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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.09.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-09-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188709026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18870902
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18870902
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-09
- Tag 1887-09-02
-
Monat
1887-09
-
Jahr
1887
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.09.1887
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Erscheint täglich früh S'/. Uhr. Nk-«r1i»u,«d Lkpriilion Joha,ne«gasse S. Sprechstunden der iredaction: Bormittag« 10—IS Uhr. Nachmittag« 5—6 Uhr. Fik » NU«»»»« «m,el»»dl-r M-I-Kriy», »»M ach »» Ne»««!«« wo» »er»uidlich. >NN«H»r der für »te nSchfts,l,e«»e »«««er »»stimmten Inserate «« «ochentaaen »i« » Uhr Nachmtt»«,«, a«G««n- »»«Festtagen früh dt«'/,«Uhr. 2n den Filialen für 3as -Annahme: VN« >le»«. Untversitüt-straü« 1. L«ut« Lösche. Kathariueustr. S8 pan. u. SöntgSplatz 7, „r bi« '/.> «de. Uch)tzer.TasMM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Auflage LV,7S0. Ädoiinementspreis viertrlj. 4'/, Mk >ncl. Brinaertvhn 5 Mk., durch die Post bezogen 6 Nit. Jede einzelne Nummer SO Pf Belegeremplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilagen sin Tageblatt-Format gefalzt) ohne Postbciörderung 60 Mk. mit Postdesörderung 70 Mk. Inlerate sigespaltene Petitzrile SO Pf. Gröbere Schriften laut uni. PreiSverzeichniß. Tabellarischer a. Zissernsatz nach hüherm Tarif. .lleclamrn »ater dem Redactionöstrich die 4gespalt. Zeile 50 Pf., vor denFa milien Nachrichten die Ngespaltene Zeile 40 Pi. Inlerate sind stets an die t»xpri»tion zu senden. — Rabatt wird nichl gegeben. Zahlung pruooumoruiulo oder durch Post nachnahme. ^?L45. Freitag den 2. September 1887. 81. Jahrgang. Jur gefälligen Beachtung. Heute Freitag, den 2. September, wird aus Aulaß der Tedan-Feter unsere Expedition von 1V Uhr ab geschloffen bleiben. Lxpeältloa Ses I-vlprlxer ^axedluttes. Amtlicher Thetl. Im Monat Nag»st Ifd. I. erlangten da« hiesige Bürgerrecht: Adeudrottz» Edmund Otto, BahahosS-Jnspector, Verlta» Alexander, Kaufmann, Vredt, Wilhelm Heinrich, Buchhändler, Briefe, Johanne« August Friedrich. Buchhändler, Fei». Lghe, Lommissionair, Harbers; Lbristian Friedrich Johann, Kaufmann, Henntg, Friedrich Otto, vr. weä», Hirsch, Wilhelm Rudolf. Tischler, Hoffman», Hermann Peter Paul, Oberlehrer, Rap«««» Aloi- Josef, Materialwaareubändler, Lacke. Hermann Gustav Otto, Delicatessenhändler, Metzer, Gerson (Julius), Kaufmann. Vohl, Friedrich Wilhelm Hermann, Kaufmann, »ade. Carl Wilhelm Otto, Töpfer, »ichter, Ernst Eduard, Rathsdiener, Eteder«. Friedrich Wilhelm August Loui«, Kaufmann, Wales, Franz. Zuschneider, Walttch, Paul Emil, NalhS-DIätar. Wipper. Larl Franz. Geschäftsreisender. vttseigernng auf den Abbruch. Die in der Flur Probstheida gelegenen L Stück Pulverhäufer und deren Ginfriedtgnag sollen Mittwoch, den 21. September VS. I»., BormittagS 1L Uhr, aus dem Rathhausr, I. Etage, Zimmer Nr. 16, auf den Abbruch versteigert werden. Ebendaselbst auf dem großen Saale liegen die Ver- sieigeruagSbediagungtN schon vor dem Termine zur Eiuficht» nähme au«. Die Besichtigung der erwähnten Häuser kann am 19. Sev tember d». I». Bormittag» zwischen 10 und 12 Uhr erfolgen, zu welcher Zeit dieselben geöffnet sein werden. Leipzig, de» 30. August 1887. Der Math der Stadt Leipzig. Id. 3333. vr. Georgi. Krumbiegel. Lönigl. SSchs. Standesamt. Am 2. September d. I. werde» nur Vormittag» von 8 bi» 9 Uhr Anzeigen von Sterbefallen und Todt» gebürten entgegengenommen. Leipzig, den 31. August 1887. Der Standesbeamte. Sie Börse zu Leip)ig bleibt am 2. September, des Sedanfeste« wegen, geschloffen. Leipzig, den 85. August 1887. Ter Vörsenvorstand. Für den Vorsitzenden: A. F. Dürbig. Blehl. BSrseusecr. Der laut Berordnung der Königl. Kreishauptmannschaft zu Leipzig unter Polizei-Aufsicht zu stellend« Handarbeiter Srust Adolph »ihner au« NeuschSneseld ist in Okderaa, woselbst er Unterkommen gesunden zu habe» vorgab, nicht eingetroffea und treibt sich vermulhlich herum. Ln alle Behörden richten wir da« ergebene Ersuchen, Nüßnern im BetrettmgSfalle festzuuehme» u»d uu« darüber kurze Mitlhrilung »«gehen z» lassen. Leipzig, de, SS. August 1887. Ta« vslizetamt der Stadt Leipzig. Bre« schaeider. H. Nichtamtlicher Thetl. Jum Se-anfest. Siebzeh« Jahre sind feit dem Tage vergangen, an welchem Kaiser Napoleon Ul. und feine Armee in die Gefangenschaft König Wilhel«'« von Preußen geriethen. Diesen Tag feiern wie zum Andenken an die einmüthige Erhebung de» deutschen Volke« zur Abwehr de* feindliche» Angriff» der Franzosen im Jahre 1870 und an den Sieg der deutschen Waffen. Genau derselbe Gedanke, welcher dem Sedanseste zu Grunde liegt, hat auch da« Denkmal aus dem Niederwald geschaffen, wie e» die Inschrist aus der dem Rhein zuqewandten Seite de« Denkmal« bezeugt. Mächtig war die Bewegung jener Zeit und von berechtigtem Stolze wird noch heute die Brust jede» Deutschen geschwellt, wenn er ihrer gedenkt. Deutschland hat nicht nur da« Recht, sich der großen Errungenschaften de» Jahre« 1870 zu freuen, e« ist zugleich die Pflicht der Genrration. wrlche die große Zeit miterlebt hat, die Erinnerung an da« Erlebte wach zu erhalten und sie den kommenden Generationen al» eia vrrmächtniß von unschätzbarem Werthe zu überliefern. Da» Nationalgesühl ist keine conventionelle Lüge. e< ent» stammt nicht dem Herdenbewußtsein, wir Max Nordau de haupket, sondern r» ist eine natürliche edle und heilige Regung der Volksseele, und im monarchischen Staate sucht und finket diese» Gefühl eine Personifikation, in welcher e« sich verkörpert und ihm zugleich die Leitung de« Ganzen «it vollster Hin gebung an die gemeinsame Sache anvertraut. Der Gedanke an die Einigung der deutschen Stämme und an den Sieg Deutschland« über Fraakreich ist untrennbar von der ver chr»g PK de« Führer, unter welche» die Einheit erreicht und der Sieg Über den frechen Angreifer unter Strömen von Blut errungen wurde, für Kaiser Wilhelm den Siegreichen. „Fest steht und treu die Wacht am Rhein", da« sind die Worte, welche deutsche Männer beim Anblick de» Denkmals auf dem Niederwald schon oft unwillkürlich gemeinsam ge- ungen haben, rin lebendige» Zeugniß dafür, wie tief die Beveutung de» Kampfe- und Siege» de» Jahre» 1870 den Herzen der Deutschen eingcpflanzt ist. Wem es vergönnt war, die hehre Gestalt der Germania aus dem Felsen am Rhein mit eigenen Augen zu sehen, der wird, wenn ihm ander» ein deutsche» Herz im Busen schlägt, bekennen müssen, daß er von dem Anblick Überwältigt war und daß er in diesem Augenblicke die Gewißheit empfand, da» deutsche Voll werde seine ganze Kraft daran setzen, um den Feind auch in Zukunft von seiner-Grenze fernzuhaltrn. Zwischen der Frier de» Jahre« 1886 und der heutigen liegt ein Jahr der Aufregung und Bcsorgniß, der Rachedurst der Franzosen war zu einer Höhe der Leidenschaft angemachsen, welche jeden Augenblick den Ausbruch de» Kriege» befürchten ließ. Nie zuvor wurden die Vorbereitungen zum Kriege mir so unzweifelhafter Offenheit, mit gleichem Eifer betrieben al» unter der Leitung de» Generals Boulanger. Seinen Be- mühungen war e» gelungen, den Franzosen die Ueberzeugung zu verschaffen, daß sie dem deutschen Nachbar an Zahl der Soldaten und an Wirksamkeit der Schußwaffen, vielleicht auch noch in anderer Beziehung überlegen seien, und demgemäß bedurfte e» nur eine» leicht zu findenden Anlässe», um die Krieg-surie gegen Deutschland zu entfesseln. Glücklicherweise liegt die Leitung der auswärtigen Augelegenheitrn bei un» in bewährten Händen, und alle Zweige der SlaalSvrrwaltung greisen im deutschen Reiche so genau und wirksam ineinander, daß >m gegebene» Zeitpunkte alle Kriisie zur Erreichung de» erforderlichen Zweck» Zusammenwirken. Den Anstrengungen einer für die höheren Ausgaben unsere» deutschen Vaterlandes verständnißlosen Partei zum Troy fand der Ruf an die Wähler Gehör, und der neuepkeichStag gewährte dir verlangten Mittel zur Erhöhung de, deutsche,, Wehrskrast mi» einer Mehrheit, welche unseren Feinden Achtui^z «instößte. Man erkc-nnte im AuSlatide, daß Deutschland trotz alle, Parteilämpfe noch heute ebenso einig ist wir im Jahre 1870, al» alle deutschen Stämme, dem Rufe de» BundeSfclvherrn gehorchend, zu den Waffen griffen, um den welschen Feind von den deutschen Gauen abzuwehrcn. Die deutsche Einheit bat in der That am 2A Frbruar eine erneute Probe bestanden, durch welche den Feinven de» Frieden» der Mulh geraubt worden ist, ihre verderblichen Pläne in» Werk zu setze». Auch im Jahre 1870 wäre brr Krieg wahrscheinlich verhindert worden, wenn Napoleon Hl die sichere Gewißheit gehabt hätte, daß Südveutschland zur entscheidenden Stunde aus der Seite der übrigen Stämme Dculschland» stehen und dem Feinde den Eintritt aus deutsches Gebiet verwehren würde. ES liegt ei» rigenthüinlicher Zauber in der Einheit der sonst durch Kämpfe und McinungSver schiedenheiten, sowie Parteilämpfe aller Art so zerrissenen und gespaltenen deutschen BolkSkrast. Die Franzose» habe» ihre Wirkung vor siebzehn Jahren an sich selbst erfahren, und eS würde sie schwerlich nach einer Wiederholung der damaligen schweren Niederlage gelüsten. DaS ist auch der eigentliche Sinn de» Ministerwechsels vom 30. Mai. Die Franzosen konnten sich ungeachtet ihre» leidenschaftlichen Verlangen» nach Wiederau-glcichung der Niederlage der Jahre 1870 und 1871 der Erkcnntniß nicht Verschließen, daß General Bonlanger nicht der Mann sri, um Frankreich den Sieg über Deutsch land zu verbürgen, und deshalb nahm die ursprünglich so ernste Sache schließlich eine so lächerliche Wendung. DaS Fest, wrlche» wir heute feiern, ist ein gemeinsame», welche» alle deutschen Stämme gleicherweise betrifft und be geistert, aber die Form, in welcher sich die Festesfreude kund! girbt, ist vielleicht In keiner andern drutschcn Stadt von so tiefgehender, die gesammte Bevölkerung hinreißender Kraft, al» in Leipzig. Schon Wochen zuvor rrgt e» sich in allen Kreisen, die Thäligkeit der zahlreichen Vereine und Corpora- kionen ordnet sich willig dem gemeinschaftlichen Mittelpunkt unter, welcher die Organisation de» Feste» in die Hand nimmt, die StaVlvertretung, die Kaufmannschaft, die Studenten, Beamten, Schützen, Sänger, Turner, die Vertreter aller Stände und Berus-arten wetteifern mit einander, «inen Fest zug zu Stande zu bringen, welcher die in der grsammten Be> völkerung herrschende Begeisterung vollständig und allseitig zum Au-druck bringt. Die verschiedenen Phasen der Feirr» am Napoleonstrin, auf dem Markt, im Neuen Schützenhause und in allen Hauptversammlungsorten, in den Schulen, in Vereinen und Privatgesellschaften legt Zeugniß ab von einem Eifer, einer Vaterland-liebe, einem Lerständniß für die Be- deutung de» Tage«, wie sie in gleichem Umsange und in gleicher Stärke kaum irgendwo ander» in Deutschland ge sunden wird. Leipzig hat aber auch einen historischen Berns, den Dor tritt zu übernehmen bei einer Frier, welche der Bcthätigung de« deutschen Natwnolbewußtsein« dient. War e» doch Leipzig, vor dessen Thoren dir große Völkerschlacht dc» 18. Oktober 18lL geschlagen wurde, al« der welsche Er oberer zum erste« Mal di« Wucht gemeinsamen deutschen Widerstande« erfuhr. E« darf nicht vergessen werden, daß e« Major Frieeiu« von der ostpreußischen.Landwehr, der nach herige preußische Generalauditeur war, welcher am 19 Octbr da« Grimmaisch« Thör in Leipzig erstürmte. Da« Denkmal an der Ecke der Salomonstraße ist ein rühm liche« Zeugniß für die Kraft und Widerstandsfähig- keil, welche Deutschland schon im Ansange unsere» Jahrhun dert» gegen französischen Uebermulh bewiesen hat. Wenn von der deutsche» Einheit, von der Besiegung de« fränkischen Eroberer» die Rede ist, dann erinnert man sich in Deutsch land immer zunächst der Schlacht bei Leipzig. Und wen» dann weiter de» Sedanfeste- Erwähnung geschieht» dann ist man dessen eingedenk, wa» von dem Siege bei Sedan aus die sächsischen Kämpfer fällt. Sedan und Leipzig fügen sich in dem RuhmeSkranze, welcher bei Verlhcivigung deutscher Freiheit und endgilliger Gewinnung ver Einheit der deutschen Stämme gewonnen worden ist» zu gleichiverthigenHauptzweigen zusammen. Diese Anerkennung wird Leipzig kein Deutscher, der e» ausrichtig meint, versagen. * Leipzig. 2. September 1887. » Die .Nationalliberal« Correspondenz" widmet der Wiederkehr dc» Sedantage» die folgende, besonder» unser Verhältniß zu Frankreich in Erwägung ziehende Betrachtung: Die Wiederkehr de» Sedantage» legt in diesem Jahre ernste Be- irachlungc» über unser Berhäliniß zu Frankreich besonder« nahe. ES muß leider zugegeben werden, daß seil dem großen Kriege unsere Beziehungen zu dem westlichen Nachbarlande aiemal« so trüb und gefährdet gewesen sind, wie in dem jüngstverflassenea halben Jahr. In den siebzehn Jahren, die seit der großen Katastrophe de» i-ihen zulammenbruchS der sranzSsiichen Kaiserherrllchkeit vergangen sind, hat die Beruhigung der «emüther, da« Anerkennen und Ertragen de« Geschehenen bei den Besiegten keine Fortschritte gemacht, im Gegeniheil, die Stimmung ist mit jedem Jahre erbitterter, leiden- chastlicher und gehässiger geworden. L« ist in frischester Erinnerung, wie nahe wir vor wenigen Monate» vor dem neuen Autbruch eine« Kriege« standen, und jeden Augenblick kann da- Berhültniß wieder aut Messer« Schneide" stehen. Man kann sich nicht verhehle«, daß in Frankreich die ganze Nation von de» Staatsmännern bi« herab zu den Boulevard schreiern keinen andern Gedanken hat al« die Vorbereitung zum Krieg, und daß sie nur aus eine europäische Eonstellation wartet, welche ihr gestattet, diese« Wagniß mit einiger «»«sicht aus Erfolg zu unternrhmen. Allein traut sich diese« großsprecherische Volk doch nicht mehr an de» waffeugewaltigen Nachbar heran. Jn- zw'tchen wird die Zeit „»-»«gesetzt mit HerauSsorderungeu der deutsche« Regierung «nb Ranon, mit gehässigen Verfolgungen einzelner Deutscher, die sich noch tu die« unwirthliche Land wagen, mit kriegerischen Demonstrationen und «it Schiirung de« nationalen Fanatismus auSgesüllt. SS ist rin Verhältniß, wie e« ausi-solchr Dauer gewiß niemal« zwischen zwei großen Nachbarvölkern bestanden hat, die sich ossiciell in FriedenSznstand befinden, ein BeriiLItniß, das allmSlig jeden B-rkebr, wie er sonst unter civilisirten Völkern üblich ist, zur Unmöglichkeit machen muß. Wer möchte bei solcher Stimmung, bei solchen gefährlichen Zeichen der Zeit auch nur mit einiger Sicherheit in die Znkunst blicken! DaS deutsche Volk in allen seinen Schichte» steht diesen trüben Erscheinungen n» Nachbarland«, wenn auch mit der ernsten Stimmung, welche die sorlwährende Gefahr eine» surchibaren Kriege« einflöhcn muß. so doch i» ruhiger Fassung zu. Deulichiaad wird, so wett e» mit ieiner Ehre veriiäqlich ist. Alle« vermeiden, wa« den BuSbrnch der Leidenschaste» besördern könnte; es hat von seiner Friedensliebe und Mäßigung in de» letzten Jahren Beweise genug gegeben; c» braucht weder neuen Krieg-ruhm, noch Erob rungen. „Wenn die Franzose» ans eine» deutschen Angriff warten", hat der Reichs kanzler am 11. Januar dieses Jahre« im Reichstag gesagt, „so ist der Friede» für immer gesichert." Die Möglichkeit, de» Krieg zu verhindern, führte Fürst BiSmaick damals au-, liege nur in unserer Stärke. Angesicht« deS leidenschaftlich geschürte» Hasse- bei unseren Nachbarn, angesichts der Unberechenbarkeit der Entichließuiige» beständig wechselnder Gewalthaber, angesichts der Verlockung für dieselben, innerer Schwierigkeiten durch einen auS- wäriigkl, Krieg Herr zu werden, wäre e« eine unverantwortliche Pflichtvergessenhest, wen» wir irgend etwas versäumten, wa- unserer Wehrkraft die nothwendige Stärke und Sicherheit verleiht. Sobald Frankreich glaube, ein stärkere- und besser bewaffnete» Heer zu be sitzen, sobald rS die Zuversicht habe, zu siegen, werde e« den Krieg ansangen. Mit dielen ernsten Betrachtungen leitete Fürst Bismarck zu An sang des JabreS die Beralhung der Mllilairvorlage ein. Der damalige Reichstag freilich konnte sich trotz der trübsten Zeichen der Zeit von dem Ernst der Lage nicht überzeugen; e« bedurfte einer gewaltigen Kundgebung deS Volk-Willen«, bi« die Wehrkraft de« Vaterlandes befestigt und gesichert war. DaS deutsche Bclk hat damals gezeigt, daß er Gut und Blut »nd die letzte Kraft an die Vertheidigniig der vaterländischen Grenzen zu setzen bereit ist, »nd wenn der euroväischc Himmel sich seitdem ein wenig ausgehcllt hat, io ist e« dem Eindruck zu verdanken, den der tiefe Ernst und die feste Entschlossenheit de- deutschen Volke« allenthalben im AuSlande hervorgebracht haben. DaS sei auch bei der heutigen Sedanfeter, dem stolzesten Ehrentage der deutschen Kriegsgeschichte, unser Ge- lübde: keine HerauSsorderung, keine Schürung de« nationalen Hasses, aber der unerschütterliche Eiiischluß, jede Bedrohung unsere« Boden» und unserer Ehre mit dem Aufgebot unserer letzten Kräfte ab zuwehren. * Au» Berlin verlautet eine Mitteilung, wonach Ein- geweibke versichern, daß die Zusai»menku»it de» Zaren mit Kaiser Wilhelm in Danzig seststehr. Aehnliche» wurde gerüchtweise au» London berichtet. * Au» Wilhelmshaven, 30. August, wird der .Weser zeitung" geschrieben: .Der Unfall, welcher der deutschen Kronprinzessin an Boro de» englischen Torpedo boote» Nr. 79 durch Collision desselben mit dem bei Eowc» vor Anker liegenden Panzerschiffe .Invincible" zustirß. ist in hiesigen Marmekreisen vielfach erörtert worden und hat. wenn man von dem Ernste der Situation absteht, nicht wenig Entrüstung rrregt. Wenngleich die Gründe nicht bekannt sind, welche die Kronprinzessin zu dieser Fahrt mit dem Torpedoboot« bewogen haben, so geht doch dir Ansicht dahin, daß dieselbe zu einer Ehrenrettung der englischen Torpedoboote auSzenutzt werden sollte, indem man mit der Tbatsache zu paradiren gewünscht zu haben scheint, daß die Kronprinzessin selbst sich einem der vorzüg lichen Fahrzeuge anvertraut habe, worin gewiß ein Zeugniß für die Tüchtigkeit und Sicherheit der Boote zu iinven sei. E» konnte den englische» Torpedoboote» daher nickt« Mißlichere« widerfahren, al« gerade dieser Unfall, welcher obendrein noch bei schönstem Wetter und glatter See statlsaad. Nach den vielen ernstlichen UnglückSfällea, »eiche gerade in jüngster Zeit den englischen Torpedobooten bei ruhigstem Wetter und ganz harmlosen Hebungen zu gestoßen sinv, erscheint e« geradezu al« unverantwortlich die Kronprinzessin zu einer Fahrt mit «nem dies«, Schmerzen« kinder der englischen Marine bewogen zu haben; e« muß ent schieden al» ein unverantwortliche» Wagniß bezeichnet werden, weiche», wenn nickt zufälliger» und glücklicherweise osortige Hilfe zur Stelle gewesen wäre, ganz unberechenbare Folgen nach sich gezogen haben würde." * Bezeichnend für die Stimmung im fortschritt lichen Lager ist ei» Artikel der Berliner „Volk-zeitung", der sich in den heftigsten Ausfällen gegen den Abgeordneten Alexander Meyer wegen dessen manchcsterlicher Ansichten in der socialpolitischen Frage wendet. Es beißt darin u. A : .Die ehemals sceessionistischen Elemente der freisinnigen Partei haben un» an Viele» gewöhnt: sie verstehen sich vorzüglich aus die sanfte »nd »»merkliche Knochenerweichung", und zu», Schluß sagt der Artikel: „Ihr freisinnigen und nainenttich ihr aliforlichrittlichen Wähler sorgt dafür, daß auch da» Erbe euerer große» Tobten nichl in den schwachen Händen von „NichlS-AiS-Geärgerten-Freihändlern" verloren geht!" * In dem am Mittwoch zu Altona vcrbandelten Socialistenproceß wurden die Angeklagten Steinsalt, Mütze. Fichtner, Frank und Abel de» Vergehen» gegen Para graph 128 de» Strafgrsetzbuche» (Theilnahmc an rincr vor der Staatsregierung geheim gehaltenen Verbindung) und "araqraph 129 (Theilnabme a» einer Verbindung, deren -weck ist, Maßregeln der Verwaltung oder die Vollziehung von Gesetzen durch ungesetzliche Mittel zu Verbinder») für ckuldig befunden und zu je fünf Monaten Gesängniß, ab züglich drei Monale Untersuchungshaft, verurlheilk. Die übrige» Angeklagten Böble, Chevalier, Müller, Schuhmacher, Otto, Buck. Molkenbuyr und Frau ManSseldt wurden reigesprochcn. » * » * Au» Kopenhagen, 29. August, wird der „Vossischen Zeitung" geschrieben: Die Freude de« Kaller« von Rußland, außer Land zu leben, hat offenbar etwas Aufrichtige«. Unmittelbar neben dem Freden«, boraer Schlosse hat er sich eine kleine Billa gekauft» die früher dem Iustizrath Grove »ehärte. Da« au« gelben Ziegeln erbaute Häuschen macht den Zaren z»m dänischen Grundbesitzer, wa« die konservativen . Blätter der herrschende» Grobgrundbesitzerpartei natürlich zu schätzen wissen. Der Liebling de« Kaiser« ist nach wie vor Prinz Walde mar; mit ihm verkehr« er am meisten und er sühn kleine Ucber- raschungen im Programm de« Hose« durch, um mit ihm und der Prinzessin Marie allein zu sein. Ea neulich aus der Fahrt nach pelsingsor«, wo man der Prinzessin Augusta einen Besuch machen wollte. Di« Fahrt sollte hi» und zurück im offeaen Wngen gemacht werden, aber in Helstngsor« nahm der Kaiser einen Extrozug, fuhr mit seinem Schwager Waldemar und dessen Frau nach dem hreden»borger Bahnhof zurück und kam unerwartet aus Schloß ffredentborg an. Da« ist mit einem Male der große Anziehung«- puuct geworden; »« wimmelt von Besuchern, die neugierig sind, eine» Blick t» diese einzige Fürftensamilie zu Ihn». Da« Diner um 7 Uhr vereinigt sie stel« ohne Ausnahme im großen Kuppeliaale de» Schlosse«. Die in Huseiseasorm gedeckte Toset wird in der Regel für 54 Personen servirt. auch die dienstthuenden oder attachirte» Damen und Herren werden stet« zur Tasel gezogen; die kaiserlichen und königlichen Verwandten bilden etwa- über die Hälste der ganzen Taselruiide. Phologravhien von den dänischen, russischen, englischen und griechischenFämilienmügliedern sieht man in allen Kunslläden. Inden Zügen all vieler Prinzen und Prinzessinnen ist etwa« Verwandle-, da« Ucberwiegeu dentichen Blule«. Be, den Kindern de« dänischen Krön- prinzenpoare« tritt der charakteristische Zug de« jüngeren IchleSwig- holsteinischen HauieS am schärfsten hervor, vielleicht an, wenigsten bei den griechische» Prinzessinnen, d-ren blendende Schönheit selbst von der Damenwelt einmüihia anerkannt wird. Der Prinz von Wales kommt in den ersten Sepleniberlogen, wahrlcheintich schon zum Geburtstage der Königin Olga (8. September), und der Besuch de« englischen Thronfolger«, dem da« flotte Leben Kopenhagen» früher wohl gesallen ha», wird sich bi« zum Ende de- Monat« erstrecken. * Au» Simferopol wird eine cim 17. vor. Mt», durch- geführte probeweise Mobilisirung gemeldet. Der Bericht erstatter rühmt die Präcision, mit der die EinberusungSkarlen befördert wurden, und schließt mit dem Wunsche, daß eine ernstliche Mobilisirung da« nämliche Resultat ergeben nivge. — Im Odessaer Militairdezirk stehen große Ma növer mit einem LanvungS-Versuche bevor, wobei der 5000 Mann fassende TranSportdampser .Opht" eine wichtige Nolle spielen wird. Dieses Kriegsschiff ist nicht» andere?, als die einst so viel besprochene kaiserliche ?)acht .Livadia", die Mil lionen kostete, aber gleich den sonstigen Erfindungen de« Admiral» Popow aus dem Wasser «»tauglich war. In diesem Sommer wurde eine ihrer drei Maschinen entfernt, die kost bare innere AuSschniückung für die ne» erbauten Panzerschiffe benutzt und der gewaltige Schiffskörper in rin Transport schiff umgewandelt. * Die Fischerkrawalle in Ostende haben sich am Mittwoch wiederholt. Ein englische» Schiss, wclchcS in den Hasen einsabren wollte, wurde von tc» belgischen Fischern mit Slrinwürsen empfangen und gezwungen, nach dem offenen Meere zuruckzukehre». Jedenfalls ist die wahre Ursache der bedauerlichen Vorfälle nicht in äußerlichen Zu fälligkeiten zu suchen, sondern in dem seit lange bcstebcnoe» FeindseligkeitSverhäilniß, VaS zwischen den ans den Fischerei« gründe» der Nordsee ihrem Fange nachgehenden Fischern beider Nationalitäten herrscht. In Belgien schiebt man alle Schuld einseitig den englischen Concurrcnten zu. je»seiIS de» EanaiS wird da» entgegengesetzte Verfahren beliebt, die Wahrheit dürfte, wie immer, in der Mitte liegen. Wa» die PreiSsrage betrifft, die bekanntlich durch da« Verhältniß zwischen Ange bot und Nachfrage geregelt wird, so behaupten die englischen — NamSgater — Besucher de» Ostender Markte», daß nicht etwa durch ihre Zufuhren der Marktpreis daselbst gedrückt werde, sondern daß im Gegrntheil die Nachfrage seiten» der continrntalen Abnehmer eine so rege sei, baß trotz vereinten Angebot» seiten« der belgischen und der englischen Fischer die Preise regelmäßig ebenso hoch, ostmal» aber auch böher ständen, al» z. B aus dem Londoner Markte von RamSgate. Diese Behauptung klingt in der Tbat nicht so ganz unplau» ssbel» denn wen» in Ostende Schleuderpreise herrschten, so dürsten englische Fischer sich kaum versucht fühlen, ihre Waare nach dort zu bringen. Daß aber die Londoner RegierungSkreise da» Geschehene ziemlich ernst aussassen, zeigt der Beschluß, da» zum Schutz« der englischen Nord- jresischerei dienende Geschwader zu verstärken und weitere Maßregel» in Erwägung zu ziehen, fall» jene allein sich nicht al» ausreichend erweisen sollte. Worin dieselben bestehen würden, wird vorerst nicht gesagt; der Natur der Sacke nach aber dürfte eine Mitwirkung de» Parlament« kaum zu um- gehen sein. Anderersrit« liege sich auch wohl für die belgische Leai«lative hinreichender Anlaß zur Ergreifung positiver Schritt« eonstruirea, damit den nationalen Eifersüchteleien und beruflichen Eoncurrenzmauvvern, di« »wischen englische»
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