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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.09.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-09-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188609168
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18860916
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18860916
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-09
- Tag 1886-09-16
-
Monat
1886-09
-
Jahr
1886
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.09.1886
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5202 von brr Gektendmochung ihrer auf Erfahrung gtgründeten, lediglich die Gerechtigkeit erstrebenden RechtSurtheil» abbcingen ließ. Zwar ist der Beschluß der Sectio» von dem Plenum de< JuristentageS nicht angenommen, allein dadurch, daß diese über- wiegend aus Civilrcchisjuristen zusammengesttzie Versammlung ab- w icheiid« Beschlüsse sagte. verliert da- verwersende Unheil der StrasrechtSpraktiker nur um wenige» an Gewicht, und zwar um so weniger, als auch das Plenum die jetzige Einrichtung nach vielen Richtungen als mangelbasl erkannte. IedeusallS läßt sich schon jetzt eine erhebliche Wandelung der Anschauungen gegenüber der Zeit vor 10 Jahren erkennen, sowohl in der Sache selbst. al- in dem Spionenjagd gehört zu dieser bankerott sind. Luch die Spionenjagd Stimmung: man will den Glauben stärken, daß Deutsche, Italiener und Engländer an den nahen Kamps dachten und sich bemühten, den französischen FrstungSbaute» ihr letztes Geheimnis zu entlocken. Der Berichterstatter deS „Journal des TLbal»" in Strasburg scheint aus der Haut fabren zn wollen, ist indeß nicht so plump wie der de» „National", der voll von den »ungeheuren Anstrengungen ist, um da» Schauspiel, in Scene zu setzen, bei dem nicht» gespart sei; die VolkSmasse sei aus Commanbo organisirt worden, Familien hatten geflaggt. Zurückireien der politischen vor den juristischen Momenten, pj, s^t Jahren alS die besten Gegner der Einverle b, ig be- Rach beiden Richtungen bezeichnet der Beschluß der Strafrecht«- ^»nt waren, und die herbeicommandirte» elsasser Bauern section entschieden einen Markstein in der Entwickelung unsere» - — - Strasprocesses. Zu den mannigfachen Puucten. in denen die bestehenden Borschristen al» revision-bedürstig bereit» ln Frage gestellt sind, tritt da» Institut der Geschworenengerichte. Und zwar geschieht diese Einreihung derselben in die Reihe der frag würdigen Theile der Strasproceßordnung au» der Mitte de« Richterstandes heran» und im Interesse der Gerechtigkeit aus Grund vorliegender praktischer Erfahrungen. Diese Thatsach« wird sich durch keinen Lärm der freisinnigen Presse sortleugnen lasten; sie enthält den Keim einer bedeutsamen und fruchtbaren Entwickelung. * Nach der „Vossischen Zeitung" hat sich die Nachricht bestätigt, daß an Stelle deS Contre-Admiral» Freiherrn v. Reibnitz der Capitain z. S. Schering zum Direktor deS Bildung-Wesens der Marine berufen sei. Capitain z. S. Schering, welcher unter der Stosch'schen Verwaltung längere Zeit Vorstand der Centralabtheilung war und sich bann als Comnianbant der Kreuzersregatte „Elisabeth" und al» zeit weiliger Gcschwaderches in der Zeit unserer colonialen Er werbungen einen Namen gemacht hat, ist ein kenntnißreicher und tbatkrästiger Ossicier. Seine jetzige Ausgabe ist vorzugs weise eine erzieherische, die er auch schon aus der .Elisabeth- geübt bat. ivelcbe bekanntlich al» Seecadettenschulschiff diente. Tie höheren Bildungsanstalten beginnen bereit» im Ansange de» nächsten Monat» ihre Thätigkeit, der Unterricht im Ca- detten-CötuS der Marineschule beginnt am 4. October. die Vorlesungen an der Marine-Akademie und der Unterricht im Ossicier-CötuS der Marineschule am 11. October. * Au» Kiel, 13. September, wird noch der „vossischen Zeitung" geschrieben: Den, General-Admiral und obersten Lhes der russischen Flotte Großfürst Alexi», der gestern aus der kaiserlichen Pacht „Derjawa". Lommaudanl Capitain v. Gier», hier ankaor, während die Damvf- pacht „Zarewaa" al- Begleitschiff folgte, hat der Kieler Krieg». Hasen ein gar friedliche» Bild geboten. Wenn die Wälle von Frichrichsort und die benachbarten Seefort» und die au-gedehateu Werftnnlagen von EllerSbeck nicht daran erinnerten, daß hier die Hauptftation der deutschen Flotte ist, so würde jetzt Niemand von ihrer Existenz etwa» gewahren. Der Krieg-Hasen ist wie auSge- starben, das große Maoövergeschwader war gestern noch in der Nordsee and wird vor seiner Auflösung am 23. d. M. in der Nähe von Danzig auch nicht nach Kiel zurückkehreu, selbst Da» Wachschiff »nd da- Lorpedoschulschiff, welche- sich in der Helgoländer Gegend mit Srbießversucheu beschäftigt, fehlen: heute erst, uachdam der Großfürst bereit» seine Reise noch raakreich angetrrtea hat, ist da» Ladetten-Schulschiff, die Segel- egatte „Niobe", Eonnnandant Lorvetten« Capitain Aschenborn, hier eiugelause», so daß die deiden russischen Gäste doch nicht ganz allein za liegen brauchen. Da die beiden Pachten hier mindesten» noch acht Lage bleiben werden, ehe sie nach Rußland zurückkehreu, so vermnthet man, daß sie »och eine besondere Bestimmung haben. Rach der einen LeSart sollen sie den Großfürsten Alexi» tu der nächsten Woche nach Kronstadt zurückbriugea, wogegen allerdiag» die Version spricht, daß der zweitälteste Bruder de» Zaren einig« Zeit in Biaritz zu verweilen gedenkt; nach einer anderen LeSart sind sie bestimmt, die Großfürstin Olga Feodorowua, welche zum Besuche ihrer Tochter, der Großherzogin von Mecklenburg, in Schwerin weilt, nach Petersburg zurückzusühren. — Die Mannschaften der russischen Schiffe befestigen den günstigen Eindruck, welchen die russische Mariae, besonder» in den letzten Jahren, macht; allerdings sind aus der kaiserlichen Pacht Gardemariner», und zwar lauter au-gesuchre, oße und elastische Leute, auf der „Zarewna" ist keine Garde. — bestimmte Erwartung, daß da» deutsche Manävrrgeschwader. groß Die seien von Badensern. Schwaben. Bayern und Wcstsalen ge schickt in die Mitte genommen worden; so sei e« gelungen, die Leere au-zufiillen und die strenge Zurückhaltung eines Lande» zu maSkiren, in weichem die Reise de» Herrscher« einem bewaffneten Einfalle gleiche, wo der Pomp de» Ge folge» von Souveränen eine äußerste Kundgebung der bru talen Macht sei. durch welche man die Masten einschüchkern und verblüffen wolle". Die» eine Probe französischer Be richterstattung: man sieht Alle» durch die chauvinistische Brille und siebt, weil man blind vor Groll ist. Alle- verkehrt. Aber diese Verkehrtheit, um nicht zu sagen diese verlogene und verlotterte Verstocktheit, ist ein Grund mehr, aus die fran zösische Regierung einzuwirken, zumal im Cabinet Freycinet vier Mitglieder sitzen, die notorisch aus Abenteuer auSgehen. und ihr Führer, Boulanger, hat, wie seine Landsleute selbst bekennen, nicht blo» politische, sondern noch mehr persönliche Gründe de» Ehrgeize», und wa» ist in einem entscheidenden Augen blick jene weichmiilyige Mehrheit de« Cabinel» unter Freycinet'S Führung? Freilich, Freycinet sagt bei jeder Gelegenheit, in auswärtigen Dingen thue er nichts ohne da» Parlament; aber wer ist in Krisen Herr der Lage? Clemcnceau, der Beförderer und Beschützer Boulanger'«. Die Franzosen sind in politischen Dingen mit Lug und Trug bewunderungs würdig. So beschreibt der Berichterstatter de» .National ein köstliche» AuShilfSmittel: »die Leute halten die rothweiße elsässische Flagge ausgehißt und diese Farben durch blaue Blumen ergänzt und so die französische Tricolore zum Vor- schein gebracht; Slraßburg hat nicht geflaggt, nicht mani- sestirt; man hat manisestirt und geflaggt in seinem Namen, aus seine Kosten, aber ohne daß die Zustimmung zu der Ent weihung der Stadt erfolgte." Leuten, die keine Augen haben zu sehen und keine Ohren zu hören, ist nicht zu Helsen: sie folgen ihrem Wahn, und sollte alle» darüber zu Grunde geben. * Der Pariser „Figaro" bringt einen Artikel: „LlLl. Sorbetts, Ltswnrek et rro/eluvt", dem wir folgende Stellen entnehmen: „Entweder ist die Ernennung de» Herr» Herbette »um Bot schafter Froakreich»inBerlia da» Anzeichen einer Schwenkung in der auSwäriige» Politik de» Herrn de Freycinet oder sie bedeutet nicht». . . . Herr von Freycinet.verzichtete aus die seit eiuem Viertel- jahrhundert beliebte Utopie, welche man die englische Allianz nannte; er verzichtet um so leichter und ohne Hintergedanken daraus, al« er sich dessen vollkommea bewußt ist» daß di« öffeutliche Meinung ganz unzweideutig jeder Annäherung au eine Macht feindlich gestimmt ist, welche gegen unsere Rechte und im Widerspruch zu ihre» eigenen Erklärungen Egypten behält und die bei allen Gelegenheiten unserer Politik hemmend in den Weg tritt. Mau muß Herrn de Freyciaet überdies die Gerechtigkeit widerfahren lasten, daß er. trotz all dem. war man Gegentheilige« hierüber gesagt — nie gesucht hat. di« Empfindlich- ketten Deutschland» Rußland gegenüber zu erwecken. DieAbberufungde» General» Appert au» Petersburg, die Abreise de« Herrn v. Mohreu- heim sprechen zu deutlich, al» daß e» noch näthig wäre, da» be- sonder» zu betonen, wa» Frankreich von Rußland trennt. Diese zwei Nationen haben viel Verwandte-, sind aber an den beiden Polen und Alle» trennt sie, dir Tendenzen und die Einrichtungen. Die Jsoliruug ist also eine vollständige, nach welcher Richtung Herr de Freycinet sich auch wendeu mag. Dasselbe trifft, wie für Frankreich, ebenso auch für England zu. Und da Herr de Freycinet heute davon t ist, daß er von der letzteren Macht nicht» zu erwarten Hot unter Befehl von Vtce-Admiral v. Wickede, vor der Fahrt in den östlichen Theil der Ostsee noch eine größere Seekriegsübung in der Kieler Bucht vovuehmen werde, ist nicht io Erfüllung gegangeu. Die betreffenden Dispositionen scheinen tn letzter Stunde geändert zu sein, n»ch die größere» Flotteuübongea. tu der Jade uud vor Wilhelmshaven sind nicht zur Ausführung gekommen. Am 8. Sep tember trafen die drei Divisionen deS Geschwader» aus der Rhede von Wilhelmshaven eia, wo sie der Beseht traf, sich bis zum 12. d. M. seeeklar zu halten; die Borräth« wurden ergänzt und Kohlen ausgesüllt. Der Lhes der Admiralität» Geuerallieutenant v. Caprivi, schiffte sich am Sonntag mit seinem Stabe, Capitain zur See Köster und Eorvettea-Capitain v. Reichenbach. an Bord de» Flaggschiffe» „Baden" ein und in der folgenden Nacht verließ daraus daS gesammte Mauövergeschwader in drei Divisionen die Rhede von Wilhelmshaven, um aus kürzestem Wege uud mit mög lichster Beschleunigung nach Danzig zu gehen. Die schweren Schiffe werden jedenfalls auch diesmal wieder durch den „Großen Belt" dirigirt werden, der in diesem Jahre von Waffen starrt. Die Dänen, welche etwa» eifersüchtig aus die Benutzung ihre» Fahr- Wasser» sind, haben diese Straße in diesem Jahre vorzugsweile für ihre Uebungen benutzt; vierzehn dänische Kriegsschiffe hielten in der vorigen Woche ihre Schießübungen in der Nähe von Nyborg ab, während die dänische Torpedobootsflottille in tiefster Zurückgezogen heit in dem bassinartigen, landumschlossenen und flachen Jsesjord bei BramSnäs-Big in der Nähe von Holbäk mit großem Eiser ihre Uebungen sortsetzt. * Der Krieg-minister Generallieutenant Bronsart von Schellendorfs ist von seinem Sturze mit dem Pferde am Paradetage wieder soweit hergestellt, daß er am Sonntag die Reise zu den Kaisermanövern hat antreten können. An der Parade über da» 15. Corps hat der Krieg-minister dem nach nicht theilgenommen; auch ist e» zweifelhaft, ob er während der Manövertage wird zu Pferde steigen können, so sehr daS vom Kriegsminister gewünscht wird. * Der „Züricher „Socialdemokrat" hat kürzlich von zwei Verfügungen deS preußischen Minister» de» Innern berichtet, welche von den Unterbehörden ein wachsame» Auge über die Bestrebungen verlangen. die soeialdemo kratische Agitation in die Armee hineinzutragen. Die Erlasse sollen sich aus die Wahrnehmung stützen, daß die Leiter der socialdemokralischen Agitation ihren Einfluß für eine gute Führung ihre» jungen, zur Fahne einberusenen Anhänge» auf- bielen. damit das Herr mit recht vielen socialdemokralischen Nnterosficiren besetzt werde, auf die in Zeiten de» gewaltsamen Umstürze» zu rechnen wäre. Die Nachricht wurde bisher noch nicht vementirt. » * » * Der österreichisch-ungarische Reich»krieg»minister hat der ungarischen Regierung den Budgetvorschlag seine» Ressort» für 1887 übersendet. Sobald die Durchsicht desselben beendet ist, werden behuss definitiver Feststellung de» Krieg»- budgel» gemcinsameMinisterberathungen statlfinden. so daß e» wahrscheinlich möglich sein wird, die Delegationen für Ende October oder Anfang November einzuberusen — DaS ungarische Abgeordnetenhaus wird am nächsten Sonnabend seine dritte JahreSsession eröffnen und. da die ConstituirungSarbeiten nur wenig Zeit in Anspruch nehmen werden, noch im Lause diese» Monat» in die meritoriscken Berathungrn riutreten. Zu den Gesetzentwürfen, die zunächst rur Erledigung gelangen, gehört da» Zoll- und HandelS- vündniß, über welche« der Au-schußbericht schon am Schlüsse der vorigen Session vorlag. Die Bankvorlage und da» aber dürsten, wie die „Budapcster Corre- erst dann aus die Tagesordnung de» ungarischen Reich-tage» gelangen, wenn dieselben vom öster reichischen Abgeordnetenhaus« erledigt sein werden. * Die Franzosen sind entsetzt über die Erscheinungen, die sich ihnen in Elsaß-Lothringen aufdrängen und die nicht mit der französischen Legende stimmen. Man bemüht sich, zu vertuschen und zu verdrehen, um den Schwindel aus recht zu erhalten, und man läßt ungewöhnlich stark „die Stunde schlagen", „die Zeit naben" und „die umflorte Fahne" in Erinnerung bringen Politische Flüchtlinge. Mißvergnügte, „Emigranten" und „Optanten", zumal sranzösische, glauben jo lange alle», wa» i.i ihren Kram paßt, bi» sie gänzlich Zuckersteuergesetz aber spondenz" behauptet. die unaufhörlichen Schwierigkeiten schwer empfindet, welche ihm diese Jsoliruug bereitet, so wird Herr de Freyciuet ver suche,». sie zu beseitigen und schickt zu diesem Zwecke Herrn Herbette nach Berlin. . . . Herr Herbelte kommt vom Besichtsvuacie eine» französisch - deutscheu Einvernehmen- von weit her. Die Bekehrten sino oft sehr eifrig au der Verwirklichung der Dinge, denen sie vor erst abgeneigt waren. Nach dieser Richtung ist Herr Herbette eia ausgezeichnetes Barometer; er zeigt den ganzen von Herrn de Frey- cinet durchgemachten Weg an. der sich sehr lebhaft mit der Frag« de» Mittelmeere« beschäftigt uud fest entschlossen ist, die britische Domäne in unseren Gegenden nicht noch durch die Annexion der Insel Korea vergrößern zu lassen. Bi» jetzt hat Herr de Freyciaet eine Politik der Befestigung getrieben; er wird aber dessen gewahr, daß die Politik der Entschädigung die au-schließliche Regel der anderen Mächte ist. Frankreich will» gleich Deutschland, entschlossen den Frieden. Dieser Wille, der mit jedem Tage wächst, scheint nicht in Betracht gezogen zu werden, wenn man von eiuem Kriegsbrände spricht. Mögen nur einmal ernste Besürch- tungen eine» Kriege» austretea und man wird sehen, wie dieser Wille sich bekräftigen wird. Herr Hecbette wird diese Versicherung nach Berlin bringen. Sie wird daselbst um so besser ausgenommen wer den, al» man dort dieselbe» Gefühle hegt. Die Frage des Mittel- meere» beherrschte Alle» in Frankreich; Herr de Freycinet fühlte die« sehr wohl bei den griechischen Händeln. Er erinnert sich dessen, wie seine Intervention in London ausgenommen wurde." * Die geheimen Fond», über welche die sranzösische Regierung verfügt, betragen heute 4,115,000 FrcS.» wäh rend dieselben Fond» im Jahre 1876 nur 3,610,000 FrcS. erreichten. Die geheimen Mittel de» Auswärtigen Amtes sind für 1887 aus 700,000, die deS Kriegsministeriums aus 550,000, die de« Marineministeriums aus 65,000, die des Ministerium» de» Innern aus 2,000,000 und die für Al gerien aus 800,000 FrcS. angesetzt. Im Jabre 1876 batle da» Au-wärtige 500,000 FrcS., der Krieg 300,000, die Ma rine 10,000, da» Innere 2,000,000 und Algerien 800.000 FrcS. Die Font» de» Ministerium- de» Aeußern und des Krieges sind also bedeutend gewachsen. ES muß bemerkt werden, daß diese Summe von 4,115,000 Frc». nur daS vorstellt, was man die „eingestandenen geheimen FondS" nennen könnte E» wäre indessen interessant, die geheimen Fond» der anderen Länder daneben gestellt zu sehen. — Der Minister des Innern. Sarrien, hat am 6. dsS. an die Präseclen folgende» Rundschreiben gerichtet: „Herr Präfert k Die Rivalitätei» zwischen französischen und den fremden Arbeitern haben kürzlich aus mehrere» Punkten de» Laude» zu bedauerlichen Zwischenfällen Anlaß gegeben, die mehr al» einmal in wahre Ruhestörungen auSgeartet sind. Ich glaube Ihnen daher die Instructionen bestätigen zu müssen, die Jhue» be reit» von meinen Vorgängern bei ähnliche» Vorfällen ertheilt worden sind. Die Verwaltung kann e» nur Ihrer Wachsamkeit überlassen, zu erwägen, in welchem Maße die Umstände Ihre Einmischung er heischen. Sie können in jedem Falle nicht deuilich genug mit allen Ihnen zu Gebote stehenden Mitteln bekannt machen, daß d,e öffent liche Ruhe nicht unter den Meinung-Verschiedenheiten leiden darf, welche sich zwischen Arbeitern verschiedener Nationalität, die in den Werkstätten uud Fabriken Ihre» Departement- beschäftigt sind, er geben könnten. Ich betone namentlich die Ihnen obliegende Pflicht, darüber zu wachen, daß di» Freiheit der Arbeit unter ollen Um ständen gesichert bleibt. Wolle» Sic demnach in» gegebenen Fall unverzüglich in den Grenzen Ihrer Vollmachten die Strosmaßregeln ergreife», welche die Lag« ihrer Ansicht nach zu erheischen scheint. Ich bitte Sie namentlich daraus zu sehen, daß die Urheber von Ltreitigkeiten uud Raufereien, die Vorkommen sollte», unverzüglich den competeuteo Gerichten übergeben werden." * Der französischen Kammer werde» nach ihrem Wiederzusammentritt Gesetzentwürfe über die Kinder- und Frauenarbeit, über den VolkScredit nach italienischem Muster, über die Verbesserung de» Gesundheitszustände» in den Städten und der mit Korea abgeschlossene Handelsvertrag vorgclegt werden. Dieser Vertrag sichert Frankreich da» Recht der meistbegünstigten Nation; e» wird in Zukunst einen diplo malischen Agenteu beim König von Korea und Consular Agenten in allen dem Handel eröfsneten Häsen unterhalten. * Der Streik der französischen Arbeiter in vierzon ist noch nicht beendet. Der „Temp»" bestätigt sogar eine Alarmnachricht der „France militaire". laut welcher die Tbeilaehmer an dem Streik mit Waffen versehen sein sollen. Die »France »ilitaire- enthielt die Meldung, daß ein Arbeiter in vierzon, durch da» Elend getrieben, der Gendarmerie angezeigt habe, daß sich eine größere Anzahl Cbassepot», die noch auS dem letzten Kriege herrührten, nebst Patronen sich im Besitze der Genossen befänden. Zum Be weise überbrachte der Denunciant seinen eigenen Cbassepot. Die „France militaire" weist nun darauf hiu, daß im Hin blick auf die Bewaffnung der Arbeiter au» der nichtigsten Ursache eine „surcklbare Katastrophe" hervorgeben könnte. Der „TempS" bestätigt diese Angaben mit dem Hinzusügcu, daß die Verwaltung unverzüglich eine Untersuchung ange- vrdnct habe, um scslzustellen, wie die Cbassepot». die übrigen» noch nickt entdeckt wurden, in den Besitz der Arbeiter gelangt sind. Der .Jntransigeant" bezeichnet die Meldung als un richtig und erblickt darin ein Manöver der Negierung, wel ches bezwecke, Mißtrauen unter den Soldaten gegen die Ar beiter zu säen. Diese Mittheilung entspricht der Taktik deS „Jiltransizeant", der übrigen» selbst die Möglichkeit zugestehen muß, daß die Denuncialion begründet sei. Für diesen Fall deutet da» Organ Nochesort'S an, daß die CbassepotS in Vierzon durch agents provocateur» eingeschmuggelt sein könnten. Der „Jntransigeant" verlangt de-balb die Abberufung der Truppen. Bei den Beziehungen de» Krieg-minister» zu den Ultraradicalen erscheint e» bezeichnend, daß der „Jntrasigeant" dem General Boulanger. sowie dem Minister des Innern die volle Verantwortlichkeit zuweist, fall» in Vierzon Blut vergossen werden sollte. * In Bezug auf die Choleragefahr für den Reise verkehr nach Italien herrschen seit Kurzem in der Schweiz und in Deutschland beunruhigende Gerüchte, ebenso ist die Annahme verbreitet, daß die Reisenden auf den italienischen, schweizerischen und tyroler Grenzbabnböfen durch sanitäre Vorsichtsmaßregeln, Räucherung rc. belästigt würden. Die Verwaltungen der italienischen Eisenbahnen haben neuerlich den deutschen Bahnen amtlich mitgetheilt, daß diese Gerüchte unwahr seien und im Gegentheil der Gesundheitszustand in Oberitalien, namentlich in Piemont, der Lombardei, in Ligurien nicht besser al- zur Zeit sein könne. Der Uebergang der Reisenden und des Reisegepäcks derselben erfolgt aus der Grenze ohne jede Belästigung. , » Der Ehrenpräsident für die Jubiläum-feier de» Papste». Cardinal Schiasfino, hat an sämmtliche Bischöfe nachstehende» Schreiben gerichtet: „Hochwürdigster Herr! Zur Ehrenpräsidentschaft au die Spitze der Commission für die Feier de» Priefterjubiläum» Sr. Heiligkeit de» Papstes berufen, halte ich e» für geziemend, Ew. Gnaden diese aus meine bescheidene Persönlichkeit, die sich keine» anderen Ler- dienst«- al» einer bekannten kindlichen Anhänglichkeit an den glorreich regierenden Papst rühmen kann, gefallene Wahl mitzutheilen und innigst zu bitten. Ew. Gnaden mögen mit all Ihrem Hirteueiser und Ihrer Liebe für den Papst «nd für die Kirche zum Gelingen de» glücklich begonnenen Werke» beitrage». E» mag der Weisheit Ew. Gnaden gewiß nicht entgangen sein, daß bei dieser Gelegenheit eine Manifestation kindlicher Liebe und Dankbarkeit für ruhmreich vollsührte Lhateu an den obersten Hirte» gerichtet, eine Be> drntung in sich trägt, die, wenn ich so sagen darf, die erhabene Persönlichkeit, welche Gegenstand derselben ist, überragt. Es handelt sich darum, unseren verirrte» Brüdern, welche zu meinen vorgebeu, daß der Glaube besiegt und unter den wuchtigen Angriffen de» Unglauben» nahezu vernichtet sei, zu zeigen, wie kräftig und lebensvoll er im Gegentheile ist; eS handelt sich der in feindliche Parteien gespaltene» Gesellschaft die katholische Gesellschaft vor Bugen zu führen, welch«, neu belebt durch den Geist Botte«, bei dem Stuhle Petri and in dem Lehramte de« Statt halter» Jeso Christi stet» eine wnuderbare Bereinigung der Geister und Herzen findet. E» ist der Wunsch der Commission, und wir meinen wohl oller Katholiken, daß an dem gesegnete» Tage der Secuadiz de» Papste» diese zwei Thatsacheu: GlaubeuSkrast und innige Gemeinschaft der Katholiken, greifbare Gestalt auuehmen durch die Beweise der Liebe, toelche die Katholiken der ganzen Welt zu den Füßen de« verehrten geistigen Vater» und Leiter» ihrer Gewisse» niederlegeu werden. Alle Diäresen, alle Provinzen, alle Nationen «erden, vereint um den Thron de» Batican», ihre Eigenthümlichkeitea beibehalten; aber Gotte» Geist wird sie alle iu Einklang bringen, indem er Christi Wunsch und Verheißung: '8int uvuw' . . . 'Lee« L^o vobisoum oum' wird in Erfüllung gehen lassen. Diese Manifestation ist einerseits so erhaben, so ent- sprechend dem christlichen Geiste und andererseits wahrt sie so wirk- sam die gerechten Ansprüche und Wüniche Aller, daß sich da» LomitS keinem Zweifel darüber hiuqebeu kann, Ew. Gnaden werden allen ihren Eiser daran wenden, um sie so glanzvoll al» möglich zu gestalten, und zwar zunächst durch Errichtung von vorbereitenden LomiiSs. Je mehr Ew. Gnaden sich für die Organisation de» Unternehmens be mühen werden, einer um so geordneteren Entwickelung desselben wird man entgegeasehea dürsen, und da- ist gewiß nicht unwesentlich sür den Gesammtersolg. Ich ergreife gern diese Gelegenheit, um Ihnen, hoch». Herr, die Hände zu küssen und zeichne mich Ew. Gnaden ergebenster Diener Cardinal Schiasfino." Ferner hat die JubiläumScommission einen Preis und immer wieder an diesem Principe rüttelt. An l „ eireulu, vitioou, soll nun Mnkhtar Pascha der Pforte den Vorschlag gemacht haben, sie möge beim eagliichen Foreign osfice eine neu« geeignetere Lonventio» in Antrag bringen. E« ist bemerken-werth. daß au» hiesigen französischen politischen Kressen Stimme» lau» werden, welche unter Hinweis aus de» in stetem Ausschwunge begriffene» österreichisch - ungarischen uud deutschen Handel in Egypten, der Wiener und Berliner Diplomatie die verechiiguug zur Ergreifung der Initiative zuerkeanea, um dauernde Verhältnisse im Nilibole herbeizusühre». Wer diplomatisch zu lesen versteht, wird diese Aeußerungen in dem Sinne auffassen, daß Frankreich selbst die Initiative zu ergreifen entschlossen wäre, wenn e» aus die Unier- tützung der beiden allürtea Cabiuete rechnen könnte. So acut die egqptische Frage auch sür Egypten geblieben sein mag. so hat doch die europäische Diplomatie momentan offenbar andere Sorgen; allein e« besteht kein Zweifel, daß e« der Veranlassungen genug gebe» würde, um an da» Tory-Labiaet über seine Auffassung der egyp» tischen Verhältnisse eingedende Fragen zo richte». Einstweilen ist es Italien, da» nicht nur seinen Besitz in Mafia nah commerciell zn verwerthe». sonder», wie e» scheint, auch zu erweitern bemüht ist. So spricht man davon» daß die egyptisch« Garnison des Hasen» von Aghig abberuse» wurde und daß dieser Aasen von Italienern besetzt werden soll. Die eingeborene» Be wohner Suakim» lassen e» sich nicht nehmen» daß auch die O«»- pation Suakim» durch Italien in Au-sicht genommen sei. Ja Ermangelung politischer Erfolge kann sich der ottomonische Obercommissair Mukhtar Pascha seiner Ernennung zum Ehre», milgliede de- akademischen indo-chinesischen Vereine» in Frankreich berüdmen Mukthar ließ in der Bnlak-Druckerei eia einschlägige» Werk veröffentlichen, an welchem er 22 Jahre gearbeitet hatte. I» dem MiiiheilungSschreiben, welche» Baron Molortte au Mukhtar richtete, heißt e», daß der Ghazi eine» der ersten Plätze unter den Gelehrten unserer Zeit einnehm« und daß der Verein den Mann ehren wolle, der gleichzeitig eia großer General und ei» hervor ragender Belehrter ist. * Die Engländer sind sehr besorgt wegen der Folgen, welche daS Einvernehmen zwischen Rußland und ver Türkei sür ihre Stellung in Egypten haben könnte, ver- chiedene Londoner Blätter lassen sich nämlich übereinstimmend melden, der Sultan beabsichtige. England zur Räumung de» NillandeS zu drängen. Durch Ausspielung der verschiedene» türkischen SouveräaetSt-rechte kann Rußland den Briten in der That sehr scharf in die Parade fahren. * Zu dem Fischereiconsliet zwischen den vereinig ten Staaten von Amerika und Canada schreibt die New Borker HandelS-Zeitung-: »Unsere kanadischen Nach barn zeigen in Bezug auf den Fischerei»Di»put keine Spur von .Europen'S übertünchter Höflichkeit- und legen unfern Mischern in ihren Gewässern fortgesetzt bei Ausübung ihre» Ge werbe» alle möglichen Hindernisse in den Weg. Jetzt haben end lich die Vereinigten Staaten RelaliationSmaßregrln gegenCanada ergriffen und zwar in einer Art und Weise, woran gewiß weder die Canadier, noch die amerikanischen Heißsporne, welche der artige Maßregeln im Congreffe und außerhalb desselben seiner eit befürworteten, gedacht haben. Der zum Schutze deS ieehundsange» an der Küste von Alaska stationirte Vereinigte Staaten-Zollkutter .Corwin- hat nämlich in letzter Zeit in der Bebrmg-Straße eine Anzahl von canadischen Fahrzeugen mit Beschlag belegt, weil dieselben dem gesetzlichen Verbote zuwider in Vereinigten Staaten-Gewäffern dem Seehund»« ange obgelegen hatten. E» bleibt nun abzuwarten, wa» die kanadische Regierung zu diesem Vorgehen unsererseits sagen wird.- * Au» Labrador kommen wieder traurige Nachrichten. Dem in Halifax erscheinenden „Harald" werden die Meldungen von dem gänzlichen Feblschlagen der Labrador- und User-Fischereien bestätigt. Der Fang >n Labrador beträgt ein Drittel de» Durchschnitt» und reicht nicht au», um die Kosten de» Transport» und den den Fischern gewährten Dor- chuß an Naturalien zu decken. 65.000 Menschen, die von der Fischerei in Labrador leben uud «ine Süstenflrecke von 3000 Meilen bewohnen, befinden sich in der bittersten Notb lage und blicken nach Regierung-Hilfe au», damit dieselbe sie im kommenden Herbst und Winter vor dem Verhungern rette. E» wird versichert, daß die Fischer an der Küste von Neu« unbland sich fast in derselben elenden Lage befinden; und nach einer zuverlässigen Schätzung werden während de» nächsten WinterS 100,000 Personen theilweise oder gänzlich von der RegierungS-Unterstützung abhängig sein. Die HeringSsiscberei bat kaum ein Zehntel de» vorjährigen Ertrage» geliefert. Man befürchtet, daß die im Juli gemeldete falsche Nachricht bezüglich einer HunqerSnoth und de» angebllch herrschenden CannibaliSmu» in Labrador da» große Publicum davon ab halten würde, jetzt bei dem al» unvermeidlich und wahr ge schilderten Elend Beistand zu leisten. von 250 Frc». aus den besten Hymnu» auSgesetzt. welcher in nicht mehr al» 50 Versen da» Lob de« heiligen Vater» ent halten und demselben zur Feier übergeben werden soll. Cardinal-Staat-secretair Jacobini, welcher bekannt lich erkrankt ist, befindet sich noch immer nicht wohler, im Gegentheil erregt sein Gesundheitszustand, nach der „Ger mania". große Besorgnisse. Die Verhandlungen zwischen Preußen und dem Vatikan sind übrigen» nicht durch Vermittelung de» Cardinal» Jacobini geführt worden; für die Besserung der Beziehungen zwischen Preußen und dem Vatikan ist Cardinal Jacobini am wenigsten verantwortlich. Die deutsche WohlthätigkeitSgesellschast in London hat ihren Jahresbericht pro 1885/86 veröffentlicht. Wir lesen in demselben : .Unsere Gesellschaft ist von dem Ein- siusse der traurigen Geschäft-Verhältnisse im vergangenen Jahre leider nicht verschont gebliebe». Die an unS gemachten An sprüche waren größer al» je zuvor, die Mittel aber flössen unü weniger reichlich zu. Die Zahl unserer Pensivuaire beträgt augenblicklich 27 (12 Frauen und 15 Männer) gegen 23 im vorigen Jabre. Unsere angelegten Eapitalien belaufen sich aus 4500Lstrl. gegen 4000 Lstrl. am 31. März vorigen Jahres. In den Mittwoch» uud DonnerStagS statt findende» GeschästSsitzungen wurden nn vergangenen Rechnung»- zahre 2824 Falle mit 1183 Lstrl. 3 » 6 ä unterstützt gegen 2255 mit 1016 Lstrl. 16 ä im Jahre 1884/85. Von den Bittstellern wurden 211 in die Hcimatb zurückbesördert. Der neue kaiserl. deutsche Botschafter, Graf v. Hatzseldt-Wilden- burg, bat daS Ehrenpräsidium der Gesellschaft angenommen. Herr Charles Sevin wirkte und arbeitete im vergangenen Jahre so srisch und einig wie immer. Möge seine schätzen»- werthe Hilfe der Gesellschaft noch lange Jahre erhalten bleiben, obgleich er nunmehr vom Vorsitz im BerwaltungS- rath aus seinen dringenden Wunsch Gesundbeil»rücksichlen halber zurückgetreten ist. Er wurde dasür gleichfalls zum permanenten Bicepräsidenten ernannt und Herr Ferdinand Rösing vom VerwaltungSralh einstimmig ersucht, sein Nach folger im Vorsitz zu werden.' * Die englische Regierung läßt in London ein Au» kunstS-Bureau sür Auswanderer errichten, in welchem den Emigranten nach amtlichen Quellen unentgeltlich Auskunft über die Verhältnisse der verschiedenen Colonien mit Bezug aus Lage. Klima, Erzeugnisse, Religion. Schulwesen, innere Verkehrsmittel, Kosten de» Lebensunterhalt», Löhne, Bodenver hältnisse. Landsystem u. s. w. sowie über Passagepreise. Fahr gelegenheiten rc. gegeben wird. DaS Bureau wird in Ver bindung mit dem neuen Arbeit»-Au»kunst«-Vureau und unter einem Comit» sieben, von welchem mindesten» zwei Mitglieder der arbeitenden Ciasse angehören sollen. Da» Bureau wird außerdem alle drei Monate kurze amtliche Berichte über die Zu stände, ArbeitSauSsickten u. s. w. in den Colonien veröffent lichen, die in jedem Postamt gratis zu hoben sein werden. * Zum Stand« der egyptischen Frage schreibt man der „Politischen Correspondenz" au» Cairo, 3. September: E» scheint nun hinlänglich erwiesen, daß die englisch -, ürI, scde Lonventio», «uk deren Grnndlagea die beiderseitigen Commiffare ! zur Lösung der «gvptischen Frage hier ei, Abkommen zu treffen > haben, ibrem Zwecke dnrchan» nicht entspreche. Die Convention leidet insofern an einer inneren Unwahrheit, al» England einerlei»» ^ in derselben eine vom Sultan ausgehende Macht al» Princip aus Die Socialistenbewegung i« Lelgien. Die Brüsseler Blätter bringen abermal» eine Reihe Nachrichten, welche darauf schließen lassen, daß in der socia- listischen Arbeiterpartei Belgien» fortwährend große Bewegung herrsche. E» soll nicht» Geringere» al» die Wiederherstellung der .Internationalen- beschlossen worden fein, welche Absicht bereit- in der jüngsten internationale« Arbeiter-Conferenz zu Pari» ihren Ausdruck gesunden habe. Unmittelbar nach Be endigung derselben, welche sich mit dem üblichen Ruse: „Vivo lu kLvollltion social«" trennte, erstatteten die belgischen Delegirten. vr. Cäsar de Paepe und Anserle, dem General- rathe ihren Bericht, welcher dahin lautete, die belgische Arbeiterpartei müsse ihre Hauptaufgabe zunächst darin er blicken, die Internationale wieder herzustellen. Dieser Vor- schlag soll von der gesammten Socialistenpartei Belgien» mit großem Beifall ausgenommen worden sein, ja e» wurde sofort beschlossen, in dieser Angelegenheit ein Rundschreiben an alle europäischen und außereuropäischen socialistischen Verein« zu richten. Die Brüsseler Soeialdemokraten scheinen nach den Aus lassungen ihre» publicistifchen Hauptorgan» .Le Penple" zu schließen, deS Erfolge» ganz sicher zu sein. Diese» rvthc Blatt bemerkt nämlich, der deutsche Reichskanzler habe zwar die erste Internationale vernichtet, aber gegen di« zweite werde er sich ohnmächtig erweisen. Wie mehrere belgische Blätter erfahren haben wollen, sollen sogar die Statuten der neuen Internationale auSgearbcitet sein, wa» wahrscheinlich nicht viel Mühe machte, weil man nur die früheren Satzungen einigermaßen zu ändern brauchte. So sehr e» auch nun m der Absicht der belgischen Socialisten liegen mag, durch rine neue internationale Verbindung ihre Netze über alle Länder der Welt auSzubehnen. so scheint da» Zustandekommen diese» Vorhaben» au» mancherlei Gründen doch noch ziemlich frag lich zu sein. WaS die französischen Communard» betrifft, so werden sich diese allerdings massenhaft in die neue Inter nationale einreihen lassen, und auch Domela - NieuwenbuyS, Fortuyn, Croll und die übrigen holländischen Socialistensührrr dürsten mit ihren Schaaren der Verbindung beitreten. Schließlich ist auch kaum an dem Anschlüsse der deutschen So- cialdemokraten zu zweifeln, die in Ermangelung einer neuen originellen Idee auf rine alte zurückgreisen dürften. Die Hauptfrage ist aber, ob die englischen und ameri kanischen Socialisten geneigt sein werden, de» Plan ihrer Ge nossen aus dem europäischen Festland« zu unterstützen. E» fehlt bereit» nicht an Anzeichen, welche für die belgische Eocialdemokratie eine Ablehnung au» England und Amerika erwarten lassen. So sind schön aus der Pariser Arbeiter- Conferenz die Vertreter der Trade» Union» mit den kon tinentale» Socialisten hart aneinander geratben, wa» gerade nicht zu großen Hoffnungen bezüglich de» Zustandekommen« einer allgemeinen internationalen Verbindung berechtigt. Der Unterschied zwischen englisch-amerikanischen Arbeitern und den übrigen europäischen Socialisten tritt da wieder sehr deutlich zu Tage. Jenseit« de« Canal» herrscht nämlich der Grundsatz de» Selfgovernment. Dir Arbeiter wolle» dort vom Staate nicht« weiter habe», al« daß er sich i» den wirtbschastlicheu Streitigkeiten zwischen Arbeitgeber» und Arbeitnehmern neutral verholte. Diese Consticte werden gestellt hat, anderseits aber durch sein praktische« Vorgehen immer von den englisch - amerikanischen Arbeitern selbst au«»
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