rc., erklärt diesen niedrigen Prvcenlsatz. Die auf den sächsischen StaatS- eilciidahnen im Jal-rr 1885 besörderten 23.028,599 Reifenden legten zusammen 583,985,225 Kilonieter zurück. Tie eine Hälfte der letzt genannten Summe ward von 18.822.753 Persanen oder mit 81.74 Procent (gegen 83.74 Proc. im Vorjahre) der qcsammten Personea- frequenz aus den Entsernunaen von 1—42 Kilometer, die andere Hülste dagegen von nur 4,205.846 Personen oder mit 18.26 Proc. (gegen 16 26 Proc. im Vorjahre) dcr gelammten Perionensrequenz aus den Entsernungen von 43- 475 Kilometer erreicht. Tie Zu- nähme der Frequenz saud hauptsächlich aus kürzeren Strecken statt. Unter den verschiedene» Entsernunqen im Verkehre aller Stationen untereinander ist die von unter bi« mit 10 Kilometer am frequentesten gewesen, aus sie allein enlsallen 8,197,497 Reisende oder 35 60 Proc. der Gcsammtzahl. Die frequenteste BerkehrS- verblndunq bestand, wie schon mehrere Jahre hintereinander zwischen Dresden-Altstadt und Potsckappel aut die Evtsernung von 7 Kiloin mit einem wechselseitigen Verkehre von 426,988 Personen (gegen 386.429 >„> Vorjahre); dieser folgen di« wechselieitiaen Ber- kehrsverdindungen Dresdea-Neustadt-Radebeul ml« 334,591 Personen, Dresden - Neustadt - Kötzschenbroda mit 329,431, Dresden-Nenstadt- Meißen mit 271,547, Dresdeii-Altstadl-Pirna mit 254,599, Leipzig« Gaschwitz mit 222,744, TreSden-Nciistadt Niedersedlitz mit 215.932
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