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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.10.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-10-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188610200
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18861020
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18861020
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-10
- Tag 1886-10-20
-
Monat
1886-10
-
Jahr
1886
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.10.1886
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SV90 kitigang »<e Hllse «nßkand» «» Anspruch nehme» wird. Diese Taktik mag vielleicht iv deu Augen unserer Exallados al« eine zu lanasame erscheine», aber sie ist unstreitig vernünftiger als die Zu. V»»tuoh-ue zu einer Maßregel von io extremer Natur, wie die mil,. «airisch» Oecuvat,-». In Bezug aus letztere lässt sich au» der ganzen Hat- t»»g der Regierung deutlich ersehen, daß dieselbe besorgt, es wurde seitens eiliger Mächte die Occupatio» zwar nicht bekämpft, aber zum Bor- »a»de sür die Nechtsertiguag einer Politik genommen werden, deren Triumph gleichbedeutend wäre mit einer Schwächung Rußland- und mit einer durch sein« specrellen Verlegenheiten bedingtr» Lahmlegung i» de» allgemeine» Angelrgeuheiten. Wen» dagege» Rußland seine Hü»d« frei behält und vollständig über seine Kräfte verfügt, ist et i» der Lage, nicht nur das momentan verloren gegangene Terrain a»s der Balkanhalbinsel im günstigen Augenblicke wieder zu ge- wi»»«u, sondern auch eine hervorragende Rolle bei deu Ereignisse», di« sich in Lnrapa vorbereiten, zu spielen. Um »u resumire». die Eventualität einer Okkupation, welche die öffentlich« Meinung so sehr beunrudigt. liegt nicht in de» Absichten der Regierung und könnte nur unter dem Drucke zwingender uud ganz unvorhergesehener Ereignisse eintretcu; denn selbst weuu bat bulgarische Volk eine- Tages dazu kommen sollte, de» Schutz Rußlands zu erbitten, ist eS wahrscheinlich, daß io diesem Falle die Herrschaft der gegenwärtigen RegieruugSmäiiner so erschüttert sein würde, al« daß r« nöthig wäre, gegen sie eia zu stark.« Mittel anzuwen- de». Im klebrigen hofft die Regierung, selbst wenn sie der Eifersucht, der Begehrlichkeit und de, Besorgnissen Rechnung trägt, die durch die Ereiq. »iffe oothwendigerineise in Europa erweckt werden mußten und die Ruß. land der uothweabigen internationalen Beihilfe zur Besiegung der gegen- tyärtige» Krise beraubt, ja selbst einige Mächte zur Lrmuthignng seiner Gegner tu Bulgarien veranlaßt haben, daß die höhere Er- wägung der Rothweadigbeit, den allgemeine» Frieden ausrecht zn halten, schließlich den Sieg davoatragea und daS Uebelwollen, das um» Rußland entgegenbringt, verschwinden machen «erden, iuSbe- sondere. wen» dessen kluge- Verhalten das Mißtraue» beseitigt uud die Ueberzeugnng plotzgegriffen haben wird, daß e« besser ist. eine Macht, die sich selbst zu beherrschen vermag uud daher auch iu- mitten der schwierigste» Verhältnisse stark ist, für sich al« gegen sich zu habe». "Berichten au» Canea zufolge ist in den ersten October- tagen ganz unerwartet ein türkische» Transportschiff im Hafen von Heraklion mit einem ganzen Infanterie- Bataillon ringetrofsen. ES heißt, daß ein ganze« Regiment als Verstärkung nach Kreta kommen soll und »aß die übrigen Bataillone desselben nach Canea und nach RethymuoS dirigirt werden sollen. Wie verlautet, ist der Generalgouverneur SavaS Pascha vom Sultan nach Konstantinopel berufen worden, um über die politische Lag« aus der Insel Bericht zu erstatten. — Dem für Kreta bestimmten griechischen Generalkonsul, Herrn Grypari», soll seitens der Pforte daü Exequatur ertheilt worden seia. ....... Musik. Beethoveu-CyklllS. Leipzig, 19. Oktober. Der gestrige, dritte Abend de» Bcethovrn-CykluS zeigte un» Herrn vr. Han» von Bülow in seiner ganzen Bedeutung und in seiner früheren, seit langen Jahren bekannten und bewunderten Thatkräftigkeit. Letztere schien mit der erhöhten, schwierigeren Aufgabe selbst gewachsen und kaum eine nennenSwerthe Ungeiiauigkcit oder Unsicherheit trat zu Tage. DaS Programm enthielt diesmal eine Neibe vou Sonaten, die jedenfalls ständig sich aus dein Nepertoir des Künstlers befunden haben, die letzten fünf Sonatenwerke Beethoven'- brachte Herr vr. von Bülow bekanntlich bereil» vor mehreren Jahre» allein zum Bortrag. DaS Concert begann mit der „Launta apiNWioualL- op. 57. und eS folgten darauf die selten gehörte und an und sür sich unbekannlere in k'isäur op. 78. die „Lousto carnclvristiquo" op. 8t. die „Fantasie" op. 77. und die Sonaten Läur op. 109. Tisänr op. 110 und OmoU op. 11t. War die Aufnahme der eben» fall» selten zu Gehör gebrachten „Fantasie" an sich dankcnS- werth. so woreu e« außer der ,Kon»to cru-atLrietiquo" nament lich die drei späten Sonaten, die daS höchste Interesse in An spruch nehmen, und deren Ausführung wohl als musterhaft hingestellt werden kann. Die außerordentlich poesievolle Läur-Sonate fand in Herrn von. Bülow einen ebenso treff lichen Interpreten als die theilweise mehr der Reflexion zu- qeneigte in Tlnäur. Durch prächtige Klarheit und Durch sichtigkeit, die da« Derständniß für die Formen erleichterten, zeichnete sich besonder» der Vortrag der Fuge au«, während der de» hineingeflochtencn Adagio» an Zartheit und Innig keit nicht» zu wünschen übrig ließ. Mit großer Meisterschaft und erschütternder Großartigkeit spielte Herr v, Bülow den ersten Satz der letzten großen 6 woll-Sonate, die den Abend in außerordentlich befriedigender Weise abschloß. Der zweite Satz derselben, dm der Künstler theilweise etwa« rubiger im Zeitmaß nahm, al» man ihn gewöhnlich hört, war von wundervoller Wirkung; von ernster Milde und Weichheit in den Arietten-Thema und von schönstem Ausdruck in den alle Gefühlsphasen durchlaufenden Variationen. Der Erfolg, den Herr v. Bülow an dem gestrigen Abende hatte, war fast noch größer, al» der der vorangegangenen Abende. Unzählige Beifallsbezeigungen und Hervorrufe bewiesen die Dankbarkelt de» zahlreich versammeltm Publicum» sür die dargebolcnen wahren Kunstgenüsse, und die Sympathien, die eö sür den ausübenden Künstler. Herrn vr. v. Bülow unverändert be wahrt. G. Schlemüller. ' "Leipzig, 2». Oktober. Wir wollen nicht versäumen, auch an dieser Stelle die Mitglieder de« LiSzt-DereinS aus dm sür heule Abend angefetzten Vortrag der Dante» Symphonie und Faust-Symphonie auf zwei Flügeln durch die Pianisten Herrn Arthur Friedheim und Alexander Siloti hmzuweisen, der gam vorzüglich dazu geeignet ist. aus die am Freitag im Neuen Stadttheater statt» stndende Ausführung der beiden bedeutenden, leider aber noch wenig bekannten Werke in ihrer Originalgestalr vorzubereiten. Daß die genannten Pianisten zu erner derartigen Clavier- interpretation im vollsten Sinne berufen sind, haben sie aufs glänzendste schon bei früherer Gelegenheit bewiesen. Zeit und Ort nmnt daS betreffende Inserat. * Leipzig, 20. Oktober. Der Chorgesungverrisn Offian hier begeht in diesem Jahre sein 40jährige» Stiftungsfest. Die Feier desselben soll am 14. November stattfiaden und zwar durch ein Concert. welches in der Haupt sache der Ausführung von Skbumaun's .Die Pilgerfahrt der Rose" gewidmet sein wird. Neben diesem beliebten Werke a^enkt der Verein einen Theil au» LiSzt'S .Die heilige Elisabeth", nämlich da» sogenannte .Nosenwuudcr" auszu- sühreo, der wohl zum Schönsten gehört, wa» wir der Muse des jetzt vielgcseierten Meisters überhaupt verdanken. Musikalischerseit« verspricht also daS StistungSsest deS Chor- «elangvereinS Ossian recht genußreich zu werden. Die nächste Kirchenaufsühruag de» genannten Verein« findet schon «m ReformationSseste «nd zwar wieder in der zu diesem Zwecke sreundlichst bewilligten Matthäikirche statt. Für Neselbe ist die Ausführung eine» Löwe'schen Oratorium» in Aussicht genommen, „Die Heilung des Blindgeborenen", welcht« gerade für die Zwecke de» CborgesangvereinS Ossian besonder- geeignet ist. weil r» die Zeitdauer von einer Stunde «icht überschreitet und von Haufe au» nur mit Orgel» ßegleitung gegeben ist. Für beide Concerte haben tüchtige Solisten ihre Mitwirkung zugesagt, so dnß wir da» Publicum schon jetzt aus die Unternehmungen des fleißigen Vercin» aus. «erksam machen möchten. "Leipzig, ro.Oktober. — Neue» Gewandhau«.— A^er die elektrische Beleuchtung im Neuen Gewandbause stad au» der Mitte teS Publicum» Klagen über zu große Hellig keit laut geworden. Um dieselbe minder blendend erscheinen zu lasten, beabsichtigt die Concertdirection dem Vernehmen «ach, die durchsichtigen Glühlampen durch undurchsichtige zu ersetze», jedoch ist diese Umänderung sür daS die»wöcken!lick>e Concert noch nicht durchführbar, da die Edison-G-sellschask leider die uöthige Anzahl Lampen bi» zu dem betreffenden Termine nicht beschaffen kann. ll. ?r. Leipzig, IS. Oktober. Im Saale de.' ..Schützeuhaose«" zu Sellerhausen gab gestern Abend der als Dirigent wie ol» Komponist effektvoller, kriegerischer Touqemälde oft genannte Musik direktor der Capelle deS 2 Grenadier-Regiments Nr. 101. Herr A. Trenkler, mit seinem vollzähligen Musikcorp« seia erste- Conccri. Schon lauge vor Beginn deS Concerles hatte sich der Saal bi- aus den letzten Platz gefüllt, und das ist gewiß das beste Zeichen dafür, daß die Capelle und ihr Dirigent hoch iu der Gunst unsre- Publicum» stehen. Das Programm nahm leinen Aasaug mit einem schneidigen, seitlichen Marsche „Gruß an Leipzig" von Trenkler. eia musikalischer Grub, der von Seite» des Publicum» durch anhaltenden Beifall er- wiedert wurde. Bo» den classiichea Tonstücken, welch« im Verlaus des Abends zu Gehör gebracht wurden, sprach unS namentlich die feinsinnige und poetische Wiedergabe der „Oberon-Ouverture" an, deren einzelne Theile mit einer so stilvollen Schattirung, und einem so frischen Zuge znr Geltung gebracht wurden, daß die Intentionen Weber'« olleuthalden trefflich gewahrt erschienen. Nicht minder edel und weihevoll wurde das Vorspiel zu Wagner'- „Lohengriu" durch- gesübrt. DaS Slrcichquartelt der Capelle erntete besonder- stürmischen Avplau- durch die effektvolle Vorführung de- zarten Tonstücke- „Selige Kindheit" von C. von Vehr, dessen Pianoftellen fast hingehaucht erklangen, und von der schönen Akustik de- Soale» ein ebenso glänzende- Zeugniß ablegten, wie von der meisterhafte», technischen Schulung der Repräsentanten der Streichinstrumente. Al- Solist brillirie zunächst Herr Hosmann mit einem Eoucertino sür Corner a Pisto», von Povp, das der Künstler mit großer B>» luofiiät, und hinsichtlich der Läuter und Triller mit tadelloser Rein- heit zu Gehör brachte, und jodaun Herr Jeatzsch mit einem Eon- cert für Bioiino, „Souvenir de Bellml", vou Alard, bei welchen! er sein technisches Können in sehr tüchiiger Weise bekundete. Die einzelnen Sätze der Composition kommen mit einer anerkennen-» werthen Reinheit und irischer Charakteristik zum Bortrag. Nachdem übrigen- iu deu ersten beide» Tüeilen die Streichmusik slorirt hatte, brachte der dritte Theil feurige Militairmusik, van welcher nament lich die schwungvolle Durchführung der Ouvertüre zu Rol'sini'S „Tell" anerkennend Hervorgehobca werden fall. Daß eS an kernigen, begeisternden Märschen nicht fehlte, braucht wohl kaum erst hervor- gchoben zu werden. Bei allen Concertiiummcrn hat sich die Capelle als eine durchaus künstlerisch gebildete, und auch höheren Ausgaben recht wohl gewachsene gezeigt. Die ausgezeichnete, feurige und an- ip»rneude Leitung de« Herrn Direktor Lreukler trägt ihr gute- Theil zu dem schönen Erfolg der Capelle bei. Glück aus zu den weiteren Loncerte»! " Llndenau, 19. Oktober. In der Ausführung der regel- mäßigen Eoncerte im hiesigen Etablissement „Drei Linden" ist neuerdings eine Aenderung eiugeiretea, indem die Au-sührung derselben der Capelle de» 107. Infanterie-Regiment- unter Leitung de- köaigl. MusjkdneciorS Herrn Walther übertragen worden ist. Wir glauben, nach dem Ausfall de- ersten dieses Con cert-, «ttnehmen zu dürfen, daß Herr Musikdirektor Walther eines zahlreichen Besuchs dieser Concerle uud eine- so ungrtheilten Bei fall-, wie dies bisher der Fall ivar, auch in Zukunft gewiß sein kann. DaS Etablissement selbst ist ja seit Jahrzehnte» ein, namentlich auch Von den Leipziger Familien gern bcjuchier Aufenthaltsort und die vom Besitzer, Herrn Brandt, im Laufe der letzten Jahre vor- genommeacn Erweiterungsbauten haben die Möglichkeit zur Aus nahme einer größeren Menge von Besuchern geboten. "Großenhain, 19. Oktober. Am 18. October veranstaltete der hiesige über 120 Mitglieder zählende Richard Wagner- Zweigverein seia diesjährige- 4. Concert. Znr Ausführung ge« langten das Quartett für Streichinstrumente (Tyklische Tondichtung: „Die schöne Müllerin") von Joachim Raff, dir Sonate sür Piano sorte und Violoncello (op, 69, ä,äur) von Beethoven und daS Schumann'sche Quintett für Pianosorle und Streichinstrumente (op. 44, Lsckut). Das Rassische Quartett wurde von den Herren Georg Wagner (Violine), Hermann Jrmer (Violine), Richard Seidel (Bratsche) und Adolf Rehbcrg (Violoncello) aus Leipzig mit großer Accurateffe und seinem Vcrständniß vorgetragen; besoudecs gut gelangen die Theile „Mühle", „Erklärung" und „Polterabend". I, gleicher Weile wurden auch die Beethoven'sche Sonate und das Schumann'sche Quintett recht gut zur Ausführung gebracht. Die Llavierpartie batte Fräulein Hedwig Löwe au- Leipzig über nommen. eine Pianistin, deren gediegenes Spiel sich durch sauberste Technik und edlen Anschlag auszeichncte. Reicher Beifall lohnte alle Künstler, die hcffeutlich gern wieder einmal nach Großenhain kommen werden. " Eine Art von Bermächtniß, welche- Herr von Hülsen HItiterlassen und da- von der HerzenSgüle und der väterlichen Für. sorge des Verewigten sür die ihm Unt-rgebenen ein beredte- Zeugniß ablegt, verursachte zn Anfang dieser Woche unter einem großen Theile de- Personals de- königlichen Opernhauses eine nicht geringe Auf regung und Freude. Das Corps ckv dsllet. der Opern-Chor uud die Ballet-Elevinnen, welche in ihrem Einkommen zumeist auf die ihnen bewilligten Spielgelder angewiesen sind, hatten durch die in diesem Jahre etwa- verspätete, erst am 26. August ersolgte Eröffnung LcS königlichen Opernhauses eine empfindliche Einbuße erlitten, und um ihnen dafür eine kleine Entschädigung zu verschaffen, hatte in einer seiner letzten Anit-versügungen Herr von Hülsen bestimmt, daß an jede- einzelne Mitglied des 6orp» «io ballst und der Koryphäen je dreißig Mark, des OpernchorS je zwanzig Mark und an die kleinen Ballet-Elevinnen je zwöls Marl vcrtheilt würden. Diese, durch die Personenzahl'der betreffenden Körper recht ansehnliche Summe ist nunmehr, nachdem die Allerhöchste Bewilligung Sr. Majestät de- Kaisers dazu eingelroffen, den Mitgliedern ausgezahll worden, und hat dies unerwartete Geschenk, da- wohl Jedem willkommen war, freudige Aufregung bewirkt. " Der Berliner Wagner-Vereia eröffnet seine Saison am 75. Geburtstage von Franz Liszt durch eine Gcdächtnißseier sür den verewigte» Meister, doch findet dieselbe nur im Kreise der Verein-Mitglieder statt, durch welche auch event. Bastbillets zu erhallen sind. Für Anfang Deceinbcr ist das erste große Concert, Beethoven'- Ai»» solemnis, angesetzt, während für den Februar die vollständige Aufführung de- „Rhcmgold" mit Besetzung erster Kräfte gesichert ist. " Der Toucerisaak der Philharmonie war am 18. Oktober der Schauplatz eines interessanten künstlerischen Zweikampfe-. „Stritten doch dcrt — bemerkt di- „Böcsenzcitung" — zwei Koryphäen der SangeSkunst, Frau Marcella Sembrich und Frau Rosa Sucher, um den Vorrang in der Gunst des Publicum-, dem Beide daS Kampfrichter - Amt in diesem Sängerinnen - Krieg derartig zu erschweren sich beeiserten, daß man alsbald alle- kritische Abwägen und Tüfteln ansgab, um sich in der Freud- darüber zu vereinigen, daß «nS, mit Goethe zn reden, zwei so liebe „Kerle" bcscheert sind. Wie sich Frau Sembrich von Neuem al- souveraine Herrscherin im Reiche der Gesang-Virtuosität zeigte, so bewies Iran Sucher gestern wiederum, daß sie in der Kunst des dramatische» Gesanges als eine ihrer be rufensten Vertreterinnen gellen darf. Frau Sembrich sang zuerst die große oni l» voes-Arie au- Bellim's „Puritaai", deren üppige» eolorirteS Srabeskeuwerk sie mit jener Vollendung wiedergab, wie eben die grandiose technische Fertigkeit der Sängerin es allein er möglicht. Wir haben hier völlig deu Eindruck, als sei die Menscheu- stimme zum Instrument in der Hand eines Virtuosen geworden, sür den eS keine Schwierigkeilen mehr giebt. Neben dieser Entwickelung deS Technischen ist e- aber auch die entzückend« Feinheit der Ton bildung, welche unS den Gesang der Sembrich so wahrhaft kunstvoll und groß erscheinen läßt. Die edle Emsachheit der Mozart'schen Musik, die sich auch in dem Daftoralftil der zweiten von der Künstlerin zum Vortrag gebrachten Arie (an- Mozart'- il r« pastor«) nicht verleugnet, verlangt ein musikalische- Feingefühl, wie e- keineswegs alle unsere Koloratur-Sängerinnen besitze*. Frau Sembrich schwelgte hier förmlich in TouschSnheit; seiten mag sich da- Ohr in Tönen von solcher Reinheit und solche« Wohllaut baden können, wie wir sie gestern iu jener Mozart'schen Arie gehört. Daß di« Künstlerin die Rnche-Arie der fternflammenden Königin obendrein als Zugabe anzusüqen sich entschloß, ist «in Zeichen von Selbstvertrauen, zu dem freilich nur Sängerinnen von solchen Mittel», wie sie Frau Sembrich z» Gebote stehen, berechtig« sind. Während so di« Letztere das Auditorium sür die bunte Pracht des Italienischen bet cnoto zu begeistern wußte (Frau Sembrich sang auch gestern wieder in italienischer Sprache) plaidirte Fran Sucher, welche mit der Antrittsarie der Eliiabeth (Tannhäiiler) begann, mit »icht min derem Ersolge sür die Größe de» deutschen dramitischk» Gesanges. Der edle, kraftvolle, um nicht zu sagen heroische Klang ihres präch- tigen Organ-, die bei aller Noblesse de- BoriragS überall Hervor quelleid« tiefe Leidenschaft, durch welch« Frau Sucher ihren Gesang zn beleben, zu Verliesen weiß, fesselten in der Elisabeth-Arie nitbt minder wie in den späteren Vorträgen: Arie d-r Widerspänftigrn (Die Kraft versagt) und «innen Composirioiien von R. Wagner resp. dem Gatten der Sängerin Joses Sucher. — Als anregende Intermezzi in diesem zweisprachigen Eanqes-Dnell charakierisiiten sich die Vsrträgr der jungen (etwa töjäbrigen) Violinvirtuostn Frl. Nettie Larveutier. Die junge Dame tritt recht sicher ans, führt einen gleich sicheren Bogen und verfügt schon >«(« über eine achtbare Erfahrung in den diabolischen Künsten der modernen Technik, Ihr Ton ist gleich dem ihrer bekannteren Rivalinnen nicht eigentlich groß uud iu der Kolo ratur haperte e» zuweilen — ganz besonder« im ersten und letzte» (viel zu überhasteten) Satz des Wienlolvskh'schen CoacertS -s mit der Intonation recht merklich, dagegen ist die kantilene der kleinen Geigerin eine sehr volle und klangschöne. An Lolorit sreilich sehlt eS dem Vortrage der neuen Ge grusee vorläufig ebenfalls noch, eine gewisse Unisormttät des Ausdrucks beeinträchtigt fast überall, ganz besonders in den Sarasate'schcn Tänzen die Wirkung de- BoriragS. Aach Frl. Earpentier wurde von dem in beste Slimmuug versetzten Auditorium durch anlgiebigftea Beisall ausgezeichnet." S Deakmal für Hretor Berlioz tu Pari«. — Die Pariser Blätter vom 18. d. M. sind voll von Beschreibungen der Festlichkeiten bei Enthüllung de- von einem Bertioz-Lomits au- dem Ertrage einer nationalen Sammlung Hektar Berlioz (si 9. März 1869) aus dem Square L»timille in Paris errichteten schönen Denk mal-, eine- Werke- de- Bildhauer- Alfred Lenoir, der dafür da» Kreuz der Ehrenlegion erhielt. Die Einweibung ersolgte Sonntag Nachmittag 2 Uhr. Die Festrede de- Professor- Eraest Reyer, de» bekannten Berlioz-Schwärmer- p»r erceft.-uc«, war tm „Journal de- Döbats" bereit« de» Abend zuvor abgedruckt, worüber man an andern Orten sebr erstaunt gewesen wäre, wo e« schon ausiällt, wenn auch nur ein Diplom ein paar Stunden früher veröffentlicht, al- behändigt wirdl Außer Reyer sprachen Bildhauer Lenoir, der sei» Werk der Stad! Paris übergab, vorher Vicomte Delaborde, permanenter Secretair der Akademie der schönen Künste, Präsident de- Berlisz-Tomitä-, sodann Charles Garnier, Präsident der Akademie der schtnen Künste. Künstlerische Brigaden waren die Ausführung (unter Ed. Tvloiinc'- Direktion) von Berlioz' „Apotheose der Trauer- und Triumph-Symphonie" nud die Recitalion eine- zwölsoecsigen Gedichtes von LH. Gra»mo»gin „An Berlioz" durch den Tchaujvieler Syloain von der tlouuiäie tran<;»is». UnS Deutsche interessirt vorzüglich Ber» XI dieses PvömS: ostts deur« oü 1V»xnsr triompds juaqu'en kranke, Oü »oo »rt, o»re»i<ö ü'uue edanäa «sperimos Snr ootrs aol »iwä eont g-erwer et neurir, II kaut, S Serlior-kraupu» a la xraucke üm«, tju» ton pazw «ntier ts ä6ken<ts et t'ac- lams, Doi qni in», »Laut lui, rätzsrwer et «outkrir ..." Socialpslitisches. " Leipzig. 19. Oktober. Sch'edsgerichtSsitzuog. Bor- itzender: Herr Geh. RegierungScath Gumprecht. Besitzer: Herren: Theodor Peter- au- Chemnitz und Or. Verend aus Schönescld au« den Arbeitgebern, Herren Carl Teut aus Weißeusel- und Friedrich Rehm au- Niederpsanuenstiel aus den Ariieituedniern. Der bei ber Sächsisch-Thüringischen Actiengesellschasl jür Braunkohlenverwcrthuug zu Halle a/S, Fabrik Gerstrwitz, alS Hofmeister angestellle Gotthels Steinmark, welchem die Aussicht »»d Loutrole sämmtlicher zum Betriebt der Fabrik Gerstewitz gehörenden Geschirre obliegt, war am 11. d. I. aus der Chaussee in Folge Glatteise» gelallen und hatte einen complieirteu Bruch deS rechte» Unterschenkel- erlitten. Steiamark giebt an, der Unfall sei in Ausübung seine- Berufe- vorgekommcn, da er die nach der Fabrik zurückkehrendcn Geschirre erwartet habe und denselben entgegengegangen sei. wobei ihn der Vasall ereilt habe. Die BerusSgeuossen- schast der chemischen Industrie, Sectio» V, bat Stein mark mit den geltend gemachten Entschädigungsansprüchen abge wiesen und den abweisenden Bescheid damit begründet, daß sie nicht die Ueberzeugnng gewonnen habe, daß Steinmark zu jener Zeit sich aus einem Berufsweqe befunden habe, daß aber, selbst wenn die- noch überzeugend uachqeiricscn weiden sollte, doch »icht eine dem Betriebe innewohnende besonder« Gefahr, sondern lediglich daS aus der Straße herrschende Glatteis die Ursache de- Unfall» gewesen sei. Gegen diesen Bescheid hat Steinmark Berufung eingelegt, dieselbe ist jedoch, weil nicht fristgemäß eingsgangen, von dem Herrn SchiedSgerichtS- vorsitzende» als versäumt zurückgewiesen worden, woraus BerusuagS- kläger die zulässige Anberaumung der mündlichen Verhandlung be antragt hat. DaS Schiedsgericht hat in der heutigen Sitzung den von dem Herr» SchiedSgerichtsoorsitzenden erlassenen Bescheid be- stätigr und e» konnte deshalb in die Prüfung de- materiellen Theil- der Sache nicht eiugetreteu werden. Lenbach's Lildnik des Papstes Leo XIU. in der Kunst- und SunstgewerbeanSstellnug von Stiftler «. Lo So wäre denn da- vielbcru'ene, von Franz von Lenbach gemalte Bildniß de- „Papste- Leo XIU." nun auch in Leipzig zur Schau gestellt und zwar in den Räumen der Kunst- und Knnstqewerbeausftellung von Geißler u. Co. (Perers. straße 40. 1.), und da zeigt sich denn, daß die Erwartungen, welche der Name Lenbach erregt hat. nicht getäuscht sind, daß diese- Papitbild in der That ei» hochbcdeutendeS Kunstwerk ist. Der Geißler'sche Oberlichtsaal ist ungemein geeignet, da- Bild in der richtigen Weise voczusührcn. Der Aussteller hat Recht daran ge- thaa, durch eine geschmackvolle, besonders in deu Farben gnt abgestimmtc Drapcri- die Eigenthümlichkeit de- ersten Eindruckes, welchen da- Büd macht, nicht gewissermaßen absichtlich, wie die- anderwärts, z. B. i > Wie» g-icheben, zu verschärfen. Dieser erste Eindruck, den der Lenbach'iche Leo ans den Beschauer macht, ist nämlich der eine-, wenigstens körperlich kaum noch lebende» Greises, von dessen Stirn freilich »och der Strahl eine- klugen Herrscher geistes leuchtet. Nach echt Leubach'scher Art ist Alle» an dem Bilde gewissermaßen nur angelegt und als Beiwerk bebandelt, außer dem Kopse, und an diesem ist wiederum nur die Stirn wirklich auS- gesührt. Aber eS ist dies auch eine Stirn, und wie ist sie aus- geführt? JedensallS so, daß mau bei ihrer Betrachtung die lieben- sächliche Bedandlung alle- Uebrigen dem Maler gern verzeiht. Damit ist natürlich »icht gesagt, daß dieser in der An-sülirung des übrigen Gesichtes besonders auch der Hände sür die Leben-Wahrheit »icht auch einen packenden Ausdruck gesunden hätte. Man betrachte nur diese Sagen, wie schlangeiikliig. uni mit dem Evangelium zu reden, sie herausschaucn, besonder- da- rechte, denn das linke ist säst gänzlich von dem halbgelähmten Lide bedeckt. Eine andere interessante Partie ist der Mund und die ihn umspielende, säst unheimliche Freundlichkeit, welche die Mundwinkel empor- zieht und di« fahlen Wangen in scharsgebrocheoe Fallen legt. Ebenso lebenSmvd wir die Fleischtöne sind die Tinten de- weißen Gewände-, der pelzverbrämten Mozetta von braunrothem Sammet, welche der Papst um die Schultern geschlagen, de- KäppchenS aus dem greisen Scheitel, de- uebligeu Hintergrundes und des rothen BorhangcS rechts. Ganz leicht und nevcnbei behandelt ist der Act der Figur, bei dem sogar die Stellung de- Sitzen- kaum an- gedeutet ist. Eine noch so lange Beschreibung vermag jedoch keineswegs da- wahre Wesen diese-, wie überhaupt jede- Kunstwerke- zu enthüllen und wiederzugebcn. Da mag nun Jeder die eigene Betrachtung eintreten lassen, die ihn je länger je mehr an da- Bild seffeln wird. Adolf Wei«ke. Lunstvereins-Äusstellung. Der Düsseldorfer Meister Eduard von Gebbaedt hat jetzt eine kleine Wiederholung seiner großen „Kreuzigung ' hierhergesendet, ein Bild, da- den Beschauer i» hohem Grade zu fesseln vermag. Der Maler entwickelt in dieser Compositio» in ausgeprägtester Weise jenen rücksichtslosen Naturalismus, der voll und ganz durchirüiikl ist, vom hingehendsten Studium der altdeutsche» Meister uud der spanischen Natnralistea Das rechte Streben nach lebensvoller Naturwahrheit im An-drnck verbietet dabei ein einseitiges Betonen der Schönheit in Linien führung uud Farbengebung, doch fehlt dem Bilde darum keineswegs der künstlerisch« Adel der Harmonie in der Composition. Es stellt in oberhalbrund geschloffenem Hochformat den gekreuzigte» Jesus dar iamitte« der beiden gekreuzigten Sckiächer und unigeben von Gruppen Zaschauendcr, Klagender uud römilcher Wachen. Die landschostliche Scenerie und die atmosphärischenVorgäuge find zwar ein gehend behandelt, aber doch nur in einer sür daS gesiellic Ereigniß gleichgiltigen Weise gehalten uud keineswegs zur Verstärkung und Unterstützung der Stimmung verwendet. Bor Allem findet mau in dieser Hinsicht statt der oft gewählten Gewitterstimmung oder Ber- fiosterung »ur einen gewöhnlichen, leicht grau gewölkte» Himmel. Der Hauptuachdruck ist aul den lettischen Ausdruck gelegt, und ge lungen ist jedeusall» sowohl der der Verhöhnung und Befriedigung bei der Gruppe de« Hohenpriester» und der Schrisigelehrten links al» auch der verschiedenartige Schmerzau-druck bei de» drei Marien, bei der link- neben dem Gekreuzigten in die Arme des Johanne», «ine- rothblonden, jungen, etwa« derben Manne», sinkenden Mutter Jesa, sowie bei der recht» am Faßt de« Kreuze» zvlaminen- gebrochenen Maria Magdalena, als auch bei der link» knieenden schmerzlich zur Erde gebeugten Schwester der Mutter, Maria LleophaS Weib. Daß der Waler nicht nach Art der gewöhnlichen Nachadmrr rinsach die stylistrte Tracht der Liuquecentemaler copirte, ist gewiß za billige», ober nicht recht ersichtlich, warum er sür seine Juden die deutsche Tracht au» Luther'» Zeit wählte, vor alle« Dingen hätte er dann anch die beiden römischen Waiden rechts am Kreuze in die Loud-kiiechl-tracht jener Zeit stecken müssen. Die Gestalt de- sterbend zusainmcngebrochenen Christus ist ungemein leben-wahr, ober in yahem Grade unschön, ja häßlich. Eine idealere Herauihebung würde dn, beiden Schächergefialten gegeaüdrr wohlthueudrr wirken. Bei diesen letzteren solgt der Maker wohl dem MatthLnkevangellitm, nach dem beide Sckiächer Jesus schmähen, denn beide erscheinen hier gleich absioß-nd, während ja nach LucaS nur der eine schmäht, der Andere ihm darüber Vorwürfe macht. Abgesehen von alledem, waS man dabei aus dem Herzen haben kann, bleibt da- Gebhardt'ich: Bild eine hochbedeulende künstlerische Leistung. Eine herrliche Adeiitsiimmung liegt aus der jetzt auch au-gestelllen „Test,»-Pyramide" bei Rom von Oswald Achenbach. Lebhafter Verkehr herrscht aus der Landstraße, welche recht- nach dem Thore San Paolo sührt. Diesseits der Straße, ganz im Vordergründe, lagert eine malerische Gruppe bei einem Feuer und verschmäht e», in der Oiterin linker Hand bei dem vino duono z» rasten. JenseiiS der Straße erhebt sich zwischen den sich binziehenden Resten der alten aurelianischen Stadtmauer aus seinem Travertinsockel das über lOO Fuß hohe mit Marmor bekleidete Grabmonumeni deS weiland römischen Ritter» und Bankiers Cujus CestiuS säst gespenstig in den abendlich dunklen ober dabei krystallklnren Himmel. Neben der Pyramide überragen die Mauer mit ihre» schwarzen Silhouette» die Cypreffen und Pinien de- protestantisch-» Friedhofs. DaS Licht der Mondsichel müchi sich mit dem der Laterne an der Ecke der Osteria und der Glulh des LagerseuerS im Vordergründe. Ein recht anziehende- norddeutsches LaudschastSidyll ist Anna No-zynsti'S „An derSchleuße", ein Waldrand inii einem linker Hand durch Wehr und Schilden ausgeftauten Gewässer, Alles mil Einschluß der Staffage in frischer, stimmung-voller Auslassung. Bon Max Todt sind zwei seiner wundervollen CadinetLsiücke auro,«stellt, mit «denen er eS getrost mit de» besten Meistern niedcrländiichcr Feinmalerei oder mit einem Meissvnnier ausaehmen kann, ein Soldat aus der Zeit de- dreißigjährige» Krieges und eine WiribShausiceile aus derselben Zeit, zwei jabrende Leute, ein trinkender und ein die Laute spielender, denen die schmucke Kellnerin von Neuem tcn Kr»g zu lüllen geht. Man weiß >n der That nicht, was man an diesen Bildern mehr bewundern soll, die Schönheit der Gesamniiwnkling m Zeichnung und Farbinnusbau, oder di» Feinheit der Behandlung bis aui da- kleinste Glanzlicht ans einem Metallstück oder die kleine roihc Schramme aus dem Knöchel deS Lautenspiclers, oder die Wahr heit in der Auslassung, die im Beschauer keine Spur des Gefühls auskommen läßt, er Hube eS mit Modellen zu tbun, welche der Maler in diese Tracht steckte. Ad als WeiSke, Alexander Dans 19. Lunstauction. Roch vor der Antographen-Auctio». von der in diesen Blättern auSsükrlich gesprochen worden ist, wird Herr Alexander Danz eine Luuftauciion abhalten (25. October und folgende Tage). Sie bringt die ietzre Abiheilung (die 4.) de- KuustnachlasseS von Emil Geller in Dresden unter den Hammer. ES sind 1147 Nummern, darunter 678 Kupferstiche. Radiroagci», Holzschnitte, 230 Aquarelle, Hanozeichnungen, Oetskizzen re. moderner Künstler, darunler das Privaialbum des Kunsthändlers Emil Geller selbst, 27 Initialen und Miniaturen aus Pergament; 54 ge füllte und 31 leere Mappen, 2? Kupserplatten von 8 Meistern, 100 Bücher und Kupferwerke, Kataloge. Unter den Büchern und illustrirte» Werken begegne» un» zahl- reiche Leipziger un» Dresdner Druck« au- dem vorigen Jahrhundert, B. I. G- Mensel'- Neue Mlscellan-en artistischen Inhalts sür Küusttcr und Kunstjreuude (Leipzig 1795—97), „Reinecke der Fuchs mit schönen Kupfern, ins Hochdeutsche übersetzt von I. Christ. Gottsched (Leipzig, 1752)." Die Kupserplatten sind Arbeiten von I. I. Boissieu. von welchem die Sammlung überdies 6 Blätter enthält, Ioh. Lhr. Erhard; E. Haffe, vou welchem außerdem drei Blätter ausgesübrt werden; I. A. Klein; E. Meißner (von ihm anßerdem 4 Blätter); E. Oehme jun.; C. Rolle und Anton Wolff (von ihm 11 Blätter). Die Handzeichnungen, Aquarelle. Skizzen der Sammlung rühren von 111 Meistern her, darunter Karl Sprosse und Karl Werner, Muttenthaler (Titelblatt zum 50. Bande der „Illustrirte» Zeitung", Feder und Tusche). Ludwig Richter (drei Bleistiftzeichnungen, zum Theil leicht getuscht), P. Mohn, Erwin Oehme. Sächsisch« Schläger, Klöster, Landschaften. Interieure- und Archi- tekturbilder sind zahlreich vertreten. C. Beichling malte z. B. 1847 eine Aquarelle, die da- von Wilhelmine Schroeder-Devrient be wohnte Zimmer iu Calberla's Haus (öells Vuei darstellt. C. Patzschke zeichnet da- Portal am Paulioum in Leipzig, Stephan Rauh lieferte Aquarelle über Meißen (Domhof, Müoch'kirche. Magdalencn- carclle), RochSburg, Schloß Scharfenberg, Dresden (JohanniSkirch. hos, Loichwitz re.), F. Heise sührt da- Innere der Kirche zu Kloster Buck bei Leisnig alS Aquarelle vor re. Eine historische Aquarelle geben 1850 B. Dachmann und Hoh- mann über ei» Reitergejccht zwischc» österreichischen Kürassieren und ungarischen Husaren. I»r. Kart W. Whistling. Verein sür Volkswohl. »r. Leipzig. 18. October. Mit dem gestrigen Sonntage wurde die Reihe der geselligen Abende eröffnet. Der erste Abend war in jeder Beziehung vielversprechend, uuv eS ist von ganzem Herzen zu wünschen, Laß die nachfolgenden Abend« in Bezug aus das Gebotene, wie auf den außerordentlich zahlreichen Besuch — der Saal war bis aus deu letzten Platz besetzt — dem ersten gleichen möchten. Mit dem Liede „Dem Vuterlande" von Abi, vorgctragc» von den Sängern de- Verein- unter Lehmig des Herrn Sa lzm a n a, wurde der Abend eingeleitet. ES folgte hieraus die ties ergreifende Er- öffnuiigsrede des Herrn Consistorialraths Pros. l>. Fricke, von welcher hier nur die Grundzüg- wiederqeqcbeu werten können. Der geschätzte Redner betonte zuuücysl, daß eS ihm zur Freude gereiche, die Eröffnungsrede halten z» können in dem Vereine, an dessen Wiege er gestanden und dessen Wege er mit nie ermüdendem Interesse verfolgt habe, und er freue sich, heute zu sehen, daß eine reiche Zahl von Mitgliedern ihr lcautes Heim », dem Verein sür Volkswohl gesunden habe. Die Ausgabe des Verein» jei seine- Er achtens nach eine vierfache: di« Pslege der deutschnationalcn Gesinnung, die culturelle, Fortbildung erstrebende, b«e iociale oder gesellige Seite und die ideale Seite. Ja erster Linie sei das Patriotische, da- Deutsch-Nationale zu stellen. Wie da- Kind verächtlich ist, da- seine Eltern nicht liebt, io sei auch der Mann verächtlich, der sein Vater land nicht liebt. Mit Schmerz müsse es berühren, daß eS noch viele Kreise auch der Arbeiter gebe, durch welche eia vaterland-loser Zug hindurch gehe, die da meinen, an der Spitze zu marschiren, während sie in Wirklichkeit hundert Jahre zurückgeblieben sind. Bor hundert Jahren hatten wir noch kein Vaterland. Erst durch de» Strom der Freiheit-» kriege, durch die Reden eine- Fichte, Stein. Schleiermacher, Arndt n. A. sei der nationale Ton voll angeschlagen worden. Wir machen unseren großen Dichtern de» Vorwurf, daß sic kosmo politisch sind, aber mit Unrecht, ihre AnichauungSweiie war durch die damaligen Verhältnisse bedingt. Aber traurig ist cs, daß eS heute noch etne groß« Anzahl giebt, die um diese achtzig bi- hundert Jahre zurückgeblieben sind, die eS sogar nicht verschmähen, sich mit den Feinden de- Vaterlandes zu verbinden, mit Frankreich, da» so oft Deutschland au-geplüadert, mit Rom und überhaupt mit Denen, welchen e» gleich ist, ob da- Vaterland zu Grunde geht oder nicht. Aus dieser Vcrbinduug vornehmlich hat sich die Rotte der Anarchisten entwickelt. Der Herr Redner betont hierbei, daß es sür ihn eine erhebende Erfahrung gewesen, au- de» Berichten de- Gustav-Adolph- BereuiS jüngst in Düsseldorf zu hören, daß sich bei den Brand- sliftimgen in Charlero, kein einziger protestantischer Arbeiter beiheiligt habe. Es ist eine Thatsoche, daß di« Hcrde der Revolutionen die katholischen Länder sind, Frankreich. Italien, Spanien u. a. m., wäh rend der vrotestantilche Geis, mit seinem zur Selbstständigkeit er ziehenden Wesen die Freiheit zu gebrauchen lehrt. Aber auch außer jenen anarchistischen Arbeiterkreijea giebt cs noch Vaterland-lose; sie stehen immer, wie Jene, wenn es gilt, große Fragen z» lösen, wie jetzt wieder die Heeressrage, aus der Seite der Feinde de- Vater- lande-. Ebenso die Ultramonlanen, welche den proieftantischen Kaiser Haffen und e» nicht verschmähen, sich mit der Internationale zu ver binden. Unser Verein steht statutenmäßig aus nationalem Boden. — Ein Mittel zur Pflege der nationalen Begeisterung erblick« der Herr Redner in der Abhaltung von Volksfesten, wie iu der Feier de» Sedan ieste«, an welchem sich zu seiner Freude der Verein sür Volkswohl stet» betheiliql hat. Aber die nationale Begeisterung allein thut eS nicht, eS muß die Leistung binzutreten, die Arbeit. Im alten Griechenland und Rom war e» eine Schande, zu arbeiten, »»an überließ die eigentlichen Arbeite» den Sclavea. Für un- jetzt ist eS eine Ehre, zu arbeiten, und wir alle sind Arbeiter. Es gehört sogar in unserer Zeit da- Einsetzen der ganzen Kraft hinzu, wenn man nur Etwa»- erreichen will, und ganz besondere Anstrengung, uni elwas Großes zn leisten. Die Idee der Socialsemokrate», da- Theile» der Güter, würde in wenig Monaten wieder eine Verschiedenheil de» Besitzt!»«»,- herbeisühren und endlich eine allgemeine Verarmung und Bersumpsnng zrr Folge hoben, wie selbst die erste Christengemeinde zu Jerusalem beweist, welch« die Gütergemeinschaft einsührte uud »ach wenig Jahren verarmt war. — Der Redner mahnte zum Au-Harreu in den wirder reich besetzten Kurien. Anch die sociale und gesellige Seite de- Verein- sei zu betrachten. Der Mensch lebt nicht vom Brvd allein, sondern er braucht nach der Arbeit Erholung und Eraiückimg. Hierzu brauchten w«r noch viel mehr nationale Feste ähnlich dem Sedansestc, da» noch viel mehr eine allgemeine vaterländisch« Feier werden müßte. Ein Fluch sür die Arbeiter sei e«, diß sie so w««ig zn Hause und zu v«el im WirthG
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