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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.11.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-11-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188611142
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18861114
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18861114
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-11
- Tag 1886-11-14
-
Monat
1886-11
-
Jahr
1886
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.11.1886
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VÜ14 * Graf Vitzthum, sächsischer Gesandter in Petersburg und London zu der Zeit, als Herr von Neust die Politik Sachsen» leitete, hat seine diplomatischen Erinnerungen /Stuttgart, Cotta) herauSqegeben. 2m Ganzen macht da« Buch den Eindruck, daß Gras Bitzthum sich meistens einer starken Ueberscdätzung der Bedeutung kleinstaallicher Diplomatie hiigab; zuweilen scheint es. al« ob er und Herr von Neust sich damals geschmeichelt haben, den tiefgreifendsten Einfluß aus die europäischen Fragen geübt zu haben. Doch soll dem Grasen Vitzthum unvergessen bleiben, daß er sich während der schleSwig-holsteinischen Krisis in London eifrig bemüht hat, dem englischen Publicum durch die Presse und den englischen Staatsmännern einige« Verständlich des Rechte- Deutsch land« aus SchleSwig-Hoistein beizubrinqcn. Nicht un interessant ist folgende Erinnerung auS London au» dem Jahre l862: Unter den fürstlichen Persönlichkeiten, welche die Weltausstellung besuchten, befand sich auch der Grvßherzog von Sachsea-Weimar. Letzterem gab der russische Gesandte Baron Brunuow ein größere« Diaer, welchem ich beiwohnte. Unter den Beladenen besand sich der preußische Gesandte in Bari«, Herr von BiSmarck-Schönhausea. Derselbe hatte noch Tisch eine längere Unterredung mit DiSraeli. Der Führer der Opposition Ihe lte mir darüber Folgende- mit: „Ich werde, jo ungefähr hatte sich der preußische Staat«mann geäußert, binnen Kurzem genöthig» sein, die Leitung der preußischen Regierung zu übernehmen. Meine erste Sorge wird sein, mil oder ohne Hilse de« Landtage« die Armee zu reorganisiren. Mit Recht ha» sich der Käaig diese Ausgabe gestellt, er kann sie jedoch mlt seinen bisherigen Räthen nicht durchführen. Ist die Armee erst aas Achtung gebietenden Stand gebracht, dann werde ich den ersten besten Vorwand ergreifen, um Oesterreich den Krieg zu erklären, den deutschen Bund zu sprengen, die Mittel- and Kleinstaaten zu unterwerfen und Deutschland unter Preußen« Führung eine nationale Einheit zu geben. Ich bin hierher gekommen, um die« den Ministern der Königin zu sagen." Di-raeli'S Comuientar z» diesem seitdem Zug für Zug ausgesührten Programme lautete: „Duke cur« ok lkut mau! 8s ms.rns rekut k« ou/o." (Nehmt Luch vor diesem Mauue in Acht! Er meint, war er sagt.) » » » » Die Epidemie-Commission in Pest hat die Cholera osficiell al» erloschen erklärt, gleichwohl müssen die Vorsichtsmaßregeln weiter in Kraft bleiben. Dieselben haben bisher seit 12 September täglich 500 Gulden gekostet und werben nun einigermaßen eingeschränkt werden. Im Choleraspital befinden sich noch immer 4l Kranke. Gefähr licher von Tag zu Tag wird die Blatternepidemie, gegenwärtig befinden sich an 300 Blatternkranke in Spitälern, die Zunahme beträgt täglich 8 di« 10 Procent. Affichcn de» Magistrat» fordern das Publicum zu Impfungen und sonstigen Borfichtsmaßregeln auf. * Rußland macht seine Truppen angeblich wieder einmal marschbereit. Nach in Wien cingetrofsenen Meldungen au» Odessa haben sämmlliche CommanboS der in den süd russischen Gouvernement« Cherson, Iekalerino-law, Charkow. Bessarabien und Tauricn garnisonirenden Truppen au» Petersburg den Befehl erhalten, ihre Truppen jeden Augen blick marschbereit zu halten. Gleichzeitig wurde die Gesell schaft für Dampfschifffahrt aus dem Schwarzen Meere aus- aefordert, je zehn Dampfer in Ntkolajew, Odessa und Sebastopol bereit zu halten. In den genannten Hafenstädten herrscht außerordentliche Rührigkeit, Proviant und Fourage werden in großer Menge angekaust und in den Häfen aus gespeichert. * Der jetzt vielgenannte Fürst von Minaretten war, wie d« »Rheinische Courier" meldet, al» Knabe und Jüng ling vor etwa 20 Jahren mit seiner verstorbenen Mutter und seinen Geschwistern und Erzieher ein häufiger Gast Homburgs und Wiesbadens, in welch' ersterein Orte die Fürstin manchen Sommer verbrachte, nachdem ihr Land von Rußland anuectirt worden war, von welchem sie eine sehr bedeutende Apanagesumme bezog, die später, beim Mündig werden ihrer Kinder, Nicola« (Rtko). Andrs und Salon,« (der späteren Gemahlin de« Prinzen Achille Murat) in eine mehrere Millionen Rubel betragende Abfindung«fumme ver wandelt wurde. Il» zur Zeit de« Krimkriege» Omer Pascha mit türkischen Truppen in den Kaukasus eindrana und es sich, statt weiter vorzudringen, beim regierenden Fürsten von Min grellen (dem Vater de» heutigen Tbroncandidaten) allzu wohl fein ließ, mußte dieser nach beendigtem Feldzuge seine allzu große Gastfreundschaft mit dem Verluste seines Throne» an Rußland bezahlen. Nach besten Tode ging dann nach und nach das schöne Mingrelien in den Besitz von Rußland über. So lebte daraus die verwittwete Fürstin meist den Winter Uber in Pari», den Sommer aber in Homburg. Der Erzieher der beiden jungen Fürstin war ein Franzose, neben ihm Waren andere Lehrer beschäftigt; da ober VaS Leben der Familie ein Wanderleben von Ort zu Ort war. so konnte die Erziehung nur eine oft unterbrochene, nn Ganzen recht oberflächliche werden. Fürst Rtko heirathete dann al» Ad jutant des Grafen Adlerberg besten Tochter. Zum Fähnrich hatte ihn bereit» al« Sjährigen Knaben der Kaiser Alexander II. bei seiner Thronbesteigung gemacht. Im Jahre 1847 geboren, ist er jetzt 3V Jahre alt und war in seiner Jugend ein hübscher, schlank gewachsener, aufgeweckter, wenngleich geistig nicht besonders begabter Knabe, und eS dürfte, nach Früherem ru urtheilen, für ihn eine seine Kräfte übersteigende Aufgabe sein, die feste Hand über ein halbbarbarischeS Bolk, wie die Bulgaren, zu halten. * Der Telegraph hat den wesentlichen Inhalt der Rede Lord Salisbury'« beim LordmahorSbanket mit- getheilt, welche von der Presse aller Länder, namentlich aber von den österreichisch-ungarischen Blättern al» einer der be deutungsvollsten Zwischenfälle in der bulgarischen Frage anfgesaßt wird; desoalb erscheint e« auch von Interesse, die diese Frage betreffenden Sätze der SaliSbury'schen Rede dem vollen Inbalte nach kennen zu lernen, und theilen wir die selben in Nachstehendem mit; „Nicht Egyvten ist er. welche« die Hauplausmerksamkeit in der auswärtigen Politik Englands erbeifcht. LS ist die Lage der Balkan- Halbinsel, aber nicht die de« türkischen Reiche«, sondern die eine« freien, christlichen Staate«, dessen Befahren die öffentliche Meinung unsere« Landes tief erregt hoben. Da« bulgarische Bolk erregte vor zehn Jahren die Sympathien England«, und Europa hat seit seiner Befreiung große Hoffnungen aus Bulgarien gesetzt. Man hoffte, daß die Fortschritte in Freiheit und Civilisatiou eine unübersteigliche Schranke gegen Angriffe von außen bilden würden, und Bulgarieu hat die Hoffnungen Europa« nicht getäuscht. Erst vor Kurzem schienen dieselben glänzend zu sein, al« plötzlich eine mitternächtliche Ver schwörung ausbroch, die ich nicht nölhig habe, zu qualificiren. Eine mitternächtliche Verschwörung von Osficieren. aus welche der ritterliche Fürst von Bulgarien sein besondere- Vertraue» ge setz», welche er zum Siege gesührt hotte, die, von au« ISndischem Bolde bestochen, sich gegen ihn wandten und ihn ent thronten. Da« Ereigniß wurde mit tieser Bestürzung ausgenommen Da« Gewissen und die öffentliche Meinung Europas haben diese Handlnngewkiik verurthrilt. Und nicht minder war Europa bestürzt über die Mittel, zu welchen au-ländischc Staatsmänner griffen, um die Verschwörer vor der so reichlich verdienten Strafe zu retten. Dann solgte ein Eingriff in die Rechte eine« sreien und unabhängigen Volke« nach dem anderen, zum Glück bi- jetzt auf diplomatische Drohungen beschränkt, wenngleich Europa dergleichen mit dem tiessten Bedauern anschaut und e« natürlich Anlaß zu bösen Gerüchten gab. welche die christlichen Bölker der Balkanhalbinsel mit düster» Bor ahaungen über ihr Schicksal erfüllen miisjcn. Mag aber die Lag Bulgarien« in einer Beziehung höchst b-klage»swerth erscheinen, so hat Europa ans der andern Seit- mit Bewunderung aus da« fleine Land geschaut. Das bulgarische Bolk Hot keine lange Lehre in der Freiheit bestanden, und dennoch bat e» einen Mnth. eine Entschlossen heil and Beharrlichkeit gezeigt, seine nationale Freiheit zu bewahren, welche kaum Bölker, welch« Jahrhunderte frei sind, in der Geschichte bewiese» haben Da« ist ein günstige« Omen, wie ich glaube, der Anfang einer glänzenden geschichtlichen Entfaltung. (Lebhafter Be» lall.) An diesen Dingen haben die Nationen Europas ei» Interesse Die Rechte Bulgariens sind durch de» Berliner Vertrag gesichert (Veisall), einen Vertrag, aus dem der Friede de« südöstlichen Europa beruht. Was England betrifft, so hat e« wohl ein Interesse an der Beobachtung de« Berliner Vertrag«, aber kein vereinzelte«. E« handelt sich vielmehr um ein gemeinsame« Interesse. Wir haben den Vertrag im Verein mit den Großmächten Europa« unterzeichnet B»tz tz«tz«r haben wir nicht di« besondere Pflicht, einen etwaigen Bruch de« Vertrage» zu ahnden. Betrachten e» die europäischen Sroßniächte oder nur eine Anzahl derselben al- ihre Pflicht, dem Vertrage Geltung zu erzwinge», so bia ich sicher, daß da« englische Volk nicht hintaastehe» wird, diese Pflicht gleicherweise anzuerkenuea. (Lauter und laaganhalieader Beifall.) Die Politik England« ist trotz gelegentlicher zeitweiliger Abweichungen eine fortdauernd gleich, mäßige, unabhängig von den Strebungen diese« oder jene« Ministe rium«. und wenn Jemand die künftige Politik England« wissen will, so möge er die Vergangenheit befragen. Dreimal ta diesem Jahr- hundert hat ein feindlicher Einsall in die Balkaa-Halbiasel vom Norden her staitgesonden. Da« erste Mal geschah er unter dem Ministerium de« Herzog« v. Wellington, eine« Manne«, der nicht kriegerisch gesinnt war. England stand allein, ohne Verbündete, und nach dem Ralhe des Herzogs v. Wellington, welcher nicht glaubte, daß England «ine besondere Verpflichtung zufiele, begütigte e« sich mit einem Einspruch. Beim zweite» Male war Lord Aberdeen Minister, der wegen seiner fanatischen Friedensliebe bckaunt war. Damal« hatte England alSVerbündcte Frankreich und Oesterreich, und später kamen noch Italien und die Tiirkei dazu, und unter der Führung de« friedlichen Lord Aberdeen that England seine Pflicht al« Mitglied de- euro päischen Loncert«. Beim dritten Male war Lord Beaconlfield Minister. Dieser übersah keiuerweg« die Pflichten, welche England durch seine ruhmreiche Vergangenheit auserlegt werden. Aber wiederum hatte England keine Verbündete». Er erkannte, daß England kein Interesse am Einsall in der Balkanhalbinsel habe, daß e« nicht zu einem vereinzelten kriegerischen Vorgehen verpflichtet war, und da« war der Grund, warum Lord BeaeonSfield eine Zriedeu-politik einleitete. Dieselbe war auch eine vorsichtige Politik, denn er tras zugleich seine Maßregeln für den Fall, daß die Krieg«, wolle sich gegen jene Meerenge wenden würde, wo die englischen Interessen unzweifelhaft eine Lertheidiguug erheischten. Eine» Punct haben alle die Vorgaug«sälle sestgestellt: daß England eine Verpflichtung hatte, nicht wegen seiner eigenen Interessen, sonder» al- Mitglied eines europäischen Bunde« im Verein mit den übrigen Mitgliedern desselben. England wird diese Verpflichtung aber nicht anerkennen zum Bortheil Anderer, welche e« nicht für nothwendig halten, «ine solch« auzuerkeaneu. Aber mau muß wohl deu Fall besonder« betrachten, nämlich wo besondere englische Interessen in« Spiel kommen. Werden britische In teressen berührt, so wird England nicht sich nach etwaigen Ver bündeten richten. Sein eigener Arm wird stark genug sein, um seine Interessen zu schirmen, wo immer sie angegriffen werden. Veisall.) Im gegenwärtigen Falle zeige» aber nicht nur die äuge» ührten BorgangSfälle, daß englische Interessen nicht im Spiele find, andern es besteht vielmehr die Thatlache, daß sowohl die Türkei wie Oesterreich, welche beide Gebiet ans der Balkanhalbiasel best Neu, diesen Ereignissen, welche vor der Thür ihre« Hause« vor sich gehe», augenscheinlich mit Gleichmutb nud ohne Befürchtungen »»schauen. Bei dieser Angelegenheit ist Oesterreich vor Allem interesstrt, und die Ansichten, Urtheile und Entschließungen Oesterreich« müssen im Rothe der britischen Regierung eia uagebenre« Gewicht haben. Die l Politik Oesterreich« wird in hohem Trade die englische beeinflusse». Doch, wa« auch die Zukunft bringen mag, so hege ich gegenwärtig leine Befürchtung, daß der Friede Europa« gestört wird. Ich hoffe, daß die bedrohten jungen Freiheiten nicht angetastet werden. Ich hoffe, daß wir nicht Ihre Sympathie für Maßregeln der Borsicht aazurusen haben werden, sondern daß die Zukunft eine Zeit de« Wiederausblühen- de« Handel« und der Gewerbe» nicht der zerstören den KriegSsurie sein wird." * Die Königin von England hat eine» neuen Orden für Heer und Flotte gestiftet, genannt der-vistin- iruiskeck Service Oräor" (Orden für ausgezeichnete Dienste). Tieser Orden wird im Range nach dem Orden de- Indischen keicheS der nächste sein. * Au« Kairo schreibt man der „Kölnischen Zeitung", daß dort im großen Ganzen in Beurtheilung der Frage der Räumung EghptenS jetzt eine Abwiegeluna und Be ruhigung eingetreten ist. Die französischen Bemühungen, di« Pforte und den Khedive für die Forderung der Räumung zu zewinnen, dauern zwar noch fort, indeß soll sowohl Gras Rontebello in Konstantinopel wie der Generalconsul Gras d'Aunay in Kairo seitens der Behörden volle Klarheit darüber erhalten haken, daß deren Stimmung zur Zeit nicht über, mäßig sranzosensreundlich ist. Insbesondere soll Mukhtar Pascha persönlich sich dem Grasen d'Aunay gegenüber ganz scharf dahin geäußert haben, daß er vom Sultan uur be auftragt sei, mit England über Egypten zu unterhandeln. Eine weitere diplomatische Niederlage hat sich Gras d'Aunay auch neuerdings von Nubar Pascha zugezogen, indem die Ver Handlungen über di« Ernennung eines französischen Richlers zu keinem die französischen Wünsche befriedigenden Ergebnisse geführt haben. Kurz, man wird wohl nicht sehlgehen, wenn man der jetzt erfreulicherweise eingelretenen Beruhigung der öffentlichen Meinung einigen Bestand voraussagt. * Der Ausbruch der Cholera, welche den größeren Theil von Korea verheert und beträchtliche Sterblichkeit in Japan verursacht bat, scheint jetzt nachzulassen. Nachstehendes wird für einen ziemlich genauen Ausweis der Gesammttodessälle gehalten: In Japan starben 37.000 unter 59,000 erkrankten Personen. In Korea war die Gesammtzaht viel größer und entzieht sich jeder Berechnung. In der Hauplstadt Seoul allein starben 36,000 Personen aus einer Bevölkerung von 250.000 Seelen, und der Verlust in der Provinz ist verhält nißmäßig ebenso groß gewesen. Man sürchtel, daß die Epidemie in Korea noch nicht ihr Ende erreicht bal, weil die dortige Bevölkerung alle Gesetze der Hygicine mißachtet. * Nach einer Privatnachricht auS Zanzibar richtete der dortige Sultan ein Schreiben an den Fürsten BiSmarck. welches wegen Schmälerung seiner Einnahmen durch den Handelsvertrag mit dem deutschen Reiche um Abände rung deS Vertrages bittet. * DaS neugewähltc nordamerikanische Re Präsentantenbau« wird nach den bisherigen Schätzungen auS 167 Demokraten, 154 Republikanern und 3 Arbeiter- Vertretern bestehen. Der unterlegene socialistische Bürger Meisterkandidat von New-2)ork, Henry George, hat vor einigen Tage» eine äußerst leidenschaftliche Anrede an seine Partei genossen gehalten, in welcher er erklärte, er habe gar nicht den Bürgermeisterposten erstrebt, sondern nur die Kraft cer Socialisten prüsen wollen. „Wir stehen", sagte er. „erst am Anfänge eines Feldzuges, der nicht sobald enden wird. Wir sind zum Kampfe entschlossen." polytechnische Gesellschaft. lH Leipzig, 13. November. Am gestrigen Abend hielt in der P olytechnijwea Gesellschaft Herr Gymnasialoberlehrer l)r. Beer einen sehr zeitgemäßen und nicht weniger bekerzigenSwerlhen Bortrag über „Fremdwörter und andere Mißstänve in der deutschen Sprache". Es gebe einzelne Charaktereigenschaften, so sührle Redner ouS, die eiaentlich nicht als Tugenden zu bezeichnen seien, sondern die man gewissermaßen unter die Naturgesetze rechnen könne, wie die Elternliebe und die Vaterlandsliebe. Wer gegen diese heiligen Pflichten sehle, den pflege man sür einen Unmenschen zu halten. Offenbar sei aber auch die „Liebe zur Muttersprache" in die Reihe dieier natürlichste» Pflichten zu setzen, obwohl im Leben ein Fehlen gegen diele Pflicht der Mißachtung nicht preisgegeben sei. Do« beweise eben, daß da« Gefühl sür den Werih unserer Muttersprache ab gestumpft sei und wieder geschärft werden muffe. Redner trug nun einige ichwungvolle Dichtungen von Schenkendors und Klopstock vor. in denen sich das Lob der deutsche» Sprache in begeisterter Weise kundgiebt, und sührle auch die entsprechenden Stellen aus Fichtc's „Reden an die deutsche Nation" an. Kein Stand aus Erden, kein Berus sei von der Sünde anSzunehmen, daß er die deutsche Svrache verunziere und z» einem Mischmasch gestalte. Unsere namhaftesten Gelehrten, wie Schopenhauer, Gildemeister und Andere, hätten bereits gegen diese Verunzierungen der Sprache geeisert. Sie de- ständen in erster Linie in der unschönen, überflüssige» Neu bildung von Wörtern, die meist nur gebraucht würden, um den Mund recht voll zu nehmen. So finde man öfter» „Inangriffnahme" sür Beginn, ..Jüngstzeit" für Gegenwart, tbunlichster Bälde" sür baldigst, „zur Drucklegung befördern' sür drucken lassen, und andere Versündigungen mehr. Auch eine große Anzahl plumper Eigenschaftswörter gehörten hierher, die nicht al« Bereicherungen der deutschen Sprach- onzusehen seien. Zweiten« gehören die wirklichen Sprachsehler zu diesen Verunzierungen unserer Muttersprache, die sehr zahlreicher Alt seien. Bei der Beu gung der Hauptwörter, beim Gebrauche der Zeitwörter, in der Formen, und Satzlehre, überall machten sich diese Versündigungen gegen die deutsche Sprach« geltend, deren sich nicht nur die minder gebildeten Kreise, sondern auch die Gelehrte» und die — Lehrer schuldig machten. Die dritte Art der Verunzierungen sei die Fremdwörter- seuche, die noch einen Rückstand au« jener Zeit bilde, wo Deutsch land in «bhänglgkeit vom AuSkande lebte. Man habe neuerding« behauvtet, daß diele Fremdwörter dazu beitrügen, da- Denken zu schärfen, dem sei jedoch nicht so, da die Fremdwörter meist nur da gebraucht würden, wo man eine Unklarheit verschleiern wolle. Die Fremdwörter, die „Schöupflästercheii" unserer Sprache, würden von Bielen auch auS Eitelkeit gebraucht, da man leider in Deutschland noch jetzt vor allem Hochachtung empfinde, wa- nach dem Ausland rieche. Eine Sprache, die aus diesen saden Putz verzichte, sei aber bei weitem adliger. Aus alle» Gebiete» müsse c« in dieser Hinsicht besser werden und nicht zuletzt im Schulwesen. Redner verlas hier den Schulbrricht eine« Schulvorstehec«, der für das Schließen der Fenster unter anderen Ungeheuerlichkeiten den Ausdruck „die Fenster fermirea" gebraucht. Weitere, das Gelächter heraussordernde Beispiele wählte er aus dem Felde des Heerwesen-, des Geschäft«, leben«, der Gastwirthlchaft und dem Gewerbe überhaupt. Er betonte auch, daß seit den Jahren 1870 und 1871 allerding« ein wohltlnieuder Umschwung zum Besseren eingetreten sei, und daß die Bestrebungen de- „Allgemeinen Deutschen Sprachverein«" in dieser Hinsicht nicht doch genug zu achten seien. E« gebe jedoch immer noch viel zu thuu, und er wolle deshalb uur wünschen, durch seinen Vortrag dazu beigetragen zu habe», daß auch seine Hörer an der Lösung der vaterländischen Aus- gäbe der Sprachreinigung mit zu Helsen trachteten. Reicher Beifall lohnte de» Redner für seine wackern AuSsühenngea, die den An- weseudeu zum ersten Male vielleicht so recht eindringlich vor Augen «führt haben werden, wie sehr wir im Lause der Zeit unsere Sprache „verbessert" haben. Wir möchten noch hinzusiigcn, daß leider so vielen ehrlichen, lieben deutschen Worten ein übler Charakter deiaelegt worden ist, so daß man sich mit dem Zusatze „deutsch gesagt" entschuldigt, wenn man sie gebrauch». Sie gellen sür grob und un- anständig. Um da« un« zunächstliegende Beispiel anzusühren, wollen wir nur daraus Hinweisen, daß man die Schriftsteller der Tages- blätter gewiß nur „Zeitungsschreiber" nenn», wenn man gering- chätzig über sie urtheilt ond ihnen etwas am Zeuge fl cken will, kill mau ihrer in Ehren gedenken, so nennt man sie „Journalisten", und e- giebt daher auch nnr einen „deutschen Journalistentag". Nach dem Bortrag wurden die ausgestellten gewerblichen Neuheiten besichtigt und erläutert. Herr Drechslermeister Martin besprach einen vorzüglichen jeitunatbalter von M. Probst in Nürnberg, der sich durch Sicherheit und Einfachheit der Einrichtung besonder- empsehlenswerth macht. Durch einen einfachen Druck wird die Zeitung in bequemster Weise estgehaliea. Herr Hüngen erläuterte eine „Kaiierbrödchenmaschine" von Herrn Albin Penkcl in Bad Elfter. Dieselbe dient dazu, die ft» sogenannten Kaisersemmeln vorhandenen Kerben einzudrilcken, wo- bisher umständlich mit der Hand geschehen mußte. Die Maschine l at einen schaeidenartigen Stern, welcher aus die Oberfläche de- i ZrSdchenS herabgedrückt und dabei etwas verdreht wird.. Die Em- richtnug ist sür die Herren Bäckermeister sehr empsehlenswerth. Bon Herrn Patentanwalt Otto Sack wurden schließlich «och vorgrsührt: Ein Palent-Dopvel-Zeichenbret von F. Sonn ecken in Bonn. Die Zeichenbreter können von zwei Seiten benutzt werden, nud stad mit drehbaren Stützleisten versehen, welche eS ermöglichen, da- Bret in beliebiger Neigung einstellen zu können. Ferner ein Bohrapparat von Wittich L Herzog in Zell in Baden. Dieser iraftische Apparat dient dazu, die Bohrmaschine überall dort zu er- etzeu, wo man sich sonst nur der umständlich zu behandelnden und wenigleistenden Handbohrer bedienen kann. Der Bohrapparat besteht auS einem verstellbare» Aniriebgestelle, welches mittelst Teeibschnur mit dem vom bohrenden Arbeiter getragenen Bohrer in Verbindung gebracht wird. Der Bohrer ist mit einem AntriebSmcchanismuS versehen, welcher verschiedene Geschwindigkeiten zuläßt. Die Ver- wendbarkeit de« Apparates ist sehr vielseitig. Dritten« eine Eni- kuvpelungsvorrichtting sür Vieh bei Feuersgesahr von H. Küchler in Klcin-Flottbeck. Diese Vorrichtung dient dazu, das im Stalle an- lehängte Vieh beim Ausbruch eines Feuers loSzukuppeln und zwar ämmlliche Thiere mit einem Male. ES geschieht dies von außer- halb des Stalles durch Verschieben einer Schiene, welch letztere zu diesem Zweck mit einem beweglichen Schlußriegel versehen ist. Sü-vorsta-tischer Leftrksverein. * Leipzig, 13. November. Die gestrige Beaeralversammlnng de- Südvorstädlilchen BezirkSvcreinS war nur schwach besucht, eine Thatlache, welche der stellvertretende Vorsitzende Herr Lehrer Kaiser ln seiner Eröffnungsrede bedauernd bemerkte. Der von Herrn Taubeoheim vorgetragene Geschäftsbericht erwähnt, wie in den letzten Jahren sich die Südvorstadt weiter kräftig entwickelt hat und wie auch der Verein durch Besprechung einschlägiger Fragen dazu mit beigetragen hat. ES wird der Anlegung der Bedürsnißonstalt aus dem Südplatze und de« Project« der Verbindungsbahn gedacht, ferner der Betheiliguag des Vereins an der Ausschmückung der üelrikirche. bei der nun sämmlliche Fenster fcrtiggestellt sind, der südvorstädtische» Speiieanstalt. der Beschleußung und Pflasterung des Dösener Wegs, der Anlage des Schlachtvichhoss, auch der bevorstehenden Bauten des Reichsgerichts, der Universilätsbiblioihek, des Siechenhauses, owie de« Ankaufs einer Parcelle zum Nonnenholz wird Erwähnung gethan. AuS alledem geht aber hervor, daß bei dem großen Interesse, welches die Stadtverwaltung der Südvorstadt entgegen- bringt, dem Verein selbst eigentlich wenig zn thun übrig bleibt. Herr Kaiser knüpfte hieran gleich einige Zahlen über die neue üdvorstädtische Speiseanstalt, aus denen hervorgeht, daß dieselbe einem dringenden Bedürsniß enlgegenkommt. Bei der Sammlung sür die Anstalt sind eiagegangen 4656 -4L Verkauft wurden Portionen im Januar (am 25. eröffnet) 1002, Februar 6581, März 79:44, April 8600. Mai 9748. Juni 8753. Juli 8.365, August 8167, September 834.3, October 9599, zusammen 76.892 Portionen, gewiß ein schöne: Erfolg, der aber zugleich auch die Vergrößerung der Anstalt bedingte. Zur Erweiterung hat der Rath au« der Stiftung eine« Menschenfreundes 4000 nnd der Kauf- mann Felix 150 gegeben. Die Vergrößerung ist nun vollendet. Diese Mittheilungen wurden mit großem Interesse ausgenommen. Die von Herrn MiruS vorgelegie Caffenrechnung zeigt einen Be- stand von 742 24 /H. Die Rechnung wurde richtig befunden. Bei der Neuwahl de« Vorstandes erklärten die bisherigen Vorstandsmitglieder, eine Wiederwahl bestimmt nicht annchmen zu wolle». Es zersplitterten sich infolge dessen die Stimme», die grüßte Anzahl erhielten die Herren Schlicke. Thienie, Taubenheim, Lindner, Leutlner, Max Sauer. Eine Constftuirung de« Vorstandes ha« nock zu erfolgen. Zu Punct 4 der Tagesordnung wünschte Jemand die Errichtung einer Realschule in der Südvorstadt. Herr Kaiser gab hierzu die Mittheilung, daß ohne Zweifel später einmal, wenn eine zweite Realschule gebaut werde , dieselbe nach der Südvorstadt kommen werde, daß aber bereits jetzt der Plan schon bestehe, einige übersüllte Classen zu theilen und die Parallelklassen in versügbaren Räumen der 6. Bürger- oder 8. Bezirksschule unlerzubringen. Zum Schluß regte Herr Bautzmann noch die Ueberbrücknng oder Unterlunnc- lung der Bayerischen Bahn an und stellte den Antrag, i» diesem Sinne ein Gesuch an den Rath zu richten. Nach einigen Worten des Herrn Kaiser, welcher aus die vorgesehene Durchjührung der Kronprinzstraße hinwies, fand dieser Antrag Annahme. vermischtes. ----- Die Bestrafung einiger Wurstsabrikanten. welche ihren W urstwaare» Mehl bcigemischt hatten, wegen Nabrungs- mittelverfälschung seitens der Strafkammer z» Regensburg, ist vom Reichsgericht. I. Strafsenat, durch Urtbcil vom 23. September d. I., unter Verwerfung der Revisionen der Angeklagten, gebilligt worden. --- Die Fastenproben in Paris stecken an. Neuer dings bat sich ein in Coblenz wohnender Steiermärker NnnienS Anton de CriniS nach Berlin mil dem Anerbieten gewandt, dort eine Hungerprobe zu veranstalten. In dem Schreibe» beißt eö u. A.: „Ich erlaube mir, anzufragen, ob vielleicht nicht Berlin eine gleiche Demonstration ins Werk setzen möchte, wie vor Jabren in Ncw-Hork (vr. Tanner). Ich würde mich dazu herbeilasscii, eine vierzialägige Fastcn- cur durchznmachen, wenn die Behörde diese Vorstellung zu lassen würde. Entweder würde ick mich mil einem Fixum absinden oder durch EnlrSc Alles zn decken suchen. Aller dings müßte ich aus eine Summe von 30,000 -4k mindestens rechnen können. Ich mochte dadurch beweisen, daß auch Deutsche eine Abhärtung durchmache» können. Ich bin 38 Jahre alt, Steiermärker, ledig und gesund bi« aus Rheu matismus. Ich will sehr gern diese Cur durchmachen und damit ein Bravourstück liefern. Bitte dieses Anerbieten nicht etwa als überspanntes Hirngespinst zu betrachten, sondern eö ist mein fester Wille, die Hungercur Lurch-,«machen." Die italienischen Hungerleider in Paris und vr. Tanner hingen sich wenigstens ein wissenschaftliches Mäntelchen um. Der biedere Steiermärker verzichtet auch hieraus. Er will nur hungern, um sich späterhin satt essen zu könne». — Wenn wir nicht irre» war dieser Hungercandidat vor Kurzem noch im Chor hes Leipziger Stadilbeaters angrstellt. —r. Meiningen, 12. November. In der vorgestern mit der Berurtheilung des LandwirthS Roßbach au» Sall mannshausen zu 14 Jahren Zuchthaus wegen Todlschlag» — begangen an seinem Schwiegervater — beendete» Set wiir gericklSsession, kamen folgende Fälle zur Aburtheilung: Be trügerischer Bankerott, Unterschlagung und Urkundenfälschung Urkundenfälschung und Unterschlagung in» Amte, Meineid Verbrechen gegen tz. 176 Ziffer il, Notbzuckit (zwei MalV Brandstiftung (drei Mal), räuberische Erpressung (zwei Mal^, Straßenraub. Körperverletzung mit nachsolgendem Tode. Tod! schlag und Mord. Von den 20 Angeklagten wurden drei sreigesprcchen, 7 inSgcsammt zu 14 Jahren 3 Monaten Ge- sängniß und 9 inSgesamir.t zu 62 Jahren Zuchtkaut verurthrilt, gegen den Mörder wurde Todesstrafe erkannt. — In Sonneberg hat eine Obsthändlerin dieser Tage einen recht empfindlichen Verlust erlitten. Dieselbe batte die Ge wohnheit, ihre Ersparnisse unter einem Mauersteine neben ihrem Gcmüsestande zu verbergen. Dort lagen nun in den letzten Tagen circa 3000 -4k Gold in einem Söckchen, welche nächt licher Weile entwendet worden sind. Es wird angenommen, daß ein junger Mensch, welcher seit einigen Tagen spurlos verschwunden ist, Kenntniß von der eigenlbiimlichen Gewohn heit der Händlerin erhalten und sich die Summe angecignet habe. — Der bayerische Gendarm TbomaS, welcher bei dem Transport des wegen Brandstiftung und Diebstahl» sest- genommenen Hausdiener Höhn von Meever von Letzterem in der Nähe von Nieverfüllbach niedergeschossen und sodann in daS LandkrankenhauS zu Koburg gebracht worden war. ist aus diesem als wiederhergestellt entlassen worden. Die Kugel trägt er eingrkapsclt noch im Körper, bock verursacht sie ihm keinerlei Beschwerden. Au» Baden» 12. November. Eine eigenthiimlichc Sendung hat dieser Tage die großh. GeneralstaatScasse i > Karlsruhe erhalten, nämlich einen Brief mil 100 Mark Einlage von einem Anonymus, welcher diesen Betrag zur LandeSvertheidigung" spendet. Was sich der gute Manu dabei denkt und in welcher Weise da» Geld verwendet werden kann, ist dem Scharfsinn der Leser überlassen. — Der Ober förster Müller in Gernsbach, welcher Nachrichten ;»- folge ernstlich an der erhaltenen Verwundung erkrankt war, befindet sich nach neuesten Berichten wohl und nimmt die Heilung einen normalen Verlaus. — Der Erbgroß Herzog von Baden nebst Gemahlin ist nach Cannes abgereist. Die Herrschaften werden daselbst längere Zeit verweilen und von dort für den Rest des Winter- nach Süditalien sich begeben Pari-, 10. November. Zum Beweise der unver schämten Ausbreitung der Bildersälschungen in Paris führt der .ZempS" als Thatsache an, daß ein ehrenhafter Kunsthändler bei einem reichen Herrn, dessen Name dem genannten Blatte wohlbekannt ist. eine Sammlung von 80 Bildern fand, die derselbe um 400,000 FrcS als echte MeissonierS, Corot» u. s. w. aufgckaust hatte, wie er meinte, infolge besonderer Gelegenheit zu besonders günstigem Preise. Sämmlliche Bilder waren grobe Nachahmungen. Der Kunsthändler und andere seiner anständigen BerusS- genossen drangen in den unwissenden Mäcen, die Sache zur Klage zu bringen. Dieser aber vernichtete die Bilder und wich der gefürchteten Lächerlichkeit vor dem Gericht auS. So ist eS den Fälschern auch weiterhin möglich gemacht, ihren im Großen betriebenen Betrug fortzusehen. — Die Organisation de- CongostaateS ist nunmehr geregelt. An der Spitze des Staate» steht der Generalinspector Ianssen. Ihn vertritt oder ersetzt ein Executivcomitö, da- auS dem AppellationSrichter und den Dicnstdirectorea — den Direktoren der Justiz, der Finanzen und de» Marine- und Transportdienste» — besteht. Ter Congostaat zerfällt in Distrikte, an deren Spitze je ein DistriclScommissariuS gestellt ist. dieser bat für die Ordnung, sür die Sicherheit der Personen und ihrer Habe zu sorgen. Für die Polizei sorgt wesentlich die auS neun Dampfern bestehende Eongoflotle, von der fünf Dampfer aus dem oberen Congo sich befinden. Die öffentliche Macht besteht aus 2000 Schwarzen mit zwölf Kanonen und zwei Mitrailleusen unter dem Befehle belgischer Osficiere. Literatur. Die Gren»b«ten. Zeitschrift für Politik. Literatur und Kunst. Leipzig, Fr. Wilh. Grunow. Nr. 46: Au« Wien. — Da« Wachs- thum der Socialdemokratie nach der Statistik der Reichstag-Wahlen 1867—1884. — Die deutsche Landltga und der deutsche Großgrundbesitz. — Zur Lebensbeschreibung Heinrich« von Kleist. Von Karl Lieblich. — Neue Theaterstücke. Bon Eugen Reichel. 1. (Schluß.) — Aus der Ckromk derer von Riffelshausen. Erzählung von Margarethe von Bülow. (Fortsetzung.) — Notizen. Eine deutsche Stadl vor sechzig Jahren. — Musikalisches Deutsch. — Der Schwingpuoct. — Literatur. K. Krnmbachcr, Griechische Reise. vom Weihllachtsmarkt. Al« wir im vorigen Jahr an dieser Stelle das neue U ttcr- nehmen des Herrn Lckoarck Dorar hier erwähnten, um aus seine Abtheilung sür Gegenstände ä 3 -sl pro Stück aufmerksam zu machen, waren wir überrascht über die wirklich billige», hübschen und dabei gul gearbeiteten Artikel, welche obige Firma sür solchen Preis den Käusern bot; heute fühlen wir uns doppelt veranlaßt, zu sagen, Gelegenheit zn billigen Weihnachtseinkänsen bietet wohl kaum ein anderes Geschäft als das von Lckunrck I»v»r, Petersstraße 36. Passage, da die thatsächlich wundervollen Luxus- und prachivollc» Bedarfsartikel L 3 ^i pro Stück unS nicht allein in Erstaunen setzen, sondern die Auswahl eine großartige Ausdehnung erhalten hat; es würde zu weit gehen, dies hier Alles auszusühren und erwähnen nur eine Collection Lrdcrwvaren au« Seehund, Kalblcder, soge nannter Eidechsenhaut, bestehend ans Tigarren. und Cigarctten- taschen, Reisenecessaires, Courier- und Reiselaschen, Portemonnaies und Briestaschen in einer tadellos seinen Ausführung und durchweg neuen Mustern. Die eleganten Plüsch- und Lcder- albums, Schmuck- und Arbeitslasten verdienen ebenfalls Be wunderung, ebenso die prciSwürdigen echten Alsenidbestecke, Kaffee löffel rc.; ferner Liqueurservice, Cervirbretter, Tbee-, Zucker- und Tabakkasten aus chinesischer Arbeit, japanesisches Kaffee- und Thec- servicc, jo daß ui-.wistküilich Jeder fragen muß, wie e« möglich ist, Maaren in solcher Beschaffenheit für 8 -4! zu liefern, und lassen uns belehren, daß nur der Baareiakans au« den ersten Bezugs quellen mit großen Ouantiiäten und der Verlaus mit einem ganz bejcheidcnc» Nutzen dieses ermöglicht. Indem wir nun nock die Majolikavasen, Porzellanfiguren und Jardilliöres in zierlichster Ausiühruiig nebst Meiallsachen, als Schreibzeug«, Leuchter, Kannen, Thermometer, Karlen-Pressen und Visite-Schalen erwähnen, können wer ebenso constatirc», daß in dem Magazin Tovar die Auswahl seiner knnst- gcwcrblichcr Artikcl sich ebenso emporgehoben hat, denn von tn- und ausländischen Luxusgegensiänden ist ein Borralh vorhanden, der jedem und jeidst dein feinsten Geschmack genügen kann; dabei sind die Preise ebenjalls billig. Unter den vielen Sachen in Metall- arbeiten weisen wir aus die Neuheiten in Barbedienne und Patina, bestehend aus sehr schön-» Figuren, Kannen, Thermometern, Schmuck- kastcn, Baien ,c. Jlscuburgrr und Mägtzrsprunger Aatritate sind i» reichem Maße vertreten; wundervoll sind die herrlichen Mäjolikcn und Porzellansachen, welche hier ausgestellt sind. Die japanische und chinesische Abtheilung hat ebenfalls viele Neu- heilen gebracht, sowohl in Porzellan- als in Holzwaaren und sind die Wiener und Offenbachcr Lederwaarrn, wie auch Berliner Fabrikate in reichem Maße in Form von Handlchuh- und Arbeitskasten, Taschen und Pompadours, Cigarren- und Ligarettentascheu rc. vor- banden. Was nun die Abiheilung für Damcn- und Herrcn- Schinncksachen betrifft, so ist darin Unerichüvslichcs geleistet, Colleclioncn von Broschen, Armbändern, Colliers, Nadeln und Ubr- ketten aus den verschiedensten Fabriken und Ländern reihen sich an einander «ad machen die Wahl schwer, da auch die billigen Preise wirklich in Staunen versetzen. Aber auch in Ball- und GrsellschastSsiichern Hot die Firma Tovar cine Auswahl getroffen, die de» verwöhntesten Geschmack be friedigen wird; die prachtvolle» Wiener Neuheiten ans Strauß- nud anderen Ziersedern, mit Perlmutter-, Schildpatt- und Ebenholz- montirung sind unstreilbar apart und schön »no eine Serie von 3-, 4-, 5- nnd 6-^c-Jächern werden uns vorgelcg!, welche in ihren reizenden Ideen wetteifern. Wenn wir nun noch zum Schluß die vielen kleinen Rippsachen und Scherzartikel im Preise von 50 1 4l bis z» den scuistcn erwähnen, ebenso die Säulen, Conlolen, Tische, Elagäre» vermerken, jo ist annähernd ein Bild von der Reich- haltigkeit und Gediegenheit des Tovar'schen Magazins gegeben. Jedermann wird sich bei einem Besuch de« Magazin« von der Wirk- lichkeit de« hier Geschilderten überzeugen.
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