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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.08.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-08-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188708181
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18870818
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18870818
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-08
- Tag 1887-08-18
-
Monat
1887-08
-
Jahr
1887
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.08.1887
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4618 nutzt» statt »er milden Pflanze,«säure Schwefelsäure und sorgen durch diese« allerdings sehr schnelle Verfahren dafür, daß dem Fell eine nicht zu lange Dauer beschielten ist. Bei Kaiiinznrichteret wird mit Erfolg Catechu als Gerbmittel angewandt. Maschinerie kommt für die Weißgahruag nicht in Anwendung Die Reinigung der Felle, sobald dieselben nach beendetem Gohrungsvroceß weich und zugig gemacht worden sind, erfolgt auch in den Läuter- und vchütteltonnen. Auch über die Gerbung voa Fellen und Rauchwaarcn ist die Literatur eine sehr spärliche. Bortrrffliche Arbeiten existireu hierüber von Knapp und von Reimers, die einiges Licht in die inneren Bor gänge des Gerbungsprocesses gebracht haben. Während französische und englische Forscher seither angcnoounen hatten, daß die Gerb- stosfe mit der Haut eine chemische Verbindung eingeden, deren Product das gahre Leder sei» sollte, weise» Knapp und Reimers an einer großen Zahl von Versuchen nach, daß der Vorgang eia rein physikalischer ist. Das Gerbemittel wird, sei es aus mechanischem Wege, sei eS durch die EndoSmose, hinein-, das Wasser der aus geweichten Haut herausgebracht. Das Gerbemittel, das die Binde- gewebSsasern der Haut durchdringt und einhüllt, hindert die Haut an dem hornartigen Zusammentrocknen, die rohe Haut ist weiches, zügiges Leder geworden. In gleichfalls ganz selbstständiger, aber auch sehr roh empirischer Weise hat sich die Rauchwaarensärberei entwickelt. Sind schon für die Zurichterei wesentlich andere Bedingungen zu ersüllen, wie für die Gerberei, so sind die jür die Rauchwaarensärberei zu erfüllenden Bedingungen noch weit eigenartigere. Die Verfahren der Seiden-, Woll- und Baumwollsärberei bieten dem Rauchwaarensärber nur dürftigen Anhalt. Während die Stosfsärberei zumeist mit hohen Hitzgraden und sehr starken chemischen Agentien operire» kann, ist die Rauchwaarensärberei aus die Schonung des Leders und seiner Gahre, die weder hohe Hitzgrade, »och kräftige Mittel oder starke chemische Processc vertrage», angewiesen. Die Färb- mittel, die der Rauchwaarensärber anwenden kan», müssen deshalb bei circa 30 bis 3t Grad Räaumur oder noch besser bei niedrigerer Temperatur wirksam sein und dürfen keine zu heftigen chemischen Reaktionen Hervorrufen. Das gahre Leder ist äußerst empfindlich, und sobald eS durch den Färbungsproccß angegriffen (verbrannt) ist, verliert das Fell den größten Theil seines Werthcs. Schon die Einfettung bietet große Schwierigkeiten. Sie erfolgt viel fach mittelst Kalkmilch, welche die Eigenschaft besitzt, bei niederer Temperatur die Fette i» unlösliche Kalkseisen zu binden, die nachdem mechanisch entfernt werden. Beiläufig sei hier bemerkt, daß auch die Pariser Gobelinmanusactur die zu den Gobelins zu verwendendea Wollen mit Kalkmilch unter nachmaliger Reinigung durch Salzsäure entfettet. Für leichtlösliche Fette kommt die Soda in Verwendung; für schwerlösliche (die Mehrzahl von Felle» hält das thierische Fett mit einer kaum glaublichen Zähigkeit zurück) benutzt eine Lindenauec Firma mit Erfolg das Aetznatron. Bei allen Farben des Pelz- Werks handelt es sich in erster Linie um Erzielung einer großen Beständigkeit, um die „Echtheit". Die Rauchwaarensärberei ist des halb eine der wenigen Färbereibrauchen, die noch die allbekannten soliden Farbstoffe: die Farbhölzer und Gerbstoffe, die in Verbindung mit Metallbeizen, in einer die Haltbarkeit des LederS schonenden Weise das Schwarz und Braun erzeugen, verwendet. Die Ber- weudung von Anilinfarben ist theils ihrer Unbeständigkeit. IheilS ihrer uachtheiligen Einwirkung aus daS Leder halber ausgeschlossen. Einzelne Fellgattungen werden auch unentsettct gesärbt, ein Vc» fahren, das bereits seinen Vorgang in der persischen Teppichsärberri früherer Zeiten ha». Mao hat lange Zeit nicht begriffen, woher der feurige Gkauz in den Farben der Jahrhunderte alten persischen Teppiche kommt, bis man ermittelte, daß eS die Perser verstanden haben, die Wollen unentsettet zu färben. Im Lause der Zeit ist das Fett mit der Farbe eine innige Verbindung eingegangen, wodurch der dauernd« feurige Glanz der Farben entstanden ist. Die Cultur, di« alle Welt beleckt, Kat aber auch bereits aus Persien sich erstreckt. AIS ich vor wenigen Jahren in Nischny-Nowgorod die großen Teppich- lager der Perser besuchte, habe ich leider gesunden, daß die zu den Teppichen verwendeten Wollen gegenwärtig vielfach mit Anilin ge särbt werden. Die Manipulationen, welche bei dein Färben der Felle mit der Hand zu verrichten find, sind sehr vielfältige und oft sehr mühsame. Die schwarz zu färbenden Felle werden meist in die Farbe getunkt und der Farbeproceß dauert zwischen 3—3 Tagen. Bei den braun zu färbenden Fellen wird die Farbe mit der Bürste ausgetragen, eiugetrocknet und ausgejchüttelt; früher empfingen diese Felle bis zu 24 Strichen, heute kommt man durch rationellere Anwendung der Metallbeizen mit etwa der Hälfte weg. Die maschinelle Einrichtung der Ranchwaarensärbereien ist auch keine sehr mannigfaltige. Für die Tunkfärberei werden die Farben entweder in Kesseln mit Unter feuerang oder in offenen Dampfkochapparateu ausgekocht. Die Ei», richtuugen für die Streichsärberei sind complicirter. Der Gallus, da» Hauptsärbemittel der braunen Felle, wird in eisernen Trommel» gebrannt, die durch Transmission oder Menschenhand gedreht werden. Dal Mahlen des gebrannten Gallu» erfolgt in einer Gruson'schen Farbmühle. Der Gallus und die Mrtallsalze müssen zu einem dick flüssigen, sehr gut durchgearbeiteten Brei zerrieben werden, was wiederum durch einen Mahlgang mit horizontal liegenden Mühlsteinen, bei dem Farbenmischung und Wasser obeneinsließen, während der gemahlene Farbebrei nuten abtäust, besorgt wird. Da- öfterbenöthigte Scheeren der Felle, daS zur Herstellung von mancherlei Imitationen nöthig ist, wird durch belgische Scheermaschinea (die beste Eoastructioa ist die von Mennig FröreS in Tureghem) bewirkt; eine mit fünf Messern besetzte horizontal liegende Walze, die 1000 Umdrehungen in der Minute macht, ein feststehendes Bormesser, eine je nach der Höhe der Scheerung verstellbare äußere Watte, um welche die zu scheeren den Felle herumgczogen werden, daS sind die Hauptbestandtheile der Maschine. Die Messerwalze dreht sich ziemlich eng an dem Vor- Messer, alle in den Bereich der Messer kommenden Haare werden mit rasender Geschwindigkeit weggeschnittcn. DaS Färben der zu tunkenden Felle (eS handelt sich hierbei hauptsächlich um schwarze Farben) wird gleichfalls mit der Hand bewirkt. Die getunkten Felle werden in den größere» Fabriken in von Dampf getriebenen Waschtonnen, große mit weitmaschigem Draht überzogene, in Gattern hängende Tonnen, die in den Fluß Hinabgelaffen werden, gewaschen, darnach entweder durch Handpressen, mehr aber noch durch Centrisugen aller Constructionen halb trocken gemacht und in mit Dampf geheizten Trockensälen getrocknet. Nach dem Färben wird noch eine kleine Nachgerbung bewirkt, ist diese vollendet, so erhalten die Felle die letzte Reinigung in den Läuter- und Schütteltrommcln. An sonst in der Rauchwaarensärberei zur Anwendung kommenden Maschinen wüßte ich nur noch die sehr einfach construirte» Bürstmaschinen, durch Transmission getriebene Bürsiwalzen, den Holzspansieb und Sortirrylinder (dem Mehlsiebcylinder ähnlich) und die ver schiedenen Systeme der Pelznähmaschincn, von denen wiederum die belgische „Phönix" die beste zu sei» scheint, zu erwähnen. Irgend welche nenuenswerthe Literatur über Rauchwaarensärberei ist nicht vorhanden, wenigstens kann die geringe Anzahl meist ganz werth- loser Reccptsammelsurien nicht Anspruch auf den Namen einer solchen erheben. Zur näheren Veranschaulichung Hab« ich hier eine Anzahl der gangbarsten hier zubereiteten und gefärbten Fellsorten ausgelegt, über die ich noch einige kurze Erklärungen geben möchte: Persianer, ein werthvolles Lammfell auS Buchara. Astrachan, rin Lammfell ans verschiedenen Theilen von Rußland und Asien Schiras, rin Lammfell auS Persien. Hauvtproduccnten dieser Artikel sind die Firmen Rödiger L Quarcki, Händel Sc Lo., Th. Thorer. Merinos. Schwarzgesärbte und wttßr Lammselle aus BuenoS-AyreS. Hauptproducent A. Herzog in Lindenau. Schuppen. DaS schwarz» gesärbte Fell des Waschbären, au- verschiedenen Theilen von Amerika Opossum. Das schwarzgesärbte Fell der Beutelrattc aus Australien Luchs Das schwarzgesärbte Fell des amerikanischen Luchses. Juchs, der schwarzgesärbte Polarfuchs. Feh. DaS in Millionen nach Leipzig kommende Fell des sibirischen Eichhörnchens. Sitz der Zurichtern und Verarbeitung zu Futtern seit Jahrhunderten in unserer Nachbarstadt WeißenselS. Die vorgenannten Felle werden von einer größeren Anzahl von Färbern gut gefärbt, Luchse und Füchse am meisten von Sieglitz Sc Eo. Seal-Bisam. Das gerupfte oder geschorene und braungesärbte Fell der amerikanischen Bisamratte. Hauptproducent Walter Nach folger in Markranstädt. Die schwarzen Farben sind sämmtlich auS Gerbstoffen, Blauholz, Eisen- und Kupsersalzen, die braunen auS gebranntem GalluS, Eisen- und Kupsersalzen darqestellt. Bon besonderem Interesse sind noch die Silberfüchse, auS dem Polarfuchs, die Silber- und Ehinchillahasen auS dem weißen sibirischen Haien dargeftellt. Diese Artikel sind eine Svecialiiät der Firma Sieglitz Sc Ev.; die Farbe ist ein Niederschlag von Schwefelblei, die weißen Spitzen sind durch die Auslösung des SchweselbleiniederschlageS vermittelst starker Säure erzeugt. Um die Gründung und Weiterentwickeluug der Rauchwaaren- zurichterei und Färberei in Leipzig haben sich der verstorbene MöbiuS und die noch lebenden Meißner» DebuS, Herzog, Quarch, Händel, Steinböck, Sieglitz hoch verdient gemacht. Damit wären meine Mittheilungen, di« ich Ihnen über unsere Industrie machen könnte, erschöpft. AuS meinen Darlegungen »erde» Sie ersehen haben, daß e< sich bei dem Färben der Felle «eist um eine Veredlung derselbe» handelt. Man begegnet oft der Ansicht, daß die Pelzsärberei eine heimlich« LHLtiqkeit und aus die Täuschung de« Public««« berechnet sei. Der Asiat« macht allerding« Nerfnche in dieser Richtung uud hängt helle-PLirisch« Zobel in de» Rauchfang, bis sie die werthvolle Farbe deS schwarzen Zobel« an genommen haben. Tie Thätigkeit der Leipziger Industrie ist aber selbstredend eine ganz andere. Das Färben der Rauchwaaren ist eine Notkwendigkelt geworden, da durch dasselbe eme ganze Reihe von Artikeln erst vcrkauissähig, wieder eine andere ivesenlljch ver- chönert wird. Wirthschastlich ist dieselbe für unseren Bezirk von ganz eminenter Bedeutung, und wen» man in Betracht zieht, daß die Rauchwaarensärberei sich erst in den letzten Jahren aus den« rein empirischen Betrieb loszuringen beginnt, Io kann man ihr wohl eine weitere günstige Entwickelung sür die Zukunft m Ans icht stellen. Rauschender Beifall knüpfte sich an die gegebenen Mit- theilungen de« Herr» Herrmann; zur Veranschaulichung de« Gesagten lag eine größere und werthvolle Collection von gearbeiteten Fellen au«. Socialpolitisches. * Spruchsitzung des LandesversichcrungSamteS. In der am 12. August abgehaltenen 3. diesjährigen Spruchsitzung kamen die Recursc des Vorstandes der sächsischen Textilberufsgenossen- chasl zu Leipzig und des Holzarbeiters Emil Albin Beyer in Neu- ladt bei Leipzig gegen schiedsgerichtliche Entscheidungen zur Ver handlung. Friedrich August Lachhein in Crimmitschau will sich am 26. Juni 1866 in der Spinnerei von Th. Streicher Sc. Lo. daselbst, in welcher er als Apprcturmeister suugirte, infolge eines Falles den Daumen und den Arm verstaucht haben, weshalb er von der sächsischen Textilberns-genvssenschast eine Rente wegen verminderter Lrwcrbs- ähigkeit verlangt hat. Die Genossenschaft hat dies abgelehnt, weil die Angaben Lachhcin's über den Hergang der Sache durch Zeugen widerlegt, das Vortiegen eines Betriebsunfalles also unerwiesen sei. (Nach den Zeugenaussagen soll Lachhein schon vor dem 26. Juni über Schmerzen im Anne geklagt haben.) Der Berufung des Klägers hatte das Schiedsgericht stattaegebcn und die Sache zur Feststellung einer Rente an die Bernssgenoffcnschast zurückverwiesen. Hiergegen ist der Rekurs der letzteren gerichtet. Das Landesversicherungsamt beschloß Beweiserhebung durch eidliche Abhörung von Zeugen über den Vor all. — Emil Älbin Beyer, welcher in der Bausabrik von W. F. Wenk in Reudnitz als Arbeiter beschäftigt gewesen ist und dort aushilfsweise Wächterdienste versehen hat, ist am 18. November 1886 bei einem Rundgange von einein Hunde in die rechte Hand gebissen worden. Den von Beyer in Folge dessen erhobenen Anspruch aus Gewährung einer Rente wegen theilweiser Erwerbsunfähigkeit hat die sächsische Holzberufsgenossenschaft zurückgewiesen, weil durch ärztliches Zcugniß dargethan ist, daß die Gebrauchssähigkeit der verletzten Hand und die Erwerbsfähigkeit des Verletzten nicht beeinträchtigt ist. Das Schieds gericht hatte die von Beyer erhobene Berusung verworfen. Der gegen die schiedsgerichtliche Entscheidung erhobene Rccurs wurde auch vom Königl. Landesversicherungsamt als unbegründet zurückgewiesen. An die Spruchsitzung schloß sich eine Berwaltungssitzung an zur Be- rathung der Unsallverhütungsvorschriften sür die sächsische Textil- und die sächsische Holzberussgenossenschaft, sowie zur Erledigung von Tarif- und Katasterbeschwerden. Internationale Ausstellung voa Erzeugnissen «. Bedarfsartikel» der Bäckerei, Eoudttoret «nd verwandten Gewerbe. IV. f Dresden, 16. August. Aus dem umfangreichen Gebiete der unentbehrlichsten BedarsSartikel der Conditorei spielen eine große Rolle die giftfreien Farben, mit denen neuerdings die Reichsgcsetz- gebung besonder- scharf inS Gericht gegangen ist. Mit solchen sind aus der Ausstellung in hervorragender Weise zu finden die Firmen Wender L Lo.-DreSdeu, Schultze L Eo.-Plauen bei Dresden und Bruno Dathe-Dresden. Mit Marzipan, welcher in unseren Conditoreien massenhaft Ber- Wendung findet zu den jetzt so beliebten, in soll keinem Schaufenster fehlenden Thiernachbildungen, Früchten und Blumen aller Art, sind viele Firmen am Platze: I. G. Kyn ast-DreSden. C. Vedotti- KönigSberg i. Pr., Huster-Hannover, Oetker-Ottensen und Reinh. Hempel-Charlottenburg. Ja der Gruppe sür Hesensabrikations-Erzeugniffe nehmen eine bevorzugte Stellung ein die Dresdner Preßhefen- undKorn- spiritus-Fabrik (vormals Bramsch), die Fabrik von Sinner in Grünwinkel (Baden), die Firmen Jahode L Bergmann in Wien, Gebe. Asmussen in ElmShorn (Holstein), Huse- land in Dresden und Hagspihl Sc Eo. in Görlitz. Die meisten dieser Firme» stellten gleichzeitig Spirituosen eigner Fabrik aus. Die D r e s d n e r P r e ß h e s e»- undKornspiritus.Fabrik (Bramsch) hat u. A. je ein Mustecsäßchcn 1841er und 1860er Korn branntwein von köstlichem Wohlgeschmack ausgestellt. Ein hervorragendes Interesse wendet sich den Molkerei-Erzeug nissen der Dampsmolkerei von Gebr. Psund-DreSden zu, welche ihren Sitz in einem besonderen Pavillon ausgeschlagen hat. Die genannte Firma veranschaulicht vor den Augen des Pnblicums das Abrahmversadren, indem sie mittelst einer Ceutrisugal-Entrahmungs- Maschine die frisch gemolkene Milch i» Sahne und sog. Magermilch scheidet, welch letztere in Gläsern a» das Publicum gegen ein Billiges verabreicht wird. Die frisch bereitete Butter der genannte» Firma findet die allseitigste Anerkennung. Ueberaus reich vertreten ist die III. Gruppe der Ausstellung, welche Backöfen und Backmaschinen, Hilssmaschinen, Gcrälhschaslen und Feuerungsmalerial umfaßt. Bewnders in die Auge» lallend ist die große Zahl voa Teigtheilmaschinen, welche den Teig theil» in 30 Stücke von 25 bis 125 Gramm Gewicht, theils in ganz gleiche Stücke theilen. In den ausgestellte» Backöfen von Max Kelterer in Reudnitz bei Leipzig, B erger-DreSden, Seidel.Dresden und Starke-DreSde» wird vor den Augen des Pnblicums fortwährend gebacken. In den Backstuben sind die Leipziger, Wiener, Berliner. Amsterdamer Bäcker ununterbrochen in Thätigkeit, um das verschiedenartigste ortsübliche Gebäck herzustellen. Die srischqebackene Waare wird von fesche» Wienerinnen, schmucken Berlinerinnen re. zum Berkaus ausgeboten. Da giebt cs Wiener „Kipferln", ..Kaisersemmeln", „Pauzerln", „Salzstangerln" und „Weckerln", sowie Berliner „Knüppel", „Schncckcn", „Mulschen", „Salzstengel", „Sifte", „Nonnets", Plunderbretzeln" rc., ferner holländische „Putten". „Flurbrode" und „Amsterdamer Weißbrot/'. Die Leipziger Bäcker fabriciren die ortsüblichen Brodsorten, sowie delicate Pflaumen-, Kirsch-, Mandel- und Strevselkuchc», die riesigen Absatz finde». Die Zahl der Ebrenpreise, welche sür die hervorragendsten Leistungen zur Bertheilung kommen werden, ist aus 50 gestiegen, ohae die zur Verfügung gestellten 20 StaatSmcdaillen. birue. ferner Andenken an den Eougreß, Madame Freyre, Espä- rance-Herriibirne und Grumbkower Butterbirne aus Quitte nur schwächlich gedeihen »nd sich ichlecht und kümmerlich entwickeln. Hierher zählt ferner »och die sür den Markt so werthvolle Winter- Dechantsbiriic, die aus Onittenunterlage nur einen sehr siärliche» Holztrieb hat und, wa« bei ihrem Werth« al« späte Wmterbirue und Marktsruch» wohl i« Betracht kommt, ans Quitte veredelt, ihre Fiüchlc früher z»r Reis« bringt als aus Wildlingsnnterlage. daher ihre Haltbarkeit am Lager eine geringere wird. Trotzdem werden häufig genug die angejülirte» Sorten i» Baumschulen aus Quitte veredelt »iid als Zwcrgbäume abgegeben; kommen solche Birnbäume noch dazu in »»günstige Bodenverhältnisse, so führen sie nur ei» liimmkilichcs Lcve» und gehe» bald wieder ein. Bo» den meisten gingcleitklcii Bauiiiichiilen wird nun zwar bei den Sorten, die aus Quitte schlecht gedeihe», eine Zwischenveredelung derart angewendet, baß aus die Onittenunterlage erst die stark wachsende Pastorenbirne veredelt wird und erst aus diese die genannten Sorten. Vergessen dürfen wir »ic bei der Wahl der Unterlage sür unsere Zwerg- bäume, daß sie bei Qnittenunterlage nur in warmem, tiesgrün- digem und nahrungsreichem Boden vollkommen gut gedeihen, ein mehr feuchter, kalier und magerer, an Nahrung armer Bode» dagegen weniger sür Onittenunterlage paßt. Im Allgemeine» ist die Ansicht verbreitet, daß sich ein Zwergbirnbaum gar nicht ander- erziehen läßt, als ans Quitte und daß die aus Wildling erzogenen wohl einen kräftigen Holztrieb, aber keine Frucht brächten. Die Praxis zeigt u»S aber häufig genug, daß bei entsprechend auS- gcsührtem Baumschnitt, d. h. mäßig lang geführten FrühjahrSschnitt, sowie entsprechender, auf Bildung von Fruchtholz hinwirkender Düng ung, auch bald reichlicher Ertrag eintritt als bei den Birnbäumen, die aui Quitte veredelt sind. Als weiterer Bortheil des Birnbaumes aus Wildlingsunterlage aber ist der reichere Ertrag desselben im Verlaus der Jahre, da die Entwickelung des ganzen Baumes eine krustigere ist, nicht allein dem Holzwuchs nach, sondern auch was die Bildung von Fruchlholz anlangt, und vor allen Dingen ist der Birn- bauin aus WildlingSunterlage in den später» Jahren gesünder al- dcr aus Quittenunterlage und selbst, wenn man bei ersterein auch einige Jahre länger aus Früchte warten soll, so ist dieser Nachthcil nicht zu groß dem bedeutende» Borthcil der längeren Lebensdauer gegenüber. Besonders geeignet zur Anzucht von Zwcrgbirnbäumen ans WildlingSunterlage sind dann die Sorten: Herzogin von Angou löme, Ligels Winlerbutterbirne, Winter Nelis, Elairgeau, Andenken an den Congreß, DielS Butterbirne, die enorm große, schön gesärbte und wohlschmeckende Früchte geben und als Marktsrüchte gern gekauft werden. Mittheilungen überObst undGattenba«. Herau«gegebea vom LaudeS-Obftbau-vereia. Soll niau rar Anpflanzung in HauSgärten Birne» ans Quitte oder Wildling veredelt »ählea? (Nachdruck verboten.) Wir cultiviren die Birne im HanSgarten sür den sogenannten Zwergobstbanm zumeist auf Quittenunterlage, eS drängt sich mit aber bei den nicht immer entsprechenden Resultaten, die wir mit der Eultur de» Birnbaumes aus der Quittenunterlage erzielen, die Frage aus. ob wir gut daran thun, der Quitte den ausschließlichen Vorzug vor der Birnenunteelage (Wildling) zu geben und ob es sich unter gewissen Umständen nicht empfehlen dürste, auch die Birne selbst als Zwerg- oder Formobstbaum doch lieber aus Birnwildiing zu ziehen, denn wir werden häufig dadurch nicht allein reichere und sichere Ernten erzielen, sondern vor Allein auch gesündere Pyra- miden und Spaliere haben, als eS der Birnbaum aus Omtten- unterlage «st. ES ist gewiß, daß häufig die Birnbäume, aus Quitte veredelt, schon im zweiten Jahr« nach der Pflanzung Früchte bringe», daß nach wenigen Jahren noch der gemachten Obstanlage bei diese» Bäumen sich alle Triebe mit Fruchtaugen besetzen und reichen Obstertrag bringen; ebenso wird sür die kleinen Baumsormen, z. B. für de» Lordon sowohl in seine» waqerechten, senkrechten und schrägen Formen, wie sür dir Svalier-V-Form säst ausschließlich die Quittenunterlage mit den dafür sich eignenden Sorte» gewählt werdrn. Dagegen wird e» sich in sehr vielen Fällen rmpsehlea» sür die gewöhnlichen Pyramiden, sür die größeren Spaliersormen nnd insbesondere auch für den Birnspalierbaum, der nicht in streng regelmäßige Formen gezogen, sondern nur mit ent sprechender Bertheilung seiner Aeste a» das Spalter angebunden werden soll, wie eS meist an den Giebelwänden der WirthschaslS- gebäud« der Fall, den Birnwildling für die Unterlage zu wähle». Wenn man so häufig ln unseren Hausgärlen Birnzwerg bäume aatrisft, die, verkrüppelt, ungesund in ihrer ganzen Entwickelung, keinen frischen Trieb »eigen und frühe« Eia- gehcn des Baume« in Aussicht stellen, so werdcn wir gar häufig erkennen müssen, daß die Schuld an der Onittenunterlage liegt und ist deshalb sür den Erfolg unsere« Obstbaue« die Lösung der un gezogenen Frage von der größten Wichtigkeit. Bekannt ist eS, daß eine Anzahl Birusorten, di« sür na« al« Markt- nnd Taselsrüchte von großem Werth« sind, »ie z. v. Edelcreffance, Marie Louis«, Elairgeau, Forellenbirnr, Napoleon'« Butterbirne, GHard't Bntter- vermischtes. --- Deu lsch-E rvue, 14. August. DaS Auftreten der Wanderheuschrecken i» de» Feldmarken Ruschen dors, Preußcndors und in der Marzdorser Forst ist sür da- dort stehende Getreide von verheerender Wirkung gewesen. Die gefährlichen Iusceten treten in einer solch großen Anzahl auf, daß sic eine Fläche von 50 Hektar fast vollständig be- decken, trotzdem man schon Millionen dieser Thiere ge- tödtel hat. — Aus Elsaß-Lothringen. 14. August. Im Lause deS letzten Monats sind sämintlicheWeinberge deS Reichs« landeS — rund 30,000 Hektar mit einem Gesammtwerthe von annähernd 250 Millionen Mark — einer cingehenven Besichtigung unterzogen worden. Die schon früher von der Regierung angeordnete verschärfte llebcrwachung der Reb gelände im RcichSlande ist daraus znrückzusührcn. daß in den letzte» Jahren zwei ausgedehnte ReblauShcrke zu Planliöres bei Metz und zu Lutterbach bei Mülhausen sestgcsicllt worden sind und außerdem die EinschleppungSgcsahr auS Frankreich sür unser Grcnzland eine sehr große ist. Um daS Vorhanden- sein deS schädlichen JnsectS möglichst gleich in den erste» An fängen seines Auftretens festzustelle», find seil einiger Zeit in sämmtlichen l5S elsaß-lothringischen Gemeinden, in denen Weinbau in größerm Umfange betrieben wird, besondere OrtScommissionen eingesetzt worden. Ul FranzenSbad, l 4. August. Ihre königl. Hoheit, die Frau Kronprinzessin Stcsanie. die vom 4. Juli biö I I. August hier zur Cur war, »st »un adgereist; aber Alle, die sie gesehen und niit ihr verkehrt habe», sind begeistert von der Liebenswürdigkeit und Freundlichkeit, von welcher die hohe Dame beseelt ist. Kann Ihre königl. Hoheit auch keine Orden vcrtheilen, so hat sie doch ihre hohe Befriedigung über den ihr gewordenen Empfang durch reiche Geschenke anSgedrückt. Auch der Veranstalter der Festlichkeiten i» Egcr, Fcuerwchrcommandant Ströhl, hat eine Brillantnadel von der Frau Kronprinzessin zum Geschenke erhalte». Der geboffke Besuch Sr. Maj. des österreichischen Kaisers und Sr. königl. Hobcit deS Kronprinzen Rudolf hat sich zwar nicht ver wirklicht; aber man glaubt wenigstens, daß die Frau Kronprinzessin, der es hier sehr gut gefallen bat, wieder kommen wird. (Wiederholt) ----- Durch die Bemühungen deS verdienstvollen Pfarrer- von Agram, vr. Kolatschck, sind aus den weitverstreutcn Anhängern deS evangelischen Bekenntnisse- in Bosnien, deren Zahl etwa 600 betragen dürste, 185 zu einer evangelischen Gemeinde vereinigt worden. I» Maglai am NerbaS soll sich bald dctS erste evangelische GolteShauS mit etwa 100 Sitz plätzen erheben. Der Bauplatz wurde von einem dort an sässigen Deutschen. Gutsbesitzer Edcling, der als daS Haupt der dortige» Gemeinschaft zu betrachten ist, geschenkt. Die Baukosten sollen 3 bis 5000 Gulden betragen. Der Gustav Acols-Verein wendet auch den bosnischen Evangelischen seine Fürsorge zu. — Von der Universität Czernowitz liegt u»S die neueste Veröffentlichung deS akademischen Senats vor, auS welcher die Frequenz dieser am äußersten Südostrande Oesterreichs, in der Bukowina, belegenen deutschen Hochschule zu ersehen ist. Unter den Studirendcn erscheint auch ei» Preuße (Jurist). Deutscher Nationalität sind von den 249 Sludirenden 91 (36'/« Proccnl). rumänischer Abkunft 89, ruthenischer 33, polnischer 3l, czechischer 4, neugriechischer Nationalität t. Bezüglich der Religion herrscht daS griechisch-orientalische Bekenntniß mit 11t vor. Nur zehn Protestanten sind in der Zahl, dagegen 54 JSraclite». — Man bat nur drei Faculläten, eine griechisch-orientalisch theologische mit Kl HöreNi, eine juristische mit 139 Hörern und eine philosophische nzit 36 stuvirenden. Dazu kommen 13 Pharmaceuten. — Von den Professoren ist der Jurist RegierungSrath Prof. vr. Schüler von Li bloy der de kannteste. Derselbe liest deutsche Reichs- und Rechtsgeschichte und leitet ein rechtShistorischcs Seminar. Er schrieb über die Entwickelung der staatsbürgerlichen Freiheit i» Oester reich, über die Türken- und Jesuilenzeit vor und nach dem Jahre 1600. (Berlin, T. Hosmann.) ----Reval, 8. August. I» den nächsten Tagen sollte hierseldst die 25jäbrige Jubelfeier der Revaler frei willigen Feuerwehr, der ältesten in den baltische» Provinzen, begangen werden. Auch dieses Fest, welche« alle Feuerwehren in Liv-, Est- und Kurland mitznseiern gedachte» hat daS Mißtrauen deS eslländiscbc» Gouverneurs erregt Fürst SchachowSkoi hat angeorvnet, daß der Fcstzug die innere Stadt nicht berühre» düpse; er bat verboten, die üblichen Erinnerungszeichen sür IG- und 15 jährigen Dienst, die sonst immer am Stistung-tagL VSrtheilt werden, zu verleihen; end lich hat er verlangt, daß aus dem Feste kerne Reden ge halten werden, die nicht von der Eensur genehmigt worden, und daß sämmtlichc Reden in russischer Sprache z» halten sind. Da nun unter solchen Verhältnissen daS Jubel fest, welche- unserer wackeren Feuerwehr »ach harter Arbeit wohl zu gönnen gewesen wäre, zur Posse werden würde — Venn die Mehrzahl der Feuerwehrmänner (arößlentheilS ein gewanderte Deutsche) versteht nicht so viel Russisch, um in dieser Sprache vorgetrageue Reden begreifen zu können —, so hat der Festausschuß beschlösse», von jeder Feier Ab stand zu nehmen. DaS Vorgehen de- Gouverneur-, dessen Rücksichtslosigkeit bekannt ist» hat allgemeine Erbitterung hervorgerusen. — Pari-, 12 August. Ein nett«- Pröbchen von französische« Chauvini-mu« läuft augenblicklich d»rö die Press«. Im Departement Haute-Saone lebt ein PrLseet Lerovx, dem »« in «in« Kpgschrist md «ach dies« i» Pariser Blättern vorgeworsen hat, ein „schlechter Patriot" zu ein. Warm»? Weil Leroux der „Schwiegersohn eine« )kiilschei> ist, der 187 l de» deutsche» Sieg von Sedan feierte". Eine solche entsetzliche Beschuldigung konnte Leroux natürlich nicht aus sich sitzen laste» und er verbreitet jetzt in Pariser Blättern folgende Vrrtheidigung: Sein Schwiegervater sei kein Deutscher, sondern ei» Engländer. Er habe außerdem eine Naturalisirung nachgesuckt, unterstützt durch Herrn Scheurer-Kesincr, dessen Name wohl Bürgschaft genug sei. Auch habe Herr Floquet seiner Bcrheirathung als Zeuge bei- gcwohnt, womit wobt gesagt sein soll, daß er daö nicht ge- than hätte, wenn die Braut eine Deutsche gewesen wäre, c'eroux hofft, daß alle Blätter, welche die ihn betreffende Mit theilung — inkormntion gm est äv »aturo ü entLelier I'twnnenr ä'un konctionnmro rSpndlicnlne — gebracht haben, ic nun auch richtig stellen werden. Dieser kleine Zwischenfall agt mehr als lange Artikel über die jetzt gegen die Deutschen herrschende Gesinnung. --- lieber eine Schreckensscene in einer Menagerie wird der „Vvssiscben Zeitung" an- Lüttich geschrieben: Die hier ausgestellte Menagerie Spridler findet großen Zulaus, und waS besonder« die Lütticher anzieht, da« ist der Löwen- bündiger Pazzatoni, der mit großer Kühnheit die von ihm «zähmten vier Löwen und Löwinnen Vorfahrt. Bisher war llleS glatt verlausen. Am Montag Abend begab sich Pazzaloni abermals in den Käsig, die Löwe» hatten ihre Kunstsiücke gemacht. Jetzt war die Reihe der Löwinnen gekommen. Eine derselbe» wollte nicht aus der Ecke LcS Käfigs hervorkommeii, sie brüllte furchtbar. Pazzaloni vcr- ctzte ihr einen Peitschenhieb und zwang sie, durch eine» lammenden Reisen hindurch zu springen. Sie sollte dieses Kunststück wiederholen, aber voll Wuth sprang sie aus den Bändiger loö, riß ihm einen Theil ferner Jacke vom Leibe und verletzte ihn an der Brust. Pa^aloni iihlte, daß er verloren, wenn er zurückwiche; mit dein Stiele seiner Peitsche schlug er die Löwin aus den Kops, eine Secuudc wich sie zurück, da stürzte sie sich auss Neue aus ihn und zerfleischte ihm den linken Arm. Die sämmtlichen Zuschauer erhoben sich voll Entsetzen; Frauen fielen m Ohn macht. Alle schrieen: „Genug! Genug!" Die Leute ber Menagerie eilten mit Heugabeln herbei und scheuchten mit vieler Mühe die Löwin in die Ecke deS Käfig» zurück. Pazza- loni selbst, todtciiblcich und blutüberströmt, konnte endlich den Käfig verlassen; ber Anblick deS BluteS hatte alle Löwen wild zemacht, und alS endlich die Thüre des Käsig- sich hinter dem Wankenden geschloffen, da erhoben die Thiere ein Wnthgebrüll, das alle Anwesenden erbeben machte. Die Aerzte verbanden sofort Pazzaloni; erschüttert verließen Alle die Menagerie. — I» Rockaway im Staate New-Uork sprang, wie die „Vossische Zeitung" meldet, vor einigen Tagen der Lust- chisser Batvwi» auS einem Ballon in der Höhe einer englischen Meile herab. Baldwin bediente sich für diesen Sprung eineö Fallschirmes. Zuerst ging der Fall mit furcht barer Schnelligkeit von Statte», da der Fallschirm sich nicht rasch genug öffnete, aber schließlich landete Baldwin unversehrt m den seichten Gewässer» ber Jamaika-Bai. Der Fall dauerte etwa 84 Sekunden. Literatur. Schade, daß der weise Ben Abika gestorben istk er würde sich onst überzeugt haben, daß eS mit seinem „Alles schon dagcwesen" doch nicht in allen Fällen seine Richtigkeit hat. Zum mindesten nicht, was die geradezu bewunderungswürdige Entwicklung»- und Verjünguiigssähigteit unserer verbreitetsten und elegantesten Monats chrift anlangt. Das erste Heft des neuen Jahrgangs von „Vom Frls zum Meer" (herausgcgede» von W. Spemann, redigiert von I ose ph » ürschncr in stuttgart) ist erschiene»! Größer, schöner, reicher, origineller als alle seine Vorgänger, von dem stil- und reiz vollen Umschlag bis zu dem dreispaltigen Satz, in dem mindestens ein Drittel des bisherigen Umfangs mehr als in den bisherigen Heften enthalten ist, von den musterhaften Illustrationen mit zum Theil farbigem Unicrdruck bis zu dem prachtvollen im 8sachen Format der Zeitschrift ausqcsührlen Farbenblalt „Die Jungfrau im Berner Oberland" und den zahlreichen in verschiedenen Farben ausgesührten Voll- und Einzelbilder». Wir zählten über 100 Illustrationen, und nicht nur dem Anschauung--, auch dem Lesebedürsniß ist aurgiebigst Rechnung getragen. Tie Novellistik vertreten außer A. v. d. Elbe Ein Sohn), P. G. Heims und Ludwig Gaughofer mit zwei köstlichen, mm Theil illustrinen Herzensgeschichien; von Jnterlaken entwirft Woldemar Kaden eine l>egeisterke Schilderung, während Prof. Kroncs ein historisch bedeutsames Bild von Prag entrollt. Friedrich Schütz fuhrt uns hinlex die Conlisten der Wiener Theater, Pros. Vetter behandelt in geiffvollcr und ernster Weise das jetzt so viel besprochene Thema der Gletschersahrten, und Karl Müller erzählt von den Tauben, E. v. Wechmar von seinen Bestrebungen zur Nutzbarmachung der Flugtechnik. Diese Artikel sind sämmtlich und zum Theil ungemein reich und effectvoll illustrier. An weiteren Beiträgen enthält das Heft Aussätze rc. von Rich. Voß (l-a pariluta Pros- I)r Busch (lieber Zahnpflege bei kleinen Kindern, aus welchen Essay des de- rühmten Leiters der kgl. zahnärztlichen ttlinik in Berlin mir besonders aufmerksam machen!), O. Klaußmanir (Berliner Taschendiebe) u. v. a. Gedichte von Greis rc. — Unter den zahlreichen Artikeln des Sammlers heben wir besonders hervor einen bisher ungedrucktcn Aussatz Fried rich Gersläckers. Die Kunstblätter des Heftes rühren durchaus von bekannte» Meistern her, so von Lüffz, Wcrgcland, Rauchinger, Wehle, Sicard, Masjani, Dawaut rc. Das ganze Heft beweist, daß „Vom Fels zum Meer" jeder Nachahmung überlegen ist und daß man wohl verstanden hat, Einzelnes dieser originellen Zeitschrift nachzumachen, nie aber es ihr vorzuihun. Wer eine Mark im Monat besonder- gut anwenden will, der kaufe sich „Vom Fels zum Meer". Er wird es nie bereuen. ** . ' . AlS stattlicher Band in der bekannten rothen Decke ist soeben der Jahrgang 1888 des „Gartenlaube-Kalenders" (Verlag der „Gartenlaube" Ernst Keil's Rachf. in Leipzig) erschienen. Planmäßig und wohl überlegt schreitet dieses gute und empfthlens- werthc Buch mit jedem neuen Jahrgänge aus der eingeschlagencn Bahn, ein unentbehrliches Haus - und Familien - Jahrbuch zu werden, sott und ivahrt wie kaum ein anderes Erzeugniß der zeit genössischen Literatur einen innigen Zusammenhang mit dem Volks leben und den dasselbe bewegenden socialen, wirrhschastlichen und gesundheitlichen Fragen, dieselben in klarer, allgemein verständlicher und segelnder Form behandelnd und erörtern!. So wird z. B. die in unser» Tagen alle Gemüther tief erregende Frage über die „Opfer der irrenden Justiz", die unschuldig Verurtheiltcn, in grelle Be leuchtung gerückt durch die Geschichte eines wegen Mordes zum Tode Verurthcittcn und dann zu lebenslänglichen« Zuchthause Begnadigten, welch« F. F. Engelberg, der verstorbene langjährige criminalistische Mitarbeiter der „Gartenlaube", dem Leben nacherzählt in seinen Papieren Hinterlasten hat. Einen der wichtigsten Puncte deS socialen Elends, die Hausbettelei und deren Abhilfe durch öffentliches oder privates Alniosengeben, erörtert A. Lammers in seiner einfachen, aber eindringliclM und überzeugenden Weise, während Emil Peschkau die sogenannte „Dienstboten Misere" in einem lebendig geschriebenen Artikel mit interessanten Streiflichtern aus den Hausstand des „kleinen Mannes" behandelt. Die Ursachen der Kindersterblichkeit, welche namentlich in großen Städten oft zu erschreckender Verbreitung ge langt . legt der bekannte Kinderarzt Sanität-rach vr. L. Fürst klar, so weit sie ans Fehler in der Ernährung der Säuglinge znrückzusührcn sind. Aber neben dielen ernsten, jedoch für Jeden, ob hoch ob niedrig, höchst interessanten Stoffen wird der angenehmen Unter- hallung ausgiebig Rechnung getragen und die beliebtesten Erzähler der „thaN,uiaube" haben anmuthige Gaben beigesteuert. Bor allen die liebenswürdige W. Heimburg, Frida Schanz, M. Lenz, Oskar Jnstinus, der eine seiner prächtigen Humoresken in der Sonnensinsternitz spielen läßt, Karl Weilbrrcht, dessen lustige Schil derung auS dem Schwabenland« sebr ergötzlich ist, o. A m. Die „Blätter und Blüthen" sind reichhaltig, unterhaltend und humo ristisch. der von Schmidt-WeißenselS versaßte Rückblick aus die „Welt- ereigniffe" de- verflossenen JahreS ist frisch und pikant geschrieben wie alle Arbeiten dieses beliebten Schriftstellers, und gleiche» Lob verdient die Bücherschau von Rudolf von Gottschall. DaS Haiiswitthschastliche ist gebührend und eingehend berücksichttat, »nd daß in diesem vor trefflichen Kalender das echt Kalendermäßig« — statistische, astrono mische und sonstige Notizen. Marktverzeichniß, Pottotattfe n. s. «. — nicht fehlt, »erfleht sich von selber. Dir Ausstattung ist gewählt nnd gediegen, namentlich in illustrativer Beziehung, und Meister wie Tesrcager, Piglheia, P. Wagner, Blume^iebert, Berge» fl»d «it, «^rnve» Bilder» vertrete».
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